Kessler Syndrome von abgemeldet (Im Weltraum gibt es nur eine wichtige Regel: "Lass nicht los!") ================================================================================ Kapitel 4: Soyuz TMA -------------------- Im Inneren der Station brannte Licht, alle notwendigen und wichtigen Systeme schienen noch zu arbeiten. Sobald die Schleuse verriegelt war stieß sich Ryan kräftig von der Wand ab, hinüber zum Ventil mit dem er die Schleuse wieder mit Atmosphäre flutete. Er drehte an dem roten Handrad und beobachtete am Computerdisplay darüber wie sich der Druck langsam erhöhte und stabilisierte. Als der Nominalwert erreicht nahm er an seinem Anzug die Handschuhe ab, als nächstes löste er Sellars Helm von ihrem Anzugtorso. Sellars war immer noch völlig regungslos. Ryan nahm seinen Eigenen Helm ab, dann entriegelte er seinen Anzug an dem Dichtungsring um seine Hüfte und löste den Anzugtorso von dem Beinteil, sodass er den Torso über seinen Kopf hinweg ablegen konnte. Nur noch seine Anzughose tragend, nahm er nun Sellars Handschuhe, dann den Anzugtorso ab. Er überprüfte ihren Puls und ihre Atmung. Beides war nicht mehr vorhanden. Ryan begann Sellars Körper an die Schleusenwand zu drücken, hakte sich mit einem Fuß in einen Handgriff ein und stemmte den Anderen dagegen um einen Festen Standpunkt zu bekommen. Danach begann er mit wieder der Wiederbelebung. Sellars schien nicht zu reagieren. Unablässig führte er die Herzdruckmassage und die Beatmung durch, bis Sellars plötzlich zu Husten begann. Sie kam wieder zu sich. Als sie wieder bei Sinnen war fragte sie als nach Bowman, woraufhin Ryan nur ernsthaft betroffen mit dem Kopf schüttelte. Sellars verstand und fragte nicht weiter nach. Ryan löste die Digitaluhr vom Arm seines Anzuges und legte sie sich um. „Wir haben noch 25 Minuten, dann sollten wir nicht mehr hier sein.“ Erklärte er, entledigte sich seiner Anzughose und glitt anschließend zur Innenluke der Luftschleuse von wo aus er ins Innere der Station gelangte. Man sah, dass die Station in aller Hast verlassen worden war. Überall schwebten Gegenstände durch die Gegend, Wasserbeutel, Stifte und Klemmbretter, es war fast schon gespenstisch. „Sieh mal nach ob du über Funk jemanden erreichen kannst, ich seh nach wie es der Soyuz geht.“ Sagte Ryan, dann bewegte er sich nach unten zum UDM Modul. Die Luke am Ende des Moduls war geschlossen und durch dessen kleines Sichtfenster konnte man die Erde sehen. Die Rettungskapsel war abgedockt. Er bewegte sich wieder nach oben und zurück um dann im DSM Modul nach zu sehen, die Luke am anderen Ende war geöffnet und er konnte schon von Weitem in das Orbitalmodul der angedockten Soyuz Kapsel blicken. „Jackpot“ flüsterte Ryan leise, dann kehrte er zu Sellars zurück, die mit einem Headset auf dem Kopf, ihre Snoopykappe hatte sie mittlerweile, genau wie er abgelegt, Houston über Funk zu erreichen versuchte. Sellars bekam keine Antwort. „Die Trümmerteile müssen die Funksendeanlagen beschädigt haben, ich bekomme nichts rein.“ Erklärte Sellars, dann setzte sie das Headset ab und sah zu Ryan hinüber. „Ist die in Ordnung?“ Ryan nickte. „Was ich sehen konnte sah gut aus. Wir können nach Hause.“ Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Kapsel. Als sie beide eingestiegen waren schloss Ryan hinter ihnen die Luke. Im Inneren des Orbitalmodules befanden sich drei Druckanzüge, einer für jeden Sitz, den die Astronauten für gewöhnlich beim Wiedereintritt trugen, aber nicht für längere Weltraumspaziergänge geeignet waren. Vom Orbitalmodul bewegten sich beide in die eigentliche Raumkapsel, setzten sich in die Sitze und schlossen die Luke zwischen Reentrymodule und Orbitalmodul. „Ok wir werden einige der Standardprozeduren überspringen, als erstes müssen wir abdocken.“ Ryan saß auf dem Pilotensitz, in einer mit Klett gesicherten Tasche befanden sich mehrere Ordner, er zu den Roten heraus und blätterte routiniert bis zum jeweiligen Kapitel. Als erstes startete er die Hauptrechner, dann fuhr er die jeweiligen Systeme Eines nach dem Anderen hoch, danach bereitete er die Kapsel auf das Abdocken vor. Als es soweit war betätigte er den entsprechenden Schalter, ein metallenes Klacken war zu hören, aber es tat sich nichts. Ryan blickte zu einem der beiden Seitenfenster hinaus und sah, dass sie sich nicht bewegten. Mehrmals drückte Ryan auf den Knopf, Nichts geschah. Immer wieder drückte er auf den Knopf, immer fester, bis das Drücken zu einem Hämmern wurde, letztlich drosch er nur noch mit der Handfläche auf die Konsole ein. Ryan tobte „Das...darf…doch…wohl…nicht…wahr…sein!“ Brüllte er und mit jedem Wort versetzte er der Konsole einen weiteren Schlag. Er fuhr fort mit wilden Beschimpfungen gegen das System und die Kapsel an sich, Sellars hingegen sah ihn nur zornig an, bis sie sich selbst zu Wort meldete. „Verdammt nochmal John das bringt uns doch auch nicht weiter.“ Brüllte sie ihn an, packte seine Hände und sah ihm tief in die Augen. „Ja, wir haben ein Problem, aber auch das werden wir lösen ok?“ Ryan schien das erste Mal an seine Grenze gekommen zu sein und alle Hoffnung verloren zu haben. „Nein, Scheiße nein was soll ich machen, wenn das verdammte Ding nicht abkoppelt, dann koppelt es eben nicht ab da kann ich auch Nichts mehr machen.“ Erklärte er und entriss seine Hände ihrem Griff. „Verdammt nochmal John reiß dich zusammen, du hast bis jetzt immer einen kühle Kopf bewahrt, du hast uns durch all den Mist bis hier her gebracht, jetzt verlier nicht den Mut. Ich vertraue dir, wir können das schaffen.“ Redete Sellars auf ihn ein bis er sich langsam beruhigte. Ryan begann sich wieder zu fassen. Er packte mit zwei Fingern seine Nasenwurzel, schloss die Augen und lehnte sich zurück. So verharrte er eine ganze Weile bis er wieder wirklich zu sich kam. „Ich hab‘s, aber das wir Zeit brauchen, wir werden parallel arbeiten müssen. Du musst von hier den Navigationscomputer vorbereiten und ihn auf eine Notfallrückkehr zur Erde programmieren. Während dessen gehe ich mit einem der Druckanzüge über das Orbital Modul raus und versuche von außen den Andockring zu lösen, die Versorgung mache ich über Schlauch.“ Sellars sah ihn zustimmend an. Wenig später war alles vorbereitet. Ryan hatte einen Der Druckanzüge aus dem Orbitalmodul angelegt und hatte den Anzug mit den Lebenserhaltungssystemen der Kapsel mittels Schlauch verbunden. Das Orbitalmodul war durch die geschlossene Luke vom Crewmodul getrennt und das Orbitalmodul fungierte als einzige große Luftschleuse. Ryan kletterte ins freie und Bewegte sich zum Andockring, der Punkt an dem die Kapsel noch mit der Station verbunden war. Er klinkte sich mit einem Haken in einen Handlauf an der Außenseite der Kapsel fest und zog den Versorgungsschlauch vorsichtig nach. Dann begann er zu arbeiten. Er begann damit eine Schraube nach der anderen zu lösen um die Außenverkleidung des Dockingrings zu öffnen. „Hey Sellars, danke dass du mich auf den Boden zurückgeholt hast. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“ Sellars antwortete über Funk. „Nein, ich muss dir danken, ohne dich hätte ich es nicht geschafft, hätte es keiner geschafft.“ Die Hälfte der Schrauben war gelöst. „Bowman hat es nicht geschafft.“ Antwortete Ryan ohne mit seiner Arbeit auf zu hören. „Du kannst nichts dafür, es war ein Unfall, du hast alles getan was in deiner Macht stand das ist ein Risiko das wir alle eingegangen sind und Bowman kannte es auch.“ Eisiges Schweigen herrschte, die Stille wurde erst nach einer Weile von Ryan gebrochen. „Was machst du eigentlich wenn wir wieder zurück sind, gibt es da unten jemand, einen Mister Sellars?“ Alle Schrauben waren gelöst und Ryan begann damit die Verkleidung hoch zu schieben. „Mr. Sellars heißt jetzt wieder Mr. Kowalsky und ist nicht mehr mit mir verheiratet, aber ja es gibt jemanden. Nora meine Tochter. Ich werde sie in meine Arme schließen und sie drei Tage lang nicht wieder los lassen. Und bei dir, wartet da jemand auf dich?“ Ryan lachte kurz auf. „Mit mir hat es keine Frau lange genug ausgehalten, dass sie mich geheiratet hätte. Ja die sind aber auch alle noch nie mit dir durch die Hölle gegangen.“ Warf Sellars ein. „Ok, das war’s wenn wir hier durch sind gehst du mit mir Essen.“ Erwiderte Ryan und zog unsanft an der Verkleidung. „Das ist ein Deal.“ Antwortete Sellars, sie hatte sich zum Navigationsprogramm durchgearbeitet und gab nun mit Hilfe des Handbuches neue Werte ein. Plötzlich vernahm Ryan ein leises elektronisches Piepen. Er sah sich reflexartig um, begriff jedoch schnell, dass das Geräusch nur aus seinem Anzug kommen konnte. Es war die Uhr die er unter seinem Anzug trug. „Ryan?!?“ war Sellars beunruhigte Stimme zu hören. „Ja ich weiß, meine hat auch gerade angefangen.“ Sagte er und beschleunigte sein Tempo. Mit aller Kraft zog und rüttelte er an der Verkleidung, während lautlos um ihn herum bereits die ersten Splitter und Trümmerteile an ihm und der Kapsel vorbeirasten. Wie Geschosse durchschlugen sie die Sonnensegel der ISS. Ein Trümmerstück durchschlug nur etwa zwei Meter neben seinem Kopf die Hülle der ISS und erzeugte zwei Löcher aus denen nun die Luft aus der ISS in den Weltraum entwich. Immer mehr und immer größere Trümmerteile bewegten sich auf sie zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)