Die Abenteuer von Kin Hatake von MikaelVinT (Newsmessage 4.2.2017, siehe Beschreibung) ================================================================================ #001 + #002 - Der ANBU und der Sensei ------------------------------------- Morgens um 04:10 Uhr In Gedanken versunken saß Kakashi auf seinem Wachposten. Kühle Nachtluft umgab ihn. Hin und wieder streifte ihn eine leichte Briese und ließ ihn frösteln. Seine Augen hatte er geschlossen. Doch auch mit offenen Augen würde er nicht viel erkennen. Die Nacht war bewölkt und dementsprechend dunkel. Unter ihm auf der Straße befand sich das Wachhäuschen am Nordtor von Konoha. In dieser Nacht hatten Genma und Hayate den regulären offenen Wachdienst. Begleitet wurde dieser von Kakashi und zwei weiteren ANBU, die sich in der Nähe versteckt hielten. Nachtwache war eine der Aufgaben, die Kakashi am Wenigsten leiden konnte. Nachts war einfach nichts los. Die Stille, die mit der Dunkelheit einherging, brachte seinen Verstand auf Touren. Lies die Gedanken kreisen und lenkte ihn ab. Lesen durfte er während des Wachdienstes nicht - zumindest als ANBU war es verboten, sich mit Dingen abzulenken, die nichts mit der Aufgabe zutun hatten. Er musste immer und zu jeder Zeit voll einsatzbereit sein. Wäre er jetzt unten in der Hütte und würde seinen Dienst offen ausführen, wäre es kein Problem. Innerlich seufzte er auf. Warum hatte er sich auch ausgerechnet für eine Doppelschicht melden müssen? Die schlaflose Nacht hätte er auch Zuhaus verbringen können. Schlaflos wäre sie in jedem Fall geworden. Schließlich begann in dieser Nacht nicht irgendein Tag, sondern DER Tag. Seit genau 2 Stunden war es auf den Zeitpunkt genau 10 Jahre her. Für die meisten Bewohner war es ein Festtag. Für Kakashi war es jedes Jahr eine Qual. Der 10. Oktober. Der Tag, an dem der Kyuubi Konoha heimsuchte. Der Tag, an dem der Yondaime Hokage sein eigenes Leben aufgab und für die Rettung seines Dorfes und seiner Familie opferte. Der Tag, an dem der Sohn des Mannes geboren wurde. Letzteres war den meisten Bewohnern nicht einmal bekannt. Der Junge hatte den Namen Naruto Uzumaki bekommen. Uzumaki war der Clan seiner Mutter. Zu Minato Namikaze, dem Yondaime Hokage, konnte daher niemand eine Verbindung herstellen. Seltsam eigentlich, denn Minato und Narutos Mutter Kushina waren bereits seit Jahren ein Paar. Im ganzen Dorf wusste man davon. Zudem sah der Junge genau so aus wie sein Vater und je älter er wurde, je deutlicher war er erkennbar. Er hatte die gleichen blauen Augen. Seine blonden strubbeligen Haare standen in alle Richtungen ab, genau wie bei Minato. Sogar das Lachen war dasselbe. Die Bewohner Konohas waren für diese Tatsache allerdings blind. Für sie war der Junge nichts weiter als der Fuchsbengel. Das Kind, was den Kyuubi in sich trug. Das kam daher, dass Minato damals den Fuchs in seinem Sohn versiegelt hatte, um das Dorf zu beschützen. Naruto trug den Fluch eines Jinchuuriki. Führte ein Leben abgekapselt von allen anderen, von der Bevölkerung gemieden und bestraft. Allen Jinchuurikis erging es in dieser Hinsicht gleich. Sie wurden gehasst für das, was sie sind, dabei sollten die Menschen dankbar dafür sein, dass es sie gab. Immerhin beschützten sie alle anderen, indem sie den Dämon in sich bewahrten, wo er nichts anstellen konnte. Stimmen rissen Kakashi aus seinen Gedanken. Neben den leisen Stimmen von Genma und Hayate war noch eine dritte Stimme zu hören. Weiblich und Kakashi gut bekannt. Tsunade war wieder im Dorf. Ungewöhnlicher Zeitpunkt, immerhin kommt sie nur einmal im Monat für einige Tage vorbei und ihr letzter Besuch war noch keine Woche her. In der klaren und stillen Nacht konnte Kakashi das Gespräch sehr gut verfolgen: »Und wie lang wirst du dieses Mal bleiben?«, hörte er Genma fragen. »Das kommt darauf an, wie lang ich brauche. Die Herstellung eines Medikaments ist nicht mal eben in 5 Minuten erledigt. Dafür werde ich einige Stunden brauchen. Und dann muss ich natürlich auch sichergehen, dass es wirkt. Zuerst werde ich mir jetzt aber ein Schläfchen gönnen. Die richtigen Kräuter zu finden, hat länger gedauert, als erwartet.« erzählte Tsunade und gähnte darauf herzhaft. Ein leises Lachen war zu vernehmen, wohl von Genma, denn diesmal war es Hayate, der sprach und das Lachen war noch immer im Hintergrund zu hören. »Dann schlaf schön. Und gute Besserung an deinen Patienten.« »Werde ich ihm ausrichten. Gute Nacht.« wünschte Tsunade noch, ehe sie ihren Weg fortsetzte. Ihre Schritte hallten auf den Straßen Konohas wieder. Zunächst laut und mit zunehmender Entfernung immer leiser werdend, bis Kakashi sie nicht mehr hören konnte. Dem Gespräch der beiden Wachmänner folgte Kakashi nicht weiter. Auch Genma und Hayate suhlten sich in Langeweile. Ihre Gespräche handelten überwiegend von belanglosen Dingen. Erneut begannen Kakashis Gedanken zu kreisen, waren wieder bei Minato. Der Mann war so viel mehr gewesen, als nur das Dorfoberhaupt von Konoha. Er war ein Kriegsheld und über viele Jahre sein Sensei. Gleichsam Ersatzvater und großer Bruder. Als er schließlich zum 4. Hokage ernannt wurde, schien alles Perfekt. Es war ein Kindheitswunsch von Minato, dass er mal Hokage wird. Als seine Partnerin Kushina dann auch noch mit der Botschaft kam, dass sie ein Kind bekommt, war ihr Glück vollkommen. Bis zu dem Tag der Geburt. Dieser Tag veränderte alles. Ihrem gemeinsamen Sohn wurde ein Leben aufgebürdet, was kein Leben war. Oftmals fragte Kakashi sich, was Minato sich damals dabei gedacht hatte, als er ausgerechnet Naruto zu einem Jinchuuriki gemacht hat. Seinem Sohn so etwas anzutun grenzte schon an Ablehnung. Dabei wusste Kakashi genau, dass Minato und Kushina sich beide sehr auf das Kind gefreut hatten. Warum also? Was hatte ihn dazu bewogen? Er war Hokage und kannte daher die Schicksale der Jinchuuriki gut genug. Er muss sich für seinen Sohn doch etwas Besseres vorgestellt haben, als so ein Leben zu führen. Egal wie lang und wie oft Kakashi sich diese Fragen stellte, er kam nicht dahinter. Minato war nicht mehr am Leben. Ihn nach den Antworten zu fragen, war daher nicht möglich. Auch Kushina hatte damals nicht überlebt, weshalb Naruto als Waise aufwuchs. Abgelehnt von dem Dorf war er bereits im zarten alter von 3 Jahren auf sich allein gestellt. Einzig die ANBU kümmerten sich um den Jungen, wobei Kakashi sich sicher war, dass er der Einzige von ihnen war, der es freiwillig tat. Die anderen handelten allein auf Befehl ihres dritten Hokage, der nach Minatos Tod erneut die Führung übernommen hatte. Grummelnd zwang er sich zur Ruhe. Er ließ sich viel zu sehr von seinen Gefühlen ablenken. Für den Rest der Nachtwache zwar er seine Gedanken zur Ruhe. Endlich erlöst. Die nächste Schicht hatte begonnen und pünktlich um 7 Uhr lösten andere ANBU Kakashi und seine beiden Kollegen ab. Während die anderen Zwei sich verabschiedeten und auf dem Weg nachhause machten, hatte Kakashis Arbeitstag noch nicht geendet. Der 10. Oktober war kein Tag, an dem er schlafen konnte. Weder in der Nacht noch nach einer Nachtschicht. Zuviel Hass schwappte an diesem Tag durch das Dorf. Den wenigsten fiel diese Tatsache auf. Nach außen hin gab man sich freundlich. Es wirkte sehr familiär, wie man hier miteinander umging. Alle waren nett und hilfsbereit, auch Fremden gegenüber. Nur eine Person war ausgegrenzt. Das Schicksal eines Jinchuuriki glich in den meisten Fällen einem Leben in der Hölle. Ausgrenzung und Beschimpfungen waren noch das kleinste Problem, mit dem sie alle zu Kämpfen hatten. Naruto wurde schon sehr jung zu diesem Leben gezwungen und hatte keinerlei Mitspracherecht, als ihm diese Bürde auferlegt wurde. Er war eines der Besten Beispiele für die Intoleranz, die Menschen für jemanden aufbringen konnten, der - aus welchen Gründen auch immer - anders war als sie. Jeden Tag, jede freie Minute sah Kakashi nach dem Jungen. Versuchte ihn zu beschützen, wann immer er mitbekam, dass sich jemand nicht an die Regeln hielt, die vom dritten Hokage aufgestellt worden. Die Zeiten, in denen Naruto allein mit Beschimpfungen zu leben hatte, waren schon lange vorbei. Es gab regelmäßig Einbrüche in seiner Wohnung, in denen der wenige Besitz des Jungen zerstört wurde. Angriffe auf sein Leben, die oftmals mit mittelschweren Verletzungen endeten. Eigentlich verging kaum ein Tag, an dem nichts passierte. Was der kleine Blonde in seiner jungen Jahren alles mitmachen musste, reichte für zehn Leben, wenn nicht sogar mehr. Nach der Nachtwache am Nordtor hatte Kakashi Wachdienst innerhalb des Dorfes. Wo er sich dabei rumtrieb, war egal. Hauptsache er sorgte für Ordnung. Zumeist nutzte er diese Tatsache aus, um sich in Narutos Nähe aufzuhalten und den Jungen zu beschützen, wenn es notwendig sein sollte. Auch an diesem Morgen war er auf den Weg zu seinem Schützling. Dabei kam er am Festplatz vorbei, wo bereits hektisches Treiben herrschte. Jeder im Dorf liebte diesen Tag, da jeden Abend des 10. Oktober ein großes Fest zu Ehren des Yondaime Hokage gefeiert wurde. Natürlich gab es auch in der Hinsicht ausnahmen. Naruto mochte den Tag sicher nicht und auch Kakashi selbst hatte mittlerweile einige Abneigung gegen das Fest entwickelt. Der 10. Oktober war Todestag von Minato. Der Tag, an dem er sich für das Dorf geopfert hatte. Die Bewohner sehen ihn als Helden und feierten sein Opfer. Manchmal kam es Kakashi allerdings so vor, als würden sie ihn hassen, als würden sie das Fest feiern, um sich über ihn lustig zu machen. Zeitgleich gab es an dem Tag auch noch ein anderes Ereignis. Es war Narutos Geburtstag. Ein Tag, den für gewöhnlich jedes Kind liebte. Mit Familie und Freunden feierte und an dem es Geschenke bekam. Naruto war da anders. Außenseiter und abgelehnt. Mit ihm feierte niemand Geburtstag und er bekam auch keine Geschenke. Stattdessen machte das Dorf ihm diesen Tag zu einer größeren Hölle, als er sie das ganze Jahr über schon musste. Würde Kakashi am 10. Oktober nicht auf den Jungen aufpassen, würde er sicher irgendwann tot in einer Gasse liegen und niemanden würde es kümmern. Im Gegenteil würde sie daraus auch wieder einen Grund zum Feiern ziehen, weil sie das Monster endlich Loswaren. Lautes Gezanke ließ Kakashi anhalten. In solcher Frühe bereits so streitlustig zu sein, war ungewöhnlich. Vor allem, wenn sich zwei ältere Personen fast an die Gurgel gingen. Als ANBU war es leider seine Pflicht sich darum zu kümmern, damit solche Streitigkeiten nicht ausarteten. Auch wenn er seinen Weg zu Naruto lieber fortsetzen wollte. »Das hier ist MEIN Platz, rück gefälligst weiter rüber!«, hörte Kakashi den Einen meckern. »Rück doch selbst!«, gab der Andere zurück. »Ich hab mir diesen Ort schon vor Monaten reserviert. Hier kommt mein Stand hin!«, kam darauf wieder vom Ersten. Kakashi brauchte nicht lang, um die beiden Streithähne ausfindig zu machen. Es handelte sich um zwei Standbesitzer auf dem Festplatz, die ihre Buden aufbauten. Für den Abend musste ja alles fertig sein. Offenbar waren sie sich nicht ganz über die Position der Buden einig. Dass man sich wegen solcher Nichtigkeiten streiten konnte, wollte dem Hatake nicht in den Kopf. Ob er es verstand oder nicht, war jedoch egal. Er musste diesen Streit schlichten, ob er wollte oder nicht. 07:55 Uhr Ungeduldig stand Iruka am Fenster des Lehrerzimmers. Er hielt Ausschau nach einem ganz bestimmten Schüler, Naruto. Bisher hatte er den Jungen nicht kommen sehen. Ein winziger Teil in ihm hoffte, dass er den blonden Jungen nur übersehen hatte. In der Masse an Kindern, die bereits durch das Tor gekommen waren, wäre es durchaus möglich gewesen. Doch Iruka wusste es besser. Naruto war sein Sorgenkind. Der Junge zeigte sich immer gut gelaunt und unbeschwert, doch Iruka erkannte die Wahrheit. Das aufgesetzte Lachen und die Trauer in seinen Augen. Die winzigen Unterschiede zwischen echter und gestellter Emotion, die nur einer erfahrenen Person auffiel. Diese Kleinigkeiten machten dem Lehrer deutlich, wie sehr der Junge litt. Naruto war alles andere als ein fröhliches Kind. Auch als die Schulglocke zum Unterrichtsbeginn läutete, war von dem Jungen noch nichts zu sehen. Seufzend griff sich Iruka seine Sachen und machte sich auf den Weg zum Klassenraum. Vielleicht hatte er ja Glück und Naruto war doch schon da. Er bezweifelte es jedoch stark, obwohl Naruto es ihm versprochen hatte, dass er dieses Mal pünktlich zum Schulbeginn anwesend wär. Sie hatten schließlich nicht irgendeinen Tag, sondern den 10. Oktober. Das war kein Tag, an dem Naruto seine Wohnung gern verließ. Im Klassenraum musste Iruka seinen Blick nur kurz schweifen lassen, um zu wissen, dass Naruto nicht anwesend war. Aber er hatte es ja geahnt. Etwas Zeit wollte er dem Jungen noch geben, vielleicht kam er ja noch. Zwei Schulstunden später war Pause für die Kinder und Naruto war noch immer nicht aufgetaucht. Iruka hatte zudem in der dritten Stunde eine Freistunde und beschloss, die Zeit zu nutzen. Er musste sicher sein, dass es seinem Schüler gut ging. Sein erster Weg führte ihn zu Narutos Wohnung, doch auch nach mehrmaligem Klopfen kam keine Reaktion. Nicht einmal das leiseste Geräusch drang aus dem Inneren. Offenbar war der Junge nicht zuhaus. Die darauffolgenden Minuten hastete Iruka durch das Dorf. Er suchte verschiedene Orte auf, von denen er wusste, dass Naruto sich gern dort aufhielt. Seine Suche blieb jedoch erfolglos. Die Zeit arbeitete gegen ihn. Zur vierten Stunde musste er sich wieder in der Akademie einfinden. Er dachte bereits ans Aufgeben und war auch schon auf den Rückweg, als ihm am Dorfplatz die Feststände auffielen. Viele waren bereits aufgebaut, doch an einigen Stellen herrschte Streit statt eifriger Aufbau. Drei ANBU konnte er erkennen, die sich mit verschiedenen Parteien befassten. Jedes Jahr derselbe Unsinn. Eine der ANBU-Masken war ihm sogar sehr vertraut. Mit der Person dahinter hatte er öfter zu tun. Vor allem, wenn es um Naruto ging. Zu Irukas Glück schien der Mann seine beiden Streitparteien endlich beruhig zu haben. Zielstrebig ging der Chunin auf den Mann zu, von dem er sich Hilfe erhoffte. Es dauerte nicht lang und er wurde bemerkt, noch bevor er bei dem ANBU angekommen war. 10.20 Uhr Seit 7 Uhr war Kakashi von der Nachtwache erlöst. Jetzt war es bereits nach 10 Uhr. Mehr als 3 Stunden durfte er sich bereits das Theater auf dem Festplatz antun. Hatte er einen Streit geschlichtet, ging es direkt an der nächste Stelle weiter. Es war sogar so schlimm geworden, dass einige Kollegen eingreifen mussten, um die Menge zu beruhigen. Der 10. Oktober war ein furchtbarer Tag. Er begann furchtbar, behielt diesen Zustand bei und endete schließlich auf die gleiche Weise. Der Stress und die vielen Konflikte, die sich an diesem Tag ergaben, war einfach unfassbar. Hingen die Ereignisse nicht mit Naruto zusammen, so war es das Fest am Abend, dem alle entgegen fieberten. Es machte die Bewohner unruhig und reizbar. Alles musste perfekt sein für ihren Helden, dabei bekam Minato nicht einmal mit, was sein einstiges Dorf hier veranstaltete. Die Menschen konnten von Glück reden, dass er es nicht wusste. Würde er es wissen, würde er sich vor Scham im Grab umdrehen, bei dem was sie seinem Kind bereits alles angetan haben, während sie ihn auf ein Podest stellen und feiern wie einen Gott. Jedes Jahr aufs Neue fragte Kakashi sich, wie dieses Fest überhaupt zustande kam. Welcher Bewohner hatte wohl die glorreiche Schnapsidee? Es gab viele Personen, die dafür in Frage kamen. Das Fest an sich war Kakashi völlig egal. Er würde es eh nicht besuchen. Er hatte nur Augen für eine Person und die befand sich weit weg vom Festplatz. Naruto feierte seinen Geburtstag einsam und allein. Verlassen von der Welt. Wenn es ihm schon nicht offen gestattet war, dem Jungen Gesellschaft zu leisen, so wollte er wenigst als ANBU in dessen Nähe sein. Einige Male hatte er sich mit Naruto bereits unterhalten. Immer hatte er dabei seine Maske getragen. Wer dahinter steckte, wusste der Kleine nicht. In diesem Jahr war Kakashi am Überlegen, ob er seinem Schützling nicht ein besonderes Geschenk machte. Etwas, das nur der Junge sehen durfte. Ein ANBU im Dienst durfte seine Maske nicht abnehmen, aber für Naruto wollte er eine Ausnahme machen. Er sollte sehen, wer die Person ist, die ihn jedes Mal beschützte, damit er etwas hatte, an dem er sich festhalten konnte. Er sollte wissen, dass es einige wenige Menschen gibt, denen er nicht egal war. Grade erst war er die letzten beiden Streithähne losgeworden, da hörte er an einer anderen Stelle schon die nächsten Zanken. Genervt seufzte er auf und sah sich einmal um. Eine Person auf dem Platz gehörte nicht dorthin und sie kam direkt auf ihn zu. Der Chunin Iruka Umino war ein guter Bekannter von Kakashi. Eine Person, von der er sich Erlösung versprach. Was auch immer Iruka wollte, sein Anliegen würde ihn sicher von den verrückt gewordenen und streitsüchtigen Standbesitzern wegführen. »Hallo Iruka, was kann ich für dich tun?«, empfing er den Lehrer. »Hast du heute schon Naruto gesehen?«, kam es prompt von diesem zurück. Kein Gruß, weder mit Worten noch per Handschlag kam von dem Mann. Aber das war auch nicht nötig. Einen ANBU grüßte man nicht. Selbst wenn man wusste, wer sich unter der Maske befand. »Nein.« war die schlichte Antwort des Maskierten. Iruka seufzt leise auf, so dass nur Kakashi es hören kann. Gezwungen ruhig klang seine Stimme, als er sich erneut äußerte: »Ich kann ihn nicht finden.« »Er wird sich Zuhaus verbarrikadiert haben. Er geht nicht vor die Tür, wenn wir diesen Tag haben«, versuchte der Hatake ihn zu beruhigen. »Das dachte ich auch zuerst, aber er scheint nicht Zuhaus.« Diesmal schwang deutliche Unruhe in der Stimme mit und der Blick des Chunin strahlte pure Verzweiflung aus. »Ich mache mir Sorgen. Ich habe ihn dazu überredet, dass er heute in die Schule kommt - aber da kam er nicht an und jetzt ist er verschwunden.« Beruhigend legte Kakashi einen Arm um die Schultern von Iruka und zog ihn mit sich. Sie mussten vom Platz herunter, wo es zu viele neugierige Ohren gab. Nach nur ein paar Dutzend Schritten betraten sie eine Seitenstraße. Dort war nahezu nichts los, da alle Aktivität des Dorfes auf dem Festplatz gebündelt schien. Nachdem sie sich etwas vom Platz entfernt hatten, warf Kakashi sorgsam einen prüfenden Blick um sich. Auf ungebetende Mithörer konnte er verzichten. Als er sicher war, dass sie allein waren, wandte er sich wieder Iruka zu. »Wir werden jetzt bei Naruto zuhaus vorbeischauen. Ich hab einen Schlüssel für seine Wohnung. Vielleicht ist er ja doch dort und hat sich nur nicht getraut aufzumachen.« »Und wenn er nicht dort ist?«, wand Iruka ein. Hibbelig verlagerte sein Gewicht immer wieder von einem auf den anderen Fuß und sah sich dabei ebenfalls nach Mithörern um. Er glich einem Paranoiden, der unter Verfolgungswahn litt und hinter jeder Ecke jemanden vermutete, der nicht existierte. Nur das Iruka damit nicht so paranoid war, wir es aussah. Es gab tatsächlich Menschen in Konoha, die um jeden Preis verhindern wollten, dass Naruto Fürsorge bekam, von welcher Person auch immer. Kakashi als ANBU hatte es da noch gut. Er handelte auf Befehl des Hokage und hatte ein Auge auf Naruto. Zivilisten verschwanden jedoch für gewöhnlich spurlos, sobald sie Naruto mit Sympathie begegneten. Wer auch immer dahinter steckte, schien verhindert zu wollen, dass der Junge Hilfe bekam. Ob Iruka ebenfalls gefährdet war, wussten beide Männer nicht. Er war ein Chunin und im Ninjadienst und somit kein Zivilist. Seine Qualitäten als Akademielehrer waren herausragend. Die besten jungen Genin kamen allesamt aus seiner Obhut. Ihn ebenfalls verschwinden zu lassen, wäre sehr unklug und würde dem Dorf nicht gut tun, auch wenn die Meisten Bewohner von Konoha sich dessen sicher nicht bewusst waren. Vorsichtig waren Kakashi und Iruka dennoch, sie wollten nicht zuviel riskieren. »Iruka beruhige dich wieder. Solang du in meiner Nähe bist, wird dir nichts passieren. Zeig dich etwas ernster, vielleicht sogar sauer, weil Naruto wieder nicht in der Schule war. Wenn es den Anschein hat, dass du ihn suchst, weil er wiedereinmal unerlaubt dem Unterricht fernbleibt, dann hast du eine gute Begründung. Du als sein Lehrer bist während der Schulzeit immerhin für ihn zuständig.« Seufzend zwingt sich Iruka zur Ruhe, auch wenn es ihm schwerfällt, er darf seine Sorge um Naruto nicht so offen zeigen. Er konnte nur hoffen, dass seine Worte auf dem Festplatz nicht von den falschen Leuten gehört wurden. »Ist ja gut. Ich mache mir halt Sorgen. Du kennst mich, ich kann einfach nicht anders.« »Ja, du bist und bleibst ein sentimentaler Idiot.« Hinter seiner ANBU-Maske grinste Kakashi breit. »Aber genau das zeichnet dich aus und macht dich zu einem so guten Lehrer. Du gehst auf deine Schüler ein und versuchst ihnen auch da zu helfen, wo alle anderen nur wegsehen.« Diese Worte waren wie Balsam für Irukas derzeitige Verfassung. Er wusste, dass er es richtig machte, egal was andere vielleicht sagten. Ein winziges dankbares Lächeln huschte über seine Lippen. Nur kurz, aber Kakashi hatte es gesehen. Erneut legte Kakashi seinen Arm um Irukas Schultern »Und nun komm, wir müssen schauen, ob Naruto Zuhaus ist. Und wenn er es nicht ist, dann werden wir ihn suchen. Mit allen Hunden, die ich habe.« und darauf zog er den Chunin einfach mit sich. #003 - Die Suche nach Naruto ---------------------------- Seufzend lehnte Iruka seinen Kopf gegen den Holzrahmen. Erneut stand er vor der Tür seines Schülers und wartete vergeblich auf eine Reaktion. »Naruto. Mach doch bitte auf«, sagte er noch einmal, doch auch nach mehreren Minuten geschah nichts. Hinter dem Lehrer war der dumpfe Aufprall zweier Schuhe auf Holz zu hören. Kaum wahrnehmbar, doch in der Stille von diesem Teil des Dorfes war es für ihn deutlich genug. Schnell drehte er sich um und sah den ANBU an, der hinter ihm gelandet war. »Hast du was gefunden?«, fragte Iruka ihn voller Hoffnung, als er erkannte, dass es sich um die Maske von Kakashi handelte. »Nein, alle Fenster sind fest verschlossen. Die Vorhänge sind zugezogen. Wenn er dadrin ist, dann will er nicht gesehen werden.« Schon während Kakashi antwortete, kramte er in seiner kleinen Tasche, die er links über seinem Gesäß am Gürtel trug. Hervor holte er einen Schlüsselbund. Wohl sein Eigener, denn es hangen mehrere kleine und große Schlüssel an dem Ring. Einer von ihnen war mit einem gelben Faden markiert. Genau diesen nahm sich Kakashi zur Hand und führte ihn zur Tür. Für Iruka schien es eine Ewigkeit zu dauern, bis die Tür offen war. Quälend langsam nahm er Kakashis Bewegungen wahr. Sekunden dauerten Minuten, wenn nicht sogar Stunden, so gespannt waren seine Nerven. Es war unerträglich, wie sich der ANBU vor seinen Augen in Zeitlupe bewegte. Metallisches kratzen war zu hören, als der Schlüssel in das Schloss glitt. Ein Klicken folgte, als der Schlüssel gedreht wurde und das Schloss entriegelte. Quietschend schwang die Tür auf, nachdem sie einen kleinen Stups bekommen hatte, und gab die Sicht auf das Innere frei. Ein Flur war zu sehen, noch sehr ordentlich. Nach hinten hin führte er in die 1-Zimmer Wohnung des Jungen. Seitlich ging links nur eine Tür vom Flur ab, hinter welcher sich das Bad befand. Ein kurzer Blick reichte jedoch, um zu wissen, dass Naruto sich nicht dortdrin befand. Zum Wohnraum hin war keine Tür im Flur eingelassen. Direkt links um die Ecke an der Wand befanden sich zwei Körbe. Einer davon war mit Toast, Nutella und vielen Packen Instant-Ramen befüllt. Keine besonders gesunde Art sich zu ernähren, aber es war billig und füllte den Magen. Im anderen Korb befand sich ein offener Müllbeutel, der wahrscheinlich darin Stand, damit er nicht umfiel, sowie einiges an Haushaltszeug. Neben den beiden Körben befanden sich zwei Säcke. Einer war aus Plastik und enthielt ebenfalls Wäsche. Diese Kleidung war eindeutig kaputt. Der Sack daneben war aus dunklem Stoff und enthielt Dreckwäsche. Ein richtiger Sack war es auch nicht, sondern eher ein zweckentfremdeter alter Kopfkissenbezug, den Naruto allen Anschein nach aus dem Sperrmüll gefischt hatte. An der Wand gegenüber war Narutos Bett, oder eher dass, was Naruto als sein Bett bezeichnete. Es bestand nur aus einer alten aussortierten Matratze, die er höchstwahrscheinlich ebenfalls aus dem Sperrmüll hatte. An einigen Stellen schauten sogar die metallischen Federn heraus. Das Kissen und die beiden Decken, die darauf lagen, waren eher als Flickenteppiche zu erkennen. Neben der Matratze stand ein kleiner verbeulter Frosch mit einer großen Uhr als Bauch, der die Funktion von Narutos Wecker übernommen hatte. Hinten an der Wand beim Bett befand sich zudem ein Wäschehaufen. Dort erkannte man noch so etwas wie Ordnung zwischen den einzelnen Wäschestücken, die nicht wirr übereinander lagen. Narutos frische Kleidung. Die Fläche zwischen Flur und Bett war etwa so groß, dass ein Erwachsener fünf große Schritte brauchte, um den Raum zu durchqueren. Vorausgesetzt er hatte freies Feld, doch das war bei Naruto nicht der Fall. Es herrschte das übliche Chaos. Überall lag etwas rum. Ordnung hatte der Junge nie richtig lernen können. Wie auch, wenn es niemandem gab, der es ihm zeigt. Zudem gab es in der Wohnung nicht einmal Regale oder Schränke, wo Naruto etwas unterbringen könnte. Einzig im Bezug auf die Wäsche schien Naruto ordentlich zu sein. Schriftrollen, Zettel und Stifte lagen einfach so auf dem Fußboden herum. Gleiches galt sogar Narutos Kunai und Shuriken, welche großflächig auf dem Boden verteilt zusehen waren. Ein Wunder, dass Naruto noch in keinen hineingetreten war. Von dem Jungen war in der Wohnung nichts zu sehen. Eine Möglichkeit sich dort zu verstecken, hatte Naruto nicht. Gesehen hätten sie ihn daher auf jeden Fall, wäre er Zuhaus gewesen. Wie zuvor angekündigt, rief Kakashi seine Hunde und ließ sie in der Wohnung den Geruch des Jinchuuriki aufnehmen. Es dauerte nicht lang und sie wuselten auch schon los, mit den Schnauzen auf dem Boden und folgten der Spur. Sie waren noch nicht weit von Narutos Wohnung entfernt, Kakashi schätzte es auf etwa 200 Meter, da hielten seine Hunde an. Bisher waren sie dem Verlauf der Straße gefolgt. Den Weg ging Naruto an jedem Morgen, wenn er sich zur Akademie begab. Offenbar hatte er wirklich vorgehabt, sein Versprechen einzuhalten und zur Schule zu kommen. Um die beiden Männer herum liefen die Hunde und schnüffelten den Platz ab. Der kleine Mops Pakkun war der Anführer der sieben Spürnasen und beäugte den gesamten Ort kritisch. Langsam ging er der Spur nach, hielt mehrmals an und schnupperte in der Luft, ehe er seinen Weg fortsetzte. »Naruto ist hier angegriffen worden. Dem Geruch nach von drei Jungen zwischen 12 und 15 Jahren. Sie haben ihn an die Mauer gedrückt und verprügelt.« berichtete Pakkun schließlich. »Und was ist dann passiert?« Kakashi wusste, dass Pakkun eine außerordentliche Begabung für das Erschnüffeln von Tatsachen hatte. Der kleine Mops konnte viel mehr im Geruch der Umgebung erkennen, als andere Hunde. Eine Begabung, bei der sogar die Inuzuka gelegentlich neidisch wurden. »Jemand ist dazwischen gegangen. Wenn mich meine Nase nicht täuscht, müsste das Gai gewesen sein.« Noch immer hielt der kleine Mops seine Schnauze hoch. Mehrmals sog er die Luft durch seine Nase und versuchte sich ein genaueres Bild zu machen. »Es war Gai, allerdings riecht er heute Morgen sehr seltsam. Er scheint ein neues Deo ausprobiert zu haben. Dieser Duft geht ja mal gar nicht.« endete Pakkun in angewidertem Ton und schüttelte sich darauf ausgiebig. Hinter seiner Maske musste Kakashi grinsen. »Ich werd ihn darauf hinweisen. Und was war als Nächstes?« »Die drei Jungs haben von Naruto abgelassen und sind dann weggelaufen. In diese Richtung«, deutete der kleine Mops mit einer Kopfbewegung an und schaute darauf dorthin, wo sie herkamen. Darauf wandte Pakkun sich wieder zur anderen Seite. »Naruto ist weitergegangen, wieder den Weg zur Akademie entlang und Gai blieb wohl noch einen Moment stehen und schaute ihm nach. Er ging dann aber in eine andere Richtung weiter.« Erneut folgten sie der Spur des Jungen. Den Straßenverlauf entlang um weitere 300 Meter. Die Akademie war es nicht mehr weit entfernt. Keine fünfzig Meter weiter war bereits der kleine Park mit dem Teich. Daneben der große Spielplatz, der auf der anderen Seite an das Akademiegelände grenzte. Noch bevor Naruto den Park erreichen konnte, hatte man ihn ein weiteres Mal attackiert. Laut Pakkun waren es zwei Männer, die ihn kurz vor dem Park in eine Seitenstraße gezerrt hatten. Wenige Dutzend Meter entlang, bis in einen kleinen Hinterhof. Dort hatten drei weitere Männer gewartet. Alle zusammen schlugen sie auf den Jungen ein und verprügelten ihn. Über viele Minuten hinweg, bis sie ihn schließlich liegen ließen und nicht weiter für ihn interessierten. Der gesamte Hinterhof wurde von Kakashis Hunden systematisch abgeschnüffelt. Sie suchten alle Hinweise zusammen, um Naruto zu finden. Durch Pakkun konnten sie zudem sehr gut feststellen, was alles passiert war. Ein enormer Vorteil für Kakashi, der am Ende der Suche dem Hokage berichten musste. »Hier, hier, hier, hier«, trällerte ein kleiner hellbrauner Hund mit dunkelbraunen herabhängenden Ohren und dunklen Pfoten. Aufgeregt und schwanzwedelnd hüpfte er vor der Holzmauer im Kreis und wartete darauf, dass Kakashi sich seine Entdeckung ansah. »Ist ja gut Bisuke.« Beruhigend strich Kakashi mit der linken Hand über den Kopf des Hundes und kraulte ihn kurz hinter den Ohren. »Was hast du gefunden?« »Hier ist eine Kerbe im Holz.« berichtete Bisuke und stupste mit seiner Schnauze unter die Stelle, damit sein Herr sie genau sehen konnte. »Darin ist etwas Blut von Naruto.« »Hm«, brummte Kakashi vor sich hin und begutachtete den Fund. »Für einen Kunai ist die Vertiefung zu klein. Und auch zu schmal. Es wird ein Shuriken gewesen sein.« Darauf wandte sich der ANBU wieder Bisuke zu, der ihn angespannt beobachtete. »Hast du gut gemacht.« lobte er den Hund. Kaum hatte er das ausgesprochen, hüpfte Bisuke freudig über den Hof und Suche weiter. Auf der anderen Seite war Pakkun neben Kakashi aufgetaucht und schnupperte ebenfalls am Fund. »Das war keiner der 5 Männer, die Naruto verprügelt haben. Dieser hier kam erst Minuten danach und ging dann auf ihn los. Er hat den Platz auch nicht vorher betreten. Erst als er sich ein Werkzeug wiedergeholt hat.« Ruhig hörte sich der ANBU an, was seine Superspürnase zu berichten hatte. »Weiß du, wer es war?«, wollte er darauf wissen. Für einen Moment zögerte der kleine Hund, ehe er antwortete. »Nein, aber er kommt mir bekannt vor.« Pakkun wirkte etwas unsicher bei dieser Aussage. Etwas, dass selten vorkam, wie Kakashi wusste. Inwiefern diese Tatsache von Bedeutung war, würde man sehen. »Er ist Naruto gefolgt, als der dann wegelaufen ist.« »Dann hinterher.« forderte Kakashi und stand auf. Seine Worte glichen einem Kommando, auch wenn sie nicht als solches ausgesprochen waren. Noch in der gleichen Sekunde stürmten die Hunde davon, Narutos Geruch hinterher, der durch das verlorene Blut jetzt noch intensiver war, als bisher. Die Spur führte nicht zurück zum Hauptweg, dass hatte Pakkun aber schon eher gerochen. Naruto war der Seitenstraße bis zum Ende gefolgt, hatte sich dort durch eine kleine Gasse gezwängt und kam auf der anderen Seite schließlich auf einer großen Straße an, deren Verlauf er in westlicher richtung zum Tor folgte. Der letzte Angreifer folgte ihm den ganzen Weg, lief dabei jedoch über die Dächer. Am Tor angekommen hatte sich Naruto hinter den Wachen aus dem Dorf geschlichen und war in den Wald gelaufen. Nicht zum ersten Mal war er dorthin geflüchtet. Der Junge war oft im Wald. Es gab viele Verstecke dort. Einige davon waren so gut, dass nicht einmal Kakashi und Pakkun ihn aufspüren konnten. Sie wussten zwar, dass er in der Nähe war, aber nie wo er sich befand. Auf ihrer Suche folgten sie ihm nun in den Wald, in der Hoffnung, das Naruto seinem Verfolger entkommen war. Sie brauchten jedoch nicht lang, um an die Stelle zu gelangen, an der sich das Gegenteil herausstellte. #004 - Die Ärztin ----------------- Zu wenig Schlaf und zu viel Kaffee. Das war das Ergebnis von Tsunades Vormittag. Sie war geschafft von den letzten Stunden, in denen sie fieberhaft an einem Medikament für ihren derzeitigen Problempatienten gearbeitet hatte. Eine Pause, das brauchte sie jetzt. Und eine große Portion Schlaf. Doch zunächst musste sie zu ihrem Patienten. Ihr neues Serum hatte sie bereits vorbereitet. Drei Spritzen lagen bereit, die sie im Abstand von je 6 Stunden verabreichen wollte. Wenn das Serum wie beabsichtigt wirkte, sollte es ausreichen. Unter dem Mikroskop hatte sie es anhand einer Blutprobe getestet und es schien den gewünschten Effekt zu erzielen. Trotzdem kann es immer zu ungeahnten Nebeneffekten kommen, die sich erst bei der direkten Behandlung ergeben. Tsunade räumte noch die letzten Gerätschaften weg, ehe sie sich auf den Weg machen wollte, als eine junge Frau aus dem Nebenraum ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. »Tsunade-sama?«, tönte es aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage neben der Tür. Anders war nicht zu kommunizieren, da die Frau auf der anderen Seite nicht über die Ausbildung verfügte, um den Laborraum betreten zu dürfen. Ihrer Arbeitsuniform nach war sie eine Krankenschwester aus der Notaufnahme. Tsunade wunderte es, da sie sonst nicht in der Notaufnahme tätig war. Es gab nur wenige Patienten, um die sie sich kümmerte. Für gewöhnlich diejenigen mit langwierigen Krankheiten, bei denen ihre Kollegen bereits jede Hoffnung aufgegeben hatte. Nicht jeden von ihnen konnte sie retten, doch in vielen Fällen hatte sie den Menschen bereits das Leben verlängert oder bis zum Ende angenehmer machen können. Nachdem Tsunade das Mikroskop im entsprechenden Schrank abgestellt hatte, wandte sie sich zur Tür. Schnellen Schrittes durchquerte sie den Raum. Grundlos würde die Notaufnahme nicht nach ihr verlangen. Bevor sie sich meldete, warf sie einen kurzen Blick auf das Namensschild der Krankenschwester, was links auf Brusthöhe an ihrem Gewand angebracht war. So konnte sie die Schwester direkt ansprechen: »Akane was führt dich zu mir?« Erneut drang die Stimme der Frau aus dem Lautsprecher, als diese antwortete: »Verzeihen Sie Tsunade-sama. Ich weiß, Sie sind nicht für die Notaufnahme zuständig, doch der ANBU verlangte, dass Sie sich persönlich darum kümmern.« Innerlich seufzt Tsunade auf. Wenn ein ANBU nach ihr verlangte, konnte es sich nur um einen schwerwiegenden Notfall handeln, der sie sicherlich mehrere Stunden beschäftigen würde. Das kleine Teufelchen neben ihrem Ohr wollte sie von der Erfüllung ihrer Pflicht abhalten. Sie war eh schon übermüdet und ihr anderer Patient wartete zudem auf sie. Doch er bettelte vergeblich um Aufmerksamkeit. Da konnte sie noch so Müde sein, sie ließ keinen Patienten im Stich. »Verstehe«, meinte sie nach ihrem kurzen mentalen Zwiespalt und erkundigte sich darauf nach der Art des Notfalls. »Uns wurde von einem schwerverletzten Kind berichtet. Der ANBU wird in Kürze mit dem Kind eintreffen. Vielleicht ist er sogar schon angekommen.« tönte es erneut aus der Gegensprechanlage. Die Frau auf der anderen Seite der Glasfront schien es eilig zu haben, zumindest nahm Tsunade das an, da sie unruhig vor ihr stand und ständig das Gewicht von dem einen auf das andere Bein verlagerte. In der Notaufnahme gab es sicher viel zu tun und die Schwester wollte schnell zurück an ihren Arbeitsplatz. Um die junge Frau nicht länger warten zu lassen, zog Tsunade das Gespräch nicht unnötig in die Länge. »Ich mach mich gleich auf den Weg. Ich muss mich nur noch ordnungsgemäß umziehen.« In ihrer Laborbekleidung konnte sie keinen Patienten behandeln, das war wohl auch Akane klar, denn sie nickte diese Aussage ab und meldete sich noch einmal kurz mit einem »Ich werde es ausrichten.«, ehe sie sich auf den Weg zurück zur Notaufnahme machte. Einen Moment sah Tsunade ihr nach, darauf wandte ihr Kopf sich etwas nach links und suchte die Wand des anderen Raumes ab. Durch die Glasfront konnte sie alles dort genau erkennen und sie war sich sicher, dass es dort auch eine Uhr gab. Nur finden konnte sie ihr Zielobjekt zunächst nicht. Fündig wurde sie schließlich auf der rechten Seite, wo sich das riesige zeitanzeigende Uhrgetriebe befand, welches man dekorativ vor einem Poster der menschlichen Entwicklung angebracht hatte. Auf 12 Uhr waren eine Eizelle und ein Spermium zu sehen, auf 3 Uhr ein Kind, auf 6 Uhr ein Erwachsener und auf 9 Uhr ein alter Mann mit Krückstock. Die Zeiger standen auf kurz nach 11 Uhr. Seufzend legte sie den Kopf in den Nacken und schloss einen Moment die Augen. Sie war Müde. Kaum 2 Stunden hatte sie in der vergangenen Nacht geschlafen. Pünktlich um 7 Uhr hatte sie das Labor betrete und an dem Wirkstoff gearbeitet. Ohne eine Pause, aber es hatte sich gelohnt. Sie war schneller vorangekommen als erwartet. Und doch musste sie ihren Patienten nun warten lassen. Bevor sie sich in die Schleuse begeben konnte, musste sie noch die Spritzen wegschließen. Sie kamen in Tsunades persönlichen Laborschrank, direkt neben die Ampulle mit der blau schimmernden Flüssigkeit, welche denselben Wirkstoff enthielt. Ein kontrollierender Blick wanderte darauf durch den Raum. Sie wollte sicher sein, dass sie auch nichts vergessen hatte. Die Vorschriften für die Laborarbeit waren sehr streng, da dürfte man sich keine Fehler erlauben. Die kleinste Abweichung könnte im schlimmsten Fall jemanden das Leben kosten. Doch der Raum war korrekt aufgeräumt. Alles war sauber und die Gerätschaften entweder entsorgt oder wieder an ihrem Platz. Beruhigt begab sich Tsunade darauf zur Schleuse und ließ dort ihren Schutzanzug abspritzen. Anschließend zog sie ihn aus und hängte ihn zu den anderen. Ihr weißer Ärztekittel hin vor der Schleuse an einem Hacken. Sie schnappte ihn im Vorbeigehen und warf ihn sich unterwegs über, während sie sich auf dem Weg zur Notaufnahme machte. Tsunade nahm die letzten Stufen hinab ins Erdgeschoss und öffnete darauf die Tür vom Treppenhaus zur Notaufnahme. Sofort konnte sie laute Stimmen hören. Ein Streit zwischen dem Leiter des Krankenhauses, dessen lauter und aggressiver Ton sie sofort überall wiedererkennen würde, und ein Mann, der ihr bekannt vorkam, den sie aber nicht sofort einordnen konnte. Auf ihrer Suche nach dem ANBU und ihrem Patienten kam sie auch dem Streit immer näher. Im Eingangsbereich der Notaufnahme wurde sie kurz darauf doppelt fündig. Die zweite Stimme gehörte zu dem ANBU. An der Maske konnte sie erkennen, dass es sich um Kakashi handelte und im Arm trug er ein Kind. Vor ihm stand Akamoto. Ein großgewachsener Mann mit dunkelbraunem Haar, das an den Seiten bereits stark ergraut war. Auf der Nase trug er eine dicke Hornbrille. Er war der Leiter des Krankenhauses. »Raus mit dem Bengel!«, forderte er nicht zum ersten Mal und wies mit seinem linken Arm Richtung Ausgang. »Dämonen haben hier nichts zu suchen.« »Naruto ist kein Dämon!«, fauchte neben dem ANBU ein junger braunhaariger Mann. Quer über seine Nase verlief eine lange Narbe. »Beruhig dich Iruka.« versuchte Kakashi seinen Begleiter zu besänftigen. Kurz darauf brachte Akamoto das Fass jedoch zum Überlaufen. »Raus mit der Teufelsbrut!«, schrie der Klinikchef. Seine Rage war nicht mehr nur sichtbar, sondern auch zu spüren. Obwohl der Mann keine Ninjaausbildung genossen hatte, war etwas an ihm, was sogar Kakashi und Iruka einen Schritt zurückweichen ließ. Es reichte jedoch nicht aus, um sie vollends weichen zu lassen. Ein Blick in die Runde zeigte Tsunade, wie es allgemein um die Situation stand. Es gab eine Handvoll Ärzte und Schwestern, die in der Notaufnahme zusammengekommen waren. Dazu andere Patienten, die in der Nähe waren und die Szenerie beobachteten. Einige von ihnen, speziell die Patienten, schienen Akamoto zuzustimmen und hätten den Jungen wohl auch am Liebsten sofort aus dem Krankenhaus geworfen. Doch sie waren nur Gast und in diesem Falle nicht zuständig. Die anderen Ärzte schienen ihre Pflichten ernster zu nehmen. Gleiches galt auch für die Krankenschwestern. Sie hätten Naruto behandelt, doch hatten sie allesamt zu viel Angst vor ihrem Vorgesetzten, um sich dem verletzten Jungen anzunehmen. Bisher hatte sich Tsunade alles mit angesehen. Aus der Ferne konnte sie den genauen Verletzungsgrad von Naruto jedoch nur schätzen - und es sah nicht gut aus. Es wurde Zeit, dass sie ein Machtwort sprach, um die Situation zu klären. Wenn sie nicht endlich vorankämen, würden sie den Jungen damit nur gefährden. Anders als die Zivilisten, die ihm den Tod wünschten, war Tsunade sich jedoch darüber bewusst, was Narutos Tod für einen negativen Nebeneffekt mit sich brachte. Die Freiheit des Kyuubi, der sich für seine Gefangenschaft sicherlich rächen würde. Seufzend ging sie einige Schritte vor. Manchmal dachten die Menschen einfach nicht mit. Statt sich über die Konsequenzen ihrer Handlungen klar zu werden, verurteilten sie, ohne vorher einen Blick auf die andere Seite zu werfen. Sie war noch auf dem Weg zu Akamoto und dem ANBU, als ihre Stimme bereits über die Lautstärke der Anderen hinweg ertönte. »Was soll denn der Lärm? Wir sind hier in einem Krankenhaus!« Ein gehässiges Grinsen zeigte sich auf dem Gesicht des Klinikchefs, ehe er mit seinen Ausweisungsversuchen fortfuhr. »Wie Recht ihr doch habt Tsunade. Es ist ein Krankenhaus. Hier werden kranke Menschen behandelt und nicht sowas wie der da!« »Tsunade hilf ihm, bitte! Lass du ihn nicht auch noch im Stich«, wandte sich der ANBU diesmal an die Ärztin, um deren Hilfe er von Anfang an gebeten hatte. »Niemand hier wird diesem Dämon helfen.« kam Akamoto ihrer Antwort zuvor. Nicht ahnend, was er damit auslösen würde. Es war ein harter Aufprall an der Wand, als er von Tsunades Faust getroffen dorthin geschleudert wurde. Für gewöhnlich ging sie nicht so weit, vor allem wenn sie sich bewusst war, dass ihr gegenüber keine Ninjaausbildung genossen hatte. Zivilisten verfügten nicht über die Veranlagungen, um ihren Schlag körperlich zu verarbeiten. Verletzungen blieben daher nicht aus. In diesem Falle war es Tsunade jedoch egal. Er hatte es verdient und sie würde ihre Entscheidung jederzeit wiederholen und vor dem Hokage rechtfertigen. Mit wütendem Blick starrte sie Akamoto an »Wage es nie wieder jemandem die ärztliche Versorgung zu verwehren!« und wartete auf seine Reaktion. Der Mann brauchte einen Moment, um das Geschehene zu verarbeiten. Sowohl von dem Schlag wie auch von dem Aufprall war er benommen, doch seine Reaktion sollte nicht lang auf sich warten lassen - und sie folgte lautstark wie immer. »DU WAGST ES?« »Und wie ich es wage!«, blaffte Tsunade zurück. Ein wütendes Schnauben entfuhr ihr, bevor sie weiterredete. »Wir sind Ärzte, verdammt nochmal. Wir haben einen Schwur geleistet, der uns bindet. Jedes hilfsbedürftige Wesen ist zu versorgen, ganz egal, ob Mensch oder Tier oder Dämon. Und Letzteres ist hier NICHT anwesend!« Darauf wandte sie sich an den ANBU »Komm mit!«, forderte sie ihn auf. Ganz gleich, was der Klinikchef noch sagen würde, sie würde dieses Kind behandeln - und sie war nicht die Einzige. #005 - Der Hokage ----------------- Schon am frühen Morgen war Hiruzen klar, dass dieser Tag kein ruhiger Tag werden sollte. Es war in jedem Jahr das gleiche, warum sollte es diesmal anders werden? Die halbe Nacht hatte er wach gelegen, frustriert wegen der vielen Vorfälle der vergangenen Jahre, die er nicht verhindern konnte. Auch seine Sorgen hielten ihn wach. Er befürchtete erneute Probleme. Hokage zu sein war vor Jahren eine schöne Aufgabe. Damals hatte er sich noch gefreut, das Amt des Dorfoberhauptes inne zu haben. Mittlerweile war es eher eine Bestrafung. Er konnte noch so oft versuchen, das Dorf wieder in die richtigen Bahnen zu lenken, es half einfach nichts. Es gab immer etwas, was seine Bemühungen aushebelte. Die ersten Probleme warteten auf ihn bereits, bevor er sein Büro überhaupt betreten konnte. Eine lange Schlange hatte sich vor seiner Tür angereiht. Standbesitzer und Organisatoren des Festes. Ninja, die um Urlaub baten, weil sie am Abend am Fest teilnehmen wollte, statt ihren Dienst zu verrichten. Dorfbewohner mit den unterschiedlichsten Fragen und Gäste aus anderen Dörfern, die ebenfalls fürs Fest angereist waren. Seufzend zwängte sich Hiruzen durch die Menge, verschwand in seinem kleinen Heiligtum und ließ seine ANBU dafür sorgen, dass die Menschen vor der Tür sich benahmen. Es dauerte Stunden, bis er alle Anliegen bearbeitet hatte und mit jeder weiteren Person versank seine Laune etwas weiter in den Abgrund. Die gelegentlichen Unterbrechungen machten es nicht besser. Fast zu Anfang war ein ANBU in sein Büro gestürmt und berichtete von Problemen auf dem Festplatz. Jedes Jahr gab es dutzende Streitereien von Standbesitzer um die besten Plätze. Mitunter uferten sie sogar zu größeren Schlägereien aus, weshalb er einen Teil der ANBU dort für Ruhe sorgen ließ. Dadurch fehlten sie aber leider an anderen wichtigen Positionen. Dann gab es noch einige Gäste im Dorf, die dem Fest beiwohnen wollten. Darunter auch Gauner, die den Bewohnern das Geld aus den Taschen zogen. Im doppelten Sinne versteht sich. Einige davon hatten ebenfalls Stände und zogen ihre Kunden mit hinterhältigen Tricks über den Tisch. Andere waren in der Menge versteckt und streiften als Taschendiebe durch die Mengen, während ihre Kollegen als Schausteller die Leute unterhielten. Im letzten Jahr hatten sie eine größere Gaunerbande im Dorf, die sich gleich in sämtlichen Methoden versuchte. Alle zu finden, die zu dieser Gruppe gehörten, war nicht sehr einfach gewesen und die ANBU waren noch Tage darauf im Dauereinsatz. Auch in diesem Jahr hatte Hiruzen bei einigen Gästen ein ungutes Gefühl, doch solange er ihnen nichts nachweisen konnte, musste er sie gewähren lassen. All diese Probleme waren jedoch von gewöhnlicher Natur. Sie mussten immer bedacht werden, wenn ein Dorffest gefeiert wurde. Ein anderes Problem bereitete dem Sandaime weitaus mehr Sorgen. Die Attacken auf Naruto wurden immer heftiger. Egal was er sagte oder veranlasste, sie hörten einfach nicht auf. Als Dorfoberhaupt derart machtlos zu sein, frustrierte ihn weit mehr als alles andere. Es war gegen Mittag, als Hiruzen endlich so weit Luft, dass er sich für einen Moment entspannt zurücklehnen konnte. Es gab niemanden mehr vor seiner Tür, der noch wartete. Die Schreibarbeit für den Vormittag war weitgehend erledigt. Für fünf Minuten die Augen schließen, das musste einfach drin sein. Leise Schritte drangen durch die geschlossene Tür in das Büro des Dorfoberhauptes. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet, mit Schwung aber nicht laut. Wer auch immer eingetreten war, schloss sie auch wieder und kam einige Schritte auf den Sandaime zu. »Hokage-sama?«, sprach die Person und wartete ab. Innerlich schrie Hiruzen auf, weil bereits der Nächste etwas von ihm wollte. Sein Gefühl sagte ihm, dass die angestrebten fünf Minuten Ruhe und Entspannung noch nicht vorbei waren. Es sollte recht behalten. Als er die Augen öffnete und auf die Uhr sah, zeigte sie ihm, dass es nicht einmal die Hälfte der Zeit war. Seufzend rieb sich Hiruzen mit den Spitzen von Zeige- und Mittelfinger über die Schläfe und massierte sie. Aus dem Augenwinkel heraus erkannte er einen ANBU vor seinem Schreibtisch. Er musste ihn nicht einmal richtig ansehen, um zu wissen, um wen es sich handelte. Bereits an der Stimme hatte er ihn erkannt. Es war Kakashi. Ausgerechnet ihn an diesem Tag vor sich zu haben bereitete Hiruzen Unbehagen. Es gab nur einen Grund für den Hatake, der ihn an einem 10. Oktober in das Büro des Hokage führen könnte - und der hatte mit einem Vorfall zu tun, der ohne Zweifel mit Naruto zusammenhängen musste. »Was führt dich zu mir Kakashi?«, gab er entmutigt von sich. »Es geht um Naruto.« Die Stimme des ANBU klang schwach, fast schon gebrochen. Trauer schwang ihr mit und verlieh den Worten einen besorgniserregenden Klang, der bei Hiruzen die Alarmglocken läuten ließ. »Was ist passiert?« platzte es umgehend aus dem alten Hokage heraus. Sämtliche eigenen Sorgen und Probleme waren wie fortgespült. Naruto hatte auch bei ihm die höchste Priorität, da wurden alle anderen Aufgaben schnell egal. Eine Antwort bekam Hiruzen aber nicht. Stattdessen beobachtete eine für Kakashi sehr untypische Reaktion. Der ANBU stand da wie in Stein gemeißelt, ohne jede Regung, nur seine Hände zitterten leicht und waren zu Fäusten geballt. Trotz Maske, die einen Teil der Geräusche verschluckte und grad die leisen Töne von Kakashi unhörbar machten, konnte der Hokage den hektischen Atem hören. »Kakashi?«, fragte Hiruzen erneut, doch noch immer blieb eine Antwort aus. Kakashi schien völlig abwesend und von seinen Emotionen gefangen. Würde es nicht vor seinen Augen passieren, so würde es Hiruzen nicht glauben - und doch passierte es. Er kannte den jungen Mann nicht emotional, das war Kakashi schon als Junge nie gewesen. Auch jetzt als Erwachsener verschloss er für gewöhnlich seine Gefühle und ließ niemanden nah genug an sich heran. Besorgt erhob sich der Sandaime aus seinem Sessel und trat um den großen Schreibtisch herum auf den jungen Mann zu, der kurz davor war, sich selbst zu verlieren. »Kakashi?« Wieder kam keine Reaktion des Angesprochenen, weshalb Hiruzen beschloss einen Blick unter die Maske zu werfen. Behutsam schob er das weiße Tiergesicht mit den blauen Streifen aufwärts und enthüllte das Gesicht des Mannes. Mund und Nase waren noch immer verdeckt, durch die dunkle Stoffmaske, die Kakashi immer trug, doch Hiruzen reichte, was er sah. Aus dem Gesicht schien jede Farbe verschwunden. Die Augen waren deutlich gerötet und ein feuchtes Glitzern zeigte sich am unteren Rand. Der Blick des Mannes war starr gradeaus gerichtet und schien durch alles hindurchzusehen. Was auch immer er sah, er war mental nicht mehr anwesend. »Komm wieder zur Besinnung!«, forderte Hiruzen, diesmal mit mehr Nachdruck. Der Schreck saß tief, doch Kakashis Aufmerksamkeit fand wieder in die Realität zurück. Erkennbares Anzeichen dafür war, dass er blinzelte und verstört um sich sah. Sein Körper bebte so stark, dass er das Gleichgewicht verlor und auf die Knie ging. Darauf hielt das Zittern noch für einige Sekunden, bis es abebbte und schließlich ganz verschwand. Einige Worte murmelte Kakashi vor sich hin. Undeutlich und für den Hokage nicht verständlich. »Geht es wieder?«, fragte der Alte. Noch immer ruhte sein besorgter Blick auf dem Anderen, der ungewöhnlich starke Probleme hatte, das gesehene zu verarbeiten. Hiruzen vermutete etwas Schwerwiegendes, sonst würde es Kakashi nicht derart aus der Fassung bringen. »Nein« Die Stimme von Kakashi war nicht mehr als ein schwacher Hauch, als er antwortete. »Flashbacks sind scheiße!«, setzte er kurz darauf noch hinterher. »Was ist nun mit Naruto?«, fragte Hiruzen darauf, in der Hoffnung, dass Kakashi seine Frage diesmal beantwortete. »Es ist meine Schuld. Ich hab nicht aufgepasst. Ich«, stammelte der Hatake vor sich hin, ohne eine wirkliche Antwort auf die Frage zu liefern. »ich war nicht bei ihm!« Erneut zeigte sich das feuchte Glitzern in den Augenwinkeln von Kakashi. Diesmal quollen die Augen über und einige Tränen suchten sich ihren Weg die Wangen hinab. Offenbar gab er sich die Schuld, nur für was? »Das erklärt mir aber noch immer nicht, was passiert ist.« »Er ...« Kakashi brach ab und haderte einen Moment mit sich selbst. »Er stirbt. Ist gestorben, ich weiß es nicht. Als ich ihn Tsunade übergeben habe, hat er noch gelebt, aber - « Erneut stockt er in seinen Worten und schien mit sich selbst zu kämpfen. »Ich soll euch holen, wegen dem Kyuubi.« »Verstehe«, seufzte Hiruzen betrübt. Er hatte geahnt, dass es irgendwann soweit kommen würde. Ein Teil von ihm hatte immer gehofft, dass es sich hinauszögert, bis Naruto älter war und bereits dazu fähig, auf sich selbst aufzupassen und notfalls auch zu verteidigen, womit der Tod vielleicht umgangen worden wäre. »Wenn Naruto jetzt wirklich stirbt, dann quittiere ich den Dienst«, hörte er neben sich von Kakashi. »Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht für ein Dorf kämpfen, das so einen Hass für ein unschuldiges Kind aufbringt. Das geht gegen alles, wofür Konoha steht.« »Ich kann dich verstehen. Ich würde meinen Posten auch gern abgeben.« Das war eine Tatsache, über die der alte Sarutobi sehr oft nachdachte. Der Zeitpunkt war nur nicht der Richtige dafür. »Leider gibt es derzeit niemanden, der mein Amt vernünftig ausführen würde. Danzo würde zudem alles dafür tun, dass er zum nächsten Hokage ernannt wird.« »Danzo! Wegen ihm haben wir diese Probleme doch erst.« blaffte Kakashi mit bissiger Stimme. Er mochte den Ältesten nicht. Keinen der Drei. »Ich weiß, nur können wir ihm das nicht nachweisen.« Neben sich hörte er Kakashi seufzen. »Na komm«, forderte er den Jüngeren auf und streckte ihm eine Hand hin. »Erzähl mir unterwegs, was passiert ist.« Es dauerte keine fünf Minuten bis zum Krankenhaus. Beide beeilten sich, dort anzukommen. Auf dem Weg dahin fasste Kakashi das Geschehene in einem kurzen Bericht zusammen, der alles Nötige erklärte. »Wir haben also 3 Tätergruppen, die Naruto nacheinander attackiert haben - und der Letzte hat ihn in den Wald gejagt und dort gefoltert«, fasste Hiruzen zusammen und war erzürnt über die Brutalität, die sein Dorf wieder an den Tag gelegt hatte. »Tsunade war sich nicht sicher, ob sie ihn retten kann. Die gebrochene Rippe hat wohl die Lunge durchbohrt. Dass er überhaupt noch gelebt hat, grenzte ihrer Meinung nach schon an ein Wunder.« berichtete Kakashi weiter. Er hatte seine ANBU-Maske wieder über das Gesicht gezogen und zeigte sich wieder ganz professionell und ohne jede Emotion. Sie hatten das Gebäude bereits betreten und durchquerten einige lange weiße Gänge, bis sie zu den OP Sälen kamen. Im Wartebereich konnten sie Iruka entdecken. Er saß auf einer Bank, zusammengesunken wie ein Häufchen Elend. Neben ihm befand sich eine Krankenschwester, die sich offenbar um ihn kümmern sollte. Kurz bevor Hiruzen und Kakashi bei den beiden ankamen, sah die Krankenschwester zu ihnen auf und sprach sie auch direkt an. »Hokage-sama. Tsunade möchte sie umgehend in Saal 2 sehen.« Innerlich seufzte der Sandaime auf. Es konnte nichts Gutes verheißen, dass Tsunade ihn zu sich bat, statt selbst aus dem OP zu kommen. »Was ist mit dem Jungen?«, fragte er trotzdem nach, auch wenn er die Antwort bereits ahnte. »Er hat nicht überlebt.« Die Worte der jungen Frau bestätigten es Hiruzens Befürchtung. Vor ihm saß Iruka, ähnlich aufgelöst wie zuvor Kakashi, nur weit emotionaler. Er hatte sich immer gern um Naruto gekümmert, so wie um alle seine Schüler. Es war daher klar, dass es dem Lehrer nahegehen würde, dass grade Naruto nun verstorben war. Der Weg zum zweiten OP Saal war nicht weit. Er lag direkt um die Ecke. Eine schwere gläserne Tür trennte den Flur mit den Sälen vom Wartebereich ab. Für gewöhnlich war sie geschlossen, doch diesmal hielt man sie offen. Ein Keil war am unteren Rand eingeklemmt und hielt sie an ihrer Stelle. Als er die Schwelle durchschritt, sah er Tsunade rückwärts aus dem linken Saal taumeln. Sie hielt die Arme schützend vor sich in Erwartung eines Angriffs. »Tsunade?«, sprach er sie an und ging weiter auf sie zu. »Es tritt Chakra aus«, antwortete sie ihm, ohne ihn dabei anzusehen. »Wo sind die anderen?«, fragte Hiruzen darauf und blieb neben seiner ehemaligen Schülerin stehen. »Ich hab sie weggeschickt, nachdem Naruto eindeutig tot war. Kyuubis Chakra sollte sie nicht gefährden«, erklärte sie und darauf sahen sie gemeinsam in den Raum hinein. Rotes Chakra kreiste um Narutos toten Körper. Es drang an der Stelle aus, wo das Siegel lag, um den Bauchnabel herum. Neben Hiruzen und Tsunade erschien Kakashi, der auch Iruka dabei hatte. Alle vier sahen sie mit an, wie mehr und mehr der roten dämonischen Energie aus dem Kinderkörper hervortrat und ihn langsam einhüllte. Das Chaos war nicht weit entfernt. Um Schlimmeres zu verhindern musste sie schnell handeln. »Wir müssen ein weiteres Siegel anbringen, sonst bricht der Fuchs aus«, begann der Hokage und überlegte bereits, welches die Masse an Chakra zurückhalten könnte. »Was für ein Siegel ist stark genug, um ein Dämon in einem toten Körper zu bannen?«, fragte Kakashi neben ihm. »Keines«, antwortete Hiruzen ehrlich. »Aber wir können eines anbringen, was den Ausbruch verzögert. Damit bekämen wir etwas Zeit.« »Ich mach das!«, sprach der Hatake selbstsicher. Er wollte es unbedingt, daran konnte niemand zweifeln. Seine Entschlossenheit war deutlich erkennbar. »Welches Siegel soll ich nutzen?« »Das Siegel der Chakraunterdrückung wäre möglich. Leg man es als verbundene Dreiereinheit um das Hauptsiegel an, könnte es den ursprünglichen Effekt verstärken«, schlug Tsunade vor. »Ja, das musste gehen«, bestätigte Hiruzen und gab Kakashi darauf die Erlaubnis es zu versuchen. Vorsichtig betrat Kakashi den Raum. Das rote Chakra kreiste sehr weitläufig und er musste aufpassen, um nicht davon getroffen oder gezielt angegriffen zu werden. Durch seine behutsamen Vorstöße zu Narutos Leichnam kam er nicht schnell voran, aber er gelangte sicher ans Ziel. Dort angekommen hatte er größte Mühe gegen den aufkommenden Brechreiz anzukämpfen. Was dem Jungen angetan wurde, war schrecklich und so nahe, wie er dem toten Körper nun war, konnte er das gesamte Ausmaß der Folter deutlich erkennen. Um sich auf seine Aufgabe konzentrieren zu können, atmete Kakashi einmal tief durch und zählte im Geiste einen Countdown runter. Zunächst musste er das Siegel freilegen. Derzeit befand sich ein Verband um den Bauch des Jungen, den er mit einem Kunai schnell aufschnitt. Um die richtigen Stellen für sein Siegel zu finden, legte Kakashi eine Hand auf den Bauchnabel, um den Wirkungskreis zu analysieren. Soweit kam er jedoch nicht. Kaum war die Hand zum Liegen gekommen, schoss Kyuubis Chakra in Massen aus dem Siegel. Es hüllte Naruto ein, ebenso Kakashi ein und leuchtete derart extrem hell auf, dass alle geblendet waren. #006 - Der Kyuubi ----------------- Nur langsam erholten sich die Augen von Hiruzen und Iruka. Das grelle Licht war längst verschwunden. Mehr Glück hatte Tsunade. Sie war hinter der dicken Stahltür in Deckung gegangen und wurde dadurch nur indirekt geblendet. Es dauerte bei ihr somit nicht lang, bis sie wieder im Vollbesitz ihrer Sehfähigkeit war. Zunächst sorgte sie dafür, dass Hiruzen und Iruka beide eine sichere Position im Raum hatte, an der sie sich notfalls auch anlehnen oder setzen konnten, solange ihre Sicht eingeschränkt war. Darauf schloss sie die Tür zum OP-Saal, damit sie von niemandem gestört wurden. Darauf wand sie sich dem Behandlungstisch zu. Naruto war verschwunden. An seiner Stelle lag nun ein kleines Kind. Der Größe nach zu Urteilen musste der Junge noch ein Kleinkind von zwei bis drei Jahren sein. Sein Haar war kalkweiß, wie bei Kakashi nur viel kürzer. Auch die Gesichtszüge des Jungen ähnelten Kakashi. Kurz überprüfte sie das Kind auf Lebenszeichen. Sie waren vorhanden und es schien ihm so weit gut zu gehen. Da der Junge friedlich schlummerte, wand sie sich darauf Kakashi zu, der noch immer bewusstlos am Boden lag. Bevor Kyuubis Chakra mit blendender Intensität zu leuchten begann, hatte sie noch sehen können, wie er von der rötlichen Energie eingehüllt wurde. Er hatte Glück. Sein Körper war weitgehend unversehrt geblieben. Nur am rechten Handgelenkt zeigten sich Verbrennungen. Ein Wunder, wenn man bedachte, dass sich das Chakra zunächst durch den Armpanzer gefressen, bevor es die Haut überhaupt schädigen konnte. Wieso alles andere unberührt geblieben war, konnte Tsunade sich nicht erklären. Vorsichtig entfernte sie den Armschutz und den darunter liegenden Stoff des Handschuhs. Die Verbrennung war schwer. Selbst auf dieser geringen Fläche würde es einige Zeit in Anspruch nehmen, bis sie den geschädigten Bereich geheilt hätte. Während eine Hand die Verletzung mit heilendem Chakra flutete, kontrollierte Tsunade mit der andren Hand Kakashis Vitalwerte. An sich ging es ihm gut. Mehrmals sprach sie den Mann an. Er reagierte nicht. Nicht auf die Worte und auch nicht auf die sanften Schläge ins Gesicht, mit denen sie versuchte, ihn aufzuwecken. Hiruzen hatte sich im Schneidersitz an die Wand gesetzt, vor der Tsunade ihn abgestellt hatte. Sein Augen waren geschlossen. Er wirkte, als wäre er in Meditation versunken. So ähnlich war es auch. Er dachte nach. Über das Verhalten des Dorfes. Über die vielen Kleinigkeiten, die bereits passiert waren und die Anhäufung und extreme dieser Geschehnisse, die letztlich Narutos Tod herbeigeführt hatten. Über Kakashi, der seinen Dienst quittieren wollte, weil das Dorf nichtmehr dem entsprach, als das es sich ausgab. Neben sich hörte er Iruka, der von Narutos Schicksal noch immer so betroffen war, dass er pausenlos weinte. Hiruzen konnte ihn verstehen. Ihm ging es nicht anders, doch konnte er seine Gefühle weit genug im Zaum halten, damit sie für andere nicht sichtbar wurden. Naruto hatte es nicht verdient, so zu sterben. Genauso wenig, wie er es verdient hatte, so zu leben. Mit dem all dem Hass und der Gewalt, die das Dorf gegen ihn aufbrachte. Für einen kurzen Moment öffnete er die Augen. Langsam begann er wieder zu sehen, doch noch immer war alles stark verschwommen und daher schloss er seine Augen vorerst wieder. Vor sich hatte er die schemenhaften Umrisse von zwei Personen erkennen können. Er vermutete Tsunade an der Stelle und vor ihr musste Kakashi liegen. Hiruzen war besorgt um den Zustand des Hatake. Er hatte das viele Chakra des Kyuubi noch gesehen, bevor es ihn geblendet hatte. »Was ist passiert, nachdem wir geblendet wurden?«, fragte er in den Raum. Es war wichtig, dass er der Situation vollständig bewusst wurde. Lang würde es sicher nicht mehr dauern, bis die ersten ANBU oder vielleicht sogar Danzo selbst bei ihnen auftauchten. Bevor es so weit war, musste er sich einen Plan zurechtlegen. »Ich weiß es nicht«, antwortete seine ehemalige Schülerin. »Narutos Körper scheint verschwunden zu sein und ...« Sie brach ab. Ihre Stimme klang zögerlich und verunsichert. Nur selten hatte er diese Empfindungen bisher bei Tsunade erlebt. Sie war für gewöhnlich sehr selbstsicher, auch in den unangenehmsten Situationen. »Was und?«, hackte Hiruzen nach. Ein Seufzen war von ihr zu hören, ehe sie antwortete. »Das wirst du mir nicht glauben.« Offenbar glaubte sie es selbst noch nicht, so hörten sich ihre Worte zumindest an. Leise grummelte Hiruzen vor sich hin. Nichts sehen zu können erschwerte die Situation ungemein. Zwar erholten sich seine Augen langsam von der Blendung, doch noch immer war alles viel zu verschwommen. Er konnte nicht darauf warten, dass sich das Problem von selbst löste. »Erzähl schon«, forderte er schließlich, um endlich voranzukommen. »Da liegt ein kleiner Junge an Narutos Stelle, nicht älter als 3 Jahre«, begann sie und machte darauf etwas, was Hiruzen durch sein beeinträchtigtes Sichtfeld nicht einordnen könnte. »Und ich weiß nicht wieso, aber das Kind sieht genau so aus wie Kakashi.« »Was?«, gab Hiruzen darauf überrascht von sich. Neben ihm hatte Iruka eine ähnlich verblüffte Reaktion von sich gegeben. »Und was ist mit Kakashi?«, fragte der Alte Sarutobi weiter. »Der ist hier bei mir«, antwortete sie zunächst und versuchte darauf erneut den Hatake zu wecken, was jedoch erneut scheiterte. »Kyuubis Chakra hat ihm einige Verbrennungen beschert.« »Ist er schwer verletzt?«, war seine nächste Frage. »Er ist weitgehend unversehrt. Nur am Handgelenk zeigen sich Spuren der Verbrennung. Ich sollte es heilen können, aber er wird im Nachhinein trotzdem noch eine Weile etwas davon haben - und er wird eine Narbe zurückbehalten.«, berichtete Tsunade und Hiruzen wusste, dass sie mit ihrer Einschätzung nicht falsch lag. Sie war eine herausragende Medi-Nin. Die Beste von allen. Wenn sie es sagte, dann war es auch so. »Wieso ist Naruto verschwunden?«, hörte er neben sich von Iruka. Der Lehrer war noch immer geschockt von Narutos Tod, aber auch verwirrt. »Ich weiß es nicht Iruka.« Sie waren beide geblendet, dessen war Hiruzen sich bewusst. Doch ob das auch für den jungen Mann galt? Immerhin hatte er noch vor wenigen Minuten vor Trauer keinen klaren Gedanken mehr fassen können. »Nicht nur Narutos Verschwinden ist verwirrend, auch das Kind. Ich weiß zwar nicht, wie das möglich ist, aber ich vermute einen direkten Zusammenhang.« »Schlauer alter Mann« Die Worte wurden von einem tiefen Grollen begleitet. Die Stimme gehörte jedoch zu niemandem, der Hiruzen bekannt war. »Wer spricht da?«, fragte der Hokage in den Raum. »Mein Name ist Kurama«, antwortete die gleiche Stimme in abwertendem Ton. »Der Name sagt mir nichts.« Das schien nicht nur ihm so zugehen, auch den Kommentaren von Iruka und Tsunade konnte Hiruzen anhören, dass sie keinen Kurama kannten. »Kein Wunder. Für meinen Namen habt ihr euch noch nie interessiert. Ihr habt für mich nur eine Bezeichnung.« Die Ablehnung in den Worten war gemischt mit ehrlicher Trauer. Hiruzen konnte eine zutiefst verletzte Person reden hören, und auch wenn er keinen Hass oder ein Anzeichen für Aggressivität aus der Stimme heraushören konnte, so ahnte er doch bereits, um wen es sich handelte. Das nachgesetzte »Kyuubi!« des Fremden bestätigte seine Vermutung. Es war der Dämonenfuchs, der mit ihnen redete. Das Wesen, was eigentlich in Naruto verborgen sein sollte. Suchend sah Hiruzen sich im Raum um, versuchte etwas zu erkennen. Mehr als verschwommene Kleckse wollen seine Augen jedoch nicht sehen. »Wo genau bist du?«, fragte er daher, um in etwa ausmachen zu können, wo sich Kurama befand. Kurz erklang ein tiefes kehliges Kichern von dem Fuchs, ehe er mit amüsierter Stimme zu seiner Antwort begann. »Verstehe, du bist noch immer geblendet.« Erneut erklang ein tiefes Lachen. »Ich liege hier oben auf diesem seltsamen Tisch, neben Naruto«, sprach er darauf in ruhigerem Ton. »Das soll Naruto sein? Niemals!« Unglauben schwang in Tsunades Stimme mit. Hiruzen verstand sie. Sie war Ärztin und stand fest hinter der Wissenschaft. Was der Dämonenfuchs behauptete, war etwas, was gar nicht möglich sein konnte. »Doch, das ist er. Soll ich euch erklären, was passiert ist?« Kurze Pause folgte, in der Kurama offenbar auf eine Antwort wartete. Da keine folgte, sprach er einfach weiter. »Ich hab seine Gene etwas verändert, um sein Erscheinungsbild anzupassen. Er gleicht jetzt Kakashi.« »Aber Naruto ist gestorben!«, sprach Tsunade aufgebracht. »Ich war dabei, als er gestorben ist!« »Ist gut Tsunade. Konzentrier dich bitte auf Kakashi. Wir werden ihn gleich brauchen.« Anschließend wand sich der Hokage an den Fuchs: »Kurama, wie kann das sein, dass er jetzt wieder lebt?« »Er war nie tot«, begann der Neunschwänzige zu erklären. »Dämonenkinder sind nicht so einfach zu töten. Allgemein schon nicht, weil sie viel robuster sind, als Menschenkinder. Kommen sie in eine Situation, in der ihr Körper durch Fremdeinwirkung geschädigt wird, so pausiert die körpereigene Heilung und täuscht einen todesähnlichen Zustand vor, damit der Angreifer von ihnen ablässt.« »Aber ich habe ihn nicht angegriffen. Ich habe versucht, ihm zu helfen. Wieso ist er trotzdem in diesen Zustand gefallen?«, wollte Tsunade darauf wissen. »Hm« erklang Kyuubis tiefe Stimme. Nach einer kurzen Pause sprach er weiter. »Ich vermute mal, dass er mental nicht mehr dazu fähig war, Freund von Feind zu unterscheiden.« »Bei seinem Verletzungsgrad wäre es durchaus möglich gewesen. Er hat wirklich viel abbekommen«, stimmte sie seiner Vermutung zu. Für einen kurzen Moment kehrte Ruhe ein und Tsunade schien sich wieder vollends Kakashi zu widmen. Vor nicht mal einer Stunde war Hiruzen der Meinung gewesen, der Kyuubi wäre eine Bestie ohne Verstand und jetzt plauderte mit dem gleichen Wesen, als hätte es nie ein Problem gegeben. Es war eine seltsame Situation, in der sie sich befanden und nicht weniger beunruhigend. Er wusste nicht, was er mit den neuen Fakten machen sollte. Was sollte er dem Rat erzählen? Oder dem Dorf? Niemand würde es verstehen und letztlich würde der neue kleine Naruto das gleiche durchmachen, wie schon zuvor - aber das wollte Hiruzen nicht. Er hatte es bereits einmal verbockt und letztlich die Kontrolle über das Dorf verloren. Ein weiteres Mal wollte er dem Jungen das nicht antun. Es musste sich etwas ändern. Nur was? Bevor er weiter planen konnte, brauchte er mehr Informationen. Vielleicht ließ sich mit Kuramas Hilfe und der Veränderung bei Naruto alles in eine andere Richtung wenden. »Wieso hast du Naruto so aussehen lassen wie Kakashi?«, wollte er zuerst von dem Fuchs wissen. Immerhin wird Kurama sich etwas dabei gedacht haben. »Damit ihr Naruto für tot erklären könnt und der Knirps neu anfangen kann. Ohne das man ihn ständig verfolgt und misshandelt, weil er ein Jinchuuriki ist«, antwortete das Tier ehrlich. »Bevor ich mich weiter mit Naruto und seiner Zukunft auseinandersetze, muss ich wissen, woran ich bei dir bin«, begann Hiruzen und hoffte, dass er den Fuchs nicht mit seinen Worten verärgerte. »Du bist als blutrünstiger Dämon verschrien, doch dein Verhalten passt nicht in das Bild, was wir von dir haben. Also, warum hilfst du Naruto?« »Es ist nicht meine Schuld, dass ihr so ein falsches Bild von mir habt. Ich war noch nie aggressiv«, erklang die Stimme des Dämons. Er klang gekränkt, fast schon traurig. »Mito und Kushina verstanden mich«, erzählte Kurama weiter. »Sie waren nett zu mir und haben mich mit Respekt behandelt, weshalb sie zu sehr guten Jinchukräften wurden. Ich half ihnen freiwillig und nicht, weil sie mich dazu gezwungen haben.« »Und was ist mit Naruto?«, wollte Hiruzen darauf wissen. »Der Junge ist anders als sie. Ein ganz besonderes Kind.« Ein unglaubliches Maß an Stolz schwang in der Stimme mit, als Kurama von Naruto sprach, doch da war noch etwas anderes, was Hiruzen nicht sofort raushören konnte. »Er ist mein Sohn«, folgte darauf vom Fuchs und ab dem Moment wusste er, um welche Emotion es sich handelte. Sie war so deutlich geworden, dass sie schon greifbar geworden war. Es war die Liebe. In einer Form, wie sie nur Eltern sie vermitteln konnten. Er kannte das Gefühl sehr gut, denn auch Hiruzen war Vater und wusste daher, wovon er redete. »Dein Sohn?« platzte es überrascht aus Iruka heraus. Wie Tsunade auf diese Information reagierte, konnte Hiruzen nicht erkennen, aber er selbst war nicht weniger überrascht, zog es jedoch vor zu schweigen. Bis ihm etwas einfiel, was Kurama zuvor erwähnt hatte »Deswegen hast du ihn also als Dämonenkind bezeichnet. Ich dachte erst, das hätte was mit seinem Status als Jinchuuriki zutun gehabt.« Laut schallte Kuramas lachen durch den Raum, doch nicht für lang. Einen kurzen Moment hatte Naruto geweint. Scheinbar weil er sich erschreckt hatte - aber er schlief weiter. »Nein, Jinchuurikis haben nichts mit Dämonen gemein. Naruto ist mein Sohn, wobei ich selbst nicht genau sagen kann, wie das kommt«, begann der Fuchs darauf seine Erklärung. »Ich habe es bereits gerochen, als er geboren wurde. Er trägt das Erbgut von Kushina und Minato in sich und ist somit deren Sohn. Aber er trägt auch Spuren von meiner DNA in sich, was mich ebenfalls zu seinem Vater macht.« »Und warum hast du Kakashi verwundet, wenn du doch eigentlich seine Hilfe wolltest? Zumindest nehme ich das an, denn du hast sein Äußeres doch sicher nicht grundlos kopiert«, wollte diesmal Tsunade von dem Fuchs wissen. »Das war nicht beabsichtigt«, versuchte Kurama sich zu rechtfertigen. Etwas schwang in seiner Stimme mit, was Hiruzen mit bedauern verband. »Ich wusste zunächst nicht, wie ich Naruto vor erneuten Attacken beschützen sollte. Minato hat mich schließlich darauf gebracht. Er vertraut Kakashi. »Minato? Aber der ist doch tot«, waren Tsunades nächste Worte. »Ein Teil seiner Seele befindet sich im Siegel. Er half mir Naruto zu verändern und er hat mich rausgelassen«, erklärte der Fuchs und kam darauf wieder auf Kakashi zu sprechen: »Die Verletzung kommt daher, dass ich eine Verbindung zu seiner DNA aufbauen musste, um Naruto an ihn anzugleichen. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es sich so stark auf ihn auswirkt.« Damit war fürs Erste alles erklärt. Mehr wollte Hiruzen vorerst nicht wissen und sollten noch Fragen aufkommen, so würden später noch darüber reden können. Ihnen lief die Zeit davon. Erneut wand sich Hiruzen an den Fuchs: »Ich nehme mal an, dass du bei Naruto bleiben willst.« »Ich werde mich jedenfalls nicht freiwillig von meinem Welpen trennen lassen«, konterte Kurama bissig. »So etwas dachte ich mir schon.« Ein Seufzen war von Hiruzen zuhören, ehe er sich an die Senju wandte: »Tsunade, wie lang brauchst du noch mit Kakashi?« »Lang. Es heilt nicht so, wie es sollte«, war ihre frustrierte Antwort. Ein leises Klacken war auf dem Boden zuhören. Wie von laufenden Hunden, wenn ihre Krallen auf festem Untergrund auftreffen. Scheinbar war der Fuchs vom Tisch gesprungen. Seine Pfoten glichen denen der Hunde. »Lass mich mal«, kam kurz darauf vom Fuchs, dessen Stimme nun aus einer anderen Richtung kam. Tiefer und etwas weiter rechts, von Hiruzen aus gesehen. »Du kannst heilen?« Die Skepsis in Tsunades Worten war deutlich zuhören. »Ja, mich selbst.«, gab Kurama schelmisch zurück und wurde sofort wieder ernst. »Aber das wird dir nicht helfen. Ich vermute eher, dass sich noch etwas von meinem Chakra in seiner Verletzung befindet, was deine Heilversuche sabotiert.« Wieder war etwas von Kyuubis Chakra im Raum, dass konnten sie alle spüren, doch diesmal lag kein Zorn darin. Es war so normal, wie das Chakra eines jeden Anderen. Was genau der Fuchs tat, konnte Hiruzen nur ahnen, aber er schient Tsunade und Kakashi auf seine Weise zu helfen. Schon kurz darauf war er erneut zu hören »Versuch es jetzt mal«. »Es heilt«, stellte Tsunade erstaunt fest, als sie mit ihren Heilversuchen fortfuhr. #007 - Hiruzens Plan -------------------- Im Krankenhaus hatte sich nicht mehr viel ereignet. Kakashi war schnell erwacht, als Tsunades Heilung endlich ihre Wirkung zeigte. Eine kurze Zusammenfassung musste als Erklärung genügen. Alles Weitere konnte Kurama ihm später in Ruhe erzählen. Der verletzte Bereich wurde von Tsunade eingesalbt und verbunden. Später wurde sie nach ihm sehen und die Behandlung fortsetzen. Die Zeit drängte und bevor die falschen Personen im OP auftauchten, musste der neue kleine Naruto und sein Fuchsvater schnellstens verschwinden. Aus diesem Grund wurde Kakashi nachhause geschickt, samt Kind, Fuchs und der Auflage, dass niemand im Dorf die Zwei zu sehen bekam. Er sollte sie verstecken, bis Hiruzen ihm neue Anweisungen mitteilte. Vorerst war Tsunade die einzige Person, die er in seine Wohnung lassen durfte.Im Anschluss daran kümmerte sich Tsunade um Irukas Augen, beschwerte sich gleichzeitig aber auch darüber, dass sie nicht zuerst Hiruzen behandeln durfte. Er ignorierte jedoch ihren Protest. In seinem Kopf ratterte es bereits. Ein erster grober Plan entstand – und dafür brauchte er seinen Augen im Moment noch nicht. Iruka ging daher vor. Erst nachdem auch der Akademielehrer geheilt war, erlaubte er Tsunade nach den ANBU zu rufen. Zwar wären sie in nächster Zeit auch von allein gekommen, aber weiteres warten war unnötig. Der Tag war bereits kurz genug und es gab viel zutun. Kakashi war fort und mit ihm alles, was auf die wahren Geschehnisse hindeutete. Es wurde Zeit, dass die nächsten wichtigen Punkte auf seiner spontan zusammengewürfelten ToDo-Liste angegangen wurden – und dafür brauchte er seine ANBU. Es dauerte nicht lang, bis zwei Einheiten seines Spezialkommandos im OP auftauchten, mit ihnen eine Reihe Schwestern und Ärzte, die ihre Hilfe anbieten wollten. Tsunade beauftrage zwei Schwestern des OP Personals den Raum zu säubern, der Rest wurde nicht gebraucht. Zwei ANBU wurden vom Sandaime ausgesandt, um den Rat für eine Notfallsitzung einzuberufen. Ein anderer sollte Iruka nachhause bringen und anschließend dafür sorgen, dass der Lehrer in der Akademie beurlaubt wurde. Zudem sollte er Kakashi vom ANBU Dienstplan streichen. Der Letzte war dafür zuständig ihn zu seinem Büro zurückzubegleiten, sobald Tsunade mit ihm fertig war. Es war kurz nach 12 Uhr als Hiruzen in seinen sich auf seinen großen braunen Sessel fallen ließ. Er war grade erst in sein Büro zurückgekehrt und hatte den Weg glücklicherweise ohne fremde Hilfe bewältigen können. Seine Augen hatten sich wieder gut erholt. Nicht zuletzt dadurch, dass Tsunade etwas nachgeholfen hatte. Noch immer bemerkte er leicht verschwommene Details, doch er war zumindest dazu fähig, die Personen vor sich und seine Umgebung wieder zu erkennen. Dennoch war der ANBU immer an seiner Seite geblieben. Jetzt war er allein. Seinen Begleiter hatte er mit einer neuen Aufgabe fortgeschickt. Doch viel Zeit für sich blieb Hiruzen nicht. Es gab einiges zu planen. Die nächsten Ereignisse des Tages musste er mit bedacht angehen, um die gewünschten Resultate zu erzielen. Der Plan, der im Krankenhaus nicht mehr als eine unförmige Rohmasse ohne jegliche Struktur darstellte, hatte sich auf dem Weg zurück weiterentwickelt. Mehr als eine unreife Aneinanderreihung von Dingen war bisher jedoch nicht daraus geworden. Er musste also schnellstens Ordnung in das Chaos bringen. Für einen Moment besann Hiruzen sich den Dingen, die geschehen waren und was er bereits getan hatte. Er notierte sich alles auf ein leeres Blatt Pergament und schrieb alle weiteren Gedanken hinzu. Es dauerte nicht lang und schon erkannte er deutlich die Richtung, auf die sein Plan steuerte. Ruckartig ging die Tür auf. Ohne ein Klopfen und ohne danach zu fragen, ob man eintreten dürfe, traten drei paar Sandalen an den Schreibtisch heran. Der Hokage nahm sie nur am Rande wahr, da sein Blick weiterhin auf dem Pergament haftete. »Hiruzen, was hat das zu bedeuten? Eine Notfallkonferenz? Ausgerechnet heute?«, hörte er die Stimme eines alten Bekannten sprechen. Innerlich seufzte er auf. Er hätte sich auch eher denken können, dass sein Ältestentrio noch bei ihm vorbeikommt, ehe die Ratsversammlung beginnt. Als er aufsah, sah er Danzo direkt in das eine Auge, was dem Mann geblieben war. Das andere Auge hatte er vor Jahren verloren und nun versteckte er das vernarbte Gewebe notdürftig hinter einem Verband. Ansehnlicher wurde er dadurch jedoch nicht. Neben ihm standen seine ständigen Begleiter, Koharu und Homura. Ebenfalls alte bekannte von ihm. Einst waren sie gemeinsam Schüler an der Akademie gewesen. Sie hatten im gleichen Jahr ihren Abschluss gemacht und waren als Genin in die Welt gezogen, um für das Dorf Missionen zu erledigen. Damals hielten sie noch zusammen, heute arbeiteten sie grundsätzlich gegen ihn. »Ja, es gibt eine Notfallkonferenz. Ja, es muss heute sein«, antwortete er seinem Gegenüber ausdruckslos. Er wollte Danzo nicht die Gelegenheit geben, auch nur die geringste Emotion zu erkennen. »Und wieso?«, fragte Danzo bissig. »Das erfährst du, wenn es so weit ist. Ich hab zutun!« Darauf wand sich Hiruzen wieder seinem Pergament zu. Danzos weitere Worte gingen an ihm vorbei, als wären sie nicht vorhanden. Er wollte sich jetzt noch nicht weiter mit dem Mann befassen, der ihm seit Beginn seines Hokageamtes Steine in den Weg warf. Es dauerte nicht lang und das Ältestentrio war verschwunden. Homura, der harmloseste von den Dreien, hatte die anderen beiden dazu überredet, zum Konferenzsaal zu gehen. Und sie gingen auch, laut und fluchend, weil sie an einem Festtag arbeiten mussten. »Verlogenes Pack!«, dachte sich Hiruzen. Einen toten Mann zum Helden küren und ein Fest zu seinen Ehren feiern war keine schlechte Sache, doch sollte der Mann dabei auch geehrt werden. In Konoha benahm sich jeder, als würden sie sich darüber freuen, das sie ihn Loswaren. Dabei war der Mann, den sie mit dem Fest ehrten, der Yondaime Hokage gewesen. Etwas Sorge kam in Hiruzen auf. Würden sie seinen späteren Abgang ähnlich feiern? Wenn Danzo auch da seine Finger im Spiel hätte, dann wäre es durchaus möglich, oder sie vergaßen ihn direkt. Beides keine erbaulichen Aussichten. Tsunade war auf dem Weg zum Büro des Hokage. Sie trug eine Akte bei sich, in der einige Dutzend Formulare abgelegt waren. Noch waren sie leer. Um Zeit zu sparen, hatte sie nur eingesammelt, was nötig war. Ausfüllen wollte sie erst im Büro, damit sie für Hiruzen erreichbar war. Als sie dort ankam, sah sie Hiruzen an seinem Schreibtisch sitzen und hektisch auf einem Blatt Pergamente rumkritzeln. Bevor sie ihn ansprach, schloss sie sorgfältig die Tür. Es sollte schließlich niemand zuhören, wenn sie ihren geheimen Plan besprachen. »Ich habe alle nötigen Papiere dabei. Gibt es schon etwas Neues?«, wollte sie darauf wissen und trat näher an den Schreibtisch heran. »Nein, außer dem Kurzbesuch unserer drei Anwärter für den Titel ›Wer ist die größte Nervensäge?‹ gibt es nichts zu berichten.« Der genervte Unterton war deutlich herauszuhören. Amüsiert kichert Tsunade vor sich hin. »Wenigst hast du deinen Humor noch nicht verloren«, sprach sie, ehe sie sich zu ihrem ehemaligen Sensei an den Schreibtisch setzte. Es vergingen nur wenige Minuten, in denen beide an Ihren Schriftstücken arbeiteten, als es an der Tür klopfte und Asuma darauf den Raum betrat. »Du wolltest mich sprechen?«, begann Asuma und zog darauf genüsslich an seiner Zigarette. »Ja, wollte ich«, antwortete Hiruzen darauf ohne seinen Sohn dabei anzusehen. »Könntest du mit deinen Glimmstängeln bitte ans Fenster gehen, du verpestest mein Büro!« Die Aufforderung war für Asuma nichts Neues und so begab er sich ans nächste Fenster und öffnete es. Minuten lang geschah nichts. Kein Wort wurde gesprochen. Keine Regung kam von Hiruzen oder Tsunade. Ein einzig ein leises Kratzen zweier Schreibfedern auf Pergament war zuhören. Gelegentlich vernahm man, wie Tsunade in ihren Formularen blätterte. Dem jüngeren Sarutobi kam es seltsam vor. »Und worüber wolltest du mit mir sprechen?«, fragte er schließlich, weil sein Vater nicht von selbst begann. »Einen Moment noch, gleich bin ich fertig.« kam darauf vom Älteren und wieder legte sich ein bedrückendes Schweigen über den Raum. Seine alte Kippe war aufgeraucht und Asuma drückte sie auf der äußeren Fensterbank aus, ehe er sie bei seinem Vater in den Mülleimer schnippte. »Nicht! Lass sie aus und mach das Fenster wieder zu«, hörte er seinen Vater sagen, als er sich grad eine neue Zigarette anzünden wollte. Es kam selten vor, dass sein alter Herr ihm das Rauchen verbot, aber es hatte immer einen Grund, weshalb Asuma nicht weiter nachfragte und der Aufforderung nachkam. Darauf wurde er angestarrt, mit einem sehr ernsten Blick, der zudem etwas sehr Wichtiges ankündigte. Asuma wusste das, immerhin war die Person vor ihm sein Vater. »Ich weihe dich nun in ein Geheimnis ein«, sprach der alte Mann darauf und Asuma wartete gespannt, was als Nächstes kam. »Ich werde gleich bei einer Ratsversammlung erwartet«, berichtete Sarutobi Senior mit ungewöhnlicher Begeisterung. »Dort werde ich eine riesige Lüge verbreiten. Das Dorf wird sie heute Abend ebenfalls hören. Du gehörst zu den Auserwählten, die über die Wahrheit Bescheidwissen dürfen, denn ich werde deine Hilfe brauchen.« Sein Vater hatte also vor den Rat zu belügen. Und er sollte dabei mitmachen. Manchmal war Asuma sich nicht sicher, ob sein alter Herr noch bei Verstand war. »Schau nicht so skeptisch, das klappt schon«, sprach der Alte darauf voller Überzeugung und mit einem breiten Grinsen. »Von deiner Lüge musst du ja richtig überzeugt sein«, dachte sich Asuma, als er sich dem alten Mann gegen über, der wie ein kleines Kind am Geburtstag strahlte. Ein tiefes Seufzen entfloh Asumas Kehle. Auch auf die Gefahr hin, dass es kräftig nach hinten losging. Hiruzen war sein Vater und er konnte ihm einfach nichts abschlagen. »Na schön, dann erzähl mir doch mal, was genau du von mir erwartest?« »Zunächst mal zu den Fakten.«, begann Hiruzen und räusperte sich darauf. »Heute Morgen wurde Naruto angegriffen und fast getötet. Ich werde ihn für tot erklären und zudem auch das Dorf über seine Eltern und seine Herkunft aufklären. Sollen sie doch ewig mit dieser Schande leben, mit egal. Das Fest zu Ehren des 4. Hokage streichen wir am Besten auch gleich, für immer.« Bei »Naruto und fast getötet« hatte Asumas verstand aufgehört die darauffolgenden Worte zu verarbeiten. Sein bester Freund sah in dem Kind den letzten Rest Familie. Den letzten Halt. Ohne den Jungen würde er wahrscheinlich nicht mehr leben. »Weißt du schon, wer es war?«, wollte Asuma darauf wissen, doch sein Vater verneinte. »Darum kümmere ich mich, nachdem der Stress hier vorbei ist. Ich werde wohl die Inuzuka nach dem Täter suchen lassen müssen, da Kakashi bei der Suche ausfällt«, erklärten Hiruzen darauf und erwähnt dabei etwas, das seinem Sohn erneut Sorgen bereitete. »Was ist mit Kakashi?«, kam es sofort vom Jüngeren. »Ihm geht es gut, wenn man von der kleinen Verletzung absieht, die Kyuubi ihm verpasst hat«, versuchte der Alte ihn zu beschwichtigen. »Er hat derzeit Naruto bei sich und soll aufpassen, das niemand den Jungen zusehen bekommt.« Deutlich hörbar atmete Asuma aus. Er war erleichtert, dass es seinem Freund gut ging. »Da Naruto noch lebt, haben wir natürlich keinen Leichnam, den wir dem Rat präsentieren können, aber dafür ist mir schon eine nette Erklärung eingefallen« Ein hinterlistig und auch etwas gehässiges Grinsen zeigte sich beim Alten Sarutobi. »Etwas, womit ich Danzo eine ganze Weile auf Trapp halten kann.« Asuma betrachtete es mit gemischten Gefühlen. Von seinem Vater war er dieses Verhalten nicht gewohnt. Er nahm Charakterzüge an, die dem Jüngeren nicht geheuer waren. Auf der anderen Seite konnte er seinen Vater auch verstehen. Er wurde jahrelang von Danzo und den anderen ausgebremst und übergangen. Jetzt hatte er die Chance es ihnen heimzuzahlen. »Was wirst du behaupten?«, fragte diesmal Tsunade, die gleichermaßen vor Neugierde zu platzen schien. »Nun, der Kyuubi wurde schließlich von Minato versiegelt und Minatos Spezialität war das Hiraishin.« Offenbar glaubte der alte Mann, dass diese Andeutung ausreichte, doch weder Asuma noch Tsunade verstanden, worauf er hinaus wollte. »Ich werde behaupten, dass sich ein Sicherungsmechanismus innerhalb des Siegels aktiviert hat, als Naruto gestorben ist. Diese Sicherung hat den toten Körper mittels Hiraishin weggebracht, scheinbar um das Dorf vor einem Ausbruch innerhalb der Stadtmauern oder in der Nähe zu bewahren. Wohin genau Narutos Körper gebracht wurde, können wir aber nicht sagen, weil wir nicht wissen, mit was für einer Markierung diese Sicherung verbunden wurde. Er kann damit überall sein.« »Und Danzo sucht sich nen Wolf.«, er weiterte Tsunade und grinste dabei diabolisch. Diese Lüge hatte was, dass musste Asuma seinem Vater lassen. Worin seine Aufgabe bestand, war ihm jedoch schleierhaft. »Und wie soll ich euch jetzt helfen?«, wollte er daher wissen, doch erneut wurde er vertröstet. »Gleich, zunächst mal zu dem, was wirklich passiert ist. Tsunade erklärst du es bitte, du hast mehr gesehen, als ich«, bat Hiruzen seine ehemalige Schülerin. »Naruto war sehr schwer verletzt, als er bei mir ankam. Ich war ganz ehrlich der Meinung, er wäre tot, aber das war er scheinbar nicht«, begann sie und suchte einen Moment die passenden Worte zusammen. »Kyuubi, oder auch Kurama, wie er offenbar heißt, hat ihm dämonische Merkmale vererbt, wodurch Naruto überlebt hat. Kurama hat ihn zudem verändert, wodurch er sich jetzt im Körper eines höchstens dreiährigen kleinen Jungen befindet – und er sieht aus, wie Kakashi.« »Und da kommst du ins Spiel«, führ nun Hiruzen fort. »Ich will, dass du Kakashi mit dem Jungen hilfst. Er hat keine Erfahrung mit Kindern. Zudem brauche ich in den Nächsten Tagen jemanden, der für mich zu Kakashi geht. Quasi als Nachrichtenübermittler und besorg ihm, was er braucht.« Mit einem Nicken bestätigte Asuma, dass er verstanden hatte. »Aber noch nicht sofort«, setzte Hiruzen nach. »Als Nächstes wird erstmal Tsunade bei ihm vorbei schauen. Er soll erstmal nur sie reinlassen.« Darauf wand er sich seiner ehemaligen Schülerin zu. »Du sagst ihm bitte, dass Asuma eingeweiht ist und ihn Unterstützung soll.« Nachdem sie diesen Auftrag bestätigt hatte, wand der Alte sich wieder seinem Sohn zu. »Erst nachdem ich heute Abend die Dorfversammlung abgehalten habe, wirst du zu ihm gehen. Vorher tust du so, als wüsstest du von nichts. Falls jemand fragt, dann sagt, dass du auf ihn aufpassen musst, speziell jetzt. Du weißt doch sicher noch, wie down er nach Minatos Tod war.« »Ja, das war echt schlimm.« Asuma konnte sich noch sehr gut an die Zeit vor 10 Jahren erinnern. Damals war Kakashi am Rande des Todes gewesen. Durch das schwachsinnige Verbot der Ältesten, die nicht nur Naruto von Beginn an alles genommen hatten, war Kakashi der Kontakt zu dem Jungen verwehrt worden. In den ersten Tage wusste er nicht einmal, dass es Naruto überhaupt gab, weil es ihm verschwiegen wurde. Erst als Hiruzen sich über die Entscheidung hinweg setzte und Kakashi die Wahrheit sagte, besserte es sich. Nur durfte er niemals zeigen, dass er es wusste. Nur als ANBU konnte er in der Nähe des Jungen sein und über ihn wachen. »Wäre Naruto wirklich gestorben, würde es sich wiederholen. Und ich bin mir sicher, dass es diesmal kein gutes Ende genommen hätte. Diesmal hätten wir nichts gefunden, was ihm einen neuen Halt gegeben hätte«, hörte Asuma seinen Vater sagen, während er selbst noch teilweise in Gedanken versunken aus dem Fenster starrte. »Sag, dass du auf ihn aufpassen musst, damit er keinen Mist baut, und sag Kakashi, dass er sich vor anderen auch genau so depressiv wie damals benehmen soll. Zumindest, bis ihr aus dem Dorf raus seid«, fuhr Hiruzen mit seinen Anweisungen fort. »Hat das einen besonderen Grund?«, wollte Asuma darauf wissen. Er war sich nicht sicher, ob es so gut war, Kakashi diese Gefühle erneut aufzubürden. Selbst er nur so tat als ob. Damals war er krankhaft depressiv und Asuma wollte nicht, dass sein Freund erneut in diesem Zustand gefangen war. »Das wird der Anlass dafür, dass ich euch hier wegschicke. Ich werde dem Dorf die Schuld für Narutos Tod geben«, begann Hiruzen und wurde zeitlich von Asuma und Tsunade unterbrochen. »Sie SIND schuld!«, sprachen sie beide. »Ja, ich weiß. Ich meinte, dass ich es ihnen direkt bei der Versammlung an den Kopf werfe.«, versuchte Sarutobi Senior die beiden zu beschwichtigen. »Kakashi werde ich daher von hier wegschicken, damit er erstmal abstand bekommt. Er wollte seinen Dienst eh quittieren, weil er die Schnauze voll hatte. Und du begleitest ihn, damit er sich unterwegs nicht einfach selbst umbringt.« »Warum sollte er? Er hat doch Naruto bei sich.«, wunderte sich Asuma. Kakashi hatte doch gar keinen Grund um Suizid zu werden. »Nicht offiziell«, begann der Alte und grinste wieder etwas hinterlistig. »Naruto wird vorher schon aus dem Dorf geschleust. Tsunade passt auf den Jungen auf, bis ihr ihn dann wieder abholt. Ihr verlasst Konoha damit ohne Kind.« Darauf folgte eine Pause. Er begann einen Stapel mit Schriftrollen zu durchsuchen und grummelte unzufrieden.»Ich habe hier eine Mission über zwei Jahre. Ein Dorf ohne nennenswerte Verteidigung, sehr abgelegen. Sie haben um Hilfe gebeten. Mehr dazu kann ich euch später erklären, ich find die Rolle grad nicht.« Nachdenklich kratze sich Hiruzen am Hinterkopf und schaute nochmal durch den Stapel. Und in die Schubladen an seinem Schreibtisch. »Seltsam, wo ist die Rolle den hin?« »Ist ja auch egal.« Ein Seufzen erklang darauf, ehe er fortfuhr. »Ich finde sie schon wieder.Ihr könnt den Knirps auf jeden Fall dort mit hinnehmen. Wenn ihr dann wiederkommt, behauptet ihr einfach, ihr hättet ihn unterwegs aufgegabelt. Wie genau es dazu kam, dass Kakashi jetzt einen Sohn hat, und wie der Junge bei euch gelandet ist, dass dürft ihr euch unterwegs ausdenken. Und gebt dem Jungen einen anderen Namen.« Darauf trennten sich vorerst die Wege, denn Hiruzen musste zu seiner Notfallkonferenz. #008 - Die geheime Spezialmission --------------------------------- Nach einem kurzen Gespräch mit Tsunade hatte Asuma sich auf den Weg nachhause begeben. Sein Ziel war der Speicher der Sarutobi Villa. Vor Jahren hatten sie dort die vielen Kisten entdeckt, die seine verstorbene Mutter dort gelagert hatte. Altes Spielzeug aus Kindertagen und die alte abgelegte Kleidung, aus die er und seine kleine Schwester herausgewachsen waren. Sie hatte alles aufgehoben, dass noch brauchbar war. Alles war sorgfältig verpackt und die Kisten hatte sie sehr genau beschriftet. Noch war alles an seinem Platz. Seine Schwester hatte mittlerweile selbst Kinder, doch sie hatte die alten Sachen nie angerührt. Sie wollte unbedingt alles aus eigener Tasche besorgen. Asuma vermutete zudem, dass es niemandem auffallen würde, wenn er sich jetzt etwas davon nahm. War er doch der Einzige, der vielleicht mal auf die gelagerten Sachen zurückgreifen würde. In der aktuellen Situation war es Ideal. Kakashi hatte vor Jahren sein Elternhaus verkauft und war in eine kleine Wohnung gezogen. Er wollte nichts mehr um sich haben, was ihn an seine Eltern erinnerte. Dabei hatte er auch alles verkauft oder weggeschmissen, was er selbst nicht mehr brauchte. Er besaß somit nichts, was er für seinen neuen Sohn gebrauchen konnte. Es dauerte eine Weile, bis er die richtigen Kisten gefunden hatte, doch schließlich hatte er seine alte Kleidung in der Hand, die er im Alter von etwa drei Jahren getragen hatte. Er erkannte sie von seinen Kinderfotos wieder. Viel wollte er nicht mitnehmen, nur ein bisschen was, damit Kakashi dem Jungen etwas anziehen konnte. Mehr als einen halben Rucksack voll sollte es nicht werden. Mit einem Stofftier und einen kleinen Beutel voller Holzklötzchen füllte er den Restplatz aus. Für den Anfang sollte es reichen. Alles Weitere konnten sie später noch besorgen. Nachdem Asuma alles beisammenhatte, beschwör er seinen vertrauten Geist. Zu seiner Enttäuschung erschien jedoch nicht der, nachdem er gerufen hatte. Als Sarutobi hatte er den Vertrag mit den Affen, Oberhaupt war Enma, der König der Affen. Nach ihm hatte Asuma gerufen. Vor ihm zeigte sich jedoch der kleine Coco, eines von Enmas Kindern. Seufzend besah sich Asuma dem kleinen Äffchen. Coco war nicht mal halb so groß, wie er. Vergleichbar mit einem vierjährigen Kind - und genau so benahm er sich auch. »Asumaaa«, rief der kleine Affe freudig, als er den Mann vor sich erkannte. Strahlend hüpfe er um Asuma herum und war kaum zu bändigen. »Hast du mich zum Spielen gerufen?« »Nein, habe ich nicht«, antwortete er ehrlich und Cocos Gehopse fand ein abruptes Ende. »Ich wollte eigentlich mit deinem Vater sprechen.« »Mit Papa sprechen?«, wiederholte das kleine Äffchen mit fragendem Ausdruck in den Augen und neigte dabei seinen Kopf leicht zur Seite. Dutzende kleine Fragezeichen schienen sich über Coco im Kreis zu drehen. Einige Sekunden vergingen, in denen der kleine Affe diese Haltung beibehielt, ehe er »Papa ist nicht da« von sich gab und erneut um Asuma herumsprang. Das dachte sich Asuma schon, schließlich kam Enma immer, wenn er verfügbar war. Seufzend besah er sich dem kleinen Wirbelwind, den er nun anstelle des Affenkönigs vor sich hatte. Es gab nur eine Person, die über den gleichen Tiergeistvertrag verfügte und das war sein Vater. Demnach müsste Enma derzeit bei ihm sein. Nachdenklich beobachtete Asuma, wie Coco den Raum inspizierte. Für eine ernsthafte und gefährliche Mission war der kleine Affe noch zu jung, da würde er wirklich Enma brauchen, aber vielleicht konnte Coco ihm dennoch helfen. Er musste es nur richtig angehen. »Komm mal her Coco«, sprach er das Affenjunge an und es dauerte auch nicht lang, da kam es auch schon angelaufen. Asuma hockte sich zu dem Kleinen, um mit ihm auf gleicher Höhe zu sein und fragte dann: »Möchtest du mir vielleicht helfen?« Aus großen Kulleraugen sah Coco ihn an und war vollkommen überrascht von dem Angebot. Asuma konnte sich gut vorstellen, was in dem kleinen Affen vor sich ging. Der geistige Reifeprozess verlief ähnlich wie die Menschen und als kleines Kind war er bisher aus allem herausgehalten worden. Es war daher etwas vollkommen Neues für Coco, das er bei helfen zu dürfen. »Eigentlich wollte ich ja deinen Vater fragen, aber du kannst das sicher genau so gut«, sprach Asuma weiter und beobachtete, wie die Augen des Äffchens zu strahlen begannen. Verschwörerisch sah er sich nach möglichen Spitzeln um, auch wenn er sich bewusst war, dass es keine gab. Darauf zog Coco zu sich. »Ich habe eine geheime Spezialmission, etwas ganz Wichtiges«, erzählte er darauf seinem neuen Verbündeten. »Uuuuhh«, gab Coco staunend von sich und wartete ganz gespannt, wie es weiterging. »Willst du mir dabei helfen?«, fragte Asuma darauf und musste auch nicht lang auf eine Antwort warten. »Klar, will ich«, posaunte Coco darauf lautstark heraus. Er war schon Feuer und Flamme und würde wahrscheinlich alles tun, was Asuma von ihm verlangte. Genau, wie es beabsichtigt war. »Pst, nicht so laut«, zügelte er das Äffchen. »Nachher hört dich jemand.« »Oh, natürlich. Geheime Mission«, flüsterte Coco darauf. Für ihn war es wahrscheinlich mehr ein Spiel, doch das war nicht schlimm. Einen gefährlichen Auftrag würde er Coco ohnehin nicht anvertrauen. »Also gut«, begann Asuma und erklärte dem Affenkind darauf seine Aufgabe. »Ich benötige für meine Mission einige Gegenstände. Die sind alle in diesem Rucksack hier. Kannst du auf ihn aufpassen?« Die Enttäuschung bei Coco war deutlich. Ganz offensichtlich hatte er sich mehr erhofft. »Ich soll auf deine Tasche aufpassen?« Beleidigt zog er einen Schmollmund und schaute zur Seite. »Nö!« »Wenn du deinen Auftrag gut erledigst, bekommst du auch eine Belohnung«, lockte Asuma, doch Coco schien nicht überzeugt. Auch das Versprechen, dass Asuma mit ihm spielen würde, ließ das kleine Äffchen kalt. Trotz seiner Jungend zeigte sich Coco als knallharter Verhandlungspartner. »Was muss ich tun, damit du für mich auf die Tasche aufpasst?«, versuchte es Asuma nun auf umgekehrtem Weg. Coco sah aus, als ob er angestrengt nachdachte. Er ließ Asuma etwas zappeln, ehe er zu einer Gegenfrage ansetzte: »Bekomme ich Bananeneis?« »Natürlich, wenn du Eis möchtest, dann gibt es Eis«, bestätigte Asuma mit einem Lächeln und konnte innerlich nur den Kopf schütteln. Sein Verhandlungspartner war eben noch ein Kind. »Aber erst, wenn ich mit meiner Mission fertig bin«, setzte er schließlich noch als Auflage. Coco schien sich nicht an dieser Einschränkung zu stören und fragte stattdessen weiter: »Und du spielst mit mir?« Als auch das von Asuma bestätigt wurde, glänzten die Augen des kleinen Affen vor Freude. »Dann helfe ich dir«, sprach der Kleine und grinste dabei so breit er konnte. Asuma nahm sich den Rucksack zur Hand und half Coco beim Aufsetzen. »Trag ihn immer bei dir. Nimm ihn am Besten nicht ab und du darfst ihn nicht öffnen.« »Warum?«, wunderte sich der kleine Affe. »Weil du nicht weißt, wann ich dich wieder zu mir rufe. Ich brauche alles, was in der Tasche ist. Wenn etwas verloren geht, könnte ich Probleme bekommen. Deswegen lass sie geschlossen, dann bleibt alles, wo es ist«, erklärte er darauf und Coco schien es zu akzeptieren. Als der Rucksack auf dem Affenrück angebracht war und Asuma alle Gurte an Cocos Größe angepasst hatte, sprach er ihn noch auf etwas anders an. »Warum wolltest du meine Belohnung nicht haben?« »Weil ich lieber Eis haben möchte«, kam darauf von dem Äffchen. »Das hättest du doch bekommen«, deutete Asuma an, doch damit schien er Coco nur zu verwirren, weshalb er es genauer erklärte: »Ich hatte gesagt, du bekommst eine Belohnung, aber nicht was für eine. Was es geworden wäre, hättest du entscheiden dürfen.« Nachdenklich blickte der Affe zu Asuma auf und schien im ersten Moment nicht zu begreifen, was Asuma ihm erklärte. Dann wendeten sich jedoch die Dinge und überraschenderweise zog Coco einen anderen Schluss, als Asuma ahnte. »Heißt das jetzt, das ich zwei Mal Bananeneis bekomme?« platzte es aus ihm heraus. Überrumpelt starrte Asuma den Knirps an und zermarterte sich das Hirn. Wie kam Coco nur darauf? »Kinder!«, dachte er sich und seufzte. In jeder Hinsicht unberechenbar - und bei kleinen Affen war es noch schlimmer. »Wenn es sein muss«, meinte er schließlich und ließ Coco in dem Glauben, dass seine Annahme korrekt war. Anschließend entließ er das Affenkind nachhause. Eine kleine Rauchwolke bildete sich auf dem Fleck, wo Coco zuvor noch stand und als sie sich auflöste, war der kleine Affe verschwunden. »Bleibt mir nur zu hoffen, dass der kleine den Inhalt nicht überall verteilt«, meinte Asuma darauf mehr zu sich selbst und machte sich anschließend auf den Weg ins Dorf. Während seiner Suchaktion war einiges an Zeit vergangen. Nicht mehr lang und die Dorfversammlung würde beginnen. Etwas später auf dem Dorfplatz befand sich Asuma direkt in der Menge. Viele Stimmen erklangen um Asuma. Die meisten Bewohner von Konoha waren bei der Versammlung erschienen und alle waren sie schlecht gelaunt. Das Fest war kurzfristig abgesagt worden, irgendwann am Nachmittag, als Asuma den Speicher durchsucht hatte. Einige bekannte Gesichter fanden sich in Asumas Nähe. Neben ihm befand sich Kurenai und Gai stand ebenfalls nicht weit entfernt und posierte in seinem neuen Kampfanzug vor Hayate und Kotetsu. Noch grüner und noch hässlicher war das neue Outfit. Asuma fragte sich nicht zum ersten Mal, wie Gai es immer wieder schaffte, eine neue Stufe auf der Treppe der Geschmacklosigkeit zu erklimmen. »Weißt du, was los ist?«, wollte Kurenai neben ihm wissen. Ihre Frage war nicht unbegründet gewesen. Als Sohn des Hokage wusste er oft mehr, als andere - wie auch dieses Mal. »Nein«, log er. So gern er Kurenai auch mehr erzählen wollte, er durfte es nicht. Dieses Geheimnis war zu wichtig, als dass er seinen Vater oder Kakashi hintergehen würde. Zu seinem Glück fragte sie nicht weiter nach. Er mochte es nicht, sie zu belügen. Sie war eine gute Freundin, mehr als das. Sollte sie jemals die Wahrheit herausfinden, so würde sie ihm seine Lüge hoffentlich verzeihen können. Erneut sah Asuma sich um und suchte die Menge ab. Er versuchte Tsunade ausfindig zu machen. Nach der Versammlung sollte er zu Kakashi gehen. Vorher musste er aber noch mit ihr reden. »Nach wem suchst du?«, fragte Kurenai, die ihn dabei beobachtete. »Nach Kakashi«, log er erneut. »Vielleicht hat er ja heute dienst«, meinte sie darauf. Etwas weiter südlich konnte er erkennen, wie Tsunade aus einer der angrenzenden Straßen trat und sich zu der Menge auf dem Dorfplatz gesellte. Sie war also ebenfalls angekommen. Beruhigt, dass er die Ärztin gefunden hatte, widmete er sich nun wieder Kurenai. Sie suchte die Dächer ab, wo sich die ANBU befanden und versuchte Kakashi unter ihnen zu erkennen. »Seine Maske ist nicht dabei«, gab Asuma wissend von sich. Er wusste ja, dass Kakashi nicht anwesend war. »Dann wird er irgendwo hier in der Menge sein«, vermutete sie und lehnte sich darauf bei Asuma an. Innerlich seufzend legte er einen Arm um sie. Er war erleichtert, dass sie seine Lügen nicht bemerkt hatte. Gemeinsam warteten sie noch einige Minuten, bis schließlich der Rat zusehen war, der sich langsam auf den Dorfplatz zubewegte. #009 - alles Manipulation? -------------------------- Es brauchte nicht viel, um die Bewohner von Konoha glücklich zu machen - und noch weniger für das Gegenteil. Feste waren immer gern gesehen und ihre Absage sorgte dementsprechend für schlechte Laune. Das Fest am 10. Oktober hatte jedoch einen besonderen Hintergrund. Dass der Rat ausgerechnet diesem Tag seine Feierlichkeiten strich, sorgte für immense Unruhe und die Entrüstung darüber manifestierte sich auf dem Dorfplatz. Unverständnis, Zorn und Enttäuschung waren vorherrschend und gaben den Gesprächen der Bewohner eine negative Richtung. Der Einfluss war groß, vor allem bei den Fuchsgegnern, die mehr in der Aktion sahen, wie Asuma aus einigen hassgeleiteten Diskussionen in seiner Nähe heraushören konnte. Doch da gab es noch etwas anderes. Etwas, dass Asuma nicht genau festlegen konnte. Was sich in seiner Umgebung abspielte, war deutlich real, und doch kam es ihm Falsch vor. Wie gestellt. Seine Nackenhärchen richteten sich auf und ein leichter Schauer überkam ihm. Er fühlte sich beobachtet, doch nicht von jemandem auf dem Dorfplatz. Es kam auch nicht von den ANBU, die sich auf den Dächern postiert hatten. Als erfahrener Ninja kannte er den Unterschied zwischen den beobachtenden Augen der Wächter und den Blicken eines Fremden. Es war keiner der eigenen Leute. Sein schweifender Blick traf Tsunade, die am Rande der Menge stand und sich umsah. Ihrem Blick nach musste sie ebenfalls bemerkt haben. Der Rat war in Sicht. Kaum war er um die letzte Ecke vor dem Dorfplatz gebogen, schon hatte es sich wie ein Lauffeuer in der Menge verbreitet und ein Sturm aus Beschimpfungen und Verwünschungen brach los. »Kaum zu glauben, dass sie wegen der Absage eines simplen Festes, so den Kopf verlieren«, hörte Asuma neben sich. Es waren Kurenais Worte. Kurenai hatte das Fest am 10. Oktober noch nie gemocht. Sie gehörte zu den wenigen Menschen in Konoha, die für die Abschaffung des Festes waren. Um einen Toten zu ehren, gab es bessere Wege. Viele von Asumas Freunden teilten diese Meinung, auch wenn die Meisten von ihnen das Fest trotzdem genossen. »Ich glaube nicht, dass es allein das ist. Irgendetwas stimmt hier nicht«, kommentierte Asuma die Aussage Kurenais. Er beobachtete die Menge sehr genau, zumindest so weit es ihm möglich war. Um alle im Auge zu behalten, waren es einfach zu viele und aus der Menge heraus wurden viele verdeckt, weil andere vor ihnen standen. Da müsste er schon auf einem der Dächer stehen, wo sich die ANBU befinden, doch zu ihnen gehörte er nicht, weshalb er dort oben jetzt nichts zu suchen hatte. Ein Großteil der Menge war auf den Rat fixiert und schimpfte lauthals über die getroffene Entscheidung. Nur einige wenige beteiligten sich nicht daran. Allesamt aus dem Freundeskreis von Asuma und Kurenai und keiner von ihnen sah zu den beiden. Sie warteten ab und hofften scheinbar, dass es bald vorbei war. Außer ihm und Tsunade schien niemand etwas zu bemerken. Erneut überkam Asuma das Gefühl beobachtet zu werden, diesmal länger und intensiver als zuvor. Gänsehaut breitete sich in seinem Nacken aus und suchte sich einen Weg den Rücken hinab. Damit konnte Asuma leben, nicht jedoch mit dem aufkeimenden Gefühl von Wut und das Bedürfnis, sich den Worten der Menge anzuschließen. Ein Seufzen entfloh, als er mit zusammengekniffenen Augen die ungewollten Gefühle verdrängte. »Alles in Ordnung?«, fragte Kurenai besorgt. Sie hatte den Seufzer anscheinend bemerkt, trotz der Lautstärke um sie herum. »Ja, geht schon«, erwiderte Asuma und drängte die Wut weiter zurück, was mittelschwere Kopfschmerzen verursachte. Ein prüfender Blick zu seinem Freundeskreis zeigte ihm, dass er nicht als Einziger davon betroffen war. Auch die anderen kämpften gegen das Bedürfnis an und deutlich angespannt, fast schon verkrampf am gleichen Platz wie zuvor. Einzig Kurenai fiel aus dieser Tatsache heraus, sie war völlig entspannt und eher noch genervt von dem dämlichen Verhalten der Menge. Wie es bei Tsunade aussah, konnte er leider nicht sehen, da sich einige Größere in den Weg gestellt hatten. »Hat was von Massenhypnose«, dachte er sich. Es waren nur diese vier Worte, die ihm durch den Kopf gingen. Nicht mehr als ein Versuch seines von schwarzem Humor getränkten Verstandes, mit der Situation umzugehen, doch die Worte blieben haften - und sie wiederholten sich. Anfangs war es noch ein leises Flüstern seines Instinkts, der offenbar gleicher Meinung war. Kurz darauf wurde es bereits von seinem Verstand übernommen, der ihm die Worte entgegenschreien, um Asuma wieder aus der Starre zu lösen, in die er offenbar gefallen war. »Kurenai kannst du hier irgendwas Seltsames erkennen?«, wollte er darauf von seiner Freundin wissen. Ihre Kenntnisse im Bereich der Gen-Jutsus waren überragend und das es auf sie keinen Einfluss hatte, könnte ebenfalls damit zusammenhängen. »Alles hier ist seltsam« gab Kurenai genervt zurück. Sie sah sich ebenfalls regelmäßig um und war eindeutig nicht begeistert von dem, was sie sah. »Sie steigern sich mit jeder Sekunde mehr und mehr in die Sache hinein und das aus völlig banalen Gründen, die der ganzen Aufregung gar nicht wert sind.« »Stimmt, aber das meinte ich nicht«, kommentierte er die Beobachtungen. Seine rechte Hand wanderte in den Nacken und rieb einige Male über den Muskel. Der fremdartige Einfluss war unangenehm. »Ich hab ein ungutes Gefühl, als wenn es hier jemanden gibt, der die Menge manipuliert. Eventuell mit einem Gen-Jutsu«, erklärte er seinen Verdacht. Überraschung lag in Kurenais roten Augen und Asuma glaubte auch, einen Hauch Skepsis zu erkennen. »Bist du sicher?«, wollte sie darauf wissen und sah sich gleichzeitig um, diesmal die Menschen beobachtend, mit dem Hinweis, dass sie vielleicht beeinflusst wurden. »Nein, aber ich kann es mir nicht anders erklären«, antwortete Asuma noch, ehe ein weiterer Schwall Kopfschmerzen auf ihn eindrang. Der Schmerz, beginnend in der Stirn, zog sich nach hinten durch den gesamten Schädel, bis runter in den Nacken. Die Person schien nicht damit zufrieden, dass sie bereit fast alle auf dem Platz in ihrem Bann hatte. Sie wollte alle und sie versuchte es immer wieder, um auch Asuma hörig zu machen. Mit jedem neuen Versuch wurden die Schmerzen schlimmer und brachten langsam aber sicher seine Abwehr zum Bröckeln. Lang wurde er das nicht durchhalten. »Du bist die einzige Person hier, an der dieser Einfluss vorbei geht«, begann er und unterdrückte die Auswirkungen der nächsten Schmerzwelle, mit einem tiefen kontrollierten Atemzug, ehe er weitersprach. »Höchstwahrscheinlich, weil du auf dem Gebiet zugut bist, um kontrolliert zu werden. Alle anderen werden beeinflusst, sogar ich.« »Was? Du wirst beeinflusst?«, drangen Kurenais ungläubige Worte zu ihm durch. Sehen könnte Asuma sie nicht. Er hatte die Augen geschlossen und versuchte dem aufkommenden Schwindelgefühl zu widerstehen, dass sich als weitere Begleiterscheinung seines mentalen Kampfes herausstellte. Ein Schlag ins Gesicht und Kurenais besorgte Versuche, eine Reaktion von ihm zu bekommen, ließen ihn die Augen wieder öffnen. »Asuma? Geht es wieder?« »Was soll gehen?«, fragte er sie verwirrt und betrachtete sie. Ihre Sorge seinetwegen war echt, aber worauf war sie begründet? Sicher, ihm ging es nicht gut mit den Kopfschmerzen, aber war das so deutlich erkennbar? »Du wärst grad fast umgekippt«, erklärte sie und ließ ihn vorsichtig aus einer Umarmung, die er zuvor nicht einmal wahrgenommen hatte. Prüfend sah sie ihn an und durchsuchte darauf ihre Tasche. »Hier«, meinte sie darauf und reichte ihm ein Taschentuch. Asuma verstand jedoch nicht, wofür es gedacht war und starrte das weiße Stück Stoff nur verwirrt an. Seufzend kam sie ihm etwas entgegen »Deine Nase blutet.« »Scheiße«, denkt er sich und nimmt das Tuch entgegen, um es sich gegen die Nase zu drücken. Es war nicht viel Blut. Nur einige Tropfen, die wohl aufgrund der geistigen Anstrengung aus der Nase austraten, doch Asuma wusste, dass es in dieser Situation nichts Gutes bedeutete. »Wie genau sieht dieser Einfluss aus?«, wollte Kurenai wissen, als das blutige Problem sich wieder beruhigt hatte. »Ich muss dagegen ankämpfen, mich dem Hass in der Menge anzuschließen«, erklärte Asuma nüchtern. Als er darauf Kurenais nachdenklichen Blick sah, mit dem sie ihn betrachtete, versuchte er es genauer zu definieren. »Wer oder was auch immer das auslöst, es lässt mich meinen Vater hassen. Dabei hab ich keinen Grund dafür« Kurenai wirkte noch immer sehr nachdenklich, als sie ihre Vermutung aussprach »So hast du es wahrscheinlich erst bemerkt, womit es dich nicht so einfach kontrollieren kann, wie die meisten Anderen.« »Ja, vielleicht«, seufzte Asuma und rollte den Kopf durch den Nacken. »Aber je mehr ich mich dagegen wehre, je schlimmer werden die Kopfschmerzen - und schwindelig ist mir jetzt auch.« Und wieder zieht eine Welle aus Schmerzen durch seinen Kopf, als die unbekannte Person versucht, Asuma auf seine Seite zu ziehen. Diesmal kann selbst Kurenai ihn nicht mehr halten und er geht zu Boden, wo er kniend halt findet und kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann. Sofort war Kurenai bei ihm. Er kann ihre Hand auf seinem Rücken spüren. »Du musst hier raus, der Einfluss ist nicht gut für dich. Durch deine Gegenwehr schadest du dir selbst« Ein schwaches Nicken von Asuma deutete seine Zustimmung an, doch er war sich nicht sicher, ob sie es bemerkt hat. »Wir sollten den Urheber finden, bevor du noch ernsthafte Schäden davon trägst«, schlug Kurenai vor und zog ihn darauf auf die Beine. Auch damit war Asuma einverstanden und gemeinsam suchten sie sich einen Weg aus der Menge hinaus. Am Rande vom Dorfplatz erreichten sie einen Bereich, in dem ihr unbekannter Strippenzieher offenbar kaum bis gar keinen Einfluss hatte. Asuma ging es schlagartig wieder besser. Für einen kurzen Moment lehnte er sich an die nächste Hauswand. Sein Blick schweifte, ging zurück zu der tobenden Menge. Vorn an der kleinen Bühne sorgten einige ANBU für Ordnung. Der Erfolg blieb jedoch aus. Die wütende Menge war derart in Rage, dass sie sich nicht beruhigen ließ. Der Rat stand bereits minutenlang auf dem kleinen Podest und versuchten der Menge zu erklären, warum das Fest abgesagt wurde, doch sie kamen einfach nicht zu Wort. Kurenai hatte sich ebenfalls wieder zum Dorfplatz gedreht und sah sich das Spektakel aus der Entfernung an. Sie widmete ihr Hauptaugenmerk daher auf die Menge und alles andere in der Umgebung. Die Dächer mit den ANBU, den Rat auf dem Podest und betrachtete alles mit der analytischen Sichtweise einer Gen-Jutsu Meisterin. Neben Asuma drang der Laut schneller Schritte aus der Seitegasse. Sie kamen ihm entgegen. Der spezielle Klang des Schuhwerks deutete darauf hin, dass es sich bei der herannahenden Person nicht um jemand in den typischen Ninjasandalen handelte. Eher waren es Frauenschuhe mit einem leichten Absatz. Kurz darauf sprintete jemand aus der Gasse, an ihm vorbei und blieb ruckartig stehen. Es war Tsunade. »Kami sei Dank! Ich muss euch nicht suchen«, gab sie von sich trat an Asuma heran, um ihn genauestens zu inspirieren. »Wie geht es dir?«, fragte sie besorgt, während sie mit ihrem heilenden Chakra das Innere seines Kopfes überprüfte. Er ließ es widerstandslos über sich ergehen. Für Gegenwehr würde ihm eh derzeit die Kraft fehlen. Davon mal ab, dass er noch nie zu den Problempatienten gehört hat. »Ist schon wieder gut«, antwortet er auf ihre Frage. Es ging ihm wirklich besser. »Woher weißt du, dass was nicht gestimmt hat?« »Ich hab gesehen, wie du fast zusammengebrochen bist und dann mit Kurenai den Platz verlassen hast. Was war los?«, fragt sie weiter, doch ehe Asuma darauf antworten kann, mischt sich Kurenai in das Gespräch ein. »Lasst uns das später klären«, sagt sie und fügt ein sehr leises »Wir sind nicht allein« hinzu. Darauf bewegt sie sich vom Platz weg. Asuma und Tsunade folgen ihr. Einige Straßenecken weiter bliebt Kurenai stehen und kontrollierte erneut die Gegend. »Du hattest recht. Es liegt eine Art manipulative Illusion über dem Dorfplatz«, verkündete sie schließlich, als sie sich sicher war, dass sich niemand weiter in der Nähe befand. Darauf wand sie sich Tsunade zu. »Ist bei Asuma alles in Ordnung?«, wollte sie von der Ärztin wissen. »Keine Sorge, es geht ihm bestens«, versuchte Tsunade sie zu beruhigen und auch Asuma fühlte sich durch ihre Einschätzung entspannter. Tsunades nachdenklicher Blick ging an beiden vorbei, zurück zum Dorfplatz. Sie konnten die wütende Menge noch immer hören und es schien sogar noch schlimmer geworden zu sein. »Bist du dir sicher, dass jemand die Menschen auf dem Dorfplatz beeinflusst?« »Ja, eindeutig«, bestätigte Kurenai und überlegte kurz. »Da war jemand, den ich nicht erkennen konnte. Es wirkte wie ein Schatten ohne konkrete Form. Und es war nicht davon begeistert, dass ich es entdeckt habe.« »Dann weißt du, wo es ist?«, wollte diesmal Asuma wissen, doch Kurenai verneinte. »Es ist sofort verschwunden« »Und was genau hat es mit den Menschen gemacht?«, fragte diesmal wieder Tsunade. »So, wie die sich anhören, passiert es noch immer«, deutete Asuma an. Die Tatsache bereitete ihm noch immer Gänsehaut und er fragte sich, wie lang der Unbekannte schon Einfluss auf das Dorf nahm - und aus welchem Grund. Nicht nur sein Vater, sondern auch Naruto hatte in den letzten Jahren einiges erdulden müssen. Wenn der Strippenzieher schon länger seinen Einfluss ausübte, wie viel Hass kam dann wohl allein vom Dorf? Und was bezweckte derjenige damit? Während Asuma seinen eigenen Gedanken nachhing, erklärte Kurenai, wie sie die Art der Manipulation einschätzte: »Er nimmt irgendwie Einfluss auf die Umgebung, auf das Dorf. Wie genau kann ich allerdings nicht sagen. Es scheint sich um eine Art Illusion zu handeln, aber nicht auf der üblichen Basis eines Gen-Jutsus. Irgendwie anders« »Dann war es also keine Einbildung«, gab Tsunade darauf von sich und seufzte darauf herzhaft. Erneut änderte sich die Lautstärke und nahm nochmal um einiges zu, ehe alles abrupt verstummte. Die Stille hatte etwas Beunruhigendes, schien fast schon gespenstisch, doch sie war nicht von Dauer. Zwei kleinere Explosionen nahe der Menge brachen die Ruhe. Offenbar wurden sie als Signal gesehen. Als Zeichen des Anstoßes, dass weitere Tumulte auslöste. »Wir sollten den Urheber dieses Effekts finden, bevor es nochschlimmer wird«, schlug Kurenai vor und die anderen stimmten ihr zu. #010 - Getrennte Wege --------------------- »Wir sollten den Urheber dieses Effekts finden, bevor es noch schlimmer wird«, hallten Kurenais Worte in Asumas Gedanken wieder. Er hatte sich sofort in Bewegung gesetzt und wollte bereits wieder zum Dorfplatz zurück. Weit kam er jedoch nicht, da Tsunade ihn am Arm packte und zurück hielt. Ihre stechend braunen Augen schienen ihn zu durchlöchern, während hinter ihrer Stirn ein Gedanke reifte. Schließlich verfestigte sich ihr Griff. Sie hatte einen Beschluss gefasst. »Du wirst nicht mitkommen«, entscheid die Sannin. Ein Hauch von Wut stieg in Asuma auf, ließ ihn schnauben und stachelte ihn zu einem gereizten Kommentar an. »Ach, und warum nicht?« »Es hatte bereits negativen Einfluss auf dich. Dir geht es jetzt zwar wieder besser, aber beim nächsten Mal könnte es noch schlimmer werden«, erklärte Tsunade, doch Asuma schien nicht völlig überzeugt. »Keine Sorge, wir finden ihn auch ohne dich. Meine Fähigkeiten sind in diesem Fall ohnehin nützlicher«, versuchte es Kurenai, um ihn zu beschwichtigen. Noch immer hatte Asuma Einwände. Bevor er etwas sagen konnte, wurde er allerdings ein weiteres Mal von Tsunade gestoppt. »Keine Widerrede! Du kommst nicht mit. Das ist eine ärztliche Anweisung. Ich will dich heute nicht mehr auch nur in der Nähe dieser Person sehen!« Grummelnd verschränkte der Sarutobi die Arme vor der Brust. Wenn Tsunade von einem ärztlichen Verbot sprach, dann konnte nicht einmal sein Vater sich dagegen behaupten. »Wenn es sein muss«, gab er nach, wenn auch nur ungern. Er wusste zugut, dass niemand an Tsunades Entscheidung vorbei kam. Trotzdem hatte er ein ungutes Gefühl bei der Sache. »Pass auf dich auf«, verlangte er von Kurenai und sah darauf abwechselnd zwischen beiden Frauen umher. »Das gilt für euch beide!«, setzte er hinterher. »Wie niedlich, Asuma macht sich Sorgen«, kam darauf von Kurenai, die ihn belustig angrinste. »Das ist nicht lustig! Wir haben keine Ahnung, wozu der Kerl noch fähig ist«, verteidigte sich Asuma darauf und was dann passierte, überraschte ihn. Kurenai kam ihm näher, mit einer sehr offensiven Körperhaltung und einem verspielten Lächeln, das auch als versaut gedeutet werden konnte. Einen Schritt wich er zurück. Durch die Hauswand im Rücken kam er auch nicht weiter und dann war Kurenai ganz nah bei ihm. Mit ihrer rechten Hand drückte sie ihn gegen die Wand und sprach mit verführerischer Stimme »Asuma, Schätzchen!« Er wusste nicht wieso, aber irgendwie machte ihn diese Situation an, obwohl er bei Kurenai bisher nie in diese Richtung gedacht hatte. Sie waren Freunde seit frühster Kindheit. Quasi eine Sandkastenfreundschaft, mit der er später auch zusammen zur Schule ging und mit der er darauf sogar im gleichen Genin Team unterwegs war. In all der Zeit hatte sie jedoch nie Interesse an ihm gezeigt. »Nur weil wir Frauen sind, brauchen wir keinen Aufpasser, der uns vor dem großen bösen Schatten beschützt«, belehrte Kurenai ihn und versuchte gleichzeitig ihn um den Finger zu wickeln. Etwas veränderte sich in ihm. Asuma konnte spüren, wie es passierte. Ein sanftes Prickeln verbreitete sich auf seinen Wangen, gepaart mit einem Kribbeln in seinem Bauch. Ein Gefühl, wie von Tausend Ameisen. Waren das die berüchtigten Schmetterlinge im Bauch? Unangenehm und wunderschön zur gleichen Zeit. Ihm wurde heißer und heißer. Sein Verstand war kurz davor Amok zu laufen, aber er züchtigte sich selbst und hoffte, dass die Frauen nichts mitbekommen hatten. An Kurenai schien sein Gedankenausflug tatsächlich vorbei gegangen zu sein. Sie hatte von ihm abgelassen und war einen Schritt zurückgetreten. Ihre Hände hatte sie in die Hüfte gestemmt und offenbar wartete sie auf eine Reaktion, die jedoch ausblieb, da Asuma noch immer keinen klaren Gedanken fassen konnte. »Du solltest mehr Vertrauen ins andere Geschlecht setzen«, meinte sie schließlich und wand sich dann von ihm ab. Hinter Kurenai befand sich Tsunade. Sie konnte sich noch gut an die Zeit erinnern, in der sie auf den kleinen Asuma aufgepasst hatte. Damals schon hatte sie die Freundschaft zwischen ihm und Kurenai in allen Phasen beobachten können. Es freute sie, dass sie jetzt Zeuge davon werden durfte, wie beide eine neue Ebene ihrer Freundschaft entdeckten. Als Kurenai ihren Rückzug antrat, war Tsunade ernsthaft enttäuscht. Sie hatte einen Kuss erwartet, doch den gab es nicht. Vielleicht beim nächsten Mal. »Geh nachhause Asuma«, hörte sie Kurenai sagen. Selbige hatte sich nun ihr zugewandt und wartete darauf, dass sie loskonnten. »Er kann noch nicht gehen«, merkte Tsunade an. Sie stieß damit auf Unverständnis. Kein Wunder. Hatte sie doch kurz zuvor gesagt, dass Asuma sie nicht begleiten durfte. »Zumindest nicht nachhause« deutete sie zusätzlich an. Verwirrung lag in den Blicken der beiden Jüngeren. Sie hatten keine Ahnung, was sie damit bezweckte. Nicht einmal Asuma, der eigentlich erahnen müsste, wo sie ihn hinschicken würde. »Uns kannst du zwar nicht begleiten, aber ich habe eine andere sehr wichtige Aufgabe für dich«, begann sie. Noch immer sah Asuma sie deutlich verwirrt an. Tsunade war sich nicht sicher, ob es an Kurenai lag, oder ob er durch die versuchte Manipulation seine Aufgabe für diesen Abend einfach nur vergessen hatte. »Was soll ich denn machen?«, wollte er wissen und klang dabei ernsthaft so, als hätte er keine Ahnung, worum es ging. Er schien es wirklich vergessen zu haben. Der Manipulator hatte mit seinen Versuchen offenbar negativ auf Asumas Gedächtnis eingewirkt und Tsunade hoffte, das es sich nur um den aktuellen Bereich des Kurzzeitgedächtnisses handelte. »Du gehst Kakashi suchen«, verlangte sie von ihm. Für einen kurzen Moment hatte es den Anschein, als würde bei Asuma ein Licht aufgehen. Wenn dem so war, dann verbarg er die Tatsache gut, um vor Kurenai nicht anzudeuten, dass er mehr wusste. »Warum? Ist er denn nicht hier?«, fragte er weiter. »Nein, ist er nicht«, antwortet Tsunade ihm und tat bedrückt, ehe sie weiter erklärte. »Heute Mittag wurde Naruto angegriffen. Er hat den Jungen zu mir gebracht, aber Naruto war sehr schwer verletzt. Ich hab seinen Tod nicht mehr verhindern können.« »Bei Kami, der arme Junge«, stieß Kurenai aus. Sie warf den Kopf in den Nacken und sah betroffen in den Himmel. »Was haben sie dir nur angetan? Hoffentlich findest du jetzt etwas Frieden.« Die Reaktion bei Asuma sah etwas anders aus. Er schien eher irritiert und machte den Eindruck, als wüsste er genau, was es bedeutet. Nur wusste er nicht so recht, warum das so war. Bei ihm schien einiges durcheinandergeraten zu sein. »Du weiß doch sicher noch, wie es Kakashi damals ging, als Minato starb«, deutete Tsunade vorsichtshalber nur an, da sie sich nicht sicher war, wie viel Kurenai darüber wusste. Einen kurzen Moment schien Asuma zu überlegen, ehe er ihr zu erkennen gab, dass er es noch wusste. »Du musst wieder auf ihn aufpassen«, verlangte sie von ihm. »Such ihn und pass auf ihn auf. Bring ihn am Besten nachhause. Ich komme dort vorbei, sobald wir hier fertig sind.« Innerlich seufzend beobachtete Tsunade die Reaktion des jungen Sarutobi. Er glaubte ihren Worten so sehr, als hätte das Gespräch mit seinem Vater nie stattgefunden. »Letztes Mal habe ich ihn allein durch diese Phase geboxt. Glaubst du, dass du ihm eine große Hilfe bist?«, wollte er von ihr wissen. Er hatte definitiv ein paar Dinge aus den letzten Stunden vergessen, sonst wäre ihm der Fake bewusst gewesen. »Er hat sich auch verletzt«, berichtete sie darauf wahrheitsgemäß. »Nicht schwer, aber ich muss es mir dennoch ansehen.« »Ist gut, ich such ihn« sprach Asuma. Eine Hand fuhr zu seinem Hinterkopf und führte eine scheinbar kratzende Bewegung aus. Tsunade konnte es nicht genau erkennen. Sein Blick war nachdenklich geworden. Offenbar überlegte er, wo er mit seiner Suche beginnen sollte. »Fang am Besten bei seiner Wohnung an. Vielleicht ist er mittlerweile Zuhause«, gab sie ihm einen unauffälligen Hinweis. Immerhin wusste sie genau, dass Kakashi sich dort befand. »Und nimm das hier mit. Du konntest es vielleicht brauchen«, setzte sie noch hinterher. Dabei reichte sie ihm eine Schriftrolle, die sie parallel zu den Worten aus ihrer Hüfttasche gezogen hatte. Für einen Moment schaute Asuma die Rolle perplex an, ehe er sie ergriff und in seiner eigenen Tasche unterbrachte. Ein letztes Mal dreht er sich zum Dorfplatz und atmete tief durch. »Findet den Mistkerl«, verlangte er von den Frauen und beide nickten ihm zu. »und passt auf meinen Vater auf. Im Moment richtet sich alles gegen ihn.« »Keine Sorge, wir machen das schon«, versuchte Kurenai ihn aufzumuntern, ehe sie zwei Schritte auf ihn zu machte und ihn sanft aber mit etwas Nachdruck in die andere Richtung drehte. »Und jetzt los! Du musst Kakashi finden«, sprach sie dann und gab ihm einen kleinen Schubs, damit er sich endlich davon machte - und er ging auch. Nachdem Asuma endlich fort war, machten sich Tsunade und Kurenai auf den Weg zum Dorfplatz zurück. »Läuft da was zwischen euch?«, fragte Tsunade unterwegs. Ihre Neugierde in der Sache hatte sie übermannt. Sie war immerhin eine Frau und wie alle Frauen liebten sie gute Lovestorys. Die Sache zwischen Kurenai und Asuma war grade dabei, sich zu einer zu entwickeln. Kurenai war von der Frage jedoch so überrumpelt, das sie zunächst stehen blieb. »Was? NEIN«, rief sie aus, überlegte aber darauf noch einen Moment, ehe sie ein »Auf keinen Fall, NEIN!« nachsetzte. Auch Tsunade war stehen geblieben und war über Kurenais Reaktion amüsiert. Sie selbst hatte das vorhandene Band bereits bemerkt, die beiden Betroffenen hatte bisher jedoch keine Ahnung, dass sich etwas in ihnen und zwischen ihnen veränderte. »Warum nicht?«, fragte sie weiter und tat absichtlich unwissend. Sie ahnte die Antwort schon. »Ich bitte dich«, wehrte Kurenai ab. »Wir sind Freunde. Das geht einfach nicht.« Wie Tsunade schon vermutet hatte. Sie trauten sich nicht über die bereits vorhandene Freundschaft hinweg, aus Angst, dass sie im Nachhinein keine Freunde mehr sein konnten. Aber sie würden schon noch selbst feststellen, dass Kami manches für sie vorgesehen hatte, gegen das sie sich nicht wehren konnten. Dazu zählte auch eine romantische Verbindung. »Wenn du meinst«, meinte sie beiläufig und erneut setzten sie sich wieder in Bewegung. Der Dorfplatz kam schnell näher. Kein Wunder bei dem enormen Tempo, dass beide als Ninja an den Tag legten. Durch die Masse an Menschen konnten sie allerdings nicht viel erkennen. Sie beschlossen daher, die Dächer von Konoha zu erklimmen, um eine bessere Sicht zu haben. Von oben konnten sie jede Person auf dem Dorfplatz genau erkennen und auch die Bedrängnis, in welcher sich der gesamte Dorfrat befand. Die beiden Stellen, wo es zu den Explosionen gekommen war, konnten sie ebenfalls einsehen. Auf den ersten Blick sah es aus, als wären sie von einem Jutsu verursacht worden. Um es genau sagen zu können, war jedoch eine genauere Analyse aus der Nähe nötig. Kurenei zeigte weniger Interesse an der Menschenmenge. Sie konzentrierte ihre Blicke auf die höhergelegene Umgebung. Die umliegenden Dächer. Auf einem davon hatte sie zuvor die manipulierende Person entdeckt. Jetzt versuchte sie, es wiederzufinden. »Kannst du ihn sehen?«, fragte Tsunade sie. »Bisher nicht«, gab Kurenai zurück. Einige Minuten suchte sie weiter, dann tauchten zwei ANBU neben ihnen auf. »Verzeiht Prinzessin Tsunade, Kurenai. Derzeit darf sich außer uns niemand auf den Dächern aufhalten«, sprach sie einer der beiden ANBU an. Es war eine höfliche Frauenstimme, die sie auf diese Tatsache hinwies. »Yugao? Das bist doch du, oder?« Kurenai glaubte, die weibliche ANBU erkannt zu haben. Sie zeigte jedoch keine Reaktion darauf, dass sie mit Namen angesprochen wurde, was in ihrer Position nicht unüblich ist. »Wir haben ein Problem. Die Sicherheit des Dorfes ist gefährdet«, erklärte Tsunade darauf den beiden Spezialisten und sofort wurden sie hellhörig. »Häng das zufällig mit dem Verhalten der Bewohner zusammen?«, erkundigte sich die weibliche ANBU darauf, was von Tsunade sofort bestätigt wurde. Kurz flüsterten die zwei Spezialkräfte miteinander, ehe der männliche Part des Duos seine Zustimmung gab. »Wie können wir euch helfen?«, wollte er darauf wissen. »Wir müssen die Person finden, die das Dorf in eine Art Massenhypnose versetzt«, klärte Tsunade ihre neuen Verbündeten auf. »Massenhypnose?«, sprachen beide verwundert. »Dann ist das also keine Einbildung«, stellte die weibliche ANBU darauf fest. »Sie sind wirklich nicht bei Sinnen.« Darauf dauerte es keine fünf Minuten und sie hatten einen Plan für die Suche nach der bislang unbekannten Person. Zur gleichen Zeit eilte Asuma durch das Dorf. Er war auf dem Weg zu Kakashis Wohnung, in der Hoffnung, dass er wirklich dort war. Etwas verwirrte ihn allerdings. Er glaubte Tsunade zwar im Bezug auf Narutos Tod, aber er war sich auch sicher, dass es Kakashi dennoch gut ging. Tsunade hatte mit ihrer Einschätzung durchaus recht gehabt, als sie vermutete, dass der Verlust des Jungen ihn in eine ähnliche Abwärtsspirale ziehen würde, wie es damals bei Minato gewesen war. Warum war er also davon überzeugt, dass es seinem Freund an nichts fehlte? Er konnte es sich nicht erklären. Sein Gefühl sagte ihm, dass mehr dahinter steckte und das er Kakashi finden musste, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. #011 - Rotes Chakra ------------------- Während seiner Ninjalaufbahn war Kakashi schon oft verletzt worden. Seine Krankenakte las sich wie ein Lebenslauf. Sie verzeichnete mehrere Knochenbrüche und dutzende Prellungen. Ein verlorenes Auge sowie die Feldtransplantation eines Ersatzauges. Mit Feldtransplantation war gemeint, dass es während der Mission, mitten in der Pampa von einem Medi-nin durchgeführt wurde, der nicht das nötige Equipment bei sich hatte. Demzufolge ist diese Aufzeichnung in der Akte auch als höchst bedenklich und risikoreich dokumentiert, doch letztlich lief ja alles gut. Ein anderes Mal wurde Kakashi fast von einer gebrochenen Rippe ins Jenseits befördert. Letzteres war seine bislang schlimmste Verletzung. Doch nichts von alle dem war vergleichbar mit seiner neusten Errungenschaft. Sein rechtes Handgelenk sowie ein Teil der Hand und der gesamte Unterarm waren mit einem weißen Verband umwickelt. Was genau sich darunter verbarg, wusste er nicht. Als er aufwachte, war er zu benebelt, um es sich zu merken. Kurz darauf hatte Tsunade auch schon den Verband angelegt und ihm so jede Möglichkeit genommen, es näher zu betragen. Kakashi spürte, dass sich darunter etwas Neues verbarg. Es war nicht so, wie er es von seinen bisherigen Verletzungen gewöhnt war. Die damit verbundenen Schmerzen waren deutlich spürbar, verhielten sich jedoch anders, ungewöhnlich. Es war vergleichbar mit Zahnschmerzen, die sich irgendwann im Rausch des Schmerzmittels verflüchtigten, sich jedoch darüber hinaus noch in Form eines unangenehmen Pochens bemerkbar machten. Kakashi war sich nicht sicher, ob auch hier wieder die Schmerzmittel diesen Effekt erzielten. Er hatte nicht mitbekommen, was Tsunade mit ihm machte und ob sie ihm etwas gegen die Schmerzen verabreicht hatte. Vielleicht lag es auch an der Verletzung selbst, dass sich kaum Schmerzen zeigten. Was er jedoch mehr als deutlich bemerkte, war der Juckreiz. Es war unerträglich und raubte ihm fast den Verstand. Bisher hatte er der Versuchung widerstehen können, sich zu kratzen, doch er wusste nicht, wie lang er noch dazu fähig war. Seufzend sah er aus dem Fenster und versuchte sich auf andere Gedanken zu bringen. In seiner kleinen Wohnung brannte kein Licht, weil niemand wissen sollte, dass er zuhause war. Ein Siegel an der Tür verhinderte zudem, dass Geräusche nach außen drangen. Die Anwesenheit seiner Gäste musste verborgen bleiben, soviel hatte Kakashi verstanden. Draußen lag alles im Halbdunklen. Die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden. Die nächtliche Schwärze hatte sich aber noch nicht völlig entwickelt. Die Straße und der Hauseingang wurden von einer Straßenlaterne beleuchtet. Ob jetzt oder später, wenn es vollends finster war, er würde es erkennen, wenn die anderen Bewohner des Hauses von der Versammlung zurückkehrten. Die Meisten seiner Mitbewohner waren Ninja auf dem Chunin Rang oder höher, die keine Familie hatten oder nicht mehr Zuhaus leben wollten. Für einige Wenige war das Ninjawohnheim eine Übergangslösung. Zivilisten gab es bei ihnen keine. Selbst der Hausmeister war ein alter Shinobi, der sich im Ruhestand noch etwas dazu verdiente. »Worüber denkst du nach«, wollte hinter ihm der Fuchsdämon wissen. Er lag auf Kakashis Bett, zusammen mit dem kleinen Jungen, der mal Naruto war. »Nichts«, versuchte Kakashi ihn abzuwimmeln. Ihm war nicht nach Reden zumute. Offenbar akzeptierte der Kyuubi es, denn er fragte nicht weiter. Es war seltsam den Tierdämon im Haus zu haben. An seine Hunde war Kakashi von klein auf gewöhnt. Es war ganz natürlich für ihn, das sie in seiner Wohnung rumliefen. Mit dem Fuchs teilte er dieses Band nicht und dennoch empfand er dessen Anwesenheit als angenehm. Dabei hatte er lange einen tiefen Groll gegen den Dämon gehegt, der nicht nur für den Tod von Narutos Eltern verantwortlich war, sondern auch für Narutos schlechte Kindheit. Niemand in Konoha hätte dem Kind etwas getan, wenn der Fuchs nicht in ihm versiegelt gewesen wäre. »Nicht Kratzen!«, blaffte gleicher Fuchs ihn an und jagte Kakashi damit einen gehörigen Schrecken ein. Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass er bereits einen Finger unter dem Verband hatte. »Dieser Juckreiz macht mich wahnsinnig!«, entfuhr es Kakashi etwas lauter, als beabsichtigt. Kurz jaulte Naruto erschrocken auf. Schuldbewusst wand sich Kakashi zum Bett und beobachtete den Knirps dabei, wie er mit den Händen nach etwas suchte, bis er einen von Kuramas Schweifen zufassen bekam und diesen fest an sich drückte. Dann schien er wieder zu schlafen. »Schwein gehabt«, kam es darauf von dem Fuchs. Auch er hatte Naruto beobachtet und offenbar ebenso gehofft, dass er weiterschläft. »Du solltest wirklich nicht kratzen« wand er sich darauf wieder an Kakashi. »Ich hab keine Ahnung, was mein Chakra letztlich bei dir ausgelöst hat, oder es noch auslösen wird. Eine Infektion solltest du besser nicht riskieren.« Brummend zwang Kakashi sich, von seinem Verband abzulassen. »Ich weiß Kyuubi ... «, begann er, wurde jedoch energisch unterbrochen. »Nenn mich nicht immer Kyuubi, ich heiße Kurama!«, blaffte dieser und funkelte ihn mit wütenden Augen an. »Verzeihung, Kurama!«, klang es fast schon spottend aus Kakashis Mund. Er war in den letzten Stunden nicht zum ersten Mal verbessert worden und genervt davon, dass der Fuchs ihm diesen Fehler immer wieder vorhielt. Es war nicht einfach, sich umzugewöhnen. Jahrzehnte lang war der Dämon nur als Kyuubi bekannt und jetzt hatte er plötzlich einen Namen. »Aber Juckpulver ist nichts im Vergleich hierzu«, beendet Kakashi schließlich seinen vorherigen Satz. Der Fuchs schien davon sichtlich amüsiert »Hast es wohl schon ausprobiert«, vermutete er und traf damit genau ins Schwarze. Etwas an Kakashis Blick musste ihn verraten haben, denn Kurama verfiel darauf in einen Lachkrampf. »Das ist nicht lustig!«, schmollte der Hatake und versuchte seinen animalischen Gast zu ignorieren, doch das klappte nicht. Mit seinem juckenden Handgelenk sah es genau so aus. Gleichermaßen könnte er versuchen, Rosen auf Granit zu züchten. In allen drei Fällen käme er auf das gleiche Ergebnis. Es war nicht möglich. »Tsunade wird sicher bald kommen«, meldete sich Kurama wieder, nachdem der Lachkrampf beendet war. »Oder sie hat diesem anderen Kerl etwas für dich mitgegeben«, fügte er noch hinzu und brummte darauf vor sich hin. Der Fuchs schien nicht sonderlich begeistert davon zu sein, dass jemand in die Sachlage eingeweiht war, den er nicht kannte. »Er heißt Asuma«, kommentierte Kakashi. »Mir egal, wie er heißt. Ich verstehe einfach nicht, warum noch wer eingeweiht werden musste. Der Alte hätte mich wenigst vorher fragen können«, gab der Fuchs gereizt zurück. Kakashi vermutete ein hohes Maß an Misstrauen, dass Kurama für die Menschen aufbrachte. Verwunderlich war es nicht. Der Junge war sein Sohn und wurde über viele Jahre von den Menschen dieses Dorfes misshandelt. Es war daher die väterliche und führsorgliche Seite des Dämons, die nur das Beste für Naruto wollte. »Asuma ist der Sohn vom Hokage und ein guter Freund von mir. Du kannst ihm vertrauen. Zudem kennt er sich besser mit kleinen Kindern aus, als wir beide zusammen«, erklärte er dem Dämonenvater. Ob es was brachte, würde sich zeigen. Offenbar war der Kyuubi unentschlossen in seiner Meinung über Asuma und brummte vor sich hin. Da Kurama sich nicht weiter äußern wollte, wandte Kakashi sich wieder dem Fenster zu. Es war noch etwas dunkler geworden. Zusehen war bisher noch niemand. »Meister Hokage, wir können euch hier nicht mehr lange beschützen«, sprach der ANBU-Führer neben dem Sandaime. Es war mehr als deutlich, wie recht der Mann damit hatte. Ein weiteres Mal ließ Hiruzen seinen Blick über den Dorfplatz schweifen. Derzeitiger Grund für die Randale war, dass er das Fest als Strafe abgesagt hatte. Der gesamte Rat hatte dieser Entscheidung zugestimmt. Nun gut, es waren nicht alle. Danzo war bereits aus der Versammlung gestürmt, um seine Roots auszuschicken, damit sie Narutos Leiche suchen. Als wenn er sie jemals finden würde, aber das wusste der Rootcaptain zum Glück nicht. Bei dieser Entscheidung über das Ehrenfest des Yondaime war er somit nicht anwesend, was alles erleichterte. Niemals hätte Hiruzen gedacht, dass die Absage dieses Festes für einen derartigen Tumult sogen würde. Dabei wussten sie noch nicht, wieso es abgesagt war. Geschweige den, dass es nicht nur in diesem Jahr ausfällt, sondern ab sofort für immer. »Meister Hokage, wir sollten gehen«, schlug der ANBU-Führer vor. »Nein, wir bleiben«, sprach das Dorfoberhaupt selbstsicher. Zwar war auch ihm die Situation nicht geheuer, doch er hatte beschlossen, in seinem Dorf wieder für Ordnung zu sorgen. Sich jetzt in die Sicherheit seines Hauses oder seines Büros zu flüchten, das kam für ihn nicht in Frage. »Aber Meister Hokage. Wir können hier nicht für eure Sicherheit garantieren«, versuchte der ANBU ihn umzustimmen. Auf der anderen Seite vom Hokage befand sich Shikaku Nara, dem die Situation gleichermaßen zu denken gab. Auf der einen Seite konnte er den Hokage und seine Gründe verstehen, die ihn zum Bleiben animierten. Doch auch der ANBU lag mit seiner Einschätzung richtig. Sie konnten ihn bald nicht mehr schützen. Worauf wartete der alte Mann? Oder wurde er langsam senil? Es muss ihm doch aufgefallen sein, das sich Konoha nicht mehr in den gewohnten Bahnen bewegte, wenn ihm der Grund dafür auch noch nicht klar war, aber er würde schon dahinter kommen. »Meister Hokage. Warum bestehen sie darauf zu bleiben?«, fragte Shikaku sein Dorfoberhaupt. »Weil Konoha jetzt keinen Anführer gebrauchen kann, der vor der Situation flieht«, antwortete der Sandaime. Er blieb ganz ruhig, auch wenn man ihm die Sorge über die Situation ansehen konnte. Etwas wunderte Shikaku jedoch, warum sah der Mann die ganze Zeit zu den Dächern rauf? Dem Blick folgend, sah er zunächst nichts, was die Aufmerksamkeit des Hokage rechtfertigte. Eine kleine Explosion auf der rechten Seite, hinter einem der angrenzenden Wohnhäuser folgte. Etwas brannte und erhellte die andere Seite des Hauses, womit Personen auf dem Dach sichtbar wurden. »Ist das nicht Tsunade auf dem Dach?«, fragte Shikaku an den Hokage gewandt. »Ja, bei ihr ist auch Kurenai sowie einige ANBU«, antwortete das Dorfoberhaupt. Die Gruppe auf dem Dach hatte sich bereits wieder in Bewegung gesetzt. Shikaku verfolgte ihre Schritte so gut er konnte, wurde jedoch nicht vollends schlau aus der Sache. Anscheinend jagten sie jemanden. Nur wen? Und warum? Kurz sah er sich um. »Hiashi, komm mal zu uns«, forderte er den Hyuuga auf, als seine Augen ihn ausmachen konnten. Vielleicht war mit dem Byakugan etwas mehr zu erkennen. Der Blick des Hyuuga Oberhaupt zeigte deutlich, wie sehr ihm diese Aufforderung missfiel. Musste er sich doch durch die Reihen der anderen Clanoberhäupter quetschen, was sich für jemanden in seiner Position nicht ziemte. Dennoch kam er der Aufforderung nach. »Was willst du, Nara?«, fragte er ganz direkt, als er neben ihm angekommen war. »Dein Byakugan sieht mehr als unsere Augen. Kannst du uns sagen, wem die Gruppe auf den Dächern nachjagt?«, erklärte Shikaku auch sofort. »Warum interessiert euch das? Ist der Tumult nicht wichtiger?«, fragte der Hyuuga beiläufig, aber er aktivierte sein Doujutsu dennoch und sah sich darauf völlig verwirrt um. »Was ist?«, wurde er darauf von Shikaku gefragt. »Siehst du was?« »Ja, rotes Chakra«, antwortete er darauf. Was hatte das alles nur zu bedeuten? »Rotes Chakra?«, fragte diesmal der Hokage, der nah genug war, um selbst bei der Lautstärke des Tumults alles mithören zu können. »So wie beim Kyuubi?« »So ähnlich. Das Chakra vom Kyuubi ist hell. Rot-Orange und an manchen Stellen auch etwas gelb. Wie Feuer. Dieses Chakra ist dunkelrot mit schwarzen Unterbrechungen«, erklärte der Hyuuga und sorgte für weitere verwirrte Gesichter unter den Clanoberhäuptern. Als Nächstes analysierte Hiashi das Chakra und seine Herkunft. Was es für ein Wesen war, konnte er nicht sagen. Es hatte für ihn keine direkte Gestalt und war eher als eine Chakraansammlung zu erkennen. Von dieser Masse ausgehend zogen sich Fäden über den gesamten Platz und schienen mit fast allen Bewohnern und Shinobi verbunden zu sein. Die ANBU waren nicht betroffen, genauso wie der Rat, der Hokage und einige wenige, die sich offenbar dagegen wehren konnten. Und die Gruppe auf dem Dach war eindeutig auf der Jagd nach dem Zentrum dieses Chakras. Alles berichtete er umgehend an den Rat. Besorgt betrachtete Kakashi das helle Flackern über den Dächern. Irgendwo brannte es. Was war nur los? Kakashi erkannte Konoha schon lange nicht mehr als das, was es einst war, doch was dieses Dorf sich an diesem Tag alles leistete, schlug dem Fass den Boden aus. »Kommt das Feuer von der Explosion?«, fragte hinter ihm Kurama. »Gut möglich. Ich müsste aber raus, um es mit Sicherheit sagen zu können.« Genau das wollte Kakashi aber nicht. Er durfte es auch nicht. Es blieb ihm daher nichts anderes übrig als zu hoffen, dass es ihnen nicht zu nahe kam. Ansonsten müsste er sich mit Naruto ein Versteck suchen, da er den Plan des Hokage bisher nicht kannte. #012 - Gefunden --------------- Vorweg nochmal ne kurze Mitteilung, die hier im Kapitel steht, damit es auch wirklich alle mitbekommen Dieses Kapitel ist das letzte, was ich hier posten werden, aber es geht trotzdem weiter. Ich wollt euch nur zeigen, dass ich nicht aufhöre. Neue Kapitel gibt es in Zukunft nur noch über meinem Blog, da ich mich dazu entschlossen hatte, mich auf eine Seite zu beschränken. Weniger Stress für mich, mehr zu lesen für euch. Blogadresse, sowie FB Seite & Twitter für Newsupdates findet ist in meinem Profil und nun zum 12. Kapitel :) Als Hiruzen Sarutobi nach dem Tod des Yellow Flash sein Amt als dritter Hokage erneut ausführte, begann er seine zweite Amtszeit mit einem außergewöhnlichen Projekt, dessen Fertigstellung im Dorf gleichermaßen mit Freude erwartet, wie auch mit Skepsis betrachtet wurde. Er ließ Wohnheime erbauen. Die Bewohner konnten sich nicht vorstellen, was genau damit bezweckt wurde. Kein Wunder, denn es gab nur wenige Informationen über die Wohnheime. Der alte Sarutobi wollte nicht viel verraten. Einzig den Bauherren waren einige Details bekannt, da sie die Gebäude errichten mussten. Ursprünglich stammten die Pläne für die Wohnheime vom vierten Hokage. Mehr als einige kreative Diskussionen, die er damals mit Hiruzen geführt hatte, wo sie sich über den Sinn und Zweck dieser Wohnheime austauschten und wie sie aussehen könnten, hatte es allerdings nie gegeben. Zumindest hatte er keine schriftlichen Pläne finden können. Beflügelt von Minatos Einfallsreichtum und dessen Willen, das Dorf und die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern, hatte er schließlich die Details übernommen, von denen er noch wusste, und entwickelte seine eigenen Pläne. Kurz darauf begannen auch schon die Arbeiten am Shodai Komplex. Es sollte sowohl zu einem Wohnheim wie auch zu einer Gedenkstätte an den Shodai Hokage werden. Nur ein halbes Jahr später war der Bau bereits beendet. Zur Eröffnung standen bereits 20 beziehbare Zimmer zur Verfügung. Jeweils mit eigenem Bad und einer kleinen Küche innerhalb des Zimmers. Weitere 10 Zimmer bekamen noch ihren letzten Schliff und konnten einen Monat später bezogen werden. Die Zimmer wurden nur an alleinstehende oder junge Ninja vergeben, die entweder keine Familie mehr hatten, oder deren Familien durch die Zerstörungswut des Kyuubi in neue und oftmals auch kleinere Wohnungen umziehen mussten. Einer von ihnen war Kakashi Hatake, der für lange Zeit im Shodai Wohnheim wohnte. Nach der Fertigstellung des Yondaime Wohnheim beantragte er jedoch den Wechsel in das neue Gebäude, der auch genehmigt wurde. Schließlich wurden alle Anträge dem Hokage vorgelegt und Hiruzen wusste genau, warum Kakashi in das Yondaime Haus wollte. Seitdem bezog Kakashi dort sein Zimmer. Vom Inhalt her machte es für ihn keinen Unterschied, doch die Nähe zu seinem ehemaligen Sensei war das eigentlich Ausschlaggebende. Der große Gedenkraum im Erdgeschoss zeigte neben einer Statue und einigen kopierten Relikten des Yellow Flash auch einige Fotos und Berichte. Wenn Kakashi die Zeit dafür hatte oder nicht schlafen konnte, schwelgte er oft dort in Erinnerungen. Das war jedem bekannt, der Kakashi etwas näher kannte. Auf der Suche nach seinem Freund peilte Asuma zunächst das Wohnheim an. Unterwegs war er bereits an dem Friedhof vorbei gekommen, wo Minato einst bestattet wurde. Da hätte er Kakashi ebenfalls vermutet, doch ein kurzer Blick reichte aus, um festzustellen, dass der Hatake nicht dort war. Nun war Asuma wieder auf dem Weg zum Yondaime Wohnheim, das am westlichen Rand von Konoha stand. Eine erneute Explosion hatte Asuma auf die Dächer getrieben, wo er mehr sehen konnte. Der Stadtrand war nicht mehr weit. Trotz der Dunkelheit war bereits der Blitz erkennbar, der über dem Eingang des Gebäudes thronte. Bevor Asuma seinen Weg fortsetzte, blickte er für einen Moment zurück. Seit er vom Dorfplatz aufgebrochen war, hatte es bereits mehrere Explosionen gegeben. Die Freundschaft und Loyalität Kakashi gegenüber trieb ihn weiter, während die Sorgen um seinen Vater und Kurenai ihn zurückdrängten. Er war im Zwiespalt mit sich selbst und so gern er seine Sorgen besänftigen würde und sich selbst davon überzeugen, dass es seinem Vater, Kurenai und allen Freunden gut ging, so war es letztlich das Vertrauen, das er für selbige aufbrachte, dass ihn weiterlaufen ließ. Die nächste Straße übersprang er, indem er einfach zum nächsten Dach hinübersetzte. Von dort aus konnte er auf die Straße hinab, deren Verlauf er nur noch folgen musste, um an sein Ziel zu gelangen. Bis auf die übliche Straßenbeleuchtung war es dunkel. Nur selten sah Asuma beleuchtete Fenster. Die Bewohner dahinter waren die wenigen Ausnahmen im Dorf, die aufgrund von Krankheit oder kleiner Kinder von der Versammlung fernbleiben durften. An einem dieser Fenster erkannte er eine junge Frau mit einem Kind auf dem Arm. Er sah sie nur einen winzigen Augenblick, aber dennoch bemerkte er ihren besorgten Ausdruck, der sich auch in der Art widerspiegelte, wie sie ihr Kind im Arm hielt. Die Explosionen waren natürlich auch in dieser entlegenen Ecke bemerkt worden, und da alle Einheiten am Dorfplatz beschäftigt waren, wussten die wenigen Abwesenden nicht, was dort vor sich ging. Es war verständlich, dass die Mütter um ihre Kinder bangten und um die Familienmitglieder, die sich genau jetzt in dem Chaos am Dorfplatz befanden. Asuma kümmerte es jedoch nicht weiter. Es war nicht seine Aufgabe, die Abwesenden über die aktuelle Situation aufzuklären. Er lief daher weiter und hoffte, dass er Kakashi im Wohnheim auffand. Mit dem Erreichen des Yondaime Komplex stoppte er kurz und betrachtete den rechten Flügel. Hinter allen 30 Fenstern war es vollkommen finster. Etwa mittig hatte Kakashi sein Zimmer, aber auch dort war kein Licht erkennbar. Scheinbar war der Hatake nicht Zuhaus, doch Asuma lief dennoch zum Eingang. Kontrolle war besser. Er kannte seinen Freund gut genug, um zu wissen, dass dieser nur selten den Lichtschalter benutzte. Als gut ausgebildeter ANBU fand er sich auch blind in seinem Heim zurecht. Bevor der Sarutobi die Treppe hinaufstürmte, warf er noch einen Blick in den Gedenksaal im Erdgeschoss, doch allem Anschein nach, war Kakashi nicht dort. Kurz darauf stand er auch schon vor dessen Zimmertür und klopft energisch dagegen. Es dauerte keine Sekunde, da sprang die Tür auf. Schneller als Asuma bewusst wurde, war er in den Raum gezogen und an die Wand gedrückt. Mit einer Hand wurde ihm der Mund zugehalten, während Kakashi vorsichtig auf den Flur spähte, ob Asuma tatsächlich allein war. Es war jedoch niemand weiter in Sicht. »Ist er allein?«, fragte eine Stimme aus dem Raum, zu der Asuma keinen Körper entdecken konnte. Eine Antwort kam nicht. Stattdessen schloss der Hatake äußerst bedacht die Tür. Fast lautlos glitt sie ins Schloss. »Bist du des Wahnsinns?«, fuhr ihn Kakashi mit gepresster Stimme an. Der Hatake vermied unnötige Lautstärke, doch seine Verärgerung war bestens zu hören. Und dann dieser Blick. Zweifarbig und abgrundtief böse, fast schon mordlüstern. Asuma kannte seinen Freund sehr gut. Manchmal besser, als dieser sich selbst kannte, aber das war ihm neu. Leider war der Raum zu dunkel, um einen genaueren Blick zuzulassen. Das dunkelgraue rechte Auge war dadurch kaum erkennbar. Das andere Auge war ohnehin viel interessanter. Die Geschichte für das rote Sharingan war Asuma gut bekannt. Er war sogar eine der wenigen Personen, die um die wahre Geschichte wussten. Zwar verheimlichte Kakashi die Herkunft seines Sharingan nicht, aber im Dorf erzählte man sich so einige Storys, die mit der Wahrheit nicht mehr viel am Hut hatten. Über die letzten Jahre hinweg war er Kakashi in vielen Situationen begegnet. Sowohl tagsüber, wie auch in der Nacht. Er hatte auch das Sharingan mehrfach gesehen, ebenfalls zu beiden Tageszeiten. Eines hatte er jedoch nie gesehen. Das Leuchten. Ein glühend roter Schimmer. Er war nicht sehr hell, aber deutlich da. Allerdings konnte Asuma nicht erkennen, ob es auf dem Auge lag, oder aus dem inneren kam. Eines wusste er jedoch mit Sicherheit. Dieser ungewohnte Anblick bescherte ihm eine Gänsehaut. Nur mit Mühe konnte er sich dem hypnotischen Sog entziehen, den das rote Auge auf ihn ausübte. »Warum machst du so einen Lärm, verdammt nochmal?«, zischte Kakashi aufgebracht und das Sharingan leuchtete noch intensiver. Ein unangenehmes Gefühl durchflutete Asuma und für einen kurzen Moment war ihm schlecht und auch wieder schwindelig. Fast wie zuvor auf dem Marktplatz. Allein der Gedanke daran ließ ihn erschaudern. Doch das Gefühl war schnell wieder verschwunden. Die Feuchtigkeit auf seinem Rücken war der unangenehme Beweis für tatsächliche Furcht, die er für wenige Momente verspürt hatte. »Jetzt rede endlich!«, forderte Kakashi. Mit der Faust schlug er gegen Asumas linke Schulter. Der Treffer war hart und schmerzhaft, aber harmlos im Vergleich zu den Verletzungen, die er gelegentlich im Training durch Kakashi erlitten hatte. Der Hatake wusste genau, wie stark er zuschlagen durfte, ohne jemandem zu schaden. Der Schmerz hatte Asumas Verstand wieder in die Realität gezerrt. Doch ehe er auf die Frage reagieren konnte, traf ihn ein weiteres Mal die Faust, genau an gleicher Stelle und ließ ihn schmerzhaft aufkeuchen. »Kakashi, geh weg von ihm!«, verlangte eine Stimme in der Dunkelheit. Den Sprecher erkannte Asuma nicht, aber die Stimme gehörte eindeutig zur gleichen Person, die zuvor schon gesprochen hatte. Der Hatake reagierte nicht, sondern holte ein weiteres Mal aus. Diesmal reagierte Asuma jedoch auf den Versuch und riss die Arme hoch, um die Faust abzufangen. »Kakashi, ich sag es nicht noch einmal. Beruhig dich, oder ich zwing dich!«, drohte die Stimme. Für einen winzigen Moment nahm das Leuchten im Sharingan an Intensität zu, darauf verschwand der rote Schimmer. Nur schemenhaft war Kakashi zu erkennen, doch es reichte aus, um seine Bewegungen zu erahnen. Der Hatake abwandte sich ab und ging zum Fenster. »Du darfst auf keinen Fall die Kontrolle verlieren, nicht solange du noch unter dem Einfluss meines Chakras stehst«, belehrte ihn die Stimme. »Und wann bin ich dich wieder los?« Etwas an Kakashis Stimme verwirrte Asuma. Er klang noch immer, wie er den Hatake kannte, doch jetzt klang er eher wie ein patziges kleines Kind, dass mit Hausarest bestraft wurde. Die Person hinter der Stimme schien die Frage zu belustigen. »Wer weiß, vielleicht schon morgen, vielleicht auch nie.« Vom Fenster hörte man nur noch ein äußerst genervtes Grummeln, ehe die Stille in den Raum zurückkehrte. Auf der einen Seite war Asuma froh, dass er Kakashi gefunden hatte und dass es ihm wirklich gut ging, auf der anderen Seite war er noch immer verwirrt und jetzt deutlich mehr als zuvor schon. »Seit wann leuchtet dein Sharingan im Dunklen?«, fragte Asuma in den Raum. Warum er ausgerechnet danach fragte, konnte er sich selbst nicht erklären, immerhin hatte Tsunade ihn aus einem ganz anderen Grund nach Kakashi geschickt. »Mein Sharingan hat noch nie geleuchtet.« Zwar konnte Asuma die Reaktion seines Freundes nicht erkennen, aber er meinte, einen Hauch von Verwirrung wahrgenommen zu haben. »Eben hat es geleuchtet«, offenbarte Asuma ihm. »Wirklich?«, kam es deutlich überrascht von Kakashi. »Ja, bis wer auch immer dir sagte, du sollst dich beruhigen. Dann hat es aufgehört« erläuterte Asuma seine Beobachtung. »Interessant. Es reagiert auf deine Emotion«, kam es erneut von der Stimme, die Asuma nicht kannte. »Selbst wenn, es hat noch nie geleuchtet, warum jetzt?«, wollte der Hatake wissen, aber darauf hatte Asuma keine Antwort. »Vielleicht, weil du einer große Menge von meinem Chakra ausgesetzt warst. Ich hatte dir ja schon gesagt, dass es dich beeinflussen könnte. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es so schnell passiert«, kam es wieder von der fremden Person, die Asuma nicht zuordnen konnte. Die Worte gaben ihm allerdings zu denken und er wollte endlich wissen, wer sich hier noch befand. »Wer redet da?« »Man nennt mich Kurama« Der Name sagte Asuma allerdings nichts. »Muss ich dich kennen?« »Das ist der Kyuubi«, war Kakashis beiläufige Antwort. Jetzt war Asuma endgültig verwirrt. »Wieso sitzt der Kyuubi in deinem Zimmer?« »Ich dachte, sein Vater hätte ihn eingeweiht«, sprach der Fuchs verdutzt. »Hat er auch. Tsunade war schließlich dabei. Sie hätte es nicht gesagt, wenn es nicht so wäre«, kommentierte der Hatake. »Komm ans Bett!«, befahl der Kyuubi Asuma kam der Aufforderung nach, wenn auch mit gemischten Gefühlen. Allein, dass er offenbar wissen sollte, was hier los war, gab ihm zu denken. Schon Tsunades Aufforderung Kakashi zu suchen kam ihm richtig und falsch zugleich vor. Woran lag das nur? Trotz der Finsternis im Raum kann Asuma sich zurechtfinden. Er ist nicht zum ersten Mal im Zimmer seines Freundes. Kurz vor dem Bett schlägt ihm dann allerdings eine Welle Unbehagen entgegen, begleitet vom gefährlichen Knurren eines Tieres. Das Fell des Kyuubi begann zu leuchten, wodurch er im Dunklen genau erkennbar war. Mehr geschah nicht. Das Tier leuchtete und knurrte ihn an. Obwohl Asuma sich fürchten sollte, immerhin hatte er es mit einem gefährlichen Dämon zutun, so ist es doch in erster Linie Faszination, die ihn leitete. »Genau so hat auch dein Sharingan geleuchtet«, verkündete Asuma völlig ruhig. Im sanften Schein von Kuramas Chakra war Kakashis Gesicht erkennbar geworden. Der Hatake, der noch immer seine Anbu Uniform trug, schaute überrascht zum Fuchs. »Dann kommt es wohl wirklich von ihm und es hat definitiv einen emotionalen Auslöser«, kommentierte er die Entdeckung. Erneut war Asumas Aufmerksamkeit wieder vom Kyuubi, der in abwehrender Lauerhaltung vor ihm auf dem Bett stand und knurrte. »Was hast du? Du wolltest doch, dass ich zu dir komme«, wollte Asuma darauf wissen. Der Fuchs schnappte mit gefletschten Beißern in die Luft. Es war nicht mehr als eine Drohung, soviel war Asuma klar, doch wieso reagierte der Kyuubi plötzlich so aggressiv? Erneute drang ein bedrohliches Knurren an sein Ohr und Asuma machte einen Schritt rückwärts. Ein Jaulen folgte, was eher einem erschrockenen Quieken glich, darauf war der Fuchs verstummt und der Raum wieder finster. »Au«, hörte Asuma den Fuchs sagen. Das Tier klang verwirrt. »Was ist?«, wollte der Hatake wissen. »Er hat mir in den Schwanz gekniffen«, war die wehleidige Antwort, worauf Kakashi anfing zu lachen. »Das ist nicht lustig, das tat weg!« Die neuerliche Äußerung vom Fuchs brachte Kakashi allerdings nur noch mehr zum Lachen. Ein Fauchen erklang, kurz darauf landete etwas Felliges auf Asumas Schulter. Er konnte sich schon denken, wer auf seiner Schulter stand. Nach einer Runde ausgiebigem Beschnuppern knurrte Kurama leise und meinte dann »Du stinkst nach Dämon.« »Kein Wunder, steht ja auch einer auf meiner Schulter«, war Asumas geistreicher Kommentar. Darauf lachte der Fuchs. »Das stimmt, aber ich bin durchaus dazu fähig meinen eigenen Geruch von dem anderer Dämonen zu unterscheiden. Du bist vor kurzem einem anderen Dämon begegnet, einem sehr aggressiven Exemplar und es ist noch keine Stunde her«, verkündete Kurama darauf. »Was? Wir haben noch einen Dämon in Konoha?«, fragte Kakashi überrascht. Asuma hatte eine grobe Ahnung, wem er diese sonderbare Duftnote zu verdanken hatte. »Der Schatten«, meinte er mehr zu sich selbst, doch die anderen Beiden hatten ihn gehört. »Was für ein Schatten?«, wollte Kakashi wissen. »Da ist ein Schatten auf dem Dorfplatz, Kurenai hat ihn entdeckt. Er manipuliert fast das ganze Dorf. Er hat versucht in meinen Verstand einzudringen, um mich auf meinen Vater zu hetzen«, erzählte Asuma ihnen. »Dann ist klar, dass du das Gespräch mit deinem Vater vergessen hast«, deutete der Fuchs an. »Lag das etwa an diesem Schatten?«, hackte Asuma nach. »Korrekt«, sprach der Fuchs und sprang darauf wieder von Asumas Schulter, ehe er mehr dazu sagte. »Der Schatten ist ein Dämon. Welcher Art er angehört, kann ich allerdings nicht sagen, es gibt zu viele Dämonen mit manipulativen Kräften, um es genauer einzugrenzen.« »Und was von ihm hat bewirkt, dass Asuma das Gespräch vergessen hat?« »Das hatte weniger mit dem Dämon zutun. Asuma hat sich gewehrt. Ich nehme mal an, du hattest auch Kopfschmerzen?«, wandte sich der Fuchs wieder an Asuma. »Ja, hatte ich. Es ist so schlimm geworden, dass ich sogar Nasenbluten hatte und Kurenai mich vom Platz gezerrt hat«, bestätigte er. »So etwas dachte ich mir schon. Deine Abwehr war zwar erfolgreich, hat aber deine Erinnerungen der letzten Stunden beeinflusst, weshalb du es einfach vergessen hast«, erklärte der Fuchs. »Na super!«, seufzte er darauf. »Sei froh, dass du nur ein paar Stunden vergessen hast. Es hätte auch mehr sein können. Im schlimmsten Fall hättest du auch einen Gehirnschlag möglich gewesen, dann würdest du jetzt im Koma liegen oder sogar tot sein. Du lebst wahrscheinlich nur noch, weil diese Kurenai schnell reagiert hat und dich vom Platz gezwungen hat«, führte Kurama seine Erklärung fort und sorgte damit bei Asuma für eine leichte Gänsehaut. Dieser Abend hätte auch ganz anders verlaufen können. Kakashi hatte sich wieder dem Fenster zugewandt. »Und wo ist dieser Schatten jetzt?«, fragte er besorgt. »Irgendwo auf dem Dorfplatz, vermute ich mal. Kurenai und Tsunade wollten ihn jagen und ich sollte nach dir suchen, weil Tsunade darauf bestand, dass ich diesem Ding nicht nochmal zu nahe komme«, antwortete Asuma ihm. Kurama fauchte gefährlich, nur wenige Momente, ehe eine weitere Explosion das Zimmer erleuchtet. Der Lichtschein erreichte nur kurz den Raum, doch er reichte aus, um Asuma auf die Unebenheit in Kakashis Bett aufmerksam zu machen, die ihm zuvor entgangen war. »Wo hast du denn das Kind aufgegabelt?«, fragte er den Hausherren. »Da, wo ich auch den Fuchs herhab. Das ist Naruto«, war dessen Antwort. »Was? Niemals«, platzte es aus Asuma raus. »Der Knirps ist doch viel zu klein.« »Doch, das ist er. Oder eher, er war es mal. Ein neuer Name wäre nicht schlecht. Ja, das machen wir. Er bekommt einen neuen Namen«, sprach Kakashi seine Gedanken laut aus. »Und dann?«, hackte Asuma nach. »Dann hab ich einen kleinen Sohn, der genau so aussieht wie ich und den niemand mehr als Naruto erkennen wird«, erklärte der Hatake. »Du und Vater? Du kommst doch kaum allein mit dir selbst klar, wie willst du da ein Kind erziehen?«, kommentierte Asuma skeptisch den Plan seines Freundes. Kakashi grummelte vor sich hin. Manchmal traute Asuma ihm wirklich nichts zu. »Deswegen hatte dein Vater dich eingeweiht. Du sollst mir ein bisschen helfen, nehme ich jedenfalls mal an. Ich kenne seine Pläne ja selbst noch nicht. Die solltest du mir eigentlich übermitteln.« »Tja, tut mir leid, aber ich fürchte, sie sind mir entfallen!« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)