Schillern von KaethchenvHeilbronn ================================================================================ Kapitel 13: Blut ist ein ganz besondrer Saft -------------------------------------------- Vorsichtig, als wolle es die Ruhenden nicht wecken, drang das erste Licht durch die Schlitze der verriegelten Fensterläden in das Theater ein. Es war das Leuten des Campanile, das August aus seinem Schlaf holte. Seine erste Tat an diesem Morgen war zu bemerken, dass Karl reichlich schwer war. „Hoch mit dir. Aufstehen.“, flüsterte er und rüttelte den Jüngeren, der auf ihm lag, sanft an der Schulter. Verschlafen öffnete Karl seine blauen Augen. Es dauerte eine Weile, bis er sich zurechtgefunden hatte. Sie waren immer noch im Teatro La Fenice, in Venedig. Vor Iffland waren sie geflüchtet, der nach ihrem geschlossenen Bündnis nicht mehr aufgetaucht war. „Ob es geklappt hat?“, fragte Karl. August nickte hastig. „Ja, ja, es hat alles geklappt. Nun sei bitte so freundlich und geh von mir runter.“ „Oh, entschuldige!“ Karl stieg von ihm hinunter und richtete sich auf. Gähnend streckte er sich. August suchte die Vampirzähne in seinen Mundwinkeln dabei vergeblich. „Wir sollten von hier verschwinden.“, fasste sich der Ältere und erhob sich ebenfalls. Er lief an Karl vorbei, schon auf dem Weg zum Ausgang. „Warte einen Moment.“, hielt ihn da der Dunkelhaarige zurück. Er stand im großen Mittelgang des Theaters und hatte die Augen geschlossen. „Ich spüre ihn.“ August sah seinen Freund verwirrt an. „Du spürst wen?“ „Meinen Vater!“, verkündete Karl triumphierend. „Er ist auf einem Schiff!“ Nun hatte es August umso eiliger. „Auf dem Weg nach Korinth nehme ich an.“ Karl kam gerade noch dazu, dem zuzustimmen, da hatte ihn August gepackt und zog ihn hinaus auf die Straße. Venedig war so belebt, wie sonst auch; die Stadt ließ sich am frühen Morgen nicht stören. Karl und August ließen sich auch von nichts mehr stören. Weder daran, dass sie keine Masken mehr trugen, noch dass ihnen wieder alle deswegen nachschauten. Sie fühlten sich sicher nach ihrem eingegangenen Bund. So sicher, dass sie sogar bereit dazu gewesen wären, dem Teufel persönlich gegenüberzutreten. Karl bedauerte es, nicht mit Humboldt mitgefahren zu sein. Es war schwierig gewesen, am Hafen jemanden zu finden, der bereit dazu war, sie mit nach Korinth zu nehmen. Schließlich hatten sie ein Handelsschiff gefunden, das gerade nach Griechenland auslaufen wollte, und auf dem man sich bereiterklärte, sie gegen eine, in August Augen schrecklich überzogene, Bezahlung mitzunehmen. Als Karl sich in der zweiten Nacht an Deck mit verspanntem Rücken wieder neben seinen Freund auf die Taue im Lagerraum niederließ, unterdrückte er das Fluchen nicht mehr. „Zum Henker mit diesem fürchterlichen Kahn! Ein Drecksloch sondergleichen!“ „Na, na, wer war es denn, der von Humboldts Schiff wieder herunter gerannt ist?!“, entgegnete August. „Wir standen ja schon drauf, da musste sich der werte Herr Schiller auf sein Gefühl verlassen. Humboldt hätte uns garantiert nicht im Lagerraum schlafen und verhungern lassen. – Und er hat auch kein Geld verlangt.“ Karl schnaubte, wütend auf sich selbst. „Humboldt hätte uns bei sich in seinem weichen Bett schlafen lassen.“ August zog eine Augenbraue in die Höhe. „War das jetzt die Antwort auf unseren momentanen Schlafplatz, oder auf die Bezahlung, die Humboldt entgegengenommen hätte?“ Karl stieß ihm in die Seite, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. Der Ältere legte einen Arm um ihn und er bettete sein Haupt auf Augusts Schulter. Sie trugen wieder Zivil. „August?“ „Hm?“ „Willst du denn gar nicht wissen, was ich Humboldt gefragt habe, als ich ihn unten am Hafen, bevor er abgelegt hat, unter vier Augen sprechen wollte?“ Der Ältere sah abwägend in das Gesicht seines Freundes, das ihn neckisch anblickte. „Nun?“, siegte die Neugierde. Karls Grinsen wurde zu einem Lächeln, und fast hatte August den Eindruck, dass sich seine Wangen röteten. „Ich hab ihn um Rat gebeten, da ich mir mit meinen Gefühlen zu dir so uneinig war.“ „Du hast…?!?“ Der Dunkelhaarige kicherte leise. „Nun, ich hatte ja keine Ahnung, dass es dein Blut war, das mich so anzog.“ August verdrehte die Augen. „Und das…das kann man nicht auseinanderhalten?“, fragte er schließlich vorsichtig. „Nein“, meinte Karl und schloss die Augen, während er sich ein wenig zum anderen herumdrehte. „Ich konnte es jedenfalls nicht. Alles, was ich wusste, war, dass du so wunderbar gut rochst, dass ich dir nahe sein, dass ich dich berühren wollte…“ Er sog genießerisch den Duft seines Freundes durch die Nase ein, ließ eine Hand auf Augusts Brust gleiten. „Es kribbelte immerzu in meinem Bauch, so wie jetzt…“, flüsterte er und drückte sein Gesicht in Augusts Schal. „Wie hätte ich denn wissen sollen, dass es lediglich Hunger war…?“ „Ja…wie hättest du.“, entgegnete der Kleinere leise und ließ vorsichtig eine Hand in Karls Haare wandern. Ansonsten lag er ruhig da, hörte zu, wie der Atem seines Freundes nur wenig unterhalb seines Ohrs gleichmäßig seine Haut streifte, wie sein eigenes Herz zunehmend schneller schlug, als die Hand von seiner Brust langsam ein wenig hinaufwanderte und damit begann die zwei obersten Knöpfe an seiner Weste zu öffnen. „Karl“ „Was?“ August antwortete nicht, sondern schloss die Augen, und der Dunkelhaarige zog ihm in einer flüssigen Bewegung das seidene Tuch vom Hals. Wenig später presste sich Karls Nase dort gegen seine Haut und er hörte den Jüngeren tief einatmen. Als er plötzlich die Zunge des Größeren spürte, wie sie über die zwei roten Punkte auf seiner Haut leckte, erschauderte er. „D-darf ich…?“ „Du bist doch schon dabei.“, presste August hervor und krallte unwillkürlich seine Hand ein wenig fester in Karls Haare, da er jeden Moment mit dem Biss rechnete. Er musste nicht lange auf ihn warten. Langsam senkten sich die spitzen Eckzähne in seine Haut, er keuchte auf vor Schmerz, und doch genoss er die Energie, die durch seinen Körper pochte, angetrieben vom ängstlich schnellen Herzschlag, der ihn immer schwerer Atmen ließ, je länger Karl sein Blut saugte. Ihm wurde heiß, er keuchte abermals, dieses Mal Karls Namen, und klammerte sich an seinem Freund fest, bis dieser wieder von ihm abließ. Die Augen, mit denen Karl ihn anschaute, schillerten wunderschön, und dass der Jüngere sich mit einem leichten Grinsen das Blut von den Lippen leckte, passte zu diesem Anblick. Seufzend und erschöpft ließ sich der Dunkelhaarige schließlich auf den Älteren fallen. „Oh Gott, du schmeckst so gut, August…“, flüsterte er. Sein Kopf, den er auf Augusts Brust gebettet hatte, wippte leicht, als dieser leise lachte. „Nicht doch, du beschämst mich.“ „Ich spreche die Wahrheit.“ Schmunzelnd strich der Ältere durch die dunklen Locken und sie schwiegen eine Weile, bis Karl seinen Kopf hob und seinen Freund unsicher ansah. „…Tut es sehr weh, wenn ich dich beiße?“, fragte er vorsichtig. August schüttelte den Kopf. „Ich würde lügen, wenn ich behauptete, es tue gar nicht weh, aber es sind keine Schmerzen, die mich unglücklich machen.“ „Nein, unglücklich sollst du niemals sein, August!“, rief Karl und schlang fest seine Arme um den Freund. „Du musst mir sagen, wenn ich zu weit gehe, versprichst du mir das?“ „Ich verspreche es.“, entgegnete der Ältere leise und strich dem Größeren sanft über die Wange. „Das ist gut.“, beruhigte sich Karl wieder. „Ich will dich nämlich nur glücklich machen, nichts sonst.“ „Darin machst du dich nicht schlecht.“, meinte August und zwinkerte dem Dunkelhaarigen zu, welcher sich daraufhin lachend wieder zurück auf seine Brust sinken ließ. Bis sie Korinth erreichen würden, hatte Karl ja noch ein paar Nächte und Bisse zum Üben… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)