Christmas Feelings von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Christmas Feelings ----------------------------- „Bisher gibt es von der gesuchten Terroristin keine Spur. Die Polizei bittet die Bevölkerung um Hinweise zur Ergreifung der Person. Bitte wenden sie sich dafür an …“ Ein Grinsen legte sich auf Minenes Gesicht. Mein anderes Ich ist ganz schön aktiv hier … ob ich in der anderen Welt auch so war? Schließlich kam die Wettervorhersage und Minene konzentrierte sich wieder auf die Herausforderung, die vor ihr lag. Etwas ratlos blickte sie zwischen den Zutaten hin und her. Eine Bombe zusammenzubauen und auf ihre Bedürfnisse zu programmieren, war für sie schon lange ein Kinderspiel. Doch etwas zu kochen oder gar Plätzchen zu backen – das erschien ihr dagegen wie eine komplizierte Doktorarbeit. Ein Ding der Unmöglichkeit. Genervt von diesem Gedanken begann sie, die Schokolade zu zerhacken. Was sich nicht als  einfach herausstellte, denn die Schokolade war hart und ließ sich nur schwer zertrennen. „Komm schon, komm schon!“ Wut stieg in ihr auf und als sie wieder zur Besinnung kam, sah der Schokoladenblock aus, als wäre es ein Opfer ihrer Bomben geworden. Oder gar von Yuno. Dafür hatte sie ihr Ziel erreicht – was man sowohl ihr, als auch dem Schlachtfeld namens Küche ansah.   Ein Blick ins Kochbuch verriet ihr, dass es nun an der Zeit wäre den Teig zu machen. Doch sie kam nicht weit, denn ihre ohnehin schon eingeschränkte Sicht wurde ihr nun vollkommen genommen. Zwei Hände wurden ihr von hinten auf die Augen gelegt. „Na, wer bin ich?“ Minene fing wieder an zu grinsen, dieses Mal aus einem anderen Grund. „Natürlich Nishijima, wer denn sonst?“, und drehte sich zu ihm um. Doch statt in ein lächelndes sah sie in ein leicht enttäuschtes Gesicht. „Was ist los, Nishijima, was hast du … Oh!“ Wie ein Geistesblitz traf sie die Erkenntnis. Obwohl sie schon ein paar Monate verheiratet waren, so brachte sie es immer noch nicht übers Herz, ihren Ehemann beim Vornamen zu nennen. „Tut mir leid“, kam es bedrückt von ihr, doch Nishijima tätschelte nur ihren Kopf. Woraufhin sie rot wurde. „Aber …“, setzte sie an, doch wieder unterbrach er sie, indem er den Finger auf ihre Lippen legte. Und sie anschließend liebevoll küsste. Verliebt lächelt er seine Traumfrau an. Er wusste längst, dass sie sich noch lange nicht an die Situation gewöhnt hatte und noch ihre Zeit brauchte. Eines Tages würde sie schon seinen Vornamen aussprechen, da war er sich sicher.   Einen Blick über ihre Schulter werfend, fragte er sie: „Und, was wolltest du da machen“? In Sekundenschnelle rauschte ihr das Blut in die Wangen, peinlich berührt hält sie ihren Arm fest. „Ich wollte ein paar Plätzchen für uns backen, aber das ist gar nicht so einfach.“ Beschämt sah sie zur Seite. Daraufhin musste Nishijima herzlich lachen, seine Frau war einfach zu entzückend. Was ihr dagegen ganz und gar nicht gefiel. Noch etwas roter im Gesicht, meckerte sie ihn an. „Argh, lach mich nicht aus!“, doch sie wusste im Inneren, dass er es nicht tat. Nichtsdestotrotz war es ihr nach wie vor peinlich. Auch, wenn es ihr eigentlich nicht peinlich sein müsste. „Weißt du was?“, fragte er und sah seine Ehefrau lächelnd an. „Wir könnten doch zusammen backen, dann geht es viel einfacher und schneller. Willst du?“ Schüchtern zuckten ihre Augen hin und her, bis sie sich in den seinen verlor. Gegen seinen sanften Hundeblick hatte sie keine Chance, die hatte sie noch nie. Leicht seufzend gab sie schließlich auf. Dabei lächelte sie. „In Ordnung – ich möchte aber perfekte Plätzchen haben!“   Ein paar Stunden später standen die Beiden vor dem Ofen, das letzte Blech mit Plätzchen war gerade dabei, abzukühlen. Stolz betrachteten sie ihr Werk. „Und, habe ich das perfekt genug hinbekommen?“ Dabei legte er seine Arme um sie, und drückte sie an sich. Sie selbst grinste zufrieden. „Oh ja, sie sind mehr als perfekt geworden. Das haben wir gut gemacht.“ Ebenfalls zufrieden lächelte Nishijima vor sich hin, als er einen Einfall hatte. „Hey, Schatz, was würdest du sagen, wenn ich dich auf einen Weihnachtsmarkt entführen würde?“ Verächtlich schnaubend antwortete sie: „Dann würde ich sagen, dass ich solche Menschenaufläufe nicht leiden kann.“ „Und wenn ich dich ganz lieb darum bitte?“ „Dann sage ich immer noch nein dazu“, war ihre einzige Antwort auf seine Frage. So ging es noch wenige Minuten weiter, bis sich Minene ein Herz nahm und zusagte. „Wir bleiben auch nicht lange dort, versprochen“, und küsste sie liebevoll auf die Stirn.   Kurz daraufhin hatte sie sich warm angezogen, immerhin war es bereits Mitte Dezember und selbst in Japan hatte der Schnee Einzug gefunden. Inklusive dazugehörender, klirrender Kälte. Sie waren schon dabei, aufzubrechen, als Nishijima zurückrannte und mit einem Schal wiederkam. Unter kurzen Protesten legte er ihn Minene um den Hals. „Ich sagte es dir doch schon bereits damals, in dem verlassenen Hochschulgebäude. Frauen sollten ihre Körper warm halten. Ich möchte einfach nicht, dass du dich verkühlst oder dir gar was einfängst.“ Wortlos, aber mit rotem Kopf ließ sie es über sich ergehen. Trotzdem drückte sie ihm mit einem Kuss ein „Danke“ auf die Wange. Nach ihrer Hand greifend, verließen sie die Wohnung und machten sich auf dem Weg zum Festplatz.   Kaum angekommen, konnte man überall die ausgelassene und zugleich festliche Weihnachtstimmung sehen, sie fast schon mit den Händen greifen. Weihnachtsdekorationen, soweit das Auge blicken konnte. Kinder, die über den Markt tollten und sich an den Leckereien und Süßigkeiten erfreuen. Pärchen, die gemütlich über den Markt schlendern. Großeltern, die auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken für ihre Enkel waren. Hier und da spielte ein Weihnachtslied – die meisten waren auf Englisch. Alles in einem herrschte eine sehr schöne Stimmung, an der Nishijima am liebsten teilhaben wollte. Natürlich sollte auch seine Frau etwas davon haben, aber alles zu seiner Zeit. Er fand schon allein die Tatsache, dass sie überhaupt mit ihm hierhergegangen war, sehr rührend. Am liebsten hätte er sein Glück darüber in die Welt geschrien, ließ es aber lieber und unterdrückte seinen Wunsch. Er wollte einfach nicht die gute Stimmung, die sich bei ihnen und besonders bei seiner Frau aufbaute, nicht durch eine solche Aktion vermiesen.   Und seine Frau hatte tatsächlich Spaß daran. Egal, wie sehr sie versuchte, es zu verstecken oder zu unterdrücken, sie hatte sehr viel Spaß wie offenbar schon lange nicht mehr. Die gebrannten Mandeln schmeckten ihr, ebenso auch der Glühwein. Sogar zu einem weihnachtlichen Foto hatte sie sich hinreißen lassen. Nur eine „Hau den Lukas“ Gerätschaft brachte sie an den Rand ihrer Geduld, da ihr seit dem Kampf gegen Murmur aus der zweiten Welt ein weiteres Mal die rechte Hand fehlt. Und die linke war leider nicht so kräftig wie die andere. Zwar hatte sie Kraft, dank Deus, dennoch war es für einen Einhändigen nicht sehr leicht, den Hammer richtig zu schwingen und so punktgenau auf den kleinen Bolzen zu zielen. Was sie natürlich aufregte und provozierte. Glücklicherweise konnte Nishijima noch rechtzeitig eingreifen, bevor Minene ihn aus Wut zertreten konnte. Schließlich konnte er beim Spiel ein gutes Ergebnis erzielen, und seiner Liebsten ein kleines, rosa Plüschschweinchen gewinnen. Ziemlich kleinlaut hatte sie sich dafür bedankt und es seitdem für den Rest des Abends nicht mehr auf ihrem Griff gelassen. Selbst wenn sie auf der rechten Seite keine Hand mehr hatte, so war sie trotzdem noch in der Lage, etwas mit dem Rest des Armes zu halten. Mit der anderen, verbliebenen Hand hielt sie die ihres Liebsten fest, und genoss weiterhin den Weihnachtsmarkt mit ihm.   Nach ein paar Stunden, weiteren Spielbuden und Essensständen entschlossen sie sich, den Abend in einem Riesenrad ausklingen zu lassen. Darauf achtend, dass nur sie beide in eine Kabine kamen, setzten sie sich nebeneinander hin und betrachteten den Sternenhimmel, der sich ihnen darbot, durch das kleine Glasfenster im Dach. Noch immer fest das Schwein im Armstumpf umschlossen, lehnte sich Minene an die Brust ihres Mannes, und lächelte dabei. „Und, hat es dir gefallen?“, fragte er sie, ohne den Blick von den Sternen zu lösen. Zuerst wollte die Neunte wie üblich protestieren, oder zumindest lügen, aber das konnte sie nicht. Auch sie war längst dem Bann der weihnachtlichen Atmosphäre erlegen. Besonders, da es das erste Mal war, dass sie so eine Gelegenheit genießen konnte, wollte sie es nicht wieder kaputt machen. Daher nickte sie nur, und meinte: „Es war wunderschön.“   Über ihre nächsten Worte nachdenkend, pausierte sei einen kurzen Moment. Doch das hier war ihr Mann, der Mensch, der sie am meisten liebte. Und den sie am meisten liebte. Ein zweites Mal an diesem Tag nahm sie sich ein Herz. Noch ein wenig näher an ihn herangerückt, erzählte sie schließlich, was ihr Herz fühlte. „Ja, es hat mir wirklich sehr gut gefallen. Mit meinen Eltern konnte ich nie zu so etwas gehen, und als ich alt genug war, ging es bereits aufgrund meines Lebensstils nicht mehr. Und auch wollte ich es nicht mehr. Ich habe in meinem Leben sehr wenig schöne, und sehr viele schreckliche Dinge gesehen. Dinge, die kein Mensch und besonders kein Kind sehen sollten. Bomben, Tod, Zerstörung – ich glaubte an gar nichts mehr. Ich dachte, das wäre meine Welt, meine Gegenwart, mehr gäbe es nicht für mich. Bis du aufgetaucht bist. Seit unserer ersten Begegnung hast du mir so viele schöne Dinge gezeigt. Gezeigt, wie man fühlt. Gezeigt, wie man lebt. Gezeigt, wie man liebt. Auch heute Abend hast du mir einen sehr schönen Abend bereitet, wie ich ihn für den Rest meines Lebens nie vergessen werde – und dafür bin ich dir unglaublich dankbar. Ich danke dir, Masumi, ich danke dir dafür von ganzem Herzen!“   Er brauchte ein paar Sekunden, bis er wirklich verstanden hatte, was sie gerade gesagt hatte. Sie … hat es tatsächlich getan … Sie hat meinen Namen gesagt! Überwältigt von seinen Gefühlen drückte er sie wortlos, aber überglücklich an sich. Wieder rot im Gesicht, begann sie sich dagegen zu wehren. „Hey, was machst du da?!“ Woraufhin sie sich zu ihm umdrehte, und sie sich in die Augen sahen. Mehrere Augenblicke lang herrschte Schweigen, bis sie beide anfingen zu lachen. Sie lachten herzhaft vor Glück, da wirklich alles perfekt schien. Zufrieden legte Masumi seine Hand auf ihre Wange: „Kannst du das bitte noch einmal für mich wiederholen? Nur einmal?“ Wieder setzte er seinen Hundeblick ein, und wieder hatte Minene keine Chance. Mit hochroten Wangen sah sie ihm in die Augen und hauchte ihm ein „Masumi“ entgegen, was dieser mit einem verliebten Blick erwiderte. Glücklich darüber, dass sie nun seinen Namen sagte, und dass es tausendmal schöner klang, als er es sich immer ausgemalt hatte, führte er seine Lippen auf die ihren.   So verblieben sie, bis ihre Kabine unten ankam und es an der Zeit war, diese zu verlassen. Händchenhaltend verließen sie das Riesenrad und machten sich auf den Rückweg. „Nach Hause?“, fragte Masumi seine Frau. „Ja, lass uns nach Hause gehen“, antwortete diese und hakte sich bei ihm nein. Sie beide waren fest davon überzeugt, dass dies ein sehr gelungener Abend war, der kaum noch besser werden könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)