Guten Rutsch von Chimi-mimi ================================================================================ Kapitel 1: Countdown -------------------- Vorsichtig stellte Hermine die dampfende Teetasse – natürlich selbst gemachter Tee, die Hauselfen wollte sie dafür nicht bemühen - neben sich ab und kuschelte sich tiefer in die Decke ein. Sie liebte diesen Platz am Fenster, diesen Erker im Mädchenschlafzimmer. Besonders im Winter saß sie gerne auf dem riesigen Fensterbrett, trank einen heißen Tee, hüllte sich in die selbst gestrickte Decke ihrer Mutter ein, las ein Buch oder sah aus dem Fenster. Heute war einer dieser Tage, an denen sie stundenlang aus dem Fenster schauen konnte. Das Buch lag fast vergessen neben ihr und sie beobachtete lieber die Schneeflocken, die sanft rieselten. Ron konnte das sicher nicht glauben, wenn er sie so sehen würde, hätte er nur ratlos den Kopf geschüttelt, aber ab und zu war auch Hermine danach, das Buch einfach zur Seite zu legen. Ab und zu träumte auch sie gerne einfach vor sich hin. Besonders wenn sie die Feiertage auf Hogwarts verbrachte, ohne ihre Familie. Zwar waren Harry und Ron ihr auch zur Familie geworden, dennoch vermisste sie ihre Eltern. Und manchmal, wenn auch nur sehr, sehr selten, vermisste sie auch die Weihnachtszeit ohne Magie. Insbesondere die Weihnachtssüßigkeiten mochte Hermine lieber, wenn sie nicht explodierten, einen Ausschlag hervorriefen oder ihre Entenflügel verpassten. Mit Schaudern musste sie an die verzauberte Zuckerstange denken, die sie aus Versehen gegessen hatte. Sie hatte wirklich gedacht, dass es eine von den ganz normalen war, eine von denen, die ihre Mutter ihr im Weihnachtspäckchen mitgeschickt hatte. Stattdessen durfte sie den Großteil des zweiten Weihnachtsfeiertages mit Madame Pomfrey verbringen, die nur unter Mühe und Not – und dem schallenden Gelächter von Ron – die Gänseflügel entfernt hatte. Die Floskel Gänsehaut zu kriegen bekam in dem Moment eine völlig neue Bedeutung. Und so lagen die Zuckerstangen unberührt auf dem kleinen Nachttisch und Hermine hielt sich lieber an den leckeren Tee, der ebenfalls in dem Päckchen war. Sie war nicht scharf darauf, auch noch Silvester auf der Krankenstation zu liegen. Gedankenverloren schlürfte Hermine etwas von ihrem Tee und zeichnete mit der anderen Hand die Eisblumen am Fenster nach. In Hogwarts, in ihrem Schlafsaal, war es immer so schön warm, dass sie diese Eismuster noch mehr faszinierten. Sie waren einfach nur wunderschön, genauso wie der Schnee. Ja, Hermine liebte die Winterzeit. Es gab einfach fast nichts Besseres als mit einem Buch hier an diesem Fenster zu sitzen und einen heißen Tee zu trinken. Außerdem war es einfach himmlisch ruhig. Zwar hatte sie nichts gegen ihre Zimmergenossinnen einzuwenden, war aber doch froh, dass Parvati und Lavender über die Weihnachtsferien nach Hause gefahren waren. Ein Zeit des Besinnlichkeit war es dennoch nicht… das bewies auch der Krach, der aus dem Gemeinschaftsraum bis in ihr gemütliches Eck tönte. „Was zum…?“ Schnell packte Hermine sich aus ihrer Decke aus und spurtete in Richtung Tür (jedoch nicht ohne die Decke ordentlich zusammenzulegen, es war immerhin ihre liebste Decke). „Was ist hier los?“ Ein Blick über den Gemeinschaftsraum sagte ihr eigentlich schon alles, ohne eine Antwort von ihren sehr schuldbewusst drein blickenden Freunden. Ron lief ziemlich rot an, so dass die Sommersprossen fast verschwanden. Und auch Harry blickte verlegen drein und putzte geschäftig seine Brille. „Euch ist schon klar, dass man Feuerwerk draußen zündet? Hier drin ist dafür etwas wenig Platz.“ Hermine verschränkte die Arme vor der Brust und zog die Augenbraue vielsagend hoch. „Ach komm… so dumm sind wir auch nicht!“ Ron sah sie so anklagend an, dass Hermine fast hätte lachen müssen. „Das Zeug ist einfach hochgegangen! Dabei hat George mir garantiert, dass das alles eine vollkommen sichere Angelegenheit ist!“ Kopfschüttelnd ging sie die Treppe runter und betrachtete den Schaden. Mit einem gekonnten Zauberstabschwung und einem gemurmelten „Reparo“ setzten sich die ersten Möbelstücke wieder zusammen. „Vollkommen sicher? Dein Bruder?“ Harry zückte seinen Zauberstab und unterstützte Hermine dabei, den Schaden wieder gutzumachen. Zum Glück sah es schlimmer aus, als es war. Ron sah ihnen schweigend (und schmollend… wirklich, dieser Junge konnte einfach unglaublich gut schmollen) zu. Hermine war eigentlich mehr erleichtert als wütend, da niemand sich verletzt hatte. Das hätte auch schief gehen können. Außerdem waren die Jungs glücklicherweise allein im Gemeinschaftsraum gewesen, so dass auch keiner der Erstklässler diese Dummheit hätte nachmachen können. Es war doch immer das Gleiche, diese Jungs waren manchmal wirklich unverantwortlich und kindisch. „Wenn ich mich recht erinnere… hat George nicht auch etwas von ‚neuer Ware‘, ‚noch nicht ganz getestet‘ und ‚wird schon gut gehen‘ gesagt?“ Streng sah sie ihre Freunde an. „Ach Hermine, komm schon, es ist doch alles gut gegangen!“ Harry ließ sich in einen Sessel fallen, den er einen Moment zuvor wieder aufgestellt und sauber geklopft hat. Oder zumindest zum Großteil, denn nun war er in Rußwolke eingehüllt und musste husten. „Und was hätte passieren können? Wisst ihr eigentlich, wie gefährlich so ein Feuerwerk sein kann?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und warf Ron ihren strafendsten Blick zu – bei Harry hätte es keine Wirkung gehabt, da seine Brille verschmiert war. Außerdem sah Ron mit seinen hochroten Ohrenspitzen und dem verschämten Ausdruck auf dem Gesicht eigentlich niedlich aus. Also… als Freund natürlich! Wegen den Ohren, dem Ausdruck, nicht weil er Ron war. „Und warum wolltet ihr unbedingt ein Feuerwerk zünden? Das macht ihr doch sonst nicht an Silvester.“ Normalerweise wurde die Hallendecke von einem zauberhaften und wunderschönen Feuerwerk erhält, dass so keine Rakete erwirken konnte. Trotzdem musste Hermine immer wieder daran denken, wie viel Freude es ihrem Vater bereitete, die Raketen in Flaschen zu stellen, anzuzünden und auf den Knall zu warten, während ihre Mutter und sie in der Kälte zitternd mit Orangensaft anstießen. Jedes Silvester hatte seinen eigenen Charme. „Na ja…“, erwiderte Harry, der verzweifelt versuchte, wieder klare Sicht zu erlangen. „Weißt du...“ „Wir wollten einfach…“ „… du hast doch immer…“ „Du erzählst von deinem Vater…“ „Genau! Und den Raketen, dem Bleigießen…“ „Wir dachten, wir könnten…“ „Wir wollten dir eine kleine Freude bereiten“, nuschelte Ron verlegen in seinen Weihnachtspulli von seiner Mutter hinein und scharrte mit den Füßen in Raketenüberresten. „Weil du doch deine Eltern ein bisschen vermisst und so.“ Unwirsch wischte Hermine mit der Hand über ihre Augen. Manchmal waren die beiden einfach… „Bleigießen, na ja, das hat uns keiner besorgen können. Das gibt es bei uns in der Zaubererwelt so nicht.“ „Und die Dursleys konnte ich da auch nicht unbedingt fragen.“ Unbeholfen grinste Harry sie an, seine Brille in der Zwischenzeit sauberer, wenn auch noch nicht sauber. „Ihr seid blöd“, quetschte Hermine mühsam raus. „Nein, ihr seid toll. Wirklich, vielen Dank!“ Stürmisch umarmte sie erst Ron, dann Harry, wobei noch eine kleine Rußwolke sie umhüllte. „Aber ich mag Silvester hier genauso wie es ist. Weil ich es mit euch verbringe, okay?“ Sie sah von einem Freund zum anderen und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Und wer will schon bleigießen, wenn er das unglaublichste magische Feuerwerk der Welt und solche Freunde hat?!“ Harry grinste sie an: „Ich habe mich eh gewundert, wenn du so nostalgisch davon erzählst. Ich dachte immer, Wahrsagen liegt dir nicht so?“ Lachend wischte Hermine ihm einen Rußstreifen von der Wange und nickte dann zustimmend. „Erzählt bloß nicht Professor Trelawney vom Bleigießen, sonst sieht sie da noch den Grimm für dich, Harry!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)