gamescom Lovestory von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Beep beep beep“ Der Wecker des Smartphones gab bekannt, dass es höchste Zeit war aufzustehen. Blind griff Bell nach ihrem Handy und drückte den Wecker weg. Jedoch fühlte sie sich noch nicht im Stande aufzustehen. Hätte sie heute keine Termine, dann würde sie sich nochmal umdrehen und weiterschlafen, aber es war der gamescom Samstag und am Vormittag wartete eine Präsentation von Ubisoft auf sie. Ab und an öffnete sie aber vorsichtig ein Auge und riskierte einen Blick auf die Uhr um zu sehen wie viel Zeit ihr noch blieb. Irgendwann musste auch Bell einsehen, dass es höchste Zeit das Bett zu verlassen. Die Zeit reicht gerade noch um sich anzuziehen, im Bad hübsch zu machen und zur Bahn zu laufen. Der gestrige Tag lag ihr lag ihr noch in den Knochen. Er verlief ganz ähnlich. Früh aufstehen, nach Köln fahren, Spiele anspielen, nachhause und dann über das gesehene schreiben. Bell zog sich ihr Kleid über und widmete sich im Bad ihrem Gesicht und schulterlangem roten Haar. Heute stand zusätzlich noch die Sony Party an. Ihr türkises Kleid war luftig genug um den Tag in der warmen Halle zu überstehen, aber der Sicherheit halber steckte sie noch Deo und Make Up in ihre Tasche ein um sich vor Ort noch frisch machen zu können. Nur noch 15 Minuten bis die Bahn kommt. Während des Sprints durch die Wohnung packte sie noch einen Energydrink ein und ihr Ticket. Schnellen Schrittes machte sich das Mädchen auf zum Bahnhof, wobei sie sich unterwegs noch eine Sonnenbrille aufsetzte und Kopfhörer in die Ohren steckte. Die Uhr ihres Handys immer im Blick wurden ihre Schritte immer schneller, bis sie letztendlich genau zeitgleich mit dem Zug am Bahnsteig ankam. Seufzend ließ sie sich auf dem erst besten Sitz in der Bahn fallen. Ein paar Minuten brauchte sie noch zum verschnaufen, dann konnte sie endlich ihren Energydrink auspacken und es sich für fast eine Stunde gemütlich machen, bis der Zug endlich die Messe in Köln erreichte. Nervös blickte Bell wieder auf ihre Uhr. Es war nicht mehr allzu lang bis zu ihrem Termin mit dem Publisher, der den neusten Assassin's Creed Teil vorstellen wollte. Zu spät wollte sie auch nicht kommen. An anderen Menschen drängelte sie sich vorbei um schneller voran zu kommen, auf den Weg zum Eingang der Messe. Schon von Weitem konnte sie die riesige Menschentraube vor dem Einlass erkennen. Schweißperlen bildeten sich auf Bells Stirn, nicht nur, weil es schon so früh am Tag so warm geworden war, sondern auch weil sie sich darum sorgte noch pünktlich in den Pressebereich zu kommen. Ein großer Banner über dem Eingang kündigte an wo sich der Einlass für die Presse befand. Sie war sehr erleichtert, dass sie an der langen Schlange von Messebesuchern vorbei laufen konnte und strikt in die Halle hinein durfte. Ihre Schritte hallten im Gang. Zu dieser Uhrzeit war kaum ein Mensch unterwegs. Hier und da ein paar Mitarbeiter der Messe, die ein oder andere Hostesse, aber die meisten Pressevertreter hatten sich schon an den Spielständen eingefunden und die Privatbesucher mussten noch ein paar Minuten vor der Absperrung warten. In wenigen Augenblicken würde der große Sturm los gehen. Menschen rennen die langen Gänge entlang um möglichst schnell an die Spiele zu gelangen und Lärm würde aus den einzelnen Hallen drängen. Bell atmete tief durch und genoss noch den letzten Moment der Ruhe. Sie stand vor einer riesigen Wand. Darauf war ein einziges Bild abgebildet, es war ein Mann, welcher sie Kaputze seines weißen Mantels tief ins Gesicht gezogen hatte. Nur sein 3-Tage-Bart war noch zu erkennen. Das war der richtige Stand. Sie kam doch noch pünktlich zum Termin! Kapitel 2: ----------- Einige Zeit später kam Bell wieder aus dem Raum heraus. Auf dem Flur steckte sie wieder ihr Notizbuch in die Tasche. Für die heutige Präsentation stand nichts besonderes darin, ein paar Neuerungen im Gameplay hatte sie sich notiert, aber ansonsten blieb sich das Spiel selbst treu. Immerhin hatte sie vom Publisher noch einen Fast-Pass bekommen, den sie in der Halle einsetzen konnte. Nur war es noch nicht an der rechten Zeit den Pass schon zu benutzen. Erst wollte sie den Businessbereich ganz abhaken, denn für diese Halle war es der letzte Messetag. „Ok, was machen wir als nächstes? Ich hab ja jetzt etwas Freizeit...“, murmelte sie vor sich hin, während sie ihr Smartphone aus der Tasche fischte. Eine bunte Nachricht verriet ihr, dass sich ihre Freundin Laura mit ihrer Schwester Sarah am EA Stand befanden. Die zwei schrieben für andere Webseiten und die gamescom war für alle wie ein Klassentreffen, wo man all die Kollegen mal wieder sehen kann. Geschwind machte sich auch nun auch Bell auf dem Weg zu ihnen. Von weitem waren die Schwestern schon zu erkennen. So waren die zwei schon dafür bekannt mit ihrer guten Laune die ganze Halle zu unterhalten. Als Bell bei ihnen ankam hatten die zwei jeweils ein Bier in der Hand und eine Blumenkette um den Hals. Nacheinander umarmten sich die drei. „Hier ist dein Bier!“, sagte Laura und drückte Bell eine Falsche in die Hand. „Wir haben EA schon mal als besten Stand ausgezeichnet. Hier gibt es den Alkohol.“, fügte sie noch hinzu. Lachend stoßte Bell mit den beiden an. Die zwei Mädels waren vor allem auch trinkfest, auch dafür kannte man sie auf der Messe. „Aber sagt mal, seid ihr schon fertig mit eurer Arbeit?“, fragte Bell in die Runde. „Na klar, schon längst!“, antwortete Laura und zog dabei eine handvoll Fast-Pässe für diverse Spiele aus ihrer Hosentasche. „Warum hast du so viele von denen?“, wunderte sich Bell. „Weil wir Charme haben!“, zwinkerte ihr Sarah zu. „HAB ICH EUCH GEFUNDEN!“ Alle drei Mädchen drehten sich gleichzeitig um. Es war Caro, eine weitere Freundin, mit der man sich jedes Jahr auf der gamescom traf. „Sieht man dich auch mal wieder!“, rief Bell der blonden zu. Diesmal umarmte die ganze Gruppe das hinzugekommene Mädchen. Und im nächsten Moment drückte Laura auch Caro eine Flasche in die Hand, „Hier, geb ich dir aus!“ Der Mitarbeiter des EA Standes, welcher für die Getränke zuständig war, zog eine Augenbraue hoch. Laura entging das nicht und konterte sofort, „Bester Stand der gamescom!“ „So, ich hab jetzt auch alle meine Berichte fertig. Wie schaut es mit euch aus? Was wollen wir machen?“, fragte Caro freudig die 3 Freundinnen. „Tja, also entweder wir verbraten jetzt all diese Fast-Pässe.... oder ich weiß auch nicht...“, überlegte Bell. „Wir können aber auch noch eine Weile hier bleiben. Immerhin gibt es Gratis Bier!“, schlug Sarah vor. „Oder...“, begann Laura und gab jedem nochmal 2 Flaschen, „... wir nehmen die hier mit und machen es uns draußen um Outdoor Bereich gemütlich. Die Sonne gibt ja nochmal ihr bestes.“ Der Mitarbeiter setze schon an sich zu beschweren, dass man nicht einfach alle Getränke mit raus nehmen könne, doch Laura war schon schneller. „Ich sag doch, BESTER STAND DER GAMESCOM!“ Gemeinsam gingen die Mädels Richtung Outdoor Area. Dabei nahmen sie aber noch mal einen Umweg durch die Hallen der Messe und beglückten ein paar Privatbesucher indem sie ihre Fast-Pässe verschenkten. Draußen angekommen fanden sie ein paar Sitzsäcke, die sie zusammen schoben. Jede mit Sonnenbrille auf der Nase und Bier in der Hand konnten sie stundenlang darüber reden was im vergangenen Jahr alles passiert sei. Die Schatten im Innenhof wanderten langsam immer weiter und es wurde auch immer leerer um sie herum. Caro warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Die Messe macht gleich zu. Wir sollten uns langsam wieder in die Halle begeben, sonst verpassen wir noch die Party.“, stellte sie dabei fest. Bell war gar nicht bewusst was das Bier mit ihr angestellt hatte. Der Sitzsack war sehr gemütlich gewesen und sie war schon lange nicht mehr aufgestanden. Vorsichtig stand sie auf und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie sich ihre Knie eher wie Pudding anfühlten. Ihr war schwummerig im Kopf und alles drehte sich ein bisschen. „Lass uns erstmal auf die Toilette gehen.“, schlug sie den anderen vor. Auf der Damentoilette blieb Bell zuerst eine Weile vor dem Spiegel stehen. Viele bunte Haare lagen im Waschbecken direkt vor ihr. Nicht nur, dass sich hier anscheinend schon viele andere Frauen die Haare gekämmt haben, offensichtlich haben hier auch ein paar Cosplayerinnen ihre Perücken zurecht gestylt. Zusammen mit den anderen drei, frischte Bell nochmal ihr Make Up auf, kämmte erneut die Haare, damit sie zumindest ordentlich aussahen und legte sowohl Deo, als auch Parfüm frisch auf. Sarah war von allen schon als erste fertig und stand in der Tür mit den Armen verschränkt. „Seid ihr endlich so weit? Lass uns los.“, drängelte sie. Bell nickte ihr zu, vergewisserte sich, dass sie all ihr Hab und Gut wieder eingesteckt hatte und gemeinsam gingen sie zum Sony Stand. Auch wenn die Menschenmassen verschwunden sind, ihre Spuren waren nicht zu übersehen. Im breiten Flur waren lauter bunter Flyer verteilt, zerrissene Messezeitschriften breitgetreten und Müll von mitgebrachten Essen konnte man dazwischen auch noch ausmachen. Die Freundinnen kamen dem lauten dröhnen der Musik immer näher. Im Eingang der Halle verrieten die blauen Scheinwerfer wo sich die Party befand. Bell blieb noch eine Sekunde im Eingang stehen und atmete tief durch. „Es geht los.“ waren ihre letzten Gedanken bevor sie eintrat. Kapitel 3: ----------- Musik dröhnte laut durch die Halle. Die vier Mädchen mischten sich gut gelaunt unter die vielen anderen Menschen. Auf Tischen waren allerhand Getränke vorbereitet und Bell nahm sich als erstes eine Energydrink Dose um sich zu aller erst fit zu halten für den Rest des Abends. Auf der Sony Bühne lief die Konsole und ein paar Menschen tanzten mit Just Dance zur Musik. Sarah stubste Bell mit dem Ellebogen in die Seite, „Komm, da gehen wir auch gleich hoch.“, und zeigte auf die Bühne. Bell erblasste. Tanzen, das war nun wirklich nicht ihr Ding. Erst, wenn sie genug getrunken hatte, dass es ihr egal war was andere Leute über sie denken könnten, dann erst wagte sie sich zu tanzen. Aber nüchtern bewegte sie sich nur zuhause zur Musik, wenn sie allein war und Wäsche aufhing. „Ähm ja.... später vielleicht...“, sagte sie verlegen. Caro verschwand kurz in der Menge, kam aber kurz darauf mit männlicher Begleitung wieder. Es war ein großer, brünetter Mann, Caro stellte ihn vor, „Und das ist mein Freund. Hab euch ja von ihm erzählt.“ Caros Freund gab den anderen die Hand, „Hi, ich bin Tim.“ „Ah, den du bei deinem Praktikum kennengelernt hast, nicht wahr?“, fragte Laura. „Ja, genau“, bestätigte ihr Caro. „Hast du zufällig noch ein paar Single Kollegen, die du mir vorstellen magst?“, zwinkerte Laura ihm zu. „Also...“, setzte Tim an, doch Caro fiel ihm ins Wort, „Laura! Du wirst schon noch einen finden! Mach locker. Bis zu deinem dreißigsten bist du schon unter der Haube.“ „Aber das ist ja schon so bald...“, antwortete Laura traurig. „In drei Jahren kann noch viel passieren.“ „Gratis Bier für alle!“, unterbrach Bell die Unterhaltung und gab jedem eine Flasche. Im Hintergedanken hatte sie bloß noch angetrunken genug zu sein, falls die Mädels sie tatsächlich noch zum tanzen bringen wollten. Sie ließ nochmal den Blick durch die Umgebung schweifen. Die meisten Konsolen am Sony Stand waren ausgeschaltet. Doch an einem Stand waren immer noch Leute am Spielen. Es war Sing Star. Kalte Schweißperlen standen Bell auf der Stirn. „Oh Gott, hoffentlich sieht Laura das nicht!“, fuhr ihr durch den Kopf und sie schob sich etwas zur Seite, damit sie in Lauras Blickfeld war und sie dadurch nicht den Sing Star Stand sehen konnte. Für Laura gehörte Sing Star zur gamescom, sie schleppte ihre Freunde immer wieder dort hin. Laura ist nie etwas peinlich. Bell hingegen schon. Sie sang nur zuhause, wenn sie alleine war und Wäsche aufhin. Oder im Auto. Aber niemals vor anderen Menschen. „Hey, schaut mal! Just Dance wird frei! Das ist unsere Chance!“, rief Sarah und schob Bell von hinten Richtung Bühne. „Nein, noch nicht!“, schrie Bell. Auf dem Weg nahm sie sich zwei Schnäpse von einem Tisch und trank beide hintereinander aus. -„Bitte, lass niemanden zusehen, ich kann das nicht.“ Jede nahm sich einen Controller und wählte eine Position für das nachfolgende Lied aus. Sarah hatte schon ein Lied ausgewählt bevor Bell auf der Bühne war und konnte ihr Grinsen kaum verstecken, da sie von Bells Tanzpanik nur zu gut wusste. Die ersten Töne des Liedes erklangen und Bell fuhr es durch alle Knochen. Es war 'Baby One More Time' von Britney Spears. -„Gab es echt kein peinlicheres Lied?“, dachte Bell. Doch, da kam es wieder, dieses Gefühl. Ihre Knie wurden weich. Der Alkohol fing an zu wirken. Die Tanzmoves wurden eingeblendet und schon ging es los. So gut es ging ahmten die Mädchen die Bewegungen vom Bildschirm nach. Für Bell war das tanzen inzwischen nicht mehr ganz so schlimm, aber heimlich hoffte sie darauf, dass das Lied bald zuende war. Auf der Bühne zu tanzen war schließlich noch etwas schlimmer, da sie hier jeder sehen konnte. Unten, zwischen all den anderen tanzenden Männern und Frauen achtet keiner mehr darauf, ob sie gut tanzte oder nicht. Kaum war das Lied zuende, legten die vier ihre Controller auf den Boden und gingen wieder von der Bühne. Tim wartete dort schon, „Das habt ihr echt super gemacht!“, sagte er lachend und fügte noch hinzu, „Schaut mal, ich hab euch Cocktails organisiert!“ In Bells Kopf drehte sich alles. Kam das vom tanzen, oder vom trinken? Vielleicht ja auch beides. Sie nahm ihren Cocktail, aber fügte kurz hinzu, „Ich geh nur kurz auf die Toilette, bin gleich wieder bei euch!“. Sie drehte sich um, doch schon passierte ein Unfall. Zeitgleich drehte sich noch jemand um und sie stoßen zusammen. Dabei verlor Bell ihr Glas und die rote, klebrige Flüssigkeit verteilte sich auf ihrem Kleid. „Mistmistmist!“, murmelte sie und wollte sich das Getränk von der Kleidung streichen, doch stattdessen verteilte sie es nur noch mehr. „Oh, verdammt! Das tut mir so Leid!“, sagte schnell der Verursacher. „Ja... passt schon...“, antwortete Bell verärgert und sah in schöne grüne Augen. „Verzeihst du mir, wenn ich dir einen neuen Cocktail organisiere?“ „Ich werds mir überlegen...“ Im selben Moment drehte sich der große Mann um und verschwand aus ihrem Sichtfeld. Bell hätte nicht damit gerechnet, dass er es ernst meint, aber nur wenige Sekunden später tauchte er aus der gleichen Richtung wieder auf. „Hier, bitteschön.“, er reichte Bell ein Glas, „Leider kann ich dir mit dem Kleid grad nicht helfen...“ „Wird schon werden mit der Waschmaschine.“, Bell prostete dem blonden zu. „Wie ist eigentlich dein Name?“, fragte er, während er nach der Eintrittskarte griff, die Bell um den Hals hing. „Isabell...“ „Nenn mich bloß Bell!“, fuhr die rothaarige dazwischen, „Und du bist?“, sie wollte es ihm gleich tun und griff nach seiner Eintrittskarte. „Valentin.“, antwortete er, bevor sie auf die Karte schauen konnte. „Valentin? Ein schöner Name!“, stellte sie fest und guckte dennoch auf die Karte. Doch unter seinem Namen stand noch etwas. „Sarazar?“, fragte sie, „Du machst Let's Plays?“ „Ja, genau. Machst du auch welche?“ „Nein, ich schreibe. Tut mir Leid, aber ich hab noch keins deiner Videos gesehen.“, sagte Bell verlegen und ihre Wangen röteten sich leicht. „Macht nichts. Ich hab auch noch keinen deiner Artikel gelesen.“, konterte Valentin darauf. Bell öffnete ihren Mund, aber ihr fielen nicht die passende Worte darauf ein. Valentin lachte nur und nahm Bells Hand, „Lust zu tanzen?“, und zog sie zur Tanzfläche. Bell hatte keine Chance dazu noch abzulehnen und antwortete bloß leise, „Sicher.“ Kapitel 4: ----------- Die Tanzfläche war gefühlt, alle bewegten sich rhythmisch zur Musik, flackernde, bunte Scheinwerfer sorgten für feierliche Beleuchtung. Valentin führte Bell mitten hinein. Immer wieder mussten sie sich zwischen zwei Personen hindurch quetschen. Bell spürte die dumpfen Schläge des Basses im Körper und bewegte sich auf engem Raum passend zum Beat. Einige Augenblicke später neigte sich Valentin zu Bells Ohr runter. „Wie lang schreibst du schon für die Website?“ „Oh, erst seit 1 ½ Jahren.“, antwortete Bell nur schnell. „Als Hobby oder beruflich?“, wollte der blonde wissen. „Das ist ein Hobby... ich.. ich studier eigentlich hier in Köln.“ „Gehts auch in Richtung Spiele oder Medien?“, fragte er interessiert. Bell lachte, „Nein, was normales und langweiliges. Deutsch und Englisch.“ Beschämt nippte das Mädchen an ihrem Getränk. Sie wusste nicht wie sie mit der ganzen Situation umgehen sollte. Nervös hakte sie doch nach, „Ist das also deine Masche um auf der gamescom Mädels abzugreifen?“ Valentin lachte herzlich,“Nein, dafür bin ich doch nicht hier!“ Dennoch kniff Bell die Augen leicht zusammen und blieb skeptisch. Plötzlich spürte das Mädchen eine Hand auf ihrer rechten Schulter. Über ihre linke Schulter winkte jemand Valentin heran. „Just Dance! Wir können gleich!“, rief eine tiefe Stimme gegen die Musik heran. Bell drehte sich noch schnell um, um zu sehen wer da mit ihrem Tanzpartner sprach. Es war ein großer, brünetter Mann mit Bart und strahlend blauen Augen. Doch dieser machte sich schon wieder auf den Weg zurück, zwischen all den Menschen. Valentin legte seinen Arm um Bell und beugte sich nochmal zu ihrem Ohr runter, „Du machst doch mit?“. Auf eine Antwort wartete er gar nicht. Zusammen schoben sie sich zur Bühne hin. Vor der Bühne wartete schon der Mann, der sie her gelockt hatte. „Das ist übrigens Erik.“, stellte Valentin ihn vor. „Hi, ich bin Bell.“ „Hi! Magst du mit tanzen? Aber ich warn dich, der Highscore ist meiner.“ „Oh, den wollt ich eh nicht knacken.“ Valentin stubste beide leicht an und nickte hoch zur Bühne, „Geht los.“ Jeder nahm sich einen Controller und stellte sich in Position, während Erik ein Lied auswählte. Zu „I will survive“ führten alle so gut sie konnten die abgebildeten Bewegungen aus. Erik sollte recht behalten, er konnte sich tatsächlich die meisten Punkte einstreichen. Doch alle hatten Spaß, besonders, als sie nach dem Tanz die Aufnahme ihrer Performanz sahen. Lachend gingen sie von der Bühne, wo unten Bells Freundinnen standen und Bell ironisch zu applaudierten. Laura zwinkerte ihr noch zu und gab Bell zu verstehen, dass es für sie okay ist, dass ihre Freundin nun den Rest der Party mit männlicher Begleitschaft verbringt. „War ganz ok Bell, aber das übst du besser nochmal mit dem Spiel, ja?“, sagte Erik. „Wo hast du denn so schön tanzen gelernt?“, fragte ihn aber Bell bloß. „Ha! Das wüsstest du wohl gerne. Aber erstmal geh ich was trinken.“, dabei drehte er sich um und suchte sich einen Weg zur Getränkeausgabe. Um die Musik zu übertönen sprach Valentin erneut in Bells Ohr. „Lass uns raus gehen, da kann man sich besser unterhalten.“ Bell sah in seine grünen Augen und nickte ihm zu. Kapitel 5: ----------- Der große junge Mann suchte sich einen Weg zwischen den Menschen raus ins Freie. Bell folgte ihm dicht um ihn nicht aus den Augen zu verlieren und die Lücken nach draussen noch schnell zu nutzen. Je weiter sie sich von der Sony Bühne entfernten, desto weniger Personen begegneten ihnen. Zwischen bunten Pappaufstellern, die die verschiedenen Spielstände abgrenzten, schlenderten sie durch die Halle, bis der blonde vor einem Stand stehen blieb. „Hast du dir das hier schon angesehen? Das ist echt gut, habs heute gespielt!“ Bell betrachtete die große Wand und die Figuren, die darauf abgebildet waren. Aber ihr kam nichts davon bekannt vor, „Nein, kenn ich nicht.“ „Komm mit.“, sagte Valentin, während er sich durch den unbewachten Eingang des Standes schlich. Bell biss sich auf die Lippe, schaute sich hektisch um und folgte ihm. Sie wusste ja, dass sie nichts schlimmes machen würden, aber was wenn sie jemand erwischt und behauptet sie würden eine Konsole klauen wollen? Valentin hatte es sich schon auf einem Sitzsack gemütlich gemacht und schaltete die Konsole an. Er klopfte auf die Stelle neben sich, „Komm her.“ „Meinst du das ist ok, was wir hier machen?“, fragte Bell unsicher. „Ach, das interessiert hier niemanden, wir machen ja nichts kaputt.“ Bell setzte sich auf den Sitzsack neben Valentin und nahm den zweiten Controller, den er ihr hin hielt. Während das Spiel lud wollte Valentin die Pause mit Small Talk überbrücken. „Du... hast gut getanzt.“ Bell spürte wie ihr die Röte ins Gesicht schoss, deswegen starrte sie nur auf den Bildschirm, als sie antwortete, „Ähm... Danke! Du auch!“ „Ich hab dich vorhin schon gesehen, mit deinen Freundinnen. Sie sind doch nicht böse, wenn du weg bleibst?“ „Oh, nein, das ist ok! Wir schwärmen jedes Jahr irgendwann aus.“ „Gut. Wir haben noch eine ganze Halle mit Spielen, die wir in Ruhe entdecken können.“ Bell schmunzelte in sich hinein. „Oh, es geht los!“, stellte Valentin fest. Die Demo schickte sie direkt ins Spielgeschehen. Bell fing zunächst an alle Knöpfe auf dem Controller zu drücken um heraus zu finden welche der Figuren sie ist und welche Taste welche Aktion hervor rief. Währenddessen preschte ihr Begleiter schon direkt vor. „Oh Mist, pass auf. Wir werden hier angegriffen!“, sagte er säuerlich. Bell sah auf dem Bildschirm wie sich Feinde näherten. Auf der linken Seite des Bildschirms konnte sie sehen wie Valentin schon Schaden erhielt. Mit einem Druck auf die Kreistaste lies sie ihre Figur bewaffnet in den Kampf ziehen. Zusammen mit Valentin versuchte sie die Gegner zu besiegen. Er, jedoch, war schon ziemlich angeschlagen. Der letzte Gegner besiegte ihn sogar. Bell allein schaffte es aber noch auch den letzten zu besiegen, doch musste sie nun allein weiter spielen. Nach dem Kampf folgte Bell den frei gewordenen Weg. Valentin legte seinen Controller zur Seite und schaute dem Mädchen beim spielen zu. Bell lag bequem in ihrem Sitzsack und konzentrierte sich komplett auf das Spiel. Sie wollte sich auf keinen Fall blamieren. Sie mochte es so schon nicht, wenn ihr auf der Spielemesse jemand über die Schulter gucken konnte, auch Multiplayer mied sie wo es nur ging, doch jetzt wo auch noch ein gut aussehender Mann sie beim Spielen beobachten konnte, steig ihre Nervosität ins Unermessliche. Valentin lag seinen Arm um Bell. Das Mädchen spürte wie ihr Herz immer schneller schlug, doch sie versuchte sich davon nicht ablenken zu lassen und spielte beherzt weiter. „Achtung, da musst du gleich springen!“, rief Valentin. „Wo?“, doch es war schon zu spät und Bells Figur lief genau in die Falle und fiel von der Klippe. Der Screen verdunkelte sich und der Game Over Text wies darauf hin, dass die beiden nochmal von vorne anfangen müssen. „Mensch, hab doch gesagt, dass du springen sollst.“, sagte Valentin scherzhaft. Erstmals löst Bell ihren Blick vom Bildschirm und blickte in diese klaren, grünen Augen, „Das war viel zu spät.“, stammelte sie. Bell hielt in sich. Die Sekunden standen still. Sie wusste nicht wie sie die Situation deuten sollte, wie sie überhaupt hier hin gekommen war. Valentin schaute währenddessen tief in Bells grüne Augen. Er bemerkte ihre Unsicherheit, aber wagte es trotzdem sich ihr zu nähern. Es war ihr Glück, dass das Mädchen schon saß, ansonsten hätten ihre Knie nachgegeben. Sie sah nur wie sich Valentins Lippen ihren näherten und er seine Augen langsam schloss. Nur einen Augenblick später spürte sie seine warmen, weichen Lippen auf den ihren. Vor Glück schloss sie auch ihre Augen und ließ es geschehen. Valentin fiel ein Stein vom Herzen. Zu seiner Freude wehrte sich Bell nicht gegen seinen Kuss, sondern erwiderte ihn. Bell spürte wie seine warme Hand den Konturen ihres Gesichtes entlang fuhren und sich anschließend in ihrem Haar vergruben. Der Controller rutschte aus ihren Händen und fiel hart auf den Boden. Doch das kümmerte Bell nicht. Mit ihrer linken Hand glitt sie Valentins Hals entlang und ihre Finger umspielten seine Haarspitzen während die ihn küsste. Die gesamte Feier, die Umgebung und die Musik wurden vergessen. Es gab nur noch diesen Ort auf den Sitzsäcken. Nur sie zwei. Bell fühlte sich nicht fähig je wieder von hier aufstehen zu können. Das einzige Gefühl was noch in ihr inne wohnt war eine angenehme Wärme, die sich aus ihrer Mitte hinaus im ganzen Körper verteilte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)