11. August von Chimi-mimi (Ein besonderes Geburtstagsgeschenk) ================================================================================ Kapitel 1: -1- -------------- Harry atmete tief durch, doch es brachte nichts. Noch immer bohrte dieser nagende Schmerz in seinem Magen. Wie konnte man nur so nervös sein? Scheinbar konnte zumindest er so nervös sein, dabei war es doch wirklich nur eine Kleinigkeit. Eine kleine Kleinigkeit. Eine kleine zerknitterte Kleinigkeit. Vor lauter Nervosität hatte er das kleine Päckchen geknetet und dabei das schöne – von Hermine angebrachte – Geschenkpapier ruiniert. Unruhig tigerte er in Rons Zimmer auf und ab. Sollte er das wirklich machen? War das der richtige Zeitpunkt? „Harry!“, rief sein bester Freund energisch. „Du läufst hier noch den ganzen Boden durch. Reiß dich mal zusammen.“ Ron, der mit zwei Flaschen Butterbier von unten hoch kam, setzte sich auf den Rand seines Jugendbettes und sah ihn prüfend an. „Du solltest nichts sagen“, erwiderte Harry und setzte seinen Dauerlauf fort. „Dir ging es doch dabei auch nicht besser. Du sahst genauso aus wie damals, als du dich mit den Schnecken übergeben musstest.“ Rons Ohrenspitzen färbten sich leicht rosa, während er einen verdächtig langen Schluck Butterbier zu sich nahm. Nur ungern erinnerte er sich an diesen Tag zurück, denn Harry hatte Recht, er hatte sich auch nicht viel besser benommen. Schwammig war da eine Episode in seinem Gedächtnis geblieben, die ihn selbst, eine Bettdecke und… seinen Daumen beinhaltete. An dem Tag hatte Ron sich wirklich wie der letzte Idiot benommen, doch wenn er Harry so vor sich sah, dann taten sie sich in ihrer Nervosität nichts. „Also, wie willst du es machen?“ Ron setzte sich auf sein quietschendes Bett und hielt Harry die zweite Butterbierflasche auffordernd entgegen. „Trink was, Mann, entspann dich etwas.“ Mit nur leicht zitternder Hand legte Harry das so wichtige Päckchen zur Seite, griff lieber nach der Flasche, um einen großen Schluck zu nehmen. Wie immer erfüllte der Geschmack seinen Gaumen, er liebte das süße Butterbier einfach. „Ich gib es ihr und na ja…“ „Guter Plan, Harry, sehr guter Plan.“ Als er sich umdrehte, entdeckte er Hermine, die kopfschüttelnd am Türrahmen lehnte. „Das kommt ja fast an Rons Plan ran.“ „Sehr lustig, Hermine, wirklich sehr lustig.“ Ron warf ihr einen missmutigen Blick zu, doch sie wusste, dass sie ihren Mann mit einem kurzen Kuss schnell wieder besänftigen konnte. „Ihr seid wirklich zwei Romantiker. Irgendwie habe ich mir das schon so vorgestellt“, stellte Hermine mit einem genervten Augenrollen fest. Wenn man so etwas einmal den Männern überließ. „Am besten sind noch alle aus der Familie da, George erzählt schmutzige Witze, Percy lässt irgendeinen altklugen Kommentar von sich und…“ „… ich dachte für die altklugen Kommentare bist du zuständig!“ Ron grinste seine Frau verschmitzt an und zog sie an sich. „Haha. Aber im Ernst, Harry, so kannst du dir das doch nicht vorstellen, oder?“ „Was vorstellen?“ Ginny trat zur Tür herein und gab Harry einen sanften Kuss auf die Lippen. „Plant ihr irgendetwas? Lasst es lieber, Mom dreht eh schon durch, weil wir alle uns versammeln. Ihr kennt sie doch!“ Verlegen sahen die drei sich an, keiner wusste so recht, was er sagen sollte. „Aha. Ihr plant also wirklich etwas! Und ihr wollt es mir nicht verraten... ist es ein besonderes Geschenk?“ Ginny schaute jedem einzelnen ins Gesicht und es waren Rons rote Ohren, die sie schließlich verrieten. „Es geht um mein Geburtstagsgeschenk, richtig? Okay, okay, dann lass ich euch Geheimniskrämer alleine. Ich mag Überraschungen.“ Mit einem Lachen, das auf Rons „Aber keine Langziehohren!“ nur noch lauter wurde, verließ Ginny den Raum. „Imperturbatio“, murmelte Ron leise und richtete den Zauberstab auf die Tür. „Du traust deiner Schwester das wirklich zu?“ Verblüfft sah Hermine ihren Mann an. „Sie ist nicht nur meine Schwester, sie ist auch die Schwester von George“, erwiderte Ron mit hochgezogener Augenbraue, bevor er noch ein „Und Freds Schwester“ nachsetzte. Auch wenn der Zwilling im Kampf gestorben war, vergaß ihn hier niemand so schnell. „Das ist wohl wahr.“ Harry nickte seinem Freund bekräftigend zu, er hatte schon einige interessante Seiten an Ginny entdeckt. „Ist ja auch egal. Harry, wie willst du es machen? Ich habe gedacht, ihr könntet in den Garten gehen, ganz romantisch vor dem Blumenbeet…“ „… mit den romantischen Gnomen. Ist klar, Hermine.“ „Ron! Sag mir nicht, du hast eine bessere Idee? Dein Heiratsantrag kann ja wohl kaum als Vorbild dienen.“ Hermine sah ihren Mann belustigt an. „Wi…wi…wi…willst… also… öhm… Das nennst du doch wohl nicht romantisch, oder?“ „Du hast immerhin ‚Ja‘ gesagt, also hat es wohl gereicht, oder?“ „Natürlich hat es gereicht, immerhin liebe ich dich. Aber deshalb kann Harry es trotzdem besser machen. Du hättest vielleicht auch Ginny um Hilfe bitten sollen.“ Schweigend beobachtete Harry seine Freunde, in letzter Zeit war er immer öfter Zeuge ihrer kleinen Liebeskabbeleien. Aber je mehr darüber nachdachte, je mehr er die zärtlichen Gesten zwischen ihnen sah, umso mehr stimmte er Hermine zu: Einfach so das Päckchen übergeben, nein, das wollte er nicht. Aber vielleicht… „Das Feld.“ Mit diesen zwei Worten schaffte er es tatsächlich, Hermine und Ron nicht nur zu unterbrechen, sondern auch zu verwirren. „Das Feld?“ „Das Feld. Das Kornfeld. Da draußen.“ „Ja, Harry, da hast du Recht, da draußen ist tatsächlich ein Feld. Ein großes, von dem wir umgeben sind.“ Ron sprach bewusst langsam. „Hast du dir irgendwo den Kopf angestoßen? Ist alles in Ordnung?“ Doch im Gegensatz zu ihrem Mann hatte Hermine schneller verstanden. „Das ist es! Sehr gut, Harry, sehr gut!“ „Was ist es? Hermine? Bist du auch auf den Kopf gefallen?“ „Ron, du Idiot! Ginny glaubt doch, wir planen ein geheimes Geschenk für sie. Harry tut einfach so, als wollte er sie ablenken und mit ihr einen Spaziergang machen. Draußen, in den Feldern, so wie sie es immer machen. Währenddessen wirken wir etwas geheimnisvoll und beschäftigt, damit sie das auch glaubt. Harry, das ist die Lösung!“ Strahlend sah Hermine hin und her. „Äh ja… das meinte ich.“ Eigentlich hatte Harry sich nur gedacht, dass das Feld vielleicht ganz gut wäre, weil er und Ginny da ihre Ruhe vor den anderen hätten, aber eigentlich hatte Hermine wirklich Recht. Mal wieder. „Also dann, lasst es uns angehen!“ Hermine stürmte zur Tür, öffnete sie schwungvoll und rief nach Ginny. Es konnte losgehen. ~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~~*~*~*~*~ Zärtlich legte Ginny ihre Hand in Harrys, während sie Seite an Seite durch das Kornfeld spazierten. Harry liebte den Fuchsbau, er war sein zweites Zuhause geworden, doch ab und zu genoss er es einfach, wenn er aus dem Trubel herauskam. Wenn er durch die Felder rund um das Haus spazieren konnte, wenn die Stimmen leiser wurden und plötzlich nur noch die Stille der Natur erklang. In diesen Momenten wollte er jedoch nicht ganz alleine sein, er wollte sie mit der Frau verbringen, die er liebte. So ein Spaziergang war nur dann perfekt, wenn Ginny neben ihm lief, wenn sie seine Hand hielt oder einfach nur an seiner Seite war. Doch heute konnte er nicht abschalten, zu sehr brannte ihm das kleine Päckchen in der Tasche. Wann war der richtige Moment gekommen? Würde Ginny ja sagen? Würde er vielleicht genauso dämlich wirken wie Ron? „Willst du mir nicht verraten, was ihr geplant habt?“, fragte Ginny plötzlich neugierig nach. „Und leugne es nicht, ihr habt was geplant.“ „Du hast ein Langziehohr benutzt, richtig?“ „Na ja… vielleicht.“ Plötzlich musste Harry lachen und die Anspannung ging etwas zurück. Er beschloss, es zu wagen. Jetzt oder nie. „Gut. Vielleicht haben wir etwas geplant. Vielleicht habe aber auch nur ich etwas geplant.“ Ginny blieb stehen, hielt dabei jedoch seine Hand fest, so dass auch Harry nicht mehr weiter konnte. „Du hast etwas geplant?“ Er konnte sie nicht ansehen, dazu war er einfach zu nervös. Dennoch wusste Harry ganz genau, wie Ginny im Moment aussah. Er konnte sie vor sich sehen, ihre schönen Augen, das rote Haar vom Wind leicht zerzaust, dazu rote Wangen und diesen bestimmten Blick, den sie hatte, wenn sie neugierig wurde. „Ja“, erwiderte er schlicht, weil er auch nicht zu mehr Worten fähig gewesen wäre. Während er mit der einen Hand immer noch Ginny festhielt, kramte er mit der anderen nun nach dem Päckchen, das ihn schon seit Wochen begleitete. Da war es. Harry drehte sich nun doch um, sah seine Freundin an und reichte ihr das kleine Paket mit einem schlichten „Alles Gute zum Geburtstag“. „Oh. Danke.“ Noch bevor sie die kleine Schachtel annahm oder auspackte, gab Ginny einem zarten Kuss auf den Mund. Dann war es soweit. Harry hatte ihr die Schachtel gegeben, es gab in diesem Moment kein Zurück mehr. Schweigend, aber mit rasendem Herzklopfen sah er zu, wie sie vorsichtig das Papier entfernte. Das war typisch für sie: Obwohl er das Paket in seiner Nervosität schon so drangsaliert hatte, obwohl sie neugierig war, hatte sie sich trotzdem so unter Kontrolle, dass sie das Geschenkpapier niemals hätte abreißen können. Mit jeder Sekunde raste Harrys Puls schneller. Nun war es wirklich soweit, Ginny öffnete das die kleine Schatulle. „Was…“ „Ginevra Molly Weasley… Ginny… willst du mich heiraten?“ Ginny blickte auf den schlichten silbernen Ring, der sie in der Schachtel erwartet hatte, dann sah sie wieder zu Harry und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ja, natürlich will ich dich heiraten!“ Lachend umarmte sie Harry, der stocksteif da stand und sie erst nach einer Weile in die Arme zog. „Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk überhaupt.“ „Ginny… du… ich…“ „Harry… du darfst die Braut jetzt küssen.“ Ginny lächelte ihn an und Harry tat das einzig Richtige, er küsste die Frau, mit der er sein Leben verbringen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)