I don't care von Tikila89 ================================================================================ Kapitel 1: Heute brauch ich ne Spur ----------------------------------- Kapitel 1 Das Geld hat nicht wirklich lange gereicht. Siebzehn Gramm. Und das unter uns fünf aufgeteilt hat kaum einer was abbekommen. Naja, egal, für eine Nacht war das ganz gut. Haito hätte sich von uns fern halten müssen, wie ich es ihm am Anfang gesagt habe. Ich bin gespannt, wie lange wir auf dieser Insel bleiben können, bis die Marine sich wieder an unsere Verse hängt. Wir Fünf, das sind Sam, der Leader unserer kleinen Gruppe und eher ein ruhiger Typ der sich um das Finanzielle kümmert; Jenna, ein durchgeknalltes Katzenmädchen mit roten Haaren und Krallen zu dem richtigen Zeitpunkt; Balda, ein hoffnungslos käuflicher aber loyaler Kerl der sich immer versucht an mich ran zu machen und eben Kuma und ich. Wir kommen aus der ganzen Welt und es ist eigentlich nur Zufall, dass wir uns gefunden haben. Es steht nicht einmal fest, wie lange wir alle zusammen rumhängen, aber so lange es klappt, klappt es eben. Den Blondie aus der Nacht habe ich seit dem nicht mehr gesehen. Schade, der sah aus, als hätte der ein bisschen Geld in der Tasche. Kuma hätte ihm eine Kugel in den Kopf jagen sollen und nicht Haito. Dann hätten wir bestimmt etwas mehr mit dem Geld anfangen können. Dass ich eine Woche nicht sterbe, das klappt wohl nicht. Ach ja, Kuma kenne ich schon länger als alle anderen. Er ist mein kleiner Bruder. Hört sich blöd an, ist aber so. Sehen tut man es auch nicht, aber da bin ich selbst sehr froh drüber. Das liegt daran, dass ich nicht altern kann. Ich bin für immer einundzwanzig. Dabei hatte ich schon fast doppelt so viele Geburtstage. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich da nie reingebissen. Jetzt nur nicht ausflippen. Ich stehe in der Warteschlange in einem der größten Geschäfte auf der Insel und warte. Wenn der jetzt gleich nicht kommt, muss ich mir was einfallen lassen. Er macht das immer so. Idiot. „Hallo, das kann ich für sie tun?“ Die Bedienung lächelt mich freundlich mit ihrem Verkäuferlächeln an und ich lächle sachte zurück. „Hallo, ich habe vor kurzem bei einer Freundin eine so schöne Handtasche gesehen und sie hat mir gesagt, sie hätten die wohl neu rein bekommen. Ich weiß nur nicht genau, wo ich die hier finden kann. Das ist ja so riesig hier, könnten sie mir sagen, wo-„ Zwei Schüsse in die Luft unterbrechen mich und sofort fahre ich wie all die anderen zusammen und drehe mich nach dem Geräusch um. Da steht er. Ein Glück. Ich hab mich schon gefragt, wo er bleibt. Aber das darf mir keiner ansehen. „Alle mal aufpassen, das ist ein Überfall! Wenn sich einer von euch stinkenden Schwänzen rührt, dann schwöre ich euch ich werde ihm die Eier einzeln abschießen und sie ihm in den Rachen stopfen! Also kommt auf keine falschen Gedanken, dann passiert auch keinem was!“ Jedes Mal der gleiche Text. Kann der sich nichts anderes ausdenken? Er sieht sich in der Menge aus kreischenden Frauen und sich duckenden Männern um und kommt dabei in meine Richtung. „Du! Pack das Geld in eine Tasche! Und beeil dich!“ Er schreit die Bedienung an und scheucht sie zur Kasse. Mich packt er dabei am Arm und ich stolpere ihm hilflos hinterher, während er die Waffe weiter nach Oben richtet. Die Bedienung fängt an zu weinen und zu zittern als sie das Geld in eine Plastiktüte stopft. Ich blicke mich noch einmal in der Menge um. Wir müssen aufpassen. Und das jedes Mal. Bis mein Blick auf jemanden fällt, den ich hier nicht erwartet habe. Der Blonde steht am anderen Ende des Geschäfts, die Hände in den Hosentaschen und er kommt präzise auf uns zu. Und er ist nicht alleine. Wie viele sind das? Doch als er mich erkennt, meinen Blick sieht, bleibt er stehen. Die anderen gehen noch weiter bis er etwas sagt. Jetzt bleiben sie stehen und sehen ihn an. „Bitte lassen sie das Mädchen los. Sie hat doch keinem was getan.“ Die Stimme eines Mannes lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich. Und nicht nur meine, auch Kuma dreht sich sofort zu ihm um und zieht mich am Arm dabei zur Seite hinter sich her. „Hab ich mich gerade nicht klar ausgedrückt?!“ Der Kerl ist sofort eingeschüchtert, aber das ist der Moment, wieso ich hier bin. Ich schaue den Mann sofort mit Panik in den Augen an, spiele so, dass ich Angst habe, mich zu bewegen und blicke die Waffe in seiner Hand an, damit er sieht, dass ich Angst habe. Ich bin eine gute Schauspielerin. Ich konnte ja lange genug üben. Damit löse ich den Schutzinstinkt in dem Kerl vor mir und in allen anderen in diesem Geschäft aus, die mich sehen. Und die Frauen können sich mit mir identifizieren. Kuma hält mir die Waffe an den Kopf und sofort stoße ich ein Wimmern aus und kneife die Augen zusammen. Klasse, ich freu mich schon auf die Kopfschmerzen. „Du machst dir Sorgen um die? Kennt ihr euch irgendwoher?“ „Was? Nein, Bitte, nehmen sie die Waffe runter. Es muss keiner verletzt werden.“ „Du glaubst nicht, dass ich das ernst meine, oder?!“ „Nein, das würde ich nie behaupten.“ „Bitte ni-„, wimmere ich leise als Kuma abdrückt. Wieder falle ich zur Seite, mein Blut spritzt über ein paar Menschen und sofort schreien die Menschen um mich herum auf. Der Kerl, der mich verteidigen wollte, starrt mir fassungslos nach. Schnell wird es schwarz. Als ich wieder etwas hören kann, ist es still. Ich höre eine Frau leise beten und spüre wieder diese furchtbaren Kopfschmerzen. Die sind zum Glück gleich wieder weg. Ich blinzle vorsichtig und sehe mich im Augenwinkel um. Mich darf keiner sehen. Noch nicht. Kuma hat eine andere Frau beim Arm gepackt, aber ihr wird er nichts tun, wenn es ruhig bleibt. Wenn nicht, dann hat sie Pech gehabt. Ich bin ja wohl eine gute Warnung, oder nicht? Warten und ruhig liegen. Lange kann das ja nicht mehr dauern. Irgendwann geht Kuma zur Tür, sieht sich einmal nach draußen um und dreht sich dann wieder zu mir. „Hab alles. Kannst kommen!“ Mein Stichwort. Ich presse mich mit den Händen vom Boden aus der Blutlache ab, schüttle sachte den Kopf über diese Sauerei und hoffe, dass ich den Mantel noch einmal kaufen kann. Das bekomme ich da nie wieder raus. Ich drehe mich noch einmal um, will mich in der Menschenmenge umsehen und sehe sofort ein bekanntes Gesicht. Er hat sich genau hinter mich auf den Boden gesetzt, zündet sich gerade eine Zigarette an und sieht ganz entspannt aus. Dieser dämliche Blondie. Wie hieß der noch? „Halt dich von mir fern.“, sage ich leise und bin mir sicher, dass er weiß, dass ich ihn meine. „Kurze!“ „Ich komm ja schon!“, rufe ich Kuma entgegen und laufe sofort wieder los. Ich weiß, dass alle Blicke an mir heften, aber mich wird niemand aufhalten. Die verstehen das nicht und das ist auch gut so. Kuma und ich laufen aus dem Gebäude, die Straßen herunter in die Gassen und sofort greift er in die Plastiktasche. „Hat sich gelohnt.“, grinst er breit und hält mir ein Bündel Geld entgegen. Ich nehme es lächelnd entgegen, werfe meinen Mantel in einen Müllcontainer und nehme dafür Kumas Jacke entgegen. Ich kann ja nicht in Blutverschmierten Klamotten durch die Stadt laufen. Irgendwann sind wir aus der Innenstadt und von hier aus ab zu unserer Wohnung. Naja, was heißt Wohnung? Wir haben sie besetzt weil wir kein Geld für die Miete ausgeben wollen. Jenna kommt uns schon entgegen. Sie grinst mich glücklich an aber ich weiß genau, was sie will. „Hi, Marin. Kuma, Zuckerschnäutzchen. Habt ihr was bekommen? Ach, wieso frage ich überhaupt? Bei dem Blut in deinen Haaren muss es ja geklappt haben.“ „Ja, wir haben genug.“ „Wie lange reicht es?“ „Du wirst dir die Birne damit zuknallen können, das verspreche ich dir.“, grinst Kuma von Oben und übernimmt meine Antwort, hält dabei die Plastiktasche in die Luft. Jenna springt vor Freude, als sie die Tasche sieht und grinst breit, fällt mir dann um den Hals und presst mir einen Kuss auf die Wange. „Urlaub!“, kichert sie und kitzelt mich in der Seite vor Vorfreude. Ich kann ein Kichern nicht unterdrücken, greife aber ihre Handgelenke und presse sie von mir. „Ich hab noch Kopfschmerzen.“ „Den Satz hab ich auch lange nicht mehr gehört. Aber ich kenn dich doch. Danach geht’s dir besser.“, grinst sie schief und löst sich dann von mir. Doch bevor sie die Plastiktasche zu fassen bekommt, zieht sie Sam Kuma aus den Fingern und schaut von Oben hinein. Ich hab gar nicht gemerkt, dass er hinter ihm stand. „Sam.“, sage ich leise und sehe schon an seinem Gesicht, dass er gerade keine Lust auf Lachen hat. Das hindert Jenna aber nicht daran sich sofort an seinen Arm zu klammern. „Komm schon, Sami. Nimm uns nicht wieder alles weg.“ „Das wird ne weile reichen.“, sagt er leise, sieht dann aber sofort zu mir und hält mir die Hand hin. Ich versuche unschuldig zu gucken, zucke kurz mit den Achsel, aber er winkt nur mit zwei Fingern und sieht mich weiter an. Ach, er weiß es ja doch. Also greife ich in meine Tasche, hole das Geldbündel heraus und lege es ihm in die Hand. „Das ist nicht faire, wenn wir nicht alles aufteilen.“, sagt er leise und lässt das Bündel in die Tasche fallen ehe er auch Kuma die Hand hinhält. Nach kurzem Zögern gibt er ihm auch ein Bündel, aber Sam lässt die Hand noch nicht sinken. Seufzend gibt ihm Kuma noch zwei andere Bündel. Und erst jetzt lässt Sam das Geld in der Tasche verschwinden. „Teilen? Seit wann teilen wir das Geld auf?“, grinst Jenna ihm entgegen und freut sich schon auf etwas Papier zwischen ihren Fingern. „Isst du etwa nicht mit? Und der Schnee fällt auch nicht einfach so vom Himmel. Und dann müssen wir noch Kerzen kaufen, Nachbarn bestechen, damit die uns nicht verraten und wie willst du auf die nächste Insel ohne eine Mitfahrgelegenheit? Außerdem gibt’s- “ „Ja, ist ja okay. Ich habs verstanden.“, unterbricht ihn Jenna seufzend und löst sich kopfschüttelt von ihm, sieht mich an und verdreht die Augen über ihn, als sie an mir vorbei ins Wohnzimmer geht. „Du musst gar nicht weglaufen. Was hast du heute bekommen?“ Wir folgen ihr ins Wohnzimmer, ich sehe schon die Kerze auf dem Boden brennen. Eine Kerze unter einem umgedrehten Tonblumentopf. In dem, den ich sehe, sind weitere, kleine Tonblumentöpfe. Die Kerze heizt den Ton auf, die heiße Luft steigt nach oben und durch die Ritzen zwischen den einzelnen Töpfen. Es ist faszinierend wie einfach es ist ein Zimmer zu wärmen, wenn man weiß, wie es gehen muss. Eine Kerze heizt das Zimmer für einen ganzen Tag. „Ich hatte heute fünf. Bekommst also genug.“, wirft Jenna Sam über die Schulter zu und lässt sich auf eine Matratze auf dem Boden fallen, greift unter eine Decke und zieht ein paar Scheine hervor. Ich setze mich neben die Blumentopfheizung und gebe Kuma seinen Mantel zurück und atme einmal leise durch. Balda hat neue Kerzen besorgt. Er zündet gerade drei neue Teelichter für die Heizung an und sieht lächelnd zu mir auf. Während Jenna mit Sam über das Geld diskutiert. „Na meine Hübsche? Soll ich dir das Blut aus den Haaren waschen?“ „Das bekomme ich auch ganz gut alleine hin.“ Er setzt sich neben mich, zieht eine Decke vom Boden auf den Schoß und hält mir einen Zipfel hin. Ich greife ihn und ziehe mir auch die Decke über den Schoß. „Ich hoffe, die nächste Insel ist keine Winterinsel. Irgendwas Warmes wäre mir lieber.“ „Du willst nur wieder schwimmen gehen.“, stelle ich leise fest und schaue zu ihm rüber. Er nickt sofort und lächelt mich von der Seite an. „Und ob. Das ist doch kein schlechtes Hobby, oder?“ „Das kann ich nicht beurteilen.“ „Ach ja, das hab ich fast vergessen. Aber das macht gar nichts, dass du nicht schwimmen kannst. Du kannst mir ja vertrauen. Ich halte dich einfach über Wasser.“ Ich schüttle lächelnd den Kopf über ihn. „Und wenn ich untergehe ist es auch nicht so schlimm. Ertrunken bin ich schon mal.“ „Wieso wolltest du dann auf der letzten Insel nicht mit ins Wasser?“ „Bist du schon mal ertrunken? Nein? Wenn, dann wüsstest du, wieso.“ „Ach, jetzt sei nicht eingeschnappt.“, winkt er kurz ab und greift unter der Decke meine Hand, als er etwas näher zu mir rutscht. „Ich pass auf dich auf, versprochen. Wenn du dich an mir festhälst, dann kannst du doch gar nicht ertrinken.“ Ich ziehe meine Hand aus seiner und drehe mich von ihm weg. Das macht er jedes Mal. Aber er weicht nicht zurück und legt seine Hand auf mein Knie. Das ist nicht so schwer, ich sitze ja im Schneidersitz. „Du darfst dich auch überall bei mir festhalten. Egal, wo du willst.“ So ein Trottel. Als ich zu ihm spreche achte ich darauf, dass Kuma mich nicht hört. Er würde absolut ausflippen, wenn er was mitbekommt. Und wir sind auf die Gruppe angewiesen. „Weißt du, ich hab nichts gegen dich. Aber wenn du so bist wie jetzt, dann-„ „Was dann? Mach ich dich nervös?“ Allerdings. Aber nur weil Kuma dir gleich eine Kugel in den Kopf jagt. Ich beiße mir auf die Zunge, als ich kurz zu meinem kleinen Bruder herübersehe. Er steht an der Küchenzeile und bereitet das Essen für und zu. Wahrscheinlich wieder Nudeln mit Ketchup. Was anderes kann er ja leider nicht. Als ich spüre, wie seine Hand unter der Decke weiter nach oben auf meinen Oberschenkel gleitet, zucke ich leicht zusammen und lege sofort meine Hand auf seine. „Hör auf.“ „Wenn du einen Rock tragen würdest, dann würde es gar keiner mitbekommen.“ „Aber ich trage keinen Rock.“ Und auch wenn, würde ich dich nicht da ran lassen. „Heilt alles an dir so schnell?“ Themawechsel? Ich blinzle zu ihm auf, trau dem plötzlichen Frieden aber nicht. Außerdem hält er seine Hand weiter auf der Innenseite meines Oberschenkels, selbst wenn ich sie am liebsten da wegnehmen würde. „Wieso fragst du?“ „Dann bist du nach jedem Mal wieder Jungfrau, oder?“ Ich ziehe die Luft scharf ein, will reflexartig seine Hand von meinem Oberschenkel schieben, doch er drückt sofort dagegen. Ich muss hier weg. Also erhebe ich mich sofort, löse mich so aus seinem Griff, weil ich weiß, dass er nicht will, dass es Kuma sieht und lasse ihn hinter mir, als ich zu ihm an die Küchenzeile trete. Es werden wirklich wieder Nudeln mit Ketchup. Lecker. Irgendwann kann ich das nicht mehr sehen aber das ist eben seine Aufgabe hier. Wieso macht Balda das immer? Wenn er so scharf ist, dann soll er Jenna auf die Arbeit begleiten und sich da eine aussuchen. Wieso immer bei mir? Irgendwann bekommt Kuma es mit und dann war es das mit ihm. Hoffentlich tickt Sam dann nicht total aus und verpfeift uns an die Marine. Würde ich ihm zu trauen. Wie Jenna reagieren würde, da bin ich mir nicht so sicher. Sie flirtet mit allen möglichen Kerlen, auch mit Balda, aber ich bin nicht sicher ob die beiden noch etwas miteinander haben. Wenn Balda von Kuma erschossen wird, weil er seine Finger nicht bei sich halten kann, könnte es sein, dass sie mir die Schuld gibt, weil ich Balda abgewiesen habe. Wer weiß? „Hast du schon Hunger?“ „Nur ein Bisschen. Haben wir noch den leckeren Ketchup?“ „Den Curry Gewürz? Klar, ich glaub schon. Aber wir müssen morgen neuen holen.“ „Ich denk dran.“ Kuma hat gar nichts mitbekommen. Ich blicke über die Schulter nach hinten und sehe, dass sich Jenna neben Balda an die Heizung setzt. Sam zählt das Geld auf dem Boden vor sich und ordnet die Scheine nach Wert. Ich glaub, heute brauch ich ne Spur. Dann sind die Kopfschmerzen auch wieder weg. Nach dem Essen krabbele ich zu Sam. Er sieht nicht auf, aber ich weiß, dass er weiß, was ich will. „Wie viel Gramm?“ „Wie immer.“ „Ist okay. Hast es dir heute verdient. Hast ja ausnahmsweise mal Geld mitgebracht.“ „Du weißt, wir können das nicht öfter auf einer Insel machen. Die fallen da nicht öfter drauf rein.“ „Ich weiß. Aber wir sprechen uns deswegen nochmal. Hier.“ Er greift unter die Matratze, sucht mit den Fingern nach der richtigen Menge und gibt mir dann einen kleinen Beutel mit weißem Pulver. Ich nehme es schnell an ohne es mir genauer anzusehen und lasse es zusammen mit meiner Hand im Ärmel verschwinden. Jenna muss nicht sehen, dass ich schon anfangen will. Sie freut sich immer wie ein Keks, wenn es so weit ist, dass ich wieder mitmachen will. Nur leider hat das wohl nichts gebracht. Als sie meinen Blick bemerkt, fängt sie an über das ganze Gesicht zu grinsen und ich weiche schnell ihrem Blick nach unten aus und krabble von Sam weg. „Ist schon Weihnachten?“ „Was?“ „Du weißt schon. Weiße Weihnachten.“, sie knufft mich an der Schulter und zieht mich neben sich. Ich seufze leise, zeige ihr dann aber den Beutel. „Das ist nur für mich. Sam verpackt die ja jetzt personenbezogen.“ „Der will auch alles kontrollieren, dieser Junkie.“ „Hast du ihn schon mal was nehmen sehen?“ „Der? Nie. Der verkauft, kauft und kümmert sich um das Geld. Der ist viel zu verklemmt um sich abzuschießen.“ Sie streckt ihm die Zunge raus, worauf er ihr nur den Mittelfinger zeigt und mit der anderen Hand unter der Matratze einen Beutel für sie heraussucht. „Ehrlich, Sam, wieso machst du nicht mal mit? Ich fühle mich schon ganz schlecht weil ich das Gefühl hab, ich nehme dir alles weg.“, grinst sie ihm entgegen und bekommt dann den kleinen Beutel von ihm an den Kopf. „Kannst du vergessen. Ballert euch den Kopf zu und lasst mich in Ruhe.“ „Du bist doch nur eifersüchtig.“ Kuma setzt sich neben Jenna und sieht sich den Beutel in meiner Hand an. Sein Blick geht sofort zu Sam, der aber schon damit gerechnet hat und ihm einen Beutel entgegenwirft. Kuma nimmt kein Kokain, er versinkt nicht im Schnee wie Jenna, Balda und ich, er kifft. Als extremer Ausgleich zu seinem sonst so aktiven Wesen. Mein Ausgleich zu meinem Ruhigen Wesen ist meine Tüte voll Schnee. Ich mag es nicht, dass Kuma kifft, aber er mag nicht, dass ich schnupfe. Also grummeln wir uns gegenseitig zu dem Thema an und denken nicht daran für den anderen aufzuhören. Ich habe das Argument, dass ich bei einer Menge bleiben kann, weil sich mein Körper nicht daran gewöhnen kann. Er hat das Argument, dass Kiffen nicht so schädlich ist die zu Koksen. Naja, da bin ich mir nicht so sicher, aber es sieht harmloser aus. Jenna und ich verschwinden im Badezimmer, denn da liegt der große Spiegel auf dem Boden. Er kippe das weiße Pulver vor mir auf den Spiegel und forme mit einer alten Kundenkarte eines Geschäftes, in dem ich noch nie war, zwei Linien nebeneinander. Jenna hat drei. Ihr Körper gewöhnt sich daran. „So bescheuert, dass wir hier nur Kerzen haben. Du musst gleich mal gucken, dass ich nicht aussehe als hätte ich Mehl gegessen, dann mach ich das auch bei dir weg, okay?“ „Okay.“, sage ich leise, sehe zu, wie Jenna einen kleinen Geldschein zusammenrollt und sich die erste Linie in die Nase zieht. Dann die zweite. Nach der Zweiten macht sie kurz Pause, gibt mit das Röllchen und auch ich atme aus, beuge mich zu den Linien herunter und atme tief durch das Röllchen in die Nase ein. Sofort kribbelt meine Nase, es kitzelt und ich halte die Luft in der Lunge um nicht niesen zu müssen. Ich kann schön spüren, wie es mir besser geht. Jenna nimmt mir das Röllchen aus der Hand, aber ich muss kurz Pause machen, streiche mit den Fingern über meinen Nasenrücken und meine Augenwinkel und ich höre, wie Jenna sich die letzte Linie in die Nase zieht. Ich atme einmal tief ein, spüre die Endorphine in meinen Adern und muss lächeln. Aber da geht noch was. Jenna hält mir grinsend das Röllchen entgegen und erst jetzt öffne ich wieder die Augen, atme aus, bevor ich mich runterbeuge um die Spur aus weißem Pulver nicht über den Spiegel zu verteilen und ziehe mir die zweite Linie durch die Nase. „Puuhh!“, stoße ich hervor, grinse breit und höre, wie Jenna neben mir kichert, als sie mich beobachtet. Balda öffnet die Tür und sieht und beide auf dem Boden knien. „Hey, geht ihr heute noch raus?“ „Heute noch? Wir brauchen doch keinen Schlaf!“, grinse ich breit und erhebe mich schnell. Ich fühle mich als wäre ich gerade Achterbahn gefahren. Und das eine Stunde lang und bekomme jetzt Zuckerwatte. „Wartet ihr auf mich? Ich bin gleich-„ „Wenn du uns einholen kannst, kannst du mitkommen.“, grinst Jenna ihm ins Gesicht, greift meine Hand und zieht mich hinter sich her aus dem Badezimmer ins Wohnzimmer. Kuma hat schon angefangen zu rauchen, aber er soll das vor dem offenen Fenster machen. Sam besteht darauf. Ich bleibe in der Tür stehen, sehe zu, wie Jenna Sam nach etwas Geld anbettelt und muss mir ein kichern verkneifen, als ich spüre, wie Balda mich von der Seite kitzelt. „Hey Kurze, bereit für Spaß“ „Und ob ich das bin. Wo ich nicht bin, da existiert kein Spaß!“ Grinse ich ihm entgegen und harke mich ihm unter als Jenna seine andere Hand greift und sich ihren Mantel schnappt. Ich ziehe mir eine Sommerjacke über, mir wird jetzt eh nicht mehr kalt, und gehe den beiden hinterher. Das wird eine Nacht, ich freu mich schon! Jenna und ich harken uns beide bei Balda unter, gehen so zu dritt die Straßen entlang an Bordellen vorbei in die Straße der Discotheken. Alles leuchtet, man hört laute Musik und ich kann es kaum erwarten mit Jenna zu tanzen. Balda kann ja zugucken, wenn er will. Naja, vielleicht darf er auch ein bisschen anfassen. Aber mehr nicht. Ich bestelle mir den buntesten Drink im Club, danach zwei Mal B52 und Kerosin. Ich mag diese brennenden Shooter. Jenna und ich tanzen zwei Mal auf der Tanzfläche, bis Balda mich ablöst und sich an Jenna anschmiegt, als sie weiter miteinander tanzen. Ich lasse mich auf meinen Platz auf dem Sofa fallen und beobachte sie einen Moment. „Hey!“, eine Stimme, die ich nicht kenne, reißt mich aus meinen Gedanken. Er muss schreien, weil die Musik so laut ist. Ich blicke zur Seite und sehe einen jungen Mann, etwas größer als ich, schwarze Haare und rote Reste. Hier ist es nicht kalt, darum trägt er bestimmt keine Jacke. „Hey! Wie geht’s?“ Ich grinse ihm entgegen, greife meinen Drink und lehne mich zurück. Ich schaue an ihm vorbei in die kleine Gruppe, bei dem er sitzt. Eine rothaarige Frau, ein blauhaariger…Roboter? Der von der Statur mein Bruder sein könnte und ein Kerl mit grünen Haaren. Sieht aus, als trinken die Frau und der mit den grünen Haaren um die Wette. „Ich hab dich schon mal irgendwo gesehen!“ „Wenn du heute einkaufen warst, dann kann ich das verstehen!“ „Wieso? Warst du auch einkaufen?“ „So was Ähnliches!“, grinse ich und muss ein Kichern verkneifen, als ich an dem Strohhalm an meinem Drink ziehe. Er grinst breit, nickt dann, als wisse er, wovon ich rede und setzt sich näher zu mir, damit er nicht so schreien muss. „Du bist aber nicht alleine hier, oder?“ „Was? Nein. Siehst du die mit den Katzenohren und den Kerl, der nicht weiß, wo er sie am liebsten anfassen würde?“ „Die mit den roten Haaren? Wow, ist das Cool! Die hat echt Katzenohren!“ „Ja, genau die. Das ist Jenna und der Kerl heißt Balda. Wir sind heute aber nur leider zu dritt. Sonst sind wir bisschen mehr.“ „Versteh ich. Wir sind eigentlich auch mehr aber Zorro musste Nami nach Geld fragen und jetzt haben die um seine Schulden gewettet. Wer mehr trinken kann, der hat gewonnen.“ „Wer ist Zorro und wer ist Nami? Ach, warte, lass mich raten. Der Grüne da, mit der Narbe auf dem Auge ist Zorro und die da ist Nami, hab ich recht?“ „Ja, genau! Weißt du auch, wie der da heißt?“, fragt er grinsend und zeigt auf den Kerl mit den blauen Haaren. Ich schüttle aber nur grinsend den Kopf. „Keine Ahnung, woher soll ich das wissen?“ „Ach, egal. Das ist Franky und ich bin Ruffy.“, ich greife dann einfach seine Hand und schüttle sie, als seien wir gut erzogen und stellen uns einander vor. Ich muss dabei grinsen weil ich das sonst nie machen würde. Und auch er sieht aus, als habe er das nicht von mir erwartet. „Hi, Ruffy, ich bin Marin. Mit langem I. Also Mariiiin nicht, Marin.“ „Hi, Mariiiiiiin. Was trinkst du da? Das sieht echt lecker aus.“ „Du musst das nicht so übertreiben.“, kichere ich und halte ihm mein Glas entgegen. „Kannst du haben, ich will eh nen Tequila Zimt. Willst du auch einen?“ „Einen was?“ „Der schmeckt echt gut, ich lad dich ein, okay?“ Ich weiß nicht wieso, aber der Kerl bringt mich zum Grinsen. Vielleicht liegt es auch am Schnee, aber heute Nacht werde ich Spaß haben. Nachdem ich einen Tequila Zimt bestellt habe, uns die Orange und der Zimt mit den Gläsern gebracht wurde und ich ihm erkläre, wie er es zu trinken hat, muss ich selbst nach Luft schnappen, als ich nach dem Schlucken in die Orange beiße. Egal, wie oft ich das trinke, es fühlt sich immer an wie das erste Mal. „Heftig, der war aber stark, oder?“ „Trinkst du nicht so oft? Komm, ich geb dir noch einen aus.“ „Nein, eigentlich fast nie. Und lass mal.“ „Hat‘s dir nicht geschmeckt?“ „Das hat ja nicht viel damit zu tun, aber eigentlich sollten nur Nami und Zorro heute-„ „Hat dein Frauchen es dir verboten?“, grinse ich provokant und merke sofort, dass er darauf anspringt. „Mit hat keiner was verboten!“ Es dauert nicht lange, bis er mir nach ein paar Shootern grinsend um den Hals fällt und mich an sich drückt. Wir kichern beide und auch ich umklammere ihn mit einem Arm, während ich mit der anderen versuche meinen Drink im Glas zu halten. Der verträgt echt gar nichts. „Hey, Ruffy. Dich kann man echt nicht aus den Augen lassen. Wie viel hast du getrunken?“, eine Stimme unterbricht uns von der Seite und auch ich spüre, wie sich jemand neben mich setzt und einen Arm um mich schlingt. Es ist Balda. Der, der die Aufmerksamkeit von dem Grinseaffen neben mir auf sich zieht, ist diese Nami. Sie selbst muss schon aufpassen, dass sie die Wörter nicht durcheinander wirft, aber dieser Zorro scheint größere Probleme zu haben. Das gibt’s nicht, die säuft den unter den Tisch. „Hey, Kurze. Wieso klammerst du dich nicht an mich?“ Balda zieht mich auf seinen Schoß, ich lasse Ruffy aus meinem Arm gleiten und setze mich blicke zu Balda. Ich versuche ihn böse anzusehen, kann mir aber nur mit mühe und Not ein Grinsen verkneifen. „Das hab ich dir schon ein paar Mal erklärt. Du bekommst mich nicht.“, grinse ich und zwicke ihm in die Wange als sei er ein kleines Kind. „Und ob ich dich bekomme, du weißt nur noch nichts davon.“, grinst er zurück und reibt sich die Wange, als ich sie loslasse. Ich setze mich wieder neben ihm auf die Bank, lege demonstrativ einen Arm um Ruffy und ziehe mich an ihn ran. Er merkt es gar nicht, der Alkohol betäubt ihn halb und er redet immer noch mit Nami, die ihm erklärt, wie wichtig es ist, dass er sich heute zurückhält. Ich verstehe kein Wort. Nur ein Wort verstehe ich. Ruffy sagt, sie kann ihm nichts verbieten, weil er der Käpten ist. Das gibt’s nicht, der Affe soll ein Käpten sein? Ich muss kichern als ich das höre und lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab, beobachte die Drei vor mir einen Moment. Dieser Franky trinkt doch auch. Nur nicht so schnell und viel wie ich Ruffy gebracht habe. Aber wenn die heute nicht trinken dürfen, dann hätten sie nicht her kommen dürfen. „Wenn du der Käpten bist, dann verdienst du doch auch ein bisschen Spaß.“, grinse ich leise und sehe dabei Nami an. Ruffy nickt sofort, als er mich hört. „Genau!“ „Du machst das ja nicht jeden Tag.“ „Genau!“ „Außerdem wurde er von mir eingeladen. Da kann er doch nicht einfach nein sagen.“ „Genau!“ „Dich kenn ich doch.“, stellt Nami irgendwann leise fest. Sie sieht mich direkt an, aber ich habe die noch nie gesehen. Oder doch? „Und wenn schon.“ „Doch, du bist die, von der Sanji geredet hat.“ Sanji? Den Namen kenn ich doch. Ich lege die Stirn in Falten als ich nachdenke, dann fällt der Groschen. „Oh nein, dieser dämliche Blondie. Ihr kennt den?“ Ruffy dreht sich bei meinen Worten zu mir, drückt meinen Arm dabei von seiner Seite. „Der ist nicht dämlich.“, sagt er ernst und Nami nickt auf meine Frage. „Ja, klar. Das ist unser Smutje. Warst du nicht auch heute in der Mall? Du warst doch die, der eine Kugel in den Kopf gejagt wurde, oder nicht?“ Ich beiße bei den Worten die Zähne zusammen, rutsche etwas von Ruffy weg und schüttle nur sachte den Kopf auf die Frage, grinse dann aber auf, als wäre es schwachsinnig, was sie da erzählt. „Eine Kugel im Kopf? Hast du sie noch alle?“ „Ich hab das doch selbst gesehen. Danach bist du aufgestanden als wäre nichts gewesen und hast noch was zu Sanji gesagt.“ Sie weiß Bescheid. Ich lasse den Blick über die Tanzfläche streifen und drehe mich halb von denen weg. „Ist ja nicht so, als ob ich nicht merke, wenn mir das Gehirn aus dem Kopf fliegt.“, sage ich leise und greife meinen Drink auf dem Tisch um aus ihm zu trinken. Ich rede nicht gerne darüber, aber Ruffy neben mir glaubt nicht, was ich da sage. „Was?! Das glaub ich nicht, das war echt?! Super cool! Lysop hat gesagt, das war irgendein Trick!“ „Wer zur Hölle ist Lysop?“ „Wechsel jetzt nicht das Thema.“, Nami unterbricht Ruffy und rutscht neben ihm näher in meine Richtung, beugt sich dabei halb über ihren Käpten. Dann zeigt sie mit dem Finger auf mich. Was hat die für ein Problem? „Was hätte dein großer Freund mit der Frau gemacht, wenn sich jemand eingemischt hätte?“ „Was glaubst du, was er gemacht hätte?“ „Gibt’s hier ein Problem?“, mischt sich Balda jetzt ein und auch Jenna hinter mir legt eine Hand auf meine Schulter. „Diese dämliche Nutte glaubt mir einen Vortrag halten zu können. Mehr nicht.“ „Was fällt dir ein?!“, Nami sieht mich schockiert an. Sie hätte nicht erwartet dass ich sofort auf Angriff gehe. „Wie hast du Nami genannt?!“, schreit mich jetzt auch Ruffy an und auch der Franky und Zorro schauen jetzt zu mir herüber. „Versteht mich nicht falsch.“, ich hebe sofort die Hände und muss lächeln, als ich ihre heftige Reaktion auf meine Worte sehe. Mal sehen, wie weit ich gehen kann. „So etwas denkt man doch wenn man eine Frau und drei Kerle sieht, oder nicht? Ich wette, die hat bei euch nicht mal ein eigenes Bett auf dem Schiff, die schläft jede Nacht woanders.“ Ich grinse breit bei meinen Worten und als ich sehe, dass mich die Vier mit offenem Mund anstarren. Dann holt Nami aus, in dem Moment springt Zorro auf und greift ihren Arm. „Dieses kleine Miststück! Lass mich los! Ich mach die fertig! Ich kratz ihr die Augen aus!“ Zorro zieht sie von mir weg und auch Franky kümmert sich darum sie zu beruhigen. Ich drehe mich kichernd zu Jenna um, die nur grinsend den Kopf über mich schüttelt. „Wieso hast du das gesagt?“, Ruffy sitzt noch immer neben mir, beugt sich halb zu mir rüber und passt auf, dass niemand anderes es hören kann. „Wir hatten doch echt Spaß. Was sollte das?“ Ich drehe mich zu ihm um, seufze innerlich tief als ich ihn sehe und bin selbst überrascht, dass er mich nicht wütend ansieht. Nein, er ist nicht sauer über das, was ich gesagt habe. „Sie soll kein Wort über Dinge verlieren, von denen sie keine Ahnung hat. Wenn mein kleiner Bruder mir in den Kopf schießt, dann ist das eine Warnung für alle anderen. Wenn sich danach noch einer einmischt und jemand sterben muss, ist das nicht unsere Schuld.“ „Dein kleiner Bruder?“ „Ja, Kuma ist mein kleiner Bruder.“ „Der Riese aus dem Geschäft?“ „Was ist so schwer daran das zu verstehen?“ „Du siehst nicht aus, als wärst du älter als er.“ „Muss ich ja auch nicht.“ „Was für eine Frucht hast du gegessen?“ Was will der jetzt eigentlich alles von mir wissen? „Eine, die ich lieber nicht hätte essen sollen.“ „Du kannst nicht sterben?“ „Ewige Jugend. Und wer ewig jung ist, der muss ja auch ewig leben.“ „Du wirst nicht älter?“ „Nein, aber alle anderen schon.“ „Und wenn man dir in den Kopf schießt, dann-„ „Dann sterbe ich, lebe aber irgendwann wieder.“ „Du kannst auch nicht schwimmen, oder?“ Wieso auch? „Nein, das ist so, wenn man die gegessen hat.“ „Und wenn du ertrinkst?“ „Dann wache ich wieder auf, wenn ich an Land und das Wasser aus meiner Lunge raus ist.“ „Du kannst echt gar nicht sterben?“ „Man hat mich vergiftet, erschossen, ertränkt, aufgeschlitzt, ich hatte ne Überdosis, hab mir die Arme aufgeschlitzt, ich hab ne Sammlung von Kugeln aus meinem Herzen, ich wurde von Hochhäusern geworfen und erstickt bin ich auch schon. Und das alles nicht nur einmal. Ach ja, erfroren bin ich auch schon.“ „Du hast was gemacht?“ Fuck, wieso hab ich das gesagt? „Hör zu, ich sag dir jetzt das gleiche, was ich zu dem Blondie gesagt habe! Du hältst dich von mir fern! Du und jeder von deinen beschissenen Freunden!“ „Was ist mit deinen Augen?“ „Hast du mir überhaupt zugehört?!“ „Die sind ganz schwarz. Ist das normal?“ Nein, das kommt vom Schnee. Ich seufze resignierend, weil er gar nicht auf das reagiert, was ich ihm sage, greife Baldas Hand neben mir und erhebe mich, ziehe ihn hinter mir her und verschwinde aus dem Blickfeld dieser Schwachköpfe. „Wir gehen!“, antworte ich Balda schon, bevor er seine Frage aussprechen kann. Er und Jenna schütteln aber nur den Kopf und bleiben neben mir an der Garderobe stehen. „Wir bleiben noch. Du kannst ja schon abhauen, aber wir lassen uns doch nicht den Abend von so einem scheiß Streit kaputt machen.“, stellt er fest und sucht von der Seite meinen Blick. Jenna stellt sich auf meine andere Seite. „Komm schon, Kurze. Was hat der denn so schlimmes gesagt? Wir feiern ein bisschen und dann geht’s dir gleich wieder gut, okay?“ „Nein, ich will echt gehen. Wenn ich diesen Idioten noch einmal sehe, dann schlage ich zu.“ „Dann schlägst du halt zu. Anhaben kann er dir ja eh nichts.“, grinst Balda schief und bewegt sich schon wieder in den Club. Ich ziehe mir aber schon die Jacke über. Und ob der mir was anhaben kann. Ich lass mich nicht gerne verprügeln. Nur töten kann er mich nicht. „Bleib doch noch.“, fleht Jenna mit ihrem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen und sieht mich direkt an. Ich schüttle aber nur den Kopf auf und seufze leise als ich merke, dass sie wirklich hier bleiben werden. „Wir sehen uns morgen.“ Ich bleibe noch vor der Haustür stehen, blicke auf den Schnee vor meinen Füßen und atme die kalte Luft tief in meine Lunge. Diese dämlichen Idioten. Ich hätte zuschlagen sollen. Durch den Schnee hätte ich eh kaum etwas von den Schlägen gemerkt, die ich abbekomme. Aber Ruffy war gar nicht sauer auf mich. Vielleicht im ersten Moment, aber ich glaube nicht, dass er als erstes zugeschlagen hätte. Wie hat er es geschafft, dass ich mich verplappere? Und was geht ihn das überhaupt an? Wieso denke ich überhaupt noch darüber nach? Ich werde die alle wahrscheinlich nie wieder sehen. Aber bei meinem Glück ist mir einer von denen gefolgt. Ich blicke mich nach hinten um, sehe nur meine Fußspuren im Schnee und seufze leise als ich merke, wie paranoid ich werde. Das sollte doch ein so toller Abend werden und jetzt hab ich Stress mit Leuten, die ich nicht kenne. Klasse. Ich schließe die Tür vor mir auf, trete ein, hänge meine Jacke an den Harken im Flur und gehe weiter ins Wohnzimmer. Kuma schläft schon. Ihn brauch ich jetzt. Also kuschle ich mich zu ihm auf die Matratze auf dem Boden und lege einen Arm auf seinen Bauch. Er atmet ruhig, merkt gar nicht, dass ich mich zu ihm gelegt habe und träumt weiter. Ich beobachte ihn einen Moment. Denke daran wie klein er war, als er geboren wurde. Wie er mich frech angegrinst hat, als er mir mein Eis geklaut hat und wie ich ihm das Seilspringen beigebracht habe. Jetzt sieht er schon fast alt aus. Es sind so viele Jahre vergangen aber ich fühle mich nicht älter. Eigentlich ist er jetzt mein großer Bruder. So fühlt es sich jedenfalls an. Wenn ich daran denke, dass er irgendwann nicht mehr da ist, kommen mir die Tränen. Daher denke ich nicht darüber nach, lege meinen Kopf auf seine Schulter ab und schließe die Augen. Ich bin kaum müde, da mein Schnee mich wach hält, aber ich weiß, es dauert nicht mehr lange, bis ich träume. Der Schnee lässt mich nicht fühlen, ob ich müde bin oder nicht, das heißt aber nicht, dass ich nicht trotzdem müde bin. So wie Ruffy nicht gespürt hat, dass ich den Arm um ihn geschlungen habe, weil der Alkohol ihn betäubt hat. Nein, wenn ich jetzt so an die Muskeln denke, die ich unter der Weste gespürt habe, ist es gut, dass ich nicht zugeschlagen habe. Außerdem waren die in der Überzahl. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)