Life in the Darkness - Das Leben geht weiter von Little-Cherry (Teil 2) ================================================================================ Kapitel 11: Ein ernstes Gespräch und seine Folgen ------------------------------------------------- 11. Ein ernstes Gespräch und seine Folgen   „Du hast mich also mit diesem schmierigen Lackaffen betrogen, ja?!“, stellte Shikamaru emotionslos fest. Es war dieses Emotionslose, was Temari zusetzte. Noch nie hatte sie ihn emotionslos sprechen hören. Er war wütend, verletzt oder enttäuscht, aber niemals emotionslos. Das war etwas ganz neues, was sie nicht kannte und das machte ihr angst. Hinzu kam, dass er sie belauscht hatte. Er hatte gehört wie sie ihrem Vater von dieser Nacht erzählt hatte. Aber das sollte er gar nicht. Nicht umsonst hatte sie so lange geschwiegen. Was machte er überhaupt hier? Wie war er herein gekommen? Warum hatte er nichts gesagt? Aber das alles war nicht das Erste, was sie sagte. „Shikamaru…“, hauchte sie und biss sich gleich darauf wieder auf die Unterlippe.   „Genau der“, erwiderte er kalt, „ist es dir unangenehm mich hier zu haben?“, fragte er auf ihre Reaktion hin. Jedoch ließ er ihr keine Chance zum Antworten.   „Natürlich ist es dir unangenehm, immerhin hätte ich das hier niemals hören sollen, oder? Du wolltest mir verschweigen, dass das passiert ist, darum bist du auch dauernd meinen Fragen und allem ausgewichen, darum wolltest du einfach nicht mit mir reden! Du wolltest verschweigen, dass du dir einen Fehler geleistet hast!“, schrie er sie an. Temari schüttelte wild den Kopf.   „Nein, wollte ich nicht. Ja, du hast damit Recht, dass ich es dir nicht sagen wollte, aber nicht um meinen Fehler zu verschweigen, sondern weil ich dich nicht verletzen wollte. Du bist mir nämlich wichtig, Shikamaru“, versuchte sie zu erklären. Shikamaru aber schnaubte.   „Hast du eigentlich gar kein schlechtes Gewissen? Dass du mich jetzt auch noch einfach so anlügen kannst, ohne rot zu werden. Schämst du dich denn gar nicht?“, schrie er sie an. Temari schluckte. Sie hatte gewusst, dass er es falsch verstehen würde. War es doch klar gewesen.   „Ich lüge dich nicht an, Shikamaru, das ist die Wahrheit. Wirklich! Du muss mir glauben!“, beteuerte sie. Aber Shikamaru wollte ihr nicht glauben.   „Ich muss gar nichts“, erwiderte er eisern. „Rede nicht in diesem Ton mit meiner Tochter, klar?!“, mischte sich nun auch Mamoru ein, der dem Gespräch zwar erst schweigend gefolgt war, sich nun aber nicht mehr zurückhalten konnte. Er wusste nicht, was, aber irgendwas sagte ihm, dass seine Tochter die Wahrheit sagte und dass er sie beschützen musste, auch wenn ihr das gar nicht gefallen würde. Aber so was ließ kein Sabakuno über sich ergehen. Das war mal klar. Shikamaru fand das aber gar nicht lustig.   „Was mischen Sie sich denn hier mit ein? Das ist eine Sache zwischen mir und Temari. Sie können das Ganze gar nicht beurteilen. Also halten Sie sich hier raus!“, knurrte der Nara. Er konnte jetzt keinen Vater gebrauchen, der seine Tochter beschützte. Er wollte das hier ein für alle Mal klären und dann abhauen, denn diese verlogene Schlange wollte er nie wieder sehen. Sie ging ihm auf die Neven, mehr als alles zuvor, denn das hätte er niemals von ihr erwartet. Mamoru wollte sich das aber nicht bieten lassen, weshalb er drauf und dran war, diesem Kind zu sagen, wo es lang ging, aber Temari hielt ihn erstaunender Weise zurück.   „Geh doch ein wenig raus spazieren oder mach dir einen Tee, Dad. Ich schaff das schon alleine, außerdem habe ich es mir ja selbst eingebrockt, also muss ich das auch wieder alleine auslöffeln“, erklärte sie ihm ruhig, wobei sie ihn bittend ansah. Ihr Vater überlegte ein paar Minuten. Eigentlich wollte er sie nicht alleine lassen, doch ihre Worte und ihr Blick sorgten dafür, dass er seine Meinung änderte.   „Ist gut, Schatz. Sag bescheid, wenn du etwas brauchst, ich bin in der Küche“, erwiderte Mamoru ebenso ruhig und drehte sich dann um, um zur Küche zu gehen. Vorher warf er Shikamaru aber noch einen düsteren Blick zu, auch wenn dieser sich davon nicht beeindrucken ließ. Als Temari sicher war, dass ihr Vater aus dem Wohnzimmer verschwunden war, stand sie vom Sofa auf und ging langsam auf den Nara zu. Sie wollte seine Hand berühren, wollte versuchen, ihm irgendwie zu beweisen, dass sie die Wahrheit sagte. Der Nara aber war daran nicht interessiert. Jeder ihrer Annäherungen ging er aus dem Weg. Shikamaru wollte nicht, dass sie ihn berührte, rief das doch Erinnerungen in ihm wach, die in diesem Moment einfach nur schmerzhaft für ihn waren. Er wollte das geklärt haben. Mehr aber nicht. Temari bemerkte dies schnell, weshalb sie ihre Taktik änderte. „Shikamaru… ich weiß, dass das ein riesiger Fehler war und du weißt gar nicht, wie leid mir das eigentlich tut. Ich will auch gar nicht nach irgendwelchen Ausreden suchen, weil du mir eh keine glauben würdest. Ich kann dir nur sagen, dass ich das alles niemals gewollte habe. Und wenn es dich glücklich macht, ich habe seit Wochen ein schlechtes Gewissen, sodass ich kaum noch schlafen kann, aber ich kann das einfach nicht rückgängig machen und ändern, denn ich habe keine Zeitmaschine. Wenn du eine hast, sag es mir. Ich würde sofort in die Vergangenheit reisen. Es… Es tut mir wirklich leid, Shikamaru“, versuchte sie sich zu erklären, wobei das Letzte nicht mehr als ein Flüstern war. Ihr Herz hatte wieder angefangen zu bluten und die Schmerzen brachten sie um. Temari spürte, wie wieder Tränen in ihr aufkommen wollten, doch biss sie sich auf ihre Unterlippe, um diese zu unterdrücken. Sie würde nicht schon wieder anfangen zu weinen, nicht vor Shikamaru. Zu gerne würde sie jetzt seine Gesichtszüge sehen, um zu versuchen, daraus zu lesen und zu erfahren, was er fühlte, was er dachte und ob ihre Worte überhaupt etwas gebracht hatten. Aber leider konnte sie das nicht. Sie konnte ihm nicht ins Gesicht sehen und alles daraus lesen, nicht so wie er, denn sie war Blind. Temari war Blind, aber Shikamaru stellte sich Blind. Blind und Taub. Er ignorierte ihre Gesichtszüge, die alle dasselbe sagten und hörte nicht auf ihre Stimme, die dies noch unterstützte. Die Wut in seinem Kopf stellte seinen Verstand und sein Herz aus, sodass nichts blieb außer Hass und Wut. Er war nicht nur wütend auf die Blondine, sondern auch auf Hidan, doch am meisten war er wütend auf sich, weil er sie alleine gelassen hatte. Und diese Wut auf sich selbst ließ er nun an der Blondine aus, die eigentlich nur wenig für ihre Situation konnte. Aber das war dem Nara in dem Moment einfach nur egal. „Temari, du kannst mir noch so viele Geschichten auftischen, ich werde dir nicht glauben. Warum hast du es mir nicht gesagt, als du die Chance dazu gehabt hast? Ich habe dich so oft gefragt, ob irgendwas passiert sei, aber du hast jedes Mal verneint, also, warum soll ich dir jetzt glauben?“, erwiderte er. Temari musste ihm im Stillen Recht geben. Trotzdem würde sie nicht aufgeben, denn hier ging es um ihre große Liebe.   „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ich nie darüber gesprochen habe, weil dich nicht verletzen wollte. Ich habe so oft versucht dir zu sagen, dass ich… Aber ich habe es nie geschafft, weil ich Angst hatte, dass du mich verlässt und ich wollte dir nicht dein Herz brechen, darum habe ich versucht es zu verschweigen, Shikamaru“, erzählte sie. Aber der Nara schnaubte nur.   „Stimmt, ich wäre verletzt gewesen, wenn du mir es erzählt hättest, aber ich wäre darüber hinweggekommen, weil du ehrlich zu mir warst. Ich hätte dir verziehen, weil ich gewusst hatte, dass er dich abgefüllt hat. Ich hätte dir verziehen, wenn du ehrlich zu mir gewesen wärst“, erklärte er ihr, wobei sie hören konnte, wie seine Stimme immer trauriger wurde.   „Aber du hast nie daran gedacht, es mir zu sagen. Du hast es verschwiegen und einen Streit nach dem anderen dadurch hervorgerufen. Es tut mir in der Seele weh, Temari, aber es ist aus. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben. Du hast mich enttäuscht. Ich hatte gedacht, du hättest den Mumm mir so was zu sagen und wir könnten über alles Reden, aber… Ich habe mich wohl getäuscht. Und weißt du, was die Ironie daran ist? Du hast es mir verschwiegen, um mich nicht zu verletzten, aber dadurch, dass du es verschwiegen hast, hast du unsere Beziehung zerstört und mich und dich damit verletzt. Ob das so richtig war, weiß ich ja auch nicht“, meint er. Temari konnte ihm nicht antworten. Viel zu verstört war sie von seinen Worten. Er machte wirklich Schluss mit ihr. Er machte Schluss mit ihr, nicht weil sie ihn betrogen hatte, sondern weil sie nicht gesagt hatte, dass sie ihn betrogen hatte. Das war doch absurd. Warum sollte er das tun? Oder hieß es, dass er so oder so mit ihr Schluss gemacht hätte, egal was gekommen wäre? War ihm ihre Beziehung so egal? Er versuchte doch gar nicht darum zu kämpfen. Er gab einfach auf, ohne darüber nachzudenken. War sie ihm wirklich so egal gewesen? Sie hatte gedacht, dass auch sie für ihn seine große Liebe gewesen war, nachdem was mit Ino war, aber dem schien nicht so. Er wollte sie vergessen. Einfach so. Für immer… Sie wollte etwas sagen, wollte etwas dagegen tun, aber sie konnte es nicht. Ihre Gedanken und Gefühle blockierten sie, sodass sie einfach nur starr dastehen konnte. Die Blondine merkte auch nicht, wie der Nara immer näher kam und kurz vor ihr stehen blieb. Er beugte sich zu ihr herunter, um ihr einen letzten Kuss zu geben.   „Ich habe dich immer geliebt, Temari und ich liebe dich noch immer“, flüsterte er ihr in ihr Ohr, dann entfernte er sich von ihr und ging. Zurück ließ er eine völlig aufgelöste Temari, die den Tränen nahe war, denn immer mehr drang die Botschaft an ihren Verstand. Sie hatte ihn verloren. Sie hatte ihre große Liebe verloren. Einfach so. Sie hatte nichts tun können. Er war einfach gegangen, ohne ihr wirklich zu zuhören. Temaris Herz blutete nun nicht mehr, denn mittlerweile war es in tausende Einzelteile zerbrochen. Temari spürte, wie die Kraft aus ihren Gliedern wich und wie ihre Knie unter ihrem Gewicht zu zittern begannen. Ihr gesamter Körper erbebte und sie erwartete jede Sekunde auf den Boden zu fallen. Doch soweit kam es nicht. Sie spürte, wie ein schützender Körper sich an sie schmiegte und sie auf seine Arme nahm. Zu gerne hätte sie geglaubt, es wäre Shikamaru gewesen, der zurückgekommen war, um ihr zu sagen, dass er so blöd und alles eine Überreaktion gewesen war und er ihr verzieh, aber sie wusste, dass es ihr Vater war, der sie da auf seinen Armen zu ihrem Zimmer trug, sodass sie sich dort in Ruhe ausweinen konnte oder was auch immer sie wollte. Er musste sie beide belauscht haben, denn sonst wäre er nie so schnell bei ihr gewesen, um sie zu stützen. Das verrieten ihr auch seine letzten Worte, bevor er sie in ihrem Zimmer alleine ließ.   „Er wird sich sicher wieder beruhigen, Maus. Da bin ich mir sicher“, versicherte er ihr. Temari hätte lieber eine starke Schulter zum Ausweinen gehabt als diese Worte, aber sie wusste, dass ihr Vater sie nicht weinen sehen konnte und dem meistens aus dem Weg ging. Irgendwie konnte sie ihn ja auch verstehen… Am Abend kamen auch ihre Brüder vorbei. Kankuro versuchte sie mit dämlichen Sprüchen aufzumuntern und Gaara versprach ihr zuerst, dass er beiden Typen zeigen würde, wo es lang ging und versuchte dann ihr auszureden, dass sie an allem Schuld war. Aber nichts von dem klappte, weshalb sie sich einfach in ihr Bett legte und versuchte einzuschlafen. Ihre Brüder strichen ihr dabei durchs Haar. Irgendwann schaffte sie es dann aber doch einzuschlafen mit dem Wissen, dass nichts mehr so sein würde, wie es einmal war. Zwar wollte Temari am nächsten Tag nicht in die Schule gehen, doch wurde sie von ihrer gesamten Familie gezwungen, sodass ihr keine andere Wahl blieb. In der Schule wurde sie auch sogleich von TenTen ausgequetscht, was denn war, weil Shikamaru am Abend ganz wütend bei ihr und Neji aufgetaucht war, seine Sachen gepackt hatte und ohne ein Wort zu sagen, wieder verschwunden war. Als Temari ihr aber erzählte, dass es aus war, hielt sie für den Rest des Tages ihren Mund, weil sie verstand, dass die Blondine ihre Ruhe haben wollte. Das klappte aber nicht ganz so wie geplant, denn irgendwie hatte Hidan davon spitz bekommen und nervte die Blondine von da an die ganze Zeit und zog sie auf. Es freute ihn, dass ihr Freund mit ihr Schluss gemacht hatte. Nun durfte auch der Rest der Männerwelt ihren Spaß mit ihr haben und nicht nur er, der durch eine einfach List an sie heran gekommen war. Die Blondine aber versuchte nicht darauf zu hören, was er sagte, um ihm nicht noch mehr Genugtuung zu geben. Innerlich aber kochte sie vor Wut, sodass sie sich nur schwer zurück halten konnte. Trotzdem schaffte sie es irgendwie den Hibari nicht doch noch zu verprügeln, was eigentlich so sehr verdient hätte. Temari verzog sich von da an immer mehr. Sie ließ keinen mehr an sich heran und schloss sich in ihrem Zimmer oder im Theater ein. Es war wie zu der Zeit, wo sie in ihrem goldenen Käfig gefangen war, nur dass sie sich diesen Käfig alleine ausgesucht hatte. Ihre Freunde und ihre Familie versuchten immer wieder an sie heran zu kommen. Aber Temari blockte ab. Sie wollte lieber einsam leiden, als andere Leute, die ihr wichtig waren mit leiden zu lassen. Und so kam es, dass keiner wirklich merkte, dass die Blondine sich morgens immer wieder übergeben müsste…   Aber nicht nur bei der Blondine lief es gerade nicht so super ab, denn auch Shikamaru litt und ließ niemanden an sich heran. Der Nara hatte sich sogar eine eigene Wohnung genommen, um alleine zu sein. Er konnte sie einfach nicht vergessen, immerhin hatte er sie auch wirklich geliebt, wobei die Vergangenheitsform eher unangebracht war, da er sie noch immer liebte. Manchmal hatte er sogar mit dem Gedanken gespielt, zu ihr zu gehen, aber er konnte es nicht. Sie hatte ihn mit ihrer Lüge einfach so sehr verletzt, dass er ihr nicht verzeihen konnte, weshalb er es vorzog sie beide einfach weiter leiden zu lassen. Irgendwie hatten sie es ja auch verdient. Sie beide hatten es nicht geschafft miteinander zu reden und waren in ihr Unglück gerannt. Hätte er damals gewusst, als sein Vater ihm diesen Termin aufs Auge gedrückt hatte, dass diese Entscheidung, Temari zu versetzen, solche Konsequenzen mit sich zog, hätte er sicher nicht zugestimmt. Aber nun war es zu spät. Wie Temari schon gesagt hatte: Es gab keine Zeitmaschine, mit der man alles ändern konnte. Man musste mit seinen Fehlern leben und diese wieder ausbaden. Dies wurde dem Nara aber erst jetzt so wirklich bewusst…                                       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)