All i want for christmas is Mr. Postman von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 1 - Guten Tag, die Post ist da! (ohne Adult) --------------------------------------------------------------- Und hier meine Weihnachtsstory Nummer zwei am zweiten Advent! Die kleine Geschichte ist mir vor gut drei Monaten eingefallen, als plötzlich ein neuer Postbote vor mir stand. Nein, er ist keine heiße Sahneschnitte, aber er hat mich zu der folgenden Story inspiriert, und das heißt doch auch schon mal was, oder? Leider notwendig zu erwähnen: Alle Rechte meiner Texte liegen allein bei mir. Meine Texte, mein Eigentum. Unerlaubte Veröffentlichungen, auch nur auszugsweise, auf anderen Plattformen oder Onlineshops sind verboten, und das mache ich Text-Dieben auch rechtlich begreiflich, falls es sein muss. Also? Klauen is nicht. Und wie ich kürzlich erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreisten Text-Diebstahl. Auch ich werde in Zukunft besser aufpassen und genauer hinsehen, was einem auf digitalem Wege angeboten wird. In diesem Sinne wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen. Eure Fara All i want for christmas is Mr. Postman Kapitel 1 - Guten Tag, die Post ist da! (ohne Adult) Schnell sprinte ich in meinen Laden. "Guten Morgen!", rufe ich einem einzigen Angestellten Pascal zu und stelle meine Tasche hinter den Tresen. "Morgen. Hast du verschlafen?" "Ja. Tut mir leid." "Kein Problem. Es war noch niemand da." "Okay. Dann räume ich gleich mal reduzierte Ware auf die Tische." "Mach das, mein Schätzchen." Ich grinse meinen Freund an. "Lass das nicht Thomas hören." Pascals Freund wird schnell eifersüchtig. "Der soll sich erstmal an die eigene Nase greifen!" Oha! Da hängt der Haussegen wohl wieder schief. "Was sich liebt, dass neckt sich.", erwidere ich nur und erhalte einen Luftkuss. Pascal eben. Ich laufe hinter ins Lager und greife mir einen Karton mit den Herbstsachen. In knapp sechs Wochen ist Weihnachten und der Kram muss dringend raus. Zeit für einen Schnäppchentisch. Vor mich hinsummend lege ich die Klamotten auf dem Tisch aus, versuche sie ansprechend aussehen zu lassen. Naja, wenn das nicht gelingt, dann doch sicher mit dem riesigen Reduziertschild darüber. Hinter mir klingelt die Ladenglocke. "Schönen guten Morgen! Post!" "Morgen." Ich schaue auf und ... ... Wow! Wer ist denn das? "Eine Unterschrift bräuchte ich noch." "Ähm ... Ja! Moment." Ich lasse alles stehen und liegen, und laufe auf den mir unbekannten Postboten zu. Wo haben sie denn dieses Schnittchen ausgegraben? Strahlend blaue Augen und haselnussbraune Haare. Du meine Güte! Bekomme ich gerade weiche Knie? Irgendwie schaffe ich es bis zu ihm und unterschreibe auf dem kleinen Bildschirm. "Das war es auch schon. Tschöö!" "Tschöö.", sage ich leise, verhindere gerade so ihm nachzulaufen wie eine läufige Hündin und schaue dem süßen Postboten beim verlassen unseres Ladens zu. "Himmel! Was für ein knackiger Hintern! Hast du den gesehen!" Pascal steht plötzlich neben mir und starrt diesem Sahneteil, genau wie ich, hinterher. "Darauf kannst du wetten." "War der schon mal hier?" "Nein." Daran könnte ich mich erinnern! "Nett! Hoffentlich kommt er wieder." "Ja." Hoffentlich. "Janis? Klappe zu. Du sabberst sonst noch." Mist! *** Ab da an kam dieser kopfverdrehender, mit einem Luxuskörper gesegnete Postbote fast jeden Tag. Und fast jeden Tag bekam ich weiche Knie, Herzrasen und feuchte Hände, jedes mal, wenn er durch die Ladentür rauschte und mich anlächelte. "Warum fragst du ihn nicht einfach?", fährt mich Pascal an, der gerade Pullover zusammenlegt. "Frag ihn nach einem Date und dann siehst du, wie er reagiert." "Er hat doch nie viel Zeit. Gerade vor Weihnachten.", verteidige ich mich. "Ewig schaue ich eurem scheuen umeinander herumgeschwänzel nicht mehr zu! Das sage ich dir!" "Wer schwänzelt um wem scheu herum?" "Na du und..." "Morgen! Die Post ist da." Der Postbote! Pascal zwinkert mir zu und dreht sich um. Nun stehe ich alleine vor diesem Traum von einem Mann und lächle nervös. "Guten Morgen.", fiepse ich und würde mir am liebsten gleich in den Arsch treten! "Eine Unterschrift." "Natürlich." Mir wird wie immer das elektronische Teil zum unterschreiben hingehalten. Seine Hand zittert leicht. "Kalt draußen?", frage ich nach. "Etwas.", antwortet er mir. Mit ebenfalls unsicherer Hand setze ich meine Unterschrift auf den Touchscreen. "Danke. Bis morgen dann. Denke ich." "Bestimmt." Er lächelt, packt sein elektronisches Dingsbums an die Halterung seines Gürtel und wünscht mir einen schönen Tag. "Ihnen auch." Mit schief gelegten Kopf schaue ich ihm nach. Erst als er wieder in seinem Postauto sitzt und losfährt, drehe ich mich um. An der Theke gelehnt, den Kopf in einer Hand gestürzt, lächelt Pascal mich schief an. "Wenn das mal nicht geschwänzelt war, dann weiß ich auch nicht." "Red nicht! Er war nur nett zu mir." "Wenn du meinst. Jedenfalls konnte ich von hier hinten schlecht einschätzen, wessen Herzchen in den Augen größer waren. Deine oder die von Raik." "Raik?" "Ja. So heißt er. Das bekommt man raus, wenn man sich mit ihm mal um was anderes als das Wetter unterhält." Das gibt's doch nicht! "Wann hast du dich denn mit ihm unterhalten?!" "Vorgestern. Du warst hinten im Lager und hast die Weihnachtsdeko gesucht." "Du hast gesagt, an diesem Tag wäre ein anderer Briefträger dagewesen!" "Ach ... Habe ich das?" So ein mieser Lügner! Das hat er extra gemacht! "Hast du ihm was gesagt?", schnauze ich ihn an. "Was gesagt?" "Das ich auf ihn stehe! Was den sonst?" "Hehe. Na da schau an! Du hast dich tatsächlich in den Postboten verknallt!" "Schwachsinn! Ich finde ..." Die Ladenglocke ertönt. "Guten Tag.", begrüße ich die eintretende Kundin. Somit ist Pascal wohl erstmal davon gekommen. Der kann aber noch was erleben! *** Drei Wochen später, der Vorfall ist schon längst so gut wie vergessen, sitzen Pascal und ich mit Freunden in einem kleinen Lokal. Unsre alljährliche Weihnachtsfeier findet mal wieder statt. Neben Pascal sitzt sein Augenstern Thomas, dann Heike und Julia, denen das Dessousgeschäft neben uns gehört und dann ist da noch Victor, einer meiner besten Freunde. "Das Weihnachtsgeschäft lief schlecht an, aber jetzt drehen die Kunden voll auf. Gestern war jemand bei uns, der seiner Liebsten Strapse kaufen wollte. Das Ende vom Lied war, dass er in einem Wust aus Strapsen und Büstenhalter stand, rot anlief und leise quietschte: 'Das ist zu viel! Ich kann das nicht!' Und ohne weiteren Kommentar verschwand.", erzählt Julia. Heike neben ihr kichert und saugt an einem Strohalm, bevor sie auch ihren Senf dazu gibt. "Wir haben fast eine Stunde gebraucht, um das Chaos wieder zu beseitigen." "Ja. Im Moment drehen alle durch. Ist bei uns in der Firma auch so.", meint Victor. "Ist ja auch kein Wunder. Übermorgen ist Heilig Abend." "Habt ihr eigentlich besondere Wünsche?", fragt Julia in die Runde. "Ich nicht.", erwidere ich. "Nur, dass das Weihnachtsgeschäft so gut läuft wie letztes Jahr. Damit ich mit wieder einen heißen Urlaub gönnen kann." Wenn ich an den Spanienurlaub letzten Sommer denke ... Heiße Tage, heiße Nächte und vor allem heiße Männer. "Janis wünscht sich noch etwas anderes heißes. Unseren geilen Postboten!", lacht Pascal schrill. "Pascal! Erzähl nicht so einen Unsinn!" "Stimmt doch! So wie ihr euch immer ..." "Klappe jetzt!" Muss er das vor allen hier ausbreiten? "Oh ja! Raik ist eine heiße Nummer!", schwärmt Heike. "Wieso kennt ihr alle seinen Namen. Seid ihr so dicke mit ihm?" Langsam nervt mich das. Jeder scheint ihn näher zu kennen. Nur ich mal wieder nicht. Heike schaut mich verdutzt an. "Man unterhält sich doch miteinander." "Ebend!", ruft Pascal. "Nur ist Janis zu sehr damit beschäftigt, Raik anzusabbern, wenn er die Post bringt. Mit zu viel Speichelfluss ist reden aber auch schwer. ... Hey!" Es reicht! Eine Kartoffel fliegt auf Pascal zu. Mir doch egal, dass wir in einem brechend vollen Lokal sitzen! "Liegt da etwa Liebe in der Luft?" Julias Augen glitzern klatschgeil. "Ich sag's dir! Raik betritt den Laden und die Pheromone fliegen nur so durch die Luft.", antwortet Pascal auf Julias Frage. "Das stimmt doch gar nicht, du Idiot!" Kann er nicht endlich mal Ruhe geben?! "Wirklich? Und er traut sich nicht ihn anzusprechen?!" "Halloho? ER sitzt am selben Tisch wie ihr und kann euch ganz deutlich hören!" Ist das zu fassen? Pascal und Julia reden über mich, als wäre ich nicht anwesend! "Das schreit ja nach einer Verkupplungsaktion!" Hat Julia sie nicht mehr alle?! Pascal atmet laut und hektisch ein. "Oh ja!" "Jetzt macht mal halblang Leute. Ich glaube, Janis kann das auch schon ganz gut alleine regeln." Oh Victor! Du bist der Beste! "Meinst du? Du hast die Beiden noch nicht zusammen erlebt. Einer unfähiger als der Andere." "Mach nur so weiter Pascal! Am Montag hast du die Kündigung auf dem Tisch.", zetere ich, meine es aber nicht ernst. Was Pascal auch weiß und mich überlegen anlächelt. "Was macht eigentlich Sandra? Hat die einen neuen Job gefunden?" Heike wechselt zum Glück das Thema. Ich tue so, als höre zu, lache, wenn die Anderen lachen und esse mein Spezial Weihnachtsmenü. Raik. Endlich musste ich mal nicht an ihn denken, da wärmt Pascal das Thema wieder auf. Ich weiß ja selbst, dass es lächerlich ist, wie ich mich anstelle. Aber zu meiner Verteidigung: Es ist auch schon etwas her, dass ich sowas gemacht habe. Nicht das flirten an sich, ich tue das schon öfter. In Clubs und Bars. Eben an diesen Orten, die man besucht, wenn Mann mal wieder was vernünftiges für's Bett braucht. Doch erstens weiß ich gar nicht, ob Raik auf Männer steht (Pascal kann ja viel erzählen) und zweitens setzt mein Hirn aus, wenn Raik vor mir steht. Ja, es hört sich klischeehaft an! Ja, ich höre Geigenmusik und es fliegen tatsächlich Herzchen durch die Luft. Jedes beschissene Mal. So komme ich gar nicht dazu, ihm irgendwelche Fragen zu stellen oder ihn zu einem einfachen Kaffee bei uns im Laden einzuladen. Ich bin schon echt arm dran, was? *** "Was machst du heute noch?" "In die heiße Wanne legen und dann ins Bett.", murmle ich und schließe den Laden ab. Feierabend! "So verbringst du Weihnachten?!" Pascal glotzt wie ein Fisch. "Morgen fahre ich zu meinen Eltern nach München. Also keine Panik. Ich hocke schon nicht einsam und allein zu Hause über die Feiertage." "Dann ist ja gut mein Lieber! Komm her!" Grinsend breiter er seine Arme aus und drückt mich an sich. "Frohe Weihnachten wünsche ich dir." "Ich dir auch Pascal. Und deinem Thomas auch." "Ich werd's ihm ausrichten." Ich drücke auf Abrechnung und warte bis die Kasse fertig gerattert hat. "Merry Christmas!", strahle ich. "Wirklich so gut?!" "Weihnachtsbonus gut!" Ich drücke ihm seinen heutigen Lohn plus dem versprochenen Weihnachtsbonus in die Hand. "Die Firma dankt.", lächelt er und zählt wie immer das Geld nach. Danach zieht sich Pascal schon die Jacke an und will gehen, da fällt mir noch etwas ein. "Warte mal! Ich habe noch was für dich!" "Ein Geschenk?" "Ja." Schnell flitze ich ins Lager und krame die fast vergessene, kleine Schachtel hervor. "Was ist das?" Neugierig wartet Pascal schon auf mich am Eingang des Lagers. "Mach's auf, dann siehst du es." Flink öffnet er den Deckel. "Den Schal, den ich so toll fand! Die waren doch alle ausverkauft!" "Sind sie ja auch.", lache ich. "Janis! Du bist echt der beste Chef der Welt!" Na das ist doch mal ein Kompliment! Er drückt mich nochmal an sich. "Ich habe auch was für dich. Doch es war heute morgen leider noch nicht da. Die haben Lieferprobleme. Aber es kommt noch! Versprochen!" "Kein Ding.", winke ich ab. "Dann bis Silvester." "Ja. Dann gibt's big Party!" Grölend verlassen wir den Laden. Pascal kann manchmal echt nerven. Aber zwischendurch kann er auch ein ganz Lieber sein. *** "So ein Mist!" Halb unter meinem künstlichen, weißen Weihnachtsbaum begraben, versuche ich die Lichterkette in die Steckdose zu fummeln. Nach etlichen Versuchen gelingt es mir endlich, und der Baum erstrahlt im Lichtermeer. Staubig und hustend betrachte ich mein Werk. "Sehr hübsch!", lobe ich mich selbst. "Jetzt noch die Kugeln und dann ab ins Bett. Nicht wahr Hubertus?" Natürlich interessiert Hubertus mein Baum kein bisschen. Er hebt träge die Augenlider und pennt anschließend eingerollt auf meiner Couch weiter. "Fauler Kater!" Lächelnd streichle ich über sein weiches Fell. Müde schlurfe ich zu meinem Wohnzimmerschrank und suche den Baumschmuck zusammen. Damit beladen kehre ich zu meinem weißen Kitsch-Baum zurück. Den hatte ich mal bei mir im Laden stehen und aus einer Laune heraus nach Weihnachten in meine Wohnung geschleppt. Seitdem baue ich ihn jedes Jahr auf. "Gehst du da weg! Hubertus! Kscht!" Hubertus huscht ins Schlafzimmer. "Wenn du hunger hast, dann friss Katzenfutter." Muss er meinen Baum anknabbern? Leise vor mich hinsummend bestücke ich meinen Baum. Ob ich nochmal weg gehen soll? In meiner Stammkneipe steigt eine Weihnachtsparty. Inklusive nackter Weihnachtsmänner. Na ja, fast nackt. Sie tragen immerhin noch rote Mützen. Nur muss ich leider morgen früh aufstehen und ich bin jetzt schon total KO. Besser ich bleibe zu Hause und gehe nach meiner Tiefkühlpizza pennen. Da fällt mir ein, ich muss noch die Geschenke für meine Nichten einpacken. Das hat aber noch bis morgen früh zeit. Von Papier und Klebestreifen habe ich heute die Nase voll. Jeder wollte seinen Einkauf als Geschenk verpackt haben. Oh selige Weihnachtszeit! Im Radio dudeln Weihnachtslieder, bei denen ich laut und schief mitsinge und der Baum dabei immer bunter wird. So läuft das immer bei mir an Weihnachten. Fast immer. Es sei den, ich habe jemanden, der zusammen mit mir feiert. Seufzend greife ich nach meinem Weinglas und genehmige mir einen großen Schluck. Nein, ich besaufe mich hier nicht aus Frust! Ich trinke halt mal gern ein Gläschen an Weihnachten. Hubertus saust wieder an mir vorbei, springt auf die Couch und hinten wieder runter. Wovor hat der denn jetzt Angst? Das macht er sonst nur, wenn ... Es klingelt! "Wer kann denn das noch sein? Soll ich mal nachschauen Hubertus?" Ich glaube, ich bin etwas angetrunken. Egal! Ist ja schließlich Weihnachten. Vielleicht steht ja einer meiner Verflossenen vor der Tür. Daniel zum Beispiel. Manchmal kommt er zum vögeln her. Zu den unmöglichsten Zeiten, was ja jetzt passen würde. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. Daniel keuchend und laut wimmernd unter mir wäre jetzt genau das Richtige! Gut gelaunt trete ich an meine Wohnungstür und mache auf. "Hallo. Frohe Weihnachten." "Hallo ..." Das ist nicht Daniel! Das ist ... "Ich habe noch ein Päckchen für Sie." "Danke ..." Total überfordert greife ich danach. "Dann noch schöne Feiertage, Herr Waitz." "Ihnen auch ..." Unsre Blicke treffen sich für Sekunden, ich versinke darin und noch bevor ich wirklich begreife, dass Raik tatsächlich vor mir steht, reißt der Blickkontakt wieder ab und er dreht sich um. Er läuft den Flur entlang, geht die Treppe herunter und ist verschwunden. Mein Herzmuskel arbeitet im Hochleistungsbereich und mit zittrigen Händen schaue ich auf das kleine Päckchen in meiner Hand. Das ist von Pascal! 'Sofort aufmachen!' steht drauf. Ich mache es sofort auf. Darin liegt ein Stück Papier, das ich auffalte und lese. 'Wenn du Trottel wirklich den Brief liest, anstatt Raik zu folgen und ihn zu dir einzuladen, versohle ich dir höchstpersönlich an Silvester den Hintern! Wenn du ihn liest, nachdem du mit Raik verschwitzt und befriedigt im Bett liegst, dann hoffe ich, dein Weihnachtsgeschenk hat dir dieses Jahr gefallen und du spielst noch lange damit. Pascal ♥' Mir fällt das Päckchen samt Brief aus der Hand, schnappe mir meine Schlüssel und rase den Flur entlang, fliege die Treppen fast hinunter und komme am Hauseingang an. Ich reiße die Tür auf und schaue mich um. "Raik?!" Kein Postauto in Sicht. Vielleicht hat er schon Feierabend! Vielleicht hat er mein Päckchen zuletzt ausgetragen, in der Hoffnung ... Was denke ich den da?! Wieso sollte er sowas tun? Wieso ... "Raik!" Da ist er! Gegenüber auf der anderen Straßenseite. "RAIK!" Er hört mich rufen und dreht sich suchend um. "HIER RAIK!", rufe ich nochmal und wedle mit meinen Armen. Daraufhin erkennt er mich und winkt verhalten zurück. Ich Trottel! Das muss ihm ja merkwürdig vorkommen. Außerdem stehe ich nur in Shirt und Jogginghose da. Mitten auf dem Gehweg in klirrender Kälte. Ich mache mich gerade total zum Affen! Und das vor meinem süßen Postboten! Wie peinlich! Aber plötzlich lächelt Raik, schaut nach links und rechts und sprintet zu mir über die Straße. Sofort steigt mein Adrenalinspiegel und ich unterdrücke den Zwang ihm entweder in die Arme zu rennen, oder ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. "Sie haben es bemerkt!", lacht er, als er vor mir steht. "Bemerkt?!" Was soll ich bemerkt haben? Das er der Richtige für mich ist? Mein Traummann? "Ich habe total vergessen, Sie unterschreiben zu lassen." Das Unterschreibdingens schwebt auf einmal vor mir. "Ja! Genau!" Shit! Ich nehme ihm den Stift ab und krakle meine Unterschrift auf das Display. Alles ist wie immer. "Danke." Raik lächelt mich an. "Kein Ding." Ich lächle zurück. Wir stehen mitten auf der Straße und lächeln uns an! Okay, Janis! Jetzt oder nie! Tu endlich was! "Ähm ... Hast du noch viel zum austragen?", frage ich, wobei ich mir vorkomme wie ein Teenager, der zum ersten Mal verliebt ist. "Nein. Sie waren der Letzte heute. Ich habe Feierabend." Das ist die Chance! Keine Ausreden mehr! "Hast du Lust auf einen Kaffee? Oder einen Wein?!" "Jetzt ist es eher schlecht." Oh Fuck! Ich Trottel! Es ist Weihnachten. Bestimmt hat er was besseres zu tun, als bei mir zu hocken und Kaffee zu trinken. "Ich muss das Postauto noch zurück bringen." "Schon okay. Ich verstehe. Frohes Fest." Ich trete zurück, schaue ihn nochmal an und lächle dabei ein unechtes Lächeln. Abfuhren konnte ich schon immer schlecht wegstecken. "Danach gerne!", höre ich ihn rufen. "Dann kann ich auch ein Glas Wein trinken." "Schön!" Ich grinse ihn doof an. "Dann also bis nachher." "Ja. Bis nachher." Herzchen fliegen durch die plötzlich nicht mehr ganz so kalte Winterluft. Ich glaube, mich hat es ganz schön erwischt! *** Eine Stunde später wirble ich noch immer durch meine Bude. Aufräumen! Nicht das es unordentlich wäre, aber meine dreckigen Socken im Bad muss er ja nicht gerade sehen. Dann habe ich noch einen Haufen Kerzen aufgestellt, danach die Hälfte wieder weggeräumt (es war zu viel des Guten) und gelüftet, damit der Kerzengeruch nicht so penetrant ist. Wir sind hier ja nicht in einem orientalischen Freudenhaus! Danach noch das Katzenklo gesäubert und mein Bett frisch bezogen. Man weiß ja nie. Gerade bin ich dabei, den Wein und die Gläser auf den Tisch zu stellen, da rast Hubertus an mir vorbei und verkriecht sich hinter der Couch. Noch nie habe ich mich so über die Schreckhaftigkeit meines Katers gefreut! Ich kontrolliere meine Frisur noch schnell im Spiegelbild meines Fernsehers und schon klingelt es. Okay! Keine Panik! Warte ... Warte ... Es klingelt nochmal. Erst jetzt laufe ich zur Tür, ohne Hast versteht sich, und öffne sie. "Das ging aber schnell!", lüge ich. Jede Sekunde kam mir wie Stunden vor. Das werde ich ihm aber bestimmt nicht auf die Nase binden. "Ich habe mich extra beeilt." Wie lange dauert sowas denn normal immer? "Komm rein." Raik geht an mir vorbei und bleibt unsicher im Flur stehen. "Setz dich doch ins Wohnzimmer.", fordere ich ihn auf und hänge seine Jacke an die Garderobe. Er nickt lächelnd und tapst in mein Wohnzimmer, ich hinterher. Ich kann kaum meinen Blick von seinem Hintern lösen! Der muss sich einfach wunderbar anfühlen! Scheiß auf nackte Weihnachtsmänner mit Nikolausmütze! Ein angezogener Raik ist tausendmal anregender! "Wein steht bereit!", grinse ich. "Ich sehe es. Aber der versprochene Kaffee zum aufwärmen wäre erstmal nicht schlecht." "Mach ich dir." Da fällt mir ein ... "Ich bin Janis.", stelle ich mich vor. "Raik." Unwiderstehliches Lächeln. Ungern löse ich mich von seinem Anblick und mache ihm eine Tasse Kaffee. "Mit Milch oder Zucker?!", rufe ich. "Nur mit Milch!" Während ich die verlangte Milch aus dem Kühlschrank hole, überlege ich, was jetzt zu tun ist. Am liebsten würde ich sofort über ihn herfallen, aber das kommt bestimmt gar nicht gut. Also was nun? Erstmal quatschen, sich anfreunden, auskundschaften, ob er auf Kerle steht. Und dann? Das wird sich hoffentlich zeigen. Mit Kaffee und einem Teller Plätzchen laufe ich zurück ins Wohnzimmer und stocke. Raik sitzt auf der Couch und hat Hubertus quer auf sich liegen. "Der ist ja goldig!", lacht er und krault meinem laut brummenden Kater das Fell. "Ja ... Hubertus muss dich ja ganz schön mögen. Sonst ist er nicht so zutraulich." "Er kam gleich angehopst." Verrücktes Vieh! "Hier. Dein Kaffee." "Danke." Seine feingliedrigen Finger greifen nach der Tasse, heben sie zu seinen Lippen und ... Ich muss wegschauen. "Janis?" "Ja?" "Der Kaffee ist echt lecker." "Schön." Und ich finde deine Lippen echt lecker. Wenn ich nur mal kosen könnte! "War es arg stressig heute bei dir im Laden?" "Ja. Aber so muss das an Weihnachten auch sein." "Stimmt.", murmelt er in die Tasse. "Und bei dir? Ihr Postboten müsst auch ganz schön schufen, oder?" "Oh ja. Und ich hatte noch Glück heute. Einige meiner Kollegen sind noch unterwegs." "Die Armen." Ich habe tatsächlich etwas Mitleid mit ihnen. Es ist schon achtzehn Uhr durch. "Kann ich dir ein Geständnis machen?", fragt er mich plötzlich. "Was denn?" Nervös beobachte ich meinen Kater, der immer noch auf Raiks Schoß herumrollt. Da wird man ja eifersüchtig! "Pascal gab mir das Paket vor einer Woche und fragte, ob ich es heute zu dir bringen kann." "Was?!" Eigentlich überrascht es mich nicht. Trotzdem schaue Raik an, als hätte ich gerade den Bus verpasst. "Naja ... Das war noch nicht alles." Pascal hat ihm doch nichts gesagt?! Ich bringe ihn um! "Er sagte, ich soll es dir als letztes bringen, weil du lange arbeiten musst. Und dann zwinkerte er mir zu und meinte: Lass ihn ja nicht vergessen zu unterschreiben. Und falls doch, warte bis der Idiot zu dir kommt." Ich habe den Bus gar nicht verpasst! Er hat mich gerade überrollt! "Und da ist noch was." Oh Gott! Was denn noch?! "Das kam mir alles so seltsam vor und ich hatte ständig das Paket vor den Augen. Da hab ich es aufgemacht." Der Bus legt den Rückwärtsgang ein und erwischt mich nochmal. "Ich habe den Brief gelesen." Eine Meute Kinder steigt in den Bus ein und ihr Gewicht landet zusätzlich auf mir. "Es tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen!" Ruft mal jemand den Rettungsdienst?! "Janis? Alles in Ordnung?" Der Bus rast mit quietschenden Reifen davon und ich kann wieder atmen. Nur leider hat mein Hirn anscheinend einen Schaden davongetragen, denn: "Ich mag dich.", sage ich leise. "Du bist mir gleich aufgefallen damals, und seitdem kann ich es kaum erwarten, dass die doofe Ladenglocke klingelt und du mir die Post bringst. Scheiße! Ich habe sogar extra Zeug bestellt, damit du auch ganz sicher kommst!" Traurig aber wahr. Meine Verwandten werden es mir hoffentlich morgen danken. Das waren alles Geschenke für sie. Nach diesem Geständnis wird mir ganz mulmig zu mute. Falls er jetzt geht, werde ich ihn nicht aufhalten. Ich starre die Weinflasche vor mir an. Neben mir raschelt es und Hubertus springt von Raiks Schoß. Jetzt geht er. Bestimmt steht er gleich auf und verschwindet. "Janis. Ich ..." "Du musst nichts sagen.", flüstere ich. "Ich möchte aber.", beginnt er. "Mir ging es doch genauso." Seine Hand legt sich auf meine, die ich in der Sitzfläche der Couch gekrallt habe. "Jeden Tag, beim Sortieren der Post, habe ich ungeduldig nach der Adresse deines Ladens Ausschau gehalten. Und mir ist jedes mal ein Stein vom Herzen gefallen, wenn ich sie sah." War es schon vorher nicht leicht den Impuls, ihn einfach an mich zu reißen zu unterdrücken, so ist es jetzt schier unmöglich. Ich schaue ihm in die Augen, in diese blauen Seen, und werfe mich in seine Arme. Erleichtert bemerke ich, wie auch Raik mich an sich drückt und sich seine Arme um meinen Rücken schlingen. "Ich wollte dich so gern ansprechen, habe es aber nie hinbekommen.", gestehe ich an seinen Hals gepresst. "Das Gefühl kenne ich." Raik lacht. "Ist jetzt auch egal." "Ja." Ich schiebe mich etwas von ihm, sodass wir uns anschauen können. "Darf ich?", wispere ich. "Unbedingt." Wieso frage ich auch? Jetzt ist es so offensichtlich, dass wir beide es wollen. Uns wollen. Vorsichtig nähere ich mich ihm, wobei sich unsre Blicke keine Sekunde trennen. Ich koste jede davon aus, versuche mir die ansteigende Erregung und Aufregung gut einzuprägen. Raiks hektischer Atem streift mein Gesicht und ich bekomme überall eine Gänsehaut. Gleich treffen sich unsere Lippen! Gleich ... "Ha!" Raik und ich zucken auseinander. "Hubertus!", schimpfe ich meinen fetten Kater. "Runter!" Dieses Aas ist genau im Falschen Moment zwischen uns gesprungen und sitzt, wie vorhin, auf Raiks Schoß. Dieser lacht dunkel. Ich schiebe dieses Monster von einem Kater runter, versuche es zumindest. Er will nicht. "Hubert! Runter jetzmmm." Raik küsst mich! Erst total verwirrt, sammle ich mich aber recht schnell wieder und schmiege mich an ihn. Das Hubertus noch zwischen uns laut und wohlig schnurrt ignoriere ich. Er kann ja weggehen, wenn ihm die Luft knapp wird, oder es ihm zu eng zwischen uns wird. *** "Wow." Da kann ich Raik nur zustimmen. "Wenn ich daran denke, dass wir das schon viel eher gehabt haben könnten ..." "Besser spät als nie.", lache ich. "Stimmt auch wieder." Erschöpft aber glücklich kuscheln wir uns aneinander. Wir liegen immer noch auf meiner Couch, lassen unsere Finger miteinander spielen und tauschen immer wieder kleine, unschuldige Küsse aus. "Ich habe noch nie ein so schönes Weihnachtsgeschenk bekommen.", sinniere ich und stupse mit meiner Nase gegen seine Wange. "Und? Wirst du es behalten oder zwischen den Jahren umtauschen?" Ich glaube, ich werde ihn behalten. "Was meinst du?", lache ich und gebe meinem leckeren Weihnachtsgeschenk einen tiefen Kuss. "Falls du mich umtauschst, komme ich wieder zurück." "Sehr gut. Nach sowas habe ich schon ewig gesucht." "Pfft! Idiot!", gackert er und klatscht mir ein Kissen ins Gesicht. "Was hältst du von einer heißen Dusche?", frage ich und werfe das Kissen auf den Boden. "Hört sich gut an." Wir rappeln uns auf und ich führe meine Eroberung ins geräumige Bad. Lachend balgen wir uns und ich bugsiere Raik in die Duschkabine. Auf die Gefahr hin, dass das Wasser gleich eiskalt aus der Leitung kommt, schiebe ich ihn in die Ecke und drehe den Duschhahn auf. "Fuck!" Ich hatte recht. "So kalt?" "Nein! Kälter!" Zum Glück erwärmt sich das Wasser recht schnell und ich ziehe meinen Briefträger unter den Strahl. "Was hast du? Ist doch ganz angenehm." Frech blinzelt er mich an. "Gleich wird es noch heißer.", prophezeie ich ihm und nehme seinen geschwollenen Lippen in Beschlag. Tastend, streichelnd, leckend und küssend vergeht die Zeit unter der Dusche viel zu schnell und wir weichen langsam aber sicher auf. "Ich glaube, wir suchen mal lieber das Trockene auf. Wir sind schon ganz verschrumpelt." "Alles was du willst." O là là . Das würde ich gern gleich in die Tat umsetzen, aber das Wasser wird schon ausgestellt und der Duschvorhang wird beiseite geschoben. Kalte Luft bringt mich zum schlottern. "Ich hasse es nach dem Duschen halb zu erfrieren.", beklagt sich Raik und wickelt sich in ein Handtuch. "Warte. Ich habe was Besseres." Ich krame meinen Bademantel hinter der Tür hervor und reiche ihn weiter. "Danke." "Hast du hunger?" "Und wie. Ich habe heute kaum Zeit gehabt, um was zu essen." "Du Armer.", bedaure ich Raik, schlinge meine Arme um ihn und küsse seine Stirn. "Endlich bedauert mich jemand." Ich lache leise. "Pizza?" "Gerne." "Da hast du aber Glück gehabt. Was anderes habe ich auch nicht." "So viel Glück an einem Tag. Ist ja kaum zum aushalten." Raiks Augen strahlen mich an und dann küsst er mich viel zu kurz. "Dann mal los!", ruft er, dreht sich um und verschwindet durch die Tür. Noch ganz gefangen von seinem Kuss, schaue ich ihm nach. Noch immer nackt und nass. Mich hat es wirklich mehr als nur erwischt. *** Ich gähne herzhaft. "So müde?" "Ja. War ganz schön stressig heute. Jeder war auf der Suche nach einem Last-Minute-Geschenk." "Kann ich dir nachfühlen. Erst bestellen die Leute zu spät und ich bin dann schuld, wenn ihr Päckchen noch nicht dabei ist." "Wenigstens war mein Geschenk heute in der Post.", grinse ich und gebe der Spülmaschinentür einen Schubs, damit sie zufällt. "Und beim richtigen Postzusteller.", grinst Raik süß und schlingt seine Arme um meine Taille. Zum tausendsten Mal heute hängen wir uns an der Lippen, tasten nach dem Anderen und genießen unsere Nähe. Hubertus streicht uns um die Beine und stört unser Beisammensein. Da hat jemand hunger. "Du bekommst ja gleich was.", verspreche ich ihm. Ein raues Maunzen antwortet mir. "Gib ihm lieber gleich was. Er sieht ganz schön verhungert aus." Laut seufzend gebe ich den Beiden nach und öffne eine Dose Katzenfutter. Schnurrend macht sich Herr Hubertus drüber her. Ich streichle ein paar mal über seinen Rücken, als Raik hinter mir anfängt zu lachen. "Was denn?" "Hör doch." Und ich höre. All i want for christmas von Mariah Carey dudelt im Radio. "Die Frau weiß anscheinend wovon sie singt. Ich jedenfalls tue es.", flüstert Raik. Wie Magneten ziehen wir uns erneut an und verschlingen uns wie ausgehungert. "Bleibst du über Nacht?" Ich mag ihn ungern gehen lassen. "Wenn ich darf." "Da fragst du noch?" ****** An alle fleißigen Postboten, die an Heilig Abend bis spät Nachmittags noch für uns schuften: Ihr habt mein größtes Mitgefühl! Ebenso alle, die wie ich, bis Mittags im Laden stehen und dem Kundenstrom tapfer entgegentreten! Ein ruhiges Weihnachtsfest wünsche ich euch! Dann bis später beim zweiten Kapitel! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)