Chemical Product von Shisuka (Die Geschichte eines etwas anderen Mädchens) ================================================================================ Kapitel 2: Erste Eindrücke -------------------------- Ich kam mir völlig überrumpelt vor. Etwas minderbemittelt starrte ich sie an. Aber, na ja. Ich machte mir nicht all zu große Hoffnungen, dass ich jetzt noch ein normales Leben hätte führen können. Insgeheim dachte ich mir, dass es vielleicht schlauer gewesen wäre einfach zu sagen, dass ich ein ganz normales Mädchen bin, dass -wieso auch immer- ins Koma gefallen und nun wieder aufgewacht ist, aber natürlich ist es offensichtlich, dass die Wahrheit viel leichter zu verstehen ist. 'Guten Tag, du bist ein Kind aus dem Glas, das wieso auch immer 15 Jahre alt ist und nun einfach so mir nichts dir nichts ins Leben geschickt wird!' Oh, vielen vielen Dank!Inzwischen waren wir an einem Auto vor dem Gebäude angekommen. Von außen sah das Bauwerk gar nicht so extrem nach einem Forschungsgebäude aus, sondern eher, wie ein Wohnhaus. Schade. Ich hatte mir noch Hoffnungen gemacht, dass das hier ein riesiges Unternehmen war und mir der Chef ordentlich Taschengeld geben würde. Ja, so bescheuert ich mich auch manchmal ausdrücken konnte, ich hatte sehr schnell meine Vorteile aus der Situation berechnet. Wie es allerdings schien, war meine kreative Ausmalung nicht zutreffend. Verdammt. Immerhin hatte ich einen Ort an den ich gehen konnte, wenn ich mal nicht klar kam. Mit Mrs Patterson als Aufpasserin konnte ich sicher sein, dass ich zumindest seelisch einen Ansprechpartner haben würde. Aber wenn ich genauer darüber nachdachte, kam mir der Gedanke, ob es überhaupt notwendig war, da man mir ja vielleicht keine Gefühle gegeben hatte. Das wäre natürlich äußerst praktisch. Wir gingen zu einem kleinen, silbrig glänzenden Kombi, der wohl Mrs Patterson gehörte. Sie öffnete mir höflich die Tür und ich stieg ein. Sie schloss die Tür und stieg vorne ein. Als sie den surrenden Elektromotor an warf, hatte ich einen spontanen Einfall. Doch als ich ihn meiner Fahrerin mitteilen wollte, machte ich mich wie so oft zum größten Idioten des Jahrhundert (Mist! Wir sind im Jahre 2046! Es gab seit 46 Jahren niemanden, der meine wahnsinnig große Genialität untertraf?): "Vielleicht träume ich ja auch nur und wenn ich Pech habe, kommen Sie gleich zu mir auf den Rücksitz und fressen mich."Wie erwartet lachte Mrs Patterson laut auf."Deine Wunschfantasien sind wirklich amüsant, Alyxandra!"Alyxandra. Hm... Wer war diese Alyxandra eigentlich, dachte ich mir plötzlich. Wie sah ich aus? War ich ein Mode-Desaster? War ich schlank und groß oder eher klein und ein wenig pummelig? Ich richtete meinen Blick auf den Frontspiegel und stellte fest, dass mein Antlitz ertragbar war. Ich hatte helle Augen, ob blau oder grün konnte ich nicht sehen, und mittellanges, leicht gekräuseltes und kastanienbraunes Haar. Ein Glück, dachte ich mir. Zum ersten Mal sah ich an mir hinunter. Ich trug ein Sweatshirt und eine Jeans. Auch in Ordnung. Mrs Patterson war gerade dabei auszuparken, als ich sie fragte:"Gibt es noch irgendwas, das ich über mich wissen sollte?"Sie lächelte und meinte freundlich:"Du heißt Alyxandra Murray und dein Geburtsdatum ist der 16. November. Du bist 15 Jahre alt und laut den Analysen einen Meter und zweiundsiebzig Zentimeter groß. Du wirst in die erste Klasse der Simmon-Highschool gehen.""Wo werde ich zukünftig wohnen?", fragte ich."Wahrscheinlich entweder bei mir oder im Labor. Das wird der Chef entscheiden. Ach ja, falls jemand fragen sollte, du bist ein Adoptivkind, klar? Von den Experimenten muss niemand etwas wissen."Sie wirkte etwas nervös. Ich nickte gehorsam."Finden Sie nicht, dass Sie die Sache sehr ungeschickt angegangen sind? Ich meine, es wäre doch tausend mal schlauer gewesen mir einfach eine Lüge zu erzählen, damit ich nichts weitersage."Sie lächelte."Es ist besser für dich, wenn du es weißt. Du wirst schon sehen warum."Ich schwieg. Circa zehn Minuten später kamen wir an einem großen Gebäude an."Steig aus.", rief mir Mrs Patterson auf einmal. "Schnell!"Ich war ein wenig verwirrt."Bitte was?", meinte ich. Mein Gott, ich war so dämlich!"Wir sehen uns später.", meinte Mrs Patterson eilig.Ich stieg widerwillig aus und warf einen Blick über den Hof. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Mrs Patterson mit quietschenden Reifen und einem Wahnsinnstempo die Einfahrt verließ. Komisch. Ich blickte auf. Dies war meine Schule. Auf einmal hörte ich einen hysterischen Schrei und ein Mädchen rannte quietschend auf mich zu. Ich wollte gerade zu einen misstrauischen "Kennen wir uns?" ansetzen, doch die Person rannte an mir vorbei und streifte meine Schulter."Liz!!!", schrie sie woraufhin ein anderes Mädchen mit blond gefärbten Haaren sie stürmisch umarmte. Dann drehten sie sich beide zu mir um und betrachteten mich mit einem angeekelten Blick."Wer ist denn das?", fragte die Blonde."Kenn ich nicht. Vielleicht eine Neue. Hey du! Wie heißt du?""Murray. Und du?", erwiderte ich kalt."Haha, wie schlau bist du denn? Deinen Vornamen will ich wissen!", die Blonde lachte schrill."Alyxandra. Und jetzt würde ich gerne wissen, wie ihr heißt.", antwortete ich."Carry Thompson.", meinte das Mädchen, das mich beinahe umgerannt hätte."Lizzy.", meinte die Blonde.Ich lachte."Und was ist mit deinem Nachnamen?", fragte ich spöttisch."Mehr musst du nicht wissen. Solange du dir meinen Vornamen behälst, weißt du genug. Merk ihn dir lieber, du wirst bestimmt noch von mir hören, Murray."Sie funkelte mich an und ging dann mit ihrer Freundin ins Gebäude. Ich konnte nur hoffen, dass nicht alle hier so waren... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)