Der Geruch von Rotem Schnee von MrsHanabusa (Aido X OC) ================================================================================ Kapitel 1: Willkommen an der Cross Academy! ------------------------------------------- Ich sitze jetzt schon seit einer geschlagenen Stunde alleine meines Rektors, Kaien Cross, und warte auf ihn und die zwei Vertrauensschüler, die mich zum Mond-Wohnheim begleiten sollen. Als würde ich nicht selbst dorthin finden. Immerhin habe ich vorhin nach meiner Ankunft versehentlich mit einem Blonden Vampir und seinen Blau/Türkisen Augen Bekanntschaft gemacht. Ich hab ihn angerempelt, war keine Absicht, hab ihn einfach nicht gesehen und er stand im Weg. Natürlich erinnere ich mich noch an seine hochnäsigen Worte: "Entschuldige mal, aber kannst du nicht aufpassen, wohin du trampelst? Was fällt dir ein? Und wer bist du überhaupt?" Gerade als ich antworten wollte, streckte er mir seine Hand entgegen. "Mein Name ist Aido Hanabusa. Und, verrätst du mir jetzt auch deinen Namen?" Ich ignorierte seine ausgestreckte Hand und blickte in seine unglaublich aussehenden Augen. "Mayuko Isawe. Und falls wir nochmal miteinander reden sollten, nenn mich einfach May'." "May', hmm?", sagte er und schaute mich nachdenklich an. "Ja. Würdest du mich jetzt bitte vorbei lassen? Denn, wenn ich es richtig verstanden hab, steht Mr.Cross nicht besoders darauf, wenn neue Schüler oder Schülerinnen zu spät kommen. Und ich will ihm nicht erklären müssen, dass mich ein hochnäsiger Vampir aufgehalten hat. Also..", bei den letzten Worten lächelte ich, als hätte ich den ersten Preis beim vorsingen erhalten und wollte mich gerade an ihm vorbei schieben, als er mein Handgelenk packte und ich gezwungen war stehen zubleiben. "Warte einen Augenblick, Isawe." Ich seufzte, drehte mich um und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ich bin mir sicher, dass ich gerade das Wort Vampir gehört habe.", sagte er schließlich und sah mich herausfordernd und kalt zugleich an. Ich erwiderte seinen Blick und versuchte, ohne Erfolg, mich loszureißen, was ihn leicht wütend machte. "Hör gefälligst auf, so herumzuschlagen, du zerknitterst noch meine Schuluniform." "Ja, Hanabusa. Ich habe wortwörtlich 'Vampir' oder besser gesagt 'hochnäsiger Vampir'gesagt und jetzt lass mich los oder du wirst hier noch von einem Mädchen umgelegt.", zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Aido fand das ziemlich lustig zu finden, denn er lachte. Laut. Als er einen Schritt auf mich zuging, wich ich einen zurück und stieß mit dem Rücken gegen einen Baum. Sein Gesicht war meinen so nah, dass ich seine dunklen Wimpern hätte zählen können. Kaum hörbar flüsterte er: "Ich werde nicht umgelegt und vor allem nicht von Mädchen, Isawe.", er machte einen Schritt rückwärts, ließ endlich mein Handgelenk los und an der stelle, wo sich seine Hand befunden hatte, kribbelte es. Aus zusammengekniffenen Augen fragte er "Gehst du eigentlich in die Day- oder in die Night-Class, kleine?" Noch bevor ich Antworten konnte, hörte ich eine Stimme hinter Aido sagen: "Aido, wäre es nicht höchst unfreundlich, die junge Dame noch länger aufzuhalten? Ich meine gehört zu haben, dass Kaien Verspätungen nicht duldet."Beim klang dieser Stimme versteifte Aido sich kaum merkbar und auch ich fühlte mich ehrfürchtig und hatte merkwürdigerweise Respekt vor der Person, zu der die Stimme gehörte, bevor ich sie sah. Es war ein Junge, ketwas größer als Aido, der einen Kopf größer war als ich selbst, hatte Braune Haare und schöne ebenso Braune Augen. Er trug die gleiche Schuluniform, wie Aido. Also auch ein Vampir. Nach kurzem schweigen hatte Aido seine Stimme wiedergefunden, "Ja, natürlich. Du hast recht, Kaname Senpai." Nachdem der Junge, der anscheinend Kaname hieß, feritg war, Aido anzustarren, trafen sich unsere Blicke und ich verstand, wieso ich Respekt vor ihm hatte. Kaname war ein Reinblüter. Ein kleines lächeln spielte um seine Lippen, als er mir eine seiner großen, dünnen Hände reichte. "Herzlich Willkommen an der Cross Academy, Mayuko.", leicht verwirrt legte ich meine Hand in seine und erwiderte den starken Händedruck. "Verzeih mir, dass ich etwas gelauscht habe aber Aido hat sich des öfteren nicht sonderlich gut im Griff. Wie du sicher schon gemerkt hast, lautet mein Name Kaname. Kaname Kuran. Aido hat dir doch hoffentlich nicht alle nerven geraubt?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein, schon in Ordnung Kaname.", ich blickte auf meine Armbanduhr, "Ich muss dann auch schon weiter.." Aido musterte mich amüsiert und versuchte, ein lachen zu unterdrücken. "Natürlich musst du weiter, kleine. Mr.Cross lässt nicht gerne auf sich warten. Also, kusch-kusch.", er machte eine Handbewegung, weg von sich und Kaname um mir zu deuten, dass ich verschwinden soll. Um ihn aufzuziehen schenkte ich ihm ein lächeln, bevor ich sagte: "Es war mir ein Vergnügen dich kennen zu lernen, Hanabusa." Gernervt nickte er mir zu und ich drehte mich um. Als ich mich einige Meter entfernt hatte, sagte ich leise "Man sieht sich später, Jungs." Danach begab ich mich sofort in das Büro von Kaien Cross, bekam ein beiläufiges: "Willkommen, du musst Mayuko sein." Und wurde gebeten, bitte Platz zu nehmen und auf die drei zu warten. Sprich, Schulleiter und Vertrauensschüler. Nachdem ich meine verrückte Ankunft nochmal im Geite durchgegangen bin, stehe ich auf, gehe zu dem großen Fenster hinter Mr.Cross' Schreibtisch und blickte nach draußen. Der Innenhof ist wirklich schön. Groß, aber nicht zu riesig und einen Brunnen habe ich vorhin auch gesehen. Als mein Blick an etwas hellem im Wald hängen bleibt, bleibe ich wie zur Salzsäure erstarrt stehen und blicke in die Blau/Türkisen Augen, die zu Aido gehören. 'Was macht der den da? Der ist doch nicht zufällig da unten und starrt hi..' Als mir jemand seine Hand auf die Schulter legt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen und hole erschrocken tief Luft. "Entschuldige, Mayuko. Ich wollte dich nicht erschrecken.", höre ich jemanden freundlich hinter mir sagen. Ich drehe mich um und blicke in die braunen Augen eines Mädchens, die Schulter lange Braune Haare und eine Blaue Schuluniform hat, wie der Junge, mit silbernen Haaren, der gelangweilt am Türrahmen steht. Erst jetzt merke ich, dass der Schulleiter, Kaien Cross, das gut gelaunte Mädchen und der gelangweilte Junge mich aufmerksam anstarren. Ich räuspere mich ein wenig verlegen, "Ach, schon okay. Ich war in Gedanken, sonst bin ich nicht so schreckhaft." Ich lächle das Mädchen vor mir an, dass das lächeln sofort erwidert. Mr.Cross tritt hinter sie und legt liebevoll seine Hände auf ihre Schultern. "Mayuko, darf ich dir Yuki Cross, meine Tochter, vorstellen? Sie ist, wie der gelangweilt aussehende Junge, der am Türrahmen hängt, Vertrauensschüler. Er heißt übrigens Zero Kiryu. Lass dir von seinen Launen bitte nicht die Lust am Leben verderben." "Schon gut.", sagt Yuki und nimmt die Hände ihres Vater's von ihren Schultern. Sie geht mit großen Schritten auf Zero zu, nimmt ihn an der Hand und schleift ihn ins Zimmer. "Zero, wo sind nur deine Manieren? Wir sollen sie willkommen heißen und nicht verscheuchen, Dummkopf." Als Zero's und mein Blick sich treffen, sehe ich in lilane Augen und merke, dass er ein Vampir ist. Wieso trägt er dann die Uniform der Day-Class? "Day- oder Night-Class, Mayuko?", fragt er schlecht gelaunt. Gerade als Yuki etwas sagen will, öffnet sich nach leisem klopfen die Türe. Kaname tritt, Aido im Schlepptau, ein. Sofort versteife ich mich etwas, was nicht an Kaname's gegenwart liegt. Ich bemerke, dass Yuki Kaname mit großen Augen und leicht geröteten Wangen ansieht. "Kaname...", seufzt sie, bevor sie sich in seine Arme wirft. 'Huch?' denke ich, als Kaname die Umarmung erwiedert, ihr auf den Kopf küsst und über den Rücken streicht. "Aber,aber Yuki... Du weißt doch, dass es mich ebenfalls freut, dich zu sehen.", er löst sie eine Armlänge von sich und küsst ihr auf die Stirn. Jetzt schaut Kaname Mr.Cross an. "Mr.Cross, es freut mich sehr, eine neue Schülerin in mein Haus aufnehmen zu dürfen.", nun guckt er Aido an, der noch nichts gesagt hat und zieht eine Augenbraue nach oben. Aido räuspert sich kurz und sieht mich an. "Mayuko, ich werde dich jetzt, wenn du nichts dagegen hast, auf Wunsch von Kaname in unser Wohnheim begleiten und dir dein Zimmer zeigen." "Okay.." antworte ich leise und werfe Kaname mit Yuki in den Armen, Zero, der wieder etwas fehl am Platz aussieht und Kaien Cross, der mir kaum merklich zunickt noch einen Blick zu. Ich folge Aido, der mir meinen Koffer angenommen hat, vor die Türe und schließe sie hinter mir. Sobald wir aus dem Gebäude sind, fällt mir auf, dass alle Mädchen Aido anstarren, als wäre er der nächste Brad Pitt. Innerlich verdrehe ich die Augen, über diese dummen Hühner und merke, wie Aido mich amüsiert beobachtet. "Was?", frage ich gereizter, als ich es will. Bevor er antwortet, bildet sich auf seinen perfekten Lippen ein lächeln "Nanana? Wieso bist du den so schlecht gelaunt, May'? Dir tut die Aufmerksamkeit der Schülerinnen wohl nicht so gut?", ich bleibe abrupt neben ihm stehen und warte, bis er es mir nach tut und den Kopf fragend in meine Richtung dreht. "Bitte? Mir tut Aufmerksamkeit nicht gut? Nur weil ich hier nicht so herum stolziere wie du? Komm mal wieder von deinem hohen Ross runter, Hanabusa." "Ach, ich weiß überhaupt nicht, wo du mein ganzes Leben gesteckt hast.", er seufzt gespielt. "Wo hast du gewohnt, kleine?" Ich versuche seinen normalen Tonfall zu kopieren, was mir natürlich nicht gelingt. "Kalifornien." Aido rückt ein Stück näher an mich, dass sich unsere Arme beim laufen berühren. Ich versuche ihn genervt von mir weg zuschieben. Bevor mir das gelingt, legt er einen Arm um meine Schulter. Oh Gott.. "Kalifornien, ja? ", fragt er. Bevor ich auch nur den Mund aufmachen kann, um etwas zu erwidern, grinst er und beugt sich vor um mir etwas ins Ohr zu flüstern, als wir gerade vor dem Mondwohnheim anhalten. "Im Sommer ist es zwar ziemlich warm", er macht eine theatralische Pause. Er legt seinen freien Arm um meine linke Hüfte und zieht mich näher zu ihm. "Aber im Winter, frierst du hier wie sonst was. Normalerweise würde ich dir anbieten, Nachts in mein Bett zu krabbeln, aber bitte...", er drückt mich näher zu sich. "Halte. Dich. Von. Mir. Fern." Während ich geschockt und verwirrt nach Luft schnappe und mein Mund offen stehen bleibt, läuft er lachend zur Türe, öffnet sie und deutet mit einer Handbewegung nach innen. "Willkommen an der Cross Academy. Und Herzlich Willkommen im MondWohnheim, Isawe." Kapitel 2: Die neue Freundin. ----------------------------- Schnell hatte Aido mir das verdammt große Mond-Wohnheim und zum Schluss noch mein Zimmer gezeigt. Eine Zeit lang lümmelte ich faul auf meinem Bett rum, doch jetzt saß ich, angezogen mit meiner weißen Uniform auf einem der Sofa's im Eingangsbereich und hörte Rima, einer wirklich schönen Vampirin mit Orangenen Haaren, zu, wie sie von Fotoshootings mit Shiki, einem ebenso schönen Vampir mit Roten Haaren und Blassblauen Augen, erzählte. "Muss schön sein, von so vielen Leuten erzählt zu kriegen, wie toll man aussieht.", meinte ich verträumt. Shiki knabberte an einer Mikado Stange und Rima sah mich an. "Wie meinst du das? Du bist doch auch hübsch.", sagte sie aufmunternd. Ich hob meine Augenbrauen. "Willst du mich verarschen, Rima?", fing ich an. "Im Gegensatz zu euch sehe ich aus, wie ein Kartoffelsack." Von oben hörte man lachen. Blitzschnell drehte ich mich um und sah, dass Aido die Treppe runtertrabte. "Aber, aber Mayuko. Sei doch nicht so unfair.", kommentierte er die Unterhaltung von Rima und mir. Dieser Kerl ging einem wirklich auf die nerven. "Halt die Klappe, Blondie." Jetzt lachte er nochmal. "Ist dir schonmal aufgefallen, dass du auch Blond bist?", stichelte er mich an und pflanzte sich neben mich auf das Sofa. "Du nervst.", sagte ich trocken. Aido hob einen perfekten Finger in die höhe. "Und außerdem siehst du nicht nur aus, wie ein Kartoffelsack, sondern wie ein zusammengepresster Hotdog." "Aido!", rief Rima empört. Ich ringte um meine Kontrolle. Das war ja wohl die höhe! Dieser Arrogante... 'Das kriegt er zurück.', dachte ich und machte in Gedanken schon einen Plan. "Was denn? Ich bin nur ehrlich.", verteidigte sich. Schnell sprang ich von dem Sofa und baute mich vor dem blonden Vampir auf. "Der feine Herr hier ist nicht nur sturz Arrogant und Eingebildet, nein, Unfreundlich kann man auch noch auf die Liste setzen." Auf dem Tisch hinter mir zersprang die Vase und ich schloss die Augen um mich zu beruhigen. Ich spürte Aido's Hände auf meinen Beinen und knirschte mit den Zähnen. "Naja, dass mit dem Hot-Dog stimmt nicht ganz.", murmelte er. "Aido, siehst du nicht, dass sie gleich platzt, wenn du so weiter machst?", fragte der Rothaarige den Blonden, der seine Hände wieder entfernte. Meine grauen Augen trafen auf seine, und immernoch faszinierten sie mich. Mit schnellen Schritten kam Takuma, ein Adelblut, nach unten. Blitzschnell setzte ich mich wieder auf das Sofa und betrachtete meine Fingernägel. Schließlich blieb er vor den Sofa's stehen. "Wir sollen schon mal raus gehen und auf Kaname warten.", erklärte er. Wir vier erhoben uns und gingen auf die Tür zu. Ich neben Rima, weit weg von Aido. Vor dem Tor konnte man unglaublich lautes gekreische hören. "Was kreischen die denn so?", fragte ich Rima, die antwortete: "Warte, dass musst du mit eigenen Augen sehen." Oookay, was? Nachdem Kaname, und ein paar andere Vampire, auch anwesend waren, wurden die schweren Tore geöffnet. Die Day-Class Schülerinnen kreischten noch lauter. Ich befürchtete, dass meine Ohren platzen würden. Zero stand links von dem Tor, die Schülerinnen auf seiner Seite standen brav in einer Reihe, da niemand, glaubte ich jedenfalls, Zero's Zorn auf sich ziehen wollte. Yuki hatte dagegen ziemliche Probleme die Schülerinnen in den Griff zu bekommen. Wir setzten uns in bewegung und Aido zog eine ziemliche Show ab, wodurch das gekreische nochmal lauter wurde. Mehrmals hörte ich, wie die Mädchen ihn 'Idol-Senpai' nannten und hätte mir fast hart gegen die Stirn geschlagen. Wer kam auf solche Ideen? Mutig stellte ich mich neben Zero, der die anderen mit einem Blick betrachtete, den ich nicht deuten konnte. "Machen die immer so einen Aufstand?", wollte ich wissen. Nun hatte ich seine Aufmerksamkeit, warum auch immer. "Ja." Wie kann ein verdammtes Wort klingen, wie ein 'Verpiss dich' ?! Ich nickte nur und folgte den anderen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Aido sich in der Aufmerksamkeit der Schülerinnen sonnte und nutzte die Chance. Durch eine meiner Gaben linkte ich mich in Aido's Gedanken ein und dachte, so laut es ging. 'Buh!' Er zuckte sichtlich zusammen und drehte sich zu mir um. Mit einem lächeln. Bitte? "Mayuko, komm doch bitte mal her.", rief er so laut, dass es jeder hören konnte. Die Day-Class Schülerinnen warfen mir neidische und wütende Blicke zugleich an den Kopf. Unsicher, da ich keinen blassen Schimmer hatte, was er vorhatte, ging ich zu ihm. Aido legte einen Arm um meine Hüfte und die Blicke wurden noch neidischer, wenn das überhaupt möglich war. "Meine Lieben, darf ich euch meine Freundin Mayuko vorstellen?" Mir, und den Schülerinnen, klappte die Kinnlade runter. Verdammte scheiße, er ist gut... Kapitel 3: Kaien Cross' Vergangenheit ------------------------------------- Schon seit einem knappen halben Jahr besuchte ich die Cross Adacemy und immer noch hatte sich meine Cousine nicht gemeldet. Sie war vergesslich, dass wusste ich, trotzdem nagte ihre angebliche desinteresse an mir. Immerhin war sie es, die mich davon abhalten wollte, hier herzukommen. Seufzend schlug ich das Buch, dass vor mir auf meinem Bett lag, zu und rollte mich auf den Rücken. Etwas war ich noch geschafft von Shoppen mit Yuki und Aido. Ja, Aido war auch dabei. Zähneknirschend hatte ich Yuki, nachdem sie mich geschlagene fünfzehn Minuten angebettelt hat, dass GO dafür gegeben. Diesen Kerl wollte ich einfach nur zum Teufel schicken. Rund um die Uhr kam er an und nervte mich mit irgendetwas neuem. Zum Beispiel letztens, als ich vom Spanisch-Unterricht, eine der Fremdsprachen, die ich beherrsche, auf dem weg ins MondWohnheim war, und er mich, natürlich ausversehen angerempelt hatte. Mit einem lauten knall fielen meine Bücher zu Boden. Aido blieb wie angewurzelt vor mir stehen und schaute auf meine, am Boden liegenden, Bücher. „Hoppla!“, meinte er. Genervt seufzte ich und ließ mich auf dem Boden nieder, um meine Unterrichtsmaterialien wieder einzusammeln. Im stummen hoffte ich, dass der Blonde Vampir einfach wieder verschwinden und mich in Ruhe lassen würde. Naja, scheisse war‘s. Er kniete ebenfalls hin und sammelte einige meiner Bücher, bevor ich sie vor ihm retten konnte. Unter diesen war mein Spanischbuch. Stirnrunzelnd starrte er aus seinen Türkis-Blauen Augen drauf. „Spanisch, hmm?“, nun sah er mich Neugierig an. „Kannst du irgendetwas Interessantes auf Spanisch sagen?“ „El tono de su voz me da ganas de estrangularme.“ Ich stand auf und streckte ungeduldig die Hand nach meinen Sachen aus. „Klingt sexy.“, sagte er, richtete sich ebenfalls auf und reichte mir meine Bücher. „Was heißt das?“ Gernervt sah ich ihn an. „Der Klang deiner Stimmt weckt den Wunsch in mir, mich zu erhängen.“ Aido‘s Mund öffnete sich, schloss sich aber gleich darauf wieder. Er atmete tief durch. „Abgefahren.“ Anstatt mich, wie ich erhofft hatte, in Ruhe zu lassen, schlenderte er gut gelaunt neben mir her und faselte irgendetwas von dem Rektor, Kaien Cross, und dass ich mich bei ihm sehen lassen sollte. Also machte ich mich auf den Weg zu ihm. Natürlich folgte Aido mir. Ich seufzte genervt und blieb stehen, worauf der Blonde mich neugierig ansah. „Hast du eigentlich vor, die ganze Zeit an mir zu kleben?“, wollte ich schließlich genervt wissen. Aido grinste wölfisch und antwortete dann: „Solange ich nichts besseres zu tun habe, ja.“ Ich verdrehte die Augen und huschte schnell zu Mr.Cross‘ Büro. Nachdem ich, höflich wie ich war, geklopft hatte, hörte ich den Rektor „Herein!“, rufen. Als ich eingetreten war, verschlug es mir fast die Sprache. Kaien Cross tanzte zu einem mir unbekanntem Song in einem Pinkenem Bademantel auf seinem Schreibtisch. Seine Haare hatte er offen und Headbangte wie ein Rockstar. Hinter mir hörte ich Aido kichern, während mir mein Mund offen stand und ich den Rektor aus weit aufgerissenen Augen anstarrte. Da Mr.Cross die Augen geschlossen hatte und lautstark mitsang, schlug ich die Türe lautstark zu, um uns bemerkbar zu machen. Und tatsächlich öffnete Kaien Cross die Augen. Schnell sprang er von seinem Schreibtisch und stellte die Musik leiser. Als er sich wieder zu Aido und mir umdrehte, war ich immer noch zu geschockt, um irgendetwas zu sagen. Glücklicherweise räusperte der Vampir hinter mir sich und trat an meine Seite. „Ich habe Mayuko zu Ihnen gebracht, wie sie gewünscht haben.“ „Vielen Dank, Aido.“ Schlagartig wurde der Rektor ernst und gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich mich auf den Sessel, vor dem Schreibtisch setzen sollte. Cross nahm mir gegenüber Platz, faltete die Hände auf dem Tisch und sah mich mit seinen Gelben Augen an. Erst jetzt fiel mir auf, dass er auch keine Brille trug. Er atmete tief durch. „Mayuko, ich kann mir Vorstellen, dass du keine Ahnung hast, wieso ich dich hierher hab kommen lassen.“ Nickend stimmte ich ihm zu. „Ich möchte dir eine kleine Geschichte erzählen“, fing er an. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Aido, der an einer Wand lehnte und die Arme vor der Brust verkreuzt hatte, den Rektor ebenfalls neugierig ansah. „Vor langer Zeit, noch bevor ich Yuki und Zero aufgenommen hatte und die Cross Academy gründete, war ich, wie ihr vielleicht schon wisst, bei den Vampirjägern unter dem Name ‘Vampir ohne Reißzähne‘ bekannt. Was daran liegt, dass ich über 200 Jahre alt bin.“, er machte eine kurze Pause. „Wie ist das möglich? Sie sind doch ein Mensch?“, wollte ich wissen. „Lass mich zu Ende erzählen.“, Cross schloss kurz die Augen, bevor er weiterredete. „Wie schon gesagt, bin ich über 200 Jahre alt. Natürlich bin ich kein Vampir. Ich verliebte mich in die Vampirin Juri und sie ließ mich von ihrem Reinblüterblut trinken, was meine Lebenserwartung um viele Jahre steigerte. Leider bringe ich es nicht über‘s Herz, euch mehr von Juri Kuran zu erzählen. Jedenfalls traf ich irgendwann Toga Yagari, der mich fragte, ob ich ein Vampir sei. Darauf ließ ich mich von einem Arzt untersuchen, der ihm versicherte, dass ich komplett Menschlich bin. Kurz danach wurde ich Leiter der Cross Academy. Vor 17 Jahren aber, lernte ich wieder eine Reinblüterin kennen. Sie war auf der Flucht und sagte, dass sie einen kleinen Vampirjäger Säugling bei sich hätte. Da ich irgendwie Mitleid mit ihr hatte, versorgte ich sie mit etwas zu Essen, für den kleinen und Blut, für sie. Wie es der Zufall wollte, verbrachten wir eine Nacht zusammen. Am nächsten Morgen aber, war sie spurlos verschwunden und ich konnte sie nicht finden. Nicht einmal ihren Namen kannte ich. Ich versuchte sie zu vergessen und verdrengte jeden Gedanken an sie. Bis sie vor zwei Monaten hier in dem Körper ihrer Verwandten Maria Kurenai auftauchte... Als erstes war mir nicht klar, dass SIE es war, aber als sie schließlich tauchte sie in ihrer wahren Gestalt in meinem Büro auf und fragte mich, wie es unserer Tochter geht.“, Mr.Cross stand auf, und tigerte hinter seinem Schreibtisch auf und ab. „Versteht ihr, was das heißt?“, fragte er uns aus traurigen Augen. Aido ließ sich in dem Sessel neben mir nieder. „Die Vampirin.. Irre ich mich da, oder war es nicht die, die von Kaname umgebracht wurde?“, seine Türkis-Blauen Augen fixierten den Schreibtisch. In meinem Kopf machte es plötzlich ‘Ping!‘ und ich wusste, wer ‘Sie‘ war. Kaien Cross setzte sich wieder hin, vergrub das Gesicht in den Händen und seufzte frustriert. „Ja, du hast Recht. Allem Anschein nach, habe ich eine Tochter mit der Kirschblütenprinzessin Shizuka Hio.“ Kapitel 4: Verwandschaft & ein neues Gefühl ------------------------------------------- Ich brauchte ein paar Minuten um zu verdauen, was Kaien Cross, der immer Nette Rektor, Aido und mir gerade erzählt hatte. Wieso er es allerdings gerade mir anvertraut hatte, wusste ich nicht. Auch Aido schien das zu Interessieren, denn er fragte Cross. Der wiederum sah mich an und meinte: „Sie ist mit die Verwandt.“ „Wiebitte?!“ Die Tochter meines Rektor‘s und der Reinblüterin und Kirschblütenprinzessin Shizuka Hio soll mit mir Verwandt sein? „Shizuka hat es erwähnt. In welcher Verbindung sie zu dir steht oder wie sie heißt, weiß ich nicht.“, erklärte er. Gleich darauf meinte er noch, dass wir es niemandem, und vor allem nicht Zero erzählen dürften, was wir natürlich beide verstanden. Zero hätte mich wahrscheinlich nicht einmal ausreden lassen, sondern mir gleich das Herz aus der Brust gerissen. Daran zweifelte ich nicht. Das klingeln meines Handy‘s riss mich aus den Erinnerungen des Nachmittages. Schnell fischte ich es aus meiner Tasche und drückte, ohne auf das Display zu gucken, auf ‘Annehmen‘. „Hallo?“, begrüßte ich den Anrufer. „May! Endlich erreiche ich dich mal! Weißt du eigentlich, wie oft ich schon versucht habe dich anzurufen? Ich bin bis jetzt kein einziges mal durchgekommen.“ Sofort erkannte ich meine Cousine Saori an der anderen Leitung. „Hey, Cousinchen“, auch wenn sie es nicht sehen konnte, hatte sie mir ein lächeln ins Gesicht gezaubert. „Und, wie ist es so?“, fragte sie mich ruhig. „Mir gefällt es hier, wirklich.“ „Das freut mich für dich.“, sie seufzte ins Telefon. „Ich vermisse dich, May.“ Und schon hatte ich Tränen in den Augen. Saori war die Einzige Person aus meiner Familie, die sich wirklich immer um mich gekümmert hatte, wenn es mir irgendwie schlecht ging. Auch wenn ihre Familie selber ziemlich verkorkst war, war sie eine liebenswerte Person. Allerdings hatte sie ebenfalls ein ziemliches Temperament. „Ich dich auch, Saori.“, gab ich ehrlich zu und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „Vielleicht komm ich, wenn bei dir das nächste Schuljahr anfängt, auch auf die Cross Academy.“, schrie sie mir ins Ohr. Sofort hellte sich meine Miene auf. „Wirklich?“ „Jep. Meine Mam interessiert es eh nicht und mein Dad hat schon zugestimmt.“, ich hörte sie glücklich ausatmen. „Du sag mal, wie sind dem die Typen so in deinem Wohnheim?“ „Sie sind alle wirklich Nett und wir haben sogar einen Reinblüter, Kaname Kuran, hier. Er allerdings ist immer in sich gekehrt. Irgendwie seltsam. Und dann gibt‘s noch Hanabusa Aido, mein persönlicher Schatten und die größte Nervensäge der Welt.“, auf die Sekunde genau öffnete sich meine Türe und Aido betrat mein Zimmer. Nachdem er die Türe geschlossen hatte, warf er sich neben mich auf‘s Bett und grinste mich arrogant an. „Was?! Ein Reinblüter?! Erzähl, wie sieht er aus?“, wollte Saori aufgeregt wissen. Aido zog die Augenbrauen in die Höhe. Wahrscheinlich hatte er meine Cousine schreien gehört. „Vergiss ihn, Saori. Er hat schon eine Freundin.“, teilte ich ihr mit. Auf der anderen Leitung war es kurz Still, und ich dachte schon, der Empfang wäre auf Wanderschaft gegangen. Ich hörte meine gleichalte Cousine Luft holen. „Naja, egal.“, meinte sie. „Aber wie heißt dein Schatten?“ „Meint sie mich?“, fragte Aido sichtlich amüsiert. Genervt seufzte ich. „Ja, Aido.“ „Was er ist gerade bei dir?!“ „Ja, Saori. Und hör bitte auf so zu schreien.“, bettelte ich. „Lass mich mit ihm reden!“ Sofort schellten bei mir alle Alarmglocken. Saori und Aido? Natürlich. Das war so ungefähr die schlechteste Idee auf Erden. „Nein.“, keifte ich deshalb. „Aber wieso denn nicht?“ Ich wusste nicht, wie sie dass hin bekam, aber Saori klang wirklich mitgenommen. „Weil er ein Arroganter..“, weiter kam ich nicht. Aido hatte mir mein Handy aus der Hand gerissen und hielt es sich nun an sein Ohr. Ich kam mir vor, wie im falschen Film. Ich spürte nur einen Luftzug und schon stand Aido vor meinem Fenster. „Hallo?“ Kurz runzelte er die Stirn und fing dann an, schallend zu lachen. Dabei sah er so unglaublich entspannt aus, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Aufmerksam beobachtete ich dem Vampir mit meinem Handy. Er schielte kurz zu mir. „Ach, hat sie das?“ Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und versuchte, Aido mein Handy wieder zu entreißen, was keine einfache Sache war. „Gib mir mein Handy!“, rief ich ihm entgegen. Er hielt mein Handy mit einer Hand nach oben und legte den Kopf schief. „Hm, lass mich Nachdenken... Nein.“ Mit schnellen Schritten marschierte er aus meinem Zimmer und verschwand in seinem. Bevor ich sie öffnen konnte, verschloss er sie von hinten. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Türe und klopfte mit meinen Fingerknöcheln. „Aido, lass mich rein.“ Keine Antwort. Nach fünf Minuten drehte ich mich um und hämmerte mit voller Kraft gegen die alte Holztür. Das erinnerte mich an eine Situation vor zwei Monaten. Ich wurde von den Schülerinnen der Day-Class belagert und angepöbelt, da ich ja Aido‘s ‘Freundin‘ war. Schnell schlüpfte ich daher in unser Wohnheim und marschierte schnellen Schrittes an den Sofa‘s vorbei, auf denen alle Vampire, außer Aido, und Kaname saßen und mich fragend musterten. „Alles okay?“ Nein. Mitten auf der Treppe drehte ich mich um und beantwortete Rima‘s frage mit einem einfachen „Ja“ Vor der Türe meines ‘Freundes‘ blieb ich schließlich stehen und schlug ein Paar mal kräftig dagegen. Nachdem er mir, nur mit einem Handtuch um die Hüften, die Türe geöffnet hatte, waren mir meine Schimpfwörter im Hals stecken geblieben, was Aido köstlich amüsierte. Nun aber, wollte ich mein verdammtes Handy wieder haben. Ich wartete weitere fünf Minuten und zog mich dann in mein Zimmer zurück. Meine Türe warf ich mit einem lauten Knall zu. Gedanklich schleifte ich Aido an den Haaren hinter mir her und beschimpfte ihn mit vulgären Schimpfwörtern. Da dieses Bild mich zum kichern brachte, ließ ich ihn durch meine Fähigkeit, eben dieses Bild sehen. Kurz darauf betrat ein ziemlich verstört aussehender Aido mein Zimmer. „Meine armen Haare!“, meinte er bestürtzt. Ich bedachte ihn nur mit einem kühlen Blick und äffte ihn dann nach. „Meine armen Haare!“ „So rede ich doch überhaupt nicht!“ Schulter zuckend warf ich mich auf mein Bett. „Mir doch schnuppe, ob ich dich Imitieren kann oder nicht.“ Sufzend schloss ich die Augen und wünschte ihn weg. Etwas hartes landete auf meinem Bauch und ließ ich zusammen zucken. Ich öffnete meine Augen wieder und betrachtete den Gegenstand. Mein Handy. „Ich hoffe, du und Saori habt nett Geplaudert.“, meinte ich sauer. Ich spürte etwas anderes als Wut in mir aufkommen, ein, für mich, fremdes Gefühl. Eifersucht. Oh mein Gott, ich war eifersüchtig auf meine Cousine, weil sie mit Aido, einem Kerl den ich verdammt nochmal nicht leiden konnte, telefoniert hatte. Jedenfalls redete ich mir ein, dass ich ihn nicht leiden konnte... „Bist du etwa Eifersüchtig?“, Aido zog schmunzelnd seine Augenbrauen nach oben. Schnell packte ich mein Kopfkissen und schleuderte es ihm entgegen. „Bild dir kein scheiß ein.“, murmelte ich. Er hatte mein Kissen mit Leichtigkeit gefangen und setzte sich auf die Bettkante. Auf ein Schlag war sein Miene ernst. „Was denkst du, über das, was Cross uns erzählt hat?“ Ehrlich gesagt, wusste ich es nicht. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was das jetzt zu bedeuten hatte. Angeblich musste ich jetzt ja irgendwie mit Kaien Cross verwandt sein. „Ich bin verwirrt. Jemand aus meiner Familie ist die Tochter von unserem Rektor und der Kirschblütenprinzessin. Keine Ahnung, was ich jetzt machen soll.“ „Das kann ich verstehen“, meinte Aido. „Das wichtigste ist jetzt aber, dass Zero nichts erfährt.“ Da konnte ich Aido nur zustimmen. „Deine Cousine scheint dich übrigens echt zu mögen.“, sagte Aido, der wieder amüsiert grinste. Ich setzte mich auf. „Wieso, was hat sie gesagt?“ Anstatt zu Antworten, zog er mich an den Händen auf die Beine. Verwirrt starrte ich ihn an. „Was soll das denn?“ Aido sah mich an, als hätte ich gefragt, wie viele Augen er hat. „Na, Yuki hat doch gesagt, dass wir nochmal Shoppen gehen müssen, weil sie noch Klamotten für den Schulausflug braucht. Du bräuchtest übrigens auch welche.“ Stimmt, das hatte ich völlig vergessen. Nächsten Montag ging es auf in irgendein Sky-Gebiet. Und zwar mit der Day- und der Night-Class. „Stimmt etwas mit meinen Klamotten nicht?“, wollte ich wissen und öffnete meinen Schrank. Seufzend packte der Blonde Vampir meine Hand, was mit einen wohligen Schauder durch den Körper jagte, und zog mich aus dem Zimmer. Jetzt musste ich wohl oder übel meine Laune aufbessern, damit Yuki nichts merkte... Kapitel 5: Shoppingtrip. ------------------------ Nachdem Aido mich an der Hand aus dem Wohnheim geschleppt hatte, waren wir vor dem Schultor auf Yuki gestoßen, die schon vor einer Schwarzen Limousine wartete. Wahrscheinlich hatte Rektor Cross irgendjemand angerufen, der uns jetzt kutschierte. Keine Ahnung. Jetzt standen wir drei schon in dem fünften Laden und schauten uns nach Klamotten um. Zumindest Yuki und Aido. Mir taten die Füße weh, weshalb ich mich auf einen gemütlichen Sessel vor den Kabinen gesetzt hatte. Aido schlenderte mit einem wirklich schönen Oberteil in meine Richtung und grinste mich an. Vor mir blieb er stehen und hielt mir das Kleidungsstück hin. „Hier, du kaufst das.“, meinte er. Ich sah ihn zweifelnd an. „Ach, tu ich das?“ „Ja. Immerhin brauchst du auch etwas neues zum anziehen und da du dir deinen Hintern platt drückst und Yuki sich selber umsieht, dachte ich, dass ich dir mit meinem ausgezeichneten Modegeschmack helfe.“, energisch wedelte er das Shirt vor meinem Gesicht hin und her. „Deinem ausgezeichnetem Modegeschmack?“, kichernd hielt ich mir eine Hand vor den Mund. Aido legte die Stirn in Falten und seufzte. „Ja und jetzt nimm, damit ich noch nach Hosen gucken kann.“ Da ich nicht nach dem Kleidungsstück griff, schmiss er es auf meinen Schoß und stolzierte davon. Yuki, die ihm entgegen lief, hatte ein Sommerliches Rotes Kleid in der Hand. „Das ist aber schön, woher hast du das?“, wollte sie wissen, als sie auf meinen Schoß blickte. „Aido.“, gab ich zur Antwort. Nickend zeigte ich auf das Kleid. „Hast du vor, Kaname damit zu verführen oder was?“ Auf der Stelle wurde Yuki‘s Gesicht rot wie eine Tomate und sie sah mich entsetzt an. „Was? Also nein..Eh“, sie kratzte sich am Hinterkopf. „Ehehehe.“ „Schon gut, war nur ein Scherz.“ Nachdem sie noch kurz verdattert vor mir stand, ließ sie sich auf dem Sessel neben mit nieder. Wieder musste ich an das Gespräch mit Rektor Cross denken. Woher hatte Shizuka Hio gewusst, dass sich ihre Tochter in meiner Familie befindet? Und wieso war nie jemandem etwas aufgefallen? Ich meine, wenn man die Tochter einer Reinblüterin bei sich hat, muss einem doch was auffallen. Ich fragte mich, ob sie, ihre Tochter, ihrer Mutter ähnelte. Da ich Shizuka schon einmal gesehen hatte, musste ich zugeben, dass sie wirklich schön war, aber sonst war sie total Kaltblütig. Was konnte Rektor Cross nur an ihr gefunden haben? Man verbringt ja schließlich nicht einfach so eine Nacht zusammen. Egal, wie ich es drehte und wendete, es ergab für mich einfach keinen Sinn. Aido‘s Stimme holte mich wieder zurück in die Wirklichkeit. „Mayuko? Halloooo!“, er fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. „Sorry, was?“ Yuki hielt mir eine Tüte hin, die ich fragend Beäugte. „Das sind deine Sachen, wir waren schon bezahlen“, erklärte sie. Ich war anscheinend so in Gedanken versunken, dass ich nichts gemerkt hatte. Yuki gab mir die Tüte und ich stand auf. „Gut, wohin geht‘s jetzt?“, fragte ich meine zwei Begleiter. Aido hatte sich eine Hand an sein Kinn gelegt und schien zu Überlegen. „Lasst uns am besten etwas rumlaufen.“ Da Yuki und ich nichts dagegen hatten, verließen wir schnell den Laden, indem wir uns befunden hatten. An diesem Samstag waren nur wenige Menschen unterwegs, was mich nicht wunderte. Es war ziemlich bewölkt und sah aus, als ob es gleich regnen würde. Da Wetter würde zu meiner jetztigen Stimmung passen. Wir schlenderten noch etwas durch die Gassen. Als ich ein Brautladen entdeckte, packte ich Aido und Yuki an den Handgelenken und zog sie mit mir. Vor dem Schaufenster blieb ich stehen und drückte mir beinahe die Nase platt, als ich das wunderschöne Kleid vor mir betrachtete. ‘Brautkleid von unserer Schneiderin Azula Sheez. Das Brautkleid ist nur in Größe 36/38 erhältlich und wurde noch nie getragen. Unterrock besteht, wie der Rest des Kleides, aus der Besten Seide im ganzen Lande. Kleid kann in der Reinigung gereinigt werden. Preis ist nicht verhandelbar.‘ „Wow.“, hauchte ich gegen das Glas, dass darauf leicht beschlug. Auch Aido und Yuki betrachteten das weiße Kleid ehrfürchtig. Es hatte einen herzförmigen Ausschnitt und war Schulterfrei. Auf dem Brustteil waren kleine Rosen und um die Taille war ein zartrosa Band geschlungen. Es war Bodenlang und strahlte in Elfenbein/Weiß. „In so etwas würde ich gerne Heiraten.“, murmelte ich leise. Anscheinend nicht leise genug, denn zwei Köpfe drehten sich in meine Richtung. „Willst du denn mal Heiraten?“, fragte Aido ernst. „Natürlich! Jedes Mädchen träumt doch von einer Traumhochzeit.“, antwortete Yuki anstelle von mir verrückt. Lächelnd sah ich sie an und zeigte mit einem Finger auf sie. „Und du, meine Liebe, wirst irgendwann Kaname heiraten.“ Ihr Mund formte sich zu meinem „Oh“. „A-Aber Ma-Mayuko...“, stammelte sie und schaute zu Boden. Ich schüttelte den Kopf. „Kein aber! Und wenn es so weit ist, will ich sie planen, verstanden?“ Nun meldete auch Aido sich zu Wort. „Jetzt hör aber mal, ich bin Kaname‘s engster Vertrauter, also werde ICH die Hochzeit planen.“ „Nichts da, ich hab‘s zuerst gesagt.“ Ich verhielt mich wieder einmal kindisch, aber das war mir im Moment herzlich egal. „Spiel dich nicht so auf!“, maulte Aido. „Ich spiel mich auf?“ „Vielleicht sollten wir Yuki fragen, was sie dazu sagt!“, meinte er. „Gut“, nickte ich und drehte mein Gesicht zu Yuki, die uns ansah, als hätten wir gerade verkündet, eine Bank ausrauben zu wollen. Wieder kratzte sie sich am Hinterkopf und kicherte. „Ehm.. Hehe, falls es jemals so weit kommt, könnt ihr sie doch zusammen planen?“ Aido und ich sahen und kurz verdattert an und antworteten gleichzeitig: „Nein!“ „Oder ihr macht halbe, halbe?“ Wieder sahen wir uns an, nickten und schüttelten uns dann die Hände. „Abgemacht!“ Nun sah Yuki mich an. „Hast du schon jemanden, den du mal Heiraten willst?“ Auf der Stelle kam ich mir vor, wie auf einem Präsentierteller. Ich sah nach unten, spürte die Blicke der zwei aber trotzdem. Vor allem unter Aido‘s Blick fühlte ich mich im Moment unwohl. Bevor ich aber den Mund aufmachen konnte, um zu antworten, wurde ich von hintem am Oberarm gepackt und so schnell in die nächste Gasse gezogen, dass ich zuerst nicht wusste, wie mir geschah. Ich sah die Person vor mir. Schnell rieb ich mir die Augen und blinzelte mehrmals um mir zu versichern, dass ich mir das nicht einbildete und nicht doch noch in dem Klamotten laden war und vor mich hin döste. Aber es war kein Traum. Schnell zog ich die Person in meine Arme. „Saori...“ Kapitel 6: Wenn die Vergangenheit dich einholt... ------------------------------------------------- Meine Cousine fing an zu kichern. „Hey, hör auf mich vollzusabbern!“, meinte sie plötzlich. Schnell löste ich mich von ihr, und tatsächlich weinte ich. Mir selber war dies überhaupt nich aufgefallen. Auch, dass Saori‘s Bester Freund, Tora, hinter ihr an einer Wand lehnte und Aido mit Yuki ebenfalls in dieser Gasse stand, war mir nicht aufgefallen. Ich musterte meine Cousine. Wie alle Vampire sah auch sie einfach wunderschön aus. Ihre langen blonden Haare hatte sie offen und ihre Augen funkelten mich aufgeregt an. Die Farbe ihrer Augen konnte ich nicht deuten, auch wenn sie mir so vertraut war. Dennoch wunderte ich mich, was sie hier machte, da sie mindestens Acht Stunden weg wohnte. „Sag mal, was machst du überhaupt hier?“, fragte ich schließlich. Saori legte den Kopf schief und grinste mich an. „Na hör mal, ich wollte dich sehen.“, sie schielte zu Aido und Yuki. „Ich nehme mal an, dass dieser gutaussehende Junge Mann Aido ist?“ Mir klappte die Kinnlade runter. Aido trat, sichtlich amüsiert, an meine Seite und reichte meiner Cousine die Hand. „Sehr erfreut!“ „Ganz meinerseits“, antwortete meine Cousine, bevor sie zu Yuki sah. Schnell zog ich Yuki an der Hand zu mir. „Und das, Saori, ist Yuki Cross. Oder, nein, Yuki Kuran.“, ich sah Yuki an. „Sorry, daran muss ich mich erst noch gewöhnen.“ Sie lächelte nur und meinte, dass es ihr nicht ausmachen würde. Saori sah sie mit großen Augen an. „Yuki Kuran? Whow, es ist mir eine ehre dich kennenzulernen.“ Yuki sah verlegen zu Boden. „Ach, so toll bin ich doch gar nicht...“ „Wie bitte? Du bist so gut wie Verlobt mit Kaname und da bist du sehr wohl wichtig!“, Aido stemmte seine Arme in die Hüften. Sobald es um Kaname ging, war er bereit, so gut wie alles zu tun. Er würde sogar sein Zimmer aufräumen, wer er ihn nur drum bitten würde, da war ich mir Hundertprozentig sicher. Aido machte sogar den Eindruck, als wäre er in Kaname verliebt. „Also gut!“, meinte Saori und sah mich auffordernt an. Hab ich was verpasst? „Eh, was?“, wollte ich wissen. Aido gab mir einen Klaps auf den Hinterkopf. „Hey!“ „Wir werden jetzt zurück zur Academy gehen.“, verkündete Aido. „Was ist mit Saori und Tora?“ Saori nahm meine Hand. „Wir kommen mit.“ Auf der Fahrt zurück erzählte Saori von allem was daheim in den letzten sechs Monaten passiert war. Neugierig hörte ich ihr zu und fragte nach meinen Eltern, was sie mir nicht verübeln konnte. Nach einer Weile fing sie an, gemütlich mit Aido und Yuki zu plaudern. Ich nutzte diese Chance und betrachtete meine Cousine nochmal eingehend. Sie strahlte eine unglaubliche Präsenz aus, die mir irgendwoher bekannt vorkam. In dem hintersten Winkel meines Gehirnes schwirrte die Antwort umher, ich aber bekam sie nicht zu fassen und beließ es erstmal dabei. Ich klinkte mich wieder in das Gespräch ein und so redeten wir über Gott und die Welt, bis wir schließlich vor der Cross Academy ankamen. Aido öffnete uns, ganz der Gentlemen, die Türe und hielt sie auf. Saori staunte nicht schlecht, als sie das rießige Gebäude erblickte. Während sie die Treppen zum Schultor regelrecht hochhüpfte, schlenderten wir anderen hinterher. Yuki machte sich sofort auf, um dem Rektor bescheid zu geben, kam aber Stirnrunzelnd zurück. „Er und Zero sind über Nacht weg, mehr weiß ich nicht.“ Aido zuckte bloß die Schultern. „Dann gehen wir zu Kaname.“ Anstatt auf den Weg vor mir zu schauen, schweifte mein Blick Richtung Waldrand und so kam es, dass ich den Stein nicht sah, über den ich stolperte. Ich merkte, wie ich Richtung Boden segelte und schloss meine Augen. Fragt mich nicht wieso, es war einfach eine Art Reflex von mir. Auf den Aufprall wartend hielt ich die Luft an.. Eine, Zwei, Drei Sekunden.. Aber ich spürte keinen harten Steinboden unter mir. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte direkt in Aido‘s Blaue. Mit einem Arm, den er um meine Hüfte geschlungen hatte, hatte der gute Mann mich vor der belanntschaft mit dem Boden bewahrt. „Danke..“, sagte ich leise, als ich wieder auf beiden Beinen stand. „Nichts zu danken.“, meinte Aido und marschierte weiter. Kurz blieb ich stehen, folgte ihm dann aber schließlich doch. Ich wusste nicht, wie der Kerl das anstellte, aber er hatte sich, gegen meinen Willen in mein Herz geschlichen.. „Ich denke nicht, dass es ein Problem ist, wenn du über Nacht hier bleibst Saori.“, sagte Kaname, als wir dann doch endlich am Wohnheim der Night-Class ankamen. „Dein Begleiter kann selbstverständlich auch hier bleiben.“ Saori senkte den Kopf. „Vielen Dank, Kaname.“ Kaname suchte Yuki‘s Blick. „Yuki, würdest du mich bitte begleiten?“ Yuki lief sofort Rot an. „Natürlich, Kaname.“ Schnell folgte sie dem Reinblüter zu seinem Zimmer. Leicht lächelnd drehte ich mich zu meiner Cousine um. „Also, dann zeig ich euch mal mein Zimmer, einverstanden?“ „Wie jetzt?“, fragte ich Saori mit weit aufgerissenen Augen. Sie hatte mir gerade in aller Ruhe erklärt, dass sie die Nacht unmöglich von Tora getrennt verbringen könnte. Da in unserem Wohnheim gerade kein Zimmer mehr frei war, machte sie es sich sofort in meinem bequem. Ich hatte kein Problem damit, ihr mein Zimmer zu überlassen, aber, wo sollte ich dann schlafen? Ich hatte weiß Gott keine Lust in dem Wohnheim der Day-Class zu campieren. So weit kommt‘s noch!, dachte ich. „Jetzt komm mal wieder runter, May‘. Du kannst doch einfach bei Aido schlafen?“ „Bei Ai..?!“, ich sah sie empört an. „Hast du sie noch alle?“ Sie runzelte die Stirn und setzte sich von dem Bett auf, auf dem sie sich niedergelassen hatte. „Wieso denn nicht? Er scheint mir ganz Nett zu sein.“ Er konnte ganz Nett sein, ja, das stimmte, aber ich wollte jede Nähe mit ihm vermeiden, da dies nur zu einem Chaos führen würde. Und am Ende würde ich Enden, wie eine von diesen nervenden Day-Class Schülerinnen, die ihn ‘Idol-senpai‘ nannten. Yuki hatte ich auch schon öfters dabei erwischt, wie sie ‘Idol‘ und nicht ‘Aido‘ sagte. Nichts gegen Yuki, ich mochte sie sogar sehr, aber wie tief musste man gesunken sein um einen aufgeblaßenen Hohlkopf so zu nennen? Er hatte sogar schon einige Mädchen gefragt, welche Blutgruppe sie haben. Am liebsten hätte ich ihm dafür eine gescheuert. Da ich ja seine ‘Freundin‘ war, wäre dies kein Problem gewesen, aber ein wütender Typ, der total eingebildet und durchgeknallt ist, der das Eis beherrscht und, meiner Meinung nach, eine gespaltene Persönlichkeit hatte, konnte ich nicht gebrauchen. Ehrlich nicht. Und da diese Sache noch nicht lange her war, konnte ich mich einfach auf niemand neuen einlassen. Ob ich wollte oder nicht. Saori wusste das und machte mir persönlich keine Vorwürfe, auch wenn sie meinte, dass um mich herum eine Mauer aufgebaut hatte, die niemand durchbrechen konnte. „Er ist nicht Nett, sondern nervt einfach nur.“, antwortete ich Saori. Schnell war sie vom Bett aufgesprungen und stand, mit der Hand am Türknauf, vor eben dieser. „Wenn du dich nicht traust, mach ich‘s für dich.“, sie schlug mit Schwung die Türe auf. „Das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun. Mensch, Saori!“, ich drehte mich zu Tora um, der gemütlich auf meinem Schreibtisch saß, sich mit dem Rücken an die Wand lehnte und in irgendeiner Zeitschrift von mir Blätterte. „Hey!“, er sah auf. „Du bist ihr Freund, rede du mit ihr!“ Er zog die Augenbrauen in die höhe und lächelte amüsiert. „Ich bin nicht ihr fester Freund, sondern BESTER Freund. Sie ist übrigens DEINE Cousine.“ Ich verdrehte die Augen und nuschelte in meinen nicht vorhandenen Bart. „Halt doch die Klappe, du dummer Idiot.“ Tora wieherte wie ein Pferd und wandte sich wieder der Zeitschrift zu. „...Bitte, bitte, sei so lieb, ja?“, hörte ich Saori vom Gang aus Zuckersüß sagen. Bitte, lasst unter mir ein schwarzes Loch auftauchen, dass mich einsaugt. Ich hoffte inständig, dass dies passieren würde, aber spätestens als Saori mit Aido im Schlepptau kam und sofort laut lachte, als sie mein Gesicht sah, wusste ich, dass soetwas wohl nur Wunschdenken war. Auch Aido‘s Mundwinkel zuckten, als er in mein verkrampftes Gesicht blickte. „Was soll das denn werden?“, wollte er wissen. „Das tut sie immer, wenn sie sich etwas wünscht.“, antwortete Saori für mich. „Dann hoffen wir mal, dass dies nicht oft vorkommt. Das sieht echt nicht schön aus.“ Ich sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Hab ich vielleicht nach deiner Meinung gefragt?“ Er lehnte sich lässig gegen den Türrahmen und lächelte. „Nein, aber wie ich gehört habe, brauchst du einen Platz für heute Nacht?“ Ich seufzte und schlug mir mit der Handfläche gegen die Stirn. „Saori..“ „Was denn? Ich hab ganz einfach gefragt und Aido hat sogar Ja gesagt!“, kreischte sie. „Also, dann nimm mal was du brauchst und komm rüber.“, sagte der blonde und stiefelte zurück in sein Zimmer. Seufzend packte ich alles, was ich für eine Nacht brauchte und zog mich in meinem Bad schnell um. „Also dann, Gute Nacht, ihr zwei.“ „Nacht!“, antworteten sie synchron. Als ich vor Aido‘s Türe stand, wusste ich nicht ob ich anklopfen sollte, schließlich meinte er, ich sollte einfach rüber kommen. Trotzdem hob ich meine Hand und wollte gerade klopfen als die Tür mit Schwung aufgerissen wurde und Aido vor mir stand. „Du hättest einfach reinkommen können.“, meckerte er rum. „Jaja.“, kommentierte ich ihn und blieb dann mitten im Raum stehen. Wieso nochmal war sein Zimmer um einiges größer als meins? Er hatte sogar eine Couch mit passendem Tisch dazu und eine Glasvitriene, die die gleiche größe hatte, wie sein Schrank. Und der war nicht gerade klein. Es war ein Monster von Schrank. „Was stehst du so rum?“, hörte ich Aido leise an meinem Ohr fragen. Erschrocken fuhr ich herum, um ihn zu beschimpfen, knallte aber frontal gegen seine Brust. Schnell trat ich einen Schritt zurück und rieb mir die Stirn. Der hatte ja Muckis. „Was fällt dir ein, mich so zu erschrecken?“, fragte ich ihn. „Oh, hab ich dich erschreckt?“, er schlug sich eine Hand vor den Mund, um sein grinsen zu verdecken, was ihm nicht klappen wollte. Was für ein dämlicher Schauspieler. „Das tut mir aber Leid.“ „Sicher.“, meinte ich trocken. Aido trat vor sein Bett und sah mich dann fragend an. „Auf welcher Seite schläfst du?“ Da die linke Seite näher an der Türe stand, wählte ich die rechte und sagte es ihm. Er nickte darauf nur und verschwand in seinem Bad um sich umzuziehen, oder was auch immer. Ich schlüpfte schnell in das Bett und deckte mich zu. Mir selber hatte ich kein Kissen mitgenommen, und so stibitzte ich ein großes von Aido und plazierte es unter meinem Kopf. War es komisch, dass ich, falls etwas passieren sollte, Aido zwischen mir und der Türe haben wollte, als Schutzpanzer sozusagen? Ich atmete tief ein und genoss den Geruch, den meine Nase dabei aufsaugte. Aido‘s Geruch. Eine Mischung aus dem Geruch, kurz nachdem es geregnet hat, Wasser, Wald, und ein wirklich gut riechendes Aftershave. Hmm, er roch wirklich gut. Moment, wie bitte? Nein, dass war nicht gut. Gar nicht gut. Niemand sollte meine selbsterrichtete Mauer zum einsturz bringen, und schon gar nicht jemand, der es wohl eh nicht ernst mit Mädchen meinte. Außerdem sabbberten die Mädchen ihm Reihenweiße hinterher. Nein danke, auf so ein Aufstand konnte ich wirklich gut verzichten. Auch wenn es schwerer war, als ich zugeben wollte. Ich hatte meine Augen geschlossen, deshlab hörte ich nur, wie Aido aus dem Bad kam, das Licht löschte und langsam zum Bett tappte. Die Rollläden waren ebenfalls Automatisch beim ersten Sonnenstrahl nach unten gelassen worden und so war es in seinem Zimmer stockdunkel. Die Matratze gab unter seinem Gewicht nach und sein Duft wehte mir entgegen, als er sich auf‘s Bett plumsen ließ. Wie ich lag Aido auch auf dem Rücken. Er verkreuzte seine Arme hinter dem Kopf. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er an die Decke starrte, als würde sie ihm eine Geschichte erzählen. „Ich weiß, dass du mich anstarrst.“, meinte er nach einer Weile mit rauer Stimme. „Das bildest du dir nur ein.“ Demonstrativ kniff ich meine Augen zusammen, dass es weh tat. „Du siehst schon wieder aus, als hättest du Blähungen.“ „Vielen Dank.“, antwortete ich trocken und drehte mich von ihm weg. „Hey, so war das nicht gemeint.“, er klang überhaupt nicht wie sonst, sondern ernst. Vorallem hörte er sich mit seiner rauen Stimme wirklich sexy an. „Ich weiß.“, und so war es auch. Ich wusste selbst, dass ich mein Gesicht zusammenkneifen konnte, bis es aussah, als wäre ich eine Menschliche Oma mit Blähungen. Ich glaubte, noch gehört zu haben, wie Aido mir eine Gute Nacht wünschte, aber ich war schon unterwegs in die Welt der Träume.. *"Halt an!“, rief ich schrill, als meine entsetzliche Ahnung zur sicheren Gewissheit wurde. Blanke Furcht schnürte mir die Kehle zu und Tränen traten in meine Augen. Ein Muskel in seiner Schläfe zuckte und er sah mich kurz an. „Halt‘s Maul!“, bellte er und schlug mein Kopf schnell gegen das Amaturenbrett. Dann war kurz alles Schwarz... Ich wachte wieder auf, als er meinen Arm nahm und mich zu einer Hütte zerrte, die, wie ich bemerkte, mitten im Wald stand. Ungeschickt stolperte ich über einen Ast. „Du tust mir weh!“ Sicherlich würde ich mich nicht in diese Hütte schleifen lassen. Mit aller Macht stemmte ich mich gegen den jungen Mann, von dem ich dachte, er liebt mich. „Bitte, Lee, lass mich los, ich...“ Der Schlag traf mich unvorbereitet und war so heftig, dass ich strauchelte. Wie ein flammendes Geschoss fuhr der Schmerz durch meine Wange. „Hör auf, die zu wehren, Püppchen“, säuselte Lee. Seine Augen glänzten wie zwei Schwarze Seen. Um seine Mundwinkel zuckte ein Lächeln, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Oh Gott. Das hier passiert doch nicht wirklich, dachte ich, obwohl der ziehende Schmerz in meiner Wange mich eines Besseren belehren müsste. Ich hörte einen Vogel rufen, es war ein langer, unwirklicher Schrei, der in der Stille der Nacht wiederhallte. Ein Windstoß fuhr durch die Baumwipfel, ließ die Blätter rascheln und wehte mir eine Haarsträne ins Gesicht. Ich schluckte hart. Das hier war kein Traum. Es war real. Furchtbare, schreckliche Realität. „Wenn du tust, was ich dir sage, wird dir nichts geschehen“, meinte Lee ein wenig sanfter. Unerbitterlich zerrte er mich weiter. Wir erreichten die Hütte und ich stöhnte auf. „Vorsicht“, warnte Lee. „Was hab ich gesagt?“ Mein Herz hämmerte wie verrückt, als er mit der Schuhspitze die Blechtüre aufstieß. Knarrend und quietschend gab sie nach. Im Dämmerlicht des vollen Mondes konnte ich auf dem festgestampften Sandboden leere Getränkedosen, zusammengeknülltes Papier, Unrat und kleinere Äste ausmachen, die Lee locker it dem Fuß beiseiteschob. In einer Ecke lagerte eine Holzkiste. Anscheinend wurde der Verschlag als Unterschlupf benutzt. Mit einem groben Stoß in den Rücken schubste er mich hinein. Ich sah panisch hin und her. Niemals würde ich hier bleiben! Ich schellte blitzschnell herum, rammte Lee meinen Ellenbogen in den Magen. „Was zur Hölle...?!“ Ich sprintete an ihm vorbei ins Freie, stolperte über ein quer liegendes Gehölz und knallte der länge nach auf den Waldboden. Lee hatte mich sofort eingeholt. „Verdammtes Miststück!“, knurrte er. An den Armen riss er mich hoch. „Lass mich los, verdammt!“ Unter Aufbietung all meiner Kräfte schlug ich mit den Fäusten auf ihn ein. Er versuchte mich zu bänigen, doch in blinder Wut und verzweiflung riss ich ihm den Träger seines Shirts von der linken Schulter. Ich erstarrte. Oh mein Gott. Er, Lee, war nicht nur ein Vampir, sondern auch ein Hunter. Meine Kopfhaut prickelte. Blankes Entsetzem kroch über meine Wirbelsäule, als ich begriff. „Du bist ein Hunter“, flüsterte ich fassungslos, während ich mich mit Grauen daran erinnerte, was Hunter alles anrichten konnten. „Kluges Mädchen.“ Seine Hände schlossen sich wie Schraubstöcke um meine Handgelenke. „Ich war schon immer einer. Du hast es nur nicht erkannt. Mein Glück.“ Er zwinkerte mir zu doch seine Augen blieben kalt. „Ich wusste nicht, dass du so wild sein kannst.“ Ein zynisches Lächeln glitt über seinen Mund. „Whow. Da brodelt eine Menge Leidenschaft unter der Oberfläche, was?“ Lee stieß einen unheimlichen Laut aus. Während ich die neue schreckliche Erkenntnis verdaute, lief mein Gehirn auf Hochturen. Er war hochgefährlich, keine Frage. „Was willst du von mir?“, fragte ich ihn mit bebender Stimme. Vielleicht ließ er sich ja in ein Gespräch verwickeln. Er hob spöttisch eine Augenbraue. „Was glaubst du wohl?“ Sein dunkler, begehrlicher Blick glitt an meiner Figur hinab und blieb an meiner Brust hängen. Heißes Blut schoss mir ins Gesicht. Die Vorstellung war so furchtbar, dass ich mit nicht gestattete, weiterzudenken. Ich musste fliehen, klar. Doch wie? Im Moment war ich Lee körperlich unterlegen. Es gab kein Entkommen, das wurde mir langsam auch klar. Bevor ich zu Ende denken konnte, wurde ich gegen einen Baum gepresst. Sein Körper presse sich hart gegen mich. Ich hatte keine Chance mich zu bewegen. Lee‘s Lippen drückte er gegen meine. Als Lee sich wieder von mir löste, brannten meine Lippen wie Feuer. Wieder sah ich dunkles Begehren in seinen Augen lodern. Die Finger seiner linken Hand gruben sich in meine Schulter, während er sich mit der rechten am Knopf meiner Shorts zu schaffen machte. Mit einem Ruck hatte er mein T-Shirt aus dem Bund gezogen. Ich schnappte nach Luft. Blankes Entsetzen packte mich. Das Blut in meinen Adern gefror zu Eis. Meine Knie drohten nachzugeben. „Lee, hör auf! Hör auf!“ Lee ließ sich nicht beirren. Kleine Schweißperlern rannen seine Schläfen hinab. Seine Hand arbeitete sich unter mein Shirt. Scharfkantige Nägel glitten wie winzige Messer über meinen Rücken, meine Taille, meinen Bauch. Derbe Finger bohrten sich in mein Fleisch. Panik und Abscheu überwältigte mich, als sich seine Hand weiter nach oben tastete. Er gab ein leises stöhnen von sich, als er meine Brust umschloss. Mir brach der kalte Schweiß aus allen Poren. Hier passierte etwas so Furchterregendes, etwas, das bis vor Kurzem noch jenseits aller meiner Vorstellungskraft gelegen hatte... „Gefällt dir, oder?“ Sein Atem kam stoßweise, sein Unterleib mit seiner harten Erektion drängte sich gegen meinen Bauch. Er ging in die Knie, hob mein Shirt und wollte seine Lippen auf meine Haut drücken...* „NEIN! NEIN! HÖR AUF!“ „Mayuko, beruhige dich!“ Ich schlug die Augen auf und sah in Aido‘s besorgtes Gesicht. Schweiß rann mir aus allen Poren, ich merkte, dass ich weinte und zitterte. „Hey..“, sagte Aido und legte zwei Finger unter mein Kinn um es sanft anzuheben. Bei dem Anblick, der sich mit bot, hätte ich sonst Tomatenrote Backen bekommen, aber jetzt ließ er mich vollkommen kalt. Er saß auf der Bettkante, nur in Boxershorts und sah mich besorgt an. Im Moment war ich froh, dass er hier war und ich nicht wieder in diesem Wald mit Lee gefanfen. Ohne etwas zu sagen warf ich mich in Aido‘s Arme. Und er hielt mich. Ohne fragen zu stellen. Er streichte mir die ganze Zeit beruhigend über meine Haare und legte seinen Kopf auf meinen. Aido war hier, bei mir und tröstete mich ohne etwas zu sagen die ganze Nacht. Er hielt mich, während andere mich hätten fallen lassen. Aido‘s Nähe war wie Balsam für meine Seele und er rannte nicht, wie alle anderen schreiend weg. Das rechnete ich ihm hoch an. Und ich war ihm unendlich dankbar dafür. Auch wenn er es nicht merkte, diese Nacht verband uns miteinander. Ich spürte es... Kapitel 7: Abschied ------------------- Am nächsten Morgen wurde ich aus der dunkelheit gerissen, konnte aber meine Augen nicht öffnen. Schwach nahm ich die Stimmen von Aido, Saori und Tora war. Wahrscheinlich unterhielten sie sich über mich. "Ist das schon öfters vorgefallen?", fragte Aido mit ernster Stimme. Ernst. Aido. Dies waren zwei Sachen die normalerweise nicht in ein und desselben Satz gehörten. Natürlich hatte ich den blonden Vampir auch ab und zu mal ernst erlebt, aber lange war er das nie. Das Kind in ihm übernahm wohl fast den ganzen Tag Regie über seinen Körper und ihn schien es nicht zu stören. "Ja", seufzte Saori leise irgendwo neben mir. "Es beschäftigt sie wohl noch immer." Saori war eigentlich fast die einzigste Person, der ich alles sagte und mit der ich über alles reden konnte. Ich verstand nicht, wie sie auf die Idee kam, dass ich dieses Ereignis einfach vergessen oder gar verdrängen konnte. "Aber eigentlich müsste sie schon wieder auf sein", murmelte sie dann. In diesem Moment fühlte ich mich nicht mehr, als würde ich von einem Stein auf die weiche, duftende Matratze gedrückt werden, und öffnete meine Augen. Müde blinzelte ich einige male, bis sich meine Sicht schärfte. Als ich meinen Kopf nach rechts drehte, entdeckte ich meine Cousine, die mit besorgtem Gesicht auf einem Stuhl neben dem Bett saß und ihre Hände im Schoß verknotet hatte. Tora lehnte mit dem Rücken an der gegenüberliegenden Wand und kniff seine Augen leicht zusammen. Und Aido, den ich als letztes bemerkte, hatte sich auf der Bettkante niedergelassen. Seine wunderschönen blauen Augen trafen meine und ich versank fast in ihnen. "Mayuko!", keifte Saori mir ins Ohr und legte schnell ihre Arme um mich. "Ich hab mir sorgen gemacht!" "Hab doch nur geschlafen", gähnte ich und sah kurz zum Fenster. Draußen war es stockdunkel, was bedeutete, dass ich nicht allzu lange geschlafen haben konnte. "Wie geht es dir?" Mein Blick huschte zu Aido, der mich fragend ansah. "Gut", murmelte ich und riss dann meine Augen auf. "Müsst ihr zwei nicht bald wieder gehen?" "Ja, das müssen wir. Um genau zu sein in einer Stunde." "Wieso hat mich niemand geweckt?" Ich sprang aus dem Bett und wollte gerade zu meinen Klamotten huschen, als mir kurz schwarz vor Augen wurde und ich von einem starken Arm gestützt wurde. Sobald in meinem Bauch Schmetterlinge zu flattern anfingen, wusste ich, wer mir half. Es gab schließlich nur eine einzige Person, die das in mir auslöste, auch wenn ich es mir nicht erklären konnte. Eins war jedenfalls klar. Ich mochte Aido. Sehr sogar. Da ich noch nie gut mit meinen Gefühlen umgehen konnte, hielt ich es für das Beste, so zu tun, als würde ich den Vampir immer noch für arrogant und eingebildet halten. "Geht's?", wollte Aido wissen und zog die Stirn kraus. Irgendwie sah er damit knappe zehn Jahre älter aus und ich musste mich beherrschen, um die Falte zwischen seinen Augenbrauen nicht mit meinen Fingern zu glätten. Schnell blinzelte ich und fragte mich, wo diese Gefühle und Gedanken herkamen. "Alles bestens", nuschelte ich und stiefelte, dieses Mal langsam, zu meinen Sachen. "Sicher?", Saori erhob sich langsam von ihrem Platz und stand nun, mit den Händen in den Hüften, ein paar Meter von mir entfernt. "Ja." Ich verstaute meine Sachen unter meinem Arm und ging auf die Türe zu. Dort angekommen wollte ich eben die Klinke herunter drücken, ala sich eine Hand auf mein Unterarm legte. "Was soll das werden?" Woran es lag, weiß ich nicht, aber mir ging es langsam auf die Nerven, dass mich gerade jeder behandelte, als wäre ich letzte Nacht fast gestorben. "Himmel Herrgott, Saori!", erschrocken stolperte sie einen Schritt nach hinten. Mit Schwung drehte ich mich zu den anderen um. "Ich hatte einen Albtraum, ja ich weiß. Auch wenn er mich ziemlich fertig gemacht hat, lebe ich noch. Oder nicht? Ihr braucht mich nicht mit Samthandschuhen anfassen oder behandeln, als könnte ich jeden Moment auf dem Boden zusammenbrechen und nie wieder aufstehen." Ich holte tief Luft. "Und noch zu dem, was ich machen will: Ich geh jetzt in mein Zimmer, mich anziehen, falls das nicht verboten ist." Nachdem ich mich wieder umgedreht hatte, riss ich fast die Türe aus den Angeln und stampfte in mein Zimmer, wo ich die Türe laut hinter mir ins Schloss fallen ließ. Meinen Ausbruch gerade konnte ich beim besten Willen nicht erklären, und irgendwie tat es mir leid, Saori zu angeschrien zu haben. Noch nie in meinem ganzen Leben war dies passiert. Und auch Saori hatte nie die Stimme gegen mich erhoben. Ja, die letzte Nacht war ein regelrechter Schock für mich, da ich mit diesem widerlichen Typen abgeschlossen hatte, aber Saori zu anzuschreien war nie meine Absicht gewesen. Ich konnte nur hoffen, dass sie, bevor sie und Tora gingen, noch einmal mit mir reden würde. Zögerlich klopfte es an meiner Türe, als ich gerade frisch ungezogen war und ich bat denjenigen mit einem "Herein" in mein Zimmer. Aido betrat, alleine und mit den Händen in den Hosentaschen, den Raum, schloss die Türe hinter sich und blickte mir direkt in die Augen. Wieder drohte ich, in den blauen Seen zu versinken, konnte mich aber gerade noch zusammenreißen. "Was gibt's?", fragte ich ihn und versuchte, so munter wie möglich zu klingen. "Hör mal, Mayuko..", kurz räusperte er sich. "Es tut Saori wirklich leid, dass sie sich wie deine Mutter verhalten hat. Tora konnte sie gerade noch davon abhalten, in Tränen auszubrechen." Was? Auf gar keinen Fall sollte meine Cousine, diese wunderschöne Vampirin, auch nur eine Träne wegen mir vergießen. "Oh mein Gott", hauchte ich leise. "Ich weiß nicht, ob du sie jetzt sehen willst, aber wenn.." - "Natürlich! Verdammt, ich wollte sie nicht anschreien!", unterbrach ich Aido und brachte ihn damit zum schmunzeln. "Dacht ich mir schon", mit hoch erhobenem Kopf drehte er sich, fast wie eine Ballerina, um und öffnete die Türe. "Ich schick sie zu dir." Bevor ich mich bedanken konnte, war er auch schon verschwunden. Meine Hormone, die inzwischen einen Aido Fanclub gegründet hatten, ließen die ganzen Plakata hängen und zogen lange Gesichter. Auch die Schmetterlinge in meinem Bauch hörten auf, herumzuflattern. Saori erschien, den Blick unsicher auf den Boden gerichtet, im Türrahmen und blieb dort stehen. Schnell lief ich auf sie zu, breitete meine Arme aus und drückte sie an mich. Kurz machte Saori nichts, doch dann schlang sie ihre Arme ebenfalls um mich. "Es tut mir so leid", flüsterte ich, da mein Mund neben ihrem Ohr lag. Beim einatmen inhalierte ich ihren wunderbaren Duft. "Nein, mir tut es leid", fing Saori an, sich zu entschuldigen. Doch bevor sie weiterreden konnte, legte ich ihr einen Finger auf den Mund und sie sah mich fragend an. "Hör auf, doch zu entschuldigen, dafür gibt es doch gar keinen Grund!", ermahnte ich sie gespielt streng und grinste sie dann an. Auch ihre Mundwinkel hoben sich und Saori kicherte leise. "Du bist wie mein Gegenstück, weißt du?" Oh ja, das wusste ich. Mir ging es nicht anderst. Verbunden fühlte ich mich mit Saori. Schon immer. Es hatte nichts von einer Vampirischen oder Übernatürlichen Verbindung, es war durch und durch ziemlich normal. "Natürlich", erwiderte ich und riss dann meine Augen auf. "Wann müssen du und Tora gehen?" "Jetzt", murmelte sie und sah bedrückt nach unten. "Hey!", ich stupste gegen ihren Arm und wartete, bis sie mich ansah. "Jetzt zieh nich so ein langes Gesicht!" "Aber.." - "Kein aber. Bald besuchst du doch auch die Cross Academy.", erinnerte ich sie. "Oh.. stimmt ja!" Mit einem glücklichen grinsen auf dem Gesicht tapste Saori keine zehn Minuten später neben mir her und summte ein, mir unbekanntes, Lied. Tora ging neben meiner Cousine und trug freiwilliger weise ihren Koffer. Ich hatte schon länger den Verdacht, dass er heimlich in das Goldlöckchen neben mir verliebt war, war mir aber noch nicht sicher. Apropos Blond, Aido begleitete uns auch. Gemütlich schlenderte er neben mir und sonnte sich in der Aufmerksamkeit, der vorbei laufenden Day Class Schülerinnen. Natürlich verfolgten uns im Moment knapp zwanzig Schülerinnen. Mit ihrem geliebten "Idol senpai" konnte man wirklich nirgens ungestört sein. Nicht, dass ich das wollte oder so. "Da ja Yuki!" Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne und.. tatsächlich! Yuki stand, in ihrer Uniform, vor dem Schultor und sah nicht gerade glücklich aus. Verwundert zog ich meine Stirn kraus. Hatte ich je einen Tag erlebt, andem Yuki nicht glücklich und mit Hundeaugen durch die Gegend hüpfte? Nein, ganz sicher nicht. "Hey, ihr da!", rief sie seriös und zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Schülerinnen hinter uns. Die gemeinten Mädchen blieben stehen und sahen fragend zu der Vertrauensschülerin, die auf sie zulief. "Bitte bleibt hier stehen", bat sie sie mit einem leichten lächeln auf dem Gesicht. "Die Night Class Schüler wären den Rest des Weges gerne ungestört." Yuki's Blick kreuzte meinen und ich nickte ihr dankbar zu. Schnell warf ich einen Blick in ihren hübschen Kopf und bedankte mich so noch einmal. Leicht erschrak Yuki, grinste dann aber wie ein kleines Kind an Weihnachten. Als wir außerhalb des Schulgeländes waren, dämmerte mir, wieso Yuki so streng sein musste. Zero war nicht anwesend, und so dachten die Day Class Schülerinnen bestimmt, dass sie sich alles erlauben durften. Beinahe wäre ich über einen kleinen Stein gestolpert, als ich mich fragte, wieso er und der Rektor eigentlich nicht hier waren und wann sie wieder kamen. Doch diese Frage wurde gleich aus meinen Gedanken gestrichen, da Cross und Zero uns entgegen kamen. Rektor Cross hatte, wie immer, einen glücklichen Blick und redete auf Zero ein. Der wiederum machte ein Gesicht, als hätte ihm eben ein Hund ans Bein gepinkelt. Höflich nickten wir dem Rektor zu, als er und Zero an uns vorbei liefen. Gerade wollte ich den Mund aufmachen, und mich an dem Gespräch meiner drei Begleiter beteiligen, als der silberhaarige Vertrauensschüler stehen blieb und Saori mit weit aufgerissenen Augen ansah. Verwundert sahen wir ihn ebenfalls an, und es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Zero sah mit einem speziellen Blick an, den ich schon einmal irgendwo gesehen hatte. Darin spiegelten sich Angst, Hass, tonnenweise Verachtung und Schmerz. Blitzschnell verschwand seine rechte Hand in seiner Tasche. Er zog sie wieder heraus und zielte mit seiner Bloody Rose direkt auf meine Cousine. Zitternd hielt er sie direkt auf ihr Herz. Als ich begriffen hatte, was hier vor sich ging, stellte ich mich, ohne zu zögern, vor Saori und breitete meine Arme aus. "Zero!", mahnte der Rektor und legte seine Hand langsam und vorsichtig auf seinen Arm. Zero's Augen weiteten sich einen Moment, und verkleinderten sich darauf wieder. Jetzt bedachte er Saori nur mit einem Blick, dem er jedem Vampir schenkte. "Kiryu!", zischte Aido neben mir. "Nimmst du wohl dieses gefährliche Ding da runter?" Umständlich deutete er auf die Waffe, die noch immer auf uns gerichtet war, und stemmte dann die Hände in die Hüften, nachdem Zero sie mit einem verwirrten Blick gesenkt hatte. "Was sollte das, Zero?", wollte Kaien Cross von Zero wissen und runzelte besort seine Stirn. Zero spielte Berg- und Talfahrt mit seinen Augenbrauen, worauf er den Rektor ansah. Ich dachte für einen Moment, den Grund für Zero's Handeln zu kennen, verschob den Gedanken daran dann aber in die hinterste Ecke meines Gehirnes. Soetwas durfte ich noch nicht mal denken, auch wenn es Sinn ergeben hätte. "Ich wünschte, ich wüsste das, aber..", nun sah er uns an. "Ich habe keine Ahnung." 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