Outlaw von Pretty_Crazy (... die Macht der Machtlosen (NaruHina)) ================================================================================ Kapitel 17: Nur Väter --------------------- Mein Sternchen, ich habe dir nie erzählt, wie du zu diesem Namen gekommen bist und doch werde ich diesen Tag nie vergessen. Ich werde ihn immer in meinen Gedanken tragen und mit allen anderen Erinnerungen an dich, mit in die Ewigkeit nehmen. Die Nacht, in der du zu uns gekommen bist, hätte nicht klarer sein können. Es waren unendliche viele Sterne am Himmel zu sehen und ich bin überzeugt, dass sie nur für dich geleuchtet haben. Unzählige Sterne am Himmel und ein kleiner Stern in meinen Armen. Die Welt war für mich in dieser Nacht perfekt und vollkommen. Du hattest vom ersten Augenblick an einen festen Platz in meinem Herzen. Ich habe dich von dem Moment an geliebt, als deine Mutter mir sagte, dass sie dich unter dem Herzen trägt. Meine Kleine. Du stehst erst am Anfang deiner Lebensreise und niemand kann dir sagen, was du auf deinem Weg alles erleben wirst. So manches Mal wirst du dich einsam fühlen und dir wünschen, dass dich jemand an die Hand nimmt, doch bleib immer auf deinem Weg. Bleib dir treu und solange ich kann, werde ich dich auf deiner Reise begleiten. Ich werde dich führen und dich unterstützen, solange bis du mich eingeholt hast. Irgendwann kommt der Tag, an dem ich zurückbleibe und dann hoffe ich aus tiefstem Herzen, dass du mit einem Lächeln an mich denkst, wenn du zurückschaust. Du musst dich vor niemandem verstecken. Du bist stark, stärker als du es zurzeit glaubst und ich bin überzeugt, dass du jedem die Stirn bieten kannst. Ich werde immer an deiner Seite sein, auch wenn ich diese Welt längst verlassen habe. Ich habe dich lieb Sternchen. Papa Behutsam blättert Konohamaru zur nächsten Seite und damit zum nächsten, sorgsam umhüllten Mehrzeiler, welchen Naruto vor vielen Jahren an seine Familie geschrieben hat. Gut aufbewahrt, eingeschweißt in Folie und verpackt in einer Klarsichthüllte, sollen diese handgeschriebenen Seiten die Zeit überdauern. Dieser Ordner hat bereits Generationen überstanden und wurde innerhalb der Familie Uzumaki stets weiter gereicht. Ein Andenken an eine sehr beschwerliche Zeit, in der sich diese vom Schicksal gebeutelte Familie das Lächeln bewahrt hat. Fassungslos blickt Konohamaru zu dem Chairman, der nur ein nicht zu definierendes Lächeln auf den Lippen trägt und zustimmend nickt, worauf der Halbstarke wieder auf den Ordner in seinen Händen blickt. Ehrfürchtig streicht der Indianerjunge kurz über die Hülle und beginnt damit die ersten Wörter des nächsten Briefes zu lesen. Hanzo, ich weiß, dass ich dir nicht der beste Vater gewesen bin. Ich habe viele Fehler gemacht und der schlimmste ist es gewesen, dich in dem Glauben zu lassen, du würdest mir nichts bedeuten. Ich habe die ersten Jahre deines Lebens einer geringen Hoffnung hinterhergejagt und so bedeutende erste Schritte in deinem Leben verpasst. Ich war nicht da und keine Entschuldigung der Welt, kann dieses Versäumnis gut machen. Deine große Schwester war mein erstes Kind. Vor ihrer Geburt hätte ich mir nie träumen lassen, eines Tages Vater zu sein. Ich hatte Angst in dieser Rolle zu versagen und heute weiß ich, dass ich in dieser Rolle dir gegenüber nicht gerecht war. Ich habe dich im Stich gelassen und erst Jahre später meinen Fehler erkannt. Ich gebe mir an der Situation selber die Schuld. Ich war zu arrogant. Ich muss damit leben, dass es wohl mein Verschulden war, der dich deiner Schwester beraubt und unsere Familie schwer erschüttert hat. In dir fließt das Blut der Ureinwohner dieses Landes und hat dir den denkbar schlechtesten Start ins Leben beschert. Du hast schon viel zu früh lernen müssen, dass nicht jeder Abschied ein Wiedersehen bedeutet. Ich würde viel dafür geben, wenn ich die Zeit nur ein einziges Mal zurückdrehen und gewisse Dinge ungeschehen machen könnte. Du bist längst ein Mann geworden und doch hätte ich dir die Last der Verantwortung für eine ganze Familie länger von dir ferngehalten. Ich habe viel von dir verlangt, vielleicht zu viel. Du musst nicht immer stark sein. Du hast deinen eigenen Willen. Hanzo, ich bin stolz auf dich. Das war ich immer und ich weiß, dass du deinen Weg gehen wirst. Ich liebe dich mein Sohn und das werde ich bis zum Ende aller Tage tun. Dein Vater Mein Wirbelwind, du bist mir im Charakter und im Aussehen so ähnlich, dass es schon fast unheimlich ist. Wenn ich dich ansehe, dann kommt es mir so vor, als würde ich den Spiegel blicken. Es ist diese Ähnlichkeit, die mich fasziniert und die mir zeitgleich ein sehr großes Unbehagen bereitet. Ich will nicht, dass du so wirst wie ich. Als ich in deinem Alter gewesen bin, habe ich mir das Leben sehr einfach vorgestellt. Ich habe an Gerechtigkeit geglaubt und war der festen Überzeugung, dass jedes Unrecht in dieser Welt gesühnt wird, doch was ich als Unrecht betrachtete, war für andere ohne Belangen. Ich war stur und hitzköpfig, wollte immer mit dem Kopf durch die Wand und meine Meinung verbreiten. Ich war ein impulsiver Junge, der sich das Leben selbst erschwerte. Hätte ich damals mehr auf andere gehört, dann wäre mein Leben anders verlaufen, doch dann wäre ich wohlmöglich nie eure Mutter begegnet und nie in den Genuss einer Vaterschaft gekommen. Ihr seid das größte Geschenk, welches mir mein sonst so verdorbenes Leben schenken konnte. Mein Leben ist gut, so wie es jetzt ist, doch hätte ich es wohl auch einfacher haben können. Viele meiner alten Freunde haben sich ein gut funktionierendes Leben, fernab von Kriminalität aufgebaut. Sie haben be-wiesen, dass es geht und nur ich bin es, der ein Kopfgeld einbringt. Ich bin kein Held, das war ich nie und ich will es auch gar nicht sein. Ich habe viele schlimme Dinge getan und bin nicht stolz darauf. Orientier dich nicht an mir. Lass mich nur in deinen Gedanken und deinem Herzen wohnen, aber versuche nicht zu sein wie ich. Sei klüger, sei stärker, sei besser. Ja, wir haben es schwer als Indianer und ob es jemals leichter wird, wage ich nicht zu behaupten, doch auch du und deine Geschwister habt das Recht auf ein glückliches und gesundes Leben. Verlier nie deine Fantasie mein Sohn. Hab immer ein Lächeln im Gesicht und glaub an dich, ganz egal wie viele dir gegenüberstehen und behaupten du würdest scheitern. Ich vertraue dir und das solltest du auch tun. Ich liebe dich. Dein Vater Konohamaru hat bereits die nächste Seite an der unteren Ecke gepackt, um zu dem nächsten Brief zu blättern, als er von dem Oberhaupt seines Volkes aufgehalten wird. Der stolze Chairman räuspert sich einfach nur und zieht somit die Aufmerksamkeit seines jungen Gastes uneingeschränkt auf sich, wobei dieser sein Vorhaben unterbricht und sich somit nicht dem nächsten und eigentlich letzten Brief widmet. „Naruto muss weit mehr verfasst haben, als diese vier Briefe, doch hat dieser Teil die Zeit wohl nicht überdauert.“ Der Chairman zuckt etwas bedauernd mit den Schultern und beugt sich auf seiner Sitzgelegenheit etwas nach vorne. „Er hatte diese Briefe nicht verfasst, um sich von irgendeinem inneren Druck zu befreien, sondern um seiner Familie feh-lendes Wissen, über seiner Persönlichkeit zukommen zu lassen. Er vermittelt ihnen etwas, von dem er geglaubt hat, es wären seine letzten Worte an sie gewesen. Er konnte zu diesem Zeitpunkt nicht damit rechnen, je zu ihnen zurückkehren zu können, also musste er von dem schlimmsten Ausgang ausgehen und die Dinge mitteilen, die in den letzten Jahren nie gesagt worden sind. Er musste ihnen sagen, dass er sie liebt, so dass sie alle im Falle seines Todes nicht im Ungewissen leben mussten.“ „Das waren Abschiedsbriefe?“ „Ja. Er wusste, wie wenig Erfolgschancen er hatte und dass es viel wahrscheinlicher war zu sterben. Er ging davon aus, dass er seine Familie nie wiedersehen würde. Warte aber noch mit dem letzten Brief. Ich will dir, noch etwas anderes erzählen.“ *** Es sind ein paar Tage in das Land gezogen, seit die Familie des Outlaws die Briefe bekommen hat, doch zum Inhalt hat jeder von ihnen geschwiegen. Sie bewahren diese Papiere wie kostbare Schätze auf und tragen diese die ganze Zeit bei sich. Es war eine recht ungewöhnliche Stimmung in der Familie, nachdem jeder das Lesen beendet hatte. Sie wirkten alle bedrückt und zeitgleich erleichtert und jeder von ihnen war in seinen Gedanken versunken. Es machte für Au-ßenstehende den Eindruck, als wären sie in Trauer und wären zuvor von einer Beerdigung heimgekehrt. An diesem Tag, haben alle anwesenden Indianer nur in ihrer Sprache gesprochen und jeden anderen mit Spekulationen zurückgelassen. Hanna verstand lediglich Bruchstücke der einzelnen Dialoge, doch keinesfalls genug um den Inhalt zu verstehen und auch wagte sie es nicht Hanzo direkt zu fragen, denn es macht ihr nicht den Eindruck, als wolle er dies mit ihr teilen. Es basiert vielleicht auch auf diesem Grund, dass Sasuke seinen ältesten Ziehsohn nicht um Hilfe gebeten, sondern stattdessen Kele gefragt hat. Was für Ereignisse auch immer stattfinden, als selbstständiger Farmer muss die Arbeit fortgeführt werden, denn Stillstand bedeutet Verlust. Verlust von Arbeitskräften und der Verlust von finanziellen Einnahmen. Er hätte deswegen schon einmal eine Dummheit begangen und bekam dafür gehörig den Kopf gewaschen. Damit Narutos Familie aber dennoch genügend Zeit bekommt, um alle Informationen zu verarbeiten, stellt er ihre Hilfe im Tagesgeschehen zurück – doch ist dies nicht der alleinige Grund, weswegen er Kele gewählt hat. Sasuke ist mit dem jungen Indianer in der Stadt unterwegs, um einige Einkäufe und Besorgungen zu tätigen und um ihn auf andere Gedanken zu bringen, denn sein Seelenheil weist zusehends mehr eine empfindliche Zerbrechlichkeit auf. Seit dem vernichtenden Überfall in dem Canyon, hat sich der junge Indianer mehr und mehr zurückgezogen und seit dem bestätigten Tod seines Vaters ist er schrittweise mehr zu einem Schatten seiner selbst geworden. Er wirkt wie ein gebrochener Mann und scheint nur noch seinen Schwestern und seiner Mutter zuliebe weiter zu machen. Wie eine Ma-schine die ihren täglichen Dienst tätig, denn Lebensfreude sucht ein jeder vergebens in der Erscheinung Keles. Der junge Mann hast seine Kindheit einbüßen müssen und bereits in jungen Jahren viel Leid, Sorge und Angst erlebt. Die negativen Erinnerungen verdrängen die schönen Momente in seinem Leben zusehends mehr aus seinem Dasein. Er entfernt sich von anderen und meidet fremde Personen grundsätzlich. Seine vernarbte Gesichtshälfte ist daran nicht ganz unschuldig, doch Außenstehende finden den Anblick sehr viel weniger schlimm, als Kele selbst. Außer Frage steht jedoch, dass es ein Anblick ist, der auffällt und leider Blicke auf sich zieht. Es ist einfach die Natur des Menschen. Keles Verbrennung ist sehr gut verheilt, doch aufgrund seiner etwas dunkleren Hautfarbe, fällt die blassrosa Gesichts-hälfte umso mehr ins Auge. Es fehlt ihm eine Augenbraue und sein erblindetes Auge zeigt starke Ähnlichkeit mit dem eines alten Mannes. Die Narbe, welche von der Mitte seiner Stirn, über die Nasenwand bis zum Mundwinkel verläuft und sich über das Gesicht bis hin zu seinem Ohr verteilt, versucht er seither zu verstecken. Er bindet sich Stoffe um den Kopf und verdeckt damit zumindest sein entstelltes Auge, doch um den unangenehmen Blicken anderer zu entgegen, geht er nicht in die Öffentlichkeit. Sasuke ist aufgrund dieser Tatsache äußert penetrant und zum Schluss sehr energisch geworden, als er ihn zu diesem Ausflug überredet hat – es glich eher eine Nötigung. Kele hat irgendwann nur zugestimmt, um den Frieden zu wahren und läuft nun folgsam dem Farmer hinterher. Den Pferdekarren haben sie beim Gemischtwarenhändler stehen lassen. Auf den dort regierenden Mann ist immer verlass und so hat der alte Herr auch versprochen ein wachsames Auge auf den Karren zu haben und seitdem einige Getreidesäcke auf der Ladefläche ihren Platz gefunden haben, trottet Kele dem gastfreundlichen Landbesitzer nun quer durch die Kleinstadt zum Telegraphen hinterher. Viel haben die beiden Männer bis jetzt nicht miteinander gesprochen und es macht auch nicht den Anschein, als wollte einer der Beiden etwas daran ändern. Schwungvoll springt Sasuke die einzelne Stufe des Geschäftes empor, während Kele keinerlei Schwung an den Tag legt und die Ladenglocke in dem Moment ertönt, als er den Fuß auf die Stufe gesetzt hat. Mangelnder Elan und Begeisterung sind bei ihm Bestandteil, sobald er morgens die Augen aufschlägt. Das Post Office ist ein sehr kleines Gebäude und äußerlich sehr in die Jahre gekommen. Das hölzerne Vordach ist löchrig, der rötliche Farbanstrich ist kaum noch zu erkennen und überall knarzt es, wie auf einem sinkenden Schiff. Der schmale Tresen müsste abgeschliffen werden, ebenso wie die Regale und im Grunde jedes andere Einrichtungsstück. Doch auch wenn Gebäude und Mobiliar die besten Zeiten hinter sich haben, herrscht eine penibel eingehaltene Ordnung. Alles ist an seinem angestammten Platz und nicht die kleinste Wollmaus traut sich ihr Gesicht zu zeigen. Angus Campell hat an diesem Ort das sagen. Ein dickbäuchiger Ire, mit feuerrotem Haar und ebenso farblich angepass-ten Vollbart. Ein sehr kräftiger Mann. Er ist diese Art von Mann, mit dem keiner eine körperliche Auseinandersetzung haben möchte, geschweige denn provozieren will. Füllig ja, aber ebenso kraftvoll. Kele sieht ihn heute das erste Mal und mit dem ersten Sichtkontakt stellt der junge Indianer fest, dass er diesen Herren nicht leiden kann. Trotz des freundlichen Lächelns und der netten Begrüßung wirkt dieser Mensch sehr falsch. „Sasuke mein Lieber. Genau zur richtigen Zeit.“ „Hallo Angus. Sind Sendungen für mich eingetroffen?“ „Reichlich, reichlich. Warte einen Moment. Ich hole sie.“ Kele ist etwas verwundert über den Blick, welchen Angus ihm direkt zuwirft, als er in einen angrenzenden Nebenraum verschwindet, denn er kann Hass und Abscheu in dem brauen Augenpaar erkennen und darüber hinaus hat er nur Sasuke freundlich begrüßt. Kele hat er bei dem Eintritt in seinen Laden nicht mal einen flüchtigen Blick geschenkt. Kopfschüttelnd verstaut der Indianer seine Hände in den Taschen, denn diese Gesten und Handlungen verraten ihm sofort, dass er mit seiner Vermutung der Heuchlerei richtig gelegen hat. Angus ist ein Rassist! „Denk dir nichts dabei.“ Sasuke blickt kurz über die Schulter zu ihm, doch mehr als ein lasches Schulterzucken hat Kele nicht übrig. Rassismus ist in Amerika wie eine Seuche, die sich schnell und leicht verbreiten lässt und wenn Kele es genau nehmen würde, dann dürfte er das Recht besitzen, sich abfällig anderen gegenüber zu äußern, denn im Gegensatz zu Angus, der vor einigen Jahren in dieses Land eingereist ist, ist Kele hier geboren, ebenso wie seine Ahnen. Gelengweilt beginnt der Indianer damit den Laden etwas genauer zu betrachten und dreht kleine Runden über die knarrenden Dielenbretter. Bücher, Schreib-, und Tabakwaren. Mehr gibt es hier nicht. Der Gemischtwarenladen war da sehr viel interessanter. Die Türglocke lässt ihr helles Geräusch ertönen, weswegen beide Männer ihren Blick auf die Tür richten. Eine junge Frau schiebt sich in den Laden hinein. Sie schiebt die Tür mit ihrer Schulter auf, weil sie mit den Händen eine offensichtlich schwere Holzkiste trägt und sich ziemlich abmüht. Die Anstrengung ist ihr anzusehen. Der Schweiß steht ihr auf der Stirn. Die junge Frau ist sehr zierlich und klein. Sie reicht Kele gerade einmal bis zur Brust und dennoch wirkt sie nicht schwächlich. Sie hat lange orangerote Haare, ein wohlgeformtes Gesicht auf dessen Wangen sich zahlreiche Sommersprossen verteilen und stechend grüne Augen. Eine schöne Frau, die in diesem Augenblick sehr gehetzt und unsicher wirkt. Beinahe ängstlich schiebt sie sich weiter in den Laden hinein und noch bevor Sasuke etwas sagen oder tun kann, tritt Kele an sie heran und will ihr hilfsbereit die Kiste abnehmen, doch seine Hände berühren gerade mal das Holz, als eine donnernde Stimme durch den Laden hallt und jeder in eine erschrockene Starre verfällt. „Wage es bloß nicht!“ Wütend knallt Angus einen dicken Stapel von Umschlägen auf den Tresen und fixiert Kele mit einem derartigen hass-erfüllten Blick, als würde er ihn auf der Stelle umbringen wollen. Der junge Indianer ist dieser Art von Ausdruck jedoch besten vertraut und so ist er fähig und willig diesem auch Stand zu halten.sEr tarrt seinerseits zurück, nachdem der überraschte Ausdruck verschwunden ist. Noch immer liegen seine Hände leicht auf der Kiste, während die junge Frau zitternd dasteht und den Blick beinahe demütig gesenkt hat. „Sie braucht deine Hilfe nicht!“ Ruckartig greift Kele nach der Kiste und zieht sie der jungen Frau förmlich aus den Armen. Mit Leichtigkeit und festem Blick geht Kele mit der Ladung zurück zum Tresen und stellt die Kiste mit einem provozierenden Knall auf dessen Oberfläche ab, wobei er sich noch leicht zu Angus beugt und ganz offensichtlich auf eine Konfrontation aus ist. „Gern geschehen.“ Alarmiert packt sich Sasuke den Stapel an Briefen und schiebt seinen Ziehsohn aus dem Laden raus, wobei er Angus noch einen schönen Tag wünscht. Der Ire kocht vor Wut. „Was sollte das denn?“ Mit einem energischen Schubs befördert der Farmer Kele zurück auf die Straße, wobei dieser kurz um sein Gleichgewicht kämpfen muss, ehe er sich unwissend umdreht. „Ich habe ihr nur geholfen.“ Schnaufend marschiert Sasuke an ihm vorbei und zieht ihn an einem Amr kurz hinter sich her, so dass sie sich zurück auf dem Weg zu dem Pferdekarren befinden. „Es gibt in dieser Stadt eine Regel und die solltest du befolgen. Leg`dich nicht mit Angus an!“ „Was soll das denn? Ich habe vor dem Kerl keine Angst.“ „Das solltest du aber. Angus hat in dieser Stadt das Sagen und was er sagt ist Gesetz. Halt dich fern von ihm und seiner Familie und du hast nichts zu befürchten.“ Kele verzieht das Gesicht zu einer etwas spöttischen Fratze und dreht sich noch einmal zu dem Post Office um, zieht es jedoch vor zu schweigen. Sasuke meint diese Worte wirklich ernst und hat damit auch eine große Portion von Angst und Respekt gegenüber diesem dickbäuchigen Iren. Für Kele ist das unverständlich. Abgesehen von der Masse hat Angus wenig zu bieten, was einschüchternd wirkt. „Wer ist dieser Kerl überhaupt?“ Seufzend schwingt sich Sasuke auf den Karren, nachdem er die Pferde losgebunden und Kele bereits Platz genommen hat. „Angus kam vor 15 Jahren in dieses Land. Welchen Werdegang er hier hingelegt hat, weiß keiner, aber er hat Einfluss an den richtigen Stellen und er hat eine tiefsitzende Abneigung gegenüber Indianern.“ „Was du nicht sagst.“ Kele verdreht die Augen und verschränkt die Arme vor der Brust. „Nimm das nicht auf die leichte Schulter. Dieser Mann ist gefährlich und er dürfte dich jetzt im Visier haben.“ „Und wenn schon. Naruto ist mit Sicherheit gefährlicher.“ „Das mag sein und Angus wurde Naruto gegenüber mit Sicherheit auch kleinlaut werden, aber Naruto ist nicht hier und er wird die nächste Zeit auch garantiert nicht hier aufkreuzen. Du musst auf dich selber aufpassen und solche Provokationen wie gerade, sind deiner Sicherheit sehr abträglich.“ „Ist doch egal.“ Ruckartig reißt Sasuke an den Zügeln und bringt den Karren schlagartig zum Stehen. Etwas resigniert streicht er sich durch sein Gesicht, ehe er sich seinem Mitfahrer zuwendet und dessen Blick sucht. „Ich weiß, dass du schlimme Dinge erlebt hast. Ich weiß, dass du deinen Vater geliebt hast und dass es dich innerlich zerreißt, dass du ihn nie widersehen kannst, aber wirf sein Leben nicht weg. Das hätte er nicht gewollt.“ „Du kanntest meinen Vater nicht.“ Kele sackt etwas nach vorne und richtet seinen Blick auf den Pferdehintern. Er würde seinen Blick überall hinrichten, nur nicht in Sasukes Augen. Eine Weile schaut der Familienvater auf den Indianerspross, bis er nachdenklich zur Seite schaut und dann wieder zurück zu Kele. „Erzähl mir von deinem Vater. Wie war er?“ Sasuke sieht deutlich wie Kele mit den Zähnen mahlt und seine Augen einen tief traurigen und bedauernden Ausdruck widerspiegeln. Kele holt tief Luft und faltet seine Hände, ehe er der Aufforderung nachkommt. „Mein Vater war ein ruhiger und besonnener Mensch, der sich eher im Hintergrund gehalten hat und nur dann etwas sagte, wenn es notwendig gewesen ist. Er glaubte an Fakten und Beweise und stand allen Dingen eher skeptisch gegenüber. Er versuchte immer alles zu analysieren. Er war der beste Vater, den ich mir wünschen konnte.“ „Was ist es, was dich quält, wenn du an ihn denkst?“ Mit Tränen in den Augen presst Kele seine Hände mehr ineinander, dass es schon schmerzen muss und obwohl eine gewisse Zeit mit Schweigen verstreicht, wartet der Familienvater geduldig auf eine Antwort. „Ich hätte mit ihm kämpfen müssen. Ich hätte ihn vielleicht retten können. Ich habe mich zurückgezogen wie ein Feigling. Er ist meinetwegen gestorben.“ „Dein Vater hat dich gerettet. Du warst verwundet und er hat das getan, was jeder Vater tun würde. Er hat sein Kind verteidigt, seine Familie, seine Zukunft.“ Tröstend und zeitgleich ermutigend legt Sasuke dem jungen Mann eine Hand auf die Schulter und sucht seinen Blick, den Kele dieses Mal auch erwidert. „Dein Vater starb mit dem Wissen, dass seine Familie in Sicherheit ist. Das ihr am leben seid und er hat dich mit Sicherheit nicht als einen Feigling betrachtet. Ich bin selber Vater und ich kennen die Sorge um die eigene Familie nur zu gut und ich weiß auch, welch ein schreckliches Gefühl es ist, sein Kind zu verlieren. Dein Vater hat dich geliebt und ich denke, dass seine letzten Gedanken bei euch gewesen sind. Dich trifft keine Schuld. Wenn du ihn stolz machen willst, dann lebe. Er hat dir das Leben geschenkt und es gerettet. Wirf es nicht leichtfertig weg.“ Kele nickt verstehend und ein leichtes Lächeln macht sich auf seinen Lippen breit, als Sasuke das Pferd wieder antreibt und sie weiter in Richtung Bahnhof holpern. Eine Tatsache, die dem jungen Indianer erst jetzt auffällt. „Was machen wir hier?“ Fragend schaut Kele zu dem Farmer, der die Bremse des Karrens betätigt und einen Zettel hervorzieht, den er wiederholt und genausten zu studieren scheint. „Ich bekomme eine Lieferung. Zwei Pferde und wenn ich das richtige entziffern kann, wohl von Naruto.“ „Naruto hat das immer gemacht. Zum siebten Geburtstag schenkt er ihnen ein Pferd.“ „Sie ist doch erst sechs geworden und wieso bekommt sie zwei?“ Ratlos zuckt Kele mit den Schultern, während Sasuke von dem Karren steigt und an den Gleisen auf das Eintreffen des Zuges wartet. Im Grunde ist es Zufall, dass sie von der heute eintreffenden Lieferung erfahren haben und diese auch entgegennehmen können. Wäre das nicht der Fall, wären die Pferde abgeladen und in der öffentlichen Stallung unter-gebracht worden, wo Sasuke die zusätzliche Verpflegung bis zur Abholung noch hätte bezahlen müssen. Hier passiert rein gar nichts aus Nächstenliebe. Ab diesem Moment heißt es nun warten und ausharren, bis zum Eintreffen des Güterzuges. Kele macht es sich auf der Ladefläche des Karrens bequem und benutzt einen der Getreidesäcke als Kopfkissen, wobei er die Arme hinter seinem Kopf verschränkt und in den wolkenlosen Himmel blickt. Die Begegnung mit Angus will ihm einfach nicht aus dem Kopf, oder vielmehr mit der jungen Frau, die völlig eingeschüchtert, gar verängstigt von der Situation gewesen ist. Er ist mit der Sache noch nicht fertig, unabhängig von Sasukes Mahnungen. Es vergehen tatsächlich einige Stunden, bis aus der Ferne das spezifische Geräusch des Antriebes hörbar wird und der dichte Rauch des Kohleofens sichtbar in den Himmel steigt und wer diese zwei Signale noch nicht wahrgenommen hat, der ist spätestens nach dem schrillen Pfiff aufmerksam geworden, welchen die Lokführer immer dann ertönen lassen, wenn sie sich einem Bahnhof nähren – es ist genau dieser Pfiff der Kele aus seinem verschlafenen Zustand reißt. Es ist immer wieder ein ohrenbetäubender Lräm, wenn dieser Stahlriese einfährt. Ein enziges Dröhnen unterbrochen von Zischen und Pfeifen und so verzieht Kele auch bei dieser Einfahrt nur unangenehm das Gesicht. Das tonnenschwere Gefährt kommt schließlich zum stehen und alles wird von dicken Rauchschwaden umhüllt, die sich nur langsam verziehen und während einige Passagiere aus den Personenwagen im vorderen Bereich aussteigen, geht Sasuke direkt zu den Güterwagen am Ende und reicht einem der Angestellten den Zettel weiter. Als sich die Türen des Eisenbahnwagens schließlich öffnen und der zuständige Mitarbeiter der Bahngesellschaft mit dem Abladen beginnt, ist es eher der Zufall, der es zu verantworten hat, dass Kele seinen Blick auf die Ladung richtet und schließlich wieder sehr interessiert wirkt. Es sind zahlreiche Pferde, die nach einer holprigen und langen Fahrt abgeladen werden und aus diesem dunklen Wagen wieder an das Tageslicht kehren. Gebrochen wirkende Kreaturen, die viel von ihrer Eleganz und Würde eingebüßt haben. Es handelt sich dabei nicht um eine ungewöhnliche Begebenheit, denn Pferde werden überall im Land verkauft, ge-tauscht oder auf anderen Wegen gehandelt. Riesige Pferdemärkte auf denen einfach jede Art von Gaul zu finden ist. Bulliger Ackerpferde, ausgediente Renntiere, gebrochene Lastentiere. Oft handelt sich um Glück, wenn noch keine verbrauchten Tiere zu finden sind, doch leider behandeln die Menschen sie wie Gegenstände. Solange sie funktionieren, werden sie ausgebeutet und ist das nicht mehr der Fall, dann werden sie einfach weiter gereicht - oder im besten Fall von ihrem Leid erlöst. Einige der abgeladenen Pferde wirken kraftlos und erschöpft. Sie sind mager und verdreckt. Genau der Anblick, welcher auf den Pferdemärkten überwiegend zu sehen ist und welcher Kele wütend mit den Zähnen mahlen lässt, doch genau in dem Moment, als er sich von diesem Bild ablösen will, tritt ein Pferd aus dem Wagon heraus, welches sich von seinen Artgenossen gänzlich unterscheidet. Es ist kräftig und voller Anmut und Stolz. Ein Falbe von einer respektablen Größe mit glänzendem sandfarbenem Fell, dunkler Mähne und dunklem Schweif. Die Vorderbeine sind von den Hufen bis zu den Vorderfußwurzelgelenken in derselben Farbe, wie Mähne und Schweif und die Hinterläufe sogar bis zu den Unterschenkeln – auch das Maul ist in diesem sehr dunklen Braun gehalten. Ein Schauer durchfährt den Indianer, als Sasuke zu dem Bahnangestellten geht und den Falben an sich nimmt, zusammen mit einem weiteren Pferd. Ein zweiter Hengst. Sehr viel auffallender, was die Fellzeichnung angeht und für Kele dennoch längst nicht so interessant wie der Falbe.Der zweite Hengst hat schwarzes Fell, welches am gesamten Körper überall weiße Flecken trägt. Ein Tigerschecke mit markanter Schneeflockenfärbung. Das Fell ist vergleichbar mit einem Blick in den sternenbehangenen Himmel bei klarer Nacht und auch wenn es eine auffällige und seltene Fellzeichnung ist, bleibt Keles Blick nach wie vor auf dem Falben haften. Sasuke bemerkt den starren Blick seines Begleiters, als er mit den beiden Tieren zu ihm zurückkommt und blickt seinerseits verwundert auf das anvisierte Pferd, ehe er zurück zu dem Indianerspross schaut. „Stimmt was nicht?“ Fassungslos streicht sich der Angesprochene durch sein Gesicht und lässt sich am Ende auf dem Karren hinter sich nieder. „Das ist Nyol. Das ist Hanzos Hengst. Ich kann nicht glauben, dass Naruto ihn wiedergefunden hat.“ Überrascht schaut der Farmer zurück zu dem Tier und lässt seinen Blick über das Geschöpf gleiten, während sich auch in seinen Gedanken Unglauben verfestigt. „Bist du dir sicher?“ „Ja. Schau. Am rechten Hinterlauf, ganz knapp über dem Hufansatz. Da ist ein daumengroßer weißer Punkt. Das ist Nyol.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)