Willkommen zurück in Rapture von Saki-Maru ================================================================================ Prolog: Nahe zu perfekt ----------------------- Seine Nase berührte schon fast das Glas, so nah war er dem gläsernen Zylinder gekommen um das, was sich darin befand genauer zu beobachten. „Er sieht genau so aus wie er“, sagte der Wissenschaftler. „Er ist das perfekte Ebenbild von ihm.“ Die grün-gelbe Flüssigkeit in dem Tank umschloss einen nackten Männerkörper, der an mehreren Stellen mit Schläuchen verbunden war. „Nach all den Jahren ist es mir gelungen. Der erste menschliche Klon. Und er ist … nahe zu perfekt.“ Dr. Havering strich zärtlich über die Glaswand die ihn von seinem Meisterwerk trennte. „Er wird dafür sorgen, dass Rapture wieder in voller Pracht erstrahlen wird.“ Kapitel 1: Schlechte Nachrichten -------------------------------- Jack Ryan saß erschöpft in seinem Sessel. Seit dem er mit den Mädchen wieder an die Oberfläche zurückgekehrt war, waren nun fast fünf Jahre ins Land gegangen. Es war nicht einfach gewesen, die Mädchen – die einst Little Sister gewesen waren – an das Leben an der Oberfläche zu gewöhnen. Besonders ihnen die Angst vor dem offenen Himmel zu nehmen, hatte ihn viel Zeit und Nerven gekostet. Es war schwierig alle Mädchen unter einen Hut zu bringen, sie zu erziehen und ihnen ein guter Vater zu sein. Doch er hatte nicht einen Tag bereut, dass er sie alle gerettet hatte. Die Mädchen waren schon alle im Bett gewesen, als Jack die Füße hoch legte und den Fernseher einschaltete. Er zündete sich eine Zigarette an und wollte den Tag ausklingen lassen, als das Telefon klingelte. Er hob widerwillig den Hörer von der Gabel und sagte: „Jack Ryan, hallo?“ „Jack, ich bin es Brigid Tenenbaum“, kam es aus dem Telefonhörer. „Ah, Dr. Tenenbaum“, sagte Jack und blies den Rauch seiner Zigarette aus. „Wie geht es ihnen Doktor?“ „Jack, wir haben ein Problem“, sagte Tenenbaum und ignoriere seine Frage. Jack hob skeptisch die Augenbraue. Normalerweise, wenn sie telefonierten, fragte Tenenbaum immer zu erst nach seinem Wohlbefinden und dann nach dem der Mädchen. Beides war ihr äußerst wichtig. Es musste was Schreckliches passiert sein, wenn sie mit der Tür ins Haus viel. „Was ist den los, Doktor?“ „Ich war wieder in Rapture, Jack“, sagte Tenenbaum. Das war nichts Neues für Jack. Tenenbaum tauchte öfters ab in die Tiefen des Atlantiks um in diese verfluchte Stadt zurück zu kehren. Denn dort unten gab es noch immer Little Sisters und sie hatte sich geschworen alle von dort unten zu retten. Und jedes Mal brachte sie neue geheilte Mädchen mit. Glücklicherweise hatte sie ihn noch nie darum gebeten, noch mehr der Kleinen bei sich aufzunehmen. Sie wusste, dass er mit denen, die bei ihm wohnten, genug beschäftigt war. „Dort unten geht was vor sich, Junge. Durch die Lautsprecher hallen Ansagen von einem gewissen Dr Havering.“ „Havering?“, Jack zog erneut an seiner Zigarette. „Hab ich noch nie gehört.“ „Er war ein unbedeutender Wissenschaftler. Er Quacksalber, weder Suchong noch ich haben ihn ernst genommen. Das war wohl ein Fehler. Durch die Lautsprecher lässt er in ganz Rapture verkünden, dass er es geschafft habe, dass er ein Gott ist …“ „Jeder Wissenschaftler in Rapture hält sich für Gott – verzeihen Sie mir, Doktor.“ „Schon gut, du hast wohl Recht. Jedenfalls habe ich dank einer der Little Sister einen Einblick in sein Labor gehabt“, Tenenbaum schluckte hörbar und verstummte. „Doktor?“ „Dr Havering klont Menschen. Vor kurzem ist ihn gelungen, ein gesunden Klon zu erschaffen. Jack, er hat Atlas geklont!“ Jack hustete den Zigarettenrauch aus. Er hielt den Hörer von sich weg und hustete ausgiebig. „WAS?“, fragte er laut – mit noch angeschlagener Stimme – als er der Hustenreiz nachgelassen hatte. „Sind sie sich sicher, Doktor?“ „Absolut sicher.“ „Das heißt Fontaine läuft wieder da unten rum?“ „Nein nicht Fontaine. Dieser Klon ist Atlas. Er weiß, dass er ein Klon ist und er kennt die gestammte Geschichte seines genetischen Vaters und dir.“ Jack war leichenblass und ihm wurde leicht übel. „Du bist der einzige der ihm jemals die Stirn geboten hat“, sagte Tenenbaum zögernd. „Ich habe mir geschworen, dass ich nie wieder in diese Stadt zurückgehe!“, sagte er laut durch den Hörer. „Es ist immer noch deine Stadt! Und wenn du dich schon nicht um sie kümmerst, dann solltest du wenigstens dafür sorgen, dass diejenigen, die dort unten noch sind, keine Angst vor einem freilaufenden geklonten Psychopathen haben müssen. Als ob die Splicer nicht schlimm genug wären. Wenn du nicht schon der Erbe von Rapture bist, dann sei wenigstens noch einmal der Retter.“ Jack kniff sich in die Nasenwurzel. „Doktor … wieso muss ich …?“ „Die anderen haben zu viel Angst“, sagte sie. „Ich habe mit einigen in Rapture Kontakt aufgenommen. Doch als sie den Namen Atlas hörten, wollte mir keiner helfen. Sinclair hat mir seine Hilfe zugesichert, wenn ich jemanden finde der diesen Klon zu strecke bringt. Viel mehr Hilfe kann ich aus Rapture nicht mehr erwarten.“ Er schwieg. Er wollte nicht wieder nach unten. Die Stadt war faszinierend, doch er verband so viele schlechte Erinnerungen mit ihr. Tenenbaum hatte Recht. Es war seine Stadt. Andererseits … „Junge?“ „Es tut mit Leid, Doktor. Sie müssen jemand anderen suchen, der den Helden ein zweites Mal spielt. Auf Wiederhören.“ Damit legte er auf. Kapitel 2: Wie ein Gott ----------------------- Havering stand vor seinem Klon. Er war wahrhaftig ein Meisterwerk. Er glich dem toten Atlas bis auf die Wimpern. Damals, als der Sohn von Andrew Ryan es geschafft hatte Fontaine zu töten, hatte sich Havering an der Leiche bedient. Es war eine schwierige Arbeit gewesen, das ADAM aus der DNS von Fontaine zu entfernen. Der Mann hatte sich von Zeh bis zur Haarspitze hoch gesplict. Noch schwierigerer war es aber gewesen, ein Ei zu finden, in den er die Erbgutinformationen einspeisen konnte. Nach zweieinhalb Jahren Arbeit hieß es dann: warten. Denn der entstandene Embryo musste wachsen. Zwei Jahre hatte er benötigt um auf die stattliche Größe des Originals zu kommen. Das letzte halbe Jahr hatte Dr. Havering damit verbracht, die Persönlichkeit des Klons zu formen und ihm die Erinnerungen bis zum Tod von Fontaine einzupflanzen. Vor ein paar Tagen hatte er damit begonnen, langsam die Flüssigkeit aus dem Tank zu lassen, in dem der Klon sich befunden hatte. Und nun saß er vor ihm auf einem Tisch, neben ihnen stand ein Tonband, dass die ersten Gespräche zwischen ihnen aufnahm. Während Dr. Havering ihn untersuchte sah Atlas sich um. „Fontaine Futuristics?“, fragte Atlas. „Ja“, sagte Dr. Havering und klang dabei aufgeregt wie ein Schulkind. „Kommt mir nicht bekannt vor“, sagte der Klon. „Nun ja“, stammelte Havering während er seine Untersuchungen fortsetzte. „Das ist mein Labor. Fontaine war niemals hier.“ „Ah“, sagte Atlas resignierend. „Hervorragend“, sagte der Doktor und klatsche in die Hände. „Du bist kerngesund! Meine Arbeit hat sich ausgezahlt. Ein gesunder, selbst denkender Klon.“ Havering griff nach dem Tonband. „Es ist ein Wunderwerk! Der Klon ist in einer ausgezeichneten Verfassung. Ich habe es geschafft einen Menschen aus dem Nichts zu formen. Ich … bin ein Gott.“ Dann drückte er die Stop-Taste. „Wie sollten dir was zum Anziehen besorgen“, meinte Havering. „Ein Anzug dürfte sich finden lassen. „Nein“, sagte Atlas mit fester Stimme. „Nein?“ Havering war verwirrt. „Wie nein?“ „Kein Anzug. Ich bin Atlas – ich spreche für das arbeitende Volk. So werde ich auch auftreten.“ Havering standen die Tränen der Freude in den Augen. Es war einfach zu schön um wahr zu sein. „Verstehe“, sagte er nickend. „Du hast natürlich Recht. Ich besorge dir was passendes. Solange bleibst du bitte hier. Ansonsten rennst du vielleicht noch ungeschützt in einen Big Daddy oder die Splicer finden dich. Und das wäre schade um die ganze Arbeit.“ „Natürlich, Dr. Havering.“ Kapitel 3: Noch mehr schlechte Nachrichten ------------------------------------------ „Bis nachher, Daddy!“ „Bis nachher!“ Der Schulbus schloss die Tür und führ davon. Mit einer Zigarette im Mund und einen zufriedenen Lächeln auf den Lippen ging er zurück zum Haus. Auf dem Weg hob er die Zeitung vom Boden auf und hörte dann eine vertraute Stimme. „Guten Morgen, mein Junge.“ Er drehte sich zu ihr um. „Dr. Tenenbaum“, sagte Jack und klang keineswegs überrascht. „Möchten Sie rein kommen? Es ist ziemlich frisch.“ Er war sich sicher, dass Brigid nur gekommen war, um ihn zu überreden, wieder nach Rapture zu gehen. Doch auch wenn sein Entschluss fest stand, würde er sie nicht im Kalten stehen lassen. „Vielen Dank, Jack“, sagte sie, hob jedoch abweisend die Hand. „Aber ich habe nicht viel Zeit. Ich möchte dir was geben.“ Sie kam näher und reichte ihm einen braunen Umschlag. Jack spürte einen rechteckigen sperrigen Gegenstand. „Was ist das?“, fragte er. „Sie selbst.“ Er griff in den Umschlag und holte ein paar schwarz-weiß Fotos hervor. „Das sind Aufnahmen von einer Sicherheitskamera in Fontaine Futuristics.“ Jack zögerte kurz, doch dann sah er sich die Fotos an. Das erste zeigte Bild zeigte einen verängstigten Mann, der vor etwas zu fliehen schien, was außerhalb des Bildes lag. Vermutlich ein Big Daddy, dachte Jack. „Das ist Dr. Havering“, sagte Tenenbaum. Jack nahm die Zigarette aus dem Mund um das Foto näher anschauen zu können, ohne es anzuzünden. Der Doktor war eine unscheinbare Person. Anfang oder Mitte vierzig. Eine runde Brille, dunkles kurzes Haar und ein weißen Doktorkittel, der dunkle Flecken aufwies. Blutflecken, vermutete Jack. Nichts Ungewöhnliches in Rapture. Er wechselte das Foto. Auf dem nächsten Bild schien Havering von irgendwas in den Rücken getroffen worden zu sein. Das nächste Bild zeigte den Doktor wie er auf dem Boden lag und sich unter ihm eine Blutpfütze gebildet hatte. Jack ahnte worauf dies hinaus lief. Er sah sich das nächste Foto an. Ein weiterer Mann war auf den Bildern aufgetaucht. Er stand in einem schlechten Winkel für die Kamera, seine Figur war nur schwer zu erkennen, doch Jack hatte keinen Zweifel daran wer es war. Auf dem vorletzten Foto konnte man gut erkennen, wie Atlas auf den angeschossenen Doktor feuerte, denn die Kamera hatte die Mundungsfeuer und das spritzende Blut aufgenommen. Das letzte Bild zeigte das Gesicht von Atlas, dass direkt zu der Kamera hoch sah und grinste. Breit und bösartig. Jack lies die Bilder sinken und sah zu Tenenbaum. „In dem Umschlag. Da ist noch was“, sagte sie. Jack griff erneut in den Umschlag und holte ein kleines Tonband hervor. „Das hat er mit der Leiche einer Little Sister zu mir schicken lassen“, sagte Tenenbaum mit trockener Stimme. Jacks Finger schwebte über der Wiedergabe-Taste. Er wusste, dass was er dort hören würde, würde seinen Entschluss nicht wieder zurück zu gehen ins Schwanken bringen. Er drückte auf Play. Die Rollen des Tonbandes drehten sich. Erst war nichts zu hören. Dann erwachten die Lautsprecher knackend und rauschend zum Leben. „Hallo Jack“, kam Atlas Stimme vom Band. Sie jagte ihm eine eisige Gänsehaut über den Körper. „Ich hoffe du konntest die Jahre an der Oberfläche genießen. Schön im Sonnenschein und an der frischen Luft. Aber, mein lieber Jack, wir haben noch eine Rechnung offen.Das du mein früheres Ich getötet hast, nehme ich dir ziemlich übel, mein Junge. Du hast Fontaine getötet und bist an die Oberfläche geflohen! Nun, da ich wieder da bin, gehört die Stadt mir. Wenn du sie wieder haben willst, musst du runter kommen und sie dir hohlen.“ „Er kann sie behalten“, sagte Jack, der inzwischen zornig auf die Stimme aus dem Mini-Tonband geworden war. „Ich will sie nicht.“ „Und falls du nicht die Eier in der Hose hast um runter zu kommen. Kein Problem. Ich finde Wege und Mittel hier raus zu kommen. Soweit ich weiß sind noch einige Tauchkugeln aktiv. Genug um mich und eine Arme Splicer auf die Oberfläche los zu lassen. Dann werde ich dich finden. Dich und die Schlampe Tenenbaum und eure Monster! Ich bekomme meine Rache und lasse dich schmerzvoll sterben. Und danach, wartet eine ganze Welt darauf beherrscht zu werden. Das sollte mit ADAM doch möglich sein, meinst du nicht auch?“ Damit endete die Aufnahme. Jacks Hand hatte sich fest um das Tonband geschlossen. „Was hast du nun vor?“, fragte Tenenbaum. „Ich habe wohl keine andere Wahl“, sagte Jack. „Bevor er hoch kommt, geh ich wieder runter. Ich weiß zwar nicht was ich mit den Mädchen machen soll, aber … ich werde zurück nach Rapture gehen.“ „Ich werde mich um den Verbleib deiner Mädchen kümmern, solange du weg bist“, sagte Tenenbaum. „Ich danke dir, Jack.“ „Mit Glück sind wird diesen Psychopaten schneller wieder los, als er wir denken. Denn eins hat dieser neue Atlas wohl nicht bedacht“, sagte Jack und sah auf die Kettentattoos auf seinen Handgelenken. „Ich bin kein Sklave mehr.“ Kapitel 4: Daddy´s home ----------------------- Leise lief der Junge über das Kopfsteinpflaster des Farmes Market. Vor einem kleinen Laden mit grün-gelb gestreifter Markise fand er die Leiche eines Splicers. Er hockte sich neben den Toten und begann ihn zu durchsuchen. Er fand ein paar Rapture Dollar und etwas zu Essen. Er stecke alles in seine abgetragene Jacke und lies den toten Splicer liegen, denn von weiten hörte er das Brummen eines Big Daddys.Der Boden schien unter den Schritten des Daddys zu beben. Er huschte eine Treppe hinauf und wich dem Auge einer Sicherheitskamera aus. Auf einer Brücke, die über die Gassen des Farmes Market führte, blieb er stehen und blickte nach unten. Der Bouncer folgte seiner Litte Sister, die vor sich hin summend und singend vor ihm her lief. Der Junge beugte sich weit über das hölzerne Geländer um einen besseren Blick auf die Sister zu haben. Das Holz knackte unter seinem Gewicht. „Sie mal Daddy, ein Engel.“ Die schwarzhaarige Sister zeigte auf den Splicer, den er grade noch ausgeraubt hatte. Sie kniete sich neben die Leiche und stach mit der ADAM-Spritze in seinen Körper. Die Augen des Jungen wurden zu schlitzen, als er versuchte in das Gesicht der Sister zu sehen. Doch da krachte es Laut und das morsche Geländer brach unter dem Gewicht des Jungen. Er stürzte mit dem Rücken auf den harten Boden, direkt vor die Sister. Er fluchte. Zwar war er nicht tief gefallen, doch er spürte den Schmerz überall. Er drehte sich auf den Bauch und hob den Kopf. Er sah direkt in das verschreckte Gesicht der Little Sister. Die Lichter des Big Daddys wechselten auf rot und er hob seinen Bohrer. So schnell wie möglich rappelte der Junge sich auf und flüchtete. Der drehende Bohrer schlug ins Leere. Sein Rücken schmerzte und er konnte sich nicht verteidigen, denn die paar Kugeln die er in der Pistole hatte, würden den Big Daddy nicht aufhalten. Glücklicherweise hatte das Ernten des ADAMs durch die Little Sister weiter Splicer auf den Plan gerufen. Der Junge konnte aus dem Kampf, der nun entstand, flüchten. Sie war es nicht gewesen. Ein seltsames Gefühl beschlich Jack, als er auf das Deck des Schiffs ging, das ihn an die Stelle brachte, an der sich der Leuchtturm aus dem Meer erhob. Die Seeluft fuhr durch sein Haar als er an Deck stand und auf das Meer hinaus sah. Am Horizont funkelte es golden. Jack seufzte schwer und ihm wurde flau. Der goldene Schein kam von der großen Figur auf Raptures Leuchtturm. Es war schon dunkel geworden, da wurde Jack mit einem Boot zum Leuchtturm gebracht. Er stieg aus dem Boot aus und als er auf den Treppen des Leuchtturms stand, war er kurz davor wieder umzukehren. Doch dann fiel ihm wieder die Nachricht auf dem Tonband ein und mit entschlossenen Schritten ging er die Treppe hinauf. Er legte die Hand auf die große Eingangstür und zögerte. Die Bilder des abgestürzten Flugzeugs und des untergehenden Fracks kamen ihm wieder in den Sinn. Die brennenden Einzelteile, das eiskalte Meerwasser. Energisch stieß er die Tür auf. Er ignorierte die große Statur seines Vaters und das Banner das darunter hing. Eiligst ging er die Treppen hinab und dort wartete schon eine Tauchkugel auf ihn. Er blieb vor der Tür der Tauchkugel stehen. Er holte aus der Tasche, die er mit sich trug, eine Pistole heraus und kontrollierte das Magazin. Dann atmete er tief ein und aus und betrat die Tauchkugel. Er zog den Hebel in der Mitte der Kugel. Die Tür schwang zu und Jack spürte wie die Kugel sich absenkte. Säulen aus Luftblasen blubberten an der verglasten Tür vorbei, als die Kugel ins Wasser eintauchte. Jacks Blick viel auf die Halterung für das Funkgerät, als die Ansage seines Vaters startete. Sie war leer. „Ich bin Andrew Ryan und ich möchte Sie …“ kam die Stimme von dem Band. Oft hatte sich Jack gefragt, was aus ihm geworden wäre, wenn er ganz normal in Rapture aufgewachsen wäre. Natürlich hätte ihn sein Vater zu dem Erben erzogen, dem er ohne Sorgen die Stadt übergeben konnte. Er hätte sicher seine Eltern stolz gemacht. Wehmütig dachte er an seine Mutter. Er kannte sie nur von den Postern, die er damals gesehen hatte. Eine blonde große Schönheit. Zweifelsfrei hatte er von ihr seine Körpergröße. „… Ich entschied mich für Rapture.“ Der Blick auf die Unterwasserstadt wurde frei gegeben und Jack trat näher an die Glastür heran. Schon damals hatte ihn die Stadt fasziniert und auch diesmal blieb die Faszination nicht aus. Raptures Verfall war in den letzten fünf Jahren vorangeschritten. Einige der Neonschilder waren ganz erloschen, während andere noch schwach flackerten. Hier und da fehlten Buchstaben. Einige Röhren, welche die Straßen Raptures bildeten waren geflutete, weil das Material dem Druck des Wassers nicht mehr standgehalten hatte. Ein Schwarm Fische schwamm an der Kugel vorbei, als sie die Tauchkugel Station ansteuerte. Dr. Tenenbaum hatte ihm gesagt, dass er mit Augustus Sinclair Kontakt aufnehmen sollte. Mit ihm hatte sie abgemacht, dass er ihm helfen sollte. Doch weder kannte Jack die Orte, die ihm genannt wurde, wo er Sinclair finden konnte noch hatte er ein Funkgerät, mit dem er möglicherweise mit ihm Kontakt aufnehmen konnte. Die Bartysphere tauchte wieder auf und die Tür schwang auf. Es war ein seltsames Gefühl nach hause zu kommen. Vorsichtig trat er aus der Kugel, die Pistole hatte er entsichert. Er sah zur Decke, man konnte nie wissen ob Spider-Splicer über einem hingen. Sein Blick viel auf die Vita-Chamber die an der Wand stand. Sie schien noch aktiv zu sein. Das beruhigte ihn ein bisschen, aber er würde es vorziehen nicht in einer dieser Kammern aufzuwachen. Es war düster in der Tauchkugelstation. Nur noch eine handvoll Lampen leuchteten und das große leuchtende „BISTRO“, das vor dem Fenster leuchtete, spendete nur wenig Licht. Jack eilte weiter, hier, wo er kaum was sah, wollte er nicht bleiben. Er eilte die Treppe hinauf, passierte die große Anzeigetafel, auf der noch ein paar Zahlen leuchteten, lief weiter zum Atrium, das ihm zum Kashimir-Restaurant führen würde. Kapitel 5: Der Schatten im Siren Alley -------------------------------------- Atlas betrat sein Versteck in Pauper´s Drop. Der Klon war noch nie hier gewesen, doch durch die eingepflanzten Erinnerungen seines genetischen Vaters wusste er die letzte Zahlenkombination die in das Sicherheitsschloss eingespeichert wurde. Die Tür schwang auf und er tastete nach einem Lichtschalter. Als er ihn fand erleuchtete eine verdreckte Deckenlampe den Raum. Eine Wand war mit mehreren Bildschirmen ausgestattet und darunter befand sich neben einem Schreibtisch ein Computer, von dem aus Fontaine die Sicherheitskameras gesteuert hatte. Atlas ging auf die Bildschirme zu. Auf ihrer Oberfläche hatte sich eine Staubschicht gebildet. Mit einem Stofffetzen säuberte er die Bildschirme und stellte dann die Stromversorgung für die Bildschirme wieder hier. Knisternd flackerten Bilder von Rapture über die Bildschirme. „Hervorragend“, murmelte Atlas zufrieden. Sein Blick viel auf das Funkgerät das auf dem Tisch lag. Er nahm es in die Hand und schaltete es ein. Mehr als ein Rauschen war nicht zu hören. Doch als er die Frequenz änderte, fing er ein paar Wortfetzen auf. „… da jemand? … versuche … raus … suche … Sister …“ Atlas legte das Funkgerät auf den Tisch, während weiter Wortfetzen aus seinem Lautsprecher drangen. Er selbst setzte sich auf den Stuhl vor den Bildschirmen und beobachtete sie eine Weile. Als es ihm zu langweilig wurde, stand er wieder auf und ging zu einem der Schränke, die in dem Raum standen. In ihnen hatte Fontaine Waffen und Munition gelagert. Atlas griff nach einem Gewehr, der passenden Munition und setzte sich dann wieder in den Stuhl. Mit dem Lappen, mit dem er über die Bildschirme gewischt hatte, säuberte er die Waffe. Etwas was auf einem der Bildschirme erregte seine Aufmerksamkeit. Zwei Splicer waren auf der Suche nach ADAM in das Auge der Kamera gefallen und auf Atlas Gesicht machte sich ein Grinsen breit. Er schnappte sich das Gewehr und verließ den Raum. Vor ihm lag das Fishbowl Diner. Seltsamer weise war es hier ruhig. Er erinnerte sich, dass nach dem der Bürgerkrieg entbrannte, sich grade hier viele Splicer gesammelt hatten. Fontaine hatte durch Pheromone alle auf seine Seite gebracht. Doch nun war niemand da. Nur das Quietschen der Sicherheitskameras hallte durch Pauper´s Drop – nicht mal ein Big Daddy war in der Nähe. Atlas verließ Pauper´s Drop, denn die beiden Splicer die er auf den Kameras gesehen hatte, befanden sich in Siren Alley. Eigentlich war es ihm total egal, wen er erschießen würde. Er wollte nur das Gefühl genießen, wenn er mordete. Als sich die Tür zur Alley hinter ihm schloss, hörte er schon einige Splicer auf den oberen Etagen miteinander streiten. Er entsicherte seine Waffe und steig die Treppe hinauf. Bis auf die beiden Splicer war nichts zu hören. Atlas fragte sich grade, wieso ihm noch kein Daddy über den Weg gelaufen war, da sah er vor sich die beiden Splicer. Er legte das Gewehr an und zielte. Die Kugel schlug direkt zwischen den Augen des Splicers ein. Er war sofort tot. „Das wirst du bereuen!“, kreischte die übrige Splicerin. „Aus dir mach ich Fischfutter. Atlas schoss ihr in die Knie und viel zu Boden, lies ihre Rohrzange fallen. Das Blut sammelte sich unter ihr und sie wimmerte, als er ihr Kinn mit dem Lauf des Gewehres anhob. Er stellte sein Fuß auf ihre Schulter und stütze ihren Oberkörper so, dass sie aufrecht saß und zu ihn aufsehen musste. Atlas setzte den Gewehrlauf auf ihre Stirn und drückte ohne zu zögern ab. Er hockte sich neben die Leiche. Der Geruch des Blutes kitzelte an seiner Nase und er atmete tief durch. Da hörte er einen Schuss und richtete sich wieder auf. Er trat vorsichtig ans Geländer und sah nach unten. Auf der Straße lag ein toter Splicer und nur ein paar Meter vor ihm, stand mit rauchender Pistole, ein junger Mann. Atlas nahm sein Gewehr wieder auf und peilte über das Korn. Sein Schuss traf in den Oberarm des Mannes und er lies die Pistole fallen. Lachend lehnte sich Atlas gegen das Geländer. „Ich hatte dich nicht so früh hier unten erwartet, Jack. Willkommen zu hause.“ Jack hielt sich den blutenden Arm und sein Blick wanderte zu Atlas hinauf. In seinem Blick zeigte sich eine Mischung aus Abscheu und Entsetzen. „Wie fühlt es sich an, nach hause zu kommen um hier zu sterben?“ „Du bist es wirklich“, zischte Jack. „Natürlich“, lachte Altas. „Wer sollte es denn sonst sein, der dich umbringt.“ Jack wollte nach seiner fallen gelassenen Pistole greifen, doch Atlas richtete wieder das Gewehr auf ihn. „Das würde ich lassen, wenn ich du wäre, Junge. Oder du bist sofort tot.“ Jack richtete sich wieder auf. Das Blut aus seiner Schusswunde tropfte von seiner Hand. „Wieso, Fontaine? Wieso bringst du mich nicht gleich um?“ „Merk dir eins, Junge. Fontaine ist nicht mehr. Ich bin zwar nur eine Kopie, aber ich war vorher nie jemand anderes. Ich bin als Atlas geboren und werde irgendwann als Atlas sterben. Und der Grund warum du noch lebst … nun.“ Atlas´ Finger legte sich um den Abzug. „Mir fällt kein guter Grund ein.“ Als Atlas abdrückte, erwischte ihn ein heftiger Elektrostoß. Er verriss das Gewehr und die Kugel krachte in eine Mauer. Der Strom schoss durch seinen Körper, seine Muskeln verkrampften sich und er spürte wie sich sämtliche Haare aufstellen. Er fiel zu Boden und konnte sich nicht mehr rühren. Jacks Kopf huschte in die Richtung aus dem der Elektrobolt gekommen war. Von seiner Position aus konnte er nur einen Schatten auf den roten Wänden sehen, der auch gleich darauf verschwand. Jack nutze seine Chance zur Flucht. Kapitel 6: Ein schlechter Anfgang --------------------------------- Jack rutschte schwer atmend an einer kalten Wand hinab. Er lehnte den Kopf gegen die Wand und kniff die Augen vor Schmerz zusammen. Die Kugel steckte noch immer in seinem Arm und er konnte sie selbst nicht entfernen. Er benötigte medizinische Hilfe. Doch er hatte den Rucksack verloren und eine Medi-Sation war nicht in Sicht. Er konnte nicht hier bleiben. Wenn Splicer erscheinen würden, wäre er ihnen ausgeliefert. Ohne Waffe und verletzt war er ein leichtes Opfer. Sein Atmen beruhigte sich langsam, und sein Blick schweifte umher. Eine große Glasfront ermöglichte den Blick nach draußen ins Meer. Von dort schienen die Neonlichter der Reklametafeln als schwache Lichtquelle herein. Dadurch war alles in ein dunkles grünliches Licht getaucht und von irgendwo hörte Jack Wasser eindringen. Über ihm knarrte die Decke des Gebäudes unter der tonnenschweren Last des Wassers. Der Boden war mit Holz ausgelegt und auch die Säulen, die er erkennen konnte waren mit Holz verkleidet. Daraus schloss Jack, dass er in einem der reicheren Viertel in Rapture war. Ein starker Schmerz durchfuhr ihn und er presste seine Hand auf seine Wunde. Er wollte grade einen Versuch starten, die Kugel aus der Wunde zu pullen, da hörte er einen Splicer. Sein Herz, das sich grade beruhig hatte, schlug nun heftig, denn zu dem näher kommenden Splicer gesellte sich aus der anderen Richtung das Geräusch eines Big Daddys. Das lang gezogene dumpfe Brummen wurde gefolgt von den erschütternden Schritten, die den Boden vibrieren ließen. Der Splicer schob sich vor die große Scheibe und Jack konnte erkennen, dass es sich um einen so genannten Nitro-Splicer handelte, denn er hatte eine Kiste unter dem Arm. Jack wusste aus eigener Erfahrung, dass in diesen Kisten sich Wurfgeschosse der explosiven Art befanden. Als dann noch die Little Sister mit ihrem Big Daddy erschien, war es höchste Zeit zu verschwinden. Doch der eine Ausweg war versperrt durch den Daddy und um durch den anderen zu flüchten musste Jack erst an dem Splicer vorbei. „Hehe hallo Kleine“, sagte der Splicer als er die Sister erblickte. „Komm her, Kleine. Gib mir all dein leckeres ADAM.“ Er machte ein paar Schritte auf die Sister zu, die sich hinter dem massigen Bein des Daddys versteckte. „Daddy! Er will mir wehtun.“ Der Protektor hob den Bohrer der sich schnell zu drehen begann. Jack schlich sich an der Wand entlang um weder von dem Daddy noch vom Splicer gesehen zu werden. Der Daddy brummte verärgert auf und kurz darauf flog die erste Sprengladung des Nitro-Splicers. Mit seinem Bohrer schlug der Daddy die Granate weg. Sie landete direkt vor Jacks Füßen. Scheiße, dachte er und versuchte sich mit einem Sprung aus der Gefahrenzone zu bringen. Doch mitten im Sprung explodierte die Granate und schleuderte Jack gegen eine der Säulen. Etwas benommen erhob er sich. Die Detonation hatte ein großes Loch in den hölzernen Boden gerissen und das genau vor dem Ausgang. Wenn er genug Anlauf nahm, würde er es womöglich schaffen auf die andere Seite zu springen. Er sah zur Seite. Der Big Daddy kämpfte noch immer mit dem Splicer. Jack nahm Anlauf und sprang. Er schaffte es grade so auf die andere Seite. Doch durch das aufkommende Gewicht, gab der Boden weiter nach und die Dielen brachen unter ihm weg. Er fand keinen sicheren Halt und stützte mehrere Meter in die Tiefe. Er krachte auf den Überrest des Holzbodens, der im angesammelten Meerwasser lag. Jacks sicht verschwamm für einen Augenblick. Das salzige Wasser brannte in seinen Wunden. Ein großer Holzsplitter hatte sich durch seine Wade gebohrt. Über ihn dauerte den Kampf zwischen dem Splicer und den Daddy an. Grade als sich Jack aufrappeln wollte, detonierte eine weitere Sprengladung. Die Decke über ihm gab nach und als Jack nach oben sah, konnte er sich noch rechtzeitig zur Seite rollen, als die gigantische Leiche des Big Daddys durch das Loch stürzte. Die Little Sister schrie nach ihrem großen Freund. „MR BUBBELS!“ Über ihm hört Jack etwas knarren. Etwas metallischem, dass sich unter großem Druck durch bog. Die starke Explosion hatte das Glasdach, unter dem der Kampf stattgefunden hatte, stark erschüttert und nun drohte es unter dem starken Wasserdruck zusammen zu brechen. Jack konnte genau auf das gesprungene Glas sehen. Unmengen Liter an eiskaltem Salzwasser würden auf ihn hinabstürzen. Er wäre nicht in der Lage sich zu retten und müsste qualvoll ertrinken, nur um dann in einer der Vita-Chamber irgendwo in Rapture wieder aufzuwachen. Ein Tropfen fiel auf seine Nase und keine zwei Sekunden später gab das Glasdach nach. Schlagartig wurde es kälter, als das Wasser eindrang und es riss alles mit sich, was es erfassen konnte. Jack sah das Wasser auf sich zukommen, da schob sich ein dunkler Schatten vor ihn und hob die Hände abweisend gegen die eindringenden Fluten. Das Telekinese Plasmid war so stark, dass es die Wassermassen aufhielt. Es lief wie über eine Kuppel über Jack hinab. Es war ein faszinierender Anblick, doch der Wasserpegel im Raum stieg schnell an. Ein Gesicht schob sich vor Jacks, das ihm bekannt vorkam. Der Mann bewegte die Lippen doch über das ohrenbetäubende Rauschen des Wassers konnte er nichts hören. Er wurde hoch gehoben und über den Rücken des Mannes gelegt. Jack versuchte herauszufinden wer ihm da half, doch seine Augen versagten und er schloss sie. Das Rauschen des Wassers verstummte abrupt als sie durch eine rettende Tür gingen, die sich wasserdicht hinter ihnen schloss. „Willkommen zurück, Kleiner.“ Kapitel 7: Haunter ------------------ Jemand injizierte ihm etwas in seinen Arm. Er kannte das Gefühl von den Heil-Stationen, die in Rapture hingen. Seine Schmerzen ließen Augenblicklich nach, sein Herzschlag und seine Atmung normalisierten sich und er öffnete wieder die Augen. Er setzte sich auf und sah sich um. Wiedererwaten war die Umgebung keiner der medizinischen Einrichtungen sondern es sah eher aus wie in Büro. Er lag auf einem alten abgewetzten Ledersofa. Ein Mann mit grauen Strähnen durchzogenem schwarzen Haar stand auf der anderen Seite des Büros und warf die verbrauchte Spritze weg. „Geht’s dir jetzt besser, Kleiner? Ich hab den Splitter aus deinem Bein gezogen und die Wunden verbunden. Ich hoffe es ist nicht zu fest. Die Wunden müssten sich auch schon bald schließen.“ Er nahm die Brille von der Nase und kam zu ihm zurück. „Ja, mir geht’s besser… “, sagte Jack etwas zögernd und fuhr sich über den verbunden Arm. „Vielen Dank. Wer sind Sie?“ Der Mann nahm schnappte sich einen Stuhl und setze sich vor Jack. „Mein Name ist Augustus Sinclair. Geschäftsführer und Inhaber von Sinclair Sulutions. Ich war ein Freund deines Vaters. Nett dich kennen zu lernen.“ Er hielt ihm die Hand hin. Immer noch etwas benommen schlug Jack ein und grüßte Sinclair. „Dann wissen Sie, wer ich bin?“ „Natürlich. Junge. Ich habe lang und breit mit Tenenbaum über dich geredet und wie groß meine Hilfe für dich im Kampf gegen diesen geklonten Atlas ausfallen wird.“ Er erinnerte sich das Tenenbaum gesagt hatte, er solle Sinclair finden. „Danke, dass Sie mir geholfen haben – auch im Siren Alley. Vielen Dank.“ „Das im Siren Alley war ich nicht, Kleiner. Das hast du jemand anderem zu verdanken.“ Jack sah sich im Büro um, vielleicht war sein Retter hier und er hatte ihn nur noch nicht bemerkt. Doch er sah niemanden. „Wenn nie Sie es waren, wer war es dann?“, fragte er. „Die selbe Person, die auch das Wasser zurück gehalten hat, damit ich dich aus deiner misslichen Lage befreien konnte.“ Aus den Augenwinkeln konnte Jack sehen wie sich etwas an der Wand bewegte. Vor der Wand erschien ein Jugendlicher. „Natural Camouflage“, erkannte Jack. „Ein überaus praktisches Körpertonika“, sagte der Junge. „Ja, ich weiß. Ich habe es selbst ausprobiert.“ Der Junge trug eine alte schwarze Lederjacke, zerrissene dunkle Hosen und abgetragene schwarze Stiefel. Das einzige was an seiner Kleidung nicht schwarz war, war das dunkelblaue Tuch um seinen Hals. „Du hast mich also vor Atlas gerettet. Ich danke dir.“ „Schon gut“, winkte der Junge ab. „Das nächste Mal wenn Atlas auf dich zielt rede nicht so lang mit ihm. Greif an oder verschwinde. Ich werde dir nicht hinter laufen und dir ständig den Arsch retten. Ich hab was Besseres zu tun.“ „Das wird nicht nötig sein“, sagte Jack mit einem leicht gereizten Unterton. „Ich habe nicht vor ihm noch mal eine Chance dazu zu geben.“ „Ihr müsst zusammen Arbeiten, wenn ihr eure Ziele erreichen wollt“, sagte Sinclair uns steckte sich eine Zigarette an und bot Jack ebenfalls eine an, die er dankbar annahm. „Haunter hast du mal Feuer?“, fragte Sinclair und der Junge entzündete beide Zigaretten mit dem Feuerplasmid. „Haunter?“, fragte Jack und sah den Jungen an, auf dessen Fingern grade die Flammen erloschen. „Ja, meine Schwester hat mir diesen Namen mal gegeben. Ich weiß nicht genau wieso, aber es ist dabei geblieben.“ „Und es passt ganz gut zu dir“, sagte Sinclair lachend. Jack sah Haunter an und grinste amüsiert. „Hast du ein Problem damit?“, frage Haunter ihn gereizt. „Nein, alles in Ordnung“, sagte Jack, doch sein belustigter Tonfall verriet ihn. „Hör auf über mich zu lachen! Sonst - “, schnaubte Haunter und machte ein einen Schritt auf Jack zu. Da er gute fünfzehn Zentimeter größer war als Haunter sah er zu ihm runter. „Was so was?“ Sinclair schob die beiden auseinander. „Hört auf ihr zwei. Ihr benehmt euch ja wie Kinder.“ „Liegt wohl daran, dass einer noch ein Kind ist“, sagte Jack feixend und zog an seiner Zigarette. „Halt die Fresse“, knurrte Haunter und blickte ihn Böse an. Sinclair schüttelte den Kopf. „Jack“, sagte er und drehte sich zu ihm um. „Um Atlas zu erledigen, brauchst du seine Hilfe. Du warst lange nicht mehr hier unten und es hat sich einiges geändert. Niemand kennt sich inzwischen so gut hier aus wie Haunter.“ „Der Pimpf da?“ Sinclair drehte sich zu Haunter. „Er ist der einzige der deiner Schwester helfen kann. Selbst wenn du sie findest, wirst du ihr nicht helfen können. Er besitzt ein seltenes Plasmid, das sie von ihrem Fluch befreien kann. Ich weiß von Tenenbaum, dass sie es nicht aus deinem genetischen Code entfernt hat“, sagte der Geschäftsmann und sah wieder zu Jack. „Soll das heißen, wir müssen zusammen arbeiten?“, fragte Haunter. „Genau das soll es heißen“, sagte Sinclair. „Reißt euch also gefälligst zusammen.“ Haunter schenkte Jack einen mürrischen Blick. „Sie sind ein Geschäftsmann“, sagte Jack zu Sinclair. „Wie viel wollen Sie dafür, dass Sie uns helfen?“ „Mach dir darüber keinen Kopf, Kleiner“, sagte Sinclair und ging zu einem Schrank. „Das ist alles mit Brigid Tenenbaum abgesprochen. Und das hier ist auch noch für dich, Jack.“ Er drehte sich zu ihnen um und hielte eine Kiste in den Händen. Auf ihrem Deckel stand „SINCLAIR SOLUTIONS“. Sinclair stellte es auf den Tisch und als er den Deckel öffnete, kamen eine Pistole und ein Gewehr mitsamt Munition zum Vorschein. Zudem lagen noch die Plasmide Electrobolt und Abfackeln in Spritzen und zwei Packungen Verbandskästen darin. „Seh´ es als kleines Werbegeschenk von Sinclair Solutions“, sagte Sinclair. „Ich hoffe du kannst damit noch umgehen.“ „Wenn er vorher nicht wieder angeschossen wird“, sagte Haunter kichernd, der durch das Tonika wieder verschwunden war. Jack beugte sich über die Kiste. Er streckte seine Hand nach dem Plasmiden aus, doch dann griff er nach dem Gewehr und baute es mit wenigen Handgriffen zusammen. „Vielen Dank, Mr Sinclair“, sagte er und belug das Gewehr mit Munition. Atlas jagte sich die Nadel in den Arm und wenige Sekunden später waren seine Wunden verschlossen. „Dieser kleine Mistkerl“, fluchte er zischend. „Das war dieser Haunter. Wenn ich den erwische – es wird mir eine Freude sein ihn in tausend Stücke zu zerreisen.“ Mit einem Tuch wischte er sich die Blutspuren von der Brust und warf es zusammen mit der Spritze in den Mülleimer. Wenn Jack bei Haunter ist, dann wird es ein interessantes Spiel, dachte er sich. Nachdenklich rieb er sich das markante Kinn. Er dachte nach wie er die beiden am besten aus ihrem Versteck locken konnte. Haunter war für ihn nicht wichtig, es wäre nicht schade um ihn, wenn er bei einem Schusswechsel gleich sterben würde. Doch an Jack wollte er noch seine Rache genießen. Er musste vorerst unversehrt bleiben. Mit ADAM oder EVE konnte er den Jungen nicht locken, er war von diesen drogenähnlichen Substanzen runter. Mit einer dieser kleinen Monster konnte er ihn auch nicht locken, es wäre zu gefährlich wenn er und ungespliced einem Big Daddy begegnen würde und jemanden bedrohen der Jack wichtig war, würde auch nicht gelingen, denn er hatte niemanden hier unten. Nachdenklich sah Atlas auf einen der flimmernden Bildschirme. Vielleicht würde ihm eine heiße Dusche auf bessere Gedanken bringen. Auf dem Weg ins Bad fiel sein Blick auf die Leiche auf seinem Sofa. Ihr Blut tropfte von ihrer erschlafften Hand. Atlas bereute, dass er sie umgebracht hatte. Sie war einer der wenigen ungesplicten Huren in Rapture gewesen, die hier unten ihr trauriges Dasein fristeten. Ein ordentlicher Blowjob unter einer belebenden Dusche wäre sicher hilfreich beim Denken gewesen. „Sie muss hier raus bevor sie anfängt zu stinken“, sagte er zu sich selbst und ging dann in die Dusche. Kapitel 8: Familie ist wichtig ------------------------------ Sinclair hatte Jack und Haunter eine sicher Unterkunft, Verpflegung und Munition gegeben. Außerdem hatte er die beiden zusammen geführt, die sich nun gegenseitig unterstützen sollten. Jack beschlich der Gedanke, dass er nun nichts mehr für sie tun würde und fragte sie wie teuer diese Hilfe wohl für Tenenbaum gewesen war. „Hast du einen Plan um deinen Schwester zu finden?“, fragte Jack den Jungen der neben ihm ging. „Ich suche jede Sister und hoffe, dass sie dabei ist“, sagte er. „Was ein super Plan“, schnaubte Jack. „Der Big Daddy, der sie begleitet wird sie dir sicher einfach so überlassen. Da kann ja gar nichts schief gehen. Wir finden sie sicher schnell – wie lang suchst du sie schon?“ „Halt die Klappe“, fauchte Haunter. „Wie sieht denn dein Plan aus, diesen durchgeknallten Klon zu besiegen?“ „Ich jag ihm einfach eine Kugel in den Kopf, wenn ich ihn das nächste Mal sehe“, knurrte Jack. „Ach und du weißt wo er sich aufhält?“ „Dafür hab ich ja dich kleinen Stinker dabei.“ Haunter drehte sich zu Jack um und richtete den Lauf der Pistole auf ihn, „Erschieß mich doch“, sagte Jack ruhig und schien sogar amüsiert zu lächeln. „Du hast sowieso nicht den Mut dazu.“ „Sei froh, dass du der Einzige bist, der meine Schwester retten kann“, knurrte Haunter, lies die Pistole sinken und ging dann weiter. Sie gingen nach Fort Frolic. Selbst nach den vergangenen fünf Jahren blinken hier immer noch einige Lichter und ein paar Neon-Schilder waren auch noch in Betrieb. Es war ein komische Gefühl, wieder hier zu sein. Er erinnerte sich noch ganz genau an Sander Cohen, den egozentrischen Künstler, den er hier getroffen hatte. An den Wänden hing Werbung für die Werke des Künstlers und Jack war sich sicher, dass er selbst wenn er jemals die Chance bekommen hätte, er niemals sich irgendwas von Cohen angesehen hätte. Das was er gesehen hatte, reichte ihm für sein ganzes Leben. „Da“, flüsterte Haunter, blieb stehen und holte Jack aus seinen Gedanken. „Splicer.“ Jack ging etwas in die Hocke und lugte über eine Bank. Zwei Splicer untersuchten grade eine Leiche die an die Wand gelehnt lag. Er konnte nicht genau hören, was sie sagten, doch sicher war es nichts Wichtiges und auch nichts Sinnvolles. Neben ihm verschmolz Haunter mit seiner Umgebung. Aus dem Nichts kam seine Stimme. „Es wird wohl nicht lange dauern dann kommt ein Daddy vorbei und mit viel Glück auch meine Schwester.“ Er wollte nichts sagen, doch Jack bezweifelte, dass sie gleich beim ersten Versuch Erfolg haben würden. Aus den Augenwinkeln sah er rotes Licht flackern. Er wand den Kopf um zu sehen woher das Licht kam. Es war der rote Apfel vom EVE´S GARDEN. Ein paar Buchstaben waren schon erloschen und der leuchtende Apfel würde es ihnen bald nachmachen. Jack war den Splicern einen Blick zu, dann schlich er zum EVE´S GARDEN. „Wo willst du den hin?“, hörte er Haunter zischen, doch er ignoriere ihn. Die Tür zum GARDEN war offen und Jack huschte hinein. Links von ihm war die Bar, deren Reklametafeln für diverse Spirituosen fast alle noch in Betrieb waren und den Raum erleuchteten. Rechts von ihm befand sich die Bühne, auf deren viele Mädchen sich tanzend und strippend ihr Geld verdient hatten. Zielstrebig umrundete Jack die Bühne, als Haunter in der Tür des GARDEN erschien. „Wachst machst du hier?“, fragte Haunter verärgert und trat ein. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt um in den Puff zu gehen. Gibt hier doch sowieso keine Nutten mehr.“ Jack lief die letzten Stufe zum Schlafzimmer hinauf. Als er das Zimmer von Jasmine Jolene betrat, stockte ihm der Atem. Langsam trat er an das Bett heran, hinter dem das Reklamebild für sine hing. Auf dem Bett lag in den zerwühlten Laken ein Skelett. Jack schluckte schwer und seine Hände schlossen sich fest um das Gestell am unteren Bettende. Er hörte Haunter die Treppen hoch kommen. „Was machst du hier verdammt. Die Little Sister kommt gleich, wir müssen wieder –“, er trat neben das Bett und sah auf die Knochen herab. „Ein Skelett? Deswegen bist du hier? Wegen einem Skelett einer dreckigen Hure?“ Jacks Blick war so eiskalt, dass es Haunter das erste Mal kalt den Rücken runter lief und er einen Schritt zurück wich. „Sag … das … noch einmal“, sagte Jack und seine Worte bebten vor Zorn. „Nenn meine Mutter noch einmal eine dreckige Hure und du bist tot.“ „Es – es tut mir leid“, stammelte Haunter. „Ich … ich wusste nicht…“ Dann viel sein Blick auf das Bild, das schief an der Wand hing. „Andrew Ryan´s Favorite Gal“, las er leise. “Jasmine Jolene” “Mary-Catherine”, fügte Jack leise, mit dünner Stimme hinzu und lies nun endlich das Bettgestell los. „So war ihr eigentlicher Vorname.“ Traurig sah auf seine Mutter herab. Wenn Atlas tot ist, sagte dachte er Dann begrabe ich sie und Dad in Arcadia. Ich will nicht, dass ihrer Knochen hier verrotten. „Komm“, sagte er mit lauter und fester Stimme zu Haunter. „Wir haben genug Zeit verschwendet.“ Sie verließen den Raum, doch Jack blieb noch mal kurz stehen. Er warf noch mal einen Blick auf das Bett und als Haunter nicht hinsah, wischte er sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Die Splicer hockten immer noch über der Leiche, als die beiden aus dem EVE´S GARDEN kamen. Von weiten hörten sie die dumpfen Schritte eines Big Daddys. Leise schlichen die beiden an die Treppe, von denen sie die Schritte hörten. „Da ist die Sister“, murmelte Jack und zeigte auf die zwei leuchtenden Punkte in der Dunkelheit unter ihnen die sich hüpfend auf die zu bewegten. Leise stieg Haunter die Stufen hinab, er war dabei kaum zu hören. Dagegen kam sich Jack wie ein Elefant im Porzellanladen vor. Doch der Daddy schien sich nicht für sie zu interessieren. Solange sie der Sister nicht zu nah kamen, würde das auch so bleiben. „Ist das deine Schwester?“, fragte Jack, doch Haunters Gesichtsausdruck sprach für sich. „Wir müssen weiter suchen“, sagte Haunter und ging weiter. „Willst du der Kleinen nicht helfen?“, fragte Jack. „Soll sie für immer eine Little Sister bleiben?“ Haunter zuckte mit den Schultern. „Mir egal.“ Jack packte ihn am Kragen und hob ihn vor sein Gesicht. „Wir werden die Kleine retten, genau so wie jeder andere auch, die uns über den Weg läuft. Hast du verstanden?“ „A-aber der Daddy“, sagte er mit abgedrückter Stimme. „Sag bloß du hast noch nie gegen einen von denen gekämpft“, sagte Jack und setzte Haunter unsanft auf dem Boden ab. Haunter rieb sich düster drein blickend den Hals. „Nein, hab ich nicht – ich will doch nicht sterben“ Jack grinste ihn an. „Irgendwie gefällt mir das nicht“, meinte Haunter. … Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)