The doubt in himself von Schattenaugen ================================================================================ Kapitel 6: 6. ------------- Ich seufzte leise und mein Lächeln verschwand, als er einfach so aufstand. Wortlos. Sich wie immer aus der Affäre ziehen und kein Wort von sich geben, dachte ich bitter und wusste für einen Moment wieder einmal nicht, was ich machen sollte. Presste die Kiefer aufeinander und betrachtete ihn mit gemischten Gefühlen. Wenn er wirklich dabei war, sich von mir zu entfernen, dann wüsste ich nicht, was ich machen sollte, aber andererseits war ich einfach nicht bereit diesen Gedanken in meinen Verstand einzulassen und auch wirklich darüber nachzudenken, weil es nicht so sein konnte. Weil er das dann schon viel eher getan hätte, weil er sonst gar nicht erst hier wäre. Vegeta hätte viele Möglichkeiten mir aus dem Weg gehen, mir ganz aus dem Weg zu gehen und mit diesen vielen Möglichkeiten war er dennoch hier. In diesem großen Haus musste man sich nicht zwingend über den Weg laufen und mit der Fähigkeit zu spüren, wo sich jeder aufhielt, war es wahrscheinlich noch einmal einfacher - und doch hatte er hier gesessen. Angestrengt starrte nun ich auf die Tischplatte und suchte in meinem Verstand fieberhaft nach etwas, nach einer Kleinigkeit, die ich hätte sagen können und die ihn vielleicht zum Bleiben bewegt hätte, doch am Ende entstand nicht mehr als ein Seufzen. Die Augenbrauen konzentriert zusammengezogen beobachtete ich ihn aus dem Augenwinkel und hätte wirklich, wirklich sehr gerne irgendwas gefunden was ich hätte sagen können, doch blieb mein Geist leer, mein Verstand wie eine Wüste aus trockenem Sand, in dem sich keine Gedanken wie Pflanzen im Boden verankern konnten. Aber er ging nicht. Stand nur ein paar Sekunden unschlüssig vor dem Tisch und bewegte wieder keinen Muskel, so dass ich gezwungen war aufzusehen, einen Anhaltspunkt für sein Zögern zu finden. Für einen Moment sah er wirklich verloren aus, als ob er selbst nicht wusste, was er machen sollte, bevor sich seine Gestalt erneut straffte und er sich in Bewegung setzte, einen sicheren Schritt nach dem anderen machte. Um den Tisch herum, hin zum Kühlschrank. Ich konnte nur ahnen, was er machte, konnte nur hören, dass er sich öffnete und mich doch nicht herumdrehen, weil ich es nicht musste. Weil ich es nicht wollte... "Warum willst du das unbedingt wissen?" Drang seine tiefe Stimme zu mir durch und die Freude darüber, dass es die ersten Worte seit unserem Wiedersehen waren, hielt zumindest solange, bis er die Kühlschranktür mit ein wenig zuviel Schwung wieder zuknallte und mich mit dem Geräusch zum zusammenzucken brachte. Ich zog selbst die Augenbrauen zusammen und hätte ich mich umgedreht, hätte ich wahrscheinlich gesehen, dass sich dieses Mal kein Grinsen auf seinen Lippen abzeichnete, so wie ich es eigentlich angenommen hatte. Aber ich konnte seinen Blick auf mir spüren, ein ehrlicher und intensiver, interessierter Blick, der die Frage noch einmal bekräftigte und ich trotzdem noch nicht wusste, was ich sagen sollte. Was bezweckte er mit dieser Frage? Er wusste doch ganz genau, dass ich alles wissen wollte, dass es in meiner Natur lag meinen Freunden, meiner Familie zuzuhören. Erst Recht, wenn ich merkte, dass es einen von ihnen nicht so ging, wie es vielleicht sollte und gerade dieser Jemand mit seinem Verhalten meine volle Aufmerksamkeit auf sich zog, weil es schlicht nicht zu ihm passen wollte. Weil Vegeta sonst auch nicht so war, keine seiner Entscheidungen in Frage stellte. "Weil ich dir ansehe, dass etwas ist." Er kam wieder ein wenig um den Tisch herum und lehnte sich an die Stelle an die Küchenzeile an der ich ganz zu Anfang noch gestanden hatte, so dass ich unweigerlich aufsah. Ihn ansah und das kleine Schnauben in mich aufnahm, das er immer machte, wenn es um solche Themen ging, wenn er nicht darüber reden wollte. Vehement abstreiten, dass in ihm auch Dinge vor sich gingen, die in jedem anderen von uns vielleicht auch existierten. Und die Freude darüber, dass er nach so langer Zeit doch endlich ein paar Worte an mich richtete, verflog mit einem Mal, machte erneuter leichter Enttäuschung Platz, die ich nicht zeigen konnte. Nicht zeigen wollte, weil er sie mit Sicherheit sehen konnte und weil ich nicht wollte, dass er genau dies tat und sich wieder völlig verschloss. "Es gibt nichts zu sagen." Logische Worte - aus seinem Mund. In meinen Augen war es nichts weiter als ein bloßes Abstreiten der Tatsachen, ein in sich einschließen und niemandem Zeigen. Ich wusste all diese Dinge und betrachtete ihn lediglich stumm, ohne dass ein sinnvoller Gedanke meinen eigenen Geist gestreift hätte. Er lehnte dort und sah zurück zu mir. Direkt in meine Augen und in seinen dunklen Seen stand nicht viel mehr als das. Viele Gefühle, noch mehr Emotionen, die er sorgfältig in sich verschlossen halten wollte und doch konnte er mich nicht täuschen, konnte meinem Blick nicht viel länger standhalten und senkte den Seinen für den Bruchteil einer Sekunde. Schraubte die Flasche auf, beiläufig, die er sich aus dem Kühlschrank gefischt hatte und ich lächelte. Wusste, dass ich einen wunden Punkt getroffen hatte, weil es diese kleinen, kaum sichtbaren Zeichen waren, die mir alles sagten. Die mehr sprachen als seine Worte, die mehr aussagen konnten als ein ganzer Vortrag aus seinem Mund. Diese kleinen Gesten, die ihn schon immer irgendwie verraten hatten und die man nur suchen, entdecken musste, um die Wahrheit hinter seinen Worten zu erkennen. Die Lüge, die er sich selbst vorspielte. "Nein, für dich nicht, Vegeta." Soviel war klar, soviel war wahr. Er wollte nicht reden und vielleicht hätte ich ihn niemals darauf ansprechen sollen und doch hatte ich mich nicht aufhalten können. Hatte es nicht lassen können, weil ich diesen Mann einfach nur liebte und ihn nicht mit seinen Selbstzweifeln alleine lassen konnte. Zweifel, die er schon immer hegte, sie nur nicht zeigte. Es widersprach sich so sehr mit der Tatsache, dass er keine seiner Entscheidungen in Frage stellte, dass ich mich nicht zum ersten Mal begann zu wundern, wie er soweit gekommen war. "Aber ich sehe es dir trotzdem an." Noch ein klein wenig mehr und doch musste ich auf die Zeichen achten. Auf das leichte Verengen seiner Augen, als er mich wieder ansah, mich mit seinem Blick warnte den nächsten Schritt lieber nicht zu gehen. Und mein Herz begann in meiner Brust zu hämmern, aufgeregt zu schlagen, weil ich wusste, dass diese Warnung nichts weiter als Schall und Rauch war. Ein oftmals fruchtloser Versuch sich aus meinem Griff zu winden und mein Lächeln wuchs wieder auf meinen Lippen. "Und es geht dich nichts an." Kälte versuchte in seiner Stimme mitzuschwingen. Ein kleiner harter Unterton, weil er begann zu ahnen, dass ich noch weiter gehen würde, mich aufhalten wollte. Mich derart intensiv anstarrte, dass jeder andere wahrscheinlich einen Schritt zurück gemacht hätte und doch konnte ich mich nicht aufhalten. Sah ihn einfach nur an und legte die Hände auf den Tisch, nur um am Ende, nach langen Sekunden des Wartens und Überlegens, langsam aufzustehen. Den Blick nicht von ihm zu nehmen. Er machte es mir schwer, wie immer und brachte mein Herz nur noch aufgeregter zum Schlagen, so dass ich es hinter meiner Brust spüren konnte. Die Nervosität hinunter schluckte und ihn so fest ansah, wie es mir mit meinem wenigen menschlichen Fähigkeiten möglich war, während meine Liebe zu ihm, meine unendliche Sorge wenn es um ihn ging, wild durch meine Adern brannte. Wie ein Fegefeuer jeden anderen Gedanken verbrannte, jede andere Sorge als so nichtig erscheinen ließ, dass ich sie schlicht vergessen konnte. "Das sagst du." Es war nicht mehr als ein Flüstern, nicht mehr als ein lauer Hauch im Wind und doch wusste ich, dass ich nicht lauter sprechen musste. Dass er mich hörte. Ich sah es am minimalen Zusammenziehen seiner Augenbrauen, ich sah es an dem tiefen Atemzug, den er langsam machte, ohne den Blick einmal von mir zu nehmen. Man könnte fast meinen, dass er vor irgendwas Angst hatte, aber ich wusste, dass ich es nicht so war - sondern dass es eher die Dämonen waren, die ihn immer wieder davon abhielten mir das zu sagen, was wirklich in ihm vorging und sich nicht hinter dieser arroganten, grinsenden Maske zu verstecken. Und ich war mir sicher, dass er die Arme liebend gern vor seiner Brust verschränkt hätte, wenn dort nicht die mittlerweile geöffnete Flasche in seinen Händen wäre. Ich sah es - und es war nicht mehr als ein kurzes, leichtes Zusammenpressen seiner Lippen, bevor er eben jene Flasche hob und einen Schluck nahm, mich trotz allem nicht aus den Augen ließ. "Und es gibt nicht mehr zu sagen." Tatsachen, eine Tonlage, die mir genau seine Aussage noch unterstreichen sollte. Er wollte nicht, wollte nicht reden und es schon gar nicht mit mir machen, bevor er sich nicht selbst zu einem Ergebnis geführt hatte. Er wollte nicht über etwas sprechen, dass er für sich selbst noch nicht genug geordnet hatte und ich sah es. Erkannte genau das in seinen Gesten und fragte mich, wie lange dies dauern würde. Wie lange er noch brauchen würde um zu etwas zu gelangen, das einer Antwort vielleicht gleichen könnte und ihn am Ende genauso ratlos zurück ließ wie jetzt auch. Denn dass er keine Antwort hatte, sagte mir seine gesamte Art, sein Auftreten und die leichte Unsicherheit, die heute in seinen Gesten lag. "Doch, eigentlich gibt es das..." Ich sah weg, es hatte keinen Sinn ihn mit meinen Blicken festnageln zu wollen, weil er sich nicht festnageln ließ. Er würde nicht reden, zumindest jetzt nicht und ich musste diese unumstrittene Tatsache einfach so akzeptieren, weil ich wusste, dass wir Zeit haben. Dass ich noch genug andere Gelegenheiten ergattern würde, dass irgendwann eine Zeit kommen würde, die ihn freiwillig zu mir bringen würde und ich warten musste. Einfach nur warten, weil ich nicht in der Lage, noch in der Position war, ihn zu etwas zu drängen, das er nicht wollte und ich konnte im Grunde eigentlich schon froh sein, dass er überhaupt etwas zu mir gesagt hatte. Schweigen konnte Vegeta, das musste man ihm lassen und ich sah wieder auf, lächelte, nachdem ich Sekunden einfach nur auf meine Hand gestarrt hatte, die noch immer auf der Tischplatte lag "... aber weil du ja so stur sein musst und immer alles von dir schiebst, muss ich es wohl als genau das akzeptieren." Wieder nur Tatsachen, in ehrlichen Worten verpackt, deren Schärfe für ihn auch durch mein Lächeln nicht gemildert wurde. Aber wieder bekam ich nur ein Verengen der Augen und am Ende, nach weiteren langen Sekunden, in denen er mich einfach nur angesehen hatte, stellte er die Flasche mit einer langsamen Bewegung zur Seite. Neben sich auf die Küchenzeile und ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht laut loszulachen. Meine Lippen für einen Moment ebenfalls zusammenpressen, während er die Arme mit einer wirschen Bewegung doch noch vor seiner Brust verschränkte und den Blick abwandte, seinen Kopf zur Seite drehte. Wirklich, wie konnte man nur so berechenbar sein? So, wie er dort stand und immer wieder dieselben Reaktionen auf Situationen gab, die ihm nicht behagten, machte er eher den Eindruck eines Kindes auf mich. Aber ich verstand es auf der anderen Seite auch wieder ein wenig, war ich doch erneut bei dem Thema angekommen, das mir immer wieder vor Augen führen wollte und sollte, dass er es eben niemals wirklich gelernt hatte. Wie sollte er sich klar und deutlich zu seinen Zweifeln, seinen Gedanken äußern, wenn es früher nichts weiter als Schmerz und vielleicht den Tod bedeutet hätte und dieser Gedanke an sich brachte ein Gefühl mit sich, das ich selbst nicht ganz einordnen konnte. Es war eine Art Verzweiflung, weil ich all diese Dinge wusste und es in all der Zeit doch niemals geschafft hatte, diese Denkweise aus seinem Schädel zu bekommen; es niemals wirklich geschafft hatte ihn vergessen zu lassen und doch waren es diese Verhaltensweisen seinerseits, die ihn irgendwie so liebenswert machten. Weil ich wusste, dass er auf seine ganz eigene Weise ebenfalls etwas für mich empfand. Ich seufzte leise und brachte ihn mit diesem Geräusch dazu, erneut zu mir zu sehen, mich kurz anzusehen, bevor er selbst ein leises, abfälliges Geräusch in seiner Kehle bildete, wieder wegsah. Es war und blieb immer dasselbe, aber ich konnte eigentlich froh sein, dass es mittlerweile so war. Dass er nicht ohne ein Wort einfach ging und tagelang verschwand, weil er damit nicht klarkam, so wie er es früher immer getan hatte. Dass er nicht abfällige Worte in den Mund nahm, die er früher so oft gesagt hatte, nur um in einem Wutanfall seinerseits aus dem Haus zu stürmen, so dass ich mir niemals sicher sein konnte, ob er auch zurückkommen würde, oder nicht. Ich konnte froh sein, dass er sich in all der Zeit hier auf der Erde zumindest ein klein wenig eingelebt hatte, so etwas wie ein Leben aufgebaut hatte - was erstaunlich war, wenn ich in Betracht zog, dass er so etwas wahrscheinlich niemals erwartet hatte. Dass er eher davon ausgegangen war, dass er irgendwann im All, in irgendeinem Kampf einfach draufgehen würde. Was natürlich eine Ehre für ihn gewesen wäre. "Du bist unmöglich.", sagte ich leise und konnte das Lächeln nicht aufhalten, das meine Züge erneut aufhellte, als wären all die Worte niemals gefallen, als würde die tief sitzende Sorge um ihn nicht existieren und als würde er selbst nicht den Eindruck machen, als läge etwas derart Schweres auf seiner Seele, das er selbst nicht einordnen konnte. "Du bist einfach nur ein unmöglich sturer Esel, weißt du das?" Und er sah zu mir zurück, zog seine Augenbrauen nur noch mehr zusammen. Für einen Moment nahm ich an, dass er sich wirklich jede Sekunde von der Küchenzeile abstoßen würde um zu gehen, für einen unendlich langen Augenblick dachte ich wirklich, dass er wütend werden würde - umso überraschter war ich von der Reaktion, die er nun von sich gab. Er schüttelte nur den Kopf. Ein leicht belustigter Ausdruck überlagerte den anderen in seinen Augen und er zog die Arme ein wenig fester um seine Brust, während seine Schultern ein kurzes Beben andeuteten, als wäre er wirklich versucht zu lachen, nur dass sich lediglich seine Mundwinkel zu einem kleinen Grinsen nach oben verzogen. Jetzt war ich wirklich diejenige, die überrascht eine Augenbraue nach oben zog und ihn anblinzelte, als stünde dort nicht mein Mann vor mir, sondern irgendein anderes Alien, das es irgendwie geschafft hatte, seine Form anzunehmen. "Ich glaube, das ist der falsche Weg jemanden zum Reden zu bringen.", sagte er dann und wurde mit einem Mal wieder so ernst wie er zu Anfang gewesen war und ich wusste nicht, welche Möglichkeit mir besser gefallen sollte. Der nachdenkliche Vegeta, der in der Küche am Tisch gesessen hatte und nicht einmal aufgesehen hatte, als ich eingetreten war - oder der ernste Vegeta, der mich gerade so stechend intensiv ansah und dabei nichts mehr von dem preisgab, das überhaupt etwas in ihm vorgegangen war, nur um mich am Ende zum Schlucken zu bringen. Mein Herz machte einen Satz in meiner Brust und ich konnte den Blick einfach nicht von diesem Gesicht nehmen, von diesen tiefen Seen, die sich gerade wieder so behütet hatten. Sich vor mir verschlossen. Den einen Moment klang er so belustigt, trotz der ernst gemeinten Worte, und im nächsten Moment entglitt mir die Situation so schnell, dass es mich nur verwirren konnte - dabei wusste ich, dass er genau dies mit Absicht machte, mit mir spielte. Ich meinte es so ernst, so ehrlich und wollte ihm helfen und er griff zu jedem Trick den er finden konnte, nur um genau das nicht zu machen und ich seufzte abermals tief in meinem Inneren, presste die Zähne aufeinander. Wie schaffte er es nur immer wieder solche Dinge hervorzurufen, wie schaffte er es die Sorge innerhalb einer Minute in Genervtheit umzuwandeln - seit wann hatte er mich besser in der Hand als ich ihn, seit wann schaffte ich es einfach nicht meinen Entschluss auch festzuhalten, so wie ich ihn damals festgehalten hatte? "Du bist ein solches Arschloch." Aber es war ein kleines Zeichen von Normalität, selbst wenn ich in meiner Seele bereits wusste, dass es nichts weiter als eine Fassade war. Auch wenn ich ganz tief in meinem Inneren wusste, dass er lediglich ablenkte und das dazu benutzte, sich heimlich still und leise aus der Sache heraus zu mogeln, ohne viel Aufsehen hinaus zu manövrieren. Ich wusste all das und machte das kleine Spiel dennoch mit, weil es auch mich nach so langen, unendlich langen Tagen ebenfalls ein wenig ablenkte, meine kreisenden Gedanken für einen Moment zum Stillstand brachten - wahrscheinlich nur, damit sie alle mit einem Ruck wieder nach oben treten konnten, sobald er auch nur aus meinem Blickfeld verschwunden war. Es legte die Sorge um Vegeta für einen Augenblick auf Eis und ich war sogar ein wenig froh um diese Tatsache, weil es ebenso wenig mein Ding war dies zu tun, wie es Vegetas war, sich unendlich in sich selbst zu verlieren. Zu zweifeln. Schon gar nicht an sich selbst. "Das... weiß ich." Das Zucken seiner Mundwinkel kehrte zurück und wurde binnen eines Sekundenbruchteils zu einem ausgewachsenen Grinsen, während er nun doch die Arme endlich wieder von seiner Brust nahm und die Flasche wieder aufnahm, die er vorhin neben sich gestellt hatte. Wahrscheinlich fühlte er sich sicher - aber er durfte sich nicht zu sicher sein, schon gar nicht bei mir und für einen Augenblick verengte ich meine Augen, während dieser Gedanke meinen Geist streifte. Ich würde ihn schon dazu bekommen mir zu sagen, was in ihm vorging. Ich würde irgendwann schon noch die Wahrheit erfahren und ganz sicher nicht aufgeben, nur weil er es geschafft hatte, mich für einen Moment abzulenken. Aber hier und jetzt sollte ich nicht mehr dazu kommen, hier und jetzt sollte ich den Versuch endlich vollends absagen und die Dinge belassen, wie sie waren. "Geh duschen.", sagte ich dann und seufzte abermals. Ein Stück Normalität, nur ein kleines Stückchen von etwas, das ich nicht beschreiben konnte und keinesfalls als Alltag beschreiben wollte, weil es das mit einem Saiyajin im Haus einfach nicht so war. Und sein Grinsen verschwand, seine Brauen zogen sich wieder zusammen und ich war mir sicher, dass er wirklich versuchte mich mit seinem Blick zu erdolchen. "Sei mir nicht sauer, euer Majestät, aber du warst zwei ganze Tage im Gravitationsraum und ich will gar nicht wissen, was du da alles gemacht hast. Da ist es das Mindeste, dass du dich gleich geduscht an den Tisch setzt." Pünktlich zu meiner Aussage erschien meine Mutter in der Küche und brachte den Mann vor mir dazu eine Augenbraue skeptisch zu heben, bevor er den Blick auf eben jene Frau legte, nur um ihn einen Sekundenbruchteil später wieder auf mich zu legen. "Oh, guten Morgen!", trällerte meine Mutter auch gleich los, und ich wusste, dass es vorbei war. Dass die Gesamtsituation sich endgültig aufgelöst hatte, war es doch nun Vegeta, der ein Seufzen von sich gab und sich schließlich wortlos von der Küchenzeile abstieß. Genauso wortlos noch einen letzten Blick auf meine Mutter warf und dann aus der Küche verschwand, als wäre er niemals hier gewesen. Ich konnte ihm nur nachsehen, mein eigenes Lächeln verlieren, weil mir doch eigentlich gar nicht danach war. Weil ich nichts von dem erreicht hatte, was ich eigentlich hatte erreichen wollen und meinem Ziel nicht einen Schritt näher gekommen war. "Guten Morgen, Mum." Schwer ließ ich mich wieder auf den Stuhl sinken und sah die Tischplatte an, als könne sie mir meine Antworten liefern, oder schlicht und einfach nur einen Weg um mich diesem verschlossenen Mann wieder anzunähern, so wie ich es schon einmal getan hatte. Er war hier und war nicht wieder gegangen, aber irgendwie fühlte es sich wirklich so an, als wäre es noch nicht wieder so, wie es eigentlich sein sollte. Nicht, dass wir sonst lange Gespräche führen würden, nicht, dass er sonst nicht trainierte oder immer da gewesen war... aber aus einem mir unerfindlichen Grund waren seine Gedanken Schuld daran, dass es sich momentan einfach nicht so anfühlen wollte, wie es einmal war. "Bulma Liebes, was hast du nur?" Ihre Stimme wollte eigentlich gar nicht zu der Tonlage passen, mit der sie diese Frage gestellt hatte, weil eben dieser unterschwellige Unterton ein ernster war und mich dazu brachte, wieder aufzusehen, meine Überraschung klar in meinem Gesicht zu zeigen. Ich war es gewohnt mit meiner Mum zu sprechen, auch mal ganz andere Dinge zu besprechen, die man normalerweise nicht unbedingt mit seiner Mutter bereden wollte... aber mich erstaunte immer wieder welch große Auffassungsgabe hinter diesem immer währenden Lächeln steckte, wenngleich ich mich eigentlich langsam daran gewöhnt haben musste. "Nichts Mum.", sagte ich aber nur abwehrend. Nichts als Vegeta in meinem Kopf, weil sich seit unserer Rückkehr irgendwie jeder freie Gedanke nur noch um diesen einen Mann in meinem Leben zu drehen schien. Beinahe könnte ich lachen, wenn man in Betracht zog, dass es sich anhörte als wäre ich frisch verliebt - aber ich biss es zurück und schluckte es hinunter, weil es eher die Sorge war, die mich unendlich kreisend an ihn denken ließ. Wie ein Gummiball, der immer wieder zu mir zurück kam. "Soll ich dir irgendwie helfen?" Ablenkung, das hat immer schon geholfen. Aber heute sollte ich wohl mit niemandem wirkliches Glück haben, sollte niemals das erreichen, was ich erreichen wollte, sah mich meine Mutter doch nur mit diesem einen wissenden Blick an, ohne dabei ihr Lächeln zu verlieren, so dass ich unweigerlich wieder eine Augenbraue heben musste. Woher nur hatte sie diese Gabe? "Lass gut sein, Schatz, es dauert sowieso nicht lange." Natürlich, mit einem hungrigen Saiyajin im Haus, einem halben Saiyajin und drei weiteren Personen, konnte die Vorbereitung eines Essens schon mal einen ganzen Vormittag in Anspruch nehmen, aber vielleicht war es das, was ihr so Spaß daran machte. Der Gedanke wirklich gebraucht zu werden, anstatt nur die Pflanzen im Garten zu wässern. "Aber du könntest mir sagen, was dir auf dem Herzen liegt.", trällerte sie genauso freundlich, fröhlich weiter und ich wandte mich automatisch wieder ab, zog meine Augenbrauen selbst in Vegeta-Manier zusammen. Nein wirklich, woher zum Teufel hatte sie diese Gabe und wieso musste sie sie ausgerechnet an mir anwenden? Eigentlich war ich doch diejenige, die Vegeta dieselbe Frage hatte stellen wollen und auch keine Antwort bekommen hatte. Warum saß nun ich auf der Anklagebank? Spürte ihren Blick, obwohl ich sie nicht einmal ansah? "Vegeta." Mehr musste ich nicht sagen, sie würde es auch ohne große Erklärungen verstehen. Aber es war die Wahrheit - Vegeta lag mir auf dem Herzen, lag mir am Herzen und ich konnte es einfach nicht verhindern, dass ich mir Gedanken um diesen Mann machte, wenn dieser so plötzlich nicht mehr so war, wie er sonst immer war. Wenn er so plötzlich andere Verhaltensweisen an den Tag legte, die ich nicht einordnen konnte und die mir irgendwie meinen heißgeliebten Alltag unter meinen Füßen wegzog, meine begehrte Routine, die ich mir so lange aufgebaut hatte, zwischen den Fingern davonschlüpfen ließ. Ich hatte mich sonst immer darauf verlassen können, ihn zumindest zu den Mahlzeiten zu sehen. Die Trainingsgeräusche aus dem Gravitationsraum zu hören und mir sicher zu sein, dass er da war, auch ohne, dass ich ihn permanent in meiner Nähe haben musste. Dass er trainierte und nicht übertrieb, spätestens des Nachts zumindest bei mir war. Aber jetzt war er erst drei Tage nicht auffindbar, dann zwei Tage lang selbst eingeschlossen und ich wusste einfach nicht mehr, was ich denken sollte, auch wenn das kleine Stückchen Normalität, das wir gerade erst geteilt hatten, mir zumindest etwas sagen wollte. Vielleicht war auch das nur ein Spiel, ein Teil seiner so sorgfältig aufgelegten Fassade, weil trotz allem die ganze Zeit lang dieser eine Ausdruck, dieser eine Gedanke im Hintergrund nicht aus seinen Augen gewichen war. "Oh Schätzchen, was auch immer er hat, was auch immer ihm über die Leber gelaufen ist, ich bin sicher, dass du es noch erfahren wirst." Sie hatte es also auch gemerkt, nur nichts dazu gesagt? Hatte sie die subtile Veränderung an ihm ebenso wahrnehmen können, obwohl sie sich wahrscheinlich nicht einmal wirklich über den Weg gelaufen waren? Jetzt war ich endgültig verwirrt und sah zurück auf die Tasse, die noch immer auf dem Tisch stand und deren restlicher Inhalt mittlerweile wahrscheinlich eiskalt war. Ein Gedanke, der mich zum Seufzen brachte, bevor ich mich nur noch einmal kurz der Tür aus den Augenwinkeln zuwandte. Was auch immer er hatte, ich würde es erfahren, früher oder später. Sie hatte ja Recht. "Gib ihm doch Zeit. Ich wusste gar nicht, dass du es so eilig hast, dabei müsstest du es doch besser wissen." Besser wissen, dass er manchmal eben ein wenig länger brauchte, wollte sie sagen und ich lächelte leicht, als ich sie wieder ansah. Ihm Zeit geben... Genau dasselbe hatte Son-kun auch gesagt und ich kam nicht umhin ihnen zuzustimmen. Er brauchte Zeit, also sollte er sie haben, auch wenn der Gedanke an sich weniger schön war, weil es bedeutete, dass ich meine Neugier, meine Sorge zurückstecken musste und einfach wartend Däumchen drehen sollte - was nicht zwingend eines meiner Spezialgebiete war. Aber Vegeta damit auf die Nerven zu gehen, war genauso kontraproduktiv. Wie kam es eigentlich, dass mir die Menschen in meiner Umgebung erst sagen mussten, wie ich mit meinem eigenen Mann umgehen sollte? Wie kam es, dass sie es irgendwie besser wussten, schneller als ich? Klarer und deutlicher? Ich lächelte und schüttelte den Kopf... weil es ganz einfach war. Weil es schlicht an der Liebe lag, die ich für ihn empfand, so tief, dass die Sorge um ihn mein Urteilsvermögen umnachtete. Es mich falsch angehen ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)