I don't care von Tikila89 ================================================================================ Kapitel 16: Meine Vergangenheit gehört mir ------------------------------------------ Kapitel 16 Ich höre Stimmen, aber sie sind nicht in diesem Zimmer. Ich kann kaum atmen. Irgendwas schweres- Oh… Ruffy liegt auf mir, sein Kopf neben mir im Kissen und er schläft leise. Wie konnte ich so überhaupt schlafen? Loods sind eben dafür gemacht, dass man mit ihnen schlafen kann. Ich bewege mich noch gar nicht, spanne erst nur meine Muskeln an, um ihn von mir runter schieben zu können, als ich zusammenzucke. Fuck. Wir sind beim Sex eingepennt. Nicht danach, dabei! Alter, wie fertig waren wir eigentlich? Okay, jetzt bloß keine Panik und sei froh, dass er noch keine Morgenlatte hat. Sonst hätte mich das mit Sicherheit geweckt. Jetzt ganz vorsichtig das Becken nach hinten kippen und, autsch, aber er ist draußen. Ich bin nicht dafür gemacht, dass man Stunden lang in mir drin bleibt. Das tut irgendwann weh. Ich bin echt froh, dass er das nicht mitbekommen hat. Das wäre mehr als peinlich gewesen. Doch jetzt, wo ich mich unter ihm bewege, hört er auf zu schnarchen. Er knurrt müde, presst seine Stirn gegen meine Schulter und kneife die Augen zusammen während ich schon nach der Decke suche. Wo haben wir die hingeworfen? Wenigstens konnte mir, mit Ruffy über mir, nicht kalt werden. Wenigstens etwas Gutes. Irgendwann kommt auch Ruffy in der Realität an, dreht seinen Kopf zu mir und blinzelt mich verschlafen an. „Hi.“, flüstert er leise, aber ich kann ihn gerade nicht ansehen. Es ist schon hell, ich bin nackt und er halbnackt. Wenn er wüsste, wie ich gerade wach geworden bin, wäre er mit Sicherheit so rot wie ich jetzt. „Morgen. Wir müssen aufstehen, die anderen sind schon in der Küche.“, versuche ich mich irgendwie aus der Situation zu befreien, aber er bewegt sich nicht von mir runter. „Was ist los?“, fragt er mich dann vorsichtig, aber ich schüttle nur sachte den Kopf und weiche der frage aus. „Mach die Augen zu, okay?“ „Wieso? Ich hab doch-„ „Weil mir das peinlich ist, okay? Mach sie zu. Und geh von mir runter.“ Ich muss aufpassen, dass ich nicht anfange zu stottern. Er zögert noch einen Moment, nickt dann aber sachte, legt sich demonstrativ eine Hand über die Augen und stützt sich mit der anderen von der Matratze ab. Ein Glück. Ich rolle mich sofort zur Seite weg, greife über den Bettrand und ziehe mein Shirt in meine Arme, lege es mir allerdings zwischen die Beine, weil ich spüre, dass mir gleich alles raus läuft, wenn ich mich aufsetze. Wieso sieht man das eigentlich nie in Pornos? Dass irgendwann auch alles wieder raus kommt? Ist ja nicht so, dass sich auf einmal alles wieder auflöst. Den Teil lassen die wohl lieber weg. Jetzt hab ich aber leider kein Shirt mehr, ziehe mir dafür aber den BH an, damit Ruffy wenigstens die Augen wieder öffnen kann. „Okay.“, gebe ich ihm dann irgendwann mein Zeichen und setze mich langsam mit dem Shirt zwischen den Beinen auf, um mich nach einem Ersatz-Oberteil umzusehen. Ruffy lässt die Hand von seinen Augen sinken und blinzelt etwas gegen das Licht, was ihm jetzt genau in die Augen scheint. „Alles okay?“, fragt er dann wieder und sieht mir nach, wie ich ganz vorsichtig vom Bett auf den Boden rutsche. Er muss mich ja nicht unbedingt sehen, wenn ich mein Shirt versaue. Aber jetzt kann ich es wenigstens zusammengerollt auf dem Boden liegen lassen und ohne es aufstehen. „Ja, alles okay. Hast du ein T-Shirt für mich?“ „Ähm.. Ja, klar. Warte kurz.“ Ich höre, wie er sich den Reißverschluss hochzieht und erst jetzt schaue ich ihm nach. Ich lege mir einen Handrücken auf die Wange um zu spüren, ob ich immer noch rot bin, kann es aber nicht sicher sagen. Ich glaube schon. In der Zwischenzeit ziehe ich mir meine Hose an, lasse den Slip aber weg. Den muss ich erst irgendwie im Badezimmer waschen und trocknen. Muss mir noch was einfallen lassen. Ich muss mich zwingen ihm nicht nachzusehen. Wieso sehen Kerle am Morgen nur immer schon so gut aus? Egal, was in der Nacht vorher passiert ist, die müssen sich nur mit der Hand durch die Haare fahren und alles ist perfekt. Mit der Hose kann ich jetzt auch wieder aufstehen, ohne dass Ruffy zu viel von mir sieht. Er hat mir ein schwarzes Shirt mit irgendeinem Bild drauf rausgesucht, kommt um das Bett herum zu mir rüber und gibt es mir, sieht mir dabei aber nicht mehr in die Augen. Ich ziehe es sofort über und fühle mich gleich viel besser. Ein Hai ist drauf. Kein Foto, ein Comic-Hai. Passt irgendwie zu ihm. „Bist du sicher, dass alles okay ist?“, fragt er mich dann aber doch wieder und ich schüttle zur Antwort dann doch kurz den Kopf, schaue dabei aber zur Tür. Nein, es ist seit gestern schon nichts mehr okay. „Kannst du das klären? Wegen Balda? Ich will ihn echt nicht sehen.“ „Oh.“, ich kann hören, dass er da schon gar nicht mehr dran gedacht hat. Ich aber umso mehr. „Klar, mach ich. Aber nur, um zu wissen, wie das jetzt steht. Er hat was gemacht, dass du sauer auf ihn bist, oder?“ „Wieso willst du das so unbedingt wissen?“ Er hat mehr als etwas gemacht, dass ich nur sauer auf ihn bin. „Einer von euch muss in seinem Zimmer essen. Und ich will nicht den falschen einschließen.“ „Ja, er hat was gemacht. Und er weiß auch, was er gemacht hat. Und er kann es wirklich nicht wieder gut machen, falls er das fragt. Ich will ihn nicht sehen und auch nicht mit ihm reden.“, erkläre ich ihm dann in einem langen Atemzug und setze mich aufs Bett. Ich muss jetzt erstmal warten, bis er mich wieder aus dem Zimmer holt. Er zögert aber noch etwas und ich glaube, er will noch etwas fragen, lässt es dann aber doch und verschwindet aus dem Raum. Ein Problem fürs erste gelöst, das andere wartet in meiner Handtasche. Zwei Glück, zwei Loods. Ich muss Nami fragen, wann wir auf der nächsten Insel ankommen. Das ist wichtig. Wenn es zu lange dauert, muss ich mir was einfallen lassen. Und wenn Ruffy wieder was ab haben will, dann muss ich mir noch mehr einfallen lassen. Bei meinen nächsten Gedanken muss ich lächeln. Wenn ich daran denke, was gestern passiert ist, als wir drauf waren, bin ich mir nicht sicher, ob er das so schnell widerholen möchte. Ich würde ja echt gerne wissen, ob ich ihn noch absetzen kann. Aber ich kann ihm ja jetzt kaum sagen, dass er nichts mehr von mir bekommt, nachdem ich ihm immer was gegeben habe. Und er bezahlt ja auch dafür. Ich kann es ihm ja schlecht verbieten, oder? Dann unterbricht wieder etwas meine Gedanken, genau wie gestern. Seine Stimme. Ich kann sie erkennen, aber nicht verstehen. Wieder setzt mein Herz einen Schlag aus und ich schließe reflexartig die Augen, um besser lauschen zu können. Er spricht ruhig, aber nicht leise. Mit Ruffy. Er erklärt ihm etwas, das erkenne ich an der Betonung. Aber ich glaube nicht, dass er Ruffy verrät, was passiert ist. Er würde da, glaube ich, etwas anders reagieren. Ich kann nicht warten, bis wir anlegen. Ich muss ihn so schnell wie möglich erschießen. Das kann ich spüren. Sie hätte gestern geladen sein müssen. Ich muss Nami unbedingt fragen, wie lange es dauert. Ruffy holt mich nur kurze Zeit später aus seinem Zimmer. Wir gehen zusammen in die Küche und ich hatte mir eigentlich vorgenommen, nicht aufzusehen, lasse mich von Sanji großspurig begrüßen und zu meinem Platz bringen. Nach meiner Aktion gestern würden die mich nur alle fragend ansehen. Doch als ich das Grinsen in Lysops Gesicht sehe, das Lächeln auf Namis und Zorros, bin ich es, die fragend in die Runde schaut, noch bevor ich mich neben Ruffy setze. Ich schaue zwischen den dreien umher, blinzle etwas, sehe dann aber lieber zu Ruffy, um vielleicht in seinem Blick erkennen zu können, was los ist. Ich sehe es ihm sofort an. Er ist rot wie ne Tomate und sieht mit Absicht nicht auf. „Ah..“, sage ich leise und drehe mich dann wieder den drei Grinsebacken zu, die ab und zu sogar ein Kichern unterdrücken müssen. „Ihr habt uns gehört?“, frage ich ganz trocken, muss aber selbst schon fast ein Lächeln verkneifen. „War ja nicht so schwer.“, grinst mich Nami dann an, worauf sich Lysop und Zorro ein Kichern verkneifen müssen. Zorro und grinsen? Sieht nicht aus, als würde der das öfter machen. „Könnt ihr über was anderes reden?“, fragt Ruffy mich jetzt halb von der Seite, womit er mir meine Antwort abschneidet. Schade, jetzt tut er mir irgendwie leid. „Ist das normal, dass ihr darüber lacht wie kleine Kinder?“, frage ich dann lieber die drei, die sofort scheinbar eingefroren werden. „Wie kleine Kinder?“, fragt Zorro mich sofort zurück. Jetzt grinst er nicht mir. Dafür muss ich meins unterdrücken. Stimmt, bei Zorro war ja noch was. Über eine Kleinigkeit hat er sich doch schon mal so aufgeregt. „Wenn ihr beide immer ins Kissen stöhnt, damit euch keiner hört, was kann ich dafür?“ „Zombie, lass das.“, stupst mich Ruffy von der Seite an, aber Zorro scheint nicht ganz zu verstehen, was ich damit sagen will. Also höre ich noch nicht auf. „Wir zwei? Du meinst, ich und..“, er will erst auf Nami zeigen, aber ich unterbreche ihn, bevor er mich das fragen kann. „Sanji. Ist doch klar.“ „Was, zum Henker?!“, unterbricht jetzt Sanji die Unterhaltung und fällt dabei fast vom Stuhl. Ruffy hat nicht damit gerechnet und bricht sofort in lachen aus. Jetzt kann ich auch nicht mehr unterdrücken zu grinsen und nach Ruffy, stimmen auch Nami, Lysop und nach und nach immer mehr in das Lachen mit ein. Nur Zorro und Sanji lachen nicht, was aber das Thema erfolgreich von Ruffy und mir abgelenkt hat. Der Rest vom Frühstück besteht darin darüber zu lachen, wie Sanji und Zorro sich erst rausreden wollen, sich dann anzicken und beinahe aufeinander losgehen. Genial. Ich hab lange nicht mehr so gelacht. Nach dem Frühstück will ich sofort Nami hinterher. Sie scheint sogar schon auf mich gewartet zu haben, denn sie sieht sich nach hinten nach mir um und hält mir dann die Tür zum Navigationsraum auf. „Du denkst dir echt die witzigsten Sachen aus.“, lächelt sie mich an als sie die Tür los lässt und mir hinterher geht. Ich nicke nur kurz lächelnd, werfe einen Blick auf die Karten auf dem Schreibtisch, aber es könnte genau so gut alles in einer anderen Sprache geschrieben worden sein. Ich verstehe gar nichts. „Aber hey, das mir dir und Ruffy,“, fängt sie dann doch an, bevor ich sie etwas fragen kann. Ich hab geahnt, dass sie mich darauf anspricht. Wenn nicht sie, dann irgendjemand anderes, „Meinst du es ernst mit ihm?“ „Das ist ne gute Frage.“, gestehe ich sofort und lehne mich gegen den Schreibtisch, bevor ich zu ihr aufsehe. Sie meint es ernst. Also jetzt keine Witze und die Wahrheit. „Ich hab mir noch nicht wirklich Gedanken dazu gemacht.“ Was heißt hier, ich hab mir keine Gedanken dazu gemacht? Was laber ich eigentlich? Ich muss Sam finden. Ich muss Balda erledigen. Das alles kann ich nicht, wenn ich bei ihm bleibe. Also schüttle ich sofort den Kopf, als mir das alles klar wird. „Nein, ich glaube nicht.“ Nami zögert, sieht mir kurz in die Augen um zu sehen, ob ich die Wahrheit sage und seufzt dann leise. „Hör mal, ich kenne Ruffy wirklich schon sehr lange. Ich hab die ganzen Jahre nicht erlebt, dass jemand so nah-„, sie bricht den Satz ab weil sie nicht die richtigen Worte findet, spricht dann aber doch aus, was sie die ganze Zeit gedacht hat. „Tu ihm nicht weh.“ Ich weiche ihrem Blick nicht aus. Das darf ich jetzt nicht. Sie bittet mich nicht darum. Das ist keine Bitte. „Das hab ich nicht vor.“, antworte ich ihr dann und es ist die Wahrheit. Das reicht ihr, weil sie hört, dass es die Wahrheit ist. Das war ein Problem von ihr, das wir jetzt gelöst haben. Jetzt lösen wir meins. „Wann kommen wir an?“, frage ich frei heraus und drehe mich ihr hinterher, als sie sich an ihren Schreibtisch setzt. „Puh, ist schwer zu sagen. Eine Woche sind wir bestimmt unterwegs.“ „Eine Woche.“, wiederhole ich leise und fange in Gedanken schon an zu rechnen. Ich muss gar nicht lange nachdenken um zu wissen, dass ich mit meinem Zeug nicht hinkomme. Auch nicht dann, wenn ich nicht mit Ruffy teile. Ich muss mir was einfallen lassen. „Ja, wenn der Wind gut steht. Wenn nicht, kann es etwas länger dauern.“ Ich höre ihr schon gar nicht mehr richtig zu, hebe eine Hand an die Lippen und beiße mir vorsichtig auf den Daumennagel. Ich kaue keine Fingernägel mehr, aber so ganz bekomm ich die Angewohnheit nicht weg. Daher nur ganz vorsichtig die Zähne auf den Nagel legen. Das hilft mir beim denken. Vier Pillen, sieben Tage, zwei Junkies. Das passt vorne und hinten nicht. „Danke.“, murmle ich noch leise, drehe mich dann von ihr weg und gehe aus der Tür, laufe dann aber schon in den nächsten rein. Er fängt mich halb auf, tritt dann selbst einen Schritt zurück und ich sehe zu ihm auf. Ich würde ihm am liebsten um den Hals fallen und hasse mich dafür. „Zombie-„ Ich stoße Balda sofort weiter von mir. Wie kann er es wagen mich nach dem, was er getan hat, anzusprechen? „Hör zu, ich muss dir-„ Halt die verdammte Schnauze! Natürlich schlage ich zu. Natürlich sieht er mich kommen und ich erwarte nicht ihn zu treffen. Dazu kennt er mich zu gut. Aber er weicht nicht aus und ich treffe ihn hart im Gesicht. Weil ich selbst gedacht habe, er weicht mir aus, schmerzt mir meine Hand unerwartet, als ich ihn treffe. Wieso weicht er nicht aus? Wieso hat er geschossen? Kuma. Wieder schlage ich zu, treffe ihn im Gesicht so hart, dass er nach hinten taumelt. Aber die Wut baut sich so schnell in mir auf, dass ich ihn keinen Halt finden lasse. Wieder mit der rechten Faust. Er weicht nicht aus. Er wehrt sich nicht, fällt hinten über, aber das reicht noch lange nicht. Ich stürze mich auf ihn, beiße die Zähne so fest aufeinander, dass mir die Wangen schmerzen und weiß jetzt genau, wieso Sam so still ist, wenn er zuschlägt. Schreien kostet Kraft. Auch, wenn es mein Instinkt wäre, zu schreien vor Wut, verkneife ich es mir und dadurch, dass ich diesen Instinkt unterdrücke, verstärkt es meine Wut. Meine Kraft in den Schlag. Ich schlage hart zu, spüre meine Fäuste schon gar nicht mehr, meine Fingerknöchel sind taub und ich schlage ihm das Blut ins Gesicht. Ich bin mir gar nicht sicher, ob meine Finger bluten oder er, aber er wehrt sich immer noch nicht. „Wehr dich!“, schreie ich ihn an, schlage wieder zu und spüre die Tränen in meinen Augen. Ich kann ihn schon gar nicht mehr sehen, höre aber nicht auf. „Marin, nicht!“ Sanji reißt mich von ihm los, zieht mich auf meine Beine, aber ich will nicht aufhören. Ich will nicht, dass Balda sich so über mich lustig macht. Dass er sich nicht einmal wehrt, wenn ich ihn schlage. Dass er mich anspricht, als wäre nichts gewesen. Dass er noch Atmet, wenn Kuma es nicht mehr kann. Wegen ihm. „Lass mich los!“ Ich muss ihn erledigen. Und das schnell. Ich hab mich im Badezimmer eingeschlossen und in der Zeit meine Haare gefärbt. Jetzt schlägt mein Herz wieder normal. Ich bin mir sicher, dass Chopper sich gerade um Balda kümmert, auch wenn ich nicht will, dass sich irgendjemand sich noch um ihn kümmert. Und trotzdem. Wenn einer von beiden, Sam oder Balda, noch leben darf. Dann lieber Balda als Sam. „Wir haben ein Problem.“ Ich hab Ruffy fast eine Stunde gesucht, bevor ich ihn wieder auf dem Löwenkopf gefunden habe. Das nächste Mal gucke ich hier als erstes. „Wieso?“ Er dreht sich nur halb zu mir nach hinten, bleibt dabei im Schneidersitz sitzen, aber ich kann es ihm nicht hier sagen. Obwohl. Vielleicht kapiert er es ja, wenn ich das etwas anders formuliere. „Wir kommen erst in einer Woche an. Frühestens. Dafür haben wir aber nicht genug dabei.“ „Von was?“ Ich antworte nicht, sehe ihm aber genau in die Augen. Er kapiert es nicht. Das gibt’s nicht, wie kann man so ne lange Leitung haben? „Hast du gekifft?“, frage ich dann einfach, weil ich das bei der Reaktionsdauer ja nicht ausschließen kann. Er zieht aber sofort die Augenbraue hoch. „Nein?“ „Dann stell dich nicht so doof an. Kannst du kurz mitkommen?“ „Sei nicht immer sofort von allem genervt.“, murmelt er noch leise als er schon vom Löwenkopf klettert. Ich muss schon wieder aufpassen nicht auf meinen Fingernägeln zu kauen, als wir uns in sein Zimmer verziehen. Das lässt mir jetzt keine Ruhe. Erst, als er die Tür hinter sich geschlossen hat, lasse ich mich erst aufs Bett fallen und fange dann an zu fragen. „Was passiert mit dir, wenn du lange nichts mehr genommen hast?“ „Was genommen? Was meinst d- Oh. Naja, dann nehme ich wieder was, wenn ich Lust hab.“ „Und wenn du nichts mehr hast?“ Er zögert etwas, was mir sagt, dass er da noch gar nicht drüber nachgedacht hat. „Ich weiß nicht. Ich werde nervös? Das letzte mal konnte ich jedenfalls an nichts anderes denken. Irgendwann hab ich gedacht, ist ja auch egal, und hab mir was von dir genommen. Aber ich hab dir das Geld ja gegeben.“ „Wie lange hattest du da nichts genommen?“ „Zwei Tage. Schon schwer das nicht zu nehmen, wenn man weiß, dass es genau unter seinem Bett liegt.“ Schwer es nicht zu nehmen, egal, wo es ist. Ich seufze leise, als er mir erklärt, wie weit er ist, weil ich weiß, dass ich es ihm nicht einfach wegnehmen kann. Er ist hier der Käpten und es wäre wirklich beschränkt ihn auf Entzug zu setzen, solange wir keine Möglichkeit haben, uns aus dem Weg zu gehen. „Wir müssen uns was einfallen lassen.“, sage ich dann irgendwann, woraufhin sich Ruffy zu mir aufs Bett setzt, mich allerdings nur fragend ansieht, anstelle die Frage auszusprechen. Ich werde es ihm eh erklären. Das weiß er schon. Ich denke aber schon über eine Lösung nach. „Hat dein Arzt Schmerztabletten?“ „Ich glaub schon. Gegen Kopfschmerzen?“ „Migräne?“ „Keine Ahnung. Vielleicht. Hast du-„ „Merkt er, wenn was fehlt?“ Darauf antwortet er nicht sofort, weshalb ich dann doch zu ihm aufsehe. Ich bleibe dafür aber liegen. Das Problem strengt mich schon genug an. Ich bin schon die ganze Zeit am Nachdenken deswegen. „Wir werden über ne Woche unterwegs sein. Da kommen wir mit den Pillen nicht hin.“ Ich kann richtig sehen, wie es bei ihm klick macht. Dann senkt er den Blick, dreht sich zu mir und setzt sich mir im Schneidersitz entgegen. „Der merkt das sofort.“, antwortet er mir erst jetzt auf meine Frage. Ich kann nicht unterdrücken genervt zu stöhnen und zurück an die Decke zu starren. „Was dann?“, frage ich mich leise selbst. Aber es ist Ruffy, der mich auf die Lösung bringt. „Kleber und Tüten?“ Ich blinzle etwas, zögere aber noch etwas. „Habt ihr das hier?“ „Lysop hat haufenweise Kleber in seiner Werkstatt. Tüten haben wir überall rumliegen.“ Erst jetzt kann ich mich entspannen. Kein Entzug. Ich nicke kurz und atme einmal tief durch, muss dann aber lächeln, als mir die Frage einfällt, die er mich das letzte Mal bei diesem Thema gefragt hat. Wo klebt man sich die Tüten hin? „Du weißt immer noch nicht, wie das geht, oder?“ „Was?“ „Das, mit dem Kleber.“ „Ich kann es mir nicht wirklich vorstellen.“ Ich muss aufpassen nicht zu grinsen, weil er so ahnungslos ist, setze mich dann aber doch mit einem Ruck auf und stütze mich mit beiden Händen vom Bett ab. „Ich zeig`s dir heute Abend, okay?“ „Aber wir haben doch noch die Pillen.“ „Wir sollten das von Anfang an mischen. Wenn du den Kleber nicht verträgst, dann kannst du am nächsten Tag ja ne halbe Lood von mir haben. Wenn du es gut verträgst, dann verschwenden wir keine Pillen.“ Er murmelt zwar noch etwas, war mir zeigt, dass er nicht wirklich mit der Idee einverstanden ist, aber er sagt nichts mehr dagegen. Auf Kleber war ich lange nicht mehr, aber ich weiß noch, wie es war. Letzter Ausweg, um vor dem Entzug davonzulaufen. Mehr ist es nicht. Aber ich bin gespannt, wie Ruffy darauf reagiert. „Was war das eigentlich heute?“, unterbricht er dann meine Gedanken, woraufhin ich zu ihm aufsehe. Ich kann sofort in seinem Blick sehen, was er meint. Aber er spricht weiter, ehe ich antworten kann. „Du hast doch gesagt, du machst nichts mehr.“ Ich weiche mit dem Blick nach unten aus, bevor ich antworte. Ich beiße die Zähne zusammen, was ich sofort daran merke, dass ich ein Muskelkater in den Wangen habe. Von gerade. „Er soll mir aus dem Weg gehen.“ Mehr sage ich nicht, auch wenn Ruffy auf eine richtige Erklärung wartet. Da kann er lange warten. Irgendwann seufzt er tief und legt nachdenklich die Hand in den Nacken. „Ich sag‘s ihm.“ Nach dem Mittagessen hab ich mich zu Nami an Deck gelegt. Wir lassen uns beide von Sanji bedienen und genießen das Eis, was er uns bringt. Butterkeks. Ich glaube aber, dass er da Schokoladenkekskrümel mit eingearbeitet hat. Echt lecker. Ich muss mich zwingen nicht über die Reling am Heck der Sunny zu schauen, um vielleicht noch den schmalen, dunklen Streifen Land am Horizont sehen zu können. Es ist Schwachsinn, das weiß ich selbst. Wie sind schon zu lange unterwegs, als dass ich mein zu Hause noch sehen könnte. Trotzdem muss ich lange darüber nachdenken. Wie das eben so ist, wenn man weg fährt. Erst, als die Sonne langsam wieder kühler wird, fällt mir ein, dass ich etwas Wichtiges vergessen habe. Meine Klamotten. „Fuck.“, fluche ich leise, richte mich auf und gehe ohne ein weiteres Wort unter Deck, was Sanji und Nami nur dazu bringt, mir fragend nachzusehen. Ich weiß ja, dass Ruffy wieder auf seinem Löwenkopf sitzt, weshalb ich ohne Zögern in sein Zimmer gehen kann, meine Klamotten zusammen suche und mich sofort ins Badezimmer verziehe. Baden. Mit Klamotten. Die Badewanne ist so groß, dass ich mich wirklich ausstecken kann. Weit. Ich atme tief durch, schrecke die Arme und Beine von mir und schwebe einen Moment an der Wasseroberfläche. Das alles ist nicht so einfach. Wirklich nicht. Ich muss immer über alles nachdenken. Es hat sich so extrem viel verändert. Alles ist anders. Und nichts wird es wieder so machen können, wie es vorher war. Auch, wenn ich vermisse, mir mit den anderen einen Schlafplatz zu suchen. Ich habe lange nicht mehr so gut geschlafen, wie bei Ruffy im Bett. Aber das würde ich sofort gegen einen Schlafplatz mit den Anderen auf dem feuchten Boden tauschen. Mit Kuma. Mit Jenna. Mit Balda und Sam. Ich schließe bei dem Gedanken die Augen und atme tief durch. Mit Balda und Sam. Ich vermisse es, wie es damals war. Wie es noch vor einem Monat war. Wenn das alles nur nicht passiert wäre. „Wir hätten nicht nach Hause fahren sollen.“, flüstere ich leise, mehr zu Kuma als zu mir selbst. Aber er wird mir nicht mehr antworten. Ich hab es gewusst. Ich wusste, was passiert. Ich hatte es doch geträumt. Ich hätte auf meine Träume, auf meine Gefühle hören sollen. Müssen. Ich hab es nicht getan. „Du hättest mich nicht immer danach fragen sollen. Ich hätte nicht nachgeben sollen. Ich wusste es doch. Was glaubst du, wieso ich diese Insel so hasse? Hast du echt gedacht, nur wegen dem, was da alles passiert ist? Nur wegen dir hab ich sie gehasst. Weil ich wusste, dass du auf ihr stirbst.“ Und trotzdem bin ich mit dir hier her gekommen. Das alles ist meine Schuld. Egal, wer abgedrückt hat. Egal, wer es geplant hat. Weil ich ja gesagt habe, bist du gestorben. „Tut mir leid.“ Plötzlich… geht es mir gut. Es ist so plötzlich, dass ich die Augen öffne. Er ist hier. Ich setze mich auf, sehe mich um, aber alles ist wie immer. Aber ich kann es fühlen. Es tut mir nicht mehr leid. Selbst, wenn ich es wollen würde, dass es mir Leid tut, es tut mir nicht leid. Er hat mir meine Schuldgefühle einfach weggenommen. „Kuma.“ Beim Abendessen sitze ich wieder neben Ruffy. Aber eigentlich auch nur, damit wir uns leise absprechen können. „Die Klebe hab ich schon im Zimmer. Aber die Tüten hab ich noch nicht gefunden.“, flüstert er leise zu mir, kaut dabei auf seinem Essen rum und achtet darauf, dass ihn keiner hören kann. Ich achte darauf den Blick nicht zu senken, wenn ich ihm antworte. Ich muss beobachten, ob die anderen uns zuhören oder nicht. Ruffy schaut aber die ganze Zeit nach unten, wenn er mit mir redet. Da kommt er noch hinter. In der Öffentlichkeit über Drogen zu sprechen ist auch nicht immer so einfach, wie man es sich vorstellt. Immer aufpassen, dass keiner Zuhört. Hier am Tisch ist es nicht viel anders. „Ich kümmere mich um die Tüten. Wie viel Kleber hast du?“ „Zwei von diesen kleinen Fläschchen. Du kennst die doch, oder?“ „Ich glaube schon. Die reichen für heute Abend.“ „Was tuschelt ihr denn da?“, kann sich Nami dann doch nicht verkneifen, was ich schon irgendwie erwartet habe. Ich antworte nicht, überlasse es Ruffy. Immerhin kennt er sie länger als ich. Er weiß, was er antworten muss. „Oh, ähm. Naja. Nur wegen… Und weil…“ Das wird nichts. Dann helfe ich ihm mal. Ich stütze mich mit den Ellenbogen von der Tischplatte ab, werfe mit die Haare über den Rücken und sehe Nami dabei genau in die Augen. Aufpassen, ihr nicht visuell auszuweichen. Offensive. „Vielleicht kannst du uns ja helfen. Ruffy sagt, mit Klamotten zu ficken macht nicht so viel Spaß als wenn man nackt ist. Ich sage, man muss sich nicht unbedingt ganz ausziehen. Hauptsache ist, man kommt leicht an die wichtigen Sachen dran. Was sagst du?“ Stille. Ich bin echt nicht sicher, ob es hier schon einmal so still war, obwohl alle am Tisch sitzen. Ich warte einen Moment auf eine Antwort, auch wenn sich keiner bewegt und mit Nami bestimmt keine Antwort gibt, aber das gehört dazu. „Nichts? Dann misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen.“ Ich kann sehen, dass sie irgendetwas sagen möchte, aber sie bekommt keinen Ton über die Lippen. Erst jetzt weiche ich ihrem Blick nach unten aus, auch wenn ich es als Desinteresse tarne. Jetzt werde ich ihr nicht mehr in die Augen sehen können. Peinlich, ja, schon. Aber jetzt wird niemand mehr auf die Idee kommen, unsere Gespräche auch nur im Ansatz zu belauschen. „Das Bild bekomm ich nie wieder aus meinem Kopf raus.“, kann sich Lysop leise nicht verkneifen. Daraufhin muss ich schon beinahe grinsen. Was Zorro dann aber für ein Thema anschneidet, darauf könnte ich verzichten. „Wegen was wurdest du nochmal alles gesucht?“ „Muss ich das alles nochmal aufzählen?“, frage ich nebenbei, blicke dabei aber nicht wieder zu ihm auf. „War nicht Ehebetrug dabei?“ Ich weiß sofort, worauf er hinaus will. Inne zu halten kann ich nicht unterdrücken, versuche es aber mit einem kopfschüttelnden Lächeln zu überspielen. Ruffy hat es mit Sicherheit gesehen. Er starrt mich schon die ganze Zeit von der Seite an. „Das ist schon ein paar Jahre her.“ „Willst du uns das nicht lieber erklären?“ „Ich denk nicht dran. Das geht euch nichts an und wenn-„ „Wenn ich mitbekomme, dass du ihn verarscht, bist du dran.“ Schon das zweite Mal heute. Langsam wird’s nervig, auch wenn ich es verstehen kann. „Komisch, ich hab gedacht, euer Käpten ist alt genug um zu wissen, was er macht.“ „Das hat nichts damit zu-„ „Ich verpiss mich.“, unterbreche ich ihn einfach, höre ihn zwar noch weiter reden, aber ich hab da heute echt keine Lust mehr drauf. Nicht, nachdem ich mir heute schon mal sowas anhören musste. Er will mich sogar zurück rufen, lässt es dann aber doch. Ich verziehe mich in Ruffys Zimmer, knall die Tür hinter mir zu und werfe mich aufs Bett. Ich kralle mir ein Kissen und schreie einmal so laut ich kann hinein. Jetzt geht’s mir besser. Egal, was ich mache und wer alles stirbt. Meine Vergangenheit gehört mir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)