Outlaw von Pretty_Crazy (... die Macht der Machtlosen (NaruHina)) ================================================================================ Kapitel 18: Abilihn ------------------- Es dämmert bereits, als die beiden Männer wieder auf der Farm ankommen. Die Sonne senkt sich mehr und mehr dem Horizont entgegen und war der Himmel tagsüber von einem hellen Blau gezeichnet, so erscheint er nun in einem immer kräftiger werdenden Rot. Ein Großteil der Arbeit ist bereits eingestellt worden und alle Anwesenden warten auf den wohlverdienten Feierabend und das liebevoll zubereitete Abendessen, von der Herrin des Hauses. Nach erledigtem Tagewerk gleicht die Essküche des Farmerpaares einem Pausenraum aus einer Großfabrik direkt aus New York und Sakura weiß jeden Abend neu aufzutischen. Ein Festmahl, welches das von dem Vorabend noch übertrifft. Von Kartoffeln in zahlreichen Varianten, über selbstgebackenes Brot und gedämpftes Gemüse, bis hin zu gepökeltem Fleisch ist für jeden Geschmack etwas dabei. Jeder wird satt und neben der finanziellen Entlohnung ist das tägliche Abendessen in einer familiären Atmosphäre ein gern genommener Bonus – auf das Geld würden alle Arbeiter sogar verzichten, aber nicht auf die abendliche Zusammenkunft. Eigentlich befinden sich die ersten fleißigen Arbeiter bereits auf dem Weg zum Haupthaus, als Sasuke und Kele zurück auf das Gelände fahren, die beiden Pferde an den Karren gebunden, hinterherlaufend. Aus der Ferne kann Sasuke erkennen, wie Minato seinen großen Bruder hastig heranwinkt und wie dieser schließlich hinter dem Haus hervortritt und förmlich zu erstarren scheint. Wie ein paralysiertes Wildvieh blickt der Halbindianer ihnen entgegen. Es ist ihm selbst aus der Ferne deutlich anzusehen, dass er es nicht glauben kann und an seinen Sinnen zweifelt. Nie in seinem Leben hat er damit gerechnet sein Pferd wiederzubekommen. Er hatte sich damit abgefunden und nun erscheint es ihm wie ein Wunder, dass das wertvollste Geschenk, dass er von seinem Vater bekommen hat, wieder den Weg zurück in seinen Besitz findet. „Hast du ein Gespenst gesehen?“ Amüsiert klettert Kele von dem Karren und knufft seinem Großcousin freundschaftlich gegen die Schulter, ehe er die beiden Pferde von dem Karren abbindet und einen der Führstricke an Hanzo weiterreicht. Fassungslos beginnt der Halbindianer zu lächeln und streicht seinem Hengst über die Nüstern, der diese Berührung augenscheinlich sehr genießt. „Wie ist das nur möglich? Ich dachte er wäre tot.“ „Naruto war schon immer für eine Überraschung gut. Vielleicht hatte er ihn auf einem Pferdemarkt gefunden. Jedenfalls hat er ihn dir zurückgebracht.“ Sasuke tätschelt den Hals des Falben und danach die Schulter von Hanzo, ehe er auf Kushina zugeht, die neben ihrer Mutter steht. Den beiden ist die Freude ebenfalls anzusehen und im Grunde ist dieses Ereignis mit einem Wunder gleichzusetzen. Die Chance, ein verschwundenes Pferd wiederzufinden, ist wie die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Die würde Naruto vermutlich auch noch finden und zwar, indem er direkt reingreift. Der Familienvater geht vor dem Mädchen in die Hocke und streicht ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Der andere Hengst ist für dich und das hier auch.“ Aus der Innentasche seiner Weste zieht Sasuke einen kleinen handgeschriebenen Zettel hervor und reicht ihr diesen entgegen, doch lesen kann sie ihn noch nicht. Kushina lernt es gerade erst und so reicht sie die Zeilen an ihre Mutter weiter, die ebenfalls in die Hocke geht und die Worte ihres Vaters hörbar für alle vorliest. Mein Sternchen, ich wünsche dir alles Gute zu deinem Geburtstag, auch wenn die Glückwünsche zu spät kommen und dein Geschenk zu früh. Ich kann dir zwar keinen Stern vom Himmel holen, aber dieser Hengst trägt zahlreiche auf seinem Fell und von nun an auch dich. Ich habe dich lieb Papa Ein breites und erfreutes Grinsen zeichnet sich auf dem kleinen Kindergesicht ab und Hinata sind beim Vorlesen Tränen in die Augen gestiegen. Sie hat einen unglaublichen Mann an ihrer Seite, der trotz aller Entfernung ihr in diesem Moment gar nicht näher sein könnte. Naruto denkt an sie. Er denkt jede Minute an sie und es ist ein weiteres Lebenszeichen von ihm. Es geht ihm gut und er hat seiner Tochter einen großen Wunsch erfüllt, auch wenn dieses spezielle Geschenk ein Jahr zu früh erfolgt ist. Kele reicht dem Mädchen den Führstrick und als wenn das Reittier wüsste, dass es eigentlich noch viel zu groß für seine Besitzerin ist, senkt es den Kopf, so das Kushina über die weiche Schnauze streicheln kann. Sie ist ganz fasziniert von dem Anblick dieses Tieres. Das schwarze Fell und diese vielen weißen Punkte, die wie Farbspritzer aussehen. Es sieht wirklich aus wie ein Sternenhimmel. „Wie willst du ihn nennen?“ Hanzo stellt sich zu seiner Schwester und streicht über die Mähne des Neuzuganges der Familie, nachdem Hanna sich dem Falben angenommen hat. Ganz verträumt streichelt sie noch immer die Schnauze, während der Hengst ganz still dasteht. „Bituin. Er soll Bituin heißen.“ Hanzo blickt lächelnd zu seiner Mutter, welche nur zurücklächelt und zustimmend nickt. Mit einer außergewöhnlichen Leichtigkeit schwingt sich Narutos ältester Sohn auf den Pferderücken und reicht seiner Schwester die Hand, um sie vor sich auf das Pferd zu ziehen. Sie kann Bituin noch nicht reiten. Er ist zu groß und sie hat noch keinerlei Reiterfahrung, aber Hanzo kann ihr einen Vorgeschmack geben. Er ist ein guter Reiter und Kushina ist bei ihrem Bruder besten aufgehoben, so das Hinata sich ganz ihren Gedanken und Gefühlen hingeben kann, ohne Sorge haben zu müssen. Kushina findet einen sicheren Sitz zwischen Pferdehals und vor ihrem Bruder. Der Führstrick ist locker um den Hals gelegt und dient dem Mädchen, neben der Mähne, zum Festhalten. Hanzo nickt kurz Hanna zu, die Nyol von seinem Führstrick befreit und mit einem kurzen Pfiff von seinem Herrn folgt der Falbe dem Geschwistergespann auf die direkt angrenzende Weide. Sasuke und seine Familie, Hinata und Minato stehen an dem Weidezaun und beobachten die Szenerie vor sich. Hanzo galoppiert mit seiner Schwester über die Weide, welche freudig lacht und von einem bis zum anderen Ohr strahlt. Nyol galoppiert im gleichen Tempo neben ihnen her und bei diesem idyllischen Bild ist es schließlich Sasuke der mit dem Kopf schüttelt und etwas auflacht. „Es ist einfach unglaublich. Manchmal kommt es mir so vor, als wäre Naruto übermenschlich. Das wirkt einfach alles so unwirklich.“ Sakura kann auf die Worte ihres Mannes nur zustimmend nicken. Hinata hingegen lächelt nur still in sich hinein, als würde sie sich in diesem Moment das zweite Mal ihren Mann verlieben. „Er ist nicht übermenschlich. Er ist nur ein Vater.“ „Was heißt eigentlich Bituin?“ Fragend schaut die gesamte Familie Uchiha zu Hinata und ihrem jüngeren Sohn, nachdem Hana diese Frage gestellt hat. Mutter und Sohn blicken sich gegenseitig nur kurz an, ehe Minato wieder zu seinen Geschwistern schaut. „Bituin be-deutet Sterne.“ März 1866 Seit Wochen reitet Kele immer wieder in die Stadt, doch nicht aus dem Grund, dass er irgendwelche Besorgungen erledigen will oder gar muss. Seine Beweggründe sind andere. Die Begegnung mit Angus und dieser ihm unbekannten Frau lässt ihm einfach keine Ruhe. Die bloße Anwesenheit dieses Mannes hat diese junge Frau regelrecht in eine Angststarre geschickt. Voller Demut hätte sie in dieser Situation wohl alles ertragen. Sie hat keinerlei Widerstand gezeigt und wäre wohl am liebsten tot umgefallen, um jeder Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Ähnlich wie eine Ziege. Diese Tiere fallen bei akutem Stress einfach versteift zu Boden und stellen sich tot, bis die Bedrohung vorübergezogen ist. Kele ist direkt am nächsten Tag wieder in die Stadt geritten, trotz deutlicher Warnung von Sasuke und er musste fest-stellen, dass er mit seiner Vermutung recht behalten hatte. Diese Frau wird von Angus misshandelt. Als er sie an dem besagten Tag aus dem Geschäft kommen sah, hatte sie ein blaues Auge und eine aufgeplatzte Unterlippe. Sogar heute, fast drei Wochen nach der ersten Begegnung, sind die Prügelnachwirkungen noch in ihrem Gesicht erkennbar. In diesen drei Wochen konnte er immer wieder entsprechende Beobachtungen machen. Körperliche und seelische Züchtigung auf allen Ebenen der Vorstellungskraft, doch ihm bleibt eine Frage unbeantwortet. Warum läuft sie nicht weg? Aus sicherer Entfernung beobachtet er abermals das Geschäft von Angus. Wie lange er das schon tut, weiß er nicht einmal zu sagen, doch es muss einiges an Zeit vergangen sein. Bis jetzt hat er sie noch nicht zu Gesicht bekommen, doch genau in dem Moment, als Kele sich abwenden will, verändert sich die gesamte Stimmung. Ein Lauter Knall hallt durch die Straße und schreckt die umherlaufenden Menschen regelrecht auf. Ein Knall, der von einer aufschwingenden Tür herrührt, durch dessen Türrahmen schließlich besagte junge Frau geschleudert wird. Mit ihrer ganzen Erscheinung landet sie auf der Straße und sie schafft es nicht einmal zu wimmern, da poltert auch schon Angus heran, beschimpft sie auf das Schlimmste und beginnt damit auf sie einzutreten. Es ist eine Szenerie wie aus einem schlechten Theaterstück und obwohl zahlreiche Leute das Geschehen verfolgen kön-nen, tritt keiner vor und eilt zur Hilfe. Es ist Gegenteiliges der Fall. Sie wenden sich ab und ziehen ihrer Wege. Ein Ruck jagt durch seinen Körper und ehe sich Kele versieht ist er auch schon im Dauerlauf dabei, dieses Unrecht zu beenden. Angus ist dermaßen in seinem Tobsuchtsanfall gefangen und damit beschäftigt auf eine wehrlos am Boden liegende Frau einzuprügeln, dass er Kele erst bemerkt als dieser schon zum Schlag ausgeholt hat. Zum Ausweichen ist keine Zeit mehr für den stattlichen Iren, so dass der Faustschlag passgenau sein Ziel trifft und er aus dem Gleichgewicht gerät. Eigentlich hat Kele vor nachzulegen. Er will genauso austeilen, wie die Frau zu seinen Füßen einstecken muss, doch zu seiner Verblüffung ist es genau jene Frau, die ihn daran hindert. Ehe er sich versieht ist sie auf den Beinen und schubst ihn energisch zur Seite. „Misch dich nicht ein. Das geht dich nichts an!“ „Ich wollte nur-“ „Verschwinde, du Mistgeburt!“ Kele ist vollkommen fassungslos. Er blickt sich verwundert um, doch noch immer tun die anderen Bewohner der Stadt so, als wäre rein gar nichts geschehen. Angus hingegen reibt sich bloß die schmerzende Wangenpartie und lächelt boshaft in sich hinein, während Kele den geforderten Rückzug antritt. Was genau er sich durch sein Einschreiten erhofft hat, weiß er gar nicht zu bestimmen, doch ein dankbares Nicken hätte ihm schon ausgereicht. Dass er fortgejagt und beleidigt wird, hat er sich hingegen nicht vorgestellt. Das ist unerwartet und erschüttert sein Weltbild in diesem Moment enorm. Er wurde so erzogen, dass Ungerechtigkeit bekämpft werden muss und dass jemand, der sich an Frauen vergeht, selbst eine Abreibung verdient hat. Er wollte bloß helfen und kassiert dafür eine äußert verletzende Abfuhr. Völlig verunsichert dreht sich der junge Indianer noch einmal um. Sie schaut ihn noch immer an, doch ihr Blick ist ein anderer. Entschuldigend und bedauernd, so dass er jetzt von der Welt noch weniger versteht. Kele sieht zum krönenden Abschluss noch, wie Angus dieser jungen Frau in die Haare greift, sie dabei schmerzend das Gesicht verzieht und an den Haaren zurück in den Laden gezogen wird. Was zum Teufel geht hier nur vor? Bis zur Dämmerung bleibt Kele in der Stadt und beobachtet Stunde um Stunde das Gebäude, ohne etwas Auffälliges zu bemerken. Was sollte er denn tun, wenn es wieder zu einer solchen Szenerie kommen würde? Ein Einschreiten seiner-seits ist ja offensichtlich nicht erwünscht oder doch? Überfordert von der Situation und ratlos, entschließt sich der junge Mann dazu, sich auf den Heimweg zu machen und macht sich auf dem Weg zu seinem Pferd. Er nutzt vorwiegend die schmalen Gassen, um den anderen Menschen aus dem Weg zu gehen. Er kann es nicht ertragen, wenn sie ihn anstarren, doch wenn er gewusst hätte zu welch einem Nachteil ihm diese versteckten Nischen gereicht werden, dann hätte er sich eher für viel belebte Hauptstraße entschieden. Zielsicher steuert er das Ende der schmalen Seitengasse an, in der es bereits sehr dunkel ist, obwohl die Sonne noch nicht vom Horizont verschlugt wurde, als ein Mann ihm entgegentritt und auf ihn zusteuert. Kele wendet sich ab, will der Konfrontation aus dem Weg gehen und eine andere Richtung einschlagen, doch auch der alternative Weg wird plötzlich von einer weiteren Gestalt blockiert. Ehe sich der Indianer versieht ist er von ein paar duzend Männern umgeben, die nicht auf ein gemütliches Pläuschchen aus sind. Er ist nervös, was in Anbetracht der Gegebenheiten mehr als verständlich ist. Er blickt umher, weicht aber nicht zurück. Niemand sagt auch nur ein Wort, bis eine ganz spezifische Stimme ertönt, die Kele inzwischen sehr vertraut ist. Diese tiefe Baritonstimme, poltert nicht wie gewöhnlich durch die Gegend, sondern klingt schon fast amüsiert. Angus gesellt sich in die illustre Runde dazu und verschränkt die Arme vor der Brust, was sein wohlgenährter Bauch etwas erschwert. „Wenn das mal nicht die rothäutige Mistgeburt ist.“ „Hätte ich mir ja denken können, dass das deine Hunde sind. Erledigst du deine Drecksarbeit immer so?“ Kele lächelnd provozierend, doch in Wirklichkeit hat er Angst. Sie nagt an seinen Knochen und frisst sich in seinen Verstand hinein. Angus lächelt amüsiert auf und blickt einmal durch die versammelte Runde seiner wuchtigen Haudegen. Alles gestandene Männer und Kele ist klar, dass er mit weit mehr als nur einem blauen Auge aus dieser Sache rauskommen wird – wenn er hier überhaupt herauskommen wird. Die Anspannung ist ihm anzusehen, was Angus mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck quittiert. „Wir haben noch eine Rechnung zu begleichen.“ Demonstrierend hält Angus seine rötliche verfärbte Wange vor, wo ihn der Schlag zur Mittagszeit getroffen hat und Kele bereut es aus tiefstem Herzen, dass er nicht härter zugeschlagen hat. „Dann hör auf zu faseln und bring es zu ende!“ Es ist das Startsignal gewesen – zusätzlich zu Angus zuckendem Kopf in Keles Richtung. Wie ein Rudel Wölfe stürzen sich die Männer auf ihn und auch wenn es Kele gelingt selbst noch einen Moment Schläge auszuteilen ist er innerhalb weniger Minuten am Boden und wird wortwörtlich zu Brei geschlagen. Tritte und Fausthiebe an jede Stelle seines Körpers, welche für sie erreichbar sind. Seine Gegenwehr erlahmt zusehends und nur ein einziges Wort von Angus reicht aus und die Prügelorgie findet ein abruptes Ende, nur damit er von zwei der Lakaien in die Höhe gerissen wird. Ihr Boss soll sich nicht die Mühe machen vor einem wertlosen Stück Dreck in die Hocke zu gehen. „Ich bin ein Mann der Taten. Ich ziehe endgültige Ergebnisse langen Reden vor.“ Zur Untermalung seiner Worte zückt der Ire ein Messer mit einer Handflächengroßen Klinge und hält es seinem Opfer bedeutsam vor die Augen. Der Geschmack von Blut und die Schmerzen in seinem Körper dominieren Keles Empfinden und so blickt er an der Klinge vorbei, in das Gesicht dieses widerlichen Menschen. Wenn er glaubt, dass Kele um sein Leben bettelt und vor Angst zusammenbricht, dann irrt er sich. Diese Genugtuung wird er ihm nicht schenken. Mit einem verachtenden Lächeln auf den Lippen schaut er dem bärtigen Mann direkt in die Augen. „Du bist trotzdem ein Arschloch.“ Angus verzieht für einen Moment das Gesicht zu einer wütenden Fratze, ehe er ruckartig ausholt und das Messer in Keles rechter Körperhälfte versenkt. Er schreit auf und sackt schließlich zu Boden, als die Laufburschen ihren Halt aufgeben. Es folgen keine weiteren Worte. Er wird zum Abschluss nur bespuckt und schließlich sterbend zurückgelassen. Blutig geschlagen, erstochen und vor Schmerzen gelähmt liegt er nun in dieser schwach beleuchteten Gasse und ist zu kaum mehr fähig als ächzende und klägliche Laute von sich geben. Kele presst eine Hand auf die Stichwunde in seiner Seite und spürt wie sein Blut aus der Wunde tritt, die Klei-dung durchtränkt und seine Hand beschmiert. Verzweifelt und um sein Leben fürchtend, wuchtet sich Kele auf alle Viere und versucht vorwärts zu kommen. Er will nicht sterben. Nicht hier und nicht so. Er will zurück nachhause. Das Zittern in seinen Gliedmaßen macht er ihm jedoch unmöglich seinen Wunsch in die Tat umzusetzen. So sehr er sich auch darum bemüht auf die Beine zu kommen, es ist ihm nicht vergönnt, also lässt er sich schließlich resigniert auf die Seite fallen und bleibt einfach regungslos liegen, lauscht dem unerträglichen Ziehen und Pochen in seinem Körper und schluckt abermals den Geschmack von Blut herunter. Sein Blick ist verschwommen. Ohnehin beein-trächtig durch das blinde Auge und die entstellte Gesichtshälfte, kann er nun nicht einmal mehr auf seinem gesunden Auge richtig sehen. Es schwillt zu und lässt ihn förmlich blind werden, doch die Schmerzen sind so ermüdend und überwältigend, dass er nicht einmal Panik verspürt. Sein Gesicht sackt noch etwas weiter in den Staub, als er eine schwache Silhouette auf sich zukommen sieht, doch dass es sich dabei um Hilfe handeln könnte, schließt er aus. Er fürchtet eher darum, dass sie zurückkommen und ihm den Rest geben. Der Gnadenschuss, wie er für verwundetes Vieh angewandt wird. Er schließt die Augen und wartet. Warten darauf, dass es endlich vorbei ist und all die Schmerzen und das Leid ein ende finden, doch es passiert nichts. Er spürt keinen weiteren Messerstich und er hört keinen Schuss, stattdessen vernimmt er eine zaghafte und vorsichtige Berührung an seiner Schulter und eine unverständliche Stimme, die zu ihm spricht. Er öffnet wieder die Augen und kann die Gestalt vor sich nicht erkennen. Es sind nur schemenhafte Umrisse einer schlanken Frau und das Pfeifen auf seinen Ohren hindert ihn daran, etwas von ihren Worten zu verstehen. Sie dreht sich nach hinten und scheint etwas in die Dunkel-heit zu rufen, als eine zweite Person aus den Schatten tritt und auf sie beide zu geht. Diese Person ist sehr viel stämmi-ger und weitaus weniger zaghaft. Ein Mann. Kele wird von ihm in die Höhe gezogen, so dass der Schmerz ihn kurz auf-schreien lässt und er kraftlos in den Armen dieses unbe-kannten Helfers hängt. Noch immer hat er keine Ahnung um wen es sich bei diesen aufopferungsvollen und hilfsbereiten Herrschaften handelt, doch noch ehe er sich versieht befindet er sich auf einem klapprigen Holzkarren und das betagte Zugtier wird mit einem lauten Ruf und dem Klatschen der Zügel auf dessen Hinterteil, ruckartig in Bewegung gesetzt. Es erscheint dem jungen Indianer wie eine Ewigkeit, in der er auf dem Karren liegt, in den Himmel blickt und jede Un-ebenheit der Straße durch seinen schmerzenden Körper jagt, wie erneute Faustschläge. Er dämmert weg. Seine Lider werden unerträglich schwer und gerade in dem Moment, als er sich der verlockenden Schwärze hingeben will, erscheint wieder ein Gesicht vor seinen Augen. Das Gesicht der Frau. Noch immer kann es nur unscharf erkennen, doch in winzigen Momenten klart sein Blick auf. Es ist ein grünes Augenpaar, welches in sein geschundenes Gesicht blickt und welche sehr besorgt wirkt. Er sieht, wie sich ihre Lippen bewegen, doch noch immer kann er ihre Worte nicht verstehen. Was sagt sie? Benommen versucht er ihre Silben zu verstehen. Schaut auf ihre Lippen, als wolle er von ihnen lesen. Sie wirkt fast verzweifelt, als sie sein Gesicht in ihre Hände nimmt und sich näher zu ihm beugt. Sie blickt ihn direkt an. Hält seinen Kopf und er spürt, wie sie mit dem Daumen über seine Wange streicht. Er kneift die Augen zusammen und öffnet sie wieder. Sein Blick wird klarer. Er kennt dieses Gesicht. Die langen, glatten und feuerroten Haare, die feinen Sommersprossen auf ih-ren Wangen und diese unvergesslichen grünen Augen. Wieder schaut er auf ihre vollen Lippen und dessen Bewegungen und langsam versteht er ihre Worte. „Du musst wach bleiben! Nicht einschlafen!“ Ihr Tonfall klingt äußerst besorgt und wie ein Gebet widerholt sie diese Worte immer und immer wieder, während sein Blick in ihrem haften bleibt. Obwohl der Schmerz in seinem Körper fast unmenschlich erscheint, hebt Kele eine seiner blutverschmierten Hände an und umfasst eines ihrer Handgelenke. Seine Hände sind so groß, dass er ihr Handgelenk vollständig umfassen kann und dennoch ist sein Griff nicht fest. Er ist schwächlich und leicht abzuschütteln und doch wirkt sie erleichtert, eine Reaktion von ihm vernehmen zu können. „Ich kenne dich.“ Seine Stimme ist kaum mehr als ein schwaches Hauchen und dennoch kann er ein Lächeln in ihrem Gesicht erkennen und ein zustimmendes Nicken wahrnehmen, als sie sich etwas näher zu ihm beugt. „Ich heiße Abilihn.“ Ein wunderschöner Name wie er findet und so treffend für ihre Erscheinung. Er lächelt sie an. „Kele. I-ich bin-“ „Es wird alles gut werden. Wir bringen dich nachhause. Du musst nur wach bleiben, hörst du? Du darfst nicht schlafen.“ Ein schwaches Nicken ist die einzige Antwort zu der sich der junge Indianer noch in der Lage sieht. Noch immer spürt er den Schmerz in seinem Inneren, doch sein Körper fühlt sich zusehends mehr taub an. Sein Griff um ihr Handgelenk wird lockerer, was Abilihn in Unruhe versetzt. Seine Lider flackern. Er droht diesen Kampf zu verlieren. Hastig klettert sie in die Höhe seines Kopfes und bettet diesen schließlich auf ihre Beine, was etwas Aufwand erfordert und streicht bittend durch seine Haare und damit auch über den verbrannten Haaransatz. Bei Prügelei und seinen Verteidigungsversuchen ist ihm der schwarze Stoff von seinem Gesicht gerutscht, so dass sie die Verbrennung in ganzer Pracht sehen kann. Selbst in diesem Zustand, stört ihn diese Tatsache. „Bitte. Wir sind gleich da. Alles wird gut werden.“ Noch immer hat er ihre flehende Worte in den Ohren und es ist ihm unbegreiflich, wie er es schafft nicht das Bewusst-sein zu verlieren, doch schließlich fährt der Pferdekarren auf den Hof und noch bevor die Räder zum Stillstand kommen brüllt der Lenker nach Hilfe und er brüllt noch weiter, als der Karren steht, er von dem Bock springt und zum Haupthaus eilt. Wieviel Zeit vergeht, als endlich jemand auf die Rufe reagiert, weiß Kele nicht zu sagen. Vielleicht sind es nur Sekunden oder wenige Minuten. Für ihn fühlt es sich an, wie ein Teil der Unendlichkeit und es ist nicht nur eine Person, die den Hilferufen nachkommt. Binnen weniger Augenaufschlä-ge ist der Karren von Leuten umzingelt und Sasuke springt auf die Ladefläche zu Kele und Abilihn. „Was ist passiert?“ „Angus und seine Leute. Sie haben ihm aufgelauert. Sie woll-ten ihn umbringen.“ Verzweifelt richtet Abilihn ihren Blick zurück auf Kele, dessen Stichverletzung von Sasuke begutachtet wird, während die anderen erste Rachegedanken miteinander austauschen. Hanzo und Shikamaru, ebenso wie Gaara und Kankuro würden sich am liebsten auf der Stelle bewaffnen und über diese mordlüsterne Truppe herfallen. Tenten beugt sich über den Karren und streicht ihrem Sohn besorgt durch die Haare. Sein müder und kraftloser Blick gleitet auf seine Mutter und seine Lippen formen eine stumme Entschuldigung, worauf die dreifache Mutter mit den Tränen kämpfen muss. „Es tut mir so leid. Ich konnte es nicht verhindern. Ich wollte-“ Mit einem beruhigenden Lächeln schaut Tenten zu der aufgebrachten jungen Frau und schüttelt nur leicht mit dem Kopf. „Du hast ihn gerettet. Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen.“ „Ich muss mir die Wunde ansehen. Ihr müsst ihn ins Haus bringen.“ Sakuras energische Stimme erstickt das aufkom-mende Gespräch der beiden Frauen. Keles Zustand ist nicht der Beste und wird ohne Behandlung auch nicht besser werden, weswegen Sasuke sich schon in Stellung bringt, um ihn von dem Karren zu schaffen. Der Farmer packt den jungen Mann unter die Arme und richtet ihn auf, so dass er ihn mit Hilfe von Hanzo und Shi-kamaru von der Ladefläche bekommt. Sasuke dreht sich nochmal zu Abilihn „Fahr schnell zurück, bevor er bemerkt, dass du fort bist.“ Mit vereinten Kräften wird Kele von dem Karren gewuchtet und sofort zu Sakura in das Haupthaus gebracht, gefolgt von allen anderen. Zurück bleiben die Helfer, die sich schließlich wieder von dem Gelände entfernen, wobei Abilihn noch einmal zurückschaut und die stumme Bitte formt, dass er nicht sterben möge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)