"Katyusha" von Palaver98 ================================================================================ Epilog: Der Raketenwerfer ------------------------- "Hast du auch schon das andere gelesen?", zischte Natalia und unterbrach so die gedankenversunkene Kateryna. Sie zeigte auf den unteren Teil der Postkarte. Kateryna schaute überrascht genauer hin und entdeckte zwei weitere, dünn geschriebene Absätze: "P.S. Wie findest du meine Raketenwerfer BM-13, den da hinter mir? Ich habe ihm deinen Namen gegeben, Katyusha, weil er genauso groß und stark ist wie deine Brüste. Es gibt noch weitere Modelle. Ich habe ihn auch schon bei Stalingrad eingesetzt. P.P.S. Sag unserer kleinen Schwester, sie soll sich bitte keine übergroßen Sorgen um mich machen. Zumindest aber soll sie mir bitte nicht noch einmal nachlaufen und direkt aufs Schlachtfeld folgen. Ich war letztes Mal so damit beschäftigt, sie zurückzuhalten, dass Deutschland mich fast mit seinen Panzern überrollt hätte. Ich weiß eure Unterstützung gegen Deutschland durchaus zu schätzen, aber sie soll schön zu Hause bleiben! Bitte!“ Kateryna nicht, ob sie sich darüber freue sollte oder nicht. So war ihr Brüderchen eben. Aber sie liebte ihn trotzdem, sie würde ihn immer lieben. Sie schaute zu ihrer jüngeren Schwester Natalia herüber, wie diese sich zappelnd auf dem Boden hin und her warf. Sie trommelte mit ihren Fäusten und Füßen auf den Boden, ungeachtet dessen, dass ihr Kleid und die weiße Schürze trotz der dicken Schneedecke immer dreckiger wurden. „Warum tust du mir das an, Bruder Ivan, warum nur?“, schrie sie wütend und mit tränenden Augen „nennst deine Waffe einfach nach diesem nichtsnutzigen Weib, an dem außer ihren Brüsten nichts Besonderes ist! Hast du mich denn völlig vergessen?“ Kateryna lächelte nervös, dieses "Weib" war immerhin die große Schwester der beiden. „Oh, weißt du denn nicht, was ich durchmachen muss? Sind dir denn meine Liebe und mein Messer gar nichts wert? Warte nur, geliebter Bruder, ich werde mich dir beweisen und wenn es bis in alle Ewigkeit dauert! Ich werde dir überall hin folgen, ob du willst oder nicht!“, fuhr Natalia immer noch vor Wut und Trauer zeternd und weinend fort. Inzwischen waren auch ihr zartes Gesicht und ihr schönes, langes, blondes Haar erdverschmiert. „Oh, warte nur, warte nur, Bruder Ivan. Ich komme zu dir!“, stieß sie zwischen ihren gebleckten, weiß blitzenden Zähnen hervor. „Hatschi!“ „Stimmt was nicht mit dir, Russland? Du siehst auf einmal so blass aus, bist du krank?“, fragte einer der Soldaten. Sofort schlug er sich die Hand vor den Mund. Er hatte mal wieder ganz vergessen, dass Russlands Reaktionen auf persönliche Fragen meist gewalttätig ausfielen. „Dieses Gefühl einer drohenden Gefahr, dieser Schauer… Kein Zweifel, etwas Schreckliches bahnt sich da an“, stammelte Ivan Braginski mit zittriger Stimme und panisch aufgerissenen Augen vor sich hin. Ihm lief es dabei spürbar eiskalt den Rücken herunter. Und es war Winter. „Was? Planen die deutschen Brüder etwa einen Gegenangriff?“, entfuhr es seinem Gegenüber. „Nein, schlimmer…“, sagte Ivan nach kurzem Schweigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)