Virtuelle Liebe von _Yume_chan_ ================================================================================ Kapitel 11: 11. Kapitel ----------------------- Kapitel Elf Die Stimme meiner Mutter reißt mich aus meinem Traum. „Mein Liebling, du musst jetzt aufstehen.“, singt sie fast. Sie scheint guter Dinge und bester Laune zu sein. Wie spät ist es eigentlich? Murrend drehe ich mich um und ergreife mein Handy um dort auf die Uhr zu sehen. 7:00… Warum ist sie schon wach? „Schatz, ich habe unten Frühstück hergerichtet. Ich warte unten auf dich.“ Kurz darauf höre ich meine Zimmertüre, wie sie sich wieder schließt. Verwirrt und verschlafen raffe ich mich auf und kratze mich unbeholfen am Hinterkopf. Ich sollte vielleicht wirklich aufstehen, schließlich hat sie mir sogar Frühstück gemacht! Träge versuche ich Gedachtes in die Tat umzusetzen und stelle mich langsam hin. Ich bin wirklich noch sehr verschlafen, doch das hält mich nicht davon ab, mich kurz im Bad fertig zu machen und dann runter in die Küche zu gehen. Der verführerische Geruch von Kaffee und frischen Brötchen steigt mir in die Nase, mein Magen grummelt. „Da bist du ja!“ Ich blicke in das freudige Gesicht meiner Mutter, sie freut sich ehrlich und das sieht man. „Willst du Tee oder trinkst du Kaffee?“, fragt sie mich. „Kaffee…“ Daraufhin gießt sie mir direkt eine Tasse des herrlichen Gebräus ein. Schon ein paar Minuten und wenigen Wortfetzen meinerseits sitze ich im Bus zur Schule. Es ist anders als sonst, ich fühle mich nicht mehr so leer wie sonst. Ich fühle mich Familiärer! Heute sollte mein Vater auch ankommen! Irgendwie freue ich mich darauf. In der Pause treffe ich zuerst auf Sora, der mit Riku an meinem Platz steht und sich unterhalten. Sie sehen mich überrascht an. „Roxas!“, ruft der Braunhaarige erfreut aus. „Ich bin überrascht dich hier zu sehen, geht es dir besser!“ Ich nicke leicht, mir geht es wirklich besser. „Ja schon, meine Eltern sind wirklich wieder da.“ Der überraschte Gesichtsausdruck weicht und ein Schockierter tritt hervor. „Woa heftig! Hätte ich ja nie erwartet! Haben sie schon gesagt, wann sie wieder gehen?“ Sora denkt realistisch, und eigentlich hat er damit Recht. „Meine Ma hat gemeint, dass sie so schnell nicht mehr weg gehen. Also bei meinem Vater kann es schon mal vorkommen, aber sie will da bleiben. Hat sie zumindest gesagt. Ihr tut es leid, dass sie mich die ganze Zeit alleine gelassen hat!“ „Und das glaubst du?“ Riku mischt sich pessimistisch ein. Muss das sein? Selbiges äußert Sora laut. „Sei doch nicht gleich so negativ! Ich denke schon, dass es jetzt mal was wird! Kann ja nicht sein, dass es denen nie auffällt, dass sie einen Sohn haben!“ Schon fast schützend stellt sich mein bester Freund vor mich und Riku verzieht sich leicht genervt. Dann dreht sich mein Gegenüber wieder zu mir um. „Aber du sag mal, was hast du dir wegen Axel überlegt?“ Er spricht leise, hat wohl Angst, ein falsches Thema anzusprechen. Ja, mir ist das Thema unangenehm. Ich senke meinen Blick. „Was sollte das mit Axel bringen.“, sage ich gerade heraus. „Ich finde nicht, dass es sich klären oder gar lösen wird! Ich möchte mich auch nicht weiter da hinein steigern, sehr wahrscheinlich habe ich nur Ersatz für meine Eltern gesucht. Aber das hat sich ja erledigt. Sora, ich werde endlich eine richtige und normale Familie haben, da passt es nicht, wenn ich auf einmal schwul bin!“ Ich werde immer lauter. „Außerdem habe ich ihn fast umgebracht, der wird mich doch eh nicht mehr wollen!“ Für mich ist hiermit das Thema beendet und das demonstriere ich ihm auch, in dem ich mich schnell verabschiede und zur Klasse zurückgehe. Vielleicht war ich zu hart zu ihm, doch ich will über dieses Thema nicht mehr reden!! Ein paar Schulstunden später bin ich auf dem Weg nach Hause, ich bin sehr gespannt darauf, ob mein Vater jetzt nun da ist oder nicht. Kurz vor der Türe atme ich nochmal tief durch, dann öffne ich diese. Ich höre Stimmen aus der Küche, sie klingen wie meine Mutter und mein Vater. Er scheint wohl wirklich da zu sein. Mein Vater ist da! Eine seltsame Nervosität steigt in mir auf. Schnell laufe ich zur Küche und stehe im Türrahmen. Wirklich, da steht er und blickt mich an. „Papa…“, bringe ich gedrückt raus. „Na, Roxas?“ Er breitet seine Arme aus, fordert mich still dazu auf, ihn in den Arm zu nehmen. Ich mache es, gehe ein paar Schritte nach vorne und falle ihm schon fast in die Arme. Ich habe ihn wirklich vermisst. „Na, wie geht es meinem Großen?“ Er wuschelt mir durch die Haare. „Gut, wie sollte es mir sonst gehen?“ Das Gefühl, es geschafft zu haben, durchströmt mich. Es ist unbeschreiblich. Mama hat schon was zu essen gekocht und wie eine richtige Familie setzen wir uns an den Tisch und essen. Ich frage relativ viel, was sie so gemacht haben, wo sie überall waren und was sie so gesehen haben. Mein Vater versucht mir so detailreich und ausführend davon zu erzählen. Alles zu erzählen. Dann richtet sich mein Blick leicht bedrückt nach unten. „Warum wart ihr nie da?“, frage ich leise. Ich glaube, das ist die Frage, vor der sich meine Eltern immer gefürchtet haben, denn beide sehen weg. „Wir wissen es nicht, Schatz“, versucht meine Ma dem Thema auszuweichen, doch mein Vater versucht es in Worte zu fassen: „Nachdem ich immer weiter musste, wegen Meetings oder anderen geschäftlichen Sachen, blieb fast keine Zeit um überhaupt darüber nachzudenken, nach Hause zu kommen. Deine Mutter und ich fühlen uns sehr schuldig, deswegen wollen wir hierbleiben. Ich habe erstmal Urlaub genommen und sobald dieser Urlaub rum ist, werde ich mich darum bemühen, nur noch in der Nähe zu arbeiten.“ Ein lächeln schleicht sich auf meine Lippen, er klingt sehr überzeugt. Und ich glaube ihm! Er scheint meine positive Reaktion bemerkt zu haben und lächelt mich nun auch an. Nach dem Essen gehe ich nach oben um meine Hausaufgaben zu machen, meine Eltern meinten noch, sie wollten heute Abend etwas zusammen unternehmen, nachdem wir uns so lange nicht mehr gesehen haben. Mal sehen was das sein wird. Mein Blick fällt auf meinen PC, ich stocke kurz. Ich werde nicht an ihn denken! Es ist schwer jemanden zu vergessen, dessen Blick einen bis in die Träume verfolgt. Doch ich weiß, dass das mit Axel keinen Sinn hat!! So und jetzt Schluss! Ich mach meine Hausaufgaben und dann sehe ich weiter! Motiviert setze ich mich an meinen Schreibtisch und schiebe Tastatur und Maus auf die Seite, damit meine Schulsachen Platz haben, dann hole ich diese Sachen raus und breite sie auf dem Tisch aus. Mal sehen, was ich alles machen muss. Ich hole mein Notizheft raus, in dem ich im Normalfall meine Aufgaben reinschreibe. Erst dann wird mir klar, dass ich eigentlich seit sehr langer Zeit keine Hausaufgaben mehr gemacht habe. Es verändert scheinbar sehr, dass meine Eltern da sind! Aber schließlich will ich ja mein Leben ändern… Hochkonzentriert setze ich mich an die erste Arbeit. Mathe. Das ist so ein Fach, welches ich noch nie wirklich hab leiden können, aber um nach oben zu kommen muss man halt auch Sachen machen, die einen nicht gefallen. Nach einer Stunde bin ich geschafft aber fertig mit meinen Aufgaben und ich strecke mich, währenddessen stoße ich ein erleichterndes seufzen aus. Dann kann ich ja nach unten gehen und fragen, was sie denn so geplant haben! Voller Vorfreude packe ich meine Sachen wieder in meinen Rucksack und gehe runter ins Wohnzimmer, in dem meine Eltern auf der Couch sitzen und fernsehen. Seit sie da sind scheint das Haus wieder heller zu sein. Kann es sein, dass Ma geputzt hat? Es sieht hier so anders aus… viel schöner und wärmer! „Na Roxas, fertig mit den Hausaufgaben?“, fragt mich mein Vater direkt heraus, als er gesehen hat, dass ich im Türrahmen stehe. „Ja, habe ich. Was machen wir dann jetzt?“ Meine Ma grinst, als ich so direkt meine Frage stelle. Doch sie Antwortet mir auch sofort: „Wir haben uns gedacht, nachdem jetzt dann bald Weihnachten ist, könnten wir doch zuerst ein bisschen shoppen und dann auf den Weihnachtsmarkt gehen. Wie findest du das? Dann können wir dir auch dein Weihnachtsgeschenk kaufen.“ Sie lächelt mich an. Weihnachtsgeschenk? Ein echtes? Und nicht nur Geld? Ich bin sichtlich erstaunt, doch in mir drin kribbelt es. Ich freue mich wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Es ist so lange her, dass ich mit meinen Eltern zusammen Weihnachten verbringen konnte! Es sind schließlich nur noch zehn Tage! Erfreut nicke ich schnell mit dem Kopf und mache mich daran, meine Sachen anzuziehen und zu warten, bis meine Eltern auch damit fertig sind und wir ins Stadtzentrum laufen. Es hat zum Schneien angefangen, dicke Flocken kommen vom Himmel runter, doch direkt kalt ist es nicht. Es ist eher angenehm und zur Jahreszeit passend. „Mir fällt auf, wie wenig ich mich hier auskenne!“, ruft meine Ma überrascht aus und ich kichere leise. „Mir ging es am Anfang auch so, doch langsam geht es.“, antworte ich ihr. Zusammen finden wir den Weg zum großen Shoppingcenter. Nach und nach sehen wir uns viele Läden an, teilweise Bekleidungsgeschäfte, dann Elektroläden oder auch einfach mal einen Laden, in dem man nur Dekorationen kaufen kann. Ich hole mir ein neues paar Schuhe, eine neue Jacke und noch eine DVD. Sehr sicher bin ich mir nicht, ob ich sie gebrauchen kann, schließlich habe ich nicht so viel Erfahrung damit, mich einfach mit mir selbst zu beschäftigen und dabei nicht am Rechner zu sitzen. Oder mit fremden Leuten zu chatten. Axel… Nein! Krampfhaft leite ich meine Gedanken wieder um, und schaue in ein Buchhandel. Ein Buch sieht sehr interessant aus, ich trete ein und nehme es in die Hand. Meine Ma folgt mir. „Willst du es haben? Ich kann es dir kaufen, wenn du möchtest.“ Man hört das Lächeln und die Freundlichkeit aus ihrer Stimme heraus, das schafft eine sehr warme Atmosphäre. Ich zucke leicht mit den Schultern. „Ich weiß nicht so recht, was wenn es mir nicht gefällt?“ „Dann haben wir halt ein Buch gekauft, ohne dass es jemand gelesen hat. Es sieht sehr schön aus, man könnte es auch als Dekoration benutzen.“ Sie lacht ihr warmes Lachen. Dann zucke ich nochmal mit den Schultern und nehme das Buch mit zur Kasse. Zwei Stunden später sind wir alle sehr vollbepackt mit Sachen, die wir heute gekauft haben. Es ist dunkel geworden und noch kälter. Inzwischen ist es nicht mehr so angenehm draußen. Wir einigen uns darauf, einfach in einem Restaurant essen zu gehen und an einem anderen Tag den Weihnachtsmarkt zu besuchen. Wir suchen uns ein griechisches Restaurant aus, es ist ziemlich voll hier. Doch die Stimmung stimmt, es sieht sehr familiär aus und ich genieße es richtig, mit meinen Eltern hier zu sein. Als richtige Familie. Es ist so unfassbar, dass ich es immer und immer wieder denken muss! Ich will jeden Moment und jede Emotion in mich aufnehmen, als hätte ich noch nie gelebt. Als würde ich zum ersten Mal atmen. Haltlos lasse ich mich darin fallen und es fühlt sich gut an. Das Essen riecht auch sehr lecker, schon ein paar Minuten nachdem wir bestellt haben, steht das Essen vor uns. Es riecht wirklich sehr lecker! Quatschend fangen wir an, wir lachen viel, wir trinken sogar zusammen ein Glas Wein, der mir ziemlich schnell in den Kopf steigt. Ich lasse es lieber mit dem Alkohol, sonst bin ich noch komplett vernebelt, denke ich grinsend. Langsam fange ich an wieder zu vertrauen. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob das wirklich richtig ist, ich möchte es auf mich zukommen lassen. Ich bin echt guter Dinge, es wird schon nichts schiefgehen! Als wir auf dem Heimweg sind klingelt mein Handy, leicht verwirrt gehe ich ran: „Ja?“ „Hey, Roxas, hier ist Sora, du bist nicht Zuhause, wo bist du?“ Sora steht scheinbar bei mir vor der Tür und möchte rein. Was er wohl möchte? „Warte einfach noch ein paar Minuten, ich war mit meinen Eltern was essen. Aber wir sind gleich wieder da.“ Dann lege ich auf. Wenn es wichtig ist, wird er schon warten. Ich erzähle das kurz, damit Ma und Dad auch darauf vorbereitet sind, dass ich dann Besuch haben werde. Schließlich ist morgen Samstag, da sollte es nicht stören, wenn ich besuch habe. Wie erwartet nicken beide. „Roxas, da bist du ja endlich! Ist dir eigentlich klar, wie kalt es hier draußen ist?“ Bibbernd sieht mich der Braunhaarige an und ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Auch Sora fällt es auf, dass es mir besser geht. „Komm rein“, bitte ich ihn, als er meine Eltern begrüßt hat. Wir gehen auf mein Zimmer. „Was brauchst du, Sora?“ Doch der Angesprochene schüttelt den Kopf. „Ich finde es schon sehr erstaunlich, wie gut es dir geht! Doch das freut mich!“, beteuert er sofort und wechselt das Thema: „Es ist doch bald Weihnachten.“ Ich nicke stumm. „Ich weiß nicht, was ich Riku schenken soll! Ich bin so verzweifelt!“ Ich lache laut auf. Darum geht es also! Er weiß nicht, was er seinem Freund schenken soll. Doch woher soll ich das jetzt wissen? „Ich weiß es doch auch nicht, Sora. Ich weiß doch gar nicht, was er so mag!“ Dann wird er auf einmal rot und fängt zum Stottern an. Was wird das jetzt? „Ja ich hab da schon so eine Planung.“, meint er leise. „Das ist doch super!“ Ich hingegen bin sehr begeistert. „Was wäre deine Idee?“ Dann sieht er, noch weiter rotwerdend, auf den Boden. Es ist ihm scheinbar ziemlich peinlich. „Wir hatten noch nicht... und… ich wollte… ihm…“, dann stirbt seine Stimme ab. Ich glaub ich weiß, worauf er hinaus will und werde auch rot. „Oh, also das…“ Ich räuspere mich kurz. Auch mir ist das peinlich. „Meinst du, dass das eine gute Idee ist?“ Schüchtern sieht er mich von unten an. Das ist echt zu niedlich! „Bist du denn schon soweit um mit ihm zu…?“ Ich kann es nicht weiter aussprechen, Gott sei Dank wissen wir, was wir meinen. „Ich bin auf jeden Fall soweit! Ich kann es schon fast nicht mehr abwarten!“ Ruckartig sieht er mich an. Ihm scheint es wirklich ernst zu sein. Sex mit seinem Freund… „Also wenn du meinst, dass du soweit bist, ist es eine sehr schöne Idee! Ich mein, was kann man einem geliebten Menschen besseres schenken, als seinen eigenen Körper?“ Er läuft noch ein wenig mehr an, als ich diese Worte ausspreche. So schüchtern habe ich ihn noch nie gesehen. Riku kann sich echt glücklich schätzen! Ich bin schon ein wenig neidisch auf die zwei… ich habe scheinbar nicht so ein Glück, einen Menschen zu finden, der mich so liebt wie ich bin… Sora ist noch eine längere Zeit bei mir und verlässt erst spät das Haus. Lange halte ich es auch nicht mehr wach aus, ich wünsche meinen Eltern eine gute Nacht und lege mich ins Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)