I don't care von Tikila89 ================================================================================ Kapitel 19: Du kannst wirklich was für mich machen -------------------------------------------------- Kapitel 19 Der Tag danach war gut. Ich kam kaum auf Entzug, hatte nur zitternde Finger aber dauerhaft gute Laune. Nami hat es wohl gemerkt und hat es ausgenutzt, mich zu sich in ihr Zimmer gerufen und mir ein paar Klamotten geschenkt. Ich sah ihr an, dass sie mich auf die Drogen ansprechen wollte, aber sie hat es sich verkniffen. Ruffy war auch nicht besonders außer Kontrolle. Ihn scheint aber nervös zu machen, dass wir kaum mehr etwas haben. Er hat mich dreimal gefragt, wie viel wir noch haben. Und das nur vor dem Mittagessen. Je später es wurde, umso öfter hab ich ihn leise rechnen sehen. Nicht auffällig, aber er hat etwas mit den Fingern abgezählt. Ob es jetzt die Tage sind, die wir brauchen, bis wir ankommen oder die Pillen, die unter der Matratze in seinem Zimmer auf uns warten. Ich bin nicht mehr wirklich nervös. Ich weiß, wir kommen mit den Pillen nicht hin. Ich weiß aber, dass ich hier auf dem Schiff an Alternativen komme. Nicht unbedingt durch Balda. Ihn werde ich nicht fragen. Auch, wenn wir wieder an einem Tisch sitzen heißt es nicht, dass ich wieder mit ihm rede. Und ihn nach Glück frage. Ich frage ihn gar nichts mehr. Ruffy und ich haben es fast zwei Tage ausgehalten. Einen ganzen Tag nach der Nacht, in der er mich geweckt hat und den ganzen Tag nach dem Tag. Erst am Abend nach dem Abendessen hab ich gesagt, dass es okay ist, wenn wir was nehmen. Ich hab meinen Musikplayer aus meiner Handtasche gesucht und wir haben zusammen über Kopfhörer von Marilyn Manson über Wir sind Helden bis zu Massive Attack mit Teardrop gehört. Erst bei dem Lied bin ich eingeschlafen. Ich glaube nicht, dass er die Lieder kannte. Oder die englischen verstanden hat. Aber ich wusste ja, welche Richtung wir bei den Loods hören mussten um wach zu bleiben. Und später um es genießen zu können. Richtig zu genießen. Jetzt haben wir nur noch eine Lood und eine halte Glück. Ich hätte am liebsten ne ganze Lood genommen. Ruffy bestimmt auch, aber wir zwingen uns dazu, weniger zu nehmen. Auch, wenn wir nichts gesagt haben. Natürlich hab ich mich wieder mit Ruffy gezofft. Wie auch nicht? Wir waren beide auf Entzug, teilen uns ein Zimmer, ein Bett und hängen auf diesem Schiff fest. Wir haben keinen Platz. Auch nicht dann, wenn wir nicht im selben Raum sind. Man kann sich einfach nicht dauerhaft aus dem Weg gehen. Aber diesmal war es ausnahmsweise mal nicht ich, die mit dem Streit angefangen hat. Er hat mich bescheuert genannt, weil ich mir die Haare färbe. Er hat gesagt, wenn ich das Geld nicht dafür ausgegeben hätte, hätten wir etwas mehr von den Pillen. Ich hab ihm klar gemacht, wenn er nicht wäre, dann hätte ich das Doppelte für mich allein. Und anstelle zu kapieren, dass er mal Danke sagen sollte, hat er sich aufgeregt. War aber auch irgendwie klar, wenn ich jetzt so daran zurück denke. Heute haben wir uns wieder vertragen. Wegen den Loods konnten wir super schlafen, aber es war zu wenig, als dass wir heute keinen Entzug spüren würden. Ich spüre es jetzt schon, und dabei ist es noch vor dem Mittagessen. Ich muss echt ne Alternative finden. Und ich weiß schon, wo ich sie finden werde. Ich bin nicht nervös, weil ich das jetzt vorhabe. Ich zittere wegen etwas ganz anderem. Chopper ist nicht in seinem Arztzimmer, er ist an Deck und baut einen Schneemann. Wetterschwankungen der neuen Welt. Sie spielen mir mal wieder in die Karten. Er hat sein Zimmer aber mit Sicherheit abgeschlossen, was es mir nicht einfacher macht. Aber ich habe schon schwierigere Schlösser geknackt. Das war ja immerhin jahrelang meine Aufgabe. Mich mit Schlössern auszukennen. Und so blöd es klingt, für dieses brauche ich eigentlich nur einen Schraubenzieher. Verkleidung ab und dahinter kann ich den Riegel per Hand zurückziehen. Mit einem Finger. Aber wo bekomm ich nen Schraubenzieher her? Ich drücke die Klinke nach unten noch während ich dachdenke und- sie öffnet sich. Ich glaubs nicht. Der versucht nicht einmal mich aufzuhalten. Ist das Verleitung zum Diebstahl oder müsste er dafür die Tür offen stehen gelassen haben? Egal, das alles ist perfekt. Ich hab mehr Zeit, als ich dachte. Denn jetzt brauch ich nicht mal Werkzeuge. Also rein, Tür hinter mir zu und ab durch die Unterlagen und Reagenzgläser auf meine ganz eigene Schatzsuche. Schon irgendwie ironisch, dass ich für diese auch noch auf einem Piratenschiff bin. Die Spritzen hat er hier, die hab ich schon gesehen. Betäubungsmittel. Wo hat er die? Ich gehe so leise ich kann an die Schränke, will ja nicht unterbrochen werden. Und schon gar nicht will ich, dass mir etwas runter fällt, was dann die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ich will nicht dabei erwischt werden um mir wieder einen gestellten Vortrag von Ruffy anhören zu müssen. In den Schubladen hat er Unmengen verschweißtes Operationszeug. Da gibt es Sets von, die alle als „Gruppe“ steril eingeschweißt wurden. Eine Operation, ein Paket öffnen. Er hat hier viel Desinfektionsmittel, Handschuhe, Watte, Nähzeug, sogar Sägen und sowas. Ich komm der Sache schon näher. Doch als ich den richtigen Schrank öffne, halte ich einen Moment inne. Ich blinzle, starre auf die Spritzen und die Karte, die daneben liegt. „Fertig dosiert. Nimm sie aber bitte nicht.“ Das ist ein Witz. Der hat die Dinger für mich fertig gemacht. Was ist da drin? Steht auf der Rückseite was? Ich nehme die Karte, lese die beiden Sätze noch einmal, drehe sie dann um und sehe nur die weiße Rückseite. Klasse. Das könnte alles Mögliche sein. Ist das eine Falle? Vielleicht Gift, damit ich etwas daraus lerne, nicht an fremde Schränke zu gehen? Sie wissen ja schon alle, dass ich nicht sterben kann. Vier aufgezogene Spritzen mit vier steril verpackten Kanülen daneben. Die Spritzen haben so einen Gummideckel, damit nichts austreten kann. Würde Chopper mir so eine fiese Falle stellen? War es vielleicht gar nicht seine Idee? Es war nicht abgeschlossen, eigentlich könnte es jeder gemacht haben. Okay, jetzt werde ich langsam Paranoid. Was hab ich zu verlieren? Nimm sie bitte nicht. Glaubt er, damit hält er mich ab? Wieso hat er sie eigentlich schon fertig gemacht? War er einer derjenigen die dachten, es ist zu früh für mich? Naja, er ist Arzt. Oder wenigstens sowas Ähnliches. Er weiß, was es heißt auf Entzug geschickt zu werden. Aus medizinischer Sicht. Okay, lange genug gezögert. Ich nehme sie mit. Die Spritzen senkrecht in meine Gesäßtasche, das Shirt darüber, dann sieht die keiner. Die Kanülen auf die andere Seite in die Tasche. Nicht vorne in die Taschen, ganz richtig. Die Spritzen passen aufgezogen erstmal nicht da rein und die Kanülen können durch das Plastik ab in mein Bein rutschen und darauf habe ich nicht nochmal Lust. Ich hab einmal diesen dummen Fehler gemacht, nicht nochmal. Ich ziehe die Tür leise hinter mir zu und verzieh mich in Ruffys Zimmer. Ich verstecke die Spritzen in meiner Handtasche. Nicht sehr originell, aber das ist der einzige Ort, an dem ich sicher sein kann, dass Ruffy sie nicht zufällig findet. Ich gebe ihm nichts ab. Das hat nur wenig damit zu tun, dass ich nicht mehr mit ihm Teilen will. Ich weiß noch nicht, was in den Spritzen ist. Ich will ihn nicht vergiften. Außerdem würden die anderen die Einstiche sehen. Der Trick mit dem Knutschfleck in der Armbeuge würde jetzt nicht mehr funktionieren. Ich gebe ihm die Pillen. Dann hab ich vier Schüsse, er aber nur drei Trips. Ich sag ihm einfach, er soll Balda fragen. Ich weiß ja, dass er etwas hat und zu Ruffy kann er schlecht nein sagen. Ruffy kann es sich immerhin leisten. Soll er bezahlen wie jeder andere normale Junkie auch. Na gut, mich hat er auch bezahlt. Aber es ist ein bisschen schwerer etwas zu verkaufen, wenn man keinen Vorrat zum Verkaufen hat. Wenn man das, was man verkauft, eigentlich selbst nehmen will. Und Balda ist ein Kokser. Er hat nur wenig für Heroin übrig. Wenn er was hat, und das hat er ja gesagt, dann ist es für ihn nicht so schwer, es an Ruffy zu verkaufen. Die beiden reden ja immerhin noch miteinander. Sollen sie sich absprechen. Ich muss mich zwingen die Spritzen in meiner Tasche in seinem Zimmer stehen zu lassen als es Mittagessen gibt. Es gibt gegrilltes Seemonster. Lysop hat gestern eins mit ner Explosion angelockt. Unabsichtlich. Zorro und Sanji haben es dann klein gemacht. Sie streiten sich immer noch darum, wer es eigentlich getötet hat. Wenn die mich fragen hätte es weder der eine, noch der andere ohne die gegenseitige Hilfe hinbekommen. Ich kann selbst aus der Küche am Geräusch erkennen, dass Chopper aus dem Arztzimmer kommt. Dafür muss ich die Tür nicht mal sehen. Ich sehe ihn nicht an, als er in die Küche kommt. Es ist auch nicht auffällig, dass ich ihn nicht ansehe, weil sich Sanji an mich ran gehangen hat. Er erklärt mir, wie er das Essen extra für Robin, Nami und natürlich mich fertig gemacht hat. Was er alles beachtet hat, was für Gewürze er benutzt hat, wie lange er es von welcher Seite gegrillt hat. Dabei wechselt er immer wieder ins Französisch. Ich höre gar nicht zu, nicke nur ab und zu und hoffe, dass es an der richtige Stelle ist. Ich glaube, er merkt irgendwann, dass ich ihm gar nicht zuhöre und dreht sich deswegen zu Nami. Vielleicht rechnet er sich bei ihr auch einfach mehr Chancen aus. Wer weiß? Kaum, lässt mich Sanji in ruhe, spüre ich etwas an meinem Bein. Ich denke sofort an Chopper. Dass er meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen will, doch als ich mich zur Seite drehe, sieht mich Ruffy an. Er sitzt mir schräg gegenüber und sieht mich mit einem Blick an, den ich sofort verstehe. Er ist nicht eifersüchtig. Er ist auf Entzug. Auf keinem Starken, wir hatten gestern Abend immerhin etwas. Aber es war nicht viel. Er fragt mich mit seinem Blick, ob ich es okay finden würde, wenn wir heute wieder was nehmen. Auch, wenn er weiß, wie wenig wir noch haben, ich kenne das Gefühl. Es ist egal, ob man irgendwann auf Entzug muss. Das wichtige ist, dass es nicht heute ist. Ich blicke einmal kurz auf meinen Teller, zögere gespielt, obwohl ich die Antwort schon sicher weiß. Ich nicke sachte, unauffällig und esse schweigend weiter. „Warte kurz. Ich will noch mit dir reden.“ Zorro fängt mich nach dem Essen auf dem Gang ab. Ausgerechnet er. Aber diesmal bin ich wenigstens Clean und kann ihm richtig antworten. Ich bleibe erst noch vor der Tür zu Ruffys Zimmer stehen, aber er geht an mir vorbei, winkt mich halb hinter sich her und nach der Einrichtung zu Urteilen ist das sein Zimmer, in das er mich führt. Er schließt die Tür hinter mir und ich warte gar nicht darauf, dass er mir einen Platz anbietet, wenn er das überhaupt machen will, und setze mich dreist auf sein Bett. Natürlich im Schneidersitz, ich trage ja kein Kleid. Er muss einen Moment Blinzeln, um auf die Situation klar zu kommen. Ich kann ihm ansehen, dass er sich das anders gedacht hat, aber wenn er mir einen Vortrag halten will, weshalb auch immer, zeige ich ihm von Anfang an, dass ich ihm verbal auf jeden Fall überlegen bin. So selbstbewusst wie Möglich. Von Anfang an. „Kommst du mit uns oder nicht?“ Okay, damit hab ich nicht gerechnet. Ich wollte auf die erste Frage eigentlich sofort, ohne Denkpause Antworten. Aber das hab ich jetzt wohl verbockt. Daher seufze ich leise um mir eine unauffällige Denkpause zu gönnen. Gute Frage. Ruffy wartet schon die ganze Zeit darauf, dass ich sage, dass ich mitkomme. „Das ist kompliziert.“, gebe ich dann doch zu und lehne mich etwas zurück, stütze mich mit den Händen von der Matratze ab, um wenigstens mit meiner Körperhaltung meine Unsicherheit, was dieses Thema angeht, überspielen zu können. „Wieso kompliziert?“ „Weil ich was vor hab, was ich nur machen kann, wenn ich nicht mit euch mit komme.“ „Also kommst du nicht mit.“, er lehnt sich gegen die Tür, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich an. Ich weiche seinem Blick nicht aus, auch wenn ich dass jetzt gerne machen würde. „Ich muss Sam finden.“, fange ich erstmal an, aber er lässt mich kaum erklären. „Willst du wieder mit dem mit?“ „Das wüsste ich aber.“ „Hast du irgendwas mit Sam? Weiß Ruffy davon?“ „Ich werde ihn erschießen.“ Darauf ist er erstmal still. „Wen? Ruffy?“ „Was? Bist du irgendwie dumm oder so? Ich rede von Sam.“ „Wieso willst du ihn erschießen?“ Wieso fragen mich das alle? „Das geht euch alle nichts an. Ich will nicht, dass ihr euch einmischt.“ „Aber mit Balda geht’s wieder?“ „Hör auf mich auszufragen! Das geht dich alles nichts an!“ Erst, als ich ihn anschreie, hört er auf. Er sieht mich kurz schweigend an, weicht meinem Blick dann kurz aus und atmet einmal tief durch, ehe er mich wieder ansieht. „Dann frag ich anders. Willst du mitkommen?“ Okay, jetzt hat er mich. Erst jetzt weiche ich zum ersten Mal seinem Blick zur Seite aus. Ich seufze leise, denke über die Frage nach, kenne die Antwort aber schon lange. Will sie aber nicht sagen. „Wieso willst du das eigentlich wissen?“, versuche ich der Frage auszuweichen, aber er antwortet gar nicht auf meine Gegenfrage, was mich wieder zum Seufzen bringt. „Ich hab doch gesagt, das ist kompliziert.“ „Was ist daran so kompliziert?“ „Das hat mehrere Gründe.“ Wie soll ich das erklären? Ich kann ihn dabei nicht ansehen, fange dann aber einfach an zu versuchen, es in Worte zu fassen. „Wenn ich mich jemandem anschließe, dann mach ich alles für sie. Für jeden aus der Gruppe. Also für alle. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ihr das auch wert seid.“ Er schweigt einen Moment, lässt sich meine Worte noch einmal genau durch den Kopf gehen bevor er etwas dazu sagt. „Du kennst Ruffy noch nicht-„ „Es ist nicht wegen Ruffy. Ich bin mir sicher, dass Ruffy es wert ist. Es geht mir um euch.“ Mit so viel Offenheit hat er wohl kaum gerechnet. Ich sehe wieder zu ihm auf aber dass er mich so entspannt ansieht, hab ich nicht gedacht. Als hätte ich genau das richtige gesagt. „Was sind die anderen Gründe?“, fragt er dann einfach, ohne sich oder jemand anderen vom Schiff in ein besseres Licht rücken zu wollen. Okay, dann weiter im Text. „Ich hab was vor, was ich machen muss. Wie gesagt, ich muss Sam finden. Wenn ich das nicht hinter mich bringe, das alles, dann werde ich mir das nie verzeihen können. Und wenn ich mir etwas nie verzeihen kann, dann dauert das etwas länger als bei anderen. Das wichtigste am Ewig Leben ist, ewig mit sich selbst leben zu können. Und dafür muss ich halt Sachen machen, die nicht so einfach sind.“ „Bist du sicher, dass du uns dabei nicht gebrauchen kannst?“ Bei der Frage muss ich auflächeln, schüttle aber sofort den Kopf. „Lass mal stecken, ehrlich. Wie soll das aussehen? Ich komm ohne irgendwas auf euer Schiff, schnorre mir Klamotten, Essen, motze jeden zweiten Tag euren Käpten an. Mal ehrlich, was hab ich euch bis jetzt gebracht, außer Probleme? Weißt du, wie ich mich fühlen würde, wenn ihr mir auch noch dabei helfen würdet?“ Wow, das hätte ich wohl lieber nicht alles sagen sollen. „Wieso fängst du dann nicht an, uns auch ein bisschen zu helfen? Was kannst du denn gut?“ „Hehe, gute Frage.“, rutscht mir nur raus, die Frage bringt mich aber zum Nachdenken. Ja, was kann ich eigentlich gut? „Sagen wir es mal so, wenn wir wieder an Land sind, kann ich euch alles zurückzahlen, was ich von euch bekommen habe. Ich könnte es jetzt zwar auch schon, mehr oder weniger. Aber ich weiß nicht, wie Ruffy darauf reagieren würde. Ich will mich nicht mit ihm streiten.“ „Auch, auf die Gefahr, dass ich es bereue gefragt zu haben, was ist das jetzt eigentlich mit dir und Ruffy? Er sieht aus, als hätte er drei Nächste nicht geschlafen.“ Darauf seufze ich tief, weiche ganz automatisch seinem Blick aus und lasse mich zurück auf sein Bett fallen. Also merken sie es doch. Vielleicht ist das auch der einzige Grund, wieso er mit mir reden wollte. Wie verpacke ich das jetzt? „Falls du es nicht gemerkt hast, wir haben da bisschen was am laufen. Das dämliche ist nur, dass er was gegen mein Hobby hat.“ Hatte er ja so rüber gebracht. „Du redest von den Drogen? Das nennst du Hobby?“ Ich antworte gar nicht auf die Frage, rede weiter, bin aber jetzt sicher, dass er weiß, wovon ich rede. „Ich hab nicht genug für die Woche. Versuche das also so ein bisschen zu dosieren. Das heißt, man kommt mir an dem Tag, an dem ich nichts nehmen kann, besser nicht in die Quere. Bei euch kann ich mich zurück halten. Aber Ruffy und ich schlafen sogar im gleichen Bett. Wir laufen uns die ganze Zeit über den Weg. Es ist ein Wunder, dass wir uns noch nicht die Köpfe eingeschlagen haben.“ „Wieso nimmst du es dann, wenn du davon so abgehst?“ „Nein, das ist ja ganz andersrum. Wenn ich es nicht nehme geh ich so ab. Das ist schwer zu verstehen für jemanden, der das noch nie genommen hat. Aber ich hab mal gehört, dass es sehr gut mit Liebeskummer zu vergleichen ist. Jedenfalls vom Medizinischen her. Man ist total am Boden, fängt an zu heulen, obwohl man nicht weiß, wieso. Man zittert am ganzen Körper, ist nervös und dir wird heiß und kalt. Du musst dich irgendwie bewegen. Bist gereizt. Egal, was los ist, es ist einfach nur nervig. Du willst dir nichts gefallen lassen. Wirklich gar nichts. Du vermisst deinen Trip. Und das so sehr, dass es dir weh tut. Und das sag ich nicht einfach so. Es tut wirklich weh.“ Ich lege mir bei dem Gedanken die Hand auf mein Brustbein. „Genau hier. Es fühlt sich an, als würde es dich erdrücken, als ob du nicht wirklich atmen kannst und dann wachst du in der Nacht auf und hast sofort Panik. Wenn du überhaupt einschlafen konntest. Deine Haut fängt an zu jucken, du durchsuchst deine Klamotten, willst es wirklich unbedingt und wenn du nicht weißt, ob du es bekommst oder nicht, macht es das noch schlimmer. Es ist wirklich schlimm, ich erzähl dir da nichts. Egal, wer du bist. Egal, was deine Ideale sind, was deine Grenzen sind und was du nie von dir gedacht hättest. Wenn du auf Entzug bist, würdest du alles für einen Schuss machen. Wirklich alles. Denn das ist alles, was dann noch für dich zählt. Woran du nur noch denken kannst.“ Während ich Rede setzt sich Zorro zu mir aufs Bett. Ich sehe ihn aber nicht an. Erst, als er nichts zu meiner Erklärung sagt, fange ich an daran zu zweifeln, ob es gut war, ihm das zu sagen. Ich sage nichts mehr, sehe ihn kurz aus dem Augenwinkel an, doch er sieht nicht zu mir. Er schweigt. Er denkt ganz offensichtlich über meine Worte nach. Als es mir zu lange dauert, setze ich mich wieder auf, warte noch einen Moment, erhebe mich dann aber und gehe schweigend zur Tür. „Wie lange dauert es, bis du danach wieder normal bist? Bist du das nicht mehr willst?“ Okay, dann bleibe ich wohl doch noch ein bisschen. „Das schlimmste ist nach zwei Wochen wieder okay. Aber du kannst erst sicher sein, clean zu sein, wenn du es ein paar Monate aushältst.“ „Du willst eigentlich mitkommen, oder?“ „Darum geht es nicht.“ Jetzt fängt er schon wieder mit dem Thema an. Hat Ruffy ihm gesagt, dass er ich das fragen soll? „Bis später.“, verabschiede ich mich dann, bevor er etwas sagen kann, öffne die Tür und verschwinde. Ich verschanze mich wieder in Ruffys Zimmer. Ich will nicht wieder mit jemandem reden. Nicht, nach dieser Unterhaltung. Ruffy ist nicht hier. Wahrscheinlich chillt er wieder auf dem Löwenkopf. Noch ein paar Tage. Diesmal ohne Entzug. Ruffy wird sich so freuen. Ich habe ihn heute nicht gefunden. Den ganzen Tag laufe ich mit Balda durch diese scheiß Stadt und frage mich durch. Keiner hat einen Peil. Niemand hat Sam auch nur gesehen. Einmal hab ich gedacht, wir haben Glück. Ein Kerl, der sehr nach dem Stereotyp der italienischen Mafia aussah sagte, er hat mal mit ihm gearbeitet. Aber er habe ihn Jahre nicht mehr gesehen. Jetzt ist es schon lange dunkel. Wir müssen zurück. Sonst glaubt Ruffy ernsthaft, er muss das machen, was er mir versprochen hat. Gestern Abend, bevor wir hier angekommen sind, hat er mich wieder, wie jeden Abend davor, gefragt, ob er mir helfen kann. „Komm schon. Nur ein bisschen.“ „Okay.“, hab ich dann endlich gesagt, wusste da aber schon, dass er mir nicht aktiv helfen wird. „Du kannst wirklich was für mich machen.“ Er hatte sich sofort zu mir umgedreht, weil er nicht mit dieser Antwort gerechnet hatte. Er sagte aber nichts, fragte nichts weil er Angst hatte, ich könnte es wieder zurück nehmen. Vielleicht hätte ich das sogar gemacht. „Du kannst mich suchen, wenn ich nicht wieder komme.“ Ich sah ihn erst an, als ich den Satz über die Lippen hatte. Ich meinte es ernst, auch wenn ich so lächelte, als wäre es ein Scherz. Ruffy durchschaute mich. Er lächelte nicht. Balda redet nicht so viel wie sonst. Ich kann es einerseits verstehen, andererseits nervt es mich. „Morgen probieren wir es nochmal. Wir haben ihn ja fast schon gesehen.“ „Er ist bestimmt nicht mal auf dieser Insel. Bei meinem Glück sind wir in die falsche Richtung gefahren.“, gebe ich leise zurück und gehe neben ihm an den riesigen Hochhäusern vorbei. Entweder ist er nicht auf dieser Insel oder er beobachtet uns durch eines der verspiegelten Fenster. Aber von oben kann er uns nicht erkennen. Es regnet, Balda trägt uns beiden den Schirm. „Doch, der ist hier irgendwo. Ich hab das im Urin. Dauert nicht lange bis wir den haben. Zwei Tage höchstens.“ „Ja, klar.“ Er kann hören, dass ich es sarkastisch meine, als ich ihm zustimme. Mich umstimmen will er aber nicht mehr. Wie gesagt, er redet nicht mehr so viel. Und als hätte ich es geahnt, kommt mir Ruffy mit Zorro und Sanji schon entgegen. Als er uns sieht, bleibt er stehen. Ich zucke nur kurz mit den Achseln auf die unausgesprochene Frage. Nein, wir haben ihn noch nicht. „Vielleicht morgen.“, sagt er nur als ich bei ihm ankomme. Wir gehen alle zusammen zurück zum Hafen. Auf der Sunny angekommen macht mir Sanji etwas zu essen warm. Ich war den ganzen Tag nicht hier. Mir ist kalt und ich freu mich schon richtig auf sein Essen. Ich kann, seid ich hier bin, an nichts anderes mehr denken, als an Sam. Ich weiß ganz genau, wie ich ihn erschießen werde. Sobald ich ihn sehe, sobald ich sicher bin, dass er es ist, werde ich auf ihn zugehen, meine Waffe ziehen, sie ihm an die Stirn oder Schläfe legen und abdrücken. Kein einziges Wort wird er sagen können. Oder werde ich sagen. Keine Erklärung. Er weiß schon, wieso. Ob Stirn oder Schläfe, das entscheide ich aus der Situation heraus. Kommt drauf an, ob ich von vorne auf ihn zu gehe oder von der Seite. Oder von hinten. Obwohl, dann muss er sich erst zu mir umdrehen, damit ich ganz sicher sein kann. Nicht, dass ich ihm das Gesicht wegschieße und hinterher nicht mehr sehen kann, ob er es war, oder nicht. Das würde mich nie in Ruhe lassen. Ja, Ruffy hat recht. Bestimmt morgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)