Trouble Maker von Kaylo-Nyha ================================================================================ Kapitel 1: Gefühlschaos ----------------------- 1 - Gefühlschaos „Niel! Konzentriere dich endlich!“, Rickys Stimme hallte durch den Trainginssaal. Ein wenig abwesend nickte Niel Ricky zu. Sein Blick war dennoch starr auf ihn gerichtet. Irgendwann musste er sich mal mehr zusammenreißen, aber es wurde ihm auch nicht gerade leicht gemacht. Als wäre es nicht schwer genug den Blick abzuwenden bei diesen Klamotten. Wer hatte nochmal Muskelshirts erfunden? Diese im Alltag an ihm zu sehen war eine Sache, aber dann noch beim Training wenn ihm der Schweiß ohnehin über die sanften Konturen seiner Muskeln rann... wer sollte sich da noch konzentrieren können? „Niel! Immer an der selben Stelle!“ „Tschuldigung...“, murmelte er schuldbewusst. Er biss sich auf die Lippe und nahm sich fest vor jetzt besser aufzupassen. Plötzlich spürte er eine starke Hand auf seiner Schulter und sofort fuhren ihm heiße Schauer über den Rücken.. „Nimm ihn nicht so hart ran, dann machen wir es eben nochmal!“, brummte C.A.P.s Bassstimme. Das Niel keinen Satz nach vorne machte und L.Joe auf die Füße trat war alles. Er versuchte unauffällig zu schauen und nickte nun auch C.A.P dankbar zu. Er hatte sich für ihn eingesetzt! Eine Welle des Glücks breitete sich in seiner Magengegend aus. Tatsächlich lief der nächste Versuch einwandfrei. Endlich – das Ende hatten sie schon viel zu lange raus gezögert. Niel lies sich grinsend neben C.A.P fallen und hielt ihm eine kalte Flasche Saft entgegen. Er wusste das er den besonders gerne mochte und hatte sich die Mühe gemacht ihn aufzutreiben kurz nach dem Training. Die anderen waren gerade noch beschäftigt und der Leader hatte sich auf den Boden fallen lassen und den Rücken an die Spiegelfront gelehnt. „Überanstreng dich nicht.“, riet Niel und wartete darauf das er die Flasche abgenommen bekommen würde. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen wie sehr sein Herz in seiner Brust sprang als C.A.P's Hände seine streiften. Fasziniert beobachtete er ihn beim trinken und sah schnell zur Seite als er absetzte. „Danke.“, sagte er und stand schon wieder auf. Niel wollte auch aufspringen, doch C.A.P winkte ab. „Ruh dich aus, ich komm klar.“, damit lief er von ihm weg und strich sich mit dem Handtuch den Schweiß aus der Stirn. Seufzend lehnte sich Niel nun gegen den Spiegel. Immer war die kurze Zeit die sie zusammen verbringen konnten schnell wieder vorbei. Er konnte es ja kaum genießen und eigentlich, wenn man es genau nahm, beachtete ihn der Leader kaum mehr als einen der anderen. Er verfolgte ihn mit den Augen und hoffte das keiner der anderen sein heimliches Starren bemerken würde. Das hätte ihm gerade noch gefehlt. Seine Gedanken drifteten ab, während sein Blick über C.A.P.s Rücken hinab zu seiner Hüfte, bis hin zu seinem... Sofort fuhr ihm die Hitze ins Gesicht und er wand den Blick ab. Sein Atem ging viel zu schnell und er versuchte angestrengt sich wieder zu beruhigen. Nicht daran denken, einfach nicht daran denken... Er legte sich die Hand auf die Brust, damit diese sich nicht mehr so schnell auf und ab senken würde. Langsam wurde es auch ein wenig besser, bis er plötzlich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm. L.Joe war an C.A.P heran getreten und die beiden schienen sich zu unterhalten. Allerdings nicht nur. L.Joe stieß ihn spielerisch in die Seite und brachte ihn so aus dem Gleichgewicht. Das Lachen der Beiden war bis zu ihm zu hören. Seine Miene verfinsterte sich zusehends. Die vertrauten Blicke und Berührungen – wie sehr er sich wünschte an seiner Stelle zu sein. Aber er wurde das Gefühl nicht los für C.A.P nur ein kleiner Bruder zu sein. Vor Schock weiteten sich seine Augen, als er mit ansehen musste wie C.A.P kurzerhand den Inhalt der Flasche über seinem Gesprächspartner ausleerte. Aus dem wohligen Gefühl entflammte ein starkes Stechen, dass seinen Bauch einzunehmen schien. Seine Kehle schnürte sich zu und er stand schnellstmöglich auf. Seine Beine führten ihn unsicher zu dem Waschbecken an der Seite des Raumes. „Yah! Das klebt wie Hölle!“, beschwerte sich L.Joe. „Dann ziehs halt aus.“, war C.A.Ps einziges Kommentar. Niel versuchte angestrengt die Tränen zu unterdrücken die langsam aber sicher in ihm aufkamen. Nachdem er den Wasserhahn aufgedreht hatte spritzte er sich kaltes Wasser ins Gesicht. Es half tatsächlich und ein Blick in den Spiegel bestätigte, dass er zumindest normal aussah. Jetzt war nicht die Zeit zum heulen, dafür hatte er noch genug Gelegenheit wenn er alleine war. Ein Blick zurück zeigte ihm den Rest der Gruppe die alle miteinander herum alberten. Sie waren im Begriff zu gehen und C.A.P drehte sich noch einmal zu ihm um. „Kommst du?“ „Ich übe noch ein bisschen – wegen der Patzer...“, war seine Antwort ohne sich zu ihm umzudrehen. „Wird schon.“, sagte C.A.P als er ging. Er meinte es sicher gut. In Niels Vorstellung machte sich der Gedanke breit, wie schön es gewesen wäre wenn C.A.P noch zum gemeinsamen Training geblieben wäre. Aber Wunschträumen sollte man nicht zu lange nachhängen. Trotzdem er nun alleine war wollte sich seine Konzentration einfach nicht bessern. Wie lange war er nun schon in seinen Leader verliebt? Eine große Bewunderung hatte er schon kurz nach dem Kennenlernen festgestellt. Das Gefühl steigerte sich jedoch von Tag zu Tag... und jetzt war es kaum noch auszuhalten. Es wurde immer schlimmer und brachte ihn beinahe um den Verstand. Ein kurzes Knacken ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken doch bevor er realisierte was passiert war spürte er wie sein Oberkörper hart auf dem Boden aufschlug. Beißender Schmerz ging von seinem Fuß aus und zog sich durch das gesamte Bein. Erneut kamen Tränen in ihm auf und dieses Mal konnte er sie nicht aufhalten. Ach was! Er wollte sie gar nicht aufhalten. Die Trauer übermannte ihn und er rollte sich zu einer Kugel zusammen. Schluchzend zuckten seine Schultern während er seinen Fuß umklammert hielt. Warum konnte er nicht einfach normal sein? Sich mit Groupies abgeben oder einfach Frauengeschichten haben – wie C.A.P oder L.Joe? Die machten sich doch auch nicht selbst solche Probleme. Nur er hatte sich in jemanden verliebt der unerreichbar war. Er sollte sich ein Beispiel an Ricky nehmen – dem waren Beziehungen nämlich vollkommen egal. Doch was konnte er schon ändern? Für seine Gefühle konnte er immerhin nichts. Und er hatte schließlich versucht es los zu werden. Ohne Erfolg. Je weiter ihn seine Gedanken trugen desto stärker wurde der Strom der Tränen. Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit stieg immer weiter in ihm auf. Wenigstens sah ihn niemand in dieser erbärmlichen Lage. Alle anderen hielten ihn sowieso schon für etwas sehr sensibel, wobei das nur die nette Version von 'verweichlicht' war. Da mussten sie ihn nicht auch noch weinen sehen. „Niel?“ Erschrocken fuhr er hoch und sackte sofort wieder zusammen. Er hatte nicht daran gedacht, dass sein Fuß einen Strich durch diese Rechnung machen würde. Ein Blick zeigte ihm Changjo der in der Tür stand. Sein Blick war leicht hilflos und Niel beeilte sich die Tränen aus seinem Gesicht zu wischen. „Alles in Ordnung?“, fragte er während er zu ihm gelaufen kam und vor ihm in die Knie ging. „Ja – es ist nur mein Fuß!“, kam es viel zu schnell aus Niels Mund hervor. Changjos Blick war wie zu erwarten eher skeptisch. Kurzerhand schob er seine Arme unter die Knie und den Rücken Niels, um ihn anzuheben. Zuerst wollte er noch protestieren und sich wehren, aber Changjo war einfach stärker. Außerdem tat es seinem Fuß gut und er fühlte sich unglaublich kraftlos. Er trug ihn in einen der angrenzenden Räume und setzte ihn auf eines der Sofas dort. Ohne ein Wort verschwand er kurz und kehrte gleich darauf mit einem Kühlpack zurück. Niel ließ ihn einfach machen. Die plötzliche Kühle tat zwar gut, ließ ihn aber mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammenzucken. „Besser?“, fragte Changjo ruhig und blieb vorerst vor ihm knien. Er sah ihn direkt an und Niel wich seinem Blick aus. Seine Augen waren sicher gerötet. „Sicher, es tat ziemlich weh...“, sagte er und erklärte damit auch unausgesprochen woher die Tränen kamen. Das schien Changjo allerdings nicht so einfach anzunehmen. Er legte den Kopf schief und schüttelte diesen dann langsam. „Du hast noch nie wegen einer Verletzung so geweint.“, damit hatte er leider Recht. „Also was ist wirklich los?“ Wieder stiegen die Tränen nach oben doch Niel kämpfte sie mit aller Macht zurück. Er schloss die Augen, um sich mehr im Griff zu haben. Doch dann spürte er wie Changjo seine Arme um ihn legte und sanft an sich zog. Die Umarmung tat unglaublich gut, löste aber eine erneute Tränenflut in ihm aus. Schluchzend legte Niel seinen Kopf an die Schulter seines Freundes. Die Wärme die von ihm ausging, ließ ihn sich sicher fühlen und für einen Augenblick stellte er sich vor so in C.A.P.s Armen zu liegen. Der Gedanke löste jedoch ein erneutes Zittern seiner Schulter aus. Sanft spürte er wie Changjos Hand über seinen Rücken strich und hörte ein leises „Shh...“, von diesem, „... es ist alles gut. Ich bin hier, du kannst mit mir reden.“ Konnte er das wirklich? Sollte er ihm anvertrauen was ihn beschäftigte? Zweifel breiteten sich in ihm aus. Das er einen Mann mochte konnte er doch niemandem sagen. Vor allem nicht wenn es sich dabei um ein Mitglied der Band handelte. Das würde nur zu Problemen führen. Wieder drang Changjos beruhigende Stimme zu ihm durch. „Ich lasse dich nicht gehen, bevor du mir gesagt hast was los ist.“ Das konnte man ihm wohl glauben, er konnte sehr stur sein. Nach einem kurzen Zaudern brach es nun doch aus Niel heraus. Mit brüchiger Stimme vertraute er seinem Bandkollegen das lang gehütete Geheimnis an. „Er... wird mich niemals lieben...“ „C.A.P?“, fragte Changjo sofort. Wenn Niel nicht so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen wäre, hätte er das Zittern in Changjos Stimme gehört. So jedoch ließ ihn lediglich die Tatsache aufschrecken, dass er es sofort gewusst zu haben schien. Waren seine Gefühle so offensichtlich? „Ja...“, murmelte er kleinlaut und vergrub das Gesicht in Changjos Shirt. „Merkt man mir das so leicht an...?“ Ein kurzes Schweigen folgte auf diese Frage in der niemand etwas sagte. Dann räusperte sich Changjo und setzte zu einer Antwort an: „Das war nur geraten. Ich denke nicht das es jemand von den anderen bemerkt hat...“ Er schien einfach immer sofort zu wissen worauf Niel hinaus wollte und war stets einfühlsam mit ihm. „Das ist gut, ich hatte mir auch solche Mühe gegeben, dass es niemand merkt.“, flüsterte er mit weinerlicher Stimme. Seine Hände schlangen sich indes um Changjos Körper und er zog sich näher in dessen Umarmung hinein. Irgendwie tat es gut, endlich einmal los geworden zu sein, was er fühlte. Doch er konnte Changjos Meinung dazu noch nicht einschätzen. War er nun sauer auf ihn? Oder würde er ihn als abstoßend empfinden? Nun doch etwas ängstlich wartete er. „Ich weiß nicht ob er dich auf die selbe Art und Weise liebt.“, setzte Changjo zur Antwort an. „Aber er liebt dich. Du bist ihm wichtig – er nimmt dich immer in Schutz, kümmert sich um dich und ist für dich da.“ Changjos Worte taten einfach nur gut. Niel zog die Hände nach vorne, um sich in Changjos blauen Schal zu krallen. So zog er sich ein wenig nach oben und schaute seinem Freund direkt ins Gesicht. Er konnte seinen Atem spüren, aber das war ihm gerade nicht wichtig. „Und du?“, fragte er unsicher. Etwas perplex starrte Changjo ihn auf diese Frage hin an. „Und ich? Ob ich dich liebe?“, fragte der Jüngere erstaunt. Niel war, als würde dem ihm Gegenüber kurz der Atem stocken und er befürchtete schon, Changjo würde ihn gleich von sich weg schieben. Also schüttelte er schnell den Kopf, bevor Changjo noch etwas Falsches denken konnte! „Nein, nein... Ich meinte ob du mich nun hasst?“, kam die direkte Antwort mit großen Kulleraugen. Changjo schloss kurz die Augen und richtete sich ein wenig auf. So kam ein wenig Abstand zwischen sie beide. Als er die Augen wieder öffnete, seufzte er kurz. „Ach was, du bist immer noch du! Ich könnte dich niemals hassen.“, sagte er lächelnd. Das Lächeln wirkte ansteckend und Niels Gesicht hellte sich auf. „Danke!“, sprach er strahlend, „Du bist der absolut beste Freund, den man sich wünschen kann! Aber du wirst doch nichts verraten, oder?“ Changjo schüttelte den Kopf und sein Lächeln nahm traurige Züge an, bevor er auf Niels Fuß deutete. „Ist es besser geworden? Du solltest auf jeden Fall damit zum Arzt.“ Niel rückte ganz von Changjo weg und versuchte mit dem Fuß aufzutreten. Ein leichtes Stechen war noch zu merken, aber es war schon wesentlich besser geworden. „Ja, ich mach mich besser... Danke nochmal, du hast was gut bei mir!“ Er stand auf und drückte Changjo den Kühlpack in die Hand. Dann humpelte er vorsichtig zur Tür. Dort angekommen drehte er sich noch einmal kurz um und winkte ihm dankbar zu. Als sich die Tür hinter Niel geschlossen hatte hörte man ein tiefes Seufzen. Changjo hob die Hand und ließ mit einem klatschen den Kühlpack auf sein Gesicht fallen. Er rutschte mit dem Rücken an der Lehne herunter und fühlte sich wahnsinnig müde. Leise schlich sich eine einzelne Träne über seine Wange, bevor er den Kühlpack in eine Ecke schleuderte und einen kurzen Schrei ausstieß. Schnellstmöglich verließ er den Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)