mein Hinterlistiger Knecht Ruprecht von Hime-chan (Nikolaus-Abend im trauten Heim) ================================================================================ Kapitel 1: mein Hinterlistiger Knecht Ruprecht ---------------------------------------------- Verführerisch duftete mein Apfelpunsch vor sich hin. Er war noch zu heiss um ihn zu trinken. Ich hatte es mir im Treppenhaus gemütlich gemacht, mich in eine Wolldecke eingewickelt, ein gutes Buch auf dem Schoss. Der Trubel war mir zu gross, den sie im Keller veranstalteten. Ich war schon zu alt dafür, auf den Nikolaus zu warten, aber meine kleine Schwester und die zwei Nachbarskinder freuten sich darauf. Und was wäre ich für ein grosser Bruder, wenn ich ihnen die Vorfreude verderben würde. Also wartete ich hier zwischen dem Eingangsbereich und dem Keller auf der kühlen Treppe, um den Nikolaus den der Hauseigentümer engagiert hatte herein zu lassen. Ausgerüstet mit Buch, Punsch und Schokolade mangelte es mir gerade an nichts. „Hast du den Nikolaus schon gesehen?!“ Die grossen braunen Augen meiner Schwester funkelten regelrecht. Mit sechs durfte man das noch, sich so unbeschwert über den Besuch des Nikolaus freuen. „Nein, noch nicht. Aber sicher kommt er bald. Ich passe gut auf, dass er dich nicht vergisst“, versicherte ich ihr lächelnd. So süss. Sie eilte davon und berichtete den anderen Kindern wie toll ich doch sei. Mein brüderlicher Stolz liess mich zufrieden grinsen. Sie sprach seit Tagen nur noch vom Nikolaus und dem Christkind. Ich war auch einmal so naiv gewesen und habe beteuert, ich würde das Christkind heiraten und ihr helfen jeden Christbaum zu schmücken. Was ich immer noch gerne tat. Es war nicht unbedingt so, dass ich Glitzerlametta, Engelshaar und kitschige Kugeln mochte, aber es gehörte für mich zum Weihnachtsmorgen dazu. Genau wie drei oder sogar vier Mal zum Schmücken Aschenbrödel zu sehen. Inzwischen hatten wir den Film sogar auf DVD und wenn mir im Sommer viel zu heiss war sah ich ihn mir auch mal mitten im Juli an. Ausserdem war meine Mutter erleichtert dass sie sich ganz der Küche widmen konnte, was uns einen harmonischen Weihnachtstag bescherte. Ich liebte Schnee, und ich liebte Weihnachten. Auch wegen der Geschenke, in der Schule durften wir in Kunst endlich etwas Sinnvolles gestalten wenn es auf Dezember zuging. Das leise klopfen gegen die Glastür liess mich Aufsehen. Ich hatte es geschafft, keine einzige Seite im Buch zu lesen seit ich mich nach dem Abendessen hierher zurück gezogen hatte. Schnell schälte ich mich aus der Decke und öffnete dem dickbäuchigen Nikolaus die Tür. Der Wind blies die Dicken Schneeflocken ins Treppenhaus und ich fröstelte unwillkürlich, während der Ehemann einer Volleyballkollegin meiner Mutter sich an mir vorbeiquetschte. Sein aufgeklebter weisser Rauschebart stand ihm nicht schlecht und der rote Anzug und der kratzige Sack passten eigentlich besser zu ihm als seine hässlichen Hemden. Nikolaus’ Knecht Ruprecht boxte mir gegen die Schulter und grinste mich an. Ich kannte ihn nicht besonders gut, erkannte ihn jedoch als Sohn unseres diesjährigen Nikolaus‘. Höflich liess ich den beiden den Vortritt und schlenderte ihnen die Treppe hinunter hinterher. Die Kinder quietschten aufgeregt und stellten sich artig in eine Reihe während Nikolaus Hektor sie der Reihe nach etwas neckte ehe er ihnen ein kleines Geschenk und ein Säckchen voller Nüsse, Mandarinen und Lebkuchen schenkte. Als die Rute unvermittelt auf seinen Hintern traf zuckt er zusammen. Ruprecht, der eigentlich Lukas hiess und zwei Jahre älter als war grinste mir entgegen. „Jan war dieses Jahr ein sehr unartiger Junge. „, begann der liebe elende Nikolaus und ich erstarrte. Das war so aber nicht abgemacht gewesen. „Du hast mit Natrium einen Glaskasten explodieren lassen, hast das ganze Döschen Schwefel verbrannt und dafür gesorgt dass der Nachmittagsunterricht ausfiel und du hast absichtlich die Sicherungen durchbrennen lassen“, warf mir Nikolaus vor und ich biss mir schulbewusst auf die Lippe. Naturwissenschaften liebte ich nunmal. Lukas dieser Verräter hatte das eingefädelt, diese kleinen Streiche gingen zwar auf meine Kappe, aber ich hatte mich immer aus der Affäre ziehen können. Meine kleine Schwester sah besorgt zu mir auf, bestimmt hatte sie Angst dass er mich jetzt mitnahm. Das hatte er anscheinend auch vor, ohne lange zu zögern hievte mich Knecht Ruprecht über die Schulter und stapfte davon. Ich war zu verwirrt um dagegen etwas zu unternehmen und war plötzlich sehr erleichtert, dass ich eine einigermassen passable Figur hatte. Auch wenn es natürlich bei den Erwachsenen noch mehr Gelächter gegeben hätte, wenn Lukas mich erfolglos ächzend versucht hätte hochzuheben. Solange er mich nicht wie eine Prinzessin davon trug, war mir das egal. Draussen war es kalt, der Schnee verfing sich sofort in meinen Haaren und ich schlang die arme um mich als er mich endlich runter liess. „Das hätte nicht sein müssen“, beklagte ich mich etwas eingeschnappt und trat von einem Fuss auf den anderen. Wortlos wickelte mir Lukas einen blauen Schal um den Hals. Meine Lieblingsfarbe. „Naja, du bist eben ein freches Gör“, erwiderte er und zerrte mich an meinem neuen Schal näher zu sich heran. Die dichten Flocken blieben an seinem dunkelgrünen Mantel hängen. Ich liebte Schnee, vor allem wenn er in dicken Flocken vom Himmel trudelte. „Ich mach‘s wieder gut. Wie wäre es mit Kino morgen Abend?“, schlug e vor nachdem ich ihn eine Weile angeschwiegen hatte. Überrascht blinzelte ich und brachte nicht einmal eine Antwort heraus. Es war eigentlich ein offenes Geheimnis, was ich von Kinobesuchen mit Jungs hielt. „Wert ich als Ja“, grinste er selbstsicher und beugte sich zu mir. Ich wpürte die Wärme auf meinen Lippen auch noch als er schon längst mit dem Nikolaus davon gefahren war. Mit einem Opel statt mit einem Esel. Ich musste mir dringend eine passende Ausrede bezüglich meiner Missetaten einfallen lassen die meine Eltern überzeugte. Und für meine Schwester eine wunderliche kleine Lüge bezüglich Nikolaus‘ Strafe für mich. Trotzdem lächelte ich verlegen und schlang den Schal enger um mich. So ein wundervolles Geschenk hatte mir der Nikolaus als Kind nie gebracht. Es lohnte isch also doch, hin und wieder etwas unartig zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)