Itsuwari no Kamen / The World is ugly (but you are beautiful to me) von abgemeldet ((Frank x Tsuzuku)) ================================================================================ Kapitel 3: As i watch you sleep~ -------------------------------- As i watch you sleep~ Franks POV Es regnete. Nicht stark, eher ein Nieseln. Langsam ging ich die Straße entlang, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, den Blick gen Boden gerichtet. Nur selten schaute ich auf, zur Orientierung oder wenn etwas weiter entfernt irgendwelche jüngeren Mädchen anfingen wie wild zu quietschen und andere unidentifizierbare Geräusche von sich zu geben, weil eine von ihnen entweder von ihren Schwarm angeschrieben worden war oder weil der Freund einer anderen mit ihr per SMS Schluss gemacht hatte. Der Abend des fünften Tages meines Aufenthalts war grade angebrochen und ich war auf dem Weg in eine Bar, welche mir Jake dringend empfohlen hatte. Jake wohnte in dem selben Hotel wie ich, nur drei Zimmer weiter. Wir hatten uns zwei Tage nach meiner Ankunft beim Frühstück kennengelernt und ein wenig Smalltalk betrieben, wobei wir schließlich festgestellt hatten, dass wir viel gemeinsam haben. Er lief direkt neben mir und dirigierte mich ab und zu, wenn ich von unserem Weg abkam. Wir unterhielten uns nicht, was dran lag, dass er mit seiner Freundin telefonierte. Sie waren noch nicht allzu lange zusammen und eigentlich wollten sie auch gemeinsam hierher reisen, aber sie wurde überraschend in eine andere Filiale versetzt, weshalb sie zu beschäftigt war um mitzukommen...oder so. Ganz genau erinnere ich mich nicht mehr daran. Normalerweise war ich ein wirklich guter Zuhörer aber nicht wenn ich grade eine Stadtrundführung hinter mir hatte, die geschlagene 7 Stunden gedauert hat...Im Grunde hat sie mir nichts gebracht, denn die Fakten zu den besonderen Orten in und um Tokyo hatte ich mir selbst schon angelesen. Deshalb hatte ich am Tag Vier auf den zweiten Teil der Führung verzichtet und beschlossen, lieber ein wenig in der Fußgängerzone zu sitzen und auf meiner geliebten Pensy zu spielen, in der Hoffnung, mir ein wenig zusätzliches Geld dazu zu verdienen, um am nächsten Tag, also heute, das Nachtleben Japans mit meiner werten Anwesenheit zu bereichern. „Okay, ja, ich liebe dich....du legst zuerst auf...nein du! ....Schatz, leg du auf.." hörte ich Jake jetzt in den Hörer seines Handys säuseln. Paare konnten echt anstrengend sein, in mehrerer Hinsicht, besonders wenn man als eiserner, aber eher unfreiwilliger Single daneben stand und zusehen beziehungsweise zuhören darf, wie andere im Glück der Zweisamkeit strahlen. Aber ich gönnte es ihm....Letztendlich legte der junge Mann neben mir dann doch auf und sah mich an. „Ist es noch sehr weit?", fragte ich und schob meinen überlangen, vom Regen nassen Pony zurück unter meine Kapuze. „Nein, nur noch da vorne um die Ecke und dann sind wir schon da" versicherte er mir, worauf ich nur nickte und mich dann wieder stumm dem granitfarbenen Boden zu wandte. Die Hände hatte ich in den Taschen meiner dunkelblauen, leicht abgenutzten Jeans vergraben. Maggie warf mir jedes Mal einen seltsamen Blick zu wenn ich sie zuhause trug, sie hatte mich auch schon darum gebeten, die an einigen Stellen zerschlissene Hose zu entsorgen, aber mir gefiel sie so wie sie nun war einfach viel besser als eine spießige heile Hose. Dazu hatte ich ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt gewählt, über welchem ich eine graue Strickjacke trug. Es war zwar schon Mitte November, aber noch nicht besonders kalt, lediglich etwas frisch und eben verregnet. Hätte ich gewusst, dass unser Ziel so weit vom Hotel entfernt lag, hätte ich mir noch eine richtige Jacke angezogen, was mir dieses eklige Gefühl, wenn nasser Stoff an tuu Haut klebt, erspart hätte. Ist halt dumm gelaufen, doch davon würde ich mir garantiert nicht den Abend vermiesen lassen. - „Woher kennst du die Bar eigentlich?" sprach ich, mein mittlerweile drittes Bier in der Hand, Jake an, welcher auch nicht mehr ganz nüchtern war. Soweit ich wusste, war er schon eine Woche hier. „Ein purer Glückstreffer. Die Bars inner Nähe des Hotels warn alle gerammelt voll, deshalb hab ich eben weiter weg nach etwas gesucht und schließlich bin ich dann hier gelandet" erklärte er und machte mit den Händen eine auslandende Geste. „Na dann...hast aber wirklich n gutes Händchen" erwiderte ich. Ich fand es hier wirklich schön, die Musik die lief war auch um Längen besser als das, was einem in den meisten Kneipen in meiner Heimat geboten wurde. Hier würde ich auf jeden Fall noch öfter vorbeikommen. „Pff" entkam es dann meinem neuen Kumpel welcher langsam aber sicher begann, immer mehr von der Wirkung des Alks eingenommen zu werden „aber nich was die Frauen anbelangt. Mit Clarissa isses kaum auszuhalten. Klar, sie's echt süß, aber strohdoof sach ich dir. Und sie klammert, meine Güte! Ich kann keinen Schritt tun ohne dass sie den hinnerfragt." Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse und besellte sich einen weiteren Schnaps. Das war eine der vielen Tücken des Alkohols - er ließ einen Dinge sagen, die nie für die Ohren anderer bestimmt waren, aber doch meistens die bittere Wahrheit offenbarten. „Warum redest du nicht einfach mal mit ihr darüber?" „Bissu bekloppt? Dann kann ich ja gleich mit ihr Schluss machn. Mit der kann man nich redn, weil sie dann immer rumheult und sagt dass sie sich bessert aber da passiert nischts, rein garnischts sach ich dir!!" gab mein Gegenüber erregt zurück. Ok, jetzt war Vorsicht geboten, Iero. Jake war zwar echt nett im freundschaftlichen Sinne aber ich kannte ihn ja so gut wie garnicht. Zumindest konnte ich nicht einschätzen, wie er drauf ist, wenn er betrunken ist und zudem dann noch über seine Probleme redete. Manche Menschen ziehen dir gleich eine über wenn du ihnen dann mit einem ach so klugen Rat kommst, deswegen hielt ich jetzt lieber die Klappe, was von Angetrunkenem neben mir als Aufforderung weiter zu reden gedeutet wurde und er einfach über Gott und die Welt redete und wie schlimm doch alles war. Dabei versuchte ich mir allerlei sarkastische Kommentare zu verkneifen und eine passive Haltung einzunehmen. Wenn er lachte, grinste auch ich. Wenn er leiser wurde und bedrückt aussah, warf ich ihm verständnisvolle Blicke zu, hielt mich aber sonst komplett zurück. Unzählige Geschichten aus seiner Kindheit und von verflossenen Liebschaften später — ich schätze es war so kurz nach 12Uhr — entschied Jake dann, dass es an der Zeit war, zurück zum Hotel zu gehen und in seinem Zimmer den Rausch auszuschlafen. Ich hingegen war noch hellwach und bei klarem Verstand. Eben jener sagte mir, dass ich Jake eigentlich begleiten sollte um sicher zu gehen, dass er den Weg findet und nicht überfahren wird oder dergleichen, aber dann entschied ich mich dazu, es zu lassen. Er war ja schon öfter hier gewesen, da kannte er den richtigen Weg bestimmt auch so gut um ihn volltrunken zu finden. Besagter machte dann also ohne jegliche Begleitung einen ziemlich wackligen Abgang und als er draußen war, hörte ich ein lautes Scheppern und danach seine lallende Stimmte, die jemanden — oder besser gesagt etwas — anpöbelte. Ich lachte leise in mich hinein, nicht wirklich davon überzeugt, dass die umgeworfene Mülltonne beeindruckt von seinem ziemlich umfangreichen Wortschatz bezüglich Beleidigungen war. Dann widmete ich mich der restlichen, goldenen Flüssigkeit in meiner Flasche ehe ich eine weitere orderte. Das Spielen in der gut gefüllten Einkaufsstraße hatte sich wirklich gelohnt. Manche Leute waren sehr großzügig gewesen, ob man's glauben mag oder nicht; andere wiederum waren recht geizig gewesen aber ich will mich nicht beschweren, immerhin will ich die Zeit hier in vollen Zügen genießen. Plötzlich brach am Tisch schräg hinter mir ein aufgebrachtes Tuscheln aus. Dort saßen drei Männer, ich schätzte sie etwas älter als mich, und sahen alle samt verstohlen in Richtung Eingang. Ihren Blicken folgend drehte ich mich ein Stück, um ebenfalls sehen zu können, was sie sahen. Doch dort im Bereich der Tür war nichts ungewöhnliches. Nur ein anderer Mann, von relativ schlanker Statur. Einige Strähnen der schwarzen, mittellangen Haare hingen ihm ins Gesicht und die braunen Augen waren leicht zusammengekniffen. Diese Augen....und das Gesicht....irgendwoher kannte ich ihn doch. Los, Gehirn, arbeite!! Den Blick immer noch wie in Trance auf ihn geheftet, verfolgte ich aufmerksam jede seiner Bewegungen, genau wie die Typen am Tisch hinter mir, welche er zu erkennen schien, während er sich umsah. Für einen kurzen Moment hielt er inne, fokussierte die Männer, ehe er zuerst zögernd, dann etwas bestimmter auf sie zu schritt. Doch ihm war nicht wohl dabei, das konnte ich deutlich erkennen... Der Schwarzhaarige setzte sich zu den anderen an den Tisch, wobei er zu ihnen einen seltsamen, aber dennoch vorhandenen Kontrast bildete. Sie sahen allesamt nicht direkt heruntergekommen aus, sondern eher....ja wie? 'Schmierig' würde es vielleicht treffen. Ein leichter Bierbauch, sehr kurze oder zurück gekämmte Haare, unter den schwarzen Jacken weiße Tanktops und um Hals und die Handgelenke Goldkettchen. Er, der mir bekannt schien, hingegen hatte ein viel feiner geschnittenes Gesicht und auch seine Ausstrahlung schien einfach...eleganter. Elegant nicht vom Auftreten her, ich weiß selbst nicht genau was es an ihm war, doch dieses etwas ließ ihn trotz der abgewetzten Lederjacke, der verschlissenen Schuhen und der kaputten Jeans wie eine Rose aussehen. Eine Rose umringt von Unkraut. Fuck, was denk ich mir hier eigentlich? Meine pseudo-peotischen Gedanken beiseite schiebend strengte ich mich jetzt an, etwas von dem Gespräch zwischen ihnen mitzubekommen. Das war allerdings, trotz meines feinen Gehörs, schwieriger als gedacht, da wir ja schließlich nicht alleine in dieser Bar waren. Trotzdem gelang es mir hin und wieder ein paar Worte, manchmal sogar Satzteile aufzugreifen. Im Endeffekt hatte ich keine Ahnung, warum ich plötzlich anfing fremde Leute zu belauschen, dafür aber fand ich heraus, dass es anscheinend um Geld ging. Um und bei waren so die 18.000 Yen im Spiel. Das waren wie viele Dollar? 170? 180? So um den Dreh rum. Jedenfalls schien der von mir nicht aus den Augen Gelassene den anderen Typen eben jenes Geld zu schulden — und war anscheinend nicht in der Lage es ihnen zurückzuzahlen. Denn nachdem die Stimmen erst etwas lauter, herrschender wurden, sprang einer der drei anderen auf, packte den Schwarzhaarigen am Kragen und kam ihm bedrohlich nahe. „Ich will das Geld, Takayama. Und zwar jetzt, sonst wird's ungemütlich"knurrte er ihn an. Oh nein..Scheiße verdammte, was geht denn jetzt ab? Aus meinen umfangreichen Erfahrungen wusste ich, dass es auf eine Schlägerei hinauslaufen würde, und ich wusste, dass ich das nicht sehen wollte. Ich hasste es, so etwas mitanzusehen, auch wenn meine eigene Weste zugegebenermaßen ebenfalls nicht ganz unbefleckt war. Wenigstens kannte ich jetzt den Nachnamen des mir bekannten Unbekannten. Mittlerweile war auch der Barkeeper auf die ungemütliche Runde aufmerksam geworden und warf einen alarmierten Blick in Richtung der Ecke, in welcher es nun nochmals lauter wurde. Denn Takayama erhob sich ebenfalls ruckartig und verpasste dem Typen der ihn gepackt hatte einen harten Hieb in den Magen. Autsch, das musste wehgetan haben. Tatsächlich gelang es ihm dadurch, den anderen kurzzeitig zu schwächen und sich loszureißen, jedoch wurde er sogleich von den zwei anderen gepackt. Alles ging relativ schnell und wurde derweilen auch vom aufgebrachten Gezeter des Barkeepers untermalt. Der Angreifer hatte sich binnen Sekunden vom Schlag seines Schuldners erholt und revanchierte sich mit einem weit ausgeholten Kinnhaken. Getroffener konnte sich nicht wehren, geschweige denn schützen, da seine Arme ja festgehalten wurden. Ich hätte eingreifen sollen, aber hätte ich denn eine Chance gehabt? Ich alleine gegen drei ältere, körperlich überlegende Männer? Die Antwort war ja wohl offensichtlich, dennoch hatte ich tatsächlich kurz überlegt einzuschreiten, was aber nichts mehr hätte verhindern können. Takayama wurde von diesen Dreckskerlen losgelassen und kam unsanft mit dem Kopf auf dem Boden auf und ich sah, wie Blut aus seiner Nase oder Lippe lief — vielleicht auch aus beidem?— während sich seine Peiniger aus dem Staub machten. Natürlich war diese Szenerie an keinem der Gäste vorbei gegangen, alle starrten sie den am Boden liegenden an, teils unsicher und ängstlich, teils schlicht schockiert, über das was sie gesehen hatten und teils einfach nur gleichgültig. Menschen letzterer Sorte gingen mir sowas von gegen den Strich, wie konnte das einen so kalt lassen? Niemand machte große Anstalten dem Bewusstlosen zu helfen. Niemand, außer mir - Tsuzuku war sein Vorname. Das hatte ich seinem Ausweis entnehmen können, der sich nun wieder im Portemonnaie in seiner Jackentasche befand. Außer dem Ausweis und der Visitenkarte einer Jobagentur war seine Geldbörse relativ leer gewesen. Ich wollte natürlich auch gar kein Geld finden, wie armselig wäre das denn eine mehr oder weniger vollkommen weggetretene Person zu bestehlen? Ich wollte lediglich seinen Namen wissen, denn den hatte er mir nicht gesagt. Nachdem ich ihn vorhin mühsam zu den Toilettenräumen der Bar verfrachtet und ihm das Blut aus dem Gesicht gewischt hatte, war Besagter kurz wachgeworden. Naja was heißt wach....er hat die Augen geöffnet und verwirrt um sich geblickt, ehe er angefangen hat meine Hände wegzuschlagen. Aufgrund der Tatsache, dass er wohl schon ziemlich was intus hatte und grade bewusstlos geschlagen worden war, gelang ihm das Abwehrmanöver eher schlecht als recht. Irgendwann hatte er dann aufgehört und saß einfach nur da, den Rücken gegen die kalten weißen Fliesen an der Wand gelehnt, ins Leere starrend. Dieses Bild hatte mir einen regelrechten Schauer über den Rücken gejagt und würde wohl auch noch weiterhin in meinem Kopf bleiben. Glücklicherweise hatte er mir nach mehrmaliger Aufforderung verraten wo er wohnte. Ich hatte mir die Adresse auf einem Papierhandtuch notiert und dann samt stark schwankenden Tsuzuku die Bar verlassen, um ein Taxi zu ergattern. Er wohnte laut Aussage des Fahrers ganz in der Nähe, allerdings herrschte auch zu dieser utopischen Uhrzeit ein reger Verkehr auf den Straßen Tokyos, weshalb die Fahrt trotzdem von nicht ganz so kurzer Dauer war. Mein volltrunkener Sitznachbar war eingeschlafen und so nutzte ich die Zeit, um ihn mir etwas genauer zu betrachten. Er war wirklich hübsch,wie er da im Sitz des Fahrzeuges hing, seine Brust sich in einem ruhigen, gleichmäßigen Rhythmus hob und senkte. Einige Strähnen des pechschwarzen Haares waren ihm wieder über das Gesicht gefallen und ich hätte sie nur zu gerne wieder zurück gestrichen, hätte zu gerne seine so unglaublich weich aussehende Haut berührt, über das Tattoo an seinem Handgelenk gestrichen.... Meine Hand hatte sich wohl selbstständig gemacht und war schon auf halben Weg, als ich wieder Herr meiner Selbst wurde und sie zurück zog. Böse Hand, das gehört sich nicht. Schweren Herzens wandte ich mich ab von seinem Anblick und sah aus dem Fenster. Hier in der Nähe hatte ich gestern gesessen und Gitarre gespielt, ich erkannte einige der Läden wieder.. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Jetzt wusste ich wieder woher mir dieser Tsuzuku so bekannt vorkam! Er war auch da gewesen, hatte mir Geld gegeben. Jetzt wanderten meine Augen wieder zu ihm. Wenn er wirklich solche Geldprobleme hatte, warum gab er dann trotzdem etwas an einen unbedeutenden Straßenmusiker wie mich ab? Ich versuchte mir ein paar Theorien zu überlegen, wollte mein armes Hirn dann aber doch nicht überanstrengen und beschloss es zu lassen. Stattdessen holte ich mein Handy aus meiner Hosentasche, welches mir 2 neue Nachrichten anzeigte. Sie stammten beide von Alice, wahrscheinlich wollte sie sich erkundigen wie es mir hier so geht. Ich kam aber nicht dazu, die Mitteilungen zu lesen, da der Motor des Wagens abgestellt wurde und mir der Fahrer über den Rückspiegel kurz zunickte. Ich steckte mein Smartphone wieder weg, stieg aus und lief einmal um das Taxi herum, um den immer noch Schlafenden ins freie zu hieven. Zu meiner Erleichterung half dieser sogar ein wenig mit, die Augen ließ er aber geschlossen und auch sonst unterschied ihn nicht viel von einem nach Alkohol riechenden Schlafwandler. Aber er war ein äußert ansehnlicher, nach Alkohol riechender Schlafwandler. Als der von mir bezahlte Taxifahrer die Kurve kratze stellte ich fest, dass wir nun vor einem neuen Problem standen. Zwar hatte mir mein Anhängsel verraten wo es wohnte, jedoch nicht in welchem Stock und ob er alleine dort hauste oder womöglich eine wütende Lebensgefährtin auf ihn wartete. Obwohl er sich den Umständen entsprechend gut auf den Beinen halten konnte, war es dennoch ziemlich kompliziert, größere Entfernungen oder Treppen hinter uns zu bringen — was auch nicht zuletzt daran lag, dass besagte Person einen guten Kopf größer war als ich. Die Eingangstür des Wohnblocks war nicht abgeschlossen, somit musste ich nur noch rausfinden, in welchem der Apartments Takayama lebte, den Schlüssel hatte ich vorhin schon ausfindig gemacht, als ich seine Geldbörse gesucht hatte. - Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich die richtige Wohnung gefunden und aufgeschlossen. Was ich sah, verschlug mir den Atem. Ich hatte wirklich keine großen Erwartungen gehabt, aber das....war echt krass. Ich stand nun im Flur einer Ein-Zimmer-Wohnung, links von mir der Wohn-/Schlafbereich, vor mir eine kleine Küchenzeile und rechts die offenstehende Tür, die ins ebenfalls winzige Bad führte. Ich brachte Tsuzuku zum mit grauer Bettwäsche bezogenen Schlaflager. Dieser ließ sich dankbar fallen, und rührte sich danach nicht weiter. Den hat's echt mitgenommen.... Ich stand noch ein Weilchen so da, ganz still, den vor mir liegenden betrachtend. Dann wandte ich mich ab, um einen Blick auf die stetig tickende Uhr auf der anderen Seite des Raumes zu werfen. Jene verriet mir, dass es schon längst nach 2 Uhr war, dabei verspürte ich allerdings nicht das geringste Verlangen nach Schlaf oder meinem Hotelzimmer, weshalb ich beschloss, einfach hier zu bleiben. Ich wollte sichergehen, dass es dem Schwarzhaarigen gut geht und ihm erklären, was diese Nacht passiert war, sobald er wieder aufwachte. Natürlich hätte es auch das hinterlegen eines Zettels getan, aber mir war es so wie ich es vorhatte lieber. Vielleicht erkannte er mich dann ja wieder und dann....ja was dann? Es würde wahrscheinlich eh keinen Unterschied machen und sowieso war die Chance, dass er sich erinnerte sehr gering. Ich ging hinüber zur Küchenzeile und ließ mich mit dem Rücken dagegen fallen, bevor ich mein Handy wieder hervor nahm, um mich Alice's Nachrichten zu widmen. Die in der Wohnung vorherrschende Stille wurde nur durch den gleichmäßigen Atem Tsuzukus, die Uhr an der weißen Wand und weit entfernte Polizeisirenen durchbrochen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)