Virtuelle Liebe von _Yume_chan_ ================================================================================ Kapitel 8: 8. Kapitel --------------------- Kapitel Acht Ein grelles Licht blendet mich durch meine geschlossenen Lider, treibt mich dazu den schweren Schlaf zu verlassen. Traumlos, ohne an etwas zu denken, ohne zu fühlen. Schon fast ohne zu leben. Was ist nur passiert? Ich fühle mich überfahren. Das Gefühl der Schuld ist immer noch nicht vergangen. Die Hoffnung besiegt von der Realität, es wird niemals vergehen. Fuck… Ich stehe langsam auf, mein Blick streift den PC, die Gedanken schweifen um. Zu dem Menschen, an den ich nicht mehr denken möchte. RedFire… Wie gerne würde ich jetzt mit ihm schreiben, ihm mitteilen, dass es mir nicht gut geht. Das ich einen Fehler gemacht habe. Mich entschuldigen, alles dafür tun, dass es wieder gut wird. Es geht nicht… du hast es kaputt gemacht! Wieder diese Gedanken. Es vergeht einfach nicht!! Das Klingeln an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Wer sollte mich denn jetzt noch besuchen kommen? Ich schleife mich zur Eingangstür und öffne sie fade. Sora, mit Riku. Sie stehen einfach da und blicken mich an. In deren Blick liegt kein Vorwurf. Schon fast flehend sieht mich Sora an. „Dürfen wir rein kommen?“, flüstert er bittend. Ohne eine Antwort zu geben, gehe ich einen Schritt zur Seite. Sie verstehen es richtig und treten ein. Kaum ist die Tür hinter mir zu, fällt mir Sora um den Hals, er kann die Tränen nicht halten. „Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!“ Rettend kommt Riku an seine Seite und legt ihm eine Hand auf die Schulter, versucht ihn zu beruhigen. Doch diese Emotionen erreichen mich nicht, ich fühle mich wie Tod. „Was wollt ihr hier…?“, frage ich, leise, fast gehaucht. „Wir wollten nach dir sehen, ob es dir gut geht und ob du irgendetwas brauchst.“ Sora ist total überdreht. Er hat keine Probleme damit, seine Gefühle zuzugeben oder zu zeigen. Auch auf Riku seinem Gesicht spiegelt sich Sorge wider. Er sieht mich direkt an. „Können wir für dich irgendwas tun? Bitte sag es uns!“ Er scheint wirklich voller Sorge zu sein, obwohl ich ihn gar nicht so lange kenne. Er scheint Sora wirklich zu lieben, dass er wirklich für seine Freunde auch Sorge empfindet. Ich finde es seltsam, fühle mich hier fehl am Platz. Wünsche, ich wäre nicht hier, nie hier gewesen. Ich antworte ihnen nicht, meine Kehle ist wie zugeschnürt. Sora scheint zu merken, dass es mir gar nicht gut geht und nimmt mich nochmals in den Arm. „Es wird bestimmt alles wieder gut.“ Schon fast angeekelt schiebe ich ihn weg von mir, ich will nicht noch mehr Schaden anrichten. Das was ich bis jetzt getan habe ist genug. Verzweifelt blickt mich Sora aus seinen blauen Augen an. „Bitte… lass dir helfen!“ Das klingt schon fast wie ein eigener Hilferuf von Sora. Er lässt sich von Riku in den Arm nehmen, der ihm sogleich etwas ins Ohr flüstert. Der Angesprochene nickt kurz und verlässt dann das Haus, er blickt nur noch ein weiteres Mal zu mir, traurig, bevor die Tür hinter ihm zufällt. Ich bin mit Riku alleine. Doch jetzt kann ich doch nicht einfach so zusammenbrechen, oder…? Mit Sora hätte ich es gekonnt, oder? Scheiße, ich kann nicht klar denken! „Wir gehen besser ins Wohnzimmer, du solltest dich hinsetzen.“, sagt Riku ganz ruhig zu mir und ich kann nicht anders reagieren, als langsam ins Wohnzimmer zu gehen und mich auf das Sofa zu setzen. „Kannst du mir erzählen, was los ist? Sora redet nicht mit mir über mich, aber da steckt doch was dahinter, oder? Du kannst mir ruhig vertrauen.“ Riku versucht mit seinen Worten zu mir durchzudringen. Es klappt nicht ganz. „Ich…“ Suchend nach dem richtigem Wort wende ich meinen Blick ab. „Ich… kann nicht.“, bringe ich schließlich raus. „Warum nicht?“ Er lässt einfach nicht locker, hat gerade erst angefangen, mich mit Fragen zu löchern. „Ich bin schuld daran…“ Ganz leise bringe ich diese vier kleinen Wörter raus. Nicht mehr, mehr möchte ich nicht sagen. Mehr kann ich nicht sagen. Es ist vorbei. „Du bist nicht schuld daran! Du kannst nichts dafür, dass Axel dich retten wollte. So wie er dich schon von Anfang an retten wollte.“ Irritiert blicke ich ihn an. Mich von ANFANG AN retten wollte…? Was meint er damit? Er sieht meinen fragenden Blick, antwortet mir darauf obwohl ich nicht mal laut gefragt habe. „Ich unterhalte mich manchmal mit ihm. Mir ist aufgefallen, dass er sich verändert hat. Ins Positive. Und das, seit er dich kennt! Roxas, mach dich bitte nicht fertig, er wird das schaffen, er wird den Kampf gegen die Verletzungen nicht verlieren!“ Ich schüttel benommen den Kopf. „Nein…“, sage ich leise. Schon wieder. „Ich bin schuld daran, ich werde immer schuld daran sein.“ Ich wehre alles ab, nichts was er sagen kann, wird mir helfen. Ich weiß, dass ich schuld daran bin! „Roxas!“ Er wird lauter, nimmt meine Schultern zwischen seine Hände, schüttelt mich ein wenig. „Du bist NICHT schuld daran!“ Ich weiche ihm aus, Tränen steigen wieder hoch. Sie brennen in meinen Augen. Ich kann es nicht zurück halten, es geht einfach nicht. Eine Träne nach der anderen rollt mir über meine Wangen. Riku stößt mich zurück. „Wehe du tust dir etwas an!“ Drohend blickt er auf mich herab, er ist aufgestanden. „Axel will das nicht! Und das solltest du wissen! Geh zu mir oder zu Sora, aber tu dir nichts an!“ Schnell verlässt er mein Haus, lässt mich zitternd zurück. Ich soll mir nichts antun? Ich versteh es nicht, ich versteh rein gar nichts mehr. Ist es nicht meine Entscheidung, was ich mit mir und meinem Körper mache? Ist es nicht meine Entscheidung, ob ich mich für meinen Fehler bestrafe? Oder mich erlöse? Ich kann es nicht sagen, ich kann gar nichts mehr sagen. Es soll einfach nur noch aufhören. Diese Schuldgefühle, sie sollen einfach aufhören. Sie sollen gar nicht da sein. Warum habe ich sie überhaupt? Warum? Warum? Er ist doch daran schuld, nicht ich!! Verdammt!! Ich renne ins Bad, breche vor der Kommode zusammen. Ich weiß was jetzt folgen wird. Es ist schon so oft passiert, schon viel zu oft. Immer und immer wieder, wie ein Freund der in der Ecke sitzt und nur darauf wartet, wieder benutzt zu werden. Wie mein bester Freund, immer für mich da, wenn ich brauche. So wie jetzt… Ohne nach dem ‚Warum‘ zu fragen, ohne irgendwas zu fragen. Zitternd greife ich ihn diese eine Schublade, nicht mal suchend danach greifend. Ich ziehe eine im Licht funkelnde Klinge hervor. Sie sieht scharf aus, so wie ich sie zurück gelassen habe. So oft habe ich geschworen, sie nicht mehr zu benutzen. Doch es bringt nichts, ich komm anders hier nicht mehr raus. Warum sollte ich mit Sora reden? Der kann mir dabei nicht helfen. Oder gar Riku? Niemals. Ich muss mich einfach dafür bestrafen, für das was ich getan habe. Schließlich bin ich schuld daran… Ich muss meinen Teil daran tragen. Diesen Schmerz muss ich erleiden, damit ich ihm zumindest nochmal ansatzweise in die Augen sehen kann. Damit ich meinem Spiegelbild in die Augen sehen kann. Damit ich mir ehrlich gegenübertreten kann, um ruhig zu schlafen. Ich sehe die Klinge zitternd an. Vielleicht lässt dann mein Schmerz auch nach, mein innerer Schmerz. Vielleicht unterdrückt der sichtbare Schmerz dann den inneren. Ohne weitere Scheu krempel ich meinen Ärmel des linken Armes nach oben, darauf bedacht, mich nicht unbeabsichtigt zu verletzen. Schmerzen müssen gewollt sein, sonst bringt es mir nichts, sonst ist es einfach falsch. Noch einmal atme ich tief ein und langsam aus, dann setze ich die obere Spitze der Klinge auf. Meine Hand bebt. Ich drücke zuerst leicht zu, dann immer fester, während ich die Klinge nach unten ziehe. Ein tiefer Schnitt entsteht, aus dem sogleich Blut sickert. Währenddessen verhärtet sich mein Gesichtsausdruck. Ich spüre den stechenden Schmerz in meiner Haut, er ist sehr deutlich, doch das animiert mich, die Klinge noch weiter in die Haut zu rammen. Knapp daneben setze ich sie wieder auf, wiederhole das gerade gemachte. Immer ein Stückchen tiefer. Immer und immer wieder. Dickes Blut tropft leise auf den Fliesenboden, aber das merke ich schon fast gar nicht mehr. Nach und nach verschwimmt die Sicht vor meinen Augen und mit einem klirrendem Geräusch fällt mir die Klinge aus der Hand, mein Oberkörper kippt leicht nach vorne. Ich habe das Gefühl, dass mein ganzer Körper vibriert, äußerlich, doch innerlich spüre ich nichts mehr. Es fühlt sich eher so an, als wäre ich ausgebrannt, die Tränen sind auch versiegt, selbst weinen kann ich nicht mehr. Wie ein schwarzes Loch, welches mich von innen verschlingt und mich mit sich reißt. Mein Blick fällt auf die Blutflecken auf dem Boden. Alles wird auf einmal klar, erst jetzt wird mir bewusst, was die letzten Minuten geschehen ist. Es erscheint mir wie ein schlechter Traum, als wäre es nicht passiert und irgendwie dann doch. Oh mein Gott…! Ich entdecke die Spuren meiner Tat auf meinem blassen Unterarm. Scheiße! Galle steigt mir die Kehle auf, ohne auf etwas zu achten schrecke ich auf und stehe desorientiert im Badezimmer. Was zum…?! Mir wird schwindlig. Scheiße! Nein! Weiteres Blut läuft wie warmes Wasser an meinem Arm herunter, tropft weiter auf den Boden. Hektisch such ich die Klinge, sehe sie hasserfüllt und verzweifelt an und werfe sie zurück in die Schublade. Was hab ich bloß getan?! Mein ganzer Körper erbebt unter dieser Tatsache, dass ich mal wieder zu schwach war. Es wieder nicht durchgestanden habe, ohne mich zu verletzen. Schlimmer als sonst. So schlimm wie noch nie! Sachte hebe ich meinen verletzten Arm, betrachte ihn etwas näher und erschrecke ein weiteres mal. Wie betäubt bewege ich mich zum Waschbecken und drehe das Wasser auf, eiskaltes Wasser und lasse es über meine frischen Schnitte laufen. Es brennt wirklich sehr und dieser Schmerz zieht sich bis in meine Schulter. Ich bin selber schuld, ich wollte es ja so. Dann soll ich auch dafür büßen, dass ich schon wieder so inkompetent war. Es wieder nicht lassen konnte. Ich bin es einfach nicht wert… Mehr geht mir nicht durch den Kopf, als das kalte Wasser nicht nur meine Wunde, sondern auch mein innerstes betäubt, taub werden lässt. Wie ferngesteuert hole ich mir einen Verband, verbinde damit meinen Arm, nachdem ich meine Wunde mit einem frischen Tuch gesäubert und abgetrocknet habe. Ich ziehe den Verband schön fest, damit nichts weiter bluten kann und auch, damit es meinem Schmerz ein wenig verstärkt, oder auch weiter betäubt. Ich weiß es nicht, ich weiß gar nichts mehr. Kurz darauf habe ich das Bad gesäubert und schleppe mich in mein Bett. Einfach nur noch schlafen, dann merk ich nichts mehr davon. Dann merke ich gar nichts mehr. Die Decke über meinen Kopf ziehend versuche ich, meine brennenden Augen zu schließen, doch dieser Versuch misslingt mir. Nun, die Wand anstarrend, hoffe ich, dass es einfach aufhört. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)