Outlaw von Pretty_Crazy (... die Macht der Machtlosen (NaruHina)) ================================================================================ Kapitel 11: Ein leeres Grab --------------------------- Sommer 1865 Es ist eine finstere, schwüle und feuchte Sommernacht. Die pechschwarzen Wolken haben sich erbarmungslos vor den Mond geschoben und das silbrige Licht aus der Umgebung verbannt, während ein sintflutartiger Regenschauer die staubigen Straßen in matschige Landschaften verwandelt. Blumen und Blätter knicken unter dem andauernden Niederschlag zusammen und vervollständigen das trostlose Bild in der finsteren, tristen Dunkelheit. Kurz nach zehn ertönte der erste Donnerschlag vom Himmel und seitdem durchzucken grelle Blitze immer wieder das Firmament und schenken der Umgebung für den Bruchteil eines Augenaufschlages, ein helles Licht. Ein plötzlicher Wolkenbruch. Ein gewaltiges Unwetter und dabei war es Stunden zuvor ein sehr schöner Tag gewesen. Ein Sommertraum, mit angenehmer Wärme, einem klaren Himmel und einer wohltuenden Brise, die einem während der Arbeit um die Nase wehte. Die jetzt vorherrschenden Witterungsumstände, sind dagegen fast unerträglich. Die Luft ist stickig und schwer, so dass das Atmen beinahe unangenehm erscheint. Die hohe Luftfeuchtigkeit sorgt für ein tiefes Unbehagen und ein etwas missmutiges Empfinden. Hanzo stört sich wenig an diesem windstillen Unwetter, vielmehr kämpft er mit dieser schwülen Hitze, welche ihn noch nicht einmal hat schlafen lassen. Unruhig hat er sich in seinem Bett herumgedreht und schließlich sogar die Decke vollends von seinem Körper verbannt. Er hat über eine Ewigkeit versucht in den Schlaf zu finden und schließlich aufgegeben. Der junge Indianer hat aber noch nie besonders fest schlafen können und das hat sich im Laufe der Jahre auch nicht geändert. Während die anderen sich ihren Träumen hingeben, sich an der drückenden Wärme nicht stören und sorgenlos an ihren Kissen horchen, sitzt er auf dem Geländer der Veranda, betrachtet die aufzuckenden Blitze und lauscht dem prasselndem Regen, wobei er sich immer wieder mit einer Hand Luft zu fächelt, in der Hoffnung so eine Linderung des unangenehmen Empfindens zu erzielen. Der dichte Regenschleier macht ihm eine weitreichende Sicht unmöglich und so kann er von dem Haupthaus nicht mehr als schemenhafte Umrisse erkennen. Er sitzt beinahe jeden Abend auf der Veranda seiner Behausung und betrachtet gedankenversunken das Elternhaus seiner Freundin und ist mit seinen Gedanken nur bei ihr. Er genießt jeden noch so kleinen Augenblick mit ihr und er selbst gesteht sich ein, dass er hoffnungslos in sie verliebt ist und der Umgang der beiden zueinander lässt auch keine Zweifel daran aufkommen, dass Hana genauso empfindet. Die Beiden gelten schon längst als Traumpaar, auch wenn bei weitem nicht alle aus der Umgebung eine solche Beziehung gutheißen. Viele tragen immer noch Vorurteile in sich, wenn es um die Indianer geht und genau das ist Hanzo eben. Er ist ein Indianer und stolz auf seine Abstammung. Hana hat sich zu keinem Zeitpunkt daran gestört, dass er eine Rothaut ist und im Spaß hat sie mit einem Schmunzeln mal zu ihm gesagt, dass er ja auch nur ein halber sei. Er fand dieser Äußerung nicht sehr amüsant, hat deswegen aber auch keinen Streit vom Zaun gebrochen. Sie hat eine solche Äußerung nicht böswillig getätigt und so konnte er ihr, dass nur für einen sehr kurzen Zeitraum übelnehmen. Unrecht hat sie damit ja auch nicht, wenn nur die biologische Sicht betrachtet wird, doch von seinem Empfinden her ist er ein Vollblutindianer. Ein stolzes Stammesmitglied der Diné und darauf lässt er nichts kommen. Ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen bei dem Gedanken, nur ein paar hundert Meter von Hana getrennt zu sein. Er könnte einfach zu ihr laufen, an ihr Fenster klopfen und sie in ein nächtliches Abenteuer entführen, wenn da nicht ihr alter Herr wäre. Sasuke mag gegen die Beziehung der beiden Halbwüchsigen nichts haben, aber trotzdem wacht er mit Argusaugen über seine Tochter. Wie ein Schießhund hat er immer ein Ohr und ein Auge auf all ihre Bewegungen gerichtet. Küsse und kleinere Zärtlichkeiten duldet er, doch sobald auch nur der Ansatz erkennbar ist, dass es intimer wird, schreitet er sofort ein und scheucht sie beide auseinander, wie streunende Hunde. Nicht, dass Hanzo kein Verständnis für solch ein Verhalten hat, aber ein wenig Frustration verspürt er dennoch und er weiß, dass es seiner Freundin ähnlich geht. Sie sind beide in einem Alter, wo gewisse Interessen aufflammen und im Grunde warten die Beiden nur darauf einen Moment zu erwischen, in dem Sasuke seine Augen woanders hat. Es lässt sich sagen, dass sie förmlich darauf lauern. Hanzo seufzt ergeben und lässt sich an dem Pfosten der Überdachung etwas weiter hinab rutschen, während sein rechtes Bein von dem Geländer baumelt. Ein weiterer Blitz durchzuckt den Himmel, gefolgt von einem erneuten Donnerschlag, der einem Kanonenschuss gleichkommt. Er blickt zur Seite, als das Quietschen der Türscharniere eine weitere Anwesenheit verrät und er so schließlich seine kleine Schwester ausmacht. Sie hasst Unwetter und so ist es nicht verwunderlich, dass das Mädchen bei einem erneuten Donnerschlag die unmittelbare Nähe ihres Bruders sucht, der sie einfach nur zu sich auf den Schoß zieht und an sich drückt. Wenn sie sich fürchtet, sucht sie stets die Gegenwart ihres großen Bruders auf, der in ihren Augen die Vaterrolle übernommen hat. Naruto ist nicht da und somit ist Hanzo für sie der schimmernde Held und die schützende Hand, die alle Gefahren mit Leichtigkeit zurückschlägt. Er ist ihr Retter und immer zur Stelle, wenn sie seine Hilfe braucht. Wenn diese Beziehung genauer beleuchtet werden würde, so sollte einem jeden schnell klarwerden, dass es eigentlich recht bedauerlich ist, welchen hohen Stellenwert Hanzo in ihrem Leben hat. Sie ist jung und sollte ihren Vater vergöttern, nicht ihren Bruder. Naruto ist in einer Lebensphase von ihr abwesend, in der sie eine eigenständige Persönlichkeit entwickelt und wenn der Outlaw wieder zurückkommt, wird ihm seine Tochter beinahe fremd erscheinen. Er verpasst entscheidende Jahre in ihrer Entwicklung und es wird sich ihm keine Möglichkeit bieten, diesen Zeitraum wieder aufzuholen. In gewissen Situationen ist es sehr bedauerlich, dass der Familienvater nicht an ihrer Seite ist. Es mag zugleich auch ein wenig befremdlich wirken, dass sie nicht Zuflucht bei ihrer Mutter sucht, nachdem dieses Unwetter ihren kindlichen Schlaf beendet hat und dennoch ist ihr Verhalten verständlich. Hinata gibt ihren Kindern alles, was sie brauchen und steckt selbst in ihren Wünschen und Bedürfnissen bereitwillig zurück, aber ihre Kinder sind nicht dumm. Sie sehen, dass ihre Mutter leidet und sie hören es, wenn sie sich abends in den Schlaf weint. Sie vermisst ihren Mann schmerzlich und gepaart mit der Angst, ihn nie wiederzusehen, sind ihre Träume noch der einzige Ort an dem sie mit ihm zusammen sein kann. Diese letzte Zuflucht wollen sie ihr nicht nehmen und so gehören die Stunden der Nacht ihr alleine. Die Geschwister schweigen einander an, während das Unwetter weiterhin über die Landschaft fegt und Kushina nun ganz entspannt in den Armen ihres Bruders hängt, die Arme um seinen Oberkörper geschlungen und seinem Herzschlag lauschend. In seinen Armen fühlt sie sich sicher und geborgen. Der gewaltige Niederschlag um sie herum findet kaum noch eine Beachtung in ihrem Bewusstsein. Eine ganze Weile schmiegt sie sich nur an ihren großen Bruder, der schützend seine Arme um sie gelegt hat, ehe sie die Augen öffnet und in die Dunkelheit der verregneten Nacht blickt. „Hanzo? Was ist das Tollste, was du je gesehen hast?“ „Das Tollste was ich je gesehen habe...“ Mit einer solchen Frage hat er nicht gerechnet und selbst wenn eine solche Fragestellung angekün-digt worden wäre, so hätte er trotzdem keine Antwort parat gehabt. Er muss überlegen. Sich sein bisheriges Leben in Erinnerung rufen, um ein Bild zu finden, welches er als das schönste, tollste betiteln würde. Er schweigt daher eine Weile, bis er sich an eine längst vergangene Szenerie erinnert, die ihn noch immer ein dankbares Lächeln auf die Lippen zaubert. „Du warst noch gar nicht geboren, Minato war noch ein Baby und ich noch ein kleiner Junge. Papa hatte mir eine Steinschleuder gebastelt und irgendwann schoss ich damit auf einen Hasen. Ich weiß nicht warum, aber ich tat es.“ „Hast du ihn getroffen?“ „Ja, aber es war keine Absicht. Jedenfalls kann ich mich daran erinnern, dass ich mich richtig schlecht gefühlt habe. Es tat mir schrecklich leid und ich flehte die Geister an, dass er wieder lebendig wird. Plötzlich sprang der Hase auf und ist einfach davon gehopst.“ „Glaubst du die Geister haben ihn gerettet?“ „Gut möglich, aber vielleicht hat mein Schuss ihn auch nur gestreift.“ Nach all den Erlebnissen, nach dem Leid und der Not, die Hanzo und seine Familie bisher ertragen mussten, ist er sehr viel realistischer geworden und weitaus weniger gläubig. Er würde dies nie offen bestätigen, doch seine Äußerungen verraten ihn jedes Mal aufs Neue. Seinen Glauben verloren hat er deswegen nicht, aber er legt sein Schicksal nicht mehr ausschließlich in die Hände von Göttern oder Geistern. Er nimmt sein Leben selbst in die Hand und glaubt auch nicht mehr daran, mit Tänzen oder Gesängen zukünftiges Unglück verhindern zu können. „Ich vermisse Papa.“ „Ja. … Ich auch.“ Nachdenklich drückt Hanzo sein Kinn in die Haare seiner Schwester und blickt ge-dankenverloren in die Ferne. Dass sie kein Lebenszeichen von Naruto erhalten, zerrt an den Nerven und lässt die dunkelsten Gedanken aufsteigen. Die Vernunft sagt ihnen, dass er sich nicht melden kann, weil er sie damit einer unkalkulierbaren Gefahr aussetzen würde, während das Herz vor Sehnsucht und Sorge beinahe zerspringt. Ein kleiner Teil in ihren Köpfen beharrt darauf, dass sie der Realität in das dreckige Gesicht schauen sollen und sich damit in Erinnerung rufen, dass Narutos Plan von Beginn an zum Scheitern verurteilt gewesen ist. Sie alle verdrängen diese beharrliche Stimme aus ihrem Denken und weigern sich an einen Misserfolg zu glauben. Ein wiederholter Donnerschlag durchdringt die Luft, welcher schließlich in ein anhaltendes Grollen übergeht, doch zwischen dem niederprasselndem Regen und diesem Knurren des Himmels, dringt ein völlig anderer Laut in Hanzos Ohren, bei dem er sich schlagartig wiederaufrichtet und angestrengt in die Dunkelheit hinein starrt, als würde er nach etwas suchen. Wieder vernimmt er dieses Geräusch, welches dumpf aus der Ferne ertönt. Bildet er sich das nur ein? „Hörst du das?“ Verwundert blickt seine kleine Schwester zu ihm auf, ehe sie aufmerksam seinem starren Blick folgt und ebenfalls in die Finsternis hinein lauscht. „Das Gewitter?“ Hanzo antwortet darauf nicht, sondern beugt sich leicht nach vorne und verengt die Augen zu Schlitzen, was seine Schwester schließlich dazu veranlasst, die Geräusche des Sturmes zu ignorieren. Sie schließt die Augen und versucht eben genau das Geräusch zu filtern, welches Hanzo in solch eine Unruhe verfallen lässt. Sie schließt die Augen und legt ihre Hände an die Ohren, so dass diese eine Art Trichter bilden. Es dauert einen Moment, doch schließlich kann auch sie in ihren Ohren dieses eine Geräusch vernehmen, welches nicht zu dem tobenden Unwetter passt und somit förmlich nach Aufmerksamkeit schreit. Erschrocken richtet sie ihr Augenpaar wieder auf das Gesicht ihres Bruders. „Das sind die Hunde.“ Die vier Wach- und Hütehunde der Ranch. Massige Tiere von großem Körperbau, mit einem friedfertigen Wesen und fernab von jeder Aggressivität, jedoch mit ausgeprägten und wohl auch antrainiertem Beschützerinstinkt. Sie durchstreifen in der Nacht das Gelände, um den materiellen Schutz zu gewährleisten. Sie sichern die Bewohner, Haus und Hof und ganz offensichtlich haben sie etwas entdeckt, dessen Anwesenheit unerwünscht ist. Sie Bellen aus Leibeskräften, als wollten sie ihren Herren aus dem Bett werfen. In allen Häusern gehen plötzlich die Lichter an. Im Haupthaus flackern als erstes die Lichter in den Fenstern auf, schließlich im benachbarten Hogan von Takeo, beinahe zeitgleich scheint auch Shikamarus Familie aus dem Bett gesprungen zu sein und nur einen Augenaufschlag später, flackert auch in Hanzos Hogan die Lichtquelle auf. Sie alle hören das Bellen der Hunde, trotz des Unwetters und jetzt, da sie den Ursprung dieses Geräusches kennen, hat Hanzo das Gefühl, es mit jeder Sekunde deutlicher hören zu können. Auch in den Hütten von Omoi und seinen Kameraden gehen die Lichter an. Mit einem lauten Knall, der einem durch Mark und Bein fährt, fliegt die Haustür auf und Minato stürmt auf die Veranda, in den Händen zwei Gewehre haltend und eines davon seinem Bruder gebend, nachdem dieser vom Geländer gestiegen und Kushina abgesetzt hat. Hinata ist ebenfalls aus dem Schlaf geschreckt und nimmt nun ihre Tochter auf die Arme, während ihre beiden Söhne die Gewehre durchladen und einen hastigen Dialog miteinander führen. Was die vierfache Mutter da jedoch zu hören bekommt, behagt ihr über nicht und lässt ihr Mutterherz panisch schneller schlagen. Immer wieder fällt das Wort Viehdiebe und von allen Möglichkeiten, ist diese am wahrscheinlichsten. Für einen erfolgreichen Raubzug agieren diese Menschen bevorzugt in der Dunkelheit und benutzen Unwetter, um möglichst geräuscharm handeln zu können. Diese Männer wurden nun trotzdem bemerkt und die Bewohner auf diesem Grundstück sind nicht bereit, ihre Existenzgrundlage kampflos herzugeben. „Moment. Was habt ihr vor?“ Besorgt hält Hinata ihren ältesten Sohn an der Schulter fest, als sich dieser zusammen mit Minato zum Gehen umwendet, wobei sie mit ihrem freien Arm noch immer ihre Tochter an sich drückt. Die Brüder stoppen ihre Schritte und blicken einander verwundert an, ehe sie ihre Mutter anschauen, die sich solch eine Frage gar nicht stellen bräuchte. Eindringlinge auf dem Gelände und Waffen in den Händen. Eine solche Konstellation ist eigentlich selbsterklärend. „Wonach sieht es denn aus?“ „Ich will nicht, dass ihr geht!“ Hanzo will darauf gerade etwas erwidern, als die Stimmen von Takeo und Shikamaru zu ihnen rüber hallen, weil sie energisch ihre Familien antreiben, damit diese sich schnell zum Haupthaus aufmachen, um sich in Sicherheit zu bringen. Takeo und Hanzo werfen sich einander nur einen kurzen Blick zu ehe Takeo weiterläuft. Minato ist es, der sich wieder zu seiner Mutter umdreht, während sein großer Bruder den anderen hinterherschaut. „Wir müssen den anderen helfen Mama. Wir können doch nicht einfach hier rumstehen.“ „Sie werden, dass auch ohne eure Hilfe schaffen. Ich will nicht, dass ihr euch so bereitwillig in eine unkalkulierbare Gefahr stürzt.“ „Gefahr? Von welcher Gefahr sprichst du?“ Die Worte ihres ältesten Sohnes bringen Hinatas Gedanken für einen Moment zum stocken, bis ihr die Tonlage bewusstwird. Er spricht ernst, vielleicht sogar etwas vorwurfsvoll und dreht sich erst zu ihr herum, nachdem er die Worte längst ausgesprochen hat. „Die Angst vor Verletzungen oder davor, dass einer von uns sterben könnte?“ Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck, dessen Züge eindeutig die seines Vaters tragen, wendet sich nun auch Hanzo wieder an seine Mutter, die mit solch einem Verhalten nicht besonders viel anfangen kann. Er ist sehr reif für sein Alter und das bekommt die fürsorgliche Mutter nun deutlich zu spüren. Er ist seinem Vater sehr ähnlich und je älter der Junge wird, umso stärker treten eben jene Charaktereigenschaften zu Tage, welche Naruto seinem Sprössling vermacht hat. „Du hast Angst davor, uns zu verlieren. Das ist vollkommen normal und verständlich. Du bist unsere Mutter und musst so empfinden, aber ich habe Angst davor mein Zuhause schon wieder zu verlieren. Ich bin nicht bereit, meine Heimat zu riskieren, also entschuldige, wenn ich mich dir widersetze.“ Ruckartig lädt Hanzo das Gewehr durch und noch ehe seine Mutter reagieren kann, ist er auch schon in den Regen gestürmt, während Minato für einen Moment unentschlossen dasteht, ehe er das Gesicht entschuldigend verzieht, seiner Mutter einen Kuss auf die Wange drückt und seinem Bruder schließlich folgt. Fassungslos steht Hinata auf der Veranda und blickt ihren Söhnen hinterher, die mit schnellen Schritten voraneilen und bald schon von der Nacht und dem Regen verschluckt werden. Sie ist sich dieser Tatsache bisher nicht bewusst gewesen, aber die Worte ihres Sohnes waren so eindringlich und aufwühlend, dass sie sich nun dafür schämt. Ihre Heimat. Die ganze Zeit hat sie geglaubt, eben diese längst verloren zu haben und nun, wachge-rüttelt durch diese direkten Worte, wird er bewusst, dass sie längst wieder ein Zuhause haben. Eine Zuflucht, einen Ort an dem sie nicht geduldet, sondern willkommen sind und gebraucht werden. Sasuke hat ihnen Tor und Tür geöffnet und ihnen die Heimat gegeben, welche ihnen so gewaltsam genommen wurde. Ihre Familie wurde so oft aus ihrer Heimat verjagt und Hanzo hat bereits zwei Mal erleben müssen, wie es sich anfühlt das Zuhause vor der Nase entrissen zu bekommen. Der Junge weiß, wie es ist entwurzelt zu werden und so ist sein Einsatz für diese Ranch nur verständlich. Er will es nicht riskieren, die Grundlage ihrer aller Existenz zu verlieren, also setzt er sein Leben aufs Spiel. Das gleiche gilt auch für Minato. Ihre Söhne kämpfen für ihr Zuhause, mit dem Einsatz ihres Lebens. Hinata kann ihren Kindern solch ein Verhalten nicht verübeln und trotzdem beherrscht die Angst ihren Körper, bei dem Gedanken was passieren könnte. Mit einem trockenem Schlucken packt sie ihre Tochter etwas fester und läuft nun ihrerseits in den Regen hinein, um im Haupthaus die Sicherheit aufzusuchen. Hana besitzt ein Selbstvertrauen, welches von Geburt an von ihrem Vater gestärkt und gefördert wurde. Sie kennt ihre Grenzen genau und weiß, in wieweit sie eben diese noch übersteigen kann. Sie ist analytisch, sachlich und sie kann sich verteidigen, wenn es die Situation verlangt. Ob körperlich oder mit Waffengewalt ist nebensächlich, denn wenn es etwas gibt, wovon Sasuke mehr als überzeugt ist, dann ist es die Tatsache, dass eine Frau sich wehren können muss, wenn es die Umstände erfordern. Er hat ihr früh den Umgang mit einem Revolver und einem Gewehr beigebracht und obwohl er stets darauf bedacht ist, eine schützende Hand über sie zu halten, so ist er auch ihre Selbstständigkeit und ihre Fähigkeiten sehr stolz. In der jetzigen Situation ist Hana aber sehr darum bemüht, nicht ihre Fassung zu verlieren. Sie ist unruhig, läuft im Raum hin und her, wobei sie das Gewehr fest in den Händen hält und ganz offensichtlich den Drang unterdrückt, nicht auch in den Sturm hinauszulaufen, um die Männer bei ihrer Aktion zu unterstützen. In ihr tobt ein ungeheurer Wirbel aus Angst und tief entsprungener Sorge. Bei dem tosenden Gewitter ist es ihr unmöglichen zwischen Gewehrschüssen und Donnerschlägen zu unterscheiden und dabei ist sie sich absolut sicher, dass geschossen wird. Viehdiebe lassen sich nicht mit gut gemeinten Worten vertreiben. Die einzige Sprache die sie verstehen, sind fliegende Kugeln. Sie ist sich der Tatsache noch nicht einmal bewusst, dass sie sehr viel mehr Angst um Hanzo, als um ihren Vater hat. Bei ihrer Mutter ist es genau umgekehrt. Sakura steht mit besorgter Mine am Fenster, die Arme fest um sich geschlungen und mit den Lippen irgendwelche stummen Gebete formend. Hinata presst ihre Tochter an sich, die mit ängstlich geweiteten Augen und das Kaminfeuer blickt und Tenten hat mit ihren Töchtern eine ähnliche Haltung angenommen, während ihr einziger Sohn im strömenden Regen das zu verteidigen versucht, was ihnen inzwischen sehr ans Herz gewachsen ist. Ino und ihre Tochter verströmen nicht weniger Unruhe, als der Rest der Anwesenden. Sie laufen gemeinsam mit Hana hin und her, stellen sich abwechselnd neben Sakura an das Fenster und starren hinaus, ehe sie ihren Rundmarsch wieder fortsetzen. Es ist eine Situation, die ihnen allen so erbarmungslos zusetzt, wie es kein physischer Kampf jemals schaffen würde. Ihre Gedanken wirbeln umher, so dass jede Ordnung absolut fern erscheint. Es ist ein gedankliches Chaos, in dem immer wieder grausige Bilder aufflackern. Ein lautes Poltern an der Tür, lässt die Anwesenden erschrocken zusammenfahren und teilweise aufschreien. Hastig hebt Hana ihr Gewehr an und richtet den Lauf direkt auf die Tür, während die anderen auf die Beine gesprungen und zur anderen Zimmerseite geeilt sind. Schützend stellen sich die Mütter vor ihre Kinder, obwohl sie selbst mit dem wild schlagendem Herzen in ihrer Brust zurechtkommen müssen. Es poltert so energisch, dass die Sorge besteht, es könne mit dem nächsten Schlag zerspringen. Angespannt blickt ein jeder zur Tür und wieder zucken sie zusammen als das Poltern erneut und sehr viel lauter ertönt. Hinata drückt Kushina noch fester an sich und diese angespannte, erwartungsvolle Atmosphäre findet erst ein Ende, als sie alle die durchdringende Stimme von Sasuke vernehmen, der energisch das Öffnen der Tür einfordert. Keuchend stürzt Sakura nach vorne, kaum dass sie die Stimme ihres Mannes erkannt hat und entriegelt mit zitternden Fingern die Tür, nur um einen Augenaufschlag später ihrem völlig durchnässten Mann um den Hals zu fallen. Sasuke wirkt dagegen recht unzufrieden, streicht seine Frau beinahe beiläufig über den Rücken und löst sich schnell aus ihrer Umarmung. Hinter den Hausherren betreten Minato und Shikamaru das Haus, die ebenfalls überschwänglich und äußert erleichtert von ihren Familien begrüßt werden. Darui und Omoi treten hinter ihrem Arbeitgeber ein und wirken nicht weniger unzufrieden, als dieser selbst. Minato muss seiner Mutter einige gefühlte hundert Mal bestätigen, dass es ihm gut geht und er lediglich ein Bad braucht. Alle Männer sind über und über mit Schlamm bedeckt und machen nahezu den Eindruck, als wenn sie sich darin gewälzt hätten. Hana blickt an ihrem Vater vorbei, als dieser an ihre vorbeigeht, sein Gewehr an die Wand lehnt und ihr nur einen kurzen, fast entschuldigenden Blick zuwirft. Ihr Herz rast förmlich und auch Hinata, sowie Tenten verfallen schlagartig in die eben noch vorherrschende Anspannung, während sie alle die geöffnete Tür fixieren und die Nacht hinaus starren. Keiner kommt. Niemand steigt die Verandastufen hoch und betritt das Haus. Es bleibt still und langsam kämpft sich die Panik in die jede kleine Körperfaser. „Pa?“ Mit einem etwas verkrampft wirkenden Lächeln, tritt Hana an ihren Vater heran, der es meidet ihr in die Augen zu schauen. Er reagiert noch nicht einmal auf ihre Ansprache, sondern zieht sich lediglich das verschmutze und nasse Oberteil über den Kopf. Was unter dem Bekleidungsstück zum Vorschein kommt sind zahlreiche Narben, verteilt über den gesamten Oberkörper. Hinterlassenschaften von Verbrennung, Schlägen, Tritten und Schnitten. Überbleibsel aus seinem Waisenhausaufenthalt und noch viel schlimmer sind die Narben auf seiner Seele. Es ist ein Anblick an den sich Tochter und Frau längst gewöhnt haben, doch für die anderen ist es durchaus ein Schock „Wo sind Hanzo, Mabui und Takeo?“ Ein Seufzen entweicht dem Familienvater, ehe er sich mit beiden Hände an der Tischplatte abstützt und den Kopf hängen lässt. Seine schwarzen Haare hängen ihm strähnig vom Kopf herab und vereinzelte Tropfen treffen auf die Maserung des Holzes. „Sie sind den Viehdieben gefolgt. Die Kerle haben ein paar Rinder und die wollen sie zurückholen.“ Entsetzen platziert sich in ihren Augen, während Tenten wortwörtlich in sich zusammenfällt. Der Verlust von Neji hat sie schwer gezeichnet. Sie ist unwahrscheinlich ängstlich und sehr sensibel geworden, weswegen sie dem kleinsten Druck kaum mehr standhält. Es muss ein sehr behutsamer Umgang an den Tag gelegt werden, um sie nicht zu überfordern. Sie hängt an ihrem Sohn und würde ihn am liebsten in Watte packen, obwohl er längst erwachsen ist. Ihn nun in solch einer Gefahr zu wissen, ist ein wahr gewordener Albtraum. Hinata kann auch nicht glauben was sie da hört, weswegen wie sie eine Hand auf ihren Mund presst und erbittert gegen die Tränen ankämpft. Hana kann es einfach nicht glauben, was ihr Vater da sagt und noch ehe sie ihr Handeln überdenken kann, schubst sie ihn so energisch, dass dieser einen Ausfallschritt tätigen muss, jedoch schuldbewusst zu Boden blickt. „Und du hast das zugelassen?“ Hana schubst ihn erneut und ihre Worte könnten nicht vorwurfsvoller klingen. *~*~* Gaara lebt am Rande der Kleinstadt in einem kleinen, zweistöckigen Haus. Es gibt eine Küche, eine Abstellkammer und einen Wohnbereich. Im oberen Stockwerk ist ein Schlafzimmer und ein kleines Büro, in dem Gaara sich vor lauter Arbeitswut schon so manche Nacht um die Ohren geschlagen hat. Eine bescheidene Behausung, welche so manch einer als unangemessen für diesen erfolgreichen Gesetzeshüter betiteln würde aber nur, weil Gaara den bösen Jungs das Fürchten gelehrt hat, bedeutet das nicht, dass er irgendwelche Reichtümer verdient. Der Berufsstand eines Sheriffs dient mehr dazu die Bevölkerung bei Laune zu halten und um den Leuten zu zeigen, dass der lange Arm des Gesetzes auch in diesem hintersten Kaff präsent ist. Dieser Beruf ist jedoch undankbar, gefährlich und ist alles andere als gut bezahlt. Bei den ganzen Revolverhelden gibt es auch kaum einen Mann, der diese berufliche Tätigkeit länger als drei Jahre durchgeführt hat. Die meisten sterben schon innerhalb der ersten zwölf Monate und somit bildet Gaara eine absolute Ausnahme, welche ihn nahezu in den Stand einer Legende erhebt. Naruto muss gestehen, dass der Erfolg seines alten Freundes ihn schon sehr beeindruckt. Früher hätte er den kleinen und schweigsamen Jungen nie in solch einer Tätigkeit gesehen und ehrlich gesagt, gehörte Gaara eher zu den Menschen, denen Naruto eine rein kriminelle Laufbahn zugeschrieben hätte. Eine Fehleinschätzung, wie der Outlaw nun weiß. Die beiden Männer befinden sich nun in der Küche dieser kleinen Behausung und nachdem Naruto den detailreichen Plan seines arrangierten Todes geschildert hat, ist Gaara von dem Küchentisch aufgestanden und kramt nun in einem seiner Küchenschränke herum, während auf dem Tisch eine alte Öllampe brennt dessen Schein für dämmrige und äußert schattenreiche Beleuchtung sorgt. „Der Plan ist nicht schlecht, das muss ich zugeben, aber deswegen ist er noch längst nicht narrensi-cher.“ Mit einem kleinen Anteil an Zweifeln, welche sich in seinem Gesicht deutlich zu erkennen geben, lässt sich Gaara wieder an dem Tisch nieder, nachdem er es einem der Küchenschränke eine Flasche Whiskey hervorgeholt hat. „Ich meine, hast du dir schon Gedanken darübergemacht, wie es dann weiter gehen soll?“ „Du sprichst von einer neuen Identität.“ „Ganz recht. Wenn wir mit diesem Unterfangen erfolgreich sind, kannst du nicht einfach wieder putzmunter durch die Straßen laufen. Du musst unsichtbar für alle anderen werden. Wenn wir das durchziehen, dann stirbt Naruto Uzumaki.“ „Ich weiß.“ Nachdenklich beobachtet der Outlaw den engagierten Sheriff dabei, wie dieser die bernsteinfarbene Flüssigkeit in zwei Gläser schüttet und eines davon schließlich zu ihm schiebt. Für einen Moment schweigen die Männer, ehe Gaara einen Schluck aus seinem Glas nimmt. „Du scheinst darüber nicht sehr glücklich zu sein.“ „Wenn ich alle Brücken hinter mir abbrechen und einen kompletten Neuanfang starten wollen würde, dann würde ich mich diese Tatsache wohl glücklich machen, aber ich habe Familie.“ Mit einem Seufzen stemmt sich Naruto in die Höhe, nimmt sein Glas in die Hand und stellt sich an das kleine Küchenfenster, wo er nur sein eigenes Spiegelbild erkennen kann. Gaara beobachtet seinen Gast, welcher das Glas in seiner Hand leicht hin und her schwingt, so dass der Whisky kleine Wellen erzeugt. Naruto wirkt plötzlich ziemlich niedergeschlagen. Mit einem scheinbar schweren Schlucken senkt der Outlaw den Blick auf das Glas in seinen Händen „Ich habe Kinder. Ich bin schon viel zu lange von ihnen getrennt und bei den Schlagzeilen die kommen werden, würde ich meiner Familie gerne mitteilen, dass es mir gut geht.“ „Du weißt aber, dass das nicht geht. Iruka und ich … unsere Ärsche hängen in der Sache auch drin. Wenn du untergehst, gehen wir zwangsläufig mit unter. Niemand darf wissen, dass du noch am leben bist. Auch nicht deine Familie.“ „Ja, ich weiß“ Naruto zieht die Schultern hoch und nimmt eine gerade Haltung an, ehe er das Glas mit einem einzigen Zug leert und es schließlich zurück auf den Tisch stellt. „Es ist spät. Gute Nacht.“ Der Outlaw zieht sich in die Nachtruhe zurück, welche Iruka schon in den frühen Abendstunden in dem einzigen Hotel der Stadt aufgesucht hat. Als vollblütiger Städter ist er solch lange Reisen nicht gewohnt, während Naruto über Jahre hinweg ein rastloses Leben geführt hat und auch immer noch führen könnte. Um sich erholsamen Stunden hingeben zu können, braucht der Reporter ein vernünftiges Bett und ein Dach über dem Kopf und keinen improvisierten Schlafplatz, mit glimmender Feuerstelle unter freiem Himmel. Naruto hingegen ist es recht gleichgültig, wo er die Nächte verbringt. Er bezeichnet sich daher als recht anpassungsfähig. Etwas ratlos blickt der Sheriff seinem Gast hinterher und lauscht den dumpfen Schritten auf dem Dielenboden, ehe diese verstummen und so bezeugen, dass Naruto sich hingelegt hat. Wegen der recht bescheidenen Größe dieses Hauses, kann Gaara ihm keinen wirklich komfortablen Platz für die Nacht anbieten und so hat sich der Familienvater für eine Stelle, unmittelbar vor dem Ofen entschieden. Ein einfaches Schlaflager auf dem unbequemen Dielenboden, mit einer Decke und einem Kissen. Gaara hat die Vermutung, dass Naruto weitaus schlechte Begebenheiten kennt. Der Sheriff hat für den Wunsch von seinem alten Kindesfreund durchaus Verständnis, doch ist das Risiko einer Kontaktaufnahme einfach zu hoch, als leichtfertig darüber hinwegsehen zu können. Der kleinste Fehler und alles kann vorbei sein. Naruto weiß nicht, wie viele Menschen von seinem familiären Dasein überhaupt wissen, wer alles von der Existenz seiner Kinder weiß und so bleibt ihm keine Wahl, als die Sehnsucht einfach zu ertragen, mag es auch noch so schmerzhaft sein. Die Sehnsucht nach einer Familie. Jedes Waisenkind kennt dieses Gefühl und Gaara bildet da auch keine Ausnahme. Er weiß, welch überwältigendes Gefühl es ist, wenn ein anderer Mensch an die eigene Seite tritt, die Hand ergreift und nicht mehr vor hat zu gehen. Er kennt die Wärme, welche den Körper überschwappt, wie eine Welle und welch Glücksempfinden und übergroße Liebe damit verbunden ist. Die Bereitschaft, für diese eine Person einfach alles zu tun verleiht einem das Gefühl, Berge versetzen zu können. Leider kennt er auch die Schattenseite. Die Hilflosigkeit und Verzweiflung, wenn die Einsamkeit zurückkehrt. Naruto, Sasuke, Gaara, Iruka und noch ein paar andere Kinder aus der damaligen Zeit, bildeten in den Straßen von New York eine kleine Bande von Waisenkindern, die einander das Überleben sicherten. Eine Gruppe von Kindern, die einen aus dem Waisenhaus geflohen und die anderen in jungen Jahren von den Erziehern auf die Straße gesetzt. Naruto hat die ganze Gruppe geleitet, nicht bewusst und dennoch hat er es geschafft ihnen allen Hoffnung zu vermitteln. Er war auch derjenige, der Gaara aus dem Hudson gezogen hatte als dieser mit dem Ertrinken zu kämpfen hatte. Naruto war der Fels in der Brandung. Der Leuchtturm am Horizont. Was war passiert? Warum sind sie plötzlich getrennte Wege gegangen? Betrübt blickt Gaara in die flackernde Flamme der Öllampe, wobei er an die Zeit zurückdenkt, wo er noch nicht alleine in diesem Haus gelebt hat. *~*~* Es werden sehr ratlos wirkende Blicke miteinander ausgetauscht, als Bansai diesen Teil der Geschichte erzählt und inzwischen hört jeder Anwesende ganz offen mit. Die Leute sitzen in einem unförmigen Halbkreis um diese kleine und eigentlich unbedeutende Museumsbank herum und hängen förmlich an den Lippen, des alten Mannes. Es erscheint beinahe, wie ein harmonisches Zusammensitzen an einem Lagerfeuer, wo alle einer einzigen Person zuhören, die eine so außergewöhnliche Geschichte zu bieten hat, wie sie in keinem Märchenbuch der Welt zu finden ist und nebenbei Marshmallows über den Flammen schmoren. Niemand interessiert sich noch für ausgestellten Exponate, denn selbst die neu dazukommenden Besucher, gesellen sich irgendwann in die Runde oder drehen wieder um. Es dürfte durchaus ein sehr kurioses Gesamtbild sein, wenn nichts ahnend eine Museumshalle betreten wird und der erste Blick auf eine solch versammelte Runde fällt. Vermutlich wirkt es befremdlich und einschüchternd, weswegen sich kaum einer solch einer Situation stellen, sondern eher aus ihr zu entkommen versucht. Unter gewissen Gesichtspunkten, Vorurteilen und Denkweisen, könnte solch ein Kreis auch als die Zusammenkunft einer Sekte betrachtet werden. Eine Geschichtserzählung vermuten wohl die wenigsten. Die aufmerksamen Zuhörer sind nun jedoch an einem Punkt der Erzählung geraten, an dem sie die ersten Zweifel haben. Zweifel sind vielleicht auch die falsche Betitelung, denn eigentlich ist es eher Überraschung und ein winziger Anteil an Entsetzen, welche sich in den zahlreichen Mimikspiele finden lassen. Ein Mimikspiel, welches dem Verhalten von Naruto zu verdanken ist. „Dann hat er sich an die Mahnung von Gaara gehalten und keinen Kontakt aufgenommen?“ Konohamaru ist etwas fassungslos darüber, wenn er an den eigentlich sehr familiär orientierten Naruto denkt. Es klingt in seinen Ohren unwirklich, dass der Outlaw noch nicht einmal einen Kontaktversuch unternommen haben soll, wo dieser doch das Wohlergehen seiner Familie als das höchste Ziel seiner gesamten Existenz ansieht. Es passt einfach nicht zu dem sonstigen Charakter des Familienvaters, dass dieser, nur wegen weniger mahnender Worte eines alten Freundes, seine Familie in solch ein tiefes Loch fallen lassen würde, was sich zweifelsfrei unter ihnen aufgetan hätte, wenn sie seine Todesmeldung mit entsprechendem Foto zu Gesicht bekommen. Wen würde so etwas denn nicht völlig aus der Bahn werfen? Bansai lässt auf die Frage jedoch nur ein resigniert klingendes Seufzen verlauten, was ohne weitere Bestätigung als ein Ja aufgefasst werden könnte. Eine Tatsache, die so ziemlich jeden Zuhörer scho-ckiert. Sie schütteln die Köpfe oder blicken gar vorwurfsvoll zur Statue. Der alte Mann will es jedoch nicht bei einem schwammigen Seufzer belassen und setzt somit zu einer Erklärung, für diesen recht unschönen Umstand an. „Du musst versuchen eine solche Handlung zu verstehen. Naruto befand sich in dieser Situation zwischen zwei Fronten. Auf der einen Seite seine Familie, die er um jeden Preis schützen wollte und auf der anderen Seite seine Freunde, die alles riskierten, um ihn zu helfen. Eine Kontaktaufnahme zu Hinata, hätte ihr aller Untergang sein können, also-“ „Hat er sie mit seinem Tod konfrontiert.“ „Es war eine Entscheidung mit der auch weiterhin zu kämpfen hatte und die er nicht leichtfertig übers Knie brechen wollte, aber ich greife wieder zu weit vor. Ich möchte an einer anderen Stelle fortfahren.“ Bansai räuspert sich kurz und holt tief Luft, ehe er mit seiner Erzählung fortfährt. *** Die Sonne ist längst aufgegangen und die Verwüstung des nächtlichen Unwetters, wird nun im ganzen Ausmaß deutlich. Stellenweise bis zu den Knöcheln reicht ihnen der Schlamm, wobei das ganze Gelände in den Morgenstunden noch überflutet gewesen ist und nun laufen die Bewohner über die Ranch und versuchen sich einen Überblick über die Katastrophe zu verschaffen und eines ist schon mit dem ersten Blick aus der Haustür heraus klar gewesen: Die Ernte wird dieses Jahr sehr bescheiden ausfallen. Es erscheint, als würde die Sonne beinahe höhnisch vom Himmel hinab lachen. Es war kein Sturm von vernichtender Windstärke, sondern einfach nur eine unüberschaubare Menge an Wasser, mit welcher die gesamte Umgebung einfach nicht fertig geworden ist, wodurch die zahlreich vorhandenen Pflanzen regelrecht ersäuft wurden. Sogar der Kleingarten, in dem Sakura mühevoll Tomaten, Karotten und Kohlköpfe angepflanzt hat, steht vollständig unter Wasser und somit ist auch ihre Mühe in nur wenigen Augenblicken vernichtet worden. Hauptsächlich nutzen sie diese Erträge selbst zum Verzerr, doch auch der Verkauf hat eine gute Quelle für zusätzliche Einnahmen dargestellt. Dieses Jahr können sie weder das eine, noch das andere nutzen. Das kleine Kartoffel – und Weizenfeld scheint hingegen besser den Regenschauer überstanden zu haben, was sich aber bisher als einziger Lichtblick heraus gestellt hat. Mit Glück und Geschick kann Sasuke mit dieser Ernte einige Dollar heraus holen, um den Lebenserhalt für wenigstens einen Monat abzudecken. Das ist kein sehr langer Zeitraum, aber im Moment so ziemlich das Einzige, was noch im Bereich des Möglichen zu liegen scheint. Es offenbart sich allen eine Katastrophe, die sie nicht härter hätte treffen können. Vier erschlagene Wachhunde, gestohlene Rinder und eine kaum brauchbare Ernte. Es hätte kaum noch schlimmer kommen können. Ergeben kniet Sasuke am Rand seines Gemüseackers auf dem er in diesem Jahr Feldsalat angebaut hat, doch der unaufhörliche Regenschauer hat auch hier ganze Arbeit geleistet. Das Einzige, was von der harten und stundenlangen Feldarbeit übrig geblieben ist, ist ein reines Matschbecken mit nur wenigen noch brauchbaren Erträgen und dazu kommt noch der Verlust von ein paar Dutzend Rindern. Ratlos zieht Sasuke einen matschigen Feldsalat aus dem Boden, der bestenfalls noch als Schweinefutter zu gebrauchen ist. Das eigentlich saftige Grün verwandelt sich in ein unappetitliches Braun und die Blätter sind schmierig, fast schon schleimig. Nicht mehr für den Verkauf zu gebrauchen. Dumpf lässt er den Feldsalat wieder zu Boden fallen, ehe er sich in die Höhe stemmt und nachdenklich über das Feld schaut. Sie sind keine reiche Familie. Sie waren auch noch nie eine. Das einzige Kapital, welches sie besitzen, ist dieses Land doch dieser jüngste Niederschlag setzt dem Familienvater faktisch die Pistole auf die Brust. Ohne eine kapitalreiche Ernte, kann er seine Lieferanten nicht bezahlen und wenn er das nicht kann, dann wird irgendwann gepfändet. Wenn er nicht zahlen kann, dann gehen diese geldgierigen Geschäftsleute eben an seinen Besitz, wobei es ungerecht ist ihnen daraus einen Vorwurf zu machen. Von irgendetwas müssen diese Leute schließlich auch leben. Er muss sich etwas einfallen lassen, damit sie nicht am Ende Haus und Hof verlieren. Besorgt blickt Sakura auf den Rücken ihres Gatten, der recht ratlos die Hände in die Hüften stemmt und mit einem Fuß in dem matschigem Boden herum stochert. Ereignisse, wie dieser Regenschauer, gehören mit zu den Berufsrisiken eines Farmes. Sie sind allgegenwärtig und doch rechnen die wenigsten mit ihnen. Mir wird das nicht passieren. Ein einfacher Satz, der bei genügend Wiederholungen die Realität verdrängt und den Glauben aufkommen lässt, dass solche Schicksalsschläge nur anderen widerfahren. Es ist mehr als nur vernichtend, wenn solche Dinge dann doch geschehen und man schließlich selbst zu den anderen gehört. Zögernd und das dreckige Gesicht der Realität unmittelbar vor Augen, tritt Sakura neben ihren Mann und betrachtet sein Profil. „Es sieht nicht gut aus, oder?“ Sasuke blickt kurz seine Frau an, die mit einer betrübten Mine sein Gesicht betrachtet und innerlich selbst schon weiß, wie die Dinge stehen. All die Jahre auf dieser Ranch, mit der gesamten Arbeit und den zusammenhängenden Ernten und Verkäufen … sie weiß inzwischen selbst, wie der Hase läuft und das solch ein vernichtender Anblick keinesfalls gute Aussichten bedeuten. Sie kennt genügend Familien, die nach solch einem Vorfall alles verloren haben und am Ende ohne Obdach dastanden. Sie hilft ihrem Mann stets bei der Verwaltung ihres gemeinsamen Gutes und kann sich ein ungefähres Bild davon machen, mit welch finanziellen Verlusten sie es hier zu tun haben. Es ist eine Gesamtsumme, von der andere nicht einmal zu träumen wagen. Ihre Frage ist überflüssig und bei den Anblick auch schon längst beantwortet. Sakura wendet sich damit nur an ihren Mann, weil sie hofft dass er ihre Sorge zerschlagen kann. Sie bittet ihn förmlich darum, die Gesamtsituation zu entkräften. Sein schweres Ausatmen hingegen und der ratlose Ausdruck in seinen Augen, verunsichern sie nur noch mehr. Sasuke nickt schließlich und jedes weitere Wort ist überflüssig. „Wie stehen die Chancen?“ Unwissend zuckt der Familienvater mit den Schultern. Er hat noch nie viel von Spekulationen und Mutmaßungen gehalten, doch in diesem Fall muss er diese Dinge selbst anwenden, um wenigstens eine Chance zu sehen. „Mit Glück reicht es vielleicht, um die offenen Rechnungen zu bezahlen, aber wir müssten dann von dem leben, was übrig bleibt.“ „Das heißt?“ „Es wird ein harter Winter.“ Sakura scheint ein Stück weit in sich zusammen zufallen und ein Zittern durchläuft ihren schmalen Körper, wenn sie an die kommenden Monate denkt. Sie haben noch nie hungern müssen, doch wenn sie sich diese Situation anschaut dann ahnt sie, was auf sie zukommen wird. Sie können nur noch das retten, was übrig ist. Angst schleicht sich in ihren Körper, doch bevor diese sie ganz erobern kann, vernimmt sie eine Berührung an ihrer Wange, welche von Sasukes Handrücken herrührt. Eine einfache, kleine Berührung, die ihr in diesem Moment die Welt bedeutet. Sasuke ist kein Romantiker. Er war auch nie einer und mit Zärtlichkeiten hat er sich schon immer schwer getan. Eine solche Berührung, ganz egal wie plump sie erscheinen mag, ist ein ehrlicher Liebesbeweis. Sie blickt zu ihm und erkennt zu ihrer Überraschung ein Lächeln auf seinen Lippen, zusammen gepaart mit einem zuversichtlichen Blick, welcher sofort die Angst zurück drängt. Ganz gleich, wie kalt und unnahbar er in manchen Situationen auch wirken mag, für sie und seine Tochter würde er alles tun. Es ist eine Eigenschaft, auf die sie stets blind vertrauen kann und in seiner Nähe, fühlt sie sich auch immer sicher und geborgen. Genüsslich und mit aufkeimender Hoffnung in ihrer Brust, lehnt sie sich an seine Hand, bis den ruhigen Klang seiner Stimme vernimmt. „Wir haben schon soviel geschafft. Wir schaffen auch das.“ Sie glaubt ihm. Sie glaubt ihm diese Worte und drängt sich schließlich erleichtert an ihn, wobei er die Arme um sie legt. Sie wären nicht soweit gekommen, wenn sie sich von jedem Rückschlag sofort hätten, einschüchtern lassen. In ihrem gemeinsamen Leben gab es genügend Situationen, welche sie in die Knie hätten zwingen können. Zahlreiche Ereignisse, an denen sie hätten zerbrechen und alles hinschmeißen können. Sie haben sich nie unterkriegen lassen. Immer wieder sind sie aufgestanden und haben sich nur den Schmutz von der Hose geklopft. Ihm wird schon etwas einfallen … und wenn er eine Bank dafür überfallen muss. Als der Familienvater mit Naruto aus dem Waisenhaus geflohen ist, haben sie irgendwann getrennte Wege eingeschlagen und das nur aus dem Grund, weil ihre Ansichten zu unterschiedlich waren. Naruto war der Meinung, dass die Gesellschaft für diese qualvoll zugefügten Jahre ruhig büßen kann, während Sasuke und einige andere die Ansicht vertreten hatten, dass sie die Meinung aller doch nur bestätigen würden, wenn sie Diebstähle oder sonstige kriminelle Taten begangen hätten. Sie konnten einander nicht umstimmen und so ließen die beiden besten Freunde sich gegenseitig ziehen und deswegen geschahen die Dinge, wie sie nun geschehen sind. Naruto wurde zu einem gesuchten Verbrecher, der seine Taten nur aus der eigenen Not heraus begangen hatte – zumindest bis zur Entführung seiner Tochter. Sasuke schlug sich als Tagelöhner durch, suchte seinen Bruder und ließ sich viele Demütigungen gefallen. Es gibt keinerlei Worte, mit denen er den Weg beschreiben könnte, den er bis hier her zurück legen musste. Egal wie sehr Itachi ihm auch unter die Arme gegriffen hat, es waren unwahrscheinlich viele Steine, welche ihm das Vorankommen erschwerte. Er hat wirklich gedacht endlich am Ziel zu sein und nun hängt seinem gesamte Existenz und die seiner Familie, in der Schwebe. Sasuke hat in seinem Leben noch keine Straftat begangen, welche ihn ins Gefängnis oder gar an den Galgen gebracht hätten und darüber ist Sakura auch sehr froh, doch seine Familie nun so in die Enge getrieben zu wissen, lässt ihn auf die schlimmsten Gedanken kommen. Das Ehepaar lauscht auf, als lautes Stimmgewirr in ihren Ohren erklingt und mit einem schnellen Blick erkennen sie auch sofort die Ursache für die aufflammende Unruhe. Takeo, Hanzo und Mabui. Sie kommen zurück und sie scheinen alle unversehrt zu sein. Eine Tatsache, die unendliche Erleichterung in Sasuke auslöst. Er hätte es sich nie verziehen, wenn einem von ihnen etwas zugestoßen wäre und speziell bei Hanzo, hätte er nur sehr schwer mit den Konsequenzen leben können. Seine Tochter hätte es ihm am allerwenigsten verziehen, wenn ihrer großen Liebe etwas passiert wäre. Sie hätte ihm die alleinige Schuld dafür gegeben und auch jeden Grund dazu gehabt. Seine Tochter ist unsterblich in Hanzo verliebt und dieses intensive Gefühl, geht längst über eine Schwärmerei hinaus. Ein Blick in ihre Augen genügt und schon wird jedem bewusst, dass Hana in dem jungen Indianer ihren Seelenverwandten gefunden hat. Sie sehen einander an und wissen, dass sie zusammen gehören. Sie verstehen sich, ohne auch nur ein Wort miteinander zu wechseln. Ein Faktum, dem sich Sasuke sehr wohl bewusst ist und obwohl die Zwei längst den nächsten Schritt getätigt hätten, wenn er nicht immer wieder dazwischen gehen würde, hat der Familienvater so sein Problem damit, das überhaupt zu zulassen. Hana ist seine Tochter, sein ganzer Stolz. Sie soll eine solche Entscheidung nicht leichtfertig treffen, nur weil sich ihre natürlichen Triebe in den Vordergrund drängen, allerdings sollte Sasuke sich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Er und Sakura waren nicht älter, als sie die erste Nacht miteinander verbracht haben und wenn Hana das herausfindet, wird sie in diesem Punkt wohl gar nicht mehr auf ihn hören. Erfreut über die Rückkehr der beiden jungen Männer, setzen sich Sasuke und Sakura schließlich in Bewegung, während die drei Männer von dem Rücken ihrer Pferde rutschen. Die Rinder haben sie nicht wieder heim gebracht, was eine gewisse Ernüchterung auslöst, doch unter dem Gesichtspunkt des körperlichen Zustandes von Hanzo, Takeo und Mabui, lässt sich zweifelsfrei sagen, dass sie wohl alles versucht haben. Sie wirken müde und erschöpft und scheinen sich kaum noch auf den Beiden halten zu können. Die ganze Nacht und bis in den Mittag hinein, haben sie die Viehdiebe verfolgt, bis sie sich die Niederlage schließlich eingestehen mussten. Hanzo hat gerade wieder festen Stand angenommen und klopf den ebenfalls erschöpften Pferd den Hals, als Hana ihm aufgelöst in die Arme springt. Sie weint und klammert sich an ihn, als könnte er im nächsten Moment wieder verschwinden. Bei all den Tränen und unter all den Schluchzern, betitelt sie ihn jedoch auch gleichzeitig als Idioten und macht ihm schwere Vorwürfe, was um alles in der Welt er sich dabei gedacht hat, zu so einem waghalsigen Rettungsversuch aufzubrechen. Takeo ergeht es ähnlich mit seiner Mutter und seinen Schwestern. Sie schimpfen mit ihm, wobei sie sich fast schraubstockartig an ihn klammern. Hinata hält sich noch im Hintergrund, da sie darauf warten muss, bis ihre Schwiegertochter in Spe von ihrem Sohn ablässt und bis das der Fall ist, verlegt sie sich nur darauf, auf ihre geschluchzten Vorwürfe zustimmend mit dem Kopf zu nicken. Minato und sogar Kushina, scheinen keinerlei Zweifel gehabt zu haben, dass sie alle gesund zurück kehren würden, weswegen sie die Geschwister nur kurz anschauen und Minato vielsagend mit den Schultern zuckt, ehe er sich wieder daran macht, etwas Ordnung in das Chaos zu bringen. Hanzo hat für alle Vorwürfe aber nicht mehr als ein entschuldigendes Lächeln übrig. Die drei Männer sehen übermüdet aus. Sie sind durch gefroren, ihre Haut ist ungewohnt blass und deutlich erkennbare Augenringe, zieren ihre Gesichter. Sie sind am Ende ihrer körperlichen Kapazitäten und Sasuke tritt dennoch erfreut und erleichtert an sie heran, obwohl sie unverkennbar mit leeren Händen heimgekehrt sind. Die drei Farmarbeiter blicken einander fast schuldbewusst an, ehe Takeo auf den Familienvater zu tritt und wohl kurz mit dem Gedanken spielt, auf die Knie zu fallen, um ihr Versagen zu entschuldigen. Der Neunzehnjährige hat in den vergangenen Jahren das Aussehen eines äußert robusten Haudegen bekommen, der in gewissen Situationen eine äußert bedrohliche Ausstrahlung annimmt. Die großflächige Brandnarbe in seinem Gesicht, ist zwar etwas verblasst, aber unübersehbar und so verdeckt er diese, ebenso wie sein dadurch erblindetes Auge, immer noch unter einem Stück Stoff. Sein Auftreten kommt dem eine gefürchteten Revolverhelden gleich, doch nun wirkt er fast kleinlaut und beschämt über diesen offensichtlichen Misserfolg. „Tut uns Leid. Sie sind entkommen. In den Wäldern haben wir ihre Spur verloren“ Allein die Aussprache des Grundes, scheint ihm äußert schwer zu fallen. Indianer gelten als Meister des Spurenlesen. Was für die einen nur aufgewirbelter Dreck ist, ist für sie die Fährte eines ganz speziellen Tieres und diese Gabe besitzen sie auch. Dennoch ist es ihnen nicht gelungen ein paar Dutzend Rinder und eine handvoll flüchtender Viehdiebe aufzuspüren. Es ist nicht verwunderlich, dass diese Tatsache sie ärgert, enttäuscht und fast demütigt. Sasuke schüttelt jedoch nur den Kopf und klopft Takeo schließlich auf die Schulter, ehe er zwischen den drei reumütigen Männern hin und her blickt. „Macht euch keine Gedanken darüber. Die Hauptsache ist, es geht euch gut. Ruht euch aus. Sammelt neue Kraft. Wir haben viel Arbeit vor uns.“ Der Familienvater meint diese Worte sehr ernst, doch in seinem Gesicht kann so ziemlich jeder, noch eine ganz anderes Gefühlsregung erkennen. Ein Ausdruck, wie bei einem drohenden Unheil, dass unmittelbar vor einem steht, ziert sein Gesicht. Es ist ein Gemisch aus Sorge und Ungewissheit zusammen gepaart mit einem auf glimmenden Lichtblick. Einer Möglichkeit, um alles wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, was bei den Umherstehenden für verwirrte Blicke sorgt, doch eine Erklärung liefert Sasuke ihnen nicht. Er wendet sich kommentarlos von ihnen ab, streicht sich durch die Haare und murmelt im Davongehen irgendetwas vor sich hin, dessen Inhalt aber niemand verstehen kann. Hanzo blickt seinem Ziehvater misstrauisch hinterher, als wenn er bereits einen Verdacht im Hinterkopf hätte, was genau er für Gedanken durchspielt, ehe er aufschreckt, da Sakura ihren Schwiegersohn in Spe nun direkt anspricht und ihm, als auch Takeo und Mabui, erst einmal eine erfrischende Dusche empfiehlt. Eine Idee, welche den jungen Männern mehr als zusagt und weswegen sie auch zeitgleich ein wohlig klingenden Laut von sich geben. Eine Tatsache, bei der sich im unmittelbaren Anschluss an ihren Seufzer, schließlich kritisch anschauen und einen Blick dabei annehmen, als würden sie gegeneinander rivalisieren. Eine Rivalisierung um die einzige Dusche, welche nur von der Sonne erwärmtes Wasser besitzt und alles andere als zum gemütlichen Entspannen einlädt, ist nicht unbedingt an der Tagesordnung. „Mwen se pi gran.” Fast schon herausfordernd baut sich Takeo vor seinem Großcousin und Mabui auf, welche das Verhalten nur amüsiert belächelen und seinen müden Blick über den schmuzigen Körper ihres Gegenübers gleiten lässt. Drei Männer, die einander anstarren, als würden sie sich duellieren wollen. Obwohl Hanzo jünger ist, sind sich die Beiden Indianer in ihrer Erscheinung sehr ähnlich. Sie sind gleich groß, kräftig und wirken wie erwachsene Männer – weswegen Hanzo auch sehr viel älter geschätzt wird, als er in Wirklichkeit ist. Ohne jede Vorwanrung und mit einem Auflachen, sprintet der älteste Sohn von Hinata einfach los. „Mwen ede pi vit.“ „Hanzo!” Überrumpelt blicken Mabui und Takeo dem Flüchtenden hinterher und sind chancenlos. “Pa panike. Mwen pral kite ou gòch dlo.” Mit einem frustrierten Laut winkt Takeo einfach ab und lässt kurze Zeit später einfach auf dem Boden der Veranda nieder, wo er noch nicht einmal eine Minute braucht, um einzuschlafen. Mabui verzieht sich in den Schatten eines Baumes und tut es dem Indianerspross gleich, während die versammelte Gruppe sich wieder auf löst und zurück an die Arbeit geht. Hana verweilt jedoch auf der Stelle und blickt unschlüssig in die Richtung, in der Hanzo schließlich verschwunden ist. Sie ist unsicher und zögert, jedoch nicht etwa weil sie Zweifel an ihren Gedanken hat, sondern eher Angst vor der Reaktion ihres Vaters. Sie knetet nervös ihre Hände und schaut sich um, wobei sie ihren alten Herren schnell erblickt, der in einiger Entfernung zu ihr steht und sie beobachtet. Sie hätte es wissen müssen. Er lässt sie nicht aus den Augen und so entweicht ihr ein fast schon frustriert klingender Laut, ehe ihr Vater ein Verhalten an den Tag legt, mit dem sie auch in hundert Jahren, niemals gerechnet hätte. Er wendet sich ab und geht. Er geht tatsächlich weg und das, obwohl er mit Bestimmtheit weiß, was genau sie vorhat. Hana kann es kaum glauben und hält es eher für eine Falle, als für den lang ersehnten Freifahrtschein. Sie weiß nicht was genau es ist, aber es geht ein heftiger Ruck durch ihren Körper, ehe sie Hanzo schließlich hinterher läuft. *** Es ist ein sehr befremdliches Gefühl, vor dem eigenen Grab zu stehen und bis jetzt, weiß Naruto dieses Gefühl nicht einzuschätzen. Er weiß nicht, wo er es in sein Empfinden einordnen soll, denn auf der einen Seite löst dieses simple Holzkreuz einen kribbligen Schauer von tiefen Unbehagen in ihm aus, aber auf der anderen Seite fühlt es sich sehr befreiend an. Ein klein wenig kommt es ihm so vor, als wäre ein Teil seiner Probleme begraben worden und als könne er, dank dieser Tatsache, wieder freier atmen. Er fühlt sich von einer großen Last befreit. Es ist, als hätte er Jahrelang ein tonnenschweres Gewicht mit sich herumgetragen, welches plötzlich von ihm abgefallen ist. Er kann dieses Empfinden jedoch nicht erklären oder nachvollziehen. Es gibt keine Leiche. Das, was unter der Erde liegt und von einem lieblos aufgeschütteten Erdhaufen verdeckt wird, ist ein mit Steinen gefüllter Sarg. Eine Täuschung. Eine inszenierte Lüge. Von der sachlichen Ebene aus, hat er eigentlich nur seinen Namen beerdigt und trotzdem ist die Person, Naruto Uzumaki, tot. Vor zwei Wochen wurde der Teufel von Arizona vom ortsansässigem Sheriff seiner gerechten Strafe zugeführt. Jeder Bewohner, ob alt oder sogar noch in den Windeln, hat sich dieses Spektakel, welches besser besucht war als jeder Jahrmarkt, angesehen und viele applaudierten, als sich der Boden unter seinen Füßen öffnete und der Strick sich spannte. Sie erfreuten sich an seinem Tod und gratulierten ihrem Gesetzeshüter für diesen triumphalen Erfolg, während er in der Luft baumelte und sich totstellte. Das Geschirr um seinen Oberkörper, welches ihn vor diesem grausigen Ende bewahrt hatte, hergestellt aus einem alten Zuggespann und gut verborgen unter seinem Hemd, schnitt sich schmerzhaft unter seine Arme und der Strick hat brennende Abschürfungen an seinem Hals hinterlassen. Es waren Umstände, unter denen es ihm äußert schwer fiel erfolgreich den Toten zu mimen, bis endlich das Foto geschossen und er von dieser Qual befreit wurde. Alles sollte authentisch wirken und keinerlei Zweifel aufkommen lassen, so dass er selbst unliebsam auf dem klapprigen Karren des Bestatters geworfen wurde – Die einzige Person in Littlefield, die in diesen Plan eingeweiht und zum absoluten Stillschweigen verordnet wurde. Eigentlich hat Gaara den kleinen schmächtigen und blassen Mann bedroht, dass, wenn dieser es wagen sollte auch nur ein Wort darüber zu verlieren, er gleich seinen eigenen Sarg zimmern kann. Naruto hatte fast Mitleid mit diesem eingeschüchterten und zitternd dastehenden Männlein, der so hastig nickte, dass ihm der Hut fast vom Kopf geflogen wäre. Es ist sehr unangenehm gewesen, bis in die Nacht hinein auf dem Hinterhof des Bestatters, zwischen Särgen und Werkzeugen auf einem unbequemen Karren zu verharren, um potenziell neugierigen Blicken zu entgehen. Es wurde immer später und damit auch kälter und dunkler. Es kam dem Outlaw wie eine Ewigkeit vor, ehe er endlich das Signal erhielt, sich in das Haus der Sheriffs zurück ziehen zu können. Es war eine äußert kritische Situation, in der viel hätte schiefgehen können, doch es hat alles wunderbar funktioniert und bis auf einiger Blessuren hat diese Aktion keinerlei Spuren hinterlassen. Die Stadt glaubt er ist tot und sobald Iruka diese Todesmeldung veröffentlichen wird, wird es hoffentlich der Rest der Gesellschaft glauben. In der letzten Zeit hat er sich bei Gaara versteckt gehalten und sein Äußeres verändert. Er hat seine Haare sehr kurz geschnitten und sich einen Vollbart wachsen lassen. An seinem Gesicht selbst kann er nicht viel verändern, doch diese zwei wesentlichen Veränderungen unterscheidet er sich nun von den zahlreichen Steckbriefbildern und damit ist die Chance verringert von irgendwelchen Leuten erkannt und verraten zu werden. Natürlich ist dies kein Freifahrtschein und vollkommen unbeküm-mert durch die Straßen laufen zu können, doch es macht sein Vorwärtskommen einfacher. Er wird sich künftig bedeckt halten und große Menschenmenge meiden müssen. Er kann einfach kein Risiko eingehen und daher muss er sich in Acht nehmen. Der Teufel von Arizona ist tot. So oder so ähnlich wird die zukünftige Schlagzeile lauten und als Be-weis wird das Foto seines toten Körpers ebenfalls mit abgedruckt. Bisher hat Iruka mit Absicht diese Meldung noch nicht veröffentlicht, um die Gerüchteküche zum kochen zu bringen. Die Männer setzen darauf, dass die Bewohner der Stadt die Nachricht bereits weitergetragen und andere Reporter eine ähnliche Meldung abdrucken werden. Es ist die üblich praktizierte Mundpropaganda, die Aufmerksamkeit und Neugier weckt und bisher scheint dieses Vorgehen sehr gut zu funktionieren. Irukas Plan sieht vor, dass er sich an dem heutigen Tag auf den Rückweg machen wird, um alles nun zum Abschluss zu bringen. Naruto hat lange und äußert intensiv darüber gedacht. Er hat die Konse-quenzen beachtet und schließlich einen Entschluss gefasst. Einen Entschluss, den er bisher für sich behalten hat, den er aber längst schon umsetzt. Seufzend zieht sich der Outlaw den Hut tiefer in sein Gesicht, ehe er den Friedhof verlässt und zurück in die Kleinstadt geht, wo sich Iruka bereits für den Aufbruch bereitmacht. Naruto wird hingegen noch in Littlefield verweilen und die Wirkung der Schlagzeile abwarten, ehe er weitere Schritte vollziehen wird. Jetzt beobachtet er seinen alten Freund und zögert. Erneut hadert er mit seinen Gedanken und die möglichen Konsequenzen spielen sich wieder in seine Gedankengänge, ehe er den Kopf schüttelt und schließlich an ihn herantritt. Iruka packt gerade sein Gepäck auf dem Rücken seines Ackergaules, als Naruto ihm ein gefaltetes Stück Papier entgegenhält. „Was ist das?“ Verwundert betrachtet der Reporter den handgeschriebenen Zettel in seiner Hand, nachdem er diesen an sich genommen hat, ehe er den Blick in das Gesicht des Totgeglaubten hebt. Naruto sieht bittend, beinahe bettelnd zu ihm und seufzt auf diese Frage etwas unentschlossen, wobei er sich eine Hand in den Nacken legt. „Bitte lass es unter meine Todesmeldung drucken.“ „Naruto-“ „Ich weiß. Tue es trotzdem. Ich bitte dich darum.“ Iruka seufzt und blickt unentschlossen das Papier an, ehe er es sorgfältig in seiner Tasche verstaut und seine Zustimmung mit einem Nicken an den Outlaw weitergibt. Mit einem dankbaren Lächeln und tiefer Erleichterung in der Brust, verabschiedet sich Naruto von dem Reporter, welcher sich schließlich auf den Rücken seines Pferdes schwingt und sofort in den Trapp übergeht. Vermutlich kann Iruka es kaum erwarten wieder nachhause zu kommen, doch der Outlaw kann sich darauf verlassen, dass er Wort halten wird. Die Schlagzeile wird kommen. Eine Weile blickt Naruto seinem alten Freund noch nach, ehe er sich abwendet und zurück zu dem Haus des Sheriffs geht, der ihn bereits zu erwarten scheint. Gaara sitzt kippelnd auf einem Stuhl seiner Veranda, die Beine verschränkt auf dem Geländer lagernd und mit einem Zahnstocher den Schmutz unter seinen Fingernägeln hervor kratzend. Er wirkt etwas verstimmt und schenkt seinem Freund auch keine Beachtung, als dieser sich auf dem Boden der Veranda niederlässt und sich seuf-zend an dem Pfosten des Geländers anlehnt. Gaara wirkt nicht unbedingt grimmig oder wütend, vielmehr enttäuscht und ratlos. Ein empfinden von Überforderung in Anbetracht der nicht alltägli-chen Gesamtsituation. Ein unangenehmes Schweigen breitet sich aus, ehe Naruto die Konfrontation sucht und zu dem Sheriff blickt. „Willst du nichts dazu sagen?“ „Wozu?“ „Dass ich deinen Rat nicht befolgt habe.“ Gaara seufzt kurz und unterbricht seine Nagelpflege, ehe er die Hände in seinen Schoß fallen lässt und etwas ratlos in die Ferne schaut. „Es wäre besser gewesen du hättest auf mich gehört, aber … ich kenne die Sehnsucht und die Liebe nach der eigenen Familie. Für ihr Wohl würde man Ozeane durchschwimmen, Stürme zähmen und jeden Stern einzeln vom Himmel pflücken. Ich verstehe dein Handeln also und kann dir keinen Vorwurf machen.“ Ergeben schnipst der Sheriff den Zahnstocher von sich, ehe seine Hände zurück in seinen Schoß fallen und ein Ausdruck von tiefer Trauer Einzug in seinen Blick erhält. Es ist derselbe Blick, denn der Sheriff in seinem Büro beim Betrachten des Fotos hatte. Naruto beobachtet ihn etwas verwundert und zieht es vor zu schweigen, bis ein leichtes Lächeln auf den schmalen Lippen von Gaara erscheint. „Was dieses Empfinden angeht, sind wir uns sehr ähnlich, aber bei dir gibt es noch Hoffnung. Es gibt die Möglichkeit, dass du sie irgendwann wieder in die Arme nehmen kannst. Vielleicht wollte ich dir eine Kontaktaufnahme unmöglich machen, weil ich neidisch war. Neidisch auf eben genau diese Möglichkeit, die mir verwehrt ist.“ Naruto schluckt hart, denn in seinem Kopf manifestiert sich eine Ahnung die ihn erschreckt und schockiert. Noch immer wagt er es nicht seine Stimme zu erheben, doch ein tiefes Unbehagen kann er nicht vermeiden. „Es ist mir bis heute ein Rätsel, wie du es geschafft hattest uns jeden Tag erneut Zuversicht und Hoffnung zu vermitteln. Du hattest uns immer weiter vorwärtsgetrieben und uns das Gefühl gegeben, alles schaffen zu können, was wir uns vorgenommen haben. Es erschien nichts unmöglich. Du hast von dieser Fähigkeit überhaupt nichts eingebüßt. Du bist noch immer ein Menschenfänger und selbst jetzt wie du hier vor mir sitzt, mit deinem Dackelblick und dem schlechten Gewissen, glaube ich wirklich, dass du Erfolg haben wirst.“ Mit einem etwas beschämt wirkenden Lächeln, wendet Naruto seinen Blick von dem Sheriff ab und blickt stattdessen in die Ferne, wobei Gaara schließlich auf seine Hände blickt und in einen beinahe tranceähnlichen Zustand verfällt, als er seinen linken Ringfinger betrachtet. Es dauert einen Moment, bis sich der Sheriff aus diesem Zustand befreien kann und mit einem tiefen Luftholen Narutos Aufmerksamkeit erneut auf sich zieht. „Als du New York verlassen hattest, dauert es keine Woche bis die Gruppe zerbrochen ist. Im Grunde standen wir ohne Halt da und so ist jeder seiner Wege gegangen. Wir hatten New York alle nach und nach verlassen und irgendwie versucht unser Leben in den Griff zu bekommen.“ Gaara stoppt erneut in seiner Erzählung und stemmt sich von dem Stuhl schließlich seufzend in die Höhe und lehnt sich stattdessen an dem Geländer seiner Veranda an, wo er die Arme vor der Brust verschränkt. „Ich lernte meine Frau vor fünfzehn Jahren kennen. Eigentlich war ich nur auf der Durchreise und auf der Suche nach Arbeit, aber sie veränderte meine Pläne – sofern ich welche hatte. Ich blieb hier, fand Arbeit als Assistent vom Sheriff und wurde sesshaft. Wir heirateten sehr schnell und hatten fünf wundervolle Jahre zusammen, aber wie so oft hat sich das Glück als etwas Vorübergehendes herausgestellt. … Sie starb im Kindbett.“ „Du hast ein Kind?“ Noch ehe Naruto überhaupt bemerkt, was er da gerade ausspricht, ist es auch schon zu spät. Die Worte sind gesagt und Gaara sackt förmlich in sich zusammen. Der Sheriff lässt den Kopf hängen und blickt traurig auf den Boden zu seinen Füßen, während sich in seinen Augen ein Meer von Tränen sammelt. Für einen winzigen Moment bebt die Unterlippe des noch immer trauenden Witwers, bis dieser Luft holt und wieder aufschaut. Ein verzerrtes Lächeln auf den Lippen soll Naruto offensichtlich beruhigen, doch das Gegenteil tritt ein. Am liebsten würde er sich in diesem Moment die Zunge abbeißen und die Antwort auf diese überrascht klingende Frage ist beinahe herzzerreißend. „Nur in meinem Herzen. Er war eine Totgeburt. Wir wussten, dass etwas nicht stimmte, als er plötzlich aufhörte sich zu bewegen und am Tag seiner Geburt wurden alle Befürchtungen bestätigt.“ Gaara bricht an dieser Stelle ab und reibt sich über seine Augen, wobei er zittrig und mehrfach tief Luft holt. „In den letzten Jahren habe ich mit der schmerzlichen Sehnsucht und allen anderen Umständen zu leben gelernt. Ich habe mich wieder aufgerappelt und alles so hingenommen, wie es eben ist und dann kamst du.“ Durchaus mit einigen vorwurfsvollen Zügen in seiner Mimik blickt der Sheriff den Familienvater an, der schuldbewusst und entschuldigend den Blick senkt. Wenn er all dies gewusst hätte, dann wäre er nie in diese Stadt gekommen. Er hat bei seinem alten Freund tiefe Narben aufgerissen und das lag fernab von jeder Absicht. „Ich habe es nie verstanden. Wenn es einen Gott gibt, warum er mir nicht wenigstens meine Frau gelassen hat. Ich verstehe nicht, warum mir beide genommen worden sind und dann ist da jemand wie du. Vater von vier Kindern und Ehemann einer liebenden Frau. Wo ist das gerecht?“ „Das ist es nicht.“ „Nein. Wohl wahr. Ich gönne dir dein Glück, verstehe mich nicht falsch, aber auf der anderen Seite hasse ich dich dafür.“ Naruto nickt verstehend und verspürt den unbändigen Drang zu verschwinden, um Gaara mit seiner Anwesenheit nicht noch mehr zu quälen. Er versteht, warum der Sheriff ihm diese Empfehlung gab und nimmt ihm das auch keinesfalls übel. Naruto sollte ein Teil dieses Schmerzes und der Einsamkeit erfahren, damit Gaara selbst vielleicht so etwas wie ein bisschen Genugtuung empfindet. Betrübt richtet Naruto seinen Blick auf den staubigen Erdboden zu seinen Füßen, während Gaara dieses Thema wohl nicht noch weiter vertiefen will. Der Sheriff lässt sich wieder auf seinem Stuhl nieder und beugt sich nach vorne, so dass er seine Arme auf den Knien lagert. „Also, wie geht es weiter? Deine Familie weiß Bescheid und hier hält dich nichts mehr. Was ist dein nächster Schritt?“ Diese Frage weiß der Gesetzlose nicht wirklich zu beantworten, denn sehr viel weiter hat er noch nicht gedacht, weswegen er nur ratlos mit den Schultern zuckt. „Ich weiß es nicht. Ich wollte eigentlich die Zeitung nutzen, um die Umstände im Reservat öffentlich zu machen, aber ich kann Iruka nicht noch tiefer damit reinziehen.“ „Warum wendest du dich nicht an die Zeitungsjungs? Die Bengel sind immer über alles informiert und Informationen kannst du durch sie, wie ein Buschfeuer verbreiten.“ Naruto lacht etwas ungläubig auf und schaut den Sheriff an, als wenn dieser den Bezug zur Realität verloren hätte. „Du weißt kannst du genau, dass die Burschen nur mit ihres gleichen paktieren und sich von Fremden fernhalten. Ich kann sie unmöglich als Komplizen gewinnen.“ „Dann wende dich an Tsunade. Du weißt, dass sie ihr vertrauen und sie wird schließlich nicht um-sonst Mutter der Zeitungsjungen genannt.“ Naruto keucht erschrocken auf und seine Muskeln ziehen sich zusammen, als Gaara diesen Namen nennt, was der Sheriff jedoch nur mit einem verwunderten Stirnrunzeln zur Kenntnis nimmt. Der Outlaw wirkt nahezu schockiert und ein fassungsloses Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Er kann es einfach nicht glauben. Sie lebt noch. Für ihn ist das wie ein unbeschreibliches Wunder und mit jeder weiter dahin streichenden Sekunde, die er mit dieser Erkenntnis auf der Veranda verbringt, ringt er um Fassung bis er diesen Kampf aufgibt. Der Familienvater zieht sich seinen Hut ins Gesicht, um die herausbrechende Schwäche nicht zu präsentieren, doch das Schluchzen verrät ihn. Für Gaara ist dieses Verhalten aber mehr als verständlich. Der Sheriff lächelt daher nur und blickt schweigend zurück zum Horizont. Wer würde nicht vor unendlicher Freude in Tränen ausbrechen, wenn die totgeglaubte Mutter noch am leben ist? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)