Joeys steiniger Weg! von Onlyknow3 (Geschunden, Verloren und Aufgefangen) ================================================================================ Kapitel 29: Fatales Vertrauen ----------------------------- Kapitel 29 - Fatales Vertrauen Joey war in der Eingangshalle und lief auf dem großen Teppich, der da lag, im Kreis. Seine Nervosität ließ ihn sich bis zum Zerreißen anspannen. Er lief bestimmt schon eine Stunde hier im Kreis und blickte bei jeder Runde auf die große Wanduhr. Es war viertel nach Acht und sein Termin bei Richter Yagami vom Familiengericht war um halb zehn! Das Warten brachte ihn um. Als er wieder eine Runde vollendet hatte und zur großen Wanduhr schaute, hätte er für einen Moment schwören können, dass der Minutenzeiger um eine Stelle nach hinten gerückt war. Dann spürte er Arme, die sich um seine Schultern legten. Kurz zuckte der Blonde zusammen, bevor ihm bewusst wurde, dass es nur Seto sein konnte. Er saugte den vertrauten Geruch seines Freundes tief in sich ein und plötzlich linderte sich die Anspannung etwas. "Du brauchst keine Angst haben!" flüsterte Seto ihm ins Ohr. "Wir werden da sein und auf dich warten!" Joey legte seinen Kopf in den Nacken und damit bei Seto auf die Schulter. Seicht wandte er sich zu dem Brünetten, der ihn sanft anlächelte und sich dann etwas zu ihm beugte um ihn sanft zu küssen. Genießerisch schloss Joey seine Augen und versank in der Liebesbekundung des Jungunternehmers. Noch vor einigen Wochen war es für ihn undenkbar gewesen einmal so vertraut mit dem Brünetten umgehen zu können. Doch seit er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte sich viel geändert. Vieles hatte sich ganz anders entwickelt, als er befürchtet hatte. Vieles hatte sich zum Guten gewandt. Er wollte nicht, dass sich das wieder änderte! Wollte nicht zurück zu seinem Vater... Zurück in seine Hölle! Noch immer schwirrte ihm sein Notfallplan im Kopf herum. Man konnte ihn nicht zurück schicken, wenn man ihn nicht finden würde. Sollte der Richter ihn doch zurück schicken wollen, dann würde er seine Beine in die Hände nehmen und Fersengeld geben. Die Türklingel riss ihn wieder in die Realität und ließ den Kuss abrupt enden. Ängstlich blickte er zur großen Eingangstür und klammerte sich in die Arme seines Geliebten. Dieser gab ihm nochmals einen sanften Kuss auf die Wange, bevor er sich langsam von ihm löste. Als Seto die Tür öffnete trat Osachi herein. Der Anwalt, der sein Anliegen juristisch beriet und ihn auf das Gespräch mit dem Richter vorbereitet hatte. Nicht ohne den Fauxpas, dass Tristan von allem erfahren hatte, als er am Wochenende bei dem Gesprächstraining helfen wollte. Aber dennoch... hatte Joey das Gefühl dem Anwalt vertrauen zu können. Dieser trat ein und lächelte ihn ermutigend an. Da war die Nervosität wieder in ihrer vollen stärke in seinem Magen am wüten. "Ich dachte mir," begrüßte Osachi sie, "ich komm ein wenig früher! Dann können wir auf der Fahrt noch einmal kurz ein paar Punkte durchgehen!" Osachi musterte ihn kurz. Unsicher blickte Joey an sich herunter. Er trug eine Bluejeans und ein schwarzes Shirt. An und für sich hatte er sich ganz normal angezogen. "Ähm... sind Sie denn schon fertig?" hakte der Anwalt unsicher nach. "Er ist schon seit über einer Stunde fertig zum Gehen!" warf Seto sanft ein, während er sich dem Blonden wieder näherte und einen Arm um ihn schlang. "Sie wollen also kein Jackette oder ähnliches drüber ziehen?" fragte Osachi nochmals nach. "Ich wollte dem Richter zeigen, wer ich bin." warf Joey unsicher ein. "Ich bin kein Anzugträger. Ich fühle mich darin nicht wohl!" "Ah, ich verstehe." winkte Osachi ab. "Sehr gut mitgedacht Herr Wheeler!" Seto schob ihn langsam zur Eingangstür. Bei den Göttern, er wollte diesen Weg nicht gehen, kam es Joey in den Sinn. Als sie vor der Tür ankamen blieb Osachi noch einmal kurz stehen. "Es wäre besser, wenn Herr Wheeler und ich gesondert fahren würden, um nicht einen falschen Eindruck zu erwecken!" warf Osachi nochmal ein. "Falscher Eindruck?" hakte Joey nervös nach. "Nun ja... wir möchten doch, dass der Richter von ihrer Selbstständigkeit überzeugt wird." erklärte Osachi. "Im Moment wirkt es eher so, als würden Sie keine zwei Schritte alleine gehen können, Herr Wheeler!" Seto nickte und stimmte dem Anwalt zu. Joey... war davon nicht sehr angetan. Aber er hatte sicherlich recht. Der Schein würde die Hälfte der Miete ausmachen. Also setzte der Blonde alles dran seine Maske aufzusetzen. Die Maske des selbstsicheren Sunnyboy, die er in den letzten Jahren fast jeden Tag getragen hatte. Er spürte, wie das Grinsen in sein Gesicht Einzug hielt. Ein ungewohntes Gefühl in den letzten Wochen. Seto nahm ihn in die Arme und Joey erwiderte die Geste. "Wir werden da sein und auf dich warten, wenn du aus dem Amtszimmer kommst!" flüsterte der Brünette ihm ins Ohr. Joey schloss noch einmal kurz die Augen, schluckte und sog nochmals den Duft seines Freundes tief in sich ein. Ihm kam es wie ein Abschied für immer vor. Natürlich wusste er, dass diese Angst völlig irrational war. Dennoch ließ sie sich mit rationalem Denken nicht mildern. Als er sich von Seto löste und den Treppenstufen zuwandte trat Robert vor. Robert! Sein Schatten, seit er in das Krankenhaus gebracht worden war. Immer dezent im Hintergrund. Immer wachsam. Joey grüßte seinen Bodyguard. Wie immer erwiderte er den Gruß freundlich und mit einem milden Lächeln. Robert war Amerikaner, der sich hier in Japan verliebt hatte. Die beiden hatten geheiratet und beschlossen hier zu bleiben. Hier hatte er sich ein Unternehmen als Personenschützer aufgebaut und beschäftigte neben sich selbst vierzehn Männer und Frauen, die bei verschiedenen mehr oder weniger wichtigen Personen eingesetzt waren. Sein ältester Sohn war zwei Jahre jünger als Joey, die Tochter im Alter von Mokuba. Seine Frau erwartete nun das dritte Kind und würde es in sechs Wochen zur Welt bringen. Noch ein Junge. Fast hatte Joey ein schlechtes Gewissen, dass Robert seit Wochen jeden Tag von morgens bis abends hier war und so wenig Zeit für seine Familie und vor allem für seine Frau hatte. Doch Robert hatte irgendwann die Sorge bemerkt und ihm erklärt, dass es schon in Ordnung wäre. Es wäre sein Job und seine Frau wüsste das. Es wäre bei den ersten beiden Schwangerschaften auch nicht anders gewesen. Außerdem lag ihm viel daran seinen Schutz persönlich zu übernehmen, anstatt ihn an einen seiner Mitarbeiter zu delegieren. Als Joey damals nachfragte, warum das so wäre, eröffnete Robert ihm, dass er in Joey's Alter niemand gehabt hatte, der ihn beschützt hätte und der Blonde ihn irgendwie an sich selbst erinnerte. Joey hatte nie nachgefragt, wovor Robert damals geschützt werden musste. Irgendwie hatte er das Gefühl gehabt, dass die Antwort einen höheren Grad der Vertrautheit zwischen ihnen erfordert hätte, als es zwischen ihnen zu dem Zeitpunkt der Fall gewesen war. "Für diese kurze Fahrt wird wohl kein Personenschützer von Nöten sein!" kam es von Osachi plötzlich. Robert bedachte ihn streng, ließ sich aber von seinem Vorhaben nicht abbringen und blieb an Joey's Seite. "Robert ist und bleibt Joey's Schatten!" widersprach Seto in einer Stimmlage, die es dem Anwalt deutlich machte, dass Robert nicht zur Diskussion stand. Osachi nickte etwas missmutig. Diese Reaktion kam dem Blonden merkwürdig vor und er fragte sich, was den Anwalt an Robert störte? Doch ehe er sich diesem Gedanken weiter widmen konnte spürte er die väterliche Hand Robert's auf seiner Schulter, blickte zu dem Mann auf und nickte ihm zu. Er schenkte ihm ein ehrliches Lächeln der Dankbarkeit und ging dann zum Wagen, den Seto ihnen zur Verfügung stellte. Nachdem Joey und Osachi eingestiegen waren, ging Robert um den Wagen herum und stieg auf der Fahrerseite ein. Joey rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. Seine Hände waren schweißnass und krallten sich immer wieder in den Stoff seiner Hose. Nachdem sie noch keine fünf Minuten unterwegs waren wandte sich Osachi an Robert. "Würden Sie bitte bei dem Park da vorne auf den Parkplatz fahren?" bat der Junganwalt den Fahrer, der ihn nur mit einem musternden Blick über den Rückspiegel betrachtete. "Ich würde gerne mit Herrn Wheeler noch einige Punkte in Ruhe durchgehen!" fügte Osachi schließlich hinzu und Robert nickte. Robert steuerte den Wagen auf den leeren Parkplatz des kleinen Parks, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich besucht war. Die Anwohner waren größtenteils bereits auf der Arbeit und der Park bot zu wenig, um die Kinder und Jugendliche der Gegend anzulocken. Vor allem nicht an einem Tag wie heute, wo der Himmel grauverhangen war und die ersten Tropfen den Boden erreichten. "Würden Sie uns bitte kurz alleine lassen?" fragte Osachi den Personenschützer, der fragend zu Joey blickte. Dem war mittlerweile mulmig im Magen und fand, dass sich Osachi heute nicht so verhielt, wie er ihn kennen gelernt hatte. "Er... kann ruhig bleiben!" meinte Joey schließlich. "Ich würde gerne mit ihnen etwas bezüglich des heiklen Themas besprechen, Herr Wheeler!" räumte Osachi in einem vertraulichen Ton ein. "Hab ich mir schon gedacht!" kam es in alter Joey-Manier und einem schiefen Grinsen zurück. Dann fiel sein Blick wieder auf den ältere Mann. "Ich ... vertraue Robert! Außerdem, Mann, schau aus dem Fenster... es wird gleich runtermachen wie blöd!" Osachi sah gar nicht glücklich und sehr leidlich aus. Irgendetwas stimmte definitiv nicht mit dem jungen Anwalt. Osachi ließ kurz sein Kopf hängen, bevor Joey etwas aufblitzen sah. Osachi führte seinen Arm schnell an der Kopfstützte vorbei zum Fahrersitz und zog seine Hand an Robert's Hals vorbei. Sofort entfaltete sich eine gewaltige Blutfontaine über die gesamte Windschutzscheibe, von wo der Blutstrahl förmlich abprallte und den gesamten Innenraum sprenkelte. Mit weitaufgerissenen Augen konnte Joey nicht glauben, wovon er gerade Zeuge geworden war. Von Robert kam nur ein unnatürliches röchelnd-blubberndes Geräusch, während er verzweifelt versuchte sich die Hände vor die aufgeschnittene Kehle zu pressen, was absolut keinen Effekt zu haben schien. Schließlich fielen die Arme schlaf herunter und Robert blieb reglos, mit weit aufgerissenen Augen, auf dem Fahrersitz sitzen, während immer noch Blut aus der Wunde quoll und ihm auf die Brust floss. Das Leben war aus seinen Augen gewichen und ließ nur noch die leere Hülle zurück. Dann wurde es Dunkel um Joey. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)