Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 39: Leuchtfeuer ----------------------- Kapitel 39 - Leuchtfeuer Nur langsam wich die Dunkelheit von ihm und ließ Licht sein Bewusstsein fluten. Licht! Sonne! Eine ungewöhnliche Schwere lag auf seinem Körper. Schmerz durchzog ihn. Schmerz! Ein eindeutiges Indiz dafür, dass er lebte! Nicht tot war! Auf der einen Seite bedauerte er, dass seine Verzweiflungstat fehlgeschlagen war. Hatte er denn nicht schon genug gelitten und ertragen? Noch mehr konnte er einfach nicht... all diese Gefühle waren einfach zu viel. Die Erinnerungen zu schwer. Alles was er wollte war vergessen und... und... Aber er war auch erleichtert! Er wollte nicht jetzt schon abtreten. Es gab so viel, was er noch tun... was er erleben wollte! Mit Freude und mit Genus. Mit seinen Freunden. Vor allem aber mit Seto! SETO! Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg aus seinen Augen. Seto hatte sich nach dieser Höllenwoche nicht von ihm abgewandt. Hatte ihn nicht weggeschickt oder ihn gemieden. Im Gegenteil. Er hatte jede Gelegenheit genutzt bei ihm zu bleiben. Ihm nah zu sein. Ihm, der doch so schmutzig und gebrochen war... würde er auch weiterhin bei ihm bleiben? Jetzt, nachdem er versucht hatte sein Leben selbst... nachdem dieser Polizist gesagt hatte, dass Menschen, wie er, gar nicht... das er nur eine Woche rum gehurt hätte? Was wenn Seto genug hatte oder dem Polizist glauben würde? Genau diese unerträgliche Frage war es gewesen, die ihn dazu getrieben hatte die Rasierklinge zur Hand zu nehmen und... Er konnte das Aufschluchzen nicht länger verhindern. Die Angst und die Verzweiflung durch die Ungewissheit darüber, ob sein Albtraum jetzt noch schlimmer werden würde, forderten ein Ventil. Da spürte er, dass jemand neben ihm lag. Auf beiden Seiten! Angst und Panik flammte kurz in ihm auf, bevor er Seto's Geruch erkannte und Tristan's Stimme hörte. "Hey, Joey!" kam es von seinem besten Freund der links von ihm lag und einen Arm über seinen Bauch liegen hatte. "Schatz..." kam es kaum hörbar von Seto, der rechts von ihm lag und einen Arm sowohl unter seinem Nacken, als auch über seine Brust gehend liegen hatte. Seine Stimme klang komisch! Brüchig. Als hätte Seto geweint... Beschämt schlug sich Joey die Hände vor das Gesicht, während immer mehr Tränen aus ihm heraus quollen und ihm den Eindruck schenkte, ihn ersäufen zu wollen. Sanft strich ihm jemand die Feuchtigkeit von den Wangen. Sanft. Zärtlich. Vorsichtig. Die beiden rückten näher an ihn heran, festigten ihre Umarmungen. Dann krabbelte etwas über ihn und legte sich über ihn. Schlang seine Arme um seinen Hals. Weinte auch. Mokuba! Er nahm eine Hand von seinem Gesicht und legte seinen Arm um den Jüngsten. Drückte ihn an sich. Spürte, dass auch Tristan und Seto je einen Arm um Mokuba gelegt hatten. Scheinbar... waren... die drei froh, dass er aufgewacht war. Aber wieso? Wieso waren sie nicht wütend auf ihn oder enttäuscht oder... wieso wandten sie sich nicht von ihm, nach allem? Der Blonde verstand das einfach nicht. Konnte es nicht verstehen. All diese Erfahrungen die er in den letzten Wochen gemacht hatte, die Reaktionen von Seto und Tristan auf sein bestgehütetes Geheimnis... liefen so entgegengesetzt zu seinen Erwartungen. Strafte seinen Vater Lügen, der all die Jahre ihm Angst davor eingeprügelt hatte sich jemand anzuvertrauen oder zu offenbaren. Der immer wieder betont hatte, dass sich die Menschen von ihm abwenden, ihn bespucken und auf ihn herabschauen würden, wenn sie erfahren würden, wie schwach und schmutzig er wäre. Doch obwohl Seto und Tristan nicht vor ihm zurück geschreckt waren, ihn nicht fallen gelassen hatten... fiel es ihm so schwer über all das zu sprechen. Er schämte sich so sehr dafür, dass er seinem Vater so lange geglaubt hatte. Das er sich so lange hatte benutzen lassen, anstatt an seine Freunde zu glauben und sich ihnen anzuvertrauen. Vielleicht... vielleicht wäre ihm dann ein Großteil seines Leides erspart geblieben. Mit Sicherheit aber diese Höllenwoche, die ihm nur teilweise bewusst im Gedächtnis geblieben war und ihn wie ein unsichtbares Raubtier aus der Dunkelheit fixierte und drohte sich auf ihn zu stürzen. Neues Leid und neuen Schmerz über ihn herein zu brechen. "E... es tut mir sooo leid!" schluchzte der Blonde laut und verzweifelt. "So, so leid! I.. ich war nur... so..." Seine Stimme brach zusammen und das Schluchzen überlagerte alles, was er eigentlich noch hatte sagen wollen. "Sssh!" hörte er Seto's behutsame Stimme. "Es wird alles wieder gut werden! Das versprech ich dir!" "Wir werden immer hinter dir stehen!" kam es von seinem besten Freund. "Werden immer da sein und dich auffangen!" "Mach nur nie wieder so eine Scheiße!" kam es heißer von Mokuba. "Bitte... mach so etwas nie, nie wieder!" "Ist gut!" kam es leise von Joey, der von dem Zuspruch nicht nur überrascht, sondern regelrecht überwältigt war. "Ich verspreche es euch! Nie wieder!" Die anderen schlossen ihn noch ein wenig enger in die Arme und Joey fühlte sich zum ersten Mal, seit er wieder zu Hause war, sicher und geborgen. Sie lagen noch eine Weile so beisammen, als ein Klopfen Joey zusammenfahren ließ. Sanft strich ihm Seto über die Wange und die Panik linderte sich ein wenig. Dennoch schlug Joey's Herz bis zum Hals. Langsam krabbelte Mokuba von ihm herunter, während Tristan sich langsam aufsetzte und vom Bett stieg. Joey wandte den Kopf ein wenig und sein Blick traf sich mit dem seines Freundes, der ihn sanft anlächelte und ein weiteres Mal sanft über seine Wange strich. Joey kuschelte sich ein wenig mehr in Seto's Arm und vergaß völlig, dass es geklopft hatte. Seto schloss seine Arme um ihn und zog ihn noch etwas näher zu sich. Dann klopfte es ein zweites Mal. Doch dieses Mal blieb der Schreck aus. Seto... Seto würde ihn beschützen! Vor allem! Vor jedem! Diese Gewissheit verankerte sich in dem Blonden, während Tristan zur Tür schritt. Tristan öffnete die Tür nur einen Spalt, warf dann wieder einen Blick zu ihnen im Bett, bevor er zwei Schritte nach hinten ging, die Tür damit etwas mehr öffnete und Doktor Akari herein kommen ließ. Doch er war nicht alleine. Ein zweiter Mann folgte dem älteren Hausarzt und ließ sich Joey erschrocken aufsetzen. Der Mann in Doktor Akari's Begleitung schien Mitte dreißig zu sein. Sein rotbraunes, kurzes Haar erweckte den Eindruck, dass der Mann gerade aus dem Bett gefallen sei. Seine grünen Augen wirkten jedoch hellwach und aufmerksam. Um das freundliche Lächeln rankte sich ein drei-Tage-Bart. Im linken Ohr trug der Mann einen Ohrring und zwei Stecker, während im rechten Ohr nur zwei Stecker Platz gefunden hatten. Seine Kleidung wirkte leger: Er trug ein blaues Hemd, dessen Ärmel bis zu den Oberarmen hochgekrempelt waren, darunter ein weißes Shirt auf schwarzer Jeans. Joey's Blick fiel auf die Turnschuhe des Mannes. Keine 0815-Schuhe. Diese waren im oberen Preissegment platziert. Auf dem rechten Oberarm war der Teil einer Tätowierung zu sehen... war... war das der Black Luster Soldier? Eine der stärksten Krieger-Karten aus Duell Monsters? Joey spürte, wie Seto - der sich auch aufgesetzt hatte - ihm beruhigend eine Hand in den Rücken legte. Doktor Akari lächelte ihn wie üblich freundlich an und trat näher heran. "Schön Sie relativ fit anzutreffen, Herr Wheeler!" begrüßte der ältere Mann, der neben dem Fremden regelrecht altbacken wirkte, ihn. Joey konnte den jüngeren Mann nicht aus dem Blick lassen. Unbewusst hatte er sich angespannt und seine Hände krallten sich in die Bettdecke. Seto rutschte etwas näher an ihn heran, so dass er direkt hinter ihm kniete. Seine Hand war vom Rücken auf die Schulter gewandert. "Das ist mein Kollege Doktor Reijirou!" stellte Doktor Akari den Mann schließlich vor. Joey schluckte einen Moment und wollte unbewusst ein Stück zurück rutschen. Aber da saß Seto. Der Mann trat einen Schritt vor und neigte seinen Kopf seicht zur Begrüßung. "Mein Name ist Inukai Reijirou, es freut mich deine Bekanntschaft zu machen!" kam es von dem Mann. Seine Stimme klang jugendlich. Jedenfalls nicht, wie die Stimme eines Mittdreißiger. Und er duzte ihn! "Schön auch dich wieder zu sehen, Seto!" kam es von dem Psychologen, der seinem Freund ein warmes Lächeln schenkte. "Ja... dito!" kam es lediglich von Seto. Irgendwas stimmte bei seinem Freund nicht. Auch er wirkte angespannt. Entging Joey hier etwas? Er blickte über seine Schulter zu Seto. Als dieser den Blick bemerkte lächelte er ihm warmherzig zu. Die Anspannung war von dem anderen gefallen. Dann trat Doktor Akari an das Bett und der Psychologe nahm etwas Abstand. Sofort haftete Joey's Blick an dem ihm noch fremden Mann. Dieser ging in eine Ecke, in der ein Stuhl stand und ließ sich dort nieder. Scheinbar wollte er sich heute nur mit beobachten begnügen. "Wie geht es Ihnen heute, Herr Wheeler?" wurde er von Doktor Akari angesprochen, nahm die Frage aber nur am Rande wahr. Noch immer gehörte seine Aufmerksamkeit voll und ganz Doktor Reijirou. "Joey?" hörte er Seto's Stimme nah an seinem Ohr. Erst jetzt schien Joey sich von dem neuen Gesicht losreißen können. Fragend blickte er erst Seto und dann Doktor Akari an. "Wie geht es Ihnen heute, Herr Wheeler?" wiederholte der ältere Arzt seine Frage mit einem väterlichen Lächeln im Gesicht. "Gut... alles Bestens!" kam es von Joey leise, der den jüngeren Arzt bereits wieder aus den Augenwinkel fixierte. "So?" kam es zweifelnd von dem Hausarzt. "Sicher!" kam es völlig abwesend von Joey, der langsam wieder seinen Blick ganz offen auf Doktor Reijirou gerichtet hatte. Dieser stand unvermittelt auf und Joey zuckte zurück, stieß gegen Seto, der sanft seine Arme um ihn legte. "Hey... Doktor Reijirou wird dir nichts tun!" versicherte ihm Seto sanft und in einem behutsamen Tonfall. Joey schluckte. Seine innere Anspannung nahm wieder zu, als der Psychologe hinter Doktor Akari stehen blieb. Allem Zureden zum Trotz gelang es Joey einfach nicht seine Aufmerksamkeit auf Doktor Akari und dessen Fragen und Untersuchung zu konzentrieren. Er beobachtete ganz genau die neue Person in seinem Umfeld. Jede Bewegung seinerseits hatte bei Joey ein Zusammenzucken und den Versuch zurück zu weichen zur Folge. Auch fiel es ihm generell extrem schwer sich kooperativ bei der Untersuchung zu verhalten. Er wollte dem Fremden einfach nicht mehr als nötig von sich Preis geben. Selbst der Wechsel des Verbandes am Handgelenk war ein Kampf und konnte nur deshalb erfolgreich vollzogen werden, weil Seto Joey's Arm irgendwann einfach festhielt. Schließlich verabschiedeten sich die beiden Ärzte und ließen Joey mit Seto und Tristan alleine. Die Anspannung des Blonden fiel fast augenblicklich von ihm ab, während er sich erschöpft gegen Seto's Brust sinken ließ. Wieder schloss Seto ihn sanft von hinten in seine Arme und hielt ihn fest. Langsam dämmerte Joey schließlich weg und schlief ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)