On The Brink (Teil 1) von Lina_Kudo (Am Abgrund (Shinichi&Ran)) ================================================================================ Kapitel 7: Nie wieder ohne dich ------------------------------- Kapitel 7: NIE WIEDER OHNE DICH »Ich lasse dich nicht mehr gehen. Nie wieder …« »Nein.« Überrascht hob der kleine Detektiv seine rechte Augenbraue. Wirklich schlau wurde er daraus nicht. Das war einfach jedes Mal so frustrierend: Wildfremde Leute konnte er sofort durchschauen, aber wenn es um Ran ging – keine Chance. Nicht mal einen klitzekleinen Hauch Ahnung hatte er. »Ich lasse dich nicht gehen.« Eine wilde Entschlossenheit lag in ihren Augen, die er in diesem warmen Blau zwar öfters gesehen hatte, jedoch nur selten in solch einer Ausprägung wie in diesem Moment. In Momenten, in denen es um ihn ging. Ihr Gesichtsausdruck verriet: Sie duldete keinen Widerstand. Nun hatte er den Salat. »Das hast du ja mal wieder toll hingekommen, Kudo«, dachte er sich mit einer Spur von Ironie und versuchte, sie zu überzeugen. Auch, wenn dieser Versuch schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. »Bitte sei doch vernünftig. Danach wird alles vorbei sein. Dann wird alles so wie früher. Nur … nur mit dem Unterschied, dass wir dann absolut keine Geheimnisse mehr voreinander haben werden.« Er schmunzelte verlegen, und Ran verstand sofort, was er damit meinte: Dann konnten sie endlich zusammen sein. So richtig zusammen sein. Lange starrten sie sich nur schweigend an. Ihre Mienen ließen nichts durchscheinen. Nichts von dem bitteren Kampf, den jeder in sich führte. Jeder auf seine Art und Weise. Nach schier unendlicher Zeit durchbrach Rans Stimme resolut die Stille. »Ich lasse dich nicht gehen«, betonte sie starrköpfig, legte ihre Arme um ihn und drückte ihn ganz nah an sich aus Angst, dass er sich jeden Moment in Luft auflösen könnte. »Und wenn, dann nur unter einer Bedingung«, fügte sie leise hinzu. Eine Bedingung? Conan schwante Böse. Diesmal wusste er ausnahmsweise – schlimm genug, dass es sich überhaupt um eine Ausnahme handelte, denn es war meistens die Regel, dass er auf etwas kam – sofort, worauf sie hinauswollte. »Nein, du kommst nicht mit.« Missmutig sah sie in seine blauen Augen, und diesmal war er es, der plötzlich eine gewisse Strenge ausstrahlte. Es war wie ein Machtkampf, den sie da ausfochten. Das würde nicht einfach werden, ihn dazu zu bewegen, ihr zuzustimmen. Auf der anderen Seite war sie mindestens genauso hartnäckig wie er. Möge der Bessere gewinnen! »Tja, dann lasse ich dich auch nicht gehen.« »Ich werde es auf keinen Fall zulassen, dass du dich wieder in Gefahr begibst, erst recht nicht meinetwegen. Noch einmal ertrage ich das nicht mehr. Bitte versuch doch wenigstens, mich zu verstehen!« Ran kniff ihre Augen zu zwei Schlitzen zusammen. Sie holte tief Luft, bevor sie nun ausholte und ihn anherrschte: »Hast du einmal daran gedacht, wie es mir bei dieser ganzen Sache geht? Kannst du dir vorstellen, wie ich mich fühlen würde, wenn du jetzt gehen und dich in so eine offensichtliche Gefahr stürzen würdest? Die ganze Zeit war ich der festen Überzeugung, dass du weg bist, verstehst du das eigentlich? Und jetzt, wo ich dich endlich wiederhabe, werde ich ganz bestimmt nicht tatenlos zusehen, wie du ein weiteres Mal aus meinem Leben verschwindest – diesmal vielleicht sogar endgültig.« Sie wurde immer leiser, bis ihre Stimme am Ende ganz abbrach. Sie wollte sich diese Szene nicht vorstellen. Und sie konnte es auch nicht. Nicht mehr. Keine Sekunde länger. Beide funkelten sich an. Keiner von beiden wollte nachgeben. Aus grenzenloser Liebe zu dem anderen. Als Conan schon wieder dagegen argumentieren wollte, schnitt Ran ihm sofort das Wort ab. Eine Diskussion mit ihm könnte sich sonst stundenlang hinziehen. »Aber weil wir so oder so in Gefahr schweben wegen dieser Bande und du wieder deinen alten Körper möchtest, müssen wir uns ihnen wohl oder übel stellen. Aber ich werde dabei nicht von deiner Seite weichen. Niemals. Verlass dich drauf.« Mit ernster Miene schien sie ihn mit ihrem Blick zu durchbohren. »Dann bleibe ich auch hier. Aber dann werde ich wohl für immer zehn Jahre jünger sein als du. Zumindest äußerlich«, drohte er ihr mit verbissener Miene, weil er sich wirklich nicht mehr anders zu helfen wusste. Das war sozusagen sein letztes Ass im Ärmel. Ein nicht wirklich durchdachter Zug, wie er sofort feststellen musste, noch während er ihn zog. »Verdammt …« Süffisant grinste sie ihn selbstgefällig an. »Das nehme ich gerne in Kauf. Lieber klein und lebendig als dich gehen zu lassen mit der Ungewissheit, ob du jemals zurückkommen wirst. Conan ist mir nämlich in der Zwischenzeit auch sehr ans Herz gewachsen, weißt du. Es wird dann wohl eher für dich schwer sein, für immer in diesem Körper zu bleiben. Mir macht das nichts aus.« Ran war ein Engel. Zweifelsohne. Aber selbst in wahren Engeln schlummerte immer ein kleiner Teufel. Und dieser Teufel kam bei Ran gerade erstmals in seiner vollkommenen Pracht zum Vorschein. Abermals sah er ihr tief in die Augen, bevor er sich schließlich resigniert zurücklehnte und sprach: »Warum musst du auch immer so stur sein? Ich bin zwar auch stur, aber gegen dich kann nicht mal ich es aufnehmen.« Das war seine Art zu kapitulieren. Er wusste: Mit dieser Frau konnte er es nicht aufnehmen. Er würde es nicht schaffen, sie aufzuhalten. Und er musste sich widerwillig eingestehen, dass sie recht hatte. Was sollte es: Er würde sie diesmal beschützen. Mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Wenn es sein musste, auch mit seinem Leben. Auf Rans Gesicht machte sich ein triumphierendes Grinsen breit. Auch, wenn viele das nicht gedacht hätten, aber in einem Konflikt zwischen den beiden war meistens er derjenige, der nachgab. Das war schon immer so gewesen. Schon als sie noch kleine Kinder waren, hatte er immer lieber zurückgesteckt und ihr ihren dickköpfigen Willen gelassen. »Warum fragst du dich nicht selber? Inzwischen kennst du mich wahrscheinlich schon besser als ich mich selbst«, entgegnete sie schmunzelnd und drückte ihren kleinen Freund abermals glücklich an sich. »Wir werden das schon schaffen. Gemeinsam schaffen wir das«, sprach sie ihm sanft Mut zu. Letztendlich schlich sich auch auf Conans Lippen ein mildes, zuversichtliches Lächeln. Sicher würden sie es schaffen. Anschließend würde er an das Rezept des Gegengiftes kommen und dann … Er konnte es kaum erwarten, ihr endlich in seinem richtigen Körper wieder gegenüberzustehen. In einer Augenhöhe mit ihr zu stehen; sie in den Arm zu nehmen; ihr einfach nahe zu sein. Schon bald. Bald würde sein Traum in Erfüllung gehen und sie könnten dann endlich ihr wohlverdientes Glück finden. Bald. Da fiel Ran plötzlich etwas ein. Sie neigte ihren Kopf zur Digitaluhr. Es war inzwischen 23:58 Uhr. Innerlich atmete sie erleichtert aus. Es war noch nicht zu spät. »Shinichi?« Er hielt seine Augen entspannt geschlossen, während er ein leises »Hm?« hervorbrach. Dabei kuschelte er sich noch etwas dichter an sie heran. »Happy Birthday …« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)