Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 40: Absolute Offenlegung -------------------------------- Kapitel 40 - Absolute Offenlegung Seto führte Joey langsam in den Wintergarten. Doktor Akari hatte grünes Licht dafür gegeben, dass Joey sein Bett verlassen durfte, solange er sich weiterhin schonte und überwiegend nur saß. Der Jungunternehmer hatte den Eindruck, dass Joey innerlich über diese Freiheit zerrissen war. Einerseits war der Blonde scheinbar froh nach fast zwei Wochen endlich sein Zimmer wieder mal verlassen zu können. Andererseits war er seitdem extrem angespannt. Ganz vorsichtig ließ Seto seinen Freund langsam auf die Rattan-Couch nieder. Vor der Sitzgelegenheit war ein Gartentisch mit Glasplatte aufgestellt, davor zwei passende Rattan-Sessel. Scheinbar nahm die Umgebung mit all den Pflanzen dem Blonden etwas seiner Anspannung. Seto setzte sich neben ihn und legte seinen Arm um ihn, in den der andere sofort hinein sank und sich zu Entspannen begann. Mokuba kam in den Wintergarten und stellte ein paar Gläser auf den Tisch, sowie zwei Flaschen. Verwirrt blickte Joey zu ihm auf. "Ist das nicht etwas viel?" fragte der Blonde unsicher. Mokuba lächelte ihn an und lief dann wieder aus dem Garten. Joey blickte zu Seto auf. Der strich ihm eine Strähne hinter das Ohr. "Joey... wir bekommen heute Besuch!" kam es vorsichtig von dem jungen CEO. "Besuch?" kam es tonlos von Joey, der ihn verschreckt anblickte. Noch bevor Seto antworten konnte kam Mokuba mit zwei weiteren Flaschen im Arm zurück und war in Begleitung von Tristan, neben dem Duke lief und denen Yugi und Ryou folgten. Joey setzte sich auf und wurde bleich. Vorsichtig legte Seto seinen Arm um Joey's Taille, der ihn überrumpelt anschaute und dann versuchte zu grinsen. So richtig wollte es dem Blonden nicht gelingen, doch er gab sich alle Mühe seine Maske aufzusetzen. Hinter seinen Freunden kam auch Inukai Reijirou mit in den Wintergarten. "Leute!" kam es gespielt freudig von dem Blonden. "Was... treibt ihr denn hier?" Mokuba stellte die beiden zusätzlichen Flaschen auf den Tisch und setzte seich dann neben Joey. Während der Blonde weiterhin wie ein Idiot grinste, konnte Seto die Panik in seinen Augen sehen, die sein Freund versuchte zu überspielen. "Dich besuchen!" kam es von Duke, der Joey's Frage nicht ganz verstand, denn ihr Hiersein beantwortete sie schließlich. Yugi und Ryou nahmen auf den beiden Sesseln Platz während Tristan für Duke und sich zwei Klappstühle holte und sie aufklappte. Der Psychologe blieb am Zugang zum Wintergarten stehen und lehnte sich an die Wand. Scheinbar wollte er vom Rand aus beobachten. "Ja, klar... sonst wärt ihr ja nicht hier!" winkte Joey ab. "Aber... wäre das Wochenende nicht besser dafür geeignet gewesen?" "Man, Joey!" kam es jetzt von Yugi. "Wir wollen dich schon seit du wieder da bist besuchen!" Joey's Mimik erstarrte. Scheinbar hatte er nicht damit gerechnet, dass die anderen um sein Verschwinden wussten. Er hatte sich vor seiner Entführung bereits einige Wochen von seinen Freunden distanziert, da durch den Brief des Jugendamtes einiges hoch gekommen war und er seine Maske nicht mit Sicherheit nutzen konnte. Das hatte sich nicht geändert, wie Seto wusste. Aber Kai - wie Doktor Reijirou sich nennen ließ - hatte deutlich gemacht, dass es einige Fehler gab, die im Zusammenhang eines Suizidversuches oft begangen wurden. Diese galt es zu vermeiden! Der erste und wichtigste Fehler bestand in der Vermeidung des Themas an sich und die damit einhergehende Tabuisierung. Gerade bei schweren psychischen Krisen brauchte es ein hohes Maß an Offenheit, was eben bedeutete, dass die schlechte Verfassung Joey's für alle Menschen im nächsten Umfeld offengelegt werden musste. So konnten einfach mehr Leute auf weitere Zeichen achten, die auf einen weiteren Versuch hindeuten könnten. Noch ein Fehler war die Bagatellisierung des bereits erfolgten Suizidversuches. Diesen als 'einmaliger Ausrutscher' zu deklarieren war gefährlich! Der Versuch hatte einen Grund, der weit tiefer verwurzelt war, als das dumme Gerede des Detectives der Mordkommission. Schlussendlich waren die unbedachten und feindlichen Äußerungen nur der Auslöser gewesen. Aber die Ursache lag tiefer. Und ein weiterer schwerer Fehler, den man begehen konnte, war zur Tagesordnung überzugehen und sich auf beruhigende Zusicherungen zu verlassen. Um diesen zu vermeiden war es nötig möglichst genau die Umstände, die zu dem Versuch geführt hatten zur Sprache zu bringen und die persönlichen Hintergründe zu klären. Durch die Unterstützung seiner Freunde sollte Joey wieder fest im Leben verwurzeln werden. Also hatten sie sich schon am Vorabend getroffen. Seto und Tristan hatten die anderen über Joey's Situation und Verfassung in Kenntnis gesetzt und sie um Hilfe gebeten. Als alle zustimmten zu helfen hatte Kai sie eingehend über die Fehler, die man machen konnte, informiert und sie dahingehend beraten, wie sie sich verhalten sollten. Seto rechnete damit, dass diese 'Intervention' von ihm und Joey's Freunden, erst einmal auf erheblichen Widerstand seitens Joey treffen würde. Jahrelang hatte der Blonde sein schreckliches Geheimnis gewahrt und gut hinter einer Maske des sorgenfreien Sunnyboys verborgen. "Wieder... da?" kam es mit einem unsicheren Grinsen von Joey, der noch nicht aufgeben wollte, seinen Freunden eine heile Welt vorzugaukeln. "Wir wissen es!" kam es vorsichtig von Ryou. Immer noch schien Joey nicht verstehen zu wollen, was ihm seine Freunde sagen wollten "Wir wissen von deinem Vater, deiner Entführung und deinem Suizidversuch vor ein paar Tagen!" brachte Duke es langsam auf den Punkt. Seto hätte nicht gedacht, dass Joey noch blasser werden konnte, doch tatsächlich wurde er jetzt weiß, wie eine Wand. Das Grinsen war verschwunden und mit großen, ungläubig dreinblickenden Augen schaute er in die Runde seiner Freunde. "Joey..." setzte Yugi erneut behutsam an. Doch Joey hob nur abwehrend seine Hände. Der Blonde hatte begonnen zu zittern. Dann senkte er beschämt seinen Blick. Sanft zog Seto ihn ein Stück näher zu sich, während die Hände des Blonden sich in die weiche Jogginghose verkrallten. Yugi stand auf, schien aber zu merken, dass der Tisch mehr als störend im Weg stand. Duke und Tristan verstanden, was der Kleinste von ihnen wollte, standen auf und schoben den Tisch zur Seite. Dann kniete sich Yugi vor Joey und legte seine Hand auf Joey's, die immer noch am Handgelenk dick bandagiert war. Die erste Träne drängte sich aus Joey's Augen und fiel auf Yugi's Hand. "Hey Joey!" kam es erneut vorsichtig von Yugi. "Wir wissen, dass alles ist nicht einfach für dich, aber wir wollen dich nicht verlieren! Deshalb sind wir heute hier!" Nur zögerlich blickte Joey zu seinem bunthaarigen Freund, der ihn in seiner typischen Art und Weise anlächelte und mit großen, violetten Augen anblickte. "Nur damit du es weißt," richtete Duke erneut das Wort an Joey. "Uns wirst du nicht los! Wenn du also das nächste Mal denkst, dass du keine Alternativen mehr hast, dann komm zuerst zu uns, bevor du die Rasierklinge wieder über deinen Unterarm ziehst!" Duke hatte schneller Tristan's Ellenbogen in der Seite, als er reagieren konnte und musste ruckartig ausatmen, um den damit verbundenen Schmerz zu kompensieren. Man der Würfelfan hatte ein Taktgefühl wie ein Backstein, ging es Seto durch den Kopf. "Hey!" beschwerte sich der Schwarzhaarige lautstark. "Ich mein doch nur, dass es mir immer geholfen hat, den Kopf wieder frei zu kriegen!" Joey's Kopf schnappte nach oben und blickte Duke ungläubig an. Auch die anderen, außer Tristan, blickten überrascht zu dem Punk. Dieser streifte seine Lederarmbänder ab und hielt seine Handgelenke hoch. An beiden prangerten mehrere alte Narben. "Ja, ich gehör auch zum Club!" meinte der Schwarzhaarigen mit einem bittersüßen Grinsen auf den Lippen. "Bei mir war es der Wahnsinn meines Vaters, der mich immer wieder in die Finsternis fallen ließ! Mein letzter Versuch ist jetzt zweieinhalb Jahre her und das hab ich euch zu verdanken!" "Uns?" kam es nichtverstehend von Ryou. "Ja... Auch wenn wir am Anfang unsere Reibereien hatten habt ihr mich in eurem Kreis aufgenommen und als einen von euch akzeptiert. Wenn es mir nicht gut geht kann ich jederzeit zu einem von euch kommen und mich ausquatschen. Das hilft ungemein den Druck abzubauen, der mich früher immer wieder dazu trieb irgendwann zur Klinge zu greifen!" gestand der Dunkelhaarige. Dann wandte er sich wieder dem Blonden direkt zu, nachdem er seine Lederarmbänder wieder übergezogen hatte. "Hör zu Joey... Dein Vater... ist ein Drecksack und sollte ich ihm irgendwann mal begegnen könnte ich nicht versprechen, dass das Schwein das überleben würde. Das was er dir angetan hat... ist unverzeihlich! Aber genauso unverzeihlich ist es, wenn du ihn siegen lässt!" Es entstand eine kurze Stille, bevor Honda eine Hand auf Duke's Schulter platzierte. "Duke hat Recht!" kam es von dem Brünetten nur. "Das was an Arbeit vor dir liegt wird schwer! Hart! Vor allem schmerzhaft. Aber du bist Joey Wheeler, Mann! Du bist stark und wir werden dir helfen, wenn du uns lässt!" "Du bist nicht alleine!" kam es jetzt von Ryou. "Wir stehen jederzeit hinter dir und falls nötig stellen wir uns auch vor dich! Niemand wird dir jemals wieder derartig weh tun!" "Gemeinsam sind wir stark!" fügte Yugi schließlich noch hinzu und lächelte den Blonden an. Es kostete Seto einiges an Selbstbeherrschung sich eine Träne zu verkneifen. Die Jungs waren einfach der Hammer und er beneidete seinen Geliebten um diese Freunde. Sie könnten vielleicht tatsächlich schaffen, woran er, Tristan und Kai alleine gescheitert waren: Joey die Angst, die Scham und die Hemmungen nehmen, so dass er endlich aufarbeiten konnte, was man ihm angetan hatte. Sowohl was sein Vater ihm angetan hatte, als auch das, was in der Woche geschehen war. Mit Joey's Selbstbeherrschung war es leider nicht so weit her. Ihm liefen die Tränen nur so über das Gesicht und er hatte sich eine Hand vor den Mund geschoben. Die anderen rückten näher, um ihn spüren zu lassen, dass er nicht alleine war, während Mokuba und er ihn sanft von den Seiten her umarmten. Scheinbar war die Intervention mehr als geglückt und als Seto zu Kai blickte nickte dieser zufrieden, bevor er sich abwandte und aus dem Wintergarten verschwand. Der Drecksack war wirklich gut... aber das hatte Seto ja schon vorher gewusst! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)