Tanz in das neue Jahr von TheSherryNancy ================================================================================ Prolog: Kurzschluss ------------------- „Ich mache mich doch nicht zum Affen!“, rief Johnny gereizt, als der nächste Vorschlag zum Zeitvertreib bis zum Neujahrsfeuerwerk kam. Es war der 31. Dezember und die Majestics hatten sich getroffen, um gemeinsam in das neue Jahr hineinzufeiern. Es gab an diesem Tag immer gutes Essen, ein paar Getränke und ein paar Spiele und Filme, um den letzten Abend des Jahres noch ein wenig zu versüßen. So hatten sie es die letzten zwei Jahre auch schon gemacht und dieses Jahr sollte es nicht anders sein. Die Teammitglieder hatten sich so darauf geeinigt, dass das Weihnachtsfest und die Tage darauf für die Familien, und Silvester und das Neujahrsfest für sie waren. Auch wenn es nicht immer so idyllisch lief, wie es sich die meisten wünschten. „Ach komm schon Johnny, wir machen uns doch alle zum Affen!“, lachte Enrico, der Oliver dabei half, die Spielekonsole aufzustellen. „Keiner von uns ist ein besonders guter Tänzer. Es soll doch nur Spaß machen und außerdem sind wir unter uns“, fügte der Franzose hinzu, was dennoch nicht half, Johnnys angespannte Haltung zu lockern. Auch Robert schien nicht besonders begeistert von der Idee, hielt sich aber, anders als sein hitzköpfiger Teamkollege, mit seinen Äußerungen zurück. Immerhin musste er fair bleiben. Jeder von ihnen hatte einen Wunsch für eine Aktivität. Enrico, in seiner unendlichen Schadenfreude, entschied sich ausgerechnet für das Tanzspiel „Just Dance“. Dass sich Johnnys Gesichtsfarbe vor Wut den Haaren anpassen würde, war zu erwarten und genau darauf hatte der Italiener gehofft. Der gute war einfach für keinen Spaß zu haben und so machte sich ein breites Grinsen aus dem Gesicht von Enrico breit. „Johnny, wir müssen fair bleiben. Enrico hat sich dieses Spiel ausgesucht, also machen wir auch alle dabei mit. Verstanden?“ Mit einem strengen Gesichtsausdruck und dem typisch-erzieherischen Ton trat Robert ein paar Schritte vor und blickte seinen Teamkollegen genau an. Dann ein erdrückendes Schweigen, was Johnnys Stimmung definitiv nicht besserte, sondern nur noch ein wenig Salz in die Wunde streute. Wie sehr er es hasste, wenn Robert einen auf Teamdaddy machte. „Du immer mit deinen bescheuerten Predigten! Ich kann selbst entscheiden, was ich tue! Schau mich nicht so an, als wäre ich ein kleines Kind!“ Die Stimmung schwoll merklich an und auf Olivers Gesicht machte sich ein gewisses Grad an sorge breit. „Leute, kommt schon! So wollen wir doch nicht in das neue Jahr starten. Spielen wir doch einfach und dann ist alles gut.“ Zwar kannte er seine beiden Teamkollegen zu gut, dennoch konnte er nie verstehen, wie die Begegnungen zwischen ihnen immer wieder aufs Neue so eskalieren konnten. Zugegeben, bis jetzt war noch nicht viel eskaliert, dennoch konnte man das Szenario wie aus einem Drehbuch abspielen und der junge Franzose wusste genau, dass von hier an die Stimmung nur noch bergab gehen konnte. „Oliver hat Recht. Eine halbe Stunde wird uns schon nicht umbringen!“, gab Enrico hinzu, doch half es nicht, die Stimmung zu bessern. Johnny war schon an einem ganz anderen Punkt. „Wenn du dich nicht wie ein kleines Kind aufführen würdest“, wollte Robert zunächst ansetzen, doch Johnny wusste schon zu gut, was kommen würde. „Ja, ja. Blabla ich solle mich nicht wie ein Kind aufführen! Weißt du was, Robert? Ich bin weder dein Kind, noch dein Bruder! Ich habe keine Lust auf diese Scheiße! Komme erst mal selbst mit deiner eigenen Familie klar und lass deine Kontrollsucht nicht an mir aus! Ich bin weg!“, schnaubte der Schotte und so raste er schon, schneller als man gucken konnte, wie eine dampfende Lokomotive aus dem Raum. Danach war stille… Kapitel 1: Kälte ---------------- Für Robert war seine Familie ein Wunder punkt, seitdem er wusste, dass Boris Balkov, der Mann, der mehrmals Versucht hat, zusammen mit Kai Hiwataris Großvater die Welt an sich zu reißen, der Mann, der junge Männer in ein Abtei gesperrt und zu Kämpfern herangezüchtet hat, sein Vater ist. Sein Stolz hatte es Robert verboten, zu sehr darüber nachzudenken, jedoch kamen die Bilder dieses Mannes immer wieder in seinen Kopf und in seine Träume… Es hätte ihm schon vorher auffallen müssen, denn die Ähnlichkeit war nicht zu leugnen und dennoch, wie soll man auf solch einen Gedanken kommen, wenn man sein ganzes Leben in einem anderen Glauben gelebt hatte? Sofort war Oliver Johnny nachgelaufen, um mit ihm zu reden. Ob das viel bringen würde, wusste der junge Franzose selbst nicht, denn wenn er erst einmal sauer war, gab es wenig, um ihn wieder beruhigen zu können. Dennoch wollte er ihn nicht alleine weglaufen lassen und Enrico war sicherlich nicht die richtige Wahl für ein klärendes Gespräch zwischen ihm und Johnny, da die beiden sich zu gerne selbst zankten. „Musste das sein?“, es war nicht schwer, den Rotschopf zu finden. Zum einen war seine Haarfarbe unverwechselbar, zum anderen lehnte er am Geländer am vorderen Hof und schien immer noch sichtlich reizbar. Vorwurfsvoll lehnte Oliver seine Hände gegen die hüften und wartete auf eine Erklärung, doch sein Gegenüber grummelte nur leicht und bemühte sich nicht, ihn anzusehen. „Du weißt, dass das ein schwieriges Thema für ihn ist…“ „Ja und? Vielleicht ist das auch für mich ein schwieriges Thema, mir ständig sein Gemecker anhören zu müssen.“ Johnny wusste, dass er übertrieben hatte, aber in einem Punkt waren sich er und Robert ähnlich und wahrscheinlich war das auch der Grund für die vielen Streitereien. Sie hatten einen knallharten Stolz. Diese trotzige Antwort entlockte nur ein seufzten aus Olivers Mund, der sich nun neben Johnny an das Geländer lehnte und ihn für ein paar Momente still ansah… „Es tut mir leid, Robert. Das wollte ich nicht.“ Währenddessen plagten Enrico die Schuldgefühle. Natürlich musste er Johnny mit der kleinen Idee provozieren. Jetzt wünschte er, er hätte es nicht getan. Robert, der mittlerweile auf dem Sofa platz genommen und merklich betrübt wirkte, schüttelte nur den Kopf. „Du kannst Nichts dafür. Johnny ist nun einmal, wie er ist.“ Seitdem er es wusste, hatte sich so vieles Verändert. Anfangs dachte Robert, er könnte so weitermachen wie gehabt, aber aus der anfänglichen Ignoranz wurde eine Paranoia, sogar ein leichter Hass gegen sich selbst. Wie oft schon hatte er in den Spiegel gesehen und nicht sich selbst sondern diesen schmierigen Verbrecher gesehen, der keinerlei Funken Ehre in seinem Leib besaß? Wie oft schon ging er durch die Läden und fragte sich, ob jemand etwas wüsste oder ahnte? Ob die Presse schon heimlich Bilder von ihnen verglich oder Boris in vielleicht sogar verriet? Falls er jemals auf Boris hätte treffen sollen, wäre das einzige, was Robert wohl gesagt hätte, dass er Nichts von ihm wissen wolle und wahrscheinlich hätte das sogar auf Gegenseitigkeit beruht. Was sollte Boris schon von so einem Bengel wie Robert wollten, außer vielleicht seinen Ruhm und sein Geld? Obwohl sein Ruhm wahrscheinlich dahin wäre, wenn rauskäme, dass er alles andere als Adelig, sondern der uneheliche Sohn eines Schwerverbrechers war. „Hey, du fängst aber nicht an, zu weinen oder?“, Enrico platzierte sich neben seinen Kollegen und blickte ihn mit seinem aufmunternden, fröhlichen Lächeln an. Roberts Auge fing leicht zu zucken an und ein kurzes Schnauben entwich ihm. „Nein… sicherlich nicht“, erwiderte der Deutsche fast grimmig und biss sich leicht auf die Unterlippe. Am liebsten würde er jetzt in seinem Zimmer sitzen und ein abscheuliches Buch lesen, um sich ein wenig abzulenken. „Es, naja, fällt dir immer noch ziemlich schwer oder?“ Die einzigen Leute, denen Robert sich in dieser Sache anvertraut hatte, war sein Team gewesen. Kurioserweise war es Johnny, dem er es als erstes erzählte. „Glaubst du, es fällt ihm schwer? Ich meine… sehr schwer?“ Die Kälte half ein wenig, jedoch merkte Johnny, dass es ihm langsam zu kalt wurde. Abgesehen von den Streitereien war Robert immer derjenige gewesen, der mit Vernunft glänzte und mit erhobenem Haupt durch die Straßen ging. Selbst, als Robert sich offenbarte, schien sein Stolz nicht zu bröckeln. „Wahrscheinlich… Es ist ja schon schlimm genug, überhaupt zu wissen, dass man nicht bei den richtigen Eltern lebt. Aber dann noch ausgerechnet Boris?“ Oliver sah die Straße hinunter in den kühlen Abendnebel hinein und merkte, wie sich langsam eine Sorge breit machte. „Ich wüsste nicht, was ich tun sollte. Wäre die Situation anders, würde ich ihm vielleicht raten, sich mit ihnen zu treffen, aber…“ „Einen Dreck soll er! Boris soll schön von ihm weg bleiben! Ich schwöre, wenn er Robert zu nahe kommt, mache ich Hackfleisch aus ihm!“ Ein dumpfer Schlag auf das Geländer untermahlte Johnnys Drohung, gefolgt von einem grummeln. „Dann sollten wir dafür sorgen, dass Robert das auch alleine kann.“ Allmählich machte Oliver die Kälte doch zu schaffen, so ging er vollkommen ohne Jacke hinaus, um nicht den Anschluss an Johnny zu verlieren. „Hm…“ Kontrolle. Das war das, was Johnny an Robert hasste. Seinen kleinen Kontrollzwang. Doch wenn er recht überlegte, war er selbst wahrscheinlich nicht besser. Wenn es in der Vergangenheit hart auf hart gekommen war, stellte er sich gerne dazwischen und löste die Dinge hin und wieder nicht nur mit dem Blade, sondern auch mit den Fäusten. „Ich bin manchmal ein ganz schöner Idiot. Ich will so was gar nicht sagen aber es rutscht mir einfach heraus.“ Er wusste, dass Oliver ihn nicht an Robert verraten würde, denn so offen würde der Schotte niemals zugeben, einen Fehler gemacht zu haben. „Du kennst das ja...“ „Ja, in der Tat“, gab Oliver trocken aber doch zuversichtlich zurück. Immerhin bedeutete diese Einstellung, dass es die Chance für einen ersten Schritt gab. „Ich habe seitdem nicht mehr mit meinen Eltern gesprochen.“ Schweigend stützte Enrico seinen Kopf auf seine Hände und hörte seinem Teamchef zu. Es gab wenige Momente, wo Robert wirklich offen mit ihnen Sprach. Wohlmöglich war das auch schon lange überfällig, da Robert zwar viele Kontakte hatte, aber wenige Menschen wirklich als Freunde galten. „Weißt du, Robert, vielleicht wollten sie einfach nur das Beste.“ Was Enrico von seinen Eltern wusste, war, dass sie strenger waren aber dennoch Stolz auf ihren Sohn. Kein Wunder, so war er der erfolgreichste Blaser Europas, gebildet und zudem Charakterstark und ebenso Stolz wie sie. „Ja, das Beste. Wahrscheinlich wäre es das Beste gewesen, ich hätte es gar nicht erst erfahren. Was wollen meine „Eltern“ mit dem Sohn eines Schwerverbrechers? Stell dir mal den Skandal vor, wenn das rauskäme…“ Langsam fuhr er sich durch die Haare und spürte die pochenden Kopfschmerzen, die sich seitdem immer wieder in seinem Kopf breit machten. Enrico verblieb schweigend. Lediglich das leise Knacken seiner Fingernägel zwischen seinen Zähnen war verblieben und sein Blick wanderte durch den Raum. Er vermisste Johnnys Schlagfertigkeit, die hin und wieder eindeutig fehl am Platz war, aber in einigen Zeiten definitiv ein riesiger Vorteil war. „Sag doch so was nicht…“ entwich es als einziges murmelnd aus seinem Mund. Sehnsüchtig wanderte der Blick des Blondschopfes zum Türrahmen mit dem Wissen, dass Oliver mit aller Wahrscheinlichkeit der Einzige war, der überhaupt solche Gespräche mit Johnny führen konnte. Sicherlich war die Dynamik im Team nicht sonderlich prickelnd, das hatte man wenige Minuten vorher schon gesehen, jedoch schafften sie es in den meisten Fällen, sich aufzuraffen. Auf der anderen Seite war die Situation selten so verworren und wankend wie diese. Johnny hatte schon viel schlimmere Dinge gesagt, jedoch schlugen sie nie so sehr auf ein Schlachtfeld, wie diese Sache. „Ich mache Johnny noch nicht einmal einen Vorwurf… Wahrscheinlich hat er sogar Recht. Ich bin wahrscheinlich genau so Kontrollsüchtig wie dieser…“ Genau in diesem Augenblick hallte ein Knall durch die Tür und laute Schritte knallten durch den Hausflur. „Verdammt, ist mir kalt…“ schniefte Oliver und versuchte sich mit Reibung so gut wie es ging warm zu halten. In den ersten Momenten der Suche war es ihm gar nicht aufgefallen, jedoch herrschten draußen mehrere Minusgrade und so kühlten beide relativ schnell aus. Johnny störte es anscheinend nicht und der Grund dafür lag nahe. „Lass und wieder rein. Wir können ja drinnen…“, versuchte Oliver anzusetzen, jedoch war sein Gesprächspartner gar nicht mehr anwesend. „Gemein! Er hätte mir wenigstens etwas sagen können….“ Kopfschüttelnd begab sich Oliver hinein und traute seinen Augen kaum. Da stapfte Johnny geradewegs auf den Fernseher zu, schaltete ihn an und startete das Spiel, weswegen diese ganze Situation überhaupt eskaliert war. „Johnny, was machst du da?“ Stirnrunzelnd stand Robert auf und ging mehrere Schritte auf ihn zu, die Welt nicht mehr verstehend. „Was soll das?“ „Halt die klappe und setz dich hin oder Tanz gegen mich. Ich habe keine Lust das neue Jahr so zu starten und du bestimmt auch nicht. Wenn du weiter so ein Gesicht ziehst dann läufst du am Ende noch das ganze neue Jahr so rum und darauf habe ich keine Lust. Was ist jetzt? Girls just wanna have fun?“ Ehe er sich versehen konnte, hatte Robert auch schon den Kontroller in der Hand und wechselte einen skeptischen Blick mit Oliver aus. Dieser stand mit halb offenem Mund und hochgezogenen Augenbrauen mitten im Raum und zuckte mit den Schultern. „Ungehobelt…“ murmelte der Deutsche und drehte sich zurück. „Du willst dich wirklich zum Affen machen, was?“ „Wenn schon, denn schon“, erwiderte der Rotschopf und startete den Song. „Wenn ich dich schlage musst du den Rest von dem Punch trinken, verstanden?“, forderte Johny auf, um den Spaß zu erhöhen. „Ich werde keine Stunden bis zum Countdown tanzen, wenn es keinen Einsatz gibt!“ „Also schön Johnny, wenn du es so möchtest…“ Wie auch immer dieser Junge es schaffte, aber all die Sorgen, sie Robert noch vor wenigen Sekunden hatte, schienen wie weggeblasen. Was auch immer mit der Familie geschehen würde, er wusste, dass er sich im nächsten, aber auch in den weiteren kommenden Jahren immer auf sie verlassen konnte. Sie waren nicht nur sein Team. Seitdem sie ihre Einstellungen geändert hatten, als Tyson und sein Team sie ordentlich wachrüttelte, waren sie Freunde… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)