Love has a bitter taste von VampirePsych ================================================================================ Prolog: Bitter Taste -------------------- Müde. Ich bin so unendlich müde. Die während unseres Konzertes freigesetzten Endorphine verschwanden langsam. Seufzend sah ich zu Jun herüber, der über einen Witz von Shinya lachte. Normalerweise trank ich während unserer Tour keinen Alkohol, hatte mich aber von ihnen überreden lassen, mal eine Ausnahme zu machen. Und wie immer machte der Alkohol mich einfach nur müde. Mein Kopf ruhte bereits auf meinen Armen. Inoran und Ryuichi unterhielten sich über meinen Kopf hinweg, doch das nahm ich nur noch als leises Säuseln war. Ich mochte die Stimme unseres Sängers. Hörte ihm nur zu gern zu beim Reden. Und so driftete ich langsam weg, sah in Lichtblitzen unser Konzert vor mir. Die Fans hatten gekreischt, einige fielen in Ohnmacht als wir die Bühne betraten. Es machte Spaß mit den weiblichen Fans zu flirten. Jeder von uns tat es. Ein kleines Lächeln, ein kurzer Blick an der richtigen Stelle oder ein noch kürzeres aufblitzen der Zunge. Meine Finger waren wie von selbst über die Saiten meiner Gitarre geglitten, kannte ich die Lieder doch im Schlaf. Ryuichis Stimme drang an mein Ohr, hatte er sich wieder einmal hinter mich geschlichen. Ich grinste, lehnte mich an den Sänger und wandte ihm mein Gesicht zu. Flüsterte ihm ins Ohr und lauschte auf die Schreie des Publikums. Kurz bevor wir uns voneinander lösten, berührten meine Lippen seine Wange. Ryuichi lachte bevor er zur anderen Seite der Bühne lief und dort das Publikum weiter einheizte. Meine Augen folgten ihm, sahen wie er auch mit Inoran flirtete. Dies alles gehörte zum Geschäft. Wir taten es selten, legten unseren Fokus lieber auf unsere Musik und doch konnten wir es nicht völlig lassen. Sobald die Fans kreischten setzte ein Teil unseres Gehirns einfach aus, erinnerte uns an früher. Je nachdem wie weit wir gingen, hatten wir nach dem Konzert Probleme uns anzusehen. Jun fand es immer seltsam, wenn wir die ersten Stunden nach den Konzerten nicht miteinander redeten. Doch sprach er uns nicht an. Es hatte eine Zeit gegeben, da waren wir einfach verschwunden. Wir hatten es nicht mehr aushalten können, waren übereinander hergefallen. Doch diese Zeit war längst vorbei. Wir lebten nebeneinander her. Ich wusste nicht ob es noch das war was ich wollte. Ob er noch das ist was ich brauchte. Viel zu oft hatte ich ihn bereits verletzt und doch nie damit vertrieben. Ich seufzte und öffnete meinen Augen einen Spalt. Noch immer feierten die anderen unser erfolgreiches Konzert. Ryu blickte mich an, eine Augenbraue hochgezogen. „Bist du müde?“ flüsterte er in mein Ohr. Ein leichter Schauer lief über meinen Rücken, als ich leise auf seine Frage antwortete. „Ein wenig.“ Ryuichi strich sanft über mein Bein, immer und immer wieder. Ich seufzte wohlig auf. „Nicht hier, Ryu.“ Meinte ich flüsternd, ein Lächeln auf den Lippen. Ryuichi zog nun auch seine andere Augenbraue hoch und schenkte mir ein amüsiertes Lächeln. „Sie bekommen nichts mehr mit.“ Sagte er und nickte in Richtung unserer Freunde. Ich hob meinen Kopf und betrachtete Jun der Shinya gerade erklären wollte wie er Kinder bekommen könnte. Und Inoran der eifrig nickte, um Jun zuzustimmen. Grinsend drehte ich meinen Kopf zu Ryu, der nun ebenfalls lachte, bereute es aber sofort als der Raum sich anfing zu drehen. „Jun weiß wohl nicht mehr, dass unser Shinya schon ordentliche Arbeit geleistet hat mit seinen drei kleinen Kids?“ ich brummte nur, ließ meinen Kopf gegen Ryu’s Schulter sinken. „Nein, so wie er jetzt gerade drauf ist weiß er davon nichts mehr. Shinya scheint aber auch sehr interessiert zu sein.“ Ich musste lächeln, schloss meine Augen. Ich musste eingeschlafen sein, denn das nächste was ich hörte war erneut Ryuichis Stimme und ein sanftes Rütteln an meiner Schulter. „Wach auf. Komm wir bringen unsere Alkoholleichen mal ins Hotel. Shinya fängt an zu singen. Ihnen reicht es also für heute.“ Ich richtete mich langsam auf, wartete auf das Schwindelgefühl und war froh, dass es ausblieb. Der Alkohol war schneller verflogen wie ich dachte. Ich warf einen Blick auf die Uhr die über der Bar hing und war erstaunt. Anscheinend hatte ich länger geschlafen als ich dachte. „Warum hast du mich nicht früher geweckt?“ fragte ich den Sänger und sah ihn nur lächeln. „Ich wollte Jun, Inoran und Shinya nicht allein hier lassen. Einer hätt dich ins Hotel bringen müssen.“ Ich zog eine Grimasse. So schlimm dran wie unser Bassist war ich längst nicht. Er hing mal wieder an Shinya und beteuerte ihm seine Liebe, während Inoran völlig entsetzt an seinem Arm zog und nun auch anfing Jun zu schlagen. Shinya der von diesem Gezerre völlig unbeeindruckt schien, sang in den schiefsten Tönen. Seufzend stand ich auf und trennte Jun von Shinya, bevor ich diesen ermahnte mal für fünf Minuten ruhig zu sein. Shinya sah mich wütend an und ich schüttelte den Kopf. „Soll ich Aya anrufen?“ fragte ich süß lächelnd und wusste, dass ich gewonnen hatte. Aya wirkte bei ihm Wunder und das seit mehr als dreizehn Jahren. „Tschuldige Yu-chan.“ Nuschelte er und ich nickte zufrieden. Ryuichi versuchte inzwischen Inoran davon abzuhalten sich ernsthaft zu verletzen, da er immer noch wütend auf J einschlug und dabei das Gleichgewicht verlor. „Komm Kiyo es ist gut jetzt.“ Eigentlich wusste Ryu es besser. Ino würde solange keine Ruhe geben, wie Jun ihm nicht die Beachtung schenkte die er haben wollte. Die würde er aber nicht bekommen. Ich zog Jun zu mir herüber und erntete wütende Blicke seitens des Gitarristen. Wir bezahlten unsere Zeche und versuchten Schwankend den Weg zum Hotel zu finden. Shinya wackelte bedenklich lief aber zum Glück allein, sodass wir ihn nur ab und zu dirigieren mussten. Jun und Inoran hingen an uns dran. „Lass mich zu Jun!“ lallte Inoran und Ryuichi seufzte. Kiyo unternahm einen Versuch selbstständig zu laufen, direkt auf Jun und mich zu, die ein Stück hinter ihm liefen und stolperte prompt. Jun lachte und lehnte seinen Kopf an meine Schulter. „Hör auf Kiyo auszulachen. Du bist kein Stück besser.“ Sagte ich leise und beobachte wie Ryu unseren Rhythmus-Gitarristen wieder auf die Beine half. Dieser sah ziemlich mitgenommen aus, als wir schließlich unseren Weg fortsetzten und Shinya an der nächsten Straßenlaterne lehnend einsammelten. „Shinya komm schon. Du kannst vom Hotel aus mit Aya telefonieren. Lass die Laterne in Ruhe.“ Und da fing mein ältester Freund an zu weinen. Ich ließ Jun stehen, in der Hoffnung dass er auch wirklich stehen bleiben würde und zog Shinya in meine Arme. „Morgen früh wirst du es so bereuen getrunken zu haben, Freund. Komm dein Bett wartet.“ Ein weiterer Blick in Shinyas Gesicht verriet mir das er mir nicht wirklich glaubte, doch er setzte sich in Bewegung und holte schnell Ryu und Inoran ein, die mittlerweile zusammen lachten. Ich schüttelte den Kopf und nahm mir fest vor das die drei das nächste Mal am Trinken zu hindern. „Yuuuuuunneeee.“ Hörte ich die halb amüsierte, halb beleidigte Stimme unseres Bassisten und blickte zu ihm. Ein stechender Schmerz breitete sich in meinem Kopf aus als ich ihn erblickte. Hatte er sich doch wirklich auf den Bürgersteig gelegt und lächelte mich nun süffisant an. „Oh nein!“ sagte ich und schüttelte den Kopf. „Steh auf, bevor Kiyo dich so sieht!“ doch der Bassist rührte sich nicht, winkte mich nur zu sich ran. Seufzend ging ich vor ihm in die Knie. „Du kannst hier nicht liegen bleiben. Komm schon. Es ist nicht mehr weit.“ Doch statt aufzustehen, zog er mich ruckartig zu sich runter und versiegelte meine Lippen mit seinen Mund. Ich schmeckte die süßes des Alkohols und seinen herben männlichen Geschmack. Meine Versuche mich von ihm zu lösen scheiterten, da er seine Hand in meinem Haar vergraben hatte. Ein seufzen entfloh meinen Lippen, als Jun den Kuss intensivierte. Wie konnte ich hier nur Jun küssen, wenn ich doch wusste das Ryu nicht weit entfernt war? Das er uns sehen könnte. Die Gefahr erwischt zu werden ließ diesen Kuss nur noch aufregender werden. Auch wenn ich wusste das Jun sich morgen früh an nichts erinnern würde und auch in der Gefahr das wir hier entdeckt werden würden. Juns Lippen fühlten sich unglaublich weich an und erneut seufzte ich in den Kuss. Ich spürte wie Jun in unseren Kuss lächelte und löste mich von ihm. Seine Hand war bereits unter mein Hemd gewandert, liebkoste die Haut die er erreichen konnte. Unsere Blicke kreuzten sich für einen kurzen Moment. „Komm jetzt.“ Sagte ich, hielt seine Hand auf deren Finger sich bereits einen weg in den Bund meiner Hose gesucht hatten. Mit einem leichten Kopfschütteln umschloss ich seine Hand und zog ihn auf die Beine. Jun legte einen Arm um mich und so schwankten wir einen Moment, bevor ich das Gleichgewicht für uns beide fand. Ich hob meinen Blick und sah Ryu nur wenige Meter entfernt stehen. Anscheinend hatte er Shinya und Inoran bereits in ihren Hotelzimmern abgesetzt. Er senkte den Blick, drehte sich um und ging ohne ein Wort zu sagen davon. Ich hatte den Schmerz in seinen Augen gesehen. Wusste dass ich ihn mal wieder verletzt hatte. Jun blickte mich an, so gut es ihm möglich war. „Sorry Yu-chan.“ Ich zuckte mit den Schultern. Es war egal. Konnte das, was kommen sollte nicht mehr aufhalten. Kapitel 1: bittersweet crop --------------------------- Ich sah Ryu’s Rücken im Fahrstuhl verschwinden und seufzte. Jun fiel es indes immer schwerer zu laufen, sodass ich ihn mehr trug als das er eigenständig lief.  Als sich die Türen des Fahrstuhls hinter uns schlossen, lehnte Jun sich an die gläserne Wand. „Kiyo wird morgen wieder sauer sein oder?“ fragte er leise. Ich betrachtete ihn bevor ich nickte. „Ja, wird er.“  Anscheinend ließ die Wirkung des Alkohols langsam nach. „Ryu?“ fragte der Bassist und ich zuckte mit den Schultern.  J’s Arme legten sich um meine Schultern, zogen mich in eine Umarmung. „Jun lass es.“ Meinte ich ruhig und beobachte die Zahlen der Stockwerke, wie sie nacheinander aufleuchteten. „Warum? Ryu und Kiyo werden hier bestimmt nicht reinplatzen.“ Ich entzog mich den forschenden Fingern des Bassisten.  „Du bist betrunken. Morgen früh weißt du von nichts mehr.“ Sagte ich als ein leises klingeln unser Stockwerk ankündigte. Die Türen glitten auseinander und ich half Jun die wenigen Meter zu seinem Zimmer. Früher hatten wir uns immer die Zimmer teilen müssen. Das hatte oft für schlechte Laune seitens Ryu und Ino gesorgt, da sie sich meist ein Zimmer teilen mussten, während ich entweder zu Jun oder Shin gegangen bin. Ein Zimmer mit Ryu zu teilen hatte mir früher schlaflose Nächte bereitet. Deshalb hatte Shinya irgendwann entschieden wie wir die Zimmer aufteilten. Mit dem Ruhm kamen die Einzelzimmer in den Hotels, gerade als sie nicht mehr nötig waren und meistens zwei davon leer standen. Ich zog die Schlüsselkarte aus seiner Gesäßtasche und öffnete sein Zimmer.  Die Dunkelheit umfing uns und auch Juns Protest nicht allein schlafen zu wollen. „Ich will hier nicht schlafen!“ lallte der Bassist herzzerreißend. Ich seufzte und setzte ihn auf dem Bett ab. „Jun, hör auf. Mein Gott, wie viel hast du gesoffen?“  die Hände des Bassisten waren nach vorn geschossen, umfingen nun meine Hüften. Sein Kopf ruhte an meinem Bauch. „Nicht viel. Lass mich nicht allein!“ ich seufzte und löste seine Hände die mittlerweile meinen Hintern liebkosten. Er hob den Kopf und sah mich mit Tränen in den Augen an. Ich seufzte. So wollte ich den unnahbaren Bassisten auf keinen Fall sehen.  Aber wie oft waren wir schon in genau dieser Situation gewesen? „Jun, sei ein großer Bassist und Schlaf eine Nacht allein. Morgen früh kannst du dann ganz reumütig zu Kiyo ins Zimmer schleichen und um Verzeihung flehen.“ Dafür erntete ich einen bösen Blick. Schmunzelnd brachte ich den Bassisten dazu sich seiner Kleider zu entledigen.   Ich konnte nicht anders als ihn dabei anzustarren. Als mir bewusst wurde was ich da tat, wandte ich meinen Blick ab. „Leg dich jetzt hin. Wir müssen morgen zeitig aus dem Bett. Du hast nicht mehr lange, um deinen Rausch auszuschlafen.“  Ich wandte mich zum Gehen, als Jun mich mit einem Ruck auf sein Bett zog. Ein wenig überrascht fand ich mich unter dem Bassisten wieder. „Ich kenne da eine bessere Methode.“ Raunte er mir zu und beugte sich nach unten, um an meinen Lippen zu knabbern.  Seine Hand wanderte langsam an meiner Seite hinab, schob den störenden Stoff aus dem Weg. „Jun…“ seufzte ich in den Kuss, wollte dass er stoppte. Doch es spornte den Bassisten nur mehr an. Er brachte mich zum Keuchen in dem er sein Knie zwischen meine Beine schob.  „..nicht…“ flüsterte ich, als er sich an meinem Hals hinab küsste, dabei mit flinken Fingern die Knöpfe meines Hemdes löste.  Es drang nur spärlich das Licht des Flurs in das Zimmer, hatte ich Jun doch nur hinein begleiten wollen. Ich setzte mich auf, doch das half Jun nur mir mein schwarzes Hemd vollkommen vom Körper zu streichen, während er mit seiner Zunge kleine Kreise über mein Tattoo zog. Ich sog scharf die Luft ein, als der Bart des jüngeren über meine Nippel strich, vergrub meine Hände in seinem Haar. „Es muss keiner erfahren. Es erfährt nie einer, Yuune.“ Flüsterte der Bassist. Ich wollte ihn von mir wegziehen, doch er biss sich an meinem Nippel fest. Ein Keuchen entwich meinen Lippen und ich spürte wie der Bassist lächelte als er seine Erkundung fortsetze.  „Verdammt…hör… auf!“  zog ihn von mir fort.  Sein lächeln wirkte lasziv als er seinen Kopf zu mir beugte und nach meinen Lippen schnappte.   Ich drehte meinen Kopf zur Seite, doch damit hatte der Jüngere gerechnet. Er hielt meinen Kopf fest und eroberte erneut meinen Mund mit einem feurigen Kuss. Sein Körper presste sich an meinen und ich spürte seine Erregung. Seine forsche Hand hatte sich einen Weg zwischen den restlichen Stoff an meinem Körper gebahnt. Ich stöhnte als er mich ergriff und ich nicht länger ignorieren konnte wie sehr Jun mich erregte.  Jun löste unsere Lippen voneinander und grinste. „Komm lass mich dich rannehmen.“ Flüsterte der Bassist, während er immer wieder nach meinen Lippen schnappte.  „Jeder merkt, dass es zwischen dir und Ryu nicht mehr läuft.“ Sein Ton war herablassend, auch wenn er Recht hatte.  „Warum verlassen so viele Groupies dein Hotelzimmer? Morgen für morgen?“ mit diesen Worten drückte er mich zurück auf das Bett. Pinnte meine Hände in die Laken, während seine Zunge sich einen Weg über die verschlungenen Tattoos bahnte. Ich gab meine Gegenwehr auf. Warum nicht Jun? Seine Worte hatten ins Schwarze getroffen. Ich konnte mein Verlangen genauso gut mit ihm Stillen. „Verdammt!“ fluchte ich, als Jun seinen Mund um meine Erregung schloss.  Dass es im Raum plötzlich vollkommen dunkel wurde, bekamen wir beide in den ersten Momenten nicht mit. Wir waren zu abgelenkt. Doch ein Geräusch, einem Schluchzer gleich ließ uns beide für einen Moment aufblicken. „Fuck…“ flüsterte Jun, als er unseren Sänger erblickte. Er blickte uns mit seinen wunderschönen, durch die Tränen dunkel gefärbten Augen an. Doch sein Blick war wutverzerrt, seine sonst so sanfte Stimme ein wütendes krächzen. „Macht es dir Spaß? Lässt du dich gern von Jun Vögeln, während Inoran und ich in den Zimmern nebenan sind? Und wir Euch hören können?!“  ich sackte auf dem Bett zusammen, versuchte meine Kleidung zu richten. „Ryu…“ weiter kam ich nicht denn der Sänger drehte sich um und schloss die Tür hinter sich mit einem lauten Knall. Wie in Schockstarre lag ich da, unfähig etwas zu sagen. Unglücklich darüber, dass ich es habe wieder soweit kommen lassen.  Ich bedeckte meine Augen, wollte Jun nicht ansehen. Auch er saß in Schockstarre da, als würde ihm nun bewusst was wir da getan hatten. Ryu hatte mir die Groupies verziehen, hatte gemeint sie seien egal. Seien unwichtig, da ich sie nie wieder sehen würde. Langsam setzte ich mich auf, blickte Jun an und schüttelte den Kopf als er etwas sagen wollte. Jun stand auf einem anderen Blatt. Wusste er von den anderen Malen? Wusste Ryuichi von meinen früheren Ausrutschern? Die Panik griff nach mir. Auch wenn meine Gefühle für Ryu nicht mehr die gleichen waren, liebte ich ihn trotzdem. Ich wollte ihn nicht verlieren. Das Recht ihn zu halten, wo ich ihn ständig betrog hatte ich nicht. Jedoch würde ich ihn nicht gehen lassen.  Konnte nicht zulassen das er die Verbindung trennte die ich zum Überleben brauchte. Ich griff nach meinem Hemd und verließ das Zimmer des Jüngeren, als könnte allein das Verlassen des Raumes meinen Treuebruch rückgängig machen.  Jun grummelte etwas Unbestimmtes, als ich seine Zimmertür hinter mir schloss und mich auf dem Hotelflur nach dem Rücken des Sängers umblickte. Doch ich suchte ihn vergebens.   Kapitel 2: poor harvest ----------------------- Wie lange ich in der letzten Nacht vor Ryuichi’s Zimmertür stand wusste ich nicht mehr. In meinem Kopf hatten sich alle möglichen Situationen durchgespielt. Angefangen damit, dass er mich hinausschmeißen würde und nie wieder etwas mit mir zu tun haben wollte, über das einfache hinwegsehen der Situation oder wütenden Schlägen, die ich wirklich verdient hatte, bis hin zu wildem Versöhnungssex. Und bei Gott, den beherrschten wir perfekt. Doch meine Hand stoppte Zentimeter vor seiner Tür, bei jedem einzelnen Versuch zu klopfen und mich in mein Schicksal zu ergeben. Und so war ich irgendwann in mein eigenes Zimmer gegangen. Das Klingeln meines Telefons weckte mich. Ich versuchte das nervige Geräusch auszublenden, doch anscheinend kannte der Anrufer keine Gnade. Gerade als ich nach meinem iPhone tastete klingelte auch das Hoteltelefon. Leise fluchend stand ich auf, warf einen Blick auf mein iPhone, um denjenigen zurück zu rufen und das andere Gespräch anzunehmen. „Moshi Moshi.“ Meine Stimme war heißer und schmerzte. Ich konnte nur hoffen, dass es nur mir so ging. „Wir fahren in einer Stunde ab. Wenn du noch frühstücken willst tu es.“ Ryuichi legte auf, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Ich seufzte, als mir schmerzlich die letzte Nacht in den Sinn kam. Warum konnte das alles nicht nur ein böser Traum sein? Mein iPhone landete auf dem Bett als ich mich erst mal entschloss kurz duschen zu gehen. Ohne mich eines Blickes im Spiegel zu würdigen, stellte ich mich unter den warmen Strahl und genoss das Gefühl der herabprasselnden Tropfen. Jedoch würde Shinya wieder sauer mit mir sein, wenn ich das Frühstück verweigern täte. Also wurde aus meinem normalerweise einstündigen Ritual eine Art Katzenwäsche. Kurz und knapp. Der Spiegel war beschlagen als ich aus der Dusche stieg und so wischte ich mir ein kleines Sichtfenster frei, nur um es gleich wieder zu bereuen. Trotz dusche sah ich einfach grässlich aus. Und der verräterische Fleck an meinem Hals stimmte mich nur wenig optimistisch für die kommenden Tage. Ich kaschierte ihn schlussendlich mi einem schwarzen Schal, der im Ganzen mein Outfit abrundete. Langsam lief ich hinunter in den Speisesaal des Hotels und blickte mich suchend durch die dunklen Gläser meiner Sonnenbrille nach den anderen um. Ich brauchte nicht lange um sie zu entdecken. Sie saßen bereits alle und ließen sich mehr oder wenig ihr Frühstück schmecken. Es herrschte nicht wirklich überraschend eine bedrückende Stille am Tisch. Ryuichi und Jun saßen soweit es ihnen möglich war auseinander, Inoran redete unaufhörlich auf J ein und Shinya hatte den Kopf in seinen Händen vergraben. Was hatte unser Drummer nur? So wie es aussah hatte Jun die letzte Nacht erfolgreich vergessen oder zumindest verdrängt, denn er sprach mit Kiyo und lächelte dabei. Unser Manager schaute auf und strahlte. Jedoch hielt sein lächeln nicht lange als er mich sah. Ich sah wirklich schlimm aus. Jun blickte auf und verstummte ebenfalls. Ich seufzte und setzte mich auf den noch freien Platz. Ryuichi gegenüber. Eine der Kellnerinnen kam und erzählte mir von den verschiedenen Auswahlmöglichkeiten. Doch ich hörte ihr nicht richtig zu. „Bringen Sie mir doch das was ihnen am besten schmeckt. Ich lasse mich überraschen.“ Lächelte ich sie kurz an und sah wie ihre Wangen sich röteten. Als sie gegangen war seufzte ich. „Geh nur.“ Zischte Ryuichi bösartig in meine Richtung. „Du hast noch eine halbe Stunde. Das dürfte doch für eine schnelle Nummer reichen.“ Höhnte der Sänger und ich sog scharf die Luft ein. „Sei ruhig. Sie hat damit nichts zu tun.“ Ryuichi lehnte sich zurück und lachte. Seine Augen waren noch immer voller Wut und Trauer. Inoran hatte nun auch sein Gespräch mit J eingestellt, der uns beide angespannt beobachtete. Anscheinend hatte er letzte Nacht doch nicht genug getrunken. Er wusste es noch. „Stimmt, die Kleine hast du nicht flach gelegt.“ Fuhr er wütend fort. „Ryu…bitte.“ Bat… nein flehte ich ihn fast schon an. Doch der Sänger war nicht zu stoppen. Warf seine schwarzen Haare zurück und sah erst mich dann Jun hasserfüllt an. „Du warst viel zu sehr damit beschäftigt Jun zu knallen.“ Ich hörte wie Inoran tief Luft holte, sah aus den Augenwinkeln seinen entsetzten Blick. Und ich sah auch wie Jun immer kleiner wurde. „Nicht hier, Ryuichi. Du hast alles Recht der Welt auf mich Sauer zu sein, aber bitte nicht hier!“ wütend stand er auf, sodass der Stuhl auf dem er bis eben gesessen hatte umfiel. Mit den vor Wut zitternden Händen, beugte er sich zu mir rüber. „Warum? Warum nicht gleich hier? Es kann jeder hören, was du für eine kleine Schlampe bist.“ Zischte er mir entgegen. Nun wurde auch ich wütend. Doch bevor ich etwas sagen konnte erschallte ein Schlag, der mir durch Mark und Bein ging. Ryuichi und ich schauten gleichzeitig zu Inoran und Jun. Ersterer hatte Jun eine saftige Ohrfeige erteilt. Sich die schmerzende Wange haltend blickte er Inoran an. „Einmal habe ich dir das verziehen Jun, ein zweites Mal auch, aber wie kannst du es wagen noch ein drittes Mal mit ihm zu vögeln?“ ich hörte die unterdrückten Tränen in der Stimme des Gitarristen und senkte beschämt den Blick. „Kiyo… es tut mir leid. Ich hatte zu viel getrunken. „ versuchte der Bassist sich zu rechtfertigen, aber die Versuche blieben ungehört. „Mir ist es verdammt noch mal egal wie viel du säufst! Wenn du deinen Schwanz dann nicht bei dir behalten kannst, hör auf zu trinken!“ Kiyonobu’s Stimme wurde immer lauter. Unser Manager versuchte vergeblich Inoran zu beruhigen oder zumindest etwas leiser zu sein. Panisch blickte er sich im Raum um, aber außer uns befand sich zum Glück niemand hier. „Wir haben nicht miteinander geschlafen. Soweit sind wir nicht gekommen.“ Meinte Jun und fing sich dafür noch eine schallende Ohrfeige. Ich war beruhigt das Ryuichi seine Wut nicht so an mir ausließ. „Als wenn das eine Entschuldigung wäre! Was gibt dir Yuune?? WAS?“ schrie er. Als Jun ihn nur ratlos anblickte, drehte er sich um und verließ den Raum. Nun drehte ich meinen Kopf wieder zu Ryu, doch er sah nicht minder wütend aus wie Inoran. Seine vor Wut geballten Fäuste zitterten. Seine Stimme ein heißeres Flüstern. „Yuune mir reicht es. Ich kann das nicht mehr.“ Ein Schluchzer, der Blick ruhelos über mich wandernd. „So hat es keinen Sinn. Es hat absolut keinen Wert. Ich liebe dich, weiß Gott warum aber ich liebe dich aus tiefsten Herzen. Aber meine Kraft ist aufgebraucht.“ Seine Schultern sackten herab, als er mutlos den Kopf sinken ließ. „Ryu… wir haben nicht miteinander geschlafen. Yuune wollte es doch gar nicht.“ Versuchte Jun die Situation zu retten, goss aber nur Öl ins Feuer. Ryuichi hatte uns erwischt. Er hatte gesehen, wie sehr ich in dem Moment Jun gewollt hatte. Hatte gesehen wie er meinen Schwanz lutschte. Und wäre er nur ein paar Minuten später aufgetaucht hätte Ryu gesehen wie Jun mich genommen hätte. Es hatte einfach nicht mehr viel gefehlt und ich hatte es gewollt. Wollte den Kick den mir Ryuichi einfach nicht geben konnte. Und das wusste auch der Sänger. Ich sah es an seinen Augen. Sie verdunkelten sich noch ein Stück mehr, ließen die Ringe unter ihnen noch dunkler erscheinen. Auch Ryuichi hatte in der vergangenen Nacht nicht viel geschlafen. „Lass es, Jun.“ Sagte ich mit monotoner Stimme, ohne den Bassisten anzublicken. „Du hast Recht Ryuichi. Ich bin eine Schlampe. Ich brauche es einfach. Gestern Nacht… wärst du nicht hereingeplatzt, ich hätte mit J gefickt. So einfach ist das.“ Ich senkte den Blick, nicht länger fähig seinem stand zuhalten. Ich spürte mehr als das ich es sah als er den Kopf schüttelte, sich umdrehte und den Raum verließ. Hörte wie er die Worte sprach die nur für mich bestimmt waren. „Warum? Ich liebe dich. Warum?“ seine Stimme war tränen verhangen. Eine Weile saßen wir schweigend da. Jun entschuldigte sich unter einem fadenscheinigen Grund und rannte wohl nun doch Inoran hinter her. Vielleicht hatte er mehr Glück wie ich. War das nun die Trennung gewesen? Ich wusste es nicht, hätte darüber eigentlich froh sein sollen. Es war schon lange überfällig gewesen. Unser Manager war kreidebleich im Gesicht und ließ sich von einem unserer Staffmember, die nun ebenfalls zum Frühstück erschienen aus dem Saal an die frische Luft bringen. Ich verspürte den Drang nach einer Zigarette und das obwohl ich schon seit Jahren nicht mehr rauchte. Die Kellnerin brachte mir mein Frühstück. Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse, mochte ich doch keinen French Toast. Seufzend bedankte ich mich bei ihr und schon den Toast zu Shinya der noch immer wie vom Donner gerührt schweigend da saß. „Iss ihn. Danach geht’s wieder.“ Meinte ich zu ihm und nahm einen Schluck des heißen Tees. Shinya schüttelte nur den Kopf, bevor er den Toast aß. „Und ich dachte schon, das ich gestern Nacht noch mit Aya telefoniert habe wäre das schlimmste gewesen was passiert ist.“ Ich lachte bitter auf. „Das glaub ich Dir gern.“ Ja in Shinyas heiler Welt konnte nur ein Anruf bei Aya böse enden, wenn er betrunken war. In meiner hingegen… „Es kann nun nicht mehr schlimmer kommen, Shin.“ Flüsterte ich und versuchte vergeblich die Tränen zurück zuhalten die sich nun ihren Weg an die Oberfläche bahnten, noch gut versteckt durch meine Sonnenbrille. Kapitel 3: Be a diva is not hard -------------------------------- Er lehnte sich belustigt zurück in die Kissen, in der vor nicht allzu langer Zeit sich der blonde Gitarrist gekrallt hatte. Verträumt zog er an seiner Zigarette und überlegte wie er ihn das nächste Mal dazu bringen könnte nach mehr zu betteln. Doch momentan hatte seine honigblonde Diva völlig andere Probleme. Wie aufgestachelt war er ins Bad gerannt. Kurz darauf hörte er das Wasser rauschen. Das er aber auch niemals die Türe schließen konnte. Mit einem Blick auf die Uhr entschied er sich noch einen Moment liegen zu bleiben. Er hatte nicht das Bedürfnis sich so sehr zu stylen das man ihn überall sofort erkannte, weshalb er auch nur halb so viel Zeit brauchen würde wie er.  Er drückte die Zigarette im Ascher auf dem Nachttisch aus, den er bequem aus seiner momentanen Position aus erreichen konnte als ihm etwas die Sicht verdeckte. Ein wenig verwirrt zog er das Stück Stoff von seinem Kopf und schüttelte schmunzelnd den Kopf, als er ihn vermehrt fluchen hörte. „Warum bewirfst du mich mit deiner Unterwäsche?“ fragte er und ließ sie neben sich fallen. Doch außer ein paar unverständlich, gemurmelten Worten die aus dem Kleiderschrank kamen verstand er nichts. „Hm…“ seufzend stand er auf und wich weiteren Kleidungsstücken aus die aus dem Schrank geflogen kamen.  Von seinem Gegenüber war nur der mit einem knappen Handtuch bedeckte Knackarsch zu sehen. Er konnte sich nicht daran hindern ihn zu berühren. „Hey!“ kam es nun laut protestierend aus dem inneren des Schrankes, kurz bevor der honigblonde mit seinem Kopf wieder auftauchte. „Was machst du da? Ich habe gerade völlig andere Sorgen!“ er deutete auf seinen Schrank und wollte schon wieder darin verschwinden, als die sündigsten Lippen die er kannte sich auf seine legten. Er seufzte wohlig in den Kuss, bevor er seinen Kopf zurückzog. „Jetzt nicht! Ich habe nichts zum Anziehen! Und wir müssen in drei Stunden los! Die anderen werden auch bald hier auftauchen.“ Er holte kurz Luft, sah nicht das Schmunzeln seines Gegenübers. „Ja und wenn sie uns so sehen kommen böse Gerüchte in Umlauf die wir nie wieder aufhalten können. Ganz davon abgesehen, dass Kai und Reita sowieso schon über uns herziehen. Spott und Häme sind uns gewiss, Ruha. Ich weiß.” Er löste sich von dem Jüngeren  und bewegte sich aufreizend in die Richtung aus der der Blonde vor wenigen Minuten gekommen war.   „Spinner. Sag mir lieber was ich heute Abend tragen soll!“ Uruha seufzte und begann von neuem seinen Kleiderschrank nach dem passenden Outfit zu durchsuchen. So bekam er auch nicht mit, wie einige Zeit später besagter Spinner zurück kehrte und sich in seine Kleidung schälte. „Also ich fand dein letztes Bühnenoutfit sehr ansprechend. Wie wäre es damit?“ sein süffisantes lächeln verging ihm als einer von Kouyous Schuhen den Weg in Richtung seines Kopfes nahm. „Was soll das?“ wollte er wissen doch da flog bereits der nächste in seine Richtung. „Kouyou!“ empörte er sich und besagter tauchte erneut aus seinem Kleiderschrank auf.  „Ich will nicht auf die Bühne, sondern das Konzert von den Zuschauerplätzen aus genießen, du Idiot!“  Uruha lief rot an als er sah, wie sein Gegenüber mit besagtem Bühnenoutfit spielte. Was lagen diese auch mit in seinem Schrank, fragte sich der Honigblonde. Sein Gesicht verfärbte sich eine Spur mehr als er sich an den Grund erinnerte. Aoi mochte es wenn er genau dieses trug. Gespielt enttäuscht, nahm Aoi wieder den Platz auf dem Bett ein, von wo aus er beruhigt Uruha zuschauen konnte.  „Nicht? Mhm schade auch, ich glaube ihm würde es auch gefallen. Dann hättest du endlich mal einen Grund dich mit ihm zu unterhalten.  Vorausgesetzt du würdest es hinter die Bühne schaffen.“ Er bekam einen bösen Blick zugeworfen. Für einen weiteren Moment  verschwand der honigblonde in seinem Schrank und kam dann mit zwei identischen Hosen wieder zum Vorschein.  Beide waren schwarz und würden sich hauteng an seinen Beinen anschmiegen. Er hatte ihn schon oft in diesen Hosen bewundern können. Nun hielt Uruha beide Hosen vor seine Nase. „Die…“ er schwieg kurz, „…oder doch lieber diese hier?“  Aoi liebte Mode, doch sah er bei diesen beiden Hosen keinen Unterschied. „Wo genau ist der Unterschied zwischen den beiden?“ fragte er deshalb ehrlich verwirrt. Uruha dessen Gesichtsfarbe in den letzten Minuten sich wieder normalisiert hatte, lief erneut rot an.  „Nun diese wird geschnürt. Von unten bis oben. Es dauert eine halbe Ewigkeit bis ich sie anhabe, wenn mir niemand hilft. Aber das ausziehen kann wirklich Spaß machen…“ die letzten Worte hatte er nur noch geflüstert, den Blick von dem schwarzhaarigen Gitarristen abgewandt. Aoi gefiel die Vorstellung Uruha aus dieser Hose befreien zu müssen. „Ich dachte ich solle heute Nacht zu Hause schlafen?“ fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen.  Sie führten nicht die Art Beziehung die Uruha gerne hätte und doch verbrachte Aoi die meisten Abende und Nächte in seiner Nähe. Aoi war nie bereit gewesen eine feste Bindung mit ihm einzugehen. Auch wenn er ihn schon mehrmals darauf angesprochen hatte. Denn Uruha blieb nie lange bei ein und denselben Mann.  „Welche, Yuu? Sag es mir. Ich muss mich doch auch noch schminken!“ empörte er sich. Aoi seufzte leise, bevor er vom Bett rutschte und ihm eine Hose aus der Hand nahm. „Ich soll dir also helfen hier rein zu kommen?“ er schenkte ihm ein aufrichtiges lächeln. Uruha wunderte sich kurz, nickte aber.  Aoi hätte es nie für möglich gehalten, aber sie brauchten eine gute halbe Stunde, bevor sich das lederartige Material fest an seine wohlgeformten Beine schmiegte. Er leckte sich unbewusst über die Lippen. Seine Hände strichen an den Beinen des honigblonden auf und ab. Er konnte hören wie Kouyou wohlig seufzte und nur mit Mühe konnte er sich beherrschen nicht weiter auf diese Berührung einzugehen.  Bereits während ihrer Probe heute Vormittag war es schwer gewesen, seinen Blicken Stand zu halten. Beide waren froh gewesen, dass Kai die Probe früher als sonst beendet hatte, da sie am heutigen Abend noch auf das Konzert wollten. Aoi hatte dich Chance ergriffen und ihn mal wieder verführt.  Es war pures Glück das sie es noch bis in Uruhas Wohnung geschafft hatten. „Was ist das nur zwischen uns?“ fragte Uruha leise, beobachtete Aoi der verträumt mit den Schnüren seiner Hose spielte. Er schien die Frage nicht gehört zu haben. Sanft strich Uruha durch die noch nassen Haare seines Freundes. „Wir sollten uns langsam wirklich fertig machen, Yuu. Kai und Ruki werden wirklich bald hier sein.“ Aoi legte seinen Kopf an das Bein des Gitarristen und schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Er wusste, dass aus ihnen nie etwas werden würde. Das konnte einfach nicht gut gehen. Sie würden es definitiv bei dem belassen was sie bis jetzt hatten.  Er legte kurz seine Lippen auf Uruhas Hüftknochen und stand dann auf.  „Soll ich deine Haare trocknen?“ fragte der jüngere der beiden. Aoi nickte lächelnd. Kurze Zeit später klingelte es an der Tür.  Uruha, der mittlerweile mit seinem Make up beschäftigt war, rührte sich keinen Millimeter von seinem Spiegelbild weg. Auch Aoi hatte sich nicht bewegt und lauschte wie die Klingel immer und immer wieder betätigt wurde. Kurz darauf wurde heftig an die Tür geklopft. Uruha grummelte, rührte sich aber noch immer nicht von seiner momentanen Position weg. „Schon gut, ich öffne.“  Sagte Aoi und begab sich zur Wohnungstür. Kurz darauf hörte er wie Ruki seine Wut an dem Gitarristen ausließ. „Hey, nun mal halblang Giftzwerg. Ruha bewegt sich nun mal keinen Millimeter, wenn er vor dem Spiegel der bösen Königin steht.“ Uruha stockte kurz der Atem, hörte er doch Aois Belustigung aus dem eben gesagten heraus. Er hörte wie Kai versuchte sein Lachen zu unterdrücken. Wie ein durchgedrehter Spatz schimpfte Ruki auf seinem Weg in Uruhas Schlafzimmer. Dort blieb er verwirrt stehen, seine Schimpftirade stoppte. „Kou, sag mal ist dein Schrank explodiert?“ Ruki blickte den Gitarristen mit hochgezogenen Augenbrauen an, besah sich sein Outfit von oben bis unten. „Und da meinte Kai, ich würde es übertreiben.“  Genannter stoppte hinter  seinem Vocal und pfiff leise durch die Zähne.  „Also wenn ihr es nicht getrieben habt, wie die Karnickel und hier kein Tornado durchgefegt ist, was zur Hölle habt ihr dann gemacht?“ fragte der Drummer und sah zu Aoi. Dieser zuckte nur mit den Schultern und machte es sich nun schon zum wiederholten Male bequem auf dem Bett seines Freundes. Für die anderen zwei war es nichts ungewöhnliches Aoi in dessen Bett zu sehen. „Weder das eine noch das andere, Kai. Ruha wusste einfach nicht was er anziehen soll. Glaub mir es war schon witzig anzusehen wie all das hier ins Zimmer flog.“ Aoi lachte und fing den Mascara auf den Uruha nach ihm warf. „Wahh! Kai, es lebt!“ lachte Ruki und legte sich zu Aoi auf das breite Bett. „Sei doch still Ruki!“ zischte Uruha und hatte scheinbar den letzten Lidstrich gesetzt, denn er drehte seinem Spiegel den Rücken zu. Kai schüttelte den Kopf und begann das Chaos zu beseitigen. „Warum ist es eigentlich immer dasselbe mit euch?“  Aoi und Ruki lachten gleichzeitig, während Uruha schnell selbst nach ein paar Kleidungsstücken griff und sie in die Kommode neben seinen Spiegel stopfte. Ruki beobachtete es mit hochgezogenen Augenbrauen. Bevor er jedoch eine Frage stellen konnte fiel ihm Aoi ins Wort.  „Wann kommt eigentlich Rei?“ Ruki zuckte elegant mit seinen Schultern, sein Blick verfinsterte sich einen Moment. „Keine Ahnung. Der war heute Mittag  plötzlich weg.“  Aoi stutzte und sah seinen langjährigen Freund verwundert an. Lief da etwas zwischen seinem Vocal und den Bassisten? Schwer vorstellbar, schworen doch beide Hetero zu sein. Er tat es mit einem Schulterzucken ab und beobachte Kai, der nun auch den letzten Rest Kleidung wieder dahin befördert hatte wo er hingehörte. Erschöpft wischte er sich über die Stirn. „Mann oh Mann, Kou. Du brauchst nen größeren Schrank. Noch besser wäre es wenn wir nie wieder auf ein Konzert von Luna Sea gehen würden. Dann hättest du auch nie im Leben  den Inhalt deines Schrankes im Zimmer verteilt.“  Aoi sprang vom Bett auf und schob Kai aus dem Schlafzimmer raus. Er hatte gesehen das Uruha kurz vor einer Explosion stand. „Kommt. Wir holen jetzt unseren Bassisten ab und hoffen, dass unsere zwei Diven hier nicht weiter in der Masse auffallen werden.“  „Hey!!!“ empörten sich die angesprochenen Diven.  „Ist doch die Wahrheit, ihr Zwei.“ Flüsterte Aoi und zog sich seine Schuhe an. Kai lachte nun frei heraus.  „Jeder andere würde sich mächtigen Ärger einhandeln, Yuu. Was hast du an dir, das nur du sie so nennen darfst?“ die Mundwinkel des Gitarristen zogen sich nach oben. „Ganz einfach. Ich bin einfach mal liebenswürdiger als du oder Rei.“ Kai lachte und deutete hinter Aoi. Besagter drehte sich langsam um und erbleichte. Ruki und Uruha standen mit wütendem Gesicht hinter ihm, ihre Hände in die Hüfte gestemmt. „Yuu…“ gab Uruha mit einem zuckersüßen lächeln, zischend von sich. Auch Ruki kochte. „ Ruki, oh Ruki, du bist der Schönste hier…“ Ruki der gerade etwas sagen wollte, stockte und sah Yuu verwirrt an. „…Aber Uruha hinter den sieben Kleiderbergen bei den siebzig  Mascaras ist noch tausendmal schöner als ihr.“ Ruki und Uruha liefen feuerrot an. Lachend drehte Aoi sich um und verließ schnellen Schrittes die Wohnung.  Kai folgte ihm lachend, während die böse Königin und Schneewittchen noch wie versteinert dastanden und das eben gesagte verarbeitete Kapitel 4: Be a Diva is not hard Part 2 --------------------------------------- “Verdammt. Wie konntet ihr zulassen das die beiden sich so auftakeln?“ kam der vorwurfsvolle Ausruf ihres Bassisten als dieser Kouyou und Takanori sah. Es war eine Sache dass sie ihn zu diesem Konzert mitschleiften, aber er wollte um Himmels Willen nicht erkannt werden. Jedoch so wie die beiden gekleidet waren, verlor er jegliche Hoffnung auf einen ruhigen Abend. „Ach, mach dir mal keinen Kopf ReiRei. Schlimmer wie gewöhnlich kann es auch nicht werden.“ Aoi klopfte ihm lachend auf die Schulter. Reita würde sich nie daran gewöhnen, dessen war er sich sicher. „Können wir jetzt fahren? Ich will nicht zu spät kommen!“ aufgeregt sprang Uruha neben Ruki auf und ab. Ihr Vocal griff nach dem Arm des Gitarristen und hielt ihn so am Boden. Uruha verzog seine schönen Lippen und sah Aoi mit seinen wehleidigsten Dackelblick an. Damit hatte er Gitarrist bereits gerechnet und kam dennoch nicht dagegen an. „Ruhaaa…“ Aois Stimme vibrierte beim Klang dieses Namens. Er trat auf den anderen Gitarristen zu und strich ihm sanft über den freien Unterarm. Der Leadgitarrist löste sich von Ruki und hängte sich förmlich an Aoi. „Ich möchte einfach nicht verpassen wie sie auf die Bühne kommen. Dieser Moment ist doch wichtig.“ Aoi konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken.   „Kai wir hätten die zwei zu Hause lassen sollen. Die können sich doch allein besser beschäftigen, als mit uns allen.“ Meinte Reita. Kai der indes Ruki beobachtet hatte, lachte über Reitas Klage. „Ja klar. Lass Kou zu Hause wenn er die Chance hat Sugizo auf der Bühne zu sehen. Wir müssen morgen auftreten… mit ihm.“ Akira verschränkte seine Arme und schaute Finster auf unsere Gitarristen. Dann wanderte sein Blick zu Takanori. Dieser verfinsterte seinen Blick und starrte bewusst in eine andere Richtung. Kai seufzte da er die Probleme der beiden sah und ihnen dabei doch nicht helfen konnte. Er hatte für alle ein offenes Ohr, das war das Einzige was er machen konnte ohne sich zu sehr einzumischen. Oft genug vertraute der kleine Vocal sich ihm an, ebenso wie Uruha. Beide waren nicht das was sie nach außen vorgaben, aber wem konnte er das schon erzählen? „Es ist jedes Mal unglaublich wenn Sugizo die Bühne betritt. Du spürst förmlich wie die Luft sich verändert.“ Schwärmte Uruha und sah dabei nicht wie Aoi leicht genervt die Augen verdrehte. Er kannte seinen Kou, wusste wie verknallt er in den anderen Gitarristen war. Seine Hoffnung war jedoch, das dieses „verliebt“ sein nur auf der musikalischen Ebene bestand hatte. Würde er ihn sonst immer wieder in dunkle, einsame Ecke ziehen? Für ein paar Momente der Zweisamkeit?   Dass er sich auf keine richtige Beziehung mit seinem Leadgitarristen einließ, bedeutete noch lange nicht dass es ihm nicht schmerzte wenn Kouyou mit einem anderen Mann verschwand oder aber über Sugizo schwärmte. „Yuu! Du hörst mir gar nicht zu!“ ein kräftiger Ruck an seinem Arm beförderte ihn zurück aus seinen Gedanken. „Sorry. Lasst uns jetzt aufbrechen. Es sind nur noch zwei Stunden bis zum Einlass.“ Kai, Ruki und Reita hörten den bitteren Unterton in Aois Stimme. Nur Uruha begann bereits wieder von Luna Seas Leadgitarristen zu schwärmen. Kai schüttelte den Kopf. Da keiner den ersten Schritt tat dirigierte Kai seine Freunde nun in Richtung seines Wagens. Reita regte sich erneut über Kouyous enganliegende Hose auf als sie bereits im Wagen platz genommen hatten. Auch sein Shirt bekam kein gutes Wort ab. Dieses jedoch musste in einem früheren Leben ein normales Fanshirt gewesen sein. Wenn man genug Vorstellungskraft besaß konnte man es sich sogar vorstellen. „Kouyou sag mal was hast du dem armen Shirt angetan?“ verwirrt unterbrach der Gitarrist seine verträumten Gedanken. „Was soll ich wem angetan haben?“ fragte er verwirrt. Akira deutete auf sein Shirt.   „Deinem Shirt.“ Ruki drehte sich vom Beifahrersitz um und besah es sich genauer. Uruha schien noch immer sichtlich verwirrt. Er schaute sich das fragliche Objekt an, fand jedoch nichts Seltsames. Es passte sogar perfekt zu seiner geschnürten Hose. Die Armpartien waren abgetrennt, der  restliche Stoff lag hauteng an seinem Oberkörper an. Vorder- und Rückseite wurden durch schwarze Lederschnüre zusammengehalten, dazwischen blitzte seine weiße Haut hervor. Und auf seiner Brust prangte das Emblem Luna Seas. „Ich weiß nicht was du meinst Rei.“ Kouyou zog eine seiner wohlgeformten Augenbrauen nach oben, blickte zu Ruki der sich weit in seinem Sitz herumgedreht hatte. „Ich finde es klasse, Kou. Es passt zu dir.“ Grinste der kleine Vocal und ehe er sich wieder nach vorn drehte, da Kai sich laut geräuspert hatte. „Alle angeschnallt?“ Es gehörte zu seinem Grundsätzen erst zu fahren, wenn auch der letzte den Gurt angelegt hatte. So wartete er bis seine Freunde einstimmig, „ Ja Mama.“ sagten. Kai fädelte sich in den Verkehr ein und so begann ihre Fahrt zur „World Memorial Hall“. Ruki begann nach kurzer Zeit durch die Radiokanäle zu schalten. Es dauerte nicht lang bis er fündig wurde und so die entstandene Stille im Wagen übertönte. Jeder hing seinen Gedanken nach und Ruki fragte sich was die Stimmung so plötzlich hatte kippen lassen.   Kizu tsuketa ato tashika Kizukenakatta koto Ayamachi no kazu kimi wo motome Mitsume aeta hazu sa   Chīsana uso ga Hibi wo umeteita Utagai wo kawasu yōu ni Ushinau imi wo kokoro ga shiru Tachitsukusu nidome no fuyu Kimi wa mienai asu ni tomadoi Koe wo age, naiteita ne Kotoba wo sagasu koto mo dekizu ni Ochiru namida wo hirotta… Ertönte es leise aus den Lautsprechern. Es war Pledge, ihr Song. Ruki begann leise mitzusingen, bemerkte nicht wie Reita ihn von seinem Platz aus ganz genau beobachte. In letzter Zeit war der Kleine total launisch. Er wusste nicht was mit ihm los war. Akira verschränkte die Arme vor der Brust und starrte zum Fenster raus. Sah wie die Straßen an ihnen vorbeizogen. Aois Kopf ruhte mittlerweile auf Uruhas Schulter. Er brummte nur ab und zu, damit Kouyou nicht dachte er würde ihm nicht zu hören. Noch immer schwärmte er über die Fähigkeiten des anderen Gitarristen und langsam. „Was glaubst du, Yuu? Wird er ein Solo haben?“ seufzend hob Aoi seinen Kopf an und blickte in die strahlenden Augen seines Gegenübers. Er liebte dieses Gesicht und ganz besonders die kindliche Naivität die er manchmal an den Tag legte. „Bestimmt.“ Bestätigte er und streckte sich so gut es im Wagen eben ging. „Hat jemand von euch Blumen geschickt?“ fragte Aoi und lehnte sich ein wenig nach vorn. „Ah ja. Ich habe das Bouquet bestellt. Genau nach deinen Anweisungen Kou.“ Dieser lächelte erfreut. Aoi lehnte sich wieder zurück, schloss für die restliche Fahrt seine Augen. Ruki verwickelte Uruha in ein Gespräch über seine neusten Ideen für sein Label. „Yuu, du musst aufwachen. Wir sind da. In fünf Minuten geht es rein.“ Etwas kitzelte an der Nase des schwarzhaarigen Gitarristen. Er verzog das Gesicht, brummte etwas Unverständliches. „Kai! Hilf mir doch mal! Sonst kommen wir zu Spät!“ Uruhas Stimme nahm wieder diesen quengelnden Ton an, den Aoi hasste. Murrend öffnete er eines seiner Augen und blickte direkt in das Gesicht seines Freundes. „Gibt ihm doch einen Kuss. Das hilft bestimmt.“ Meinte Reita und lachte laut. Kai hatte den Wagen etwas abseits geparkt, damit sie nicht Gefahr liefen schon jetzt in die Fans zu laufen. Reita und Kai wäre es lieber gewesen, durch den VIP Einlass zu gehen, jedoch hatten Ruki und Uruha solange gebettelt bis Kai nachgab. Jetzt mussten sie da durch, ob sie wollten oder nicht. Vorausgesetzt Kouyou bekam ihren zweiten Gitarristen endlich wach. „Er rührt sich nicht.“ Bemerkte Ruki und blickte in das innere des Wagens, sah das geöffnete Auge Aois. Er grinste. „Ja bewegen tut er sich nicht, aber brummen tut er!“ beschwerte sich Kouyou. Er quietschte erschrocken auf. Etwas warmes, leicht Feuchtes bahnte sich einen Weg von seiner Wange zu seinem Ohr. Aufgrund Uruhas Tonlage schauten alle gebannt in der Auto. „Hör auf dich wie ein Baby zu benehmen, Ruha. Lass uns zu deinem Sugizo gehen.“ Ertönte Aois rauchige Stimme, dicht an seinem Ohr. Auf Uruhas entblößtem Unterarm bildete sich eine Gänsehaut. Empört über Aois Frechheit zog er sich aus dem Wagen zurück. Er stellte sich neben Reita der es sich nicht nehmen lies und den Gitarristen damit aufzog. Aoi stieg grinsend als letzter aus, strich kurz über Uruhas Rücken. „Ich will nichts hören. Auf geht’s.“ meinte Kai, als er seinen Wagen abschloss und zwischen seinen vier Freunden hin und her blickte.   Sie versuchten möglichst unauffällig sich in die Reihe der wartenden Fans einzureihen. Einige Minuten später ging ein kleiner Ruck durch die Reihen und Aoi stellte erleichtert fest das es nun endlich begann. Sie wurden aufmerksam beobachtet. „Wann werden sie sich trauen? Irgendwelche Angebote?“ brummte Reita und erntete dafür einen bösen Blick von Ruki. „Fünf Minuten.“ Meinte Aoi und grinste. Uruha schüttelte den Kopf, „Nie im Leben. Ich gebe ihr zehn Minuten.“ Akira lächelte und blickte Kai an. „Hm, wenn wir beim Einlass angekommen sind.“ Uruha schob seine Lippen vor und schüttelte lachend den Kopf. „Yu, Yu, Yu. Das ist aber keine Zeitangabe.“ Aoi lachte und verlangte ebenfalls nach einer genauen Angabe. „Hm, 7 Minuten. Dann müssten wir drin sein.“ Und so warteten sie. Nach ein zwei Minuten meinte Ruki, „Sie kommt in einer Minute zu uns. Passt auf. Wenn ich recht habe, passt Reita zwei Wochen auf Koron auf.“ Reita wollte sich gerade darüber beschweren, warum ausgerechnet er auf Takanoris kleinen Hund aufpassen sollte, als das Mädchen sich in Bewegung setzte. „E- Entschuldigung.“ Stammelte sie als sie die fünf erreicht hatte. Ruki murmelte ein leises „Gewonnen.“ Und lächelte zuckersüß. „Hallo.“ Grüßte er das Mädchen, welches eine ungesunde rote Gesichtsfarbe hatte. „Bist… bist du Uruha-san?“ wandte sie sich an den Gitarristen. Aoi verdrehte die Augen. Er hatte es gewusst. Die Lederschnüre waren zu viel gewesen an diesem Outfit. Jedoch war die Verlockung einfach größer gewesen diese nachher von ihm zu lösen. „Hai.“ Bestätigte der Gitarrist und sie konnten beobachten wie das Mädchen sich kurz umdrehte, um ihren Freundinnen zuzunicken und sich dann wieder an Uruha zu wenden. „Ich bin so aufgeregt! Ich sehe Luna Sea heute zum ersten Mal live!“ erzählte sie aufgeregt. Uruha lächelte schüchtern zurück. Irgendwie war es schon niedlich so wie das Mädchen redete. „Dir wird es bestimmt gefallen.“ Meinte Aoi und lächelte breit. Sie lief feuerrot an, bemerkte dass das neben Uruha eindeutig einer der anderen GazettE Member war. Man sah wie sie ein quietschen unterdrücken musste. „Hai!“ beeilte sie sich zu versichern und verneigte sich tief. „Darf… darf… kann ich vielleicht ein Autogramm bekommen?“ fragte sie und zitterte bereits am ganzen Körper. Hatte sie wohl endlich bemerkt das GazettE komplett versammelt war. Uruha und Aoi blickten zu den anderen, die jedoch elegant mit den Schultern zuckten. „Klar. Hast du was zum schreiben dabei?“ Aoi neigte sich ein Stück zu ihr herunter, war sie doch ein ganzes Stück kleiner als der Gitarrist. Zitternd versuchte sie einen Block und einen Stift aus ihrer Tasche zu holen, benötigte aber mehrere Anläufe dafür. Reita und Kai grinsten sich an. Sie fanden das Mädchen niedlich in ihrer Art, auch wenn sie wenig Lust hatten nun Autogramme zu geben. Aoi nahm lächelnd den Stift entgegen. „Wie ist dein Name?“ fragte er lächelnd. Ruki sah mit steigender Besorgnis wie das Mädchen zitterte. Sie würde doch hier nicht Ohnmächtig werden? „Yumi.“ Antwortete sie leise und beobachte wie Aoi den Stift elegant über das Papier führte und dann an Uruha weiter gab. Auch dieser unterschrieb auf der Seite und fügte noch das Datum hinzu. So ging das Blatt reih um. Als letzter unterschrieb Ruki und reichte Yumi Blatt und Stift mit einem umwerfenden lächeln zurück. „Danke!“ sie drückte das Blatt und den Stift fest an ihre Brust, verneigte sich tief. „Kein Problem.“ Strahlte Aoi die Kleine an. Diese verneigte sich noch mehrere Male, bevor sie auf wackligen Knien zurück zu ihren Freundinnen lief. „Reita, Koron braucht drei Mal am Tag seine Mahlzeiten. Und du musst ihn fünf Mal täglich ausführen!“ Grinste Ruki und wandte sich nun nach vorn, damit er seine Eintrittskarte lösen konnte. Uruha, Aoi und Kai lachten herzlich. Nur Reita verzog grummelnd das Gesicht. Er ignorierte die anderen bis sie auf ihren Plätzen saßen. Kapitel 5: phone...call? ------------------------ Shinya seufzte. Ryuichi und Yuune ignorierten sich seit fünf Tagen. Er fragte sich wie sie die nächsten beiden Konzerte spielen sollten. Konnte es auf der Bühne gut gehen, wenn Ryu immer und immer wieder kurz davor war in Tränen auszubrechen und Sugizo die Flucht ergriff? Die Antwort schien einfach zu sein. Inoran hingegen wachte mit wachsamem Blick über jeden von Juns Schritten. Unterhielten sich Yuune und Jun war Inoran stets dabei. Ein erneutes Seufzen seitens des Drummers ließ Jun aufblicken. Es war gespenstisch still in ihrer Garderobe. Yuune hatte vor ein paar Minuten wieder einmal die Flucht ergriffen, gerade als Ryuichi sich ihm zuwandte. Hatte nach seinem iPhone gegriffen und wie sooft in den letzten Tagen schweigend den Raum verlassen. Shinya wusste einfach nicht mehr was mit seinem besten Freund los war. Er war so… ihm viel kein passendes Wort ein, das den Gitarristen momentan am treffendsten beschreiben könnte. Er wirkte zerstreut, andererseits waren seine Gedanken förmlich auf einen Punkt fixiert. Er lächelte und scherzte, im nächsten Moment war er den Tränen nah oder völlig wütend. Ja, diese stille Wut die Yuune umgab, machte ihm am meisten Sorgen. Er erschrak, als er durch eine Berührung aus seinen Gedanken gerissen wurde. „Wollen wir kurz an die Luft? Ich glaube ich brauche ein wenig Sonne.“ Für einen Moment wirkte Shinya verwirrt, folgte Jun aber wortlos nach draußen. Er sah wie dieser Inoran einen warnenden Blick zuwarf und seufzte als wir außer Hör- und Sichtweite waren. „Das war's, oder?“ flüsterte Shinya. Seine Schultern sackten zusammen, sein Blick wirkte unendlich traurig. Jun schaute ihn jedoch überrascht an. „Was soll gewesen sein?“ fragte er völlig verwirrt. Shinya jedoch schüttelte nur seinen Kopf. „Luna Sea ist doch unser aller Leben….“ Flüsterte er, bevor er lauter fortfuhr. „Wir stehen doch kurz vor der Auflösung, wenn das mit Ryu und Yuune so weiter geht. Von den Eifersuchtsanfällen deines Herzbuben mal ganz abgesehen. Warum musstet ihr beiden…“ er sprach nicht weiter, kochte doch die Wut über ihre unbedachte Tat noch zu sehr unter der Oberfläche. Hatte er doch geglaubt, das Yuune endlich diese Phase überwunden hatte. Doch der Gitarrist tat es schon wieder. „Erst Alex …nun Ryuichi. Am liebsten würde ich Yuune mal gehörig die Meinung sagen.“ Brummte der Drummer und schüttelte gleich darauf den Kopf. Jun schwieg, beobachtete seinen Freund. Anscheinend fehlten ihm selbst ein paar Puzzleteilchen um Yuune komplett zusammen zu setzen. Was hatte er verpasst? Sie hätten in dieser einen Nacht nicht zum ersten Mal miteinander geschlafen. Das hatten sie über die Jahre häufiger getan, je nach dem ob sie den Kick brauchten oder nicht. Es war seltener geworden seit Inoran diesen Platz bei ihm eingenommen hatte, aufgehört hatte es jedoch nie. „Wir waren betrunken.“ Shinya zog bei diesen Worten eine Augenbraue nach oben. Er wusste das Yuune zwar mit ihnen zusammen etwas getrunken hatte, aber bei weiten nicht genug um betrunken zu werden. „Glaubst du das eigentlich selbst, Jun?“ fragte der Drummer ihn deshalb und hob beschwichtigend eine Hand. Er sah die Empörung seines Freundes. „Yuune war nicht betrunken. Er wusste was er tat. Und das schlimmste daran ist doch das er genau wusste, dass er damit Ryuichi endgültig vertreiben würde. …“ Shinya schüttelte ungehalten den Kopf, verstand er seinen besten Freund doch wirklich nicht mehr. „Was geht nur gerade in ihm vor?“ Jun sah ebenso ratlos aus wie der Drummer, blieb aber plötzlich stehen und deutete nach vorn. Er bedeutete Shinya ruhig zu bleiben und versuchte dem Gespräch zu folgen. Doch er verstand nur fetzen. Yuune telefonierte offenbar mit jemand wichtigen. Er lächelte selig, seine Haltung zeigte wie zufrieden er momentan war. Bruchstücke seiner Unterhaltung wurden vom Wind hinüber getragen. „ Bald. ….Es sind… wenige Stunden.“ Der Gitarrist lachte. Shinya schüttelte ungläubig seinen Kopf. Was er da sah und hörte übertraf seine wildesten Fantasien bezüglich des Gitarristen. „Mit wem telefoniert er?“ wisperte Jun. „Ich weiß es nicht. Aber es gefällt mir nicht.“ Shinya sprach ebenso leise wie der Bassist ihrer Band. Er blickte direkt in die Augen des Gitarristen als er den Blick wieder zu ihm wandte. Jun und er hörten nur noch ein paar Worte, bevor der Gitarrist sein Handy einsteckte. „姫。。。愛してる。“ Sie waren beide mehr als erschüttert. „“Prinzessin, ich liebe dich.“ Jun, bitte sage mir dass ich mich gerade verhört habe.“ Doch er sah das Kopfschütteln Juns. „Langsam fürchte ich, dass du recht behalten könntest Shin. Und das gefällt mir nicht.“ Meinte der Bassist und lief dann, mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen, zu Yuune hinüber. „Wir suchen dich schon überall!“ sagte Jun. Er hatte seine Stimme ein wenig angehoben, da er noch ein gutes Stück weg von dem Gitarristen war. Yuune sah seinen Freund ein wenig skeptisch an, glaubte ihm kein Wort. „Warum? Und wo ist dein kleiner Wachhund abgeblieben?“ bei diesen Worten lächelte Yuune. Es wirkte aufgesetzt, surreal. Shinya trat zu den beiden und lachte. „Bin ich nicht Wachhund genug?“ Yuune schüttelte den Kopf, drückte kurz Shinyas Schulter. „Versuch es nicht einmal Shin. Du bist dafür genauso begabt, wie ich in der Ehe. Sei froh dass…“ er verstummte, schüttelte den Kopf. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren begann er den Rückweg. Shinya und Jun sahen sich verwirrt an, folgten dem Gitarristen und sahen schon von weiten wie zwei Personen auf sie zu liefen. Einer der beiden wirkte aufgebracht, regelrecht wütend, während die andere wie ein Häufchen elend daneben lief. Shinya seufzte, wie sooft an diesem Tag. „Kami-sama so hilf uns doch.“ Flüsterte er und Jun sah ihn schief von der Seite an. „Da hilft auch kein Gott mehr.“ Wisperte er und machte sich schon bereit auf seinen Freund zu treffen. Dieser riss ihn in einer förmlich an sich. Der Kuss war hart, Jun zuckte ein wenig zurück, kannte er diese Seite an seinem Kleinen doch gar nicht. Fast gewaltsam bahnte er sich einen Weg zwischen seine Lippen, wurde aber beim Tanz ihrer Zungen fühlbar sanfter. Es dauerte eine kleine Ewigkeit bis sie den Kuss abbrachen. Ryuichi und Shinya standen, ein wenig peinlich berührt, neben den beiden. Von Yuune war weit und breit nichts mehr zu sehen. „Wo…?“ setzte Jun deshalb an, doch Shin schüttelte den Kopf. „Wir hoffen einfach mal(für das heutige Konzert), dass er sich gerade an seiner Gitarre abreagiert. Wir haben seit guten zehn Minuten Soundcheck.“ Er schwieg kurz und blickte zur World Memorial Hall. „Ansonsten, beten wir doch zu Kami-sama, dass er wenigstens zum Konzert da sein wird.“ Ryuichi blickte zu Boden. Auch er wusste, dass er noch einmal mit Yuune reden musste. Er konnte es so nicht stehen lassen. Diese eine Nacht die er ihn bei Jun erwischt hatte, war nicht das einzige ihrer Probleme. Das wusste der Sänger schon länger und wollte es am liebsten verdrängen. Wollte noch immer die rosarote Brille aufsetzen, die am Anfang ihrer Beziehung alles so schön gemacht hatte. Aber das konnte er nicht mehr. Wenn Yuune glaubte, dass er den Geruch der fremden Männer auf seiner Haut nicht wahrgenommen hätte, wenn er sich Nacht für Nacht heimlich zu ihm geschlichen hatte, dann täuschte er sich. Er hatte es jedes einzelne Mal in der Nase gehabt. Er hatte gespürt wenn er mit Jun zusammen gewesen war. Denn an diesen Abenden kam er gar nicht zu ihm. Was aber war der Grund dafür, dass er ihn jedes Mal wieder so schwer verletzte und sich anschließend selbst geißelte? Am Tag als Yuune ihm seine Liebe gestand hatte er gespürt wie ernst es der Gitarrist meinte. Jedes Wort untermauerte seine Aussage. „Ryuichi, komm. Wir müssen zum Soundcheck.“ Der Sänger riss sich aus seinen Gedanken und überbrückte die kurze Distanz die zwischen ihnen war. Shinya klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Das wird schon werden.“ Sprach der Drummer. Sein Blick wirkte ernst, er glaubte an das was er sagte. Ryuichi unterdrückte die Schluchzer, die ihn innerlich zerrissen. Er konnte aber die einzelne Träne nicht verhindern, die sich ihren Weg an die Oberfläche gekämpft hatte. „Er liebt mich doch.“ Seine Stimme war kaum mehr ein wispern, doch sie hatten ihn alle verstanden. Jun sah betreten zu Boden, war er doch Auslöser der momentanen Situation. Inoran griff nach der Hand des Bassisten und hielt ihn fest als gäbe es kein Morgen. „Ino…“ flüsterte Jun und erwiderte den Druck der anderen Hand. Shinya atmete resigniert aus, zog den Sänger dichter an seine Seite. Er wusste nicht was im Kopf des Gitarristen vor sich ging, doch war er, ebenso wie Ryuichi, davon überzeugt das Yuune ihn liebte. Sie waren füreinander geschaffen. Daran konnte…durfte es keine Zweifel geben. Als Inoran das Wort an den deprimierten Sänger richtete erstaunte es nicht nur Jun. „Dieser Idiot liebt dich mehr als gut für sich selbst und dich ist. Deswegen verletzt er dich auch immer wieder. Er hat Angst das du ihn sonst eines Tages verlassen könntest.“ er hatte es leise ausgesprochen. Shinya glaubte kaum, dass er Ryu eine bessere Erklärung hätte geben können und lächelte ihn dankend an. Jedoch schallten noch immer Yuunes Worte in seinem Kopf nach. Er hatte zu jemanden „ich liebe dich.“ Gesagt und dieser jemand war definitiv nicht Ryuichi. Kapitel 6: Red Skin part 1 -------------------------- Warum war ich nicht in der Lage Ryuichi in die Augen zu blicken? Stattdessen wende ich mich immer von ihm ab. Sein Schmerz… ich habe ihn gesehen. Er ist für mich greifbar. Wie viel hatten Shinya und Jun von meinem Telefonat mitbekommen? Sie würden es nicht verstehen. Wie sollten sie es auch verstehen können, wenn ich nie darüber sprach? Ich nickte dem Staff zu und ergriff meine Gitarre. Sie allein schien mir Halt geben zu können. Es war ein Instrument, das ohne meine Führung seine Seele verlor. Erst wenn auf ihr gespielt wurde, erwachte sie zum Leben. Füllte den Saal mit ihren sanften oder harten Klängen. Ihr konnte ich bedingungslos alles erzählen und wünschte mir jedes Mal dass ich auch Ryuichi alles erzählen könnte. Aber manche Dinge verstand der Sänger einfach nicht. Wenn ich mich des Nachts in unser Bett schlich, spürte ich wenn er sich verkrampfte. Sah dass er mich enttarnte und mir meine erneute Verfehlung ansah. Aber die schlimmste Strafe für mich war, dass er mir vergab. Ein ums andere Mal. Wenn er mir das nächste Groupie verzieh. Ryuichi lächelte, blickte mich mit seinen traurigen Augen an und vergab mir. Auch die letzte Nacht mit Jun würde nach und nach in Vergessenheit geraten. Konnte ich nicht bereits die Augenblicke zählen bis er endlich vor mir stand? Ryu würde seine Arme um mich legen und seinen Kopf an meinem Hals vergraben, sodass ich seine Tränen bemerke. Warum ließ er mich nicht fallen? Die Ketten die uns banden, warum waren sie so stark? Ich blickte auf meine Gitarre hinab, während ich anfing zu spielen. Ein paar Minuten würde ich noch haben, bis die anderen hier auftauchten. Ich gab den Tontechnikern ein paar kurze Anweisungen und schon erfüllte mein Spiel die noch leere Halle. Mir fehlte die Kraft, um jetzt schon eines von Luna Seas Werken zu spielen. Ich spielte still vor mich hin und setzte die, vor meinem inneren Auge, tanzenden Noten um. Der Klang dieses Stückes gefiel mir, obwohl er zu sanft war. Er passte weder zu dem Gitarre spielenden Rocker, noch zu dem Violinisten tief in mir drin. Und doch konnte ich nicht stoppen eben diese Melodie weiter zu spielen. Ich fühlte mich wie in einer Seifenblase gefangen. Spürte das Unheil welches rasend schnell auf mich zukam. Die Gefahr jeden Moment an einen Spitzen Ast zerplatzen zu können. Die Saiten meiner Gitarre verschwammen zu regenbogenartigen Facetten, die leeren Ränge der Memorial Hall wurden zu einem tosenden Wirrwarr aus fluoreszierenden Farben. Die Scheinwerfer blickten mich alle an, blendeten mich. Einer der Lichttechniker kam schwankend auf mich zu, während seine Kleidung mit seiner Haut zu verschmelzen drohte. Ich griff an meinen Kopf und schüttelte diesen leicht. Doch das Szenario welches sich mir bot änderte sich nicht. Übelkeit ergriff Besitz von mir. Ich stellte meine Gitarre ab und schwankte von der Bühne. Die Gänge in der Memorial Hall waren verschlungen, ich wusste nicht wohin ich lief. Menschen, die mich besorgt ansprachen, schickte ich wütend weg. Was war nur los mit mir? Ich glitt an einer Wand nach unten, schloss meine Augen und hoffte dass sich meine Sicht normalisieren würde. Als ich sie nach ein paar Minuten wieder öffnete hatte sich jedoch nichts geändert. In meiner Brust fühlte ich mein Herz, wie es von Sekunde zu Sekunde schneller schlug. Meine Atmung beschleunigte sich. „Scheiße…“ ich erschrak vor meiner eigenen Stimme, war diese kaum noch zu erkennen. Das Rascheln einer Kette erregte meine Aufmerksamkeit. Ich bewegte meinen Fuß, erblickte an meinem Knöchel den Auslöser des Geräusches. Ein Schrei entkam meiner Kehle, konnte ich die Fessel doch nicht von meinem Knöchel lösen. Meine Fingernägel bohrten sich tief in die Haut unter dem Metall, versuchten dieses immer und immer wieder von meinem Fuß zu lösen. Meine Augen verfolgten die schwere Kette, fanden aber nicht deren Ende. Tränen rannen unkontrolliert über meine Wangen, mein Atem entwich nur noch stoßweise meinen Körper. Ich fühlte mich gefangen in meiner eigenen Haut, konnte dieser unter gar keinen Umständen entkommen. Panisch blickte ich mich um, doch der Raum änderte sein aussehen, wie eben die Bühne. Grelle Farben blendeten mich, ein spitzer Schrei entwich meiner mittlerweile heißeren Kehle. Laute Schritte näherten sich mir. Stimmen drangen an mein Gehör. Ich nahm die Lippenbewegungen war, doch die Worte die sie bildeten ergaben keinen Sinn. Mein Blick huschte panisch hin und her, hing erneut an der Fessel die sich nicht löste. Meine Finger gruben sich tief in mein Fleisch, zerrten an dem Metall. Meine Panik übertrug sich auf die vielen Stimmen die mich umgaben. Wie ein greller Blitz zuckte ein stechender Schmerz durch meinen Kopf, bevor die grelle Farbenwelt in unendliche Schwärze getaucht wurde. „Gomen…“ … Kapitel 7: Red Skin part 2 -------------------------- „Ich werde das Gefühl nicht los, das hier etwas nicht in Ordnung ist.“ meinte Inoran als sie auf die Bühne traten. Jun blieb neben dem Gitarristen stehen und sah zu dem Grüppchen an Technikern die beieinander standen und wild aufeinander einredeten. Er bekam nur ein paar Fetzen mit. „Ich glaube wir sollten sehen, dass wir Yuune finden.“ Jun hatte Inorans Hand losgelassen als sie die Halle wieder betreten hatten, doch nun ergriff er sie wieder und zog ihn mit sich. Shinya und Ryuichi folgten den beiden. „Er ist in die Richtung gelaufen. Aber Sugizo-san hat jeden weggeschickt der in seine Nähe kam. Er war sehr wütend.“ Die junge Frau, die für ihr Make up zuständig war hatte Tränen in den Augen. Jun fragte sich was mit Yuune los war. „Er war wütend?“ fragte Ryuichi ungläubig, als sie neben Inoran und der jungen Frau stehen geblieben waren. Die junge Frau nickte, wischte sich fahrig mit der Hand über ihre Augen. Doch ihre Tränen stoppten nicht. „Ja. Er hat uns angeschrien. Aber seine Augen…“ die junge Frau kreuzte ihre Arme über der Brust, hielt sich selbst fest. Sie umarmte sich so selbst, um das zittern zu verstecken welches ihren ganzen Körper ergriffen hatte. „…Seine Augen waren leer. Er hat uns eigentlich nicht angeschaut. Inoran-san, Jun-san, Ryuichi-san so habe ich Sugizo-san noch nie…“ sie schluchzte und Jun strich ihr beruhigend über den Rücken. „Sch… ganz ruhig. Wie hast du ihn noch nie? Und wo ist er ganz genau lang gelaufen?“ sie blickte zu dem Bassisten empor, bevor sie antwortete. „Ich habe ihn so noch nie erlebt. Er war immer freundlich zu uns allen. Nie hat er ein böses Wort auf den Lippen gehabt. Zumindest uns gegenüber nie.“ Ryuichi schüttelte erneut den Kopf. Auch wenn er und Yuune seit dem letzten, verhängnisvollen Morgen im Hotel nicht mehr miteinander geredet hatten, so hatte er den Gitarristen doch genau beobachtet. Die junge Frau hatte Recht. Yuune war nie unhöflich oder gar aggressiv gegenüber anderen Personen. Sie stritten sich untereinander oder er stritt sich mit Alex, wenn es mal wieder um die Besuche bei Luna ging. Dann konnte er auch mal aus seiner Haut fahren. Luna war sein Augenstern und würde es auch immer sein. Ein Schrei zerriss seinen Gedankengang. „Was?“ mehr konnte er nicht sagen, da der nächste Schrei die plötzliche Stille zerriss. „Yuune.“ Sagte Shinya und das schien alle aus ihrer plötzlichen Starre zu zerren. Ryuichi lief als erster in die Richtung aus der die Stimme Yuunes in immer kürzer werdenden Intervallen erklang. Es hörte sich grausam an. Seine Stimme erscholl von Schrei zu Schrei heißerer. Das Bild, welches sich dem Sänger bot, erschrak ihn zutiefst. Der Abschnitt der Memorial Hall in der sie sich jetzt befanden, wurde nur von einer einzelnen nackten Glühbirne beleuchtet, die Wände wirkten dunkel und leer. Es war kein Fenster in unmittelbarer Nähe. Ryuichi konnte Yuune nur durch das spärliche Licht der Deckenleuchte ausmachen. „Yuune…“ wisperte der Sänger und trat noch einen Schritt an den Gitarristen heran bevor er stehen blieb und sich das Bild des Schreckens sich für immer in sein Gedächtnis bahnte. Yuune lag gekrümmt am Boden. Seine Finger krallten sich in den nackten Knöchel, aus dem bereits kleine Rinnsale Blut flossen. Sein Blick glitt wirr über die Wände, haftete kurz auf ihn und irrte dann ruhelos weiter. Sie stoppten beim Blick auf seinen Knöchel, doch statt nun seine Finger zu lösen bohrte er diese nur noch tiefer in das Wunde Fleisch. Sein schönes Gesicht wirkte fahl, tränenspuren zierten seine Wangen. Ryu konnte auch auf seinen Armen Kratzspuren erkennen. Seine Brust hob und sank stoßweise. Kurze panische Schreie zerrissen immer und immer wieder die Stille. Der Sänger wusste dass auch die anderen entsetzt hinter ihm standen. Sie mussten etwas unternehmen. Langsam bewegte sich der Sänger auf den am Boden liegenden Gitarristen zu, sprach besänftigend auf ihn ein. Für einen kurzen Moment glaubte er zu Yuune durchgedrungen zu sein, denn dieser hielt den Atem an und blickte direkt in seine Augen. „Gomen…“ hauchte er plötzlich. Seine Augen verdrehten sich nach hinten, sein Körper erschlaffte. „Yuune!“ schrie Ryuichi und überbrückte die letzte Distanz zu ihm. Er ergriff seine Schulter und rüttelte ihn. Rief immer und immer wieder seinen Namen. „Scheiße! Wir brauchen einen Arzt hier hinten!“ schrie Shinya und rannte bereits wieder in die Richtung aus der sie gekommen waren. Inoran war neben Ryuichi gesunken, fühlte den Puls des anderen Gitarristen. „Der Puls geht total unregelmäßig!“ seine Stimme klang erschrocken. Jun schob die beiden knienden Männer ein stück zur Seite und hob den schlaffen Körper auf seine Arme. „Kommt. Bevor ein Sanitäter hier hinten ist, sind wir schon bei ihm.“ Inoran half Ryuichi auf die Beine, ließ die Hand des Sängers nicht einen Moment los. Er spürte wie sehr Ryu zitterte und versuchte die verräterische Reaktion seines Körpers zu unterdrücken. Das letzte was sie benötigten waren noch zwei weitere Patienten. Jun entschied sich den bewusstlosen Gitarristen in ihre Garderobe zu bringen. Statt auf die Couch legte er ihn auf den Boden, hob seine Beine an. Mit seiner freien Hand ergriff er sein Handy und gab Shinya die Anweisung wo der Sanitäter hinkommen musste. „Yuune, mach doch keinen Scheiß.“ Flüsterte der Bassist. Ryuichi saß neben Yuune, strich ihm eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und redete ununterbrochen auf ihn ein. Seine Stimme war tränenverhangen. Mehrmals musste der Sänger sich räuspern. Inoran beruhigte ihr Staff, sorgte dafür das die arbeiten für die Show am heutigen Abend weiter gingen. Jun fragte sich indes ob diese Show stattfinden würde. Noch immer zeigte Yuune keine Reaktion. „Bitte, mach endlich deine Augen auf! Yuune, es ist alles vergessen.“ flüsterte Ryuichi. Er beugte sich über den bewusstlosen Gitarristen, hauchte zarte Küsse auf sein Gesicht und ließ für keinen Moment seine Hand los. Er benötigte den Hautkontakt, benötigte die Wärme des Anderen. „Ryuichi…“ jun sprach leise, beobachtete genau die Reaktion des Sängers. Hatte dieser doch den Kontakt zu ihm gemieden in den letzten Tagen. „Was?“ fast hätte er die Worte nicht gehört, sprach der Sänger doch sehr leise. „Es tut mir leid. Es tut mir wirklich so schrecklich leid. Ich habe Yuune bedrängt. War zu betrunken, um zu merken was ich damit anrichte. Yuune wollte nicht mit mir Schlafen.“ Ryuichi richtete sich auf. Sein Blick hatte jegliche Wärme verloren, als er Jun ansah und bedächtig den Kopf schüttelte. „Jun, dir muss nicht das geringste Leid tun. Willst du dich dafür entschuldigen, dass ich nicht in der Lage bin Yuunes Herz festzuhalten?“ der Sänger schüttelte den Kopf. „ Das kannst du nicht? …Es schmerzt. Es schmerzt so unglaublich. Dieses Gefühl zu wissen, dass die Person die du über alles liebst, deine Gefühle mit Füßen tritt. Einfach da er sich über sich selbst nicht im Klaren ist. Weil er soviel vor dir geheim hält. Du genau weißt das ihn etwas belastet, aber du ihm nicht helfen kannst… Willst du dich dafür entschuldigen, Jun?“ der Bassist blickte sprachlos zu Boden. „Ryu…“ doch er fand keine Worte. Kurz drückte der Sänger die Hand des anderen. „Es war nicht richtig. Euer handeln war falsch. Nenne mich einen Idioten, aber ich liebe Yuune noch immer.“ Der Sänger strich sanft über die Wange des Gitarristen und sprach erneut auf ihn ein. Wo blieb nur der Arzt? Mussten sie nicht längst hier sein? Draußen hörte Jun seinen kleinen Welpen, wie er beruhigend auf die Menschen einsprach. Er wusste, dass der kleine Gitarrist alles andere als ruhig war. Yuunes fahles Gesicht wirkte unheimlich. Noch immer hatte er sich keinen Millimeter bewegt. Jun griff nach der freien Hand des Leadgitarristen und fühlte seinen Puls. Ein Laut der Erleichterung kam über seine Lippen. Der Puls des Gitarristen schlug wieder regelmäßig. „Sein Puls normalisiert sich!“ rief er aus. Inoran stolperte in den Raum und blickte einen Moment erschrocken auf die Szene. Er machte sich Vorwürfe Yuune die letzten Tage das Schlimmste an den Hals gewünscht zu haben. „Lebt er noch?“ seine Stimme zitterte, bei der Frage. Yuune sah nicht aus als wäre noch ein Fünkchen leben in ihm. Ryuichi fuhr hoch, funkelte den Gitarristen böse an. „Natürlich! Was soll das?“ Inoran wich einen kleinen Schritt zurück, senkte den Kopf. „Er sieht so blass aus. Seine Brust hebt sich kaum.“ Flüsterte er. Ryuichi und Jun wandten ihre Blicke zu Yuune. „Er ist nur bewusstlos.“ Flüsterte Ryu, seine Wange wieder an die seines Liebsten legend. Kapitel 8: Gentle Touch ----------------------- Es vergingen noch weitere endlose Minuten bis Shinya zusammen mit dem Arzt den Raum betrat. Dieser blickte sich im Raum um, verneigte sich dabei leicht. „Was ist geschehen?“ Jun fasste die Situation in kurzen Worten zusammen, während der Arzt etwas aus seiner Tasche holte. „Und er ist jetzt bereits seit…“ er blickte auf seine Armbanduhr, „…einer viertel Stunde ohne Bewusstsein?“ Ryuichi nickte, strich Yuune nicht vorhandene Haarsträhnen aus dem Gesicht. Shinya und Inoran standen angespannt in einer Ecke des Raumes, beobachteten jede Bewegung des Arztes. Mit schnellen, geübten Handgriffen legte er Yuune das EKG an und nickte. „Das sieht gut aus. Sugihara-san können sie mich hören? Mein Name ist Tokugawa.“ Der Arzt schlug ihm zweimal kräftig ins Gesicht. Ryuichi schrie empört auf, wollte den Arzt bereits zurückzerren als er ein leises, kaum wahrnehmbares Stöhnen von Yuune hörte. Das EKG gab ein stetiges Piepen von sich. „Was machen sie da!“ rief Ryuichi aus, als er ein drittes Mal zu einer Ohrfeige ansetzen tat. Er beugte sich über Yuune, sprach auf ihn ein. „Yu-chan? Yuune bist du wieder bei mir?“ Jun glaubte nicht, dass der Arzt Ryuichis Worte richtig würde einordnen können, beobachtete noch immer angespannt seinen am Boden liegenden Freund.  „R...Ryu“ seine Worte waren kaum mehr als ein Wispern.  „Gomen…“ Ryuichi schlang die Arme um Yuunes Gestalt, beachtete dabei nicht das er verkabelt war. „Passen Sie doch auf!“ schimpfte der Arzt, doch Ryuichi war es egal. Inoran sackte auf einen Stuhl zusammen und wirkte dabei ungemein erleichtert.  „Dir muss nichts Leid tun! Mach das nie wieder. Hörst du!“ sprach der Sänger mit brüchiger Stimme, richtete sich danach ein wenig auf. Yuune betrachtete seine Umgebung durch halb geöffnete Augen.  „Was ist mit mir passiert? Warum liege ich hier?“ fragte er leicht verwirrt, wurde vom Ryuichi und dem Arzt am Aufstehen gehindert. Jun tauschte einen Blick mit Shinya und Inoran. Sie verstanden sich ohne Worte. Sie fanden es rätselhaft, dass er nicht das Geringste zu wissen schien von den vergangenen Momenten. „Du bist ohne Grund ohnmächtig geworden. Erinnerst du dich an die Momente davor?“ fragte Ryuichi ihn. Yuune schüttelte leicht den Kopf, beobachtete mittlerweile skeptisch den Arzt. Dieser bereitete akribisch eine Infusion vor.  „Ich benötige keine Infusion. Es geht mir wieder gut.“ Der Arzt schüttelte den Kopf und setzte im nächsten Moment auch schon die Nadel. Zischend saugte Yuune die Luft ein, als der Arzt zustach. „Sie sind ohnmächtig geworden. Und das ohne erkennbaren Grund. Zur Sicherheit werden wir Ihnen jetzt ein wenig Flüssigkeit zuführen, im Rahmen dieser Infusion. Danach sollte es Ihnen wieder besser gehen, Sugihara-san.“ Der Arzt arbeitete konzentriert, während er Yuune die Infusion anlegte. Ryuichi beobachtete die ganze Zeit das Gesicht seines Liebsten, überlegte.  „Jun, Shinya, Kiyo… wir sagen das Konzert heute ab. Yuune kann so nicht spielen!“ die Anderen wirkten überrascht, nickten jedoch zustimmend. Sie wussten alle das Yuune in diesem Zustand nicht spielen konnte. „Das werden wir nicht, Ryu!“ es war Yuune der dies sagte. Er hatte sich aufgesetzt, trotz der Proteste des Arztes und sank nun stöhnend an Ryus Brust. Vor seinen Augen verschwammen die Umrisse, in seinen Ohren dröhnte es.  Verängstigt von der vorangegangen Situation schloss Ryuichi seine Arme um den schmalen Körper. „Yuune!“ schrie er, doch dieser legte seine zitternde Hand auf Ryuichis Herz.  „Alles gut. Das war nur ein wenig zu schnell.“ Der Gitarrist lächelte leicht.  „Du kannst noch nicht mal allein sitzen! Wie willst du dann auf der Bühne stehen und spielen?“ fragte Inoran aufgebracht.  „Bis zu unserem Auftritt ist noch Zeit. Das wird schon gehen. Ich werde auf dieser Bühne stehen, das sind wir unseren Fans schuldig.“ Meinte Yuune und betrachtete skeptisch den Infusionsschlauch, durch den die Flüssigkeit langsam ihren Weg in seinen Blutkreislauf fand. Er rückte ein wenig von Ryuichi ab, war ihm dessen Nähe auf einmal unangenehm. Diesmal blieb seine Sicht klar. Der Sänger spürte wie Yuune erneut eine Mauer um sich zu bauen versuchte, blickte niedergeschlagen zu Boden. „Ein Konzert ist nicht die beste Idee, Sugihara-san. Hatten sie schon einmal Kreislaufbeschwerden?“ fragte ihn der Arzt. Yuune verneinte die Frage, blickte dabei aber zu Boden.  „Ich hatte noch nie Probleme mit meinem Kreislauf. Sie können gerne Shinya fragen. Er kennt mich am längsten.“ Er kannte den Drummer seit seiner Schulzeit und wusste, dass dieser nie in seinen Rücken fallen würde. Es ging keinen von seinen Freunden etwas an, dass er dieses Problem nun schon seit einem guten Jahr hatte.  Ryuichi blickte zwischen Yuune und Shinya hin und her und sah den stummen Streit der beiden. Wie er erwartet hatte, gewann Yuune das Duell. „Er hatte noch nie etwas dergleichen. Vielleicht hat er sich eine Grippe eingefangen?“ ging Shinya auf die Aussage seines Freundes ein. Er hörte sich vollkommen unwillig an. Der Arzt wartete noch bis die Infusion durchgelaufen war und versorgte Yuunes blutige Arme so gut es für den Moment ging, bevor er sie verließ. Der Gitarrist lag mittlerweile auf der Couch, die Augen geschlossen und seufzte resigniert. Er spürte die besorgten Blicke seiner Freunde. „Mir geht es gut. Seit ihr schon mit dem Soundcheck durch?“ er öffnete seine Augen einen Spaltbreit und war wenig überrascht sämtliche Blicke nun wirklich auf sich gerichtet zu sehen.  „Nein. Wenn du wirklich spielen willst müssen wir jetzt noch mal auf die Bühne. In einer halben Stunde ist Einlass. Das wird alles so oder so schon knapp.“ Meinte Shinya und überhörte Ryuichis und Inorans Proteste.  „Yuune, so kommst du nicht davon. Hast du eine Ahnung was du erst abgezogen hast?“ Ryu stand direkt vor ihm, blickte auf seine fahle Gestalt hinunter. Von Yuune war jedoch nur ein Seufzen zu vernehmen. Er setzte sich langsam auf, blickte Ryu in seine dunklen, vor Schrecken noch immer angstgeweiteten Augen.  „Jun geht schon mal zur Bühne. Ryu kommt gleich hinterher.“ Yuune hatte den Bassisten nicht angesehen bei den Worten, doch er zog seine zwei Freunde hinter sich her. Das leise Klicken des Schlosses  ließ Ryuichi zusammenzucken. Er fragte sich wie er nun reagieren sollte. Noch immer war er tief verletzt und stellte sich auch die Frage in wie weit er Yuune vertrauen konnte. Andererseits wusste er wie sehr der Gitarrist ihn liebte und das in letzter Zeit irgendetwas, nicht näher definierbares, drohte ihre Beziehung zu zerstören. Diese innere Angst die ihn zerfraß, jetzt wo er sie sich selbst zugab, war zum Greifen nahe und doch unberührbar weit weg.  Jedoch war er nicht bereit zuzulassen, dass die Angst sie zerstören würde.  Viel zu hart hatte er darum gekämpft ihn zu bekommen.  Yuune hatte seine Arme nach ihm ausgestreckt, zog ihn vorsichtig zu sich. Ihrer beider Körper erstarrten in dem Moment wo Ryuichi sich in seine Arme sinken lies. Yuune vergrub sein Gesicht in den Haaren des Sängers, atmete dessen Duft tief ein. Sie würden nur ein paar wenige Minuten haben bevor das Stylistenteam, völlig verängstigt durch seinen Zusammenbruch, ihre Zweisamkeit stören würden.  „Ryu, es tut mir leid. Ich…“ Der Sänger ergriff sanft den Kopf des Gitarristen, hob diesen an und betrachtete seine Gesichtszüge. Er schüttelte den Kopf, eine kaum wahrnehmbare Bewegung. Ryuichi legte seine Lippen vorsichtig auf Yuunes und flüsterte, während er hauchzarte Küsse auf den Lippen seines Liebsten verteilte,  „Bitte nicht, Yu. Fühlst du wie sehr mein Herz noch immer schlägt? Du hast mich nicht erkannt, deine Schreie sind durch die Flure der Memorial Hall gehallt und deine Arme… Yuune was ist mir dir los? Ich habe Angst. Angst dich zu verlieren.“ Ryuichi spürte wie sich eine Träne aus seinen Augenwinkel löste. Yuune legte seine Stirn an die des schwarzhaarigen Sängers und bat ihn erneut um Verzeihung. Seine Finger strichen sanft die Tränen hinfort.  „Gomen, Ryu. Bitte weine nicht. Ich bin es nicht wert, dass du diese Tränen vergießt. Die Sache mit Jun… er war betrunken, ich hätte ihn aufhalten sollen.“ Er senkte seinen Blick, die zitternden Hände hielten Ryus Gesicht gefangen. „Ryu, ich konnte es nicht. Ich wollte ihn.“ Das Messer versenkte sich tief in Ryuichis Brust, drehte sich abermals um die eigene Achse und wurde mit jeder Drehung noch tiefer hineingestoßen. Er erstarrte in Yuunes Händen, seine Augen verloren jeglichen Glanz. Warum sagte der Gitarrist gerade jetzt einen Satz wie diesen. Der Sänger verstand es einfach nicht, wollte sich von Yuune lösen. „Warte.“ Flüsterte der Gitarrist, vergrub seinen Kopf an der Brust des Anderen. „Ich brauche dich. Ohne dich, Ryu, verliert alles seinen Sinn. Dann habe ich nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“ Er hob seinen Blick, berührte für einen kurzen Augenblick die erstarrten Lippen des Sängers, bevor er fortfuhr. „Es klingt wie ein verdammtes Klischee. Ich will dich an mich Ketten und dich gleichzeitig soweit wie möglich von mir Stoßen. Und dabei will ich dich nicht gehen lassen.“ Yuune flüsterte die letzten Worte, während er Ryuichi losließ. Wie betäubt saß Ryu auf dem Boden, starrte auf den Gitarristen der sich an der Wand abstützen musste, um sein Gleichgewicht zu halten. „Verdammt…“ Ryu sah wie Yuune erneut schwankte. Er löste sich aus seiner Starre und zog ihn an sich. „Du verdammter Idiot.“ Er glaubte nicht das Yuune seine Worte gehört hatte, da dieser noch immer mit dem Schwindel kämpfte. Yuune wollte also spielen? Dafür mussten sie ihn erst einmal Bühnentauglich machen. Und momentan zweifelte Ryu daran, dass er es überhaupt bis zur Tür der Garderobe schaffen würde. Er lenkte den Gitarristen auf einen der Stühle und rief eine der Make up Verantwortlichen herein. Ängstlich betrat diese den Raum und ihr Blick klebte förmlich an Yuune. Ryuichi seufzte. Sie würden das Gespräch oder was auch immer sie hier begonnen hatten später fortsetzen. „Ich muss zum Soundcheck. Wir…wir reden später.“ Mit diesen Worten verließ Ryuichi den Raum, bemerkte nicht den traurigen Blick des Gitarristen, der ihn durch den Spiegel hindurch beobachtete.  „Sugizo-sama? Geht es ihnen gut?“ die junge Frau riss ihn aus seiner Betrachtung. Er lächelte sie an. „Entschuldige. Ich wollte Euch keine Sorgen bereiten. Wahrscheinlich habe ich ein wenig zu viel gearbeitet.“ Yuune hatte beschlossen keinen die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit würde für keinen zu verstehen sein. Wenn er selbst sie schon kaum verstand, wie sollte es da erst Ryuichi und seinen Freunden gehen? Nein, er würde es ihnen nicht sagen. Wenn die Zeit kam würden sie es früh genug erahren. Er lehnte sich zurück und ließ Yamata-san mit ihrem Werk beginnen. Sie richtete ihn innerhalb kürzester Zeit her, sodass er bereits fertig gestylt auf die anderen wartete, als diese vom Soundcheck zurückkamen. Man sah Yuune die letzten Stunden nicht mehr an. Shinya betrachtete seinen Freund einen langen Moment, bevor er sich von Yamata-san schminken ließ. Yuune hielt seinen durchdringenden Blick stand, wand sich erst ab, als sein iPhone klingelte. Er zog eine seiner perfekt geschwungenen Augenbrauen nach oben, als er die angezeigte Nummer im Display betrachtete. „Moshi, moshi.“ Er lauschte einen kurzen Moment und nickte. Ihm waren die heimlichen Blicke seiner Freunde bewusst. „Ja, das hat sie mir bereits mitgeteilt…“ Yuune erhob sich langsam von seinem Platz. Er fühlte sich nach wie vor nicht wohl, aber dieses Gespräch mussten nicht alle mithören. „Warte einen Moment. Ich ruf dich gleich zurück.“ Damit legte er auf, drehte sich zur Ryuichi und versuchte sich an einem Lächeln. „Ich geh nur mal kurz nach draußen.“ Ryu nickte. Inoran und Shinya sahen ihren Sänger ungeduldig an. „Geh ihm schon nach. Wenn er noch einen Aussetzer hat, haben wir ein Problem.“ Meinte Jun. Shinya brummte zustimmend. Der Sänger nickte und folgte Yuune. Kapitel 9: Before the show starts --------------------------------- Yuune bemerkte nicht wie Ryu ihm folgte. Der Gitarrist bediente bereits sein iPhone, blickte unruhig hin und her. Sein gesamtes Verhalten machte Ryu nicht erst seit Yuunes Ausrutscher zu schaffen. Es war ihm bereits vor Monaten aufgefallen das er sein Verhalten ihm und auch den anderen gegenüber stark veränderte. Er zog sich zurück und versuchte einen Keil zwischen sie alle zu treiben. Suchte aber gleichzeitig mehr denn je die Nähe des Sängers. Dies war ein weiteres Problem zwischen ihnen.  Nach einer gefühlten Ewigkeit begann Yuune zu sprechen. Nur Bruchstücke seiner Unterhaltung drangen an das Ohr des Sängers. Yuune drehte ihm den Rücken zu, wodurch er nun auch seine Mundbewegungen nicht mehr sah. Doch der Drang zu wissen worum es in diesem Gespräch ging war größer, als die Tatsache das Yuune ihm dieses Verhalten wohl kaum so schnell verzeihen würde. So leise es ihm möglich war schlich er sich hinter den Gitarristen und hoffte inständig dass dieser sich nicht umdrehen würde.  „Warum brauchtest du jetzt so lang? Ich habe gleich einen Auftritt und du wolltest mit mir telefonieren, nicht ich mit dir.“ Seine Stimme klang Vorwurfsvoll. So hatte Ryu den Gitarristen noch nie erlebt. Der Drang ihn zu berühren war stark, wollte er doch diesen Klang aus seiner Stimme bekommen. „Sie hat mich bereits angerufen.“ Wieder schien der Gitarrist zu lauschen und schüttelte dann seinen Kopf, bevor ihm auffiel das sein Gesprächspartner dies nicht sehen konnte. „Das habe ich dir schon gesagt. Natürlich werde ich es ihr nicht sofort erzählen. Was denkst du von mir?“ Ryu wünschte sich beide Seiten des Gespräches zu hören, wollte er doch wissen mit wem Yuune sprach und vor allem wollte er wissen worüber sie sprachen.  „Der nächste Termin?“ nicht nur Yuunes Stimme zitterte bei dieser Frage. Sein gesamter Körper schien zu erbeben. „In zwei Wochen.“ Er hörte erneut seinem Gesprächspartner zu bevor er antworte. „Es tut mir leid, Alex. Ich habe nur so fürchterliche Angst.“ Was war in zwei Wochen und wovor hatte Yuune solche Angst? War es vielleicht eine Erklärung dafür das sich sein Verhalten so drastisch verändert hatte? Diese Frage beschäftigte Ryuichi, als Yuune sich plötzlich umdrehte. Schnell versuchte Ryu einen plausiblen Grund zu finden, dass er hinter Yuune stand. „Yuune, ich will mit dir reden. Jetzt und nicht erst später.“  Er sah an Yuunes Blick dass dieser überlegte wie viel er gehört hatte und dann zu einer Entscheidung kam. „Alex, können wir in den nächsten Tagen noch einmal telefonieren?“ erneut lauschte der Gitarrist, schloss kurz seine Augen. „Ich weiß. Und nein, ich kann es einfach nicht.“ Mit diesen Worten legte er auf und blickte Ryu abwartend an. Auch dieser blickte einfach stumm in das Gesicht des anderen, unschlüssig wie er anfangen sollte. Schließlich hatte Yuune ihn bereits um Vergebung gebeten, auch wenn er selbst es runtergespielt hatte. In dem Moment war der Schock des Zusammenbruchs noch zu präsent gewesen. Und auch jetzt war der Sänger einfach nur froh, dass Yuune hier vor ihm stand. „Yuune was….?“ Er brachte es nicht fertig zu fragen was mit ihm los sei.  „Ich kann das so nicht. Ich liebe dich Yuune.“ Er senkte den Blick, atmete tief ein. „Aber deine Geheimnisse ertrage ich nicht länger. Ich will dich nicht verlieren, also bitte verrate mir was es ist. Warum genüge ich dir nicht?“ der Sänger sah wie Yuune mit sich selbst stritt. Doch als er den Blick hob wusste Ryuichi das nur eine weitere Lüge den Mund des Gitarristen verlassen würde. Er wollte und konnte sich diese nicht anhören. „Yuune, wenn du mir die Wahrheit sagen willst… irgendwann… du weißt wo du mich findest. Eine erneute Lüge will ich nicht hören.“ Damit drehte der Sänger sich um, ging mit hängenden Schultern zurück in die Konzerthalle.  Er sah nicht, wie Yuune die Hand nach ihm ausstreckte, diese jedoch wieder resigniert senkte. Ryuichi hörte nicht die Worte die der Gitarrist ihm zuflüsterte und doch nicht verstanden hätte. „Ryu, du wirst dich an den Gedanken gewöhnen müssen. Ich kann dir nur eine weitere Lüge anbieten. Die Wahrheit wollen wir beide nicht hören.“ Der Gitarrist krümmte sich in einem plötzlichen Hustenanfall, blickte danach wie gebannt auf seine rot glänzende Handfläche. Er zog ein Tuch aus seiner Hose, wischte sich seine Hand so gut es ging ab. Er fragte sich ob er jetzt nicht mal mehr diese Anfälle würde stoppen können. Bis jetzt hatte er sich immer abschotten können, bevor sie die Oberhand gewannen. Doch dies schien jetzt vorbei zu sein. Erst der Aussetzer, an den er sich nur ganz wage erinnern konnte und nun das Blut. Er versuchte vergebens seine Situation zu verdrängen.  „Bitte…“ Yuune betete bevor er zurück in die Halle ging. Er musste dieses Konzert durchstehen. Keiner durfte seine Schwäche spüren. Ryu und Shinya würden es ihm schon schwer genug machen.      *~*  Wie auch immer ihr Manager es geschafft hatte, fünf Plätze nebeneinander zu ergattern war ihm ein Rätsel. Aufgrund des Lotteriesystems in Japan sollte es doch fast ein Ding der Unmöglichkeit sein eben solche Karten zu ergattern. Er zuckte innerlich mit den Achseln. Es war schließlich egal wie er sie bekommen hatte. „Yuuuuuuuuu!“ nur mit mäßigem Erfolg widerstand Aoi dem Drang seine Ohren zuzuhalten, schmerzte dieser Ton doch extrem. „Kou, bitte hör auf wie ein hysterisches Mädchen zu kreischen. Ich sitze doch neben dir!“ das war neben Ruhas nervigen Tonfall das nächste Problem. ReiRei saß zu seiner linken und grummelte unaufhörlich in sich hinein. Und aus der Sicht von Aoi war ihr persönlicher Giftzwerg die Wurzel des Übels. Er seufzte.  „Ich kreische doch nicht! Du hörst mir nie zu! Egal wann ich mit dir reden will, du hörst nicht zu!“ der hohe, schmerzhafte Ton Kouyous war einer leisen, weinerlichen Stimme gewichen. Aoi seufzte erneut. So würde er heute Nacht doch zu Hause schlafen müssen, dessen war er sich sicher. Es war immer gefährlich Kou in dieser Gefühlslage zu erwischen. „Du weißt dass das nicht stimmt. Jetzt hör auf zu weinen! Dein Kajal verschmiert doch schon.“ Er seufzte, beugte sich hinüber zu dem anderen Gitarristen und fuhr sanft mit dem Daumen über die verschmierte Stelle. Wie gern wäre er mit ihm zu Hause geblieben. Aber gegen Luna Sea…Sugizo kam Aoi einfach nicht an. Reita stieß ihn in die Seite. „Was soll das?“ er fuhr zu dem Bassisten herum, funkelte ihn wütend an.  „Nehmt euch ein Zimmer! Oder denkt dein Schwanz nur noch in eine Richtung?“ Aoi hörte wie Uruha und auch Ruki neben diesem scharf die Luft einsogen. „ReiRei… bist du dermaßen auf Entzug oder was ist in dich gefahren?“ fragte Aoi ihn, sich durchaus bewusst das neben ihnen Menschen saßen die erstens nichts von ihren Vorlieben wussten oder gar auch nur erahnten, wobei im Internet die heißesten Geschichten über sie kursierten und zweitens die sie durchaus kennen konnten. The GazettE war nicht unbedingt ein Insider tipp. Der Bassist verschränkte erneut seine Arme vor der Brust und starrte nach einem kurzen Blick auf ihren Vocal gerade aus. „Ach halt die Klappe! Dann leck ihn doch gleich hier vor allen Leuten ab.“ Uruha zog eine seiner wohlgeformten Augenbrauen nach oben, war er einerseits geschockt über das was Akira hier in aller Öffentlichkeit sagte und andererseits sah er deutlich das Aoi sich diesem Gedanken für einen kurzen Moment hingab. Die Finger des Gitarristen tanzten erneut über die Schnüre seiner Hose. Er war sich fast komplett sicher das dieser es unbewusst tat und lies ihn deshalb dieses eine Mal gewähren. Aoi beugte sich zu ihrem Gitarristen hinüber, sodass die nächsten Worte nur schwer für Uruha und Ruki zu verstehen waren.  „Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich echt frustriert sein. Armes ReiReilein. Du versuchst nun schon seit wie viel Jahren das Herz unseres kleinen Giftzwerges zu gewinnen? Sechs, Sieben? Es bringt dir nichts nur die eifersüchtige Ehefrau zu spielen….“ Aoi hob einen Finger an die Lippen des Bassisten der gerade zu einer Erwiderung ansetzen wollte, stoppte so seine Worte. „Euch beiden glaubt nicht einmal Kai’s Mum noch das ihr hetero seid. Und sie ist genauso gutgläubig wie unser lieber Drummer. Aber unterstehe dich noch ein einziges Mal Ruha zu beleidigen!“ bei seinen letzten Worten fuhr Aoi mit seiner Zunge an der Ohrmuschel des Bassisten entlang. Dieser schüttelte sich, rutschte fast panisch von dem über beide Ohren grinsenden Gitarristen ab.  „Wage es nicht noch einmal…“ zischte Reita und starrte ihn böse an.  Sie hörten wie Kai scharf die Luft einzog, ehe er zu sprechen begann. „Ru-chan, Ruha-kun jetzt lacht nicht los. Wir… ICH… will morgen eine entspannte Probe haben und keinen Bassisten der sein Instrument zerstört, weil er es euch noch immer nachträgt gelacht zu haben.“  Ruckartig wendete  Aoi sich zu Kai um und lachte laut los. Die Unterhaltungen, die bis jetzt lebhaft um sie herum stattgefunden hatten verstummten. Alles blickte auf den Gitarristen.  „Gomen Yutaka! Gomennnnnn!“ er schüttelte sich in einen Lachkrampf, was nun auch Uruha zum Lachen brachte.  Nur Ruki beobachtete mit besorgter Miene, ein Grinsen wohlweißlich unterdrückend, wie sich Akiras Gesichtsfarbe gefährlich veränderte. In diesem Moment bedauerte er es Kai und Uruha neben sich gezogen zu haben, sodass Aki keine Chance gehabt hatte sich neben ihn setzen zu können. Er kannte doch Yuu und wie dieser auf Kouyou reagierte, ganz gleich wo sie sich befanden. Er hatte zwar den letzten Teil von Aois Worten nicht mitbekommen doch ahnte er dessen Inhalt.  „Aki, er hat es nicht so gemeint!“ versuchte der Taka die Situation zu kitten, drohte diese doch in den nächsten Minuten zu explodieren, doch der Bassist hatte nur einen wütenden Blick für ihn übrig. Er hätte Aoi für seine nächsten Worte erschlagen können.  „Doch. Ich habe jedes einzelne Wort so gemeint wie ich es gesagt habe.“ Ruki ließ den Kopf hängen. Aoi musste selbst sehen wie er die nächsten Stunden neben dem geladenen Bassisten überleben würde. Er riss den Kopf nach oben als er ein Geräusch haut auf haut vernahm. Verwundert sah er wie Uruha das Handgelenk von Akira festhielt, wenige Millimeter vor dem Gesicht des anderen Gitarristen. Kai erhob sich und drängelte sich an ihm vorbei. Der Drummer wirkte geladen. „Akira!“ ein einziges Wort ihres Leaders genügte, damit dieser seine Hand wie ein getretener Hund zurück zog und den Kopf senkte. „Yuu!“ auch dieser senkte betreten den Kopf, konnte sein schadenfrohes Gesicht aber nicht gänzlich verstecken. „Akira beweg dich!“ er zeigte auf seinen Sitz und machte damit deutlich das er keine drei Stunden hier verbringen würde, wenn Akira und Yuu nebeneinander sitzen blieben. Selbst wenn Kouyou Aoi mit seinem fangirling genug ablenken, sodass dieser auf keine dummen oder sagen wir mal dümmeren Gedanken kommen konnte, war es dem Drummer einfach zu gefährlich sie heute Abend so sitzen zu lassen. Doch ihr Bassist dachte nicht daran seinen Platz zu räumen. Innerlich zählte Kai bis zehn, ehe er ihn mit seinem schönsten Lächeln zum Erbleichen brachte. „Aki-chan, muss ich handgreiflich werden oder bist du ein lieber Junge?“ mit diesen Worten hatte er gewonnen, das wusste er. Widerwillig erhob Akira sich, tauschte mit Kai seinen Platz, sehr zum Ärger von Ruki. Wollte dieser doch nach wie vor nicht neben Reita sitzen. Er überlegte für einen kurzen Moment dieselbe Strategie wie Kai zu verfolgen und sich einfach zwischen Aoi und Ruha zu drängeln, verwarf den Gedanken aber wieder, nach einem Blick auf Kai und Aoi. Dieser nahm die leise aber deutliche Standpauke ihres Leaders ergeben hin.  Für einen kurzen Moment entgleisten Kais Gesichtszüge und Ruki fragte sich unwillkürlich was ihr Gitarrist ihm erzählt hatte. Ohne Vorwarnung gingen sämtliche Lichter des Saals aus und Uruha begann genau wie die abertausend anderen Fangirls lauthals zu kreischen. „Ruha!“ beschwerte er sich, doch übertönte er den Gitarristen nicht im Mindesten. Er warf Aoi, der ebenso verzweifelt aussah wie er sich fühlte ein Blick zu. Schließlich zuckte er mit den Schultern und blickte nach vorn.  Wie Ruki erst jetzt auffiel lagen ihre Plätze genau neben Sugizos normaler Position auf der Bühne. Die Masse verstummte, als die ersten vermummten Gestalten die Bühne betraten. In die Stille hinein flüsterte der kleine Vocal, „Verdammt, genau neben ihm.“ Er hörte nur wie Aoi und auch Reita neben ihm wie aus einem Munde antworteten. „Scheiße.“  Kai hatte resigniert den Kopf in den Händen vergraben. „Womit habe ich diese Idioten nur verdient?“ die Worte des Drummers ging in dem plötzlichen kreischen der Masse unter.  Luna Sea hatte die Bühne betreten und sie hatten nacheinander die schwarzen Umhänge fallen lassen. Sugizo blendete sie mit seinem Lachen und begann zu spielen. Es wirkte als würde er ihnen zurufen noch lauter zu schreien. Fast ängstlich blickten Ruki und Aoi zu Uruha, der aus voller Kehle den Text zu ‚Up to You‘ mitsang.  Sie liebten ihn wirklich, aber er konnte definitiv nicht singen. Kapitel 10: My Lover don't love me ---------------------------------- Kai seufzte resigniert und fragte sich wie sie zu zweit diese drei Schlafmützen in ihre Betten bringen sollten. Er war leise, um die anderen auf dem Rücksitz nicht zu wecken, in ein Gespräch mit ihrem Gitarristen vertieft. Das Konzert war einfach atemberaubend gewesen, genauso wie man es von ihnen erwartet hatte. Jedoch musste er Yuu zustimmen das etwas mehr als seltsam gewesen ist. Kou war so ins Schwärmen vertieft gewesen und dann eingeschlafen, dass er ihr Gespräch zum Glück nicht mitbekommen hatte. Shinya hatte sich mehr als einmal verspielt, was er bei dem Schlagzeuger sonst so gut wie nie beobachten konnte. Er hatte lange versucht den Grund herauszufinden, bildete sich aber erst am Schluss ein dahinter gekommen zu sein. „Du glaubst wirklich das bei ihnen nicht stimmt?“ fragte er deshalb Yuu, der einen kurzen Moment überlegte und dann nickte.  „Irgendetwas ist da. Ich kann es dir aber nicht benennen.“ Aoi seufzte.  „Sugizo wirkte extrem bleich. Vielleicht hat er sich die Grippe eingefangen und die anderen waren einfach nur besorgt um ihn. Sie haben jedenfalls verdächtig oft zu ihm geschaut. Zum Glück war Kou zu sehr damit beschäftigt sich die Kehle aus dem Leib zu schreien, als das zu bemerken.“ Aoi blickte auf die Rückbank, schmunzelte über den Anblick. „Kai, wenn ich ein Bild von ReiRei mache, wie er da an Ruki gekuschelt dasitzt und es im Proberaum aufhänge… bekomme ich dann Ärger mit dir?“ Kai sah im Rückspiegel was Aoi meinte, schüttelte aber sofort den Kopf. „Denk nicht mal im Traum daran! Wenn Akira dich dafür nicht umbringt, werde ich es mit großer Wahrscheinlichkeit machen. Du liebst GazettE? Dann lass es sein.“ Seufzend lehnte sich Aoi in seinem Sitz zurück, sah deshalb nicht wir Reita sich grummelnd ein wenig drehte, sodass sein Kopf in Rukis Halsbeuge ruhte, während er die Hand mit der des Sängers verschränkt hatte.  Kai schickte ein stummes Dankgebet gen Himmel, dass Aoi dies wirklich nicht mitbekommen hatte. Er hätte den Gitarristen nicht davon abhalten können, diesen so eindeutigen Moment festzuhalten. Einen Moment später hörte er wie eben jener kläglich seufzte. „Will ich wissen was dich bedrückt?“ er sah Aoi kurz ins Gesicht, welcher hart auflachte.  „Es ist das gleiche Lied wie immer. Ich liebe einen Mann, der in einen anderen verliebt ist und mich nur als Lückenbüßer einsetzt.“ Kai fand, dass diese Worte zu hart waren. Bedächtig schüttelte er den Kopf.  „Das ist doch Schwachsinn, Yuu. Und wenn du ehrlich bist ist dir das auch klar. Wie oft wollt ihr diese Show noch abziehen?“ der Gitarrist zuckte elegant mit seinen Schultern. Man sah es ihm selten an, doch er besaß einen weichen Kern. Viel zu weich, wie Kai fand. Zumindest in manchen Situationen und in eben diesen fingen sie dann immer wieder an sich gegenseitig zu verletzen.  „Ruha will nichts Ernstes. Das weißt du, Kai. Er will seinen Spaß und hofft irgendwann nahe genug an ihn heran zu kommen, um es zu versuchen. Keiner kann Kouyou widerstehen…“ hatte Aoi wirklich schon resigniert, fragte sich Kai. Es war nicht ausgeschlossen das Uruha nur mit Aoi spielte, aber er glaubte es nicht. Uruha hatte oft genug für Verzögerungen gesorgt wenn es um ihre Proben ging, nur weil er sich für Aoi schön gemacht hatte und dadurch zu spät kam oder, was Aoi nicht wissen konnte, ihn nachts aus dem Schlaf geklingelt. Wenn Kai seine Wohnungstür dann völlig verschlafen geöffnet hatte, fiel ihm fast jedes Mal ein weinendes Bündel elend entgegen.  Es dauerte Stunden um den Honigblonden zu beruhigen, ein ums andere Mal. Schuld war meistens Aoi, der anstatt Uruha mit aus der Bar zu nehmen, eine unbekannte Schönheit oder was für ihn noch schwerer zu verarbeiten gewesen war, einen unbekannten Mann mitzunehmen.   Der schwarzhaarige Gitarrist hatte bestimmt nicht gesehen wie sehr es Uruha verletzt hatte, andererseits war jener nicht im Mindesten besser.  „Vor drei Tagen…“ fing Aoi leise an zu erzählen, „…wollten Kou und ich noch etwas trinken gehen. Er hat wieder mal kein Ende gefunden.“ Kai seufzte. Den Rest der Geschichte kannte er schon. Uruha hatte, der Drummer verzog das Gesicht denn es gab einfach Dinge die er nicht im Mindesten wissen wollte, Yuu verwöhnen wollen, ohne die Bar zu verlassen in der sie gewesen sind. Und als Aoi ihn stoppte und unter dem Tisch wieder hervor zog, hatte Kouyou sich an den nächstbesten Mann herangeschmissen den er finden konnte und sein Werk fortgesetzt. Sehr zum Entsetzen des schwarzhaarigen Gitarristen. „Ich bin gegangen. Das konnte… wollte ich mir nicht mit ansehen. Wenn Kou getrunken hat, wird ihm alles egal. Er merkt nicht einmal im Ansatz was er damit zerstört.“ Aoi seufzte, rutschte tiefer in seinen Sitz.  In jener Nacht stand Uruha wieder vor seiner Tür. Aber zum ersten Mal überhaupt zeigte Kou Reue über sein handeln. Es war ihm immer relativ egal gewesen was er tat, wusste er doch das Aoi zurückkam. Aber nicht in dieser Nacht. Kouyou hatte ihm erzählt was für ein Arsch er wieder mal gewesen ist. Und welche Panik er hatte das Aoi nun gehen würde.  Kai hatte ihn beruhigen können, sodass sie zumindest für ein paar Stunden Schlaf bekommen hatten. Am nächsten Morgen ging der Gitarrist wie ein geprügelter Hund zu Aoi. Sie hatten die Sache ja anscheinend aus der Welt schaffen können. Ob sie sich darauf geeinigt hatten das Kou einfach weniger trank? Aus seiner Sicht würde das zumindest einen Teil der immer wiederkehrenden Probleme beheben. Aber den Rest müssten sie schon selbst in den Griff bekommen. Ob ein guter Psychiater den beiden auf die Sprünge helfen konnte? Kai schüttelte den Kopf über seine eigenen Gedanken. Was sollte man mit diesen Zweien nur machen?  Ihm fiel das Angebot wieder ein, dem Sakai schon fast zugestimmt hatte. Er war skeptisch gewesen ob dies das Richtige für sie wäre, aber vielleicht würde es ja sowohl Aoi wie auch Uruha helfen? „Oder es geht schrecklich nach hinten los und ich habe wieder die schlaflosen Nächte.“ Seufzte Kai leise, war inzwischen auch Aoi eingeschlafen.  „Kai…?“ der Drummer schaute in den Rückspiegel, sah das Ruki ihn verschlafen anblinzelte. „Was wird schiefgehen?“ Ruki wurde sich offensichtlich gerade der Position bewusst in der er seit geraumer Weile war, denn sein Gesicht verfärbte sich unnatürlich rot. „Sakai-san hat eine Anfrage auf dem Tisch. Ich bin mir nur nicht sicher ob das wirklich das Richtige für uns wäre. Reality-Formate sind einfach nur schrecklich. Egal in welcher Art und Weise.“ Er sah wie Ruki eine Augenbraue nach oben zog. „Keine Chance Kai! Ich ziehe in keinen Container!“ er hörte die Panik in seiner Stimme und musste schmunzeln als er Reita brummen hörte. „Keiner berührt meinen Giftzwerg!“ den wütenden Ausruf seitens des ‚Giftzwerges‘ verstand Kai nicht, aber diesmal musste auch er schmunzeln.  „Soweit ich es weiß ist es eine große Villa und kein Container. Und es werden jede Menge Musiker dort sein. Sakai erwähnte auch einen gewissen Gitarristen der dort sein wird.“ Ruki sog scharf die Luft ein, schüttelte den Kopf.  „Yutaka! Keine Chance! Du hast doch gesehen wie sich Kou heute benommen hat. Nun stell dir mal vor ER steht direkt vor seiner Nase. Das gibt…egal! Das geht nicht gut.“ Ruki hatte ebenso viele Zweifel an der ganzen Geschichte wie er selbst. Dabei wusste dieser noch nicht einmal worum es sich genau handelte.  Aber er hatte Sakai zugestimmt das die komplette Band darüber abstimmen würde, nachdem sie sich das Konzept welches diese Sendung haben sollte angehört hatten. „Taka, höre dir morgen erst mal alles an. Bitte, vielleicht gefällt dir was du hörst.“ Er hörte nur wie Rukis Empörung stieg. „Wir reden morgen im Meeting darüber. Da kannst du dich aufregen.“  Kai parkte das Auto direkt vor dem Wohnkomplex von Uruha und weckte Aoi. Dieser brummte nur, stieg dann aber aus, um Uruha vorsichtig aus dem Auto zu heben und in seine Wohnung zu bringen. „Brauchst du Hilfe?“ fragte Kai, doch Aoi schüttelte den Kopf, verlagerte das Gewicht des honigblonden Gitarristen ein wenig, ehe er sich verabschiedete.  „Die zwei sind süß!“ hörte er Ruki von der Rückbank aus sagen und musste ihm Recht geben.  „Wenn sie es irgendwann hinbekommen sollten, wären sie ein süßes Paar. Das stimmt.  Bevor er den Motor startete sah er noch wie Kouyou seine Arme um Aoi legte. Er konnte das Gesicht des Gitarristen nur wage erkennen, bildete sich aber ein Uruha lächeln zu sehen.  Ruki schniefte abfällig, „Sie sollten vielleicht mal wirklich miteinander reden, anstatt immer nur dir die Ohren voll zu jammern. Man kann sich das Leben auch selbst zur Hölle machen.“ Ruki hatte bei diesen Worten eindeutig nicht mehr aus dem Fenster gesehen, was Kai einmal mehr zum Seufzen brachte an diesem Abend.  „Lass gut sein für heute, Taka. Ihr habt alle ein Problem, wenn es ums Reden geht…“  der kleine Sänger wollte zu einer Erwiderung ansetzen, wurde aber sofort von Kai unterbrochen.  „Singen zählt nicht als Unterhaltung, Takanori. So wird Akira dich nie verstehen. So und nun fahr ich euch zwei nach Hause.“ Kapitel 11: Macallan M Lalique ------------------------------ Er legte den noch immer fest schlummernden Gitarristen vorsichtig auf seinem Bett ab. Löste geschickt die Arme des Honigblonden von seinem Nacken und strich ihm vereinzelte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er hatte wieder zu viel bei Kai gejammert, das wusste er.  Aber er konnte sich nicht helfen, wollte er diese sündigsten aller Lippen nur für sich haben. Kouyou sollte keine anderen Männer anschauen. Schon gar nicht den Gitarristen Luna Sea’s. Er bewunderte den Musiker, hasste aber den Mann hinter jenem, der ihm Kouyou immer wieder nahm. Yuu schüttelte den Kopf, wieder einmal über sich selbst erschrocken.  Vorsichtig zog er das Laken über den schmalen Körper, wollte so verhindern dass er sich verkühlte. Er sollte nur Augen für ihn haben.  „Meinen Namen sollst du sagen.“ flüsterte er und beugte sich zu der Gestalt hinab.   Seine Fingerspitzen strichen an der Wange des Schlafenden entlang, berührten hauchzart seine Lippen, sein eigenes Gesicht nur einen Wimpernschlag entfernt. Ein Seufzen entwich den Lippen des honigblonden Gitarristen während er sich auf die Seite drehte, weg von den Fingern die ihn bis eben liebkost hatten. „Sugizo…“  Aois Augen verdunkelten sich, in seinem Kopf erklang nun immer wieder der Name des älteren Gitarristen. „Selbst im Schlaf verlangst du nach ihm und nicht nach mir. Was erwarte ich eigentlich?“ Er war es gewohnt von Kou enttäuscht zu werden, konnte dennoch nie die Finger von ihm lassen.   Langsam stand er von Bett auf, verließ das Schlafzimmer.  Aoi machte sich nicht die Mühe das Licht einzuschalten, kannte er sich doch blind in der Wohnung des anderen aus. Zielsicher trat er an die kleine Bar, die wie Aoi wusste immer gut gefüllt war. Kouyou hatte ihm erst vor kurzen von seiner neuen Whiskylieferung erzählt.  Das war genau das was der schwarzhaarige Gitarrist jetzt brauchte. Mit der Flasche in der Hand trat er an die geschlossenen Terrassentüren, öffnete diese und ließ die kalte Dezemberluft in die Wohnung. Uruha bewohnte das oberste Stockwerk des Gebäudes. Wie er von dem Gitarristen wusste, war der Ausblick entscheidend für seine Wahl gewesen bei der Wohnungssuche obwohl er keine Höhe mochte. Er trat hinaus an den Rand der Terrasse und sah die abertausenden Lichter der Stadt unter ihm leuchten. Sie erinnerten ihn an Kouyous strahlende Augen.  Verträumt hielt er die Flasche so, dass das Licht des Vollmondes sich in der goldenen Flüssigkeit spiegelte. Er hielt einen Macallan M Lalique in der Hand. Uruha hatte ihm erzählt das er einen der teuersten Whiskysorten überhaupt erwartete. Es gab soweit Aoi sich erinnern konnte nur 1750 Stück Weltweit. ¥838.694,47 kostete eine Flasche dieses Jahrganges.  Er öffnete sie und ließ das flüssige Gold in das Glas rinnen, genoss das beißende Aroma welches ihm sofort in die Nase drang.  Er nestelte an seiner Hose herum, zog schließlich ein zerknittertes Päckchen hervor, zog daraus eine halb geknickte Zigarette und zündete sich diese an. Tropfen für tropfen ließ er den Whisky seine Kehle hinunterrinnen, verzog angeekelt das Gesicht. Es brannte wie Feuer.  „Das Zeug ist widerlich.“ Krächzte er.  Aoi legte seinen Kopf in den Nacken, zog erneut von seiner Zigarette, trank immer wieder von dem Whisky.  Trotz des Alkohols der durch seine Venen jagte fröstelte Aoi. „Was hat dieser Typ nur was ich dir nicht bieten kann, Kouyou…“ der Gitarrist schüttelte den Kopf,  ließ zum wiederholten Mal das flüssige Gold in das Glas fließen, nur um es kurz darauf erneut zu leeren. Kouyou erwachte, seine Hand tastete vergebens nach dem warmen Körper des anderen Gitarristen.  Verwirrt sah er sich in dem dunklen Raum um. „Yuu?“ hatte der Gitarrist ihn nach Hause gebracht und war dann einfach gegangen? Kouyou zog das Laken enger um sich, als er langsam das Bett verließ, drang die eisige Luft der Nacht doch scheinbar durch seine geschlossenen Fenster. Mit schlurfenden Schritten betrat er den großen Wohnbereich, bemerkte sofort die offenen Terrassentüren. Sein Blick schweifte umher, auf der Suche nach dem schwarzhaarigen Gitarristen, doch er konnte ihn nirgends entdecken. War er zu sehr Fangirl gewesen die letzten Stunden? Er fand nicht das sich sein Verhalten stark von dem unterschied welches er sonst zeigte. Wie hatte er auf Aoi gewirkt? Er trat an die offenen Terrassentüren heran, wollte diese schließen.  Sein Atem stockte beim Anblick des schwarzhaarigen Gitarristen. Aoi, völlig in schwarz gekleidet, stand am Rand der Terrasse und nur die glänzenden Strahlen des Mondes sorgten dafür ihn klar zu erkennen. Sein komplettes Antlitz war umgeben von wild tanzenden Schneeflocken. Wann hatte es begonnen zu schneien? „Schön…“ flüsterte Kouyou und bewegte sich wie von selbst auf den schwarzhaarigen Mann vor ihm zu. Aoi hatte den Kopf in den Nacken gelegt, seine Augen waren geschlossen. Zwischen seinen Lippen glühte eine Zigarette immer wieder auf, bevor er den giftigen Rauch in die eisige Nacht entließ. Uruha stockte in dem Moment wo ein einzelner, glitzernder Tropfen den Augenwinkel des Gitarristen verließ. Er überwand den letzten Meter der ihn noch von Aoi trennte. Das seidige Laken rutschte von seiner Schulter als er seine Arme um ihn warf.  „Kou…“ hauchte er, öffnete seine Augen. Kouyou war diesen Mann so nah, wie viele andere Frauen es sich nur erträumen konnten. Er erzitterte als der warme, würzige Atem seines Gegenübers ihn streifte. „Ich hatte befürchtet du seiest gegangen, Yuu.“  Der honigblonde schloss seine Augen, beugte sich zu Aoi, nur um für einen kurzen Moment die Lippen des anderen zu kosten. Yuus Lippen schmeckten leicht nach Vanille, gepaart mit der würzigen Note seines besten Whiskys. Er blickte in die dunkel verschleierten Augen, für einen Moment leicht wütend darüber das er ohne sein Einverständnis an den Alkohol gegangen war. Doch konnte er schlussendlich der Kombination des Whiskys mit Aois sündigen Lippen weitaus mehr abgewinnen, als dem puren flüssigen Gold. Er drängte seinen vor Kälte zitternden Körper dichter an den des anderen, wartete vergeblich auf eine Reaktion. Kouyous Lippen schnappten erneut nach denen des Schwarzhaarigen, leckten gierig darüber.  „Möchtest du nicht mit mir zusammen trinken?“ hauchte er, seine Stimme einen Hauch verruchter als sonst. Er griff nach der Flasche, welche Aoi achtlos auf die Brüstung gestellt hatte und stellte entrüstet fest wie viel Yuu getrunken haben musste.  Er hatte das Paket mit dem edlen Tropfen erst gestern von einem Kurier bekommen. Doch jetzt befand sich nur noch ein Viertel des ursprünglichen Inhaltes darin. Kouyou seufzte, blickte in das Gesicht seines Liebsten ehe er einen Schluck des Macallan nahm.  Er verzog das Gesicht, brannte der erste Tropfen jedes Mal wie Feuer in seiner Kehle.  Den Honigblonden verunsicherte noch immer das Verhalten Yuus.  Warum sagte er kein Wort?  Warum schloss er ihn nicht endlich in seine Arme?  Mit einem weiteren Schluck des Macallan im Mund beugte er sich erneut zu dem schwarzhaarigen und versiegelte so ihre Lippen. Yuu löste sich aus seiner Starre, schloss seine vom Alkohol glasig gewordenen Augen, schnappte nach seinen Gegenüber.  Kouyou keuchte auf, wollte er doch mehr von diesen Lippen spüren.  Diese Reaktion verfehlte seine Wirkung nicht im Mindesten, war es doch ein deutliches Versprechen auf mehr. Er vergrub seine Hand unsanft in den honigblonden Haaren, sein Atem streifte dessen Nacken. Yuus Lippen legten sich auf den bleichen Hals, setzten immer wieder schmetterlingsartige Küsse auf die kalte Haut.  „Yuu bitte…“  der Honigblonde vergrub seine Hände in dessen Lederjacke, nestelte vergebens an dem Verschluss.  Seine Finger waren zu steif von der vorherrschenden Kälte. Kou spürte wie der Gitarrist in ihren Kuss lächelte, wusste er doch wie ungeduldig seine honigblonde Diva werden konnte.  Fahrig glitten seine Hände über die Brust des Schwarzhaarigen, huschten kurzerhand unter dessen Jacke, nur um frustriert aufzustöhnen da er noch immer Stoff zwischen seinen Fingern und der Haut die er so sehr begehrte spürte.  Yuu liebte dieses Spielchen, welches sie immer weiter trieb, vergessen seine Emotionen des vorangegangenen Abends, verdrängt durch den berauschenden Duft des Honigblonden und dieser unwiderstehlichen Anziehungskraft zwischen ihnen.  Erneut hörte der Ältere wie sein Name flehentlich gehaucht wurde, registrierte wie Hände an seiner Kleidung zerrten, ohne diesen hinderlichen Stoff loswerden zu können. Mit einem scharfen Ruck riss er Kouyous Kopf zur Seite, nur um sich abermals in der köstlichen Haut seines Gegenübers zu verbeißen. Verzückt stöhnte sein blonder Engel auf. Er genoss es seine Zeichen auf der schneeweißen Haut zu hinterlassen, ihn als sein persönliches Eigentum zu markieren.  Sie stolperten rückwärts, immer im Versuch den jeweils anderen von der störenden Kleidung zu befreien. Der Schwarzhaarige biss und küsste sich an seinem Hals entlang, entfachte so das Feuer in dem Jüngeren noch mehr. Zufrieden registrierte Yuu wie der Jüngere seinen Kopf noch ein wenig mehr streckte, wohl wissend am nächsten Morgen seine Diva zurückzuhaben. Seine persönliche Diva, welche ihn anschreien würde, obgleich der Frechheit die er sich jetzt in diesem Moment herausnehmen tat. Seine Finger fanden ihren Weg zum Ausschnitt seines Shirts und Aoi hoffte das Kouyou dieses Shirt nicht allzu sehr liebte.  Sein Mund verwickelte den honigblonden in einen leidenschaftlichen Kuss, lenkte ihn so geschickt ab, bevor er dem Honigblonden das schwarze Shirt vom Körper riss. Aoi spürte die Gänsehaut auf dem Körper des Jüngeren, als er sich von seinem Mund löste, nur um eine feurige Spur aus küssen hinab zu seiner bebenden Brust zu ziehen. „Yuu!“ schrie der Gitarrist in die dunkle Nacht hinaus, umkreiste die Zunge des Schwarzhaarigen augenblicklich eine der empfindsamsten Stellen seines Körpers.  Nur der ältere wusste wie sein Körper zu spielen war. Ungeduldig riss Kouyou an der Lederjacke, störte ihn der dicke Stoff. Erst nach mehreren Versuchen gelang es ihm schließlich sie zu öffnen und sie Yuu fahrig von den Schultern zu streifen.  „Ich will dich nackt.“ Die Stimme des Honigblonden klang bereits dunkel vor Lust, berauscht von den sündigen Lippen welche ihn immer wieder neckten, den vom Gitarre spielen rauen Fingerkuppen die ihn sanft berührten, der Dunkelheit  welche ihnen die nötige Abgeschiedenheit gab die sie benötigten, um sich im leichten Schneefall dieser Dezembernacht zu lieben.  Das Verlangen welches sie beide verspürten war übermächtig und doch wollten sie nicht die schnelle Nummer, die nur allzu bald in Vergessenheit geraten würde.  Yuu löste seine Finger aus den Haaren des Honigblonden fuhren mal zögernd, mal fordernd über dessen lange Seiten, stoppten nach einer schieren Endlichkeit auf dessen Schritt. Genüsslich begann er diesen zu massieren, entlockte seinem Geliebten so die süßesten Töne.  Jener war bereits gefangen im Nebel der Lust, reagierte nur träge auf Yuus sinnliche Stimme. „Dreh dich um.“ Hauchte der Schwarzhaarige und dirigierte Kouyou grob  zurück zur Brüstung, sorgte dafür dass er sich über jene lehnte. Der honigblonde Gitarrist sog scharf die Luft ein, sah er nun direkt in den Abgrund der straßenfluchten Tokyos.  „Was hast… was soll das?“  erklang seine erstickte Stimme, für einen Moment zurück in der Realität. Yuu lachte auf, seine Stimme hatte einen harten Unterton, kitzelte die Angst des Gitarristen, direkt in solche Tiefen schauen zu müssen, nur noch mehr hervor. „Heute Nacht sieht uns ganz Tokyo zu. Ganz Tokyo wird dich schreien hören.“  Kouyou wollte sich erheben, weg von der schwindelerregenden Tiefe in die er blickte, doch die starke Hand des Schwarzhaarigen drückte ihn zurück in seine Position. „Bleib genauso.“ Herrschte er ihn an, drückte seine Hüfte gegen die ihm emporgestreckte Rückseite des Blonden. Er keuchte erschrocken auf, spürte er die deutliche Erregung Yuus.  Dieser fing an sich in einem gemächlichen Tempo gegen ihn zu stoßen.  Kouyou ergriff die Streben der Brüstung, hoffte so ein wenig Halt zu finden.  Nach einer Weile stoppte der Schwarzhaarige in seinem Tun, glitt mit seinen Händen an den Hüften des Honigblonden hinab, spürte die Verschnürungen die diese Hose an ihrem Platz hielt.  Er beugte sich hinab zu seinem Liebsten, zog mit seiner Zunge träge Kreise über dessen Schulterblätter, näherte sich immer mehr dem Rand des lederartigen Materials welches noch immer den wohlgeformten Hintern Uruhas bedeckte.  Seine Hand strich über die ausgeprägte Beule die von dem weichen Leder bedeckt wurde, massierte diese mal mehr Mal weniger stark, belohnte seinen Liebsten mit küssen für die Schreie die immer lauter zu werden schienen.  Yuu lächelte, liebte er es Kouyou zu reizen bis dieser unter dem schieren Verlangen zusammenbrach. Der Honigblonde zitterte schon längst nicht mehr wegen der Kälte. Seine Finger glitten an den Schnüren auf und ab, streifte die darunter hervorblitzende Haut.  Der Schwarzhaarige sog stärker als unbedingt nötig die blasse Haut zwischen seine Zähne, hinterließ ein weiteres Zeichen welches ihn als sein Eigentum markierte.  „Du gehörst mir, Kou. Nur mir!“ erklang die von Lust verschleierte Stimme des Gitarristen. Kouyou stieß seine Hüfte hart gegen die des Gitarristen, nutzte den Moment der Überraschung um mit ihm die Positionen zu tauschen. In einer gleitenden Bewegung ging er vor dem Schwarzhaarigen auf die Knie, blickte ihn aus Lust verschleierten Augen an.  „Ich will dich jetzt haben…“ knurrte Kouyou, vergrub seine Fingernägel in der Hüfte seines Geliebten.  Aois Augen verdunkelten sich, beim Blick auf die Zunge die immer wieder kurz zwischen den Lippen des honigblonden Gitarristen hervorblitze und diese kleine Bewegung vollführte die ihn in den Wahnsinn treiben konnte.  Kapitel 12: Search the Truth ---------------------------- Mein Körper schien mich bestrafen zu wollen für all meine vergangenen Sünden. Tausende kleine Nadeln versuchten meinen Kopf zu durchdringen. Und auch das Licht verursachte mir nur Schmerzen. „Es ist vorbei…“ flüsterte ich, lehnte den Kopf an die kühle Glasscheibe und war beruhigt im Moment allein zu sein. Die anderen würden sich wieder verängstigt Fragen wo ich bin. Es grenzte an ein Wunder das ich das Konzert bis zum Ende durchgehalten habe. Ich brauchte ihnen nicht länger etwas vorspielen. Nur allzu deutlich waren mir ihre Blicke während unseres Auftrittes bewusst.   * Flashback *   Es brachte nichts Ryuichi zuzuflüstern das er sich keine Sorgen machen musste. Auch während unserer kurzen Pause konnte ich die anderen Drei nicht überzeugen. Unser Vocal wollte das Konzert abbrechen, wurde nur von meinem Wutausbruch daran gehindert. Keiner hatte es daraufhin gewagt noch einmal von einem Abbruch zu reden. Mit rasendem Puls war ich geflüchtet, sah den verletzten Ausdruck in Ryuichis Augen. Er wollte die Wahrheit, aber die konnte ich ihm nicht geben. Mein Körper sackte in einer dunklen Ecke zusammen, meine Atmung war zu flach, der Puls zu schnell. Ich musste doch nur die letzte Stunde dieses Konzertes überstehen. Danach konnte ich mich zurückziehen, neue Kraft sammeln. Nur um ihnen weiterhin etwas vorzuspielen. Ich schleppte mich mit letzter Kraft wieder zur Bühne, gerade rechtzeitig um das Ende von Shinyas Solo zu hören und wieder auf die Bühne zu gehen. Ich stolzierte an ihnen vorbei, widmete ihnen keinen Blick. Spürte wie Ryuichis Hand mich zurückhalten, mir noch etwas sagen wollte und es doch nicht tat. Die Masse begrüßte unsere Rückkehr mit lauten Schreien, in Tonlagen die nicht einmal Ryuichi traf. Jun hatte mehrere Blicke mit Inoran getauscht, war zu mir gekommen, doch ich lachte ihn nur an und ignorierte die Fragen die er mir stellte. Das Publikum musste gedacht haben, das wir Scherzen. Ich verließ Jun und betrat den kleinen Steg auf der Seite unserer Bühne, heizte den Fans ein. Nach einer Weile ging ich zurück, wir beendeten den Song. Ich schwankte, ging zu meinem Soundsystem, schraubte zitternd die darauf stehende Wasserflasche auf und hoffte dass es nicht schlimmer wurde. Das Wasser beruhigte meine schmerzende Kehle. Der Geschmack nach Blut wirkte nur halb so verstörend auf mich wie ich erwartet hatte. Früher oder später sollte es so kommen. Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen, wartete dass das beengende Gefühl in meiner Brust nachließ. Ich hatte lange genug Zeit gehabt mich damit abzufinden. Mit einer fließenden Bewegung drehte ich mich zu den jubelnden Menschen um, genoss das Bad ihrer Gefühle. Es kam mir wie eine Unendlichkeit vor, doch dieser Moment der Schwäche hatte nur wenige Sekunden gedauert. Das zittern meiner Hände war noch immer da, würde so schnell nicht verschwinden. Meine Angst, dass ich einen erneuten Anfall bekommen könnte, schob ich in den hintersten Winkel meines Verstandes. Der Countdown war gekommen. Gemeinsam zählten wir das neue Jahr ein. Wir warfen unsere Handtücher und einige Wasserflaschen in die Menge und hörten wie die jungen Frauen sich um ihre Beute stritten. Ryuichi lachte und forderte uns auf etwas zu sagen, jedoch hatte er wieder mal nicht mit Inoran gerechnet. Er flüsterte unserem Vocal etwas ins Ohr was diesen grinsen lies. Ich glaube wir bekamen nur die entschärfte Version zu hören, zumindest wenn man das Gesicht des Gitarristen richtig deutete.   Nach der kurzen Unterbrechung spielten wir weiter. Ich zwang meinen Körper zu agieren, mein Gesicht zu flirten und meine Stimme wenigstens ein wenig zu hallen. Nie sah ich einzelne Gesichter wenn ich mit dem Publikum flirtete, sie verschwammen zu einem wilden Gemisch aus Farben und Formen. Die Musik wurde zu einem stetigen und doch melodischen Rauschen. Ich schloss meine Augen, spielte den nächsten Part blind, bevor auf einmal sämtliche Geräusche erloschen. Ich riss meine Augen auf, sah das meine Finger noch immer die Saiten berührten, Ryuichis Lippen die Wörter zu Precious formten und auch Shinya, Jun und Inoran ihr Instrument bedienten. Nur hörte ich von alledem nichts. Meine Augen wanderten panisch von einer Seite auf die andere. Meine Hand wanderte zum Ohr, verschloss es kurz, jedoch änderte sich nichts. Langsam verlor ich die Geduld, spürte wie der Ärger in mir wuchs. Ich schleuderte meine Gitarre in die Ecke, ein Roadie sprang hastig zur Seite, um nicht getroffen zu werden. Alle Blicke lagen auf mir und so merkten sie bestimmt wie mit einem ohrenbetäubenden Krachen die Geräuschkulisse erneut auf mich ein preschte. Der Roadie blickte mich ängstlich an, als er mir eine meiner Gitarren reichte. Nur mit Mühe gelang es mir mein Gesicht nicht zu verziehen, wobei meine Gedanken von diesem plötzlichen Schmerzen eingenommen waren. Wie in Trance spielte ich den letzten Part des Songs. Meine Knie gaben unter mir nach, ich sackte nach vorn. Wie in Zeitlupe traf ich auf den harten Boden auf, hörte wie Ryuichi kurz stockte in seiner Rede, als meine Finger die ersten Töne zu ‘I For You‘ spielten. Bald wäre es geschafft. Nur noch zwei Lieder…   *Flashback ende*   „Scheiße…“ meine Worte hallten in den fast leeren Raum wieder, ich hörte ihre aufgeregten Stimmen die schon wieder nach mir suchten. Mein Blick erfasste alles nur verschwommen, die Geräusche dröhnten in meinen Ohren. Ein Hustenanfall ließ mich meinen Körper zusammen krümmen. Ich brauchte meine Handinnenfläche nicht zu betrachten, wusste ich dass sie wieder rot gefärbt sein würde. Fahrig wischte ich sie an meiner Hose ab froh darüber, dass diese schwarz war. Zitternd richtete ich mich wieder auf, schwankte zur Tür. Für einen weiteren Moment lehnte ich mich gegen das raue Holz, straffte schlussendlich meine Schultern und verließ den Raum. Von jetzt auf gleich erhöhte sich der Lärm. Ich hörte Ryuichi, wie dieser gerade Inoran anschrie. Sie suchten mich. Langsam bewegte ich mich zu den sich streitenden Stimmen, beachtete sie aber nicht weiter. Ein Blick auf die Uhr hatte mir gezeigt, dass ich nur noch eine gute halbe Stunde Zeit hatte um zum Flughafen zu gelangen. „Yuu! Wo bist du gewesen? Scheiße, du kannst nicht einfach abhauen!“ ich ignorierte Ryuichi vollkommen, suchte nur meine wenigen Habseligkeiten zusammen und legte diese schon mal auf einen Tisch nahe der Tür. „Yuune! Verdammt ich rede mit dir!“ Hände packten mich grob an der Schulter, drehten mich um und ließen mich sofort wieder los. Der schwarzhaarige Sänger taumelte von mir weg, schüttelte nur leicht den Kopf. Anscheinend genügte ihm mein Blick. Die ruhige Stimme meines langjährigen Freundes versuchte die aufkommenden Emotionen zu beruhigen.   „Ryu, es ist alles gut. Yuune ist wieder hier. Jetzt lasst uns auf das Konzert anstoßen gehen und etwas essen. Das wird uns allen helfen ein wenig runter zu kommen.“ Shinya meinte es gut, doch seine Worte prallten an mir ab. Ich wendete mich ab, zog mein Bühnenoutfit aus, um in meine normale Kleidung zu schlüpfen. Ich hielt mich an der Kommode fest, hoffte dass dieses elende Schwindelgefühl endlich verschwinden würde. „Yu-chan…“ starke Hände griffen nach mir, als ich drohte mein Gleichgewicht komplett zu verlieren. Mit einem seufzen lehnte ich mich mit geschlossenen Augen für einen kurzen Moment an, hörte die besorgten Stimmen jedoch nur wie aus weiter ferne. Der Moment der Schwäche war nur kurz, ich musste niemanden erzählen dass dies anscheinend der neue Dauerzustand zu werden schien. „Alles klar?“ wieder die besorgte Stimme, nah meinem Ohr. Ich befreite mich von den Armen, sah Jun wütend an. „Es ist nichts. Ich brauch nur meine Ruhe.“ Mit diesen Worten griff ich nach meiner Tasche und verließ den Raum, schaffte es bis zu meinem Auto ehe ich erneut zusammensackte. Zitternd legte ich meine Hand auf den kühlen Lack, versuchte meinen rasselnden Atem zu beruhigen. Ich wusste dass es keine gute Idee war in diesem Zustand ins Auto zu steigen, doch die Zeit saß mir im Nacken. Ich musste zum Flughafen, durfte sie nicht warten lassen. Ihre Maschine müsste bereits gelandet sein, demnach brauchte sie noch gute zwanzig Minuten bis sie durch den Check In wäre.   Jeder Zentimeter meines Körpers zitterte. Ich hatte nicht glauben wollen dass es von jetzt auf gleich so schlimm sein würde. Das konnte einfach nicht sein. Ich benötigte drei Versuche um meinen Wagen zu starten. Laute Musik dröhnte mir aus den Lautsprechern entgegen, sodass ich nicht mitbekam wie Shinya versuchte mich zu stoppen. Ich fädelte mich langsam im Tokyoter Nachtverkehr ein und hoffte nicht zu lange bis zum Flughafen zu benötigen, lag dieser doch außerhalb Tokyos. Ryuichi und Jun waren kurz vor einer Schlägerei, nur bekam ich davon nichts mehr mit. Meine Gedanken waren bereits bei der Person die mich sehnsüchtig erwartete.   Kapitel 13: Shelter of an angel ------------------------------- Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern wie ich durch den dichten Stadtverkehr gekommen bin. Ein Blick auf die Uhr meines iPhone Displays verriet mir jedoch, das ich eine gute Stunde zu spät dran war. Fünf verpasste Anrufe und eine ziemlich angesäuerte Nachricht zeigten mir bereits die Laune meiner Prinzessin. Ich setzte mir meine Sonnenbrille auf und hoffte dass ich unerkannt, durch die verschachtelten Gänge des Flughafens kommen würde, bis ich sie gefunden hatte. Nachrichten oder Schlagzeilen in der nächstbesten Klatschpresse würden mir jetzt gerade noch fehlen. Das einzig Positive was ich der vergangenen Stunde im Auto abgewinnen konnte war dass das Flirren vor meinen Augen so gut wie verschwunden war. Auch ließ der Druck in meinem Inneren ein wenig nach, wofür ich mehr als dankbar war. Es wäre nicht auszudenken wenn ich jetzt einen Unfall bauen würde. Alex verzieh mir bereits den Verrat an ihr selbst nicht, wie könnte sie mir dann dies jemals verzeihen? Jetzt wo ich sie endlich soweit hatte, mir meinen größten Wunsch zu erfüllen? Auch wenn dies nicht für lange sein würde. Allzu bald würde ich dem Ganzen nicht mehr gewachsen sein. Wie lange würde ich ihnen etwas vorspielen können? Es war nur noch eine Frage von Monaten. Tief in meinem inneren wusste ich es auch, wollte es mir aber nicht eingestehen.   Ich blieb stehen, suchte nach dem langen, glatten, schwarzen Haar meiner Tochter. Sie würde mir den Kopf abreisen, dessen war ich mir fast sicher. Ihr Temperament hatte sie schließlich von Alex geerbt und leider war das der negative Teil meiner Ex-Frau. Ich seufzte als ich sie nirgends entdecken konnte. Hatte sie sich bereits ein Taxi genommen? Jedoch stand davon nichts in ihrer Nachricht. „Abbey zieh nicht so! Bleibst du wohl hier!“ vernahm ich die ziemlich genervte Stimme meiner Tochter. Lächelnd drehte ich mich um, gerade rechtzeitig um zu sehen wie sich der Hund meiner Tochter geschickt aus seinem Geschirr entwand und loslief. Hin und hergerissen zwischen ihrem Gepäck und Abbey sah Luna verzweifelt hin und her. Ich sollte ihr wohl helfen, bevor die Hundedame noch entwischt. „Abbey!“ mein energischer Befehl brachte sowohl den Hund als auch meine Tochter zum Stehen. Ersterer drehte sich um und blickte reichlich verwirrt, wenn Hunde dies denn können, zu mir. „Abbey, komm her!“ es schien einen Moment zu dauern bis die Hundedame sich erinnerte wer ich war, jedoch rannte sie dann so schnell wie ihre kurzen Stummelbeine sie trugen auf mich zu. Lächelnd beugte ich mich hinunter und nahm sie auf den Arm, wo sie mich mit tausend Hundeküssen begrüßte. „Ist ja gut. Eine Dusche am Tag reicht mir vollkommen.“ Ich trat lächelnd auf Luna zu, versuchte jedoch nicht sie zu umarmen. Meine Erfahrung hatte mir gezeigt dass ich meine wütende Tochter erst beruhigen musste bevor sie sich umarmen ließ. „Gomen, ne.“ Sagte ich und sah sie entschuldigend an, versuchte mich an einem kleinen Lächeln. Doch ihr erbarmungslos wütender Blick sagte mehr als es Worte hätten ausdrücken können.   „Du bist eine ganze, verdammte Stunde zu spät, Dad! Und dein Konzert ist jetzt bereits seit zwei Stunden vorbei! …“ sie holte tief Luft, versuchte sich offenbar selber zu beruhigen. Statt etwas darauf zu antworten, griff ich stumm nach dem Hundegeschirr und legte es dem kleinen Frechdachs mit ihrem Dackelblick wieder an. Ich konnte wohl wirklich von Glück sagen das sie sich noch kein Taxi organisiert hatte. Seufzend ließ ich Abbey wieder auf den Boden und übergab Luna die Leine. „Verzeihst du mir?“ ich zog die Sonnenbrille von meiner Nase und blickte sie einen langen Moment fragend an, konnte förmlich sehen wie es in ihr arbeite. Ich hoffte nur dass sie sich heute noch entscheiden würde mir zu verzeihen. Der Tag hatte mich völlig fertig gemacht. „Mach das nie wieder! Ich dachte du hattest einen Unfall! Wozu hast du ein Telefon?“ als sie geendet hatte zog ich sie in meine Arme. „Gomen… Ich hatte den Ton noch auf Stumm, habe es nicht klingeln gehört. Lass uns gehen.“ Mit diesen Worten setzte ich mir meine Sonnenbrille wieder auf und nahm ihr Gepäck an mich. Luna würde ab heute bei mir Leben. „Dad, kommst du?“ ich lächelte sie an, folgte ihr.   Als wir das Flughafengebäude verließen, drangen die Stimmen des nächtlichen Tokyos uns entgegen. Luna blieb einen Moment stehen, genoss scheinbar die lärmenden Geräusche um uns herum und lächelte mich glücklich an. „Endlich darf ich wieder bei dir bleiben!“ flüsterte sie und ich zog sie wieder an mich. Es machte mich glücklich, meine Tochter wieder bei mir zu haben. Viel zu hart war es nach der Scheidung gewesen, sie nur noch wenige Male im Jahr zu sehen. Zwar hatte ich durch meinen Beruf, ungewöhnliche Arbeitszeiten, aber auch jene duldeten kein unentschuldigtes Fernbleiben. Also konnte ich nicht einfach mal so zu ihr fliegen. „Ich freue mich, dass du wieder zu Hause bist, Arti. Und diesmal für immer… versprochen.“ Ich wisperte das letzte Wort, denn ich würde dieses Versprechen nicht halten können. Ihre strahlenden Augen, von denen Ryu mal gesagt hatte das es die meinen wären, sprachen Bände. Nachdem ihr Gepäck im Kofferraum meines Wagens verstaut war und Luna samt Abbey bereits im Auto saß, ertönte das Klingeln meines Handys. Ein kurzer Blick sagte mir wer der späte Anrufer war. Seufzend nahm ich ab, versicherte mich aber das Luna die Autotür bereits geschlossen hatte und das Gespräche so nur, wenn überhaupt, gedämpft mitbekam. Ich ahnte bereits worum es gehen würde. „Moshi, moshi.“ Sprach ich ruhig in den Hörer und musste auf eine Antwort warten, da er den anderen mitteilte, dass ich abgehoben hatte.   „Yuune, wo zum Teufel steckst du! Wie kannst du in deinem Zustand überhaupt ans Autofahren denken? Spinnst du nun völlig!“ schrie mich mein bester Freund ungehalten an. Ich schwieg, konnte schließlich nicht wirklich widersprechen und hörte wie Shinya im nächsten Augenblick offenbar die Anderen anschrie. „Kiyo, jetzt sorge gefälligst dafür das Ryu nicht noch einmal auf Jun losgeht! Verdammt, ich brauche keinen zerpflückten Bassisten, geschwiege denn einen erwürgten Sänger!“ ich zog besorgt meine Augenbrauen nach oben. Das Gefühl, schuld an der aktuellen Situation zu sein, wurde mit einen mal deutlich stärker. „Shin, was machen die beiden?“ fragte ich deshalb unseren Drummer und hörte nur ein unwilliges Brummen auf der anderen Seite des Hörers. „Die beiden benehmen sich wie die letzten Deppen! Das ist hier los. Und nun verrate mir welcher Teufel in dich gefahren ist! Wo bist du!?!“ ich hielt den Hörer ein wenig von mir weg, schrie Shinya mittlerweile ins Telefon. Luna klopfte an die Scheibe und so bedeutete ich ihr dass ich nur noch kurz telefonieren müsste, trat dafür nun einige Schritte vom Auto weg. „Am Flughafen. Und bevor du mich noch mal anschreist, ich verlasse das Land schon nicht. Ich habe nur jemanden abgeholt.“ Sagte ich und blickte zum Auto wo Luna bereits an den Knöpfen für das Radio drehte.   „Es ist mitten in der Nacht Yuune. Du hattest heute irgendeinen Anfall von dem wir nicht wissen woher er kam, du warst auch während des Konzertes völlig abwesend, bist nach unserem Auftritt fast wieder zusammengebrochen und dann fährst du Auto! Um jemanden vom Flughafen abzuholen?“ Shinyas Stimme bebte und ich war froh dass er  mich nicht kurz nach dem Konzert gesehen hatte. Ein Hustenanfall hinderte mich daran zu antworten. Shinya rief besorgt meinen Namen und auch die lauten Hintergrundgeräusche verstummten. Ich bereitete ihnen Sorgen. Das war etwas was ich nicht wollte. Jedoch musste ich einsehen, dass es dafür wohl schon zu spät war. Ich fragte mich wie ich sie davon überzeugen konnte, dass es mir gut ging. Gedankenversunken wischte ich nun schon zum dritten Mal an diesem Tag das Blut an meiner Hose ab. Vielleicht musste ich meinem Arzt doch einen Besuch abstatten, nach meinem Termin in der Schule am morgigen Tag. „Shin mir geht es hervorragend. Es war wahrscheinlich nur die Aufregung vor dem heutigen Konzert. Nimm es mir nicht übel, aber ich muss nun nach Hause. Es war ein langer Tag.“ Mit diesen Worten legte ich auf. Ich war mir bewusst das Shinya mir nicht ein Wort abkaufen würde und schaltete vorsichtshalber mein iPhone aus. Ich würde ein paar Tage verstreichen lassen bevor ich mich bei den anderen melden würde. Seufzend stieg ich ins Auto und spürte den fragenden Blick meiner Tochter.   „Es war nur Shin. Er war nicht begeistert das ich ohne ein Wort zu sagen abgehauen bin.“ Ich zuckte mit den Schultern, dieses Thema war für mich nun abgeschlossen. Zumindest solange wie keiner meiner Freunde vor meiner Tür stehen würde. Ich hoffte inständig das auch Ryu sich nicht blicken ließ. „Hattet ihr streit?“ war die simple Frage meiner Tochter und ich schüttelte den Kopf. „Nein, Arti. Aber ich konnte doch nicht mit ihm auf das Konzert anstoßen und du weißt wie gern er danach einen drauf macht. Zumindest bis Aya ihn anruft.“ Antwortete ich ihr Augenzwinkernd und startete den Motor. Wir würden eine ganze Weile benötigen, bis wir zu meiner Wohnung kamen. Doch Luna wusste diese durchaus zu nutzen und erzählte mir fast ohne Luft zu holen von ihren letzten Monaten. Vieles davon wusste ich schon, hatte ich sie doch erst vor ein paar Wochen besucht. Es war der Besuch gewesen wo ich Alex die Wahrheit erzählt und sie überredet hatte Luna zu mir zu lassen. Zumindest solange es noch gehen würde. Ich lächelte an mehreren Stellen ihres Berichtes und auch Abbey gab ab und an ein zustimmendes bellen von sich. Irgendwann verebbte ihre Stimme und ging in eine tiefe, entspannte Atmung über. Ich stellte das Radio ein wenig leiser, ließ den Rest des Weges den Tag noch einmal Revue passieren.   Nachdem ich das Auto in der Tiefgarage geparkt hatte, hob ich Luna vorsichtig heraus, immer darauf bedacht sie nicht zu wecken. „Abbey, komm!“ befahl ich der Hundedame die mir gehorsam folgte. Nach wenigen Metern stoppte ich, sog rasselnd den Atem ein. Zum wiederholten Male an diesem Tag verschwamm die Sicht vor meinen Augen, in meinen Ohren fing es an zu dröhnen. „Bitte, nicht jetzt!“ flehte ich deshalb leise, drückte die schlafende Gestalt meiner Tochter noch enger an mich. Doch nach einem kurzen, angsterstarrten Moment normalisierte sich meine Welt wieder und ich lief eiligst zum Fahrstuhl. Es kam mir wie eine kleine Ewigkeit vor, bis sich die Türen des Fahrstuhls öffneten und ich endlich hinein gehen konnte. „Abbey, bei Fuß!“ rief ich etwas lauter, da der kleine Hund scheinbar etwas Interessanteres gefunden hatte und nun seine feuchte Nase darin vergrub. Sie blickte mich verwirrt an, bellte und tippelte dann auf uns zu. Luna regte sich in meinen Armen und ich flüsterte ihr zu, „Wir sind gleich zu Hause. Schlaf weiter, Arti.“ Ein zustimmendes Brummen war zu hören, bevor sie ihren Kopf in meine Halsbeuge vergrub. Nachdem sich Abbey dazu herabgelassen hatte zu uns in den Fahrstuhl zu steigen, gab ich eine Zahlenkombination in das Display ein und der Fahrstuhl begab sich in die Penthouse-Etage. Es gab nur zwei Wohnungen auf eben jener und glich eher einem größeren Apartment als einem Penthouse. Ich hatte diese Wohnung kurz vor unserer Tour erworben und ein Umzugsunternehmen damit beauftragt den Umzug auszuführen. Vor drei Tagen hatte ich den Anruf erhalten das alles ausgeführt war. Da ich nur die leere Wohnung kannte war ich gespannt darauf was die Handwerker gemacht hatten und ob sie die Farbkonzepte hatten umsetzen können.   Wenige Minuten später öffnete sich die Fahrstuhltür und ich trat auf einen kleinen Flur, an dem zwei Türen abgingen. Abbey schnüffelte glücklich an den Türen und bellte laut an einer. „Abbey, sei nicht so laut. Du weckst Arti auf.“ Sagte ich und schloss die andere Tür auf. Ich ließ der Hundedame den Vortritt und schaltete wenig später das Licht des geräumigen Wohnbereiches an. Für einen Moment verschlug es mir die Sprache und ich lächelte glücklich. Die weißen Möbel bildeten einen wunderbaren Kontrast zu der dunklen, weinroten Wand und der großen Glasfront, die jede Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich brachte Luna in ihr Zimmer, welches sie noch selbst würde richtig einrichten müssen, legte sie vorsichtig auf dem Bett ab und legte die Decke über ihre Gestalt. Für einen kurzen Moment betrachtete ich sie noch, ging dann zurück in den Wohnbereich und stellte mich an das Fenster. Ein kleines lächeln bildete sich auf meinen Lippen und einem Impuls heraus folgend öffnete ich die Terrassentüren und ließ die kalte Winterluft hinein. Es hatte begonnen zu schneien. Leise fielen die zarten Flocken vom Himmel, bedeckten nur ganz langsam den Boden. Verträumt blickte ich auf die Stadt, deren Lichter in Kombination mit den kleinen Flocken ein wunderschönes Schauspiel boten. Als ich hinaus treten wollte, hörte ich die leisen Schritte meiner Tochter. Sie sah mich verschlafen an, rieb sich die Augen. „Dad, wo sind wir hier?“ fragte sie mich und ich lächelte. „Zuhause. Geh schlafen meine Kleine. Wir reden morgen früh.“ Sie sah mich einen Moment fragend an, nickte dann aber und verabschiedete sich mit einer Umarmung von mir. „Ich hab dich vermisst, Dad.“ Nuschelte sie an meinem Hals, bevor sie sich löste und mit Abbey, die fröhlich hinter ihr her tapste, in ihrem Zimmer verschwand.   Ich blickte noch einen Moment auf die geschlossene Zimmertür und schloss dann ebenfalls die Tür zur Terrasse. Im nächsten Moment durchzuckte ein Schmerz meinen Kopf und ich sank keuchend auf den Boden. Meine Hände suchten wieder nach dem kühlen Glas, versuchten sich daran festzuhalten und den Schmerz auszublenden. Es kam nicht überraschend, als sämtliche Töne um mich herum erloschen und auch die Bilder vor meinen Augen verschwammen. Ich versuchte keinen Ton von mir zu geben, wollte nicht das Luna etwas mitbekam. Eine erneute Welle durchzuckte meinen Körper, erlöste mich von den unerträglichen Schmerzen mit tiefer Schwärze. Hoffentlich bemerkte Luna nichts. Kapitel 14: Angel... Devil in my Bed ------------------------------------ Uruha erwachte am nächsten Morgen durch das sanfte Kraulen einer vorwitzigen Hand auf seiner bloßgelegten Haut. Es dauerte einen Moment bis er diese hauchzarte Berührung zuordnen konnte und so grummelte er nur leicht, drehte sich herum und vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge seines Gegenübers. „Morgen, mein Schöner.“ Vibrierte Aois Stimme und jagte ihm eine Gänsehaut über den gesamten Körper. Der schwarzhaarige Gitarrist wusste genau wie er ihn locken konnte. Weswegen er auch der Einzige war der ihn ungestraft wecken durfte. Doch Uruha war noch nicht willig seinen Traum komplett los zu lassen und sich in die kalte Realität zu begeben. Seine Lippen streiften erst nur kurz dann immer länger den Hals seines Geliebten. Aoi seufzte, wusste er doch das Kouyou in dieser Stimmung nie und nimmer das Bett verlassen wollte. Beim Gedanken an die letzte Nacht verließ fast automatisch das komplette Blut sein Gehirn, schoss zielstrebig auf seine ungeschützte Mitte zu. Er legte sein Bein über den Oberschenkel des Honigblonden zog diesen an sich heran. Mit einem kurzen, überraschten Ausruf landete der Gitarrist halb auf Aoi und wollte sich bereits beschweren als er die deutliche Erregung des anderen spürte. Er hob seinen Kopf, die Augen katzenhaft zusammengezogen und auf den Lippen ein sündiges Lächeln.  „Willst du schon wieder?“ fragte der Blonde. Statt einer Antwort schnappte Aoi nach seinen Lippen, verwickelte ihn in einen immer leidenschaftlicheren Kuss. Der schwarzhaarige bettelte nur kurz um Einlass und forderte Kouyou zu einem wilden Tanz heraus. Schwer atmend unterbrach der Honigblonde ihren Kuss.  Aoi kraulte sanft seinen Nacken und genoss die schnurrenden Laute die ihm zeigten auf dem richtigen Weg zu sein. Ihre traute Zweisamkeit wurde durch das schrille Läuten an der Eingangstür unterbrochen. Unwillig knurrte Uruha und brachte Aoi damit zum lächeln. Jener dachte nicht daran sich zu erheben und dem ungewollten Gast herein zu lassen. Seine Lippen suchten sich ihren Weg an seinem Hals entlang. Sie verweilten kurz an Aois Brustwarzen, umkreisten sie mit seiner Zunge und deuteten zarte Bisse an. Angetan seufzte der Schwarzhaarige beobachte wie Uruha sich immer tiefer arbeite. Er warf ihm einen kurzen Blick zu aus leuchtenden Augen und zog sich die Decke über den Kopf.  Aoi erkannte nur noch die Umrisse seiner blonden Diva, spürte wie dessen Hände seine Schenkel auf und abfuhren und sie dabei Stück für Stück auseinander drängten.  Erneut klingelte es und Uruha knurrte ungehalten.  „Es macht mich ungemein heiß, wenn du zwischen meinen Beinen knurrst.“  Schnurrte nun Aoi, sog kurz darauf scharf die Luft ein als seine erwachende Erregung von Uruhas sündigen Lippen umschlossen wurde. Er krallte seine Hände in die weißen Laken und seufzte ungehalten. Die Zunge des Gitarristen umkreiste die empfindliche Spitze, bevor er ihn tiefer in sich aufnahm. Uruha verharrte einen Moment, streichelte über die Innenseiten seiner Oberschenkel und verfiel dann in ein zögerliches Kratzen. Eine Weile beschäftigte sich der blonde Gitarrist mit seinem Lieblingsspielzeug bevor es erneut an dessen Wohnungstür klingelte. „Ignorier es!“ befahl Uruha. Es waren seine ersten Worte an diesem Morgen und sie erregten Aoi nur noch mehr.  Er umschloss seine Männlichkeit mit der Hand und massierte sie, rutschte wieder nach oben um den Schwarzhaarigen in einen feurigen Kuss zu verwickeln.  Das fast synchrone Klingeln ihrer Telefone sorgte für eine erneute Unmutsbekundung seitens Uruhas, gefolgt von einem wütenden Knurren als er nach einem der Störenfriede griff.   „Sollte es nicht um Leben und Tod gehen, wirst du es bereuen mich unterbrochen zu haben!“ bebte Uruhas Stimme, seine Lippen noch immer unmittelbar vor denen Aois. Er schnappte kurz nach diesen vollen, sündigen Lippen, war scheinbar nicht gewillt dem Anrufer wirklich zu zuhören. Aoi vernahm Rukis Stimme und auch er schien nicht sonderlich gut gelaunt zu sein.  „Ich bin beschäftigt! Verzieh dich du abgebrochener Meter!“ mit diesen Worten legte Uruha das Telefon aus der Hand und widmete sich wieder Aoi, dessen Hand gierig über die Seiten seines Gegenübers wanderten. „Was… wollte …Taka?“ hauchte Aoi zwischen einzelnen Küssen.  Als hätten diese Worte das Unheil hinauf beschworen läutete es nun Sturm und auch ihre Handys nahmen ihre Arbeit wieder lautstark auf. Aoi schielte auf das Display seines iPhones und zog eine Augenbraue hoch. Es war erneut Ruki.  Vorsichtig schob er seine blonde Wildkatze, die erneut gefährlich fauchte, ein wenig von sich und griff nun selbst nach dem Gerät. Uruhas Blick warnte ihn davor das Gespräch anzunehmen. Aoi wusste das er damit für heute keine Streicheleinheiten alá Uruha mehr zu erwarten hatte, doch anscheinend war Rukis Anliegen wichtig. „Ruki, was weckst du uns?“ Aoi sah zu wie Kouyou nun völlig wütend aufsprang und ihn mit dem Worten, „Ich bin duschen!“, allein im Schlafzimmer zurück lies. Er seufzte theatralisch und wandte sich nun seinem Gesprächspartner zu.  „Macht endlich die Tür auf! Koron und ich frieren uns hier unten den Arsch ab!“ der schwarzhaarige Gitarrist zog eine Augenbraue nach oben und erhob sich langsam aus dem Bett. Im Hintergrund vernahm er die mosernde Stimme ihres Bassisten.  „Ich hoffe für euch, genügend Kaffee dabei zu haben. Ihr müsst ganze Arbeit leisten um Kou wieder milde zu stimmen.“ Damit trat er an die Tür und betätigte den Summer, ließ so ihren Sänger in das Haus hinein.  „Ob du es glaubst oder nicht, ReiRei hat sogar Brötchen geholt!“ ließ er mich wissen und legte dann einfach auf. Seufzend blickte Aoi an sich hinab und entschied sich gleich kalt duschen zu gehen. So könnte er schlecht die ganze Zeit umherlaufen. Er öffnete die Wohnungstür einen Spalt breit damit die zwei Störenfriede herein gelangen konnten, während er Uruha Gesellschaft leisten würde. Auf leisen Sohlen schlich er sich in das große Badezimmer, verharrte hinter der geschlossenen Tür und beobachtete das Schauspiel welches sich ihm bot. Seine blonde Diva lehnte an der beschlagenen Verglasung der Dusche und berührte sich selbst.  Aoi zog eine Augenbraue hoch und schmunzelnde leicht. Er bewegte sich geschmeidig wie eine Katze zu seiner Beute, umfasste den feuchten Körper und zwickte in die bereits verhärteten Brustwarzen. Kurz quietschte Uruha, beschwerte sich im nächsten Moment bei Aoi darüber ihn doch nicht so zu erschrecken. „Aber du machst mich ganz verrückt…“ schnurrte er in dessen Ohr, leckte hauchzart über die Ohrmuschel, bevor er sich mit sanften Küssen und leichten Bissen am Hals vorarbeitete. Seufzend warf Uruha den Kopf in den Nacken, spürte die massierende Hand an seiner Körpermitte und konnte auch ein leises Stöhnen nicht mehr unterdrücken. „Weißt du wie hart ich werde, wenn du dich so an mir reibst? Ich könnte dich schon auf der Bühne nehmen.“ Seine Stimme vibrierte an Kous Haut, sorgte so für flächendeckende Gänsehaut.  Uruha drehte sich in Aois Armen um, führte seine Hand zu ihren Erektionen und sah ihn bittend an.  „Wir müssen uns beeilen…“ hauchte Aoi an die Lippen seines Gegenübers, ergriff ihre Härte  und nahm einen langsamen Rhythmus auf, steigerte diesen unablässig. „Warum?“ knurrte Kouyou in ihren Kuss, spürte das erneute Lächeln dieser sündigen Lippen.  „Koron, kommt zu Besuch. Und du willst diesen kleinen Plagegeist doch sicherlich nicht allein in deiner Wohnung umherlaufen lassen oder?“ Uruha biss sich auf die Lippe, versuchte vergebens seine steigende Leidenschaft zu verstecken. Er biss Aoi unsanft in den Hals, unterdrückte so seine immer lauter werdenden Schreie. Der Schwarzhaarige war solche Qualen schon gewohnt, wenn er mit seiner blonden Diva allein ist. Er zog noch einmal sein Tempo an, schnappte nach den gierigen Lippen und verschloss diese mit einem Kuss, als Uruha mit einem lauten Schrei kam. Einen kurzen Moment später schrie auch Aoi seine Lust, gedämpft an Uruhas Hals hinaus.  Die Beine des blonden Gitarristen drohten nachzugeben, doch er wurde durch die starken Arme seines Gegenübers aufgefangen. Sie schwiegen einen langen Moment, hörten wie sich außerhalb des Bades mittlerweile ihre Besucher eingefunden hatten und sich scherzend unterhielten. Uruhas Kopf lehnte an Aois Brust lauschte wie sich dessen Herzschlag verlangsamte und blickte einen Moment später zu ihm hoch. „Ich bringe Ruki trotzdem um.“ Flüsterte er und griff besitzergreifend an die knackige Kehrseite des Schwarzhaarigen. Er schnurrte angetan. „Lass ihn Leben. Wir brauchen ihn noch in einem Stück.“ Damit stellte Aoi das Wasser an und ließ das heiße Nass den restlichen Schaum von Uruhas Körper spülen. Nacheinander traten sie aus der Kabine. Nachdem Aoi sich ein Handtuch um die Hüfte geschwungen hatte, hüllte er seine Wildkatze in seinen flauschigen Bademantel, strich ihm wie aus Versehen noch einmal über den Schritt und hörte nur ein erregtes Schnurren.  Vielleicht würde er heute doch noch ein paar Streicheleinheiten alá Uruha bekommen. Aber erst mussten ihr Sänger und Bassist seine Wut überleben. Mit einem seeligen Grinsen verließ Aoi das Badezimmer, gefolgt von einem nun finster drein schauenden Uruha. Kapitel 15: Dog in dresses -------------------------- Reita blickte mit erhobenen Augenbrauen zwischen Ruki und den zwei Gitarristen hin und her, die soeben aus dem Badezimmer traten. Er überlegte wer von den Dreien gefährlicher war. Die Laune ihres Sängers hatte sich in dem Augenblick gebessert als er aus der bitteren Kälte, die an diesem Morgen herrschte, heraus war. Und auch seine kleine, kläffende Handtasche hatte seine Arbeit eingestellt, konnte er jetzt wieder seine Umgebung zerstören, wie er es bei ihm zu Hause so gern tat. Dies würde Reita aber niemals laut zu Ruki sagen. Er hing an seinem Leben und der Sänger hing an seinem kleinen Ungeheuer.  Ein Blick auf Aoi verriet ihm, dass dieser ihn auch am Leben lassen würde, zumindest wenn sein entspanntes Lächeln nicht täuschte. Kouyou stand auf einem anderen Blatt. Dieser schien wirklich angefressen zu sein, dass sie ihn gestört hatten. Eben jener näherte sich ihm nun auch bedrohlich. „Kou…“ er hob beschwichtigend seine Hände, lächelte den honigblonden Gitarristen an in der Hoffnung ungeschoren davon zu kommen. „…Wir wurden ja fast gezwungen bei euch vorbei zuschauen.“ Doch anscheinend hörte der Gitarrist ihm nicht zu. Aois Hand an seinem Handgelenk schüttelte er mit einer geschmeidigen Bewegung ab und anscheinend hatte er auch nicht wirklich vor Kouyou aufzuhalten.  „Yuu, welches wilde Tier ist dir denn zu nahe gekommen?“ Uruha stoppte in seiner Bewegung und sah zu dem Schwarzhaarigen hinüber, lief dabei rot an. Er stand seitlich zu Aoi, welcher seine unbedeckte Haut betrachtete soweit es ihm möglich war. Jedoch fand Aoi nicht den geringsten Makel an sich.  Takanori, der soeben Koron den kleinen Strickpullover ausgezogen hatte richtete sich auf, stellte sich neben ihren Gitarristen und tippte auf ein paar bläulich schimmernde Flecken. Mit den Fingern seiner anderen Hand fuhr er auf den länglichen Kratzern, welche die komplette Schulterpartie des Schwarzhaarigen einnahm, entlang. Ruki grinste diabolisch als Yuu scharf die Luft einsog und sich außerhalb der Reichweite des Sängers begab. Fast vorwurfsvoll blickte Aoi nun zu Uruha. „Wann hast du meine Schultern so bearbeitet? Uruha…“ die mahnende Stimme von Aoi ignorierend , baute sich der honigblonde Gitarrist vor ihren Sänger auf. Er funkelte ihn wütend an, ignorierte Koron welcher ihn anknurrte um sein Herrchen zu beschützen.  „…Ruha….?“ Fiepte Ruki und blickte in das finster drein blickende Gesicht.  Aoi und auch Reita konnten nur den Kopf schütteln. „Kou, lass Ruki in Ruhe. Er wird dich demnächst bestimmt nicht mehr so früh am Morgen stören. Wenn du ihn aber jetzt in seine Einzelteile zerlegst bekommst du nachher mit Kai Ärger.“ Versuchte Aoi seinen Freund ein wenig zu beruhigen. Doch dieser hörte seine Worte anscheinend nicht. Stattdessen trat er noch einen Schritt näher an den kleinen Sänger heran, welcher wie ein verängstigt, zitterndes Reh im Scheinwerferlicht eines Autos an Ort und Stelle stehen blieb.  „Taka…“ Uruhas Worte waren leise zischend, „…Was ist an den Worten, ‘Verzieh dich du abgebrochener Meter!‘, so schwer zu verstehen?“  Reita sog scharf die Luft ein, es hatte ihn sowieso schon gewundert das Ruki sein Telefon nicht zerlegt hatte, als Uruha ihm die Worte das erste Mal ins Gesicht schleuderte, jedoch fürchtete er jetzt das Schlimmste. Sie konnten genau beobachten wie sich der Schalter bei Ruki umlegte und er auf Angriff schaltete.  „Du miese…“ schnell waren Aoi und Reita bei ihren zwei Diven und zogen sie auseinander, bevor noch ein Unheil geschehen konnte. Vorbei war es mit Aoi‘s entspanntem Lächeln. „Ruha, jetzt komm mal wieder runter. Schau mal Ruki hat sogar Kaffee mitgebracht.“ Aoi griff nach einem der Becher und musste nun doch wieder schmunzeln als er sah was der Sänger hatte draufmalen lassen. „Schau, dein Becher hat ein Entchen drauf!“ er lachte nun laut auf, kassierte die leichten Schläge seines Liebsten gerne dafür. Er hasste es für gewöhnlich mit einer Ente verglichen zu werden.  Ruki hatte sich mit Reita auf die andere Couch gesetzt, beobachtete argwöhnisch ihre Gitarristen. „Ruki, sprich es nicht aus.“ Dieser nahm sich grummelnd seinen Becher und seufzte genießerisch, als die ersten Tropfen des schwarzen Goldes seine Kehle hinab rannen.  Aoi und Reita beobachteten einen kurzen Moment den stillschweigenden Waffenstillstand der beiden, bevor auch sie sich ihren Kaffee nahmen.  „Warum seit ihr nun eigentlich hier?“ wollte Aoi nach einer kleinen Weile wissen. Reita zuckte mit den Schultern, überließ mal wieder Ruki das Wort.  „Kai wollte sicher gehen, dass ihr pünktlich zu unserem Meeting kommt. Und da Koron sowieso noch mal raus musste sind wir halt hergekommen, um euch zu wecken.“ Uruha knurrte etwas in seinen Kaffeebecher und beobachtete dann mit Argusaugen den kleinen Koron, der nun den Ausgangspunkt des ganzen Unheils für ihn bedeutete.  Aoi unterdrückte ein erneutes Schmunzeln. Er wusste wann es gesünder für ihn ist nicht über seine Diva zu lachen. Die Erfahrung hatte es ihn schon mehrmals gelehrt.  „Was macht das Biest da?“ der schwarzhaarige Gitarrist zog eine seiner Augenbrauen nach oben, strich leicht über den Oberschenkel des Honigblonden.  „Nenne ihn nicht so! Sein Name ist KORON!“ fauchte Ruki und folgte dann dem Blick seines Gitarristen. Koron hatte sich geduckt, sein Schwanz wedelte fröhlich hin und her, während er selbst zwischen Knurren und hecheln hin und her wechselte. Auch die Anderen beobachteten das für den kleinen Hund untypische Verhalten und erschraken umso mehr, als der Sänger freudig quietschte da er den Grund für das seltsame Verhalten seines Hundes entdeckt hatte.  „Was ist das?“ fragte Reita und beobachte staunend den kleinen Dackel. Koron sprang ein Stück näher an das fremde Tier heran und wiederholte dann seine Knurr- und Hechellaute um die Aufmerksamkeit des Dackels zu erlangen.  „Aoi…. Bitte sag mir nicht dass… das…. DAS gerade meine Strapse anknabbert?“ Uruha hatte den Namen des Gitarristen in die Länge gezogen, um seine weinerliche Stimme zu verdeutlichen. Aoi zog den Honigblonden in seine Arme, strich ihm beruhigend über den Rücken.  „Ich fürchte das sind sie. Warum hast du sie dort liegen?“ fragte Aoi und beobachtete Ruki, der sich zu ihrem Neuankömmling gesellt hatte. Doch bekam er keine Antwort seitens des Gitarristen. Er sah die aufsteigenden Tränen bevor diese flossen und konnte nur den Kopf darüber schütteln. „Ruki, nimm dem Hund mal die Strapsen weg. Kou weint.“ Verwirrt blickte der Sänger kurz zu den zwei Gitarristen bevor er sich wieder dem Hund vor sich annahm.  „Hallo meine Schöne. Wo kommst du denn her?“ sprach er auf die Hundedame ein. Er graulte sie hinter den Ohren, achtete darauf die pinke Schleife die in ihrem Haar steckte nicht ausversehen herauszuziehen. Vorsichtig zog er ihr die Strapse weg und fragte sich gleichzeitig warum Uruha die hier liegen hatte. Hätte Koron sie früher entdeckt wäre davon nichts mehr übrig geblieben. Sein kleiner Liebling liebte es Leder auseinanderzunehmen. Sehr zum Leidwesen von Reitas Schuhen. Wobei wenn er genauer darüber nachdachte, besaß Akira so gut wie keine Lederschuhe und trotzdem liebte Koron es diese zu zerstören. Es musste also an Reita liegen. Ruki nickte wie um sich dies zu bestätigen und warf die vollgesabberten Strapse auf die Couch, wo Uruha schreiend aufsprang.  Die Hundedame zuckte erschrocken zusammen und beäugte sie skeptisch.  „Du musst keine Angst haben. Kou macht das mehrmals täglich. Wo hast du nur das schöne Kleid her? Dein Papa muss dich lieb haben!“ damit zog er den Dackel auf seine Knie und graulte sie ausgiebig. Koron tapste mit angelegten Ohren zu seinem Herrchen, schnüffelte interessiert an der Hundedame. Er rollte sich neben Ruki zusammen, schenkte dieser doch seine komplette Aufmerksamkeit dem fremden Hund.  „Kou deine Maus ist das hier aber nicht, oder?“ der Honigblonde verneinte das ungläubig, er würde sich keinen Strapsenvernichter zulegen. Aoi hatte sich neben Ruki gesetzt, schenkte nun Koron Streicheleinheiten. „Wo kommt sie…es ist doch ein Weibchen oder?“ Ruki nickte, war er sich aufgrund der pinken Schleife und des Kleidchens was der Dackel trug sicher.  „Wo kommt sie her?“ fragte Aoi und wollte Ruki bei diesen Worten den kleinen Hund aus den Armen ziehen. Ein leises aber bestimmtes Knurren seitens des Sängers stoppte den Gitarristen jedoch es auch zu tun.   „Ich wollt doch nur schauen…“ nuschelte Aoi und schnappte sich stattdessen Koron. Ruki wollte protestieren, stoppte aber als er sah wie der Dackel in seinen Armen die Ohren aufstellte und einmal kurz bellte. Anscheinend hatte er etwas gehört was sie nicht wahrgenommen hatten.     „Wo auch immer das Monster herkommt, welches meine Strapse vernichtet, bringt es dahin  zurück!“ Reita verdrehte die Augen.  „Kou komm runter! Es ist nur ein Lederfetzen!“ Uruhas Bademantel blähte sich auf als dieser sich blitzartig zu Reita umdrehte und ihn am Kragen packte. „Es sind nicht nur Lederbänder!“ zischte der Gitarrist und warf einen wehmütigen Blick auf die Reste seines Schatzes.  „Sie waren DAS Geschenk von Yuu! Er hat sie mir angelegt, bevor er mir endlich die Kleidung vom Leib gerissen und die Worte gesagt hat, die ich schon verdammte fünf Jahre von ihm hören wollte! Weißt du wie lange ich vor ihm rumtänzeln musste, damit er es endlich macht? Und du nennst es Lederfetzen!“ nur gedämpft hörte er wie Ruki lachte und Aoi flehentlich seinen Namen rief. Reita schluckte, versuchte nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.  „Kou, so genau wollte ich es gar nicht wissen.“ Bevor Uruha nun komplett auf Reita losgehen konnte, wurde er von Aoi zurück gerissen und seine protestierenden Lippen mit einem Kuss versiegelt. Wenn Kouyou nicht gerade im Traumland bei Sugizo weilte, half das meistens um ihn ruhig zu stellen. Reita konnte ihm später Danken sein Leben gerettet zu haben. Aoi führte Uruha zurück auf die Couch, entfernte die Strapsen und nahm sich vor demnächst ein paar ähnliche für Kouyou zu besorgen. Er hatte vor kurzen genau die richtigen gesehen. Sie würden die grazilen   Beine seines Liebsten noch länger aussehen lassen.  „Kinder! Wir haben die Zeit vergessen!!“ rief Ruki mit einem Blick auf seine Uhr aus und wollte schon aufspringen, als fast zeitgleich ihre Handys zu klingeln begannen.  Reita verzog das Gesicht. „Es ist Papa. Und ich glaube er ist sauer.“ Verkündete der Bassist mit einem Blick auf sein Display. Aoi hatte sein eigenes ergriffen und nickte. „Ruft er uns gleichzeitig an? Ich glaube dann ist er wirklich sauer.“ Mit diesen Worten warf Aoi sein iPhone zurück auf den Tisch. Mit diesen Worten verließ Aoi den Raum, tauchte kurze Zeit später mit einer Hose bekleidet wieder auf. In seiner Hand trug er ein Shirt, anscheinend wollte er seine lädierte Haut solange wie möglich ohne den störenden Stoff lassen. Keiner der Anwesenden hatte die stetig klingelnden Telefone beachtet.  Ruki spielte selig lächelnd mit den beiden Hunden, ihm war es anscheinend egal das sie noch immer nicht wussten woher der andere kam, Reita und Uruha funkelten sich ununterbrochen böse an. Seufzend ergriff er sein Telefon und nahm das Gespräch an. Nachdem er auch den Lautsprecher eingeschaltet hatte legte er das Gerät zurück auf den Tisch. Wie erwartet hörten sie Kais wütende Stimme.  „Ihr habt einen verdammt guten Grund, warum ihr noch nicht im Label seid oder es war die letzte Ausrede welche ihr je in eurem Leben benutzt habt!“ schrie er sie förmlich an.  Ruki blickte kurz von den Hunden auf, „Koron hat eine Freundin!“, und spielte dann weiter mit den Vierbeinern. Reita schnaufte einmal laut und lieferte sich dann ein weiteres Blickduell mit Uruha, welcher seine Beine elegant übereinanderschlug und Kai ignorierte, welcher erneut ziemlich laute Drohungen ausstieß. Der Bademantel des Honigblonden verrutschte ein wenig und gab ein wenig der weißen, glatten Haut frei welche Aoi gebannt anstarrte. Schuldig zuckte er zusammen, als Kais Stimme direkt hinter ihm erklang.  „Yuu, hör auf Uruha an zu sabbern, wie ein liebeskranker Idiot!“ er zog den schwarzhaarigen Gitarristen ein Stück von Uruha weg, war sich dieser doch sichtlich nicht bewusst darüber auf jenen zugegangen zu sein. „Reita, Uruha hört gefälligst auf euch mit Blicken zu töten! Ihr seid doch keine kleinen Kinder mehr, die sich um einen Lolli streiten!“ Kais Stimme bebte aus lauter Frust über seine allem Anschein nach verrücktgewordene Band. Warum war es immer das gleiche mit ihnen? Er würde ihnen ein Luna Sea Konzertverbot aussprechen. Vielleicht half das ja um ihnen, zumindest ein wenig, Professionalität einzuhämmern. Bei Kouyou würde es helfen, dessen war sich Kai sicher. Und wenn es Kouyou half, hatte er auch eine Chance, dass es bei Aoi anschlägt. Er blickte zu ihren kleinen Sänger. „Und Ruki….“ Kai stoppte, besah sich ihren Sänger, welcher von zwei wildgewordenen Hunden auf dem Boden festgehalten wurde.  „Ruki was machst du da!!?“ rief er wütend aus und hörte nur wie der Sänger lachte, aufgrund der aberwitzigen Hundezungen die sein Gesicht ableckten.  „Koron und seine neue Freundin haben mich lieb!“ rief der Sänger verzückt und sorgte dafür das Kai den Tränen nahe war.  „Sag mal Kai wie kommst du hier rein?“ fragte nun Uruha, der sich von seinem Blickduell mit Reita gelöst hatte. Seufzend schüttelte ihr Drummer den Kopf.  „Durch die Tür. Sie war offen und den Code für den Fahrstuhl kenne ich.“ Gab er resigniert von sich. Erneut bedachte Uruha den Bassisten mit einem tödlichen Blick.  „Willst du einen Kaffee?“ fragte Aoi, der sich nur schweren Herzens von Uruhas Anblick löse, doch Kai schüttelte den Kopf. „Nein. Ich will euch eigentlich holen kommen. Der Manager ist schon sauer, weil ihr mal wieder nicht pünktlich sein könnt!“ betroffen senkten drei der vier Angesprochenen den Kopf. Zu Kais Leidwesen bemerkte er erst jetzt das Kouyou noch nicht einmal angezogen war und auch Aoi noch nicht fertig war. Wozu hatte er Reita und Ruki extra zu ihnen geschickt?  „Es ist jetzt auch egal. Seht zu das ihr fertig werdet. Wir haben das Treffen mit dem Kunden um anderthalb Stunden verschoben. Und Sakai-san will ihn nicht länger vertrösten.“  Mit diesen Worten scheuchte er Uruha in sein Schlafzimmer um sich endlich seines Bademantels zu entledigen und alltagstaugliche oder eher Uruha-taugliche Alltagskleidung anzuziehen.  Aoi schien Schmerzen zu haben als er sein Shirt überzog, doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er befahl Reita die leeren Kaffeebecher, sowie die unangetasteten Brötchen wegzuräumen und stellte sich dann direkt vor Ruki.  Sein sonst so effektiver böser Blick, half ihm hier jedoch gar nicht. Der kleine Sänger war völlig mit den Tieren beschäftigt und ignorierte ihn gänzlich.  „Ruki….“ Zog er dessen Namen in die Länge, doch die erhoffte Reaktion blieb aus. Kurzerhand nahm er die beiden kleinen Fellknäule auf seinen Arm und funkelte den Sänger noch böser an.  „Hättest du die Güte, aufzustehen, Korons Freundin zu seinem Besitzer zurück zu bringen und dann mit uns ins Label zu kommen? Von mir aus nimm Koron mit, aber seine Freundin bleibt hier!“ Ruki verzog beleidigt das Gesicht, nutzte aber die Chance um vom Boden aufzustehen und sich dann die beiden Hunde wieder zu schnappen.  „Ich kann sie aber nicht zurück bringen.“ Kai hoffte nicht das Ruki sich einen zweiten Hund zugelegt hatte. Bei dem Outfit welches der Hund trug würde es ihn jedoch nicht wundern. „Warum nicht? Und sag mir nicht, auf dem Weg von deiner Wohnung hier her hast du dir noch einen Hund gekauft.“ Ruki schüttelte lachend den Kopf. „Nein. Diese Dame hier war plötzlich hier in Ruhas Wohnung. Wir wissen nicht woher sie kommt.“  Kai schüttelte ungläubig den Kopf. Ein Hund tauchte nicht plötzlich auf. Kapitel 16: Found You! ---------------------- Sie fror als sie ihr Zimmer verließ, den Blick noch einmal auf ihre Koffer gerichtet. Im Laufe des Tages würde sie sich dieser unliebsamen Aufgabe stellen oder vielleicht auch erst morgen. Seufzend schloss sie die Tür und suchte nach der Kältequelle die ihr sämtliche Haare zu Berge stehen ließen.  „Papa, warum hast du die Terrassentür offen? Es ist kalt!“ Luna trat an die Couch heran und musste lächeln. Ihr Vater saß, mit dem Kopf auf der Brust ruhend da und schlief. Noch im Schlaf hielt er seine Gitarre fest umklammert, rund um ihn herum lagen frisch beschriebene Notenblätter verteilt. Auf einigen konnte sie die Pfoten-Abdrücke von Abbey erkennen. „Oh je, Abbey! Wenn Dad das sieht gibt es nur noch Trockenfutter die nächsten Tage.“ Luna blickte sich in dem großen Wohnbereich um, konnte ihren Hund allerdings nirgends entdecken. Wahrscheinlich hatte sich die Dackeldame verkrochen, nachdem sie über die frisch beschriebenen Blätter gelaufen war. Kopfschüttelnd erhob sie sich, umrundete die Couch und entwendete ihren Vater vorsichtig die Gitarre. Früher war er dabei immer aufgewacht, bis sie den Bogen raus hatte und er so wenigstens ein paar Stunden in einer halbwegs bequemen Position schlafen konnte.  „Dad, leg dich hin.“ Flüsterte sie, brachte ihn dabei in eine liegende Position. Er murrte kurz, seufzte aber zufrieden als sein Körper endlich eine entspannende Haltung einnehmen tat. Luna hoffte, dass ihr Vater es in Zukunft zumindest ein paar Mal pro Woche in sein Bett schaffen würde. Sie ergriff die weinrote Decke am anderen Ende der Couch und breitete sie über den schlafenden Körper aus.  Sie fröstelte erneut, schaute auf die offene Terrassentür und fragte sich wie er bei der Kälte nur schlafen konnte ohne zu frieren. Luna strich ihrem Vater eine der dunklen Strähnen seines Haares aus dem Gesicht. Erschrocken zog sie ihre Finger zurück, „Was ist das?“, betrachtete die leicht rot glänzende Flüssigkeit daran.  „Dad!“ sie rief ihn mehrmals, doch er reagierte nicht auf ihre Stimme. Luna verfiel in eine leichte Panik und ergriff relativ unsanft die Schulter ihres schlafenden Vaters. Sie rüttelte ihn und rief erneut seinen Namen.  Mit einem unwilligen Laut öffnete er die Augen, brauchte scheinbar einen kurzen Moment um sich zu orientieren und betrachtete seine Tochter völlig überrascht. „Luna, was ist denn los?“ fragte er und setzte sich auf. Zischend sog er die Luft ein und hielt einen Moment seinen Kopf.  „Du bist verletzt!“ rief Luna aufgebracht und war bereits auf den Weg zu ihrem Telefon, als Yuune ihre Hand ergriff und sie so zurück hielt. „Was hast du vor? Das ist doch nur ein Kratzer, Kleines.“ Er ahnte, dass sie Hilfe rufen wollte, doch die konnte er nicht gebrauchen. Yuune lächelte sie beruhigend an und versicherte ihr noch einmal dass es nur ein kleiner Kratzer wäre. Skeptisch folgte sie ihm ins Badezimmer und beobachtete genau wie er die Wunde versorgte. „Dad, gestern Abend hattest du die noch nicht!“ Luna wusste dass ihr Vater diesen tadelnden Ton hasste, der ihn unweigerlich an Alex, ihre Mutter, erinnerte. Aber sie sorgte sich um ihren Vater. Damit musste er ab sofort Leben. Yuune seufzte und betrachtete sie schweigend im Spiegel. „Ich bin in der Nacht gegen einen der Küchenschränke gelaufen. Wahrscheinlich kommt die kleine Platzwunde daher. Es ist wirklich nichts weltbewegendes, Luna.“ Wie um es ihr zu beweisen zeigte er ihr die gesäuberte Wunde. Sie wirkte nicht mehr ganz so bedrohlich, da hatte ihr Vater Recht.  Doch sie kannte ihn auch gut genug, um zu wissen dass er ihr nichts Schlimmes erzählen würde, zumindest nichts was über einen Kratzer hinausging. „Wenn du schlimme Kopfschmerzen hast, gehen wir zu einem Arzt!“ sie glaubte ihm seine Geschichte nicht, hinterfragte es jedoch nicht. Seufzend scheuchte er sie aus dem Bad.  „Was willst du frühstücken?“ fragte er und steuerte auf einen weiteren Raum zu, der ein wenig versteckt hinter einer Ecke des Wohnbereiches lag. Luna folgte ihrem Vater und war überrascht von der hellen, lichtdurchfluteten Küche.  „Dad, bist du unter die Köche gegangen oder wofür brauchen wir so eine…“ ihr fehlten die passenden Worte um den Raum richtig zu beschreiben.  Yuune lächelte und setzte einen Kaffee auf, bevor er seine Frage noch einmal wiederholte.  „Ein traditionelles Frühstück, wie Oma es immer macht, wäre toll.“ Sie setzte sich auf einen der Barhocker und beobachtete Yuune dabei wie er mit konzentriertem Blick die Schränke nach Lebensmitteln durchsuchte. Seufzend gab er seine Suche nach kurzer Zeit auf, lächelte sie entschuldigend an.  „Ich fürchte das Umzugsteam hat die Lebensmittel vergessen. Wir werden wohl unterwegs etwas frühstücken und später einkaufen müssen.“  Luna verzog das Gesicht. Die letzte ordentliche Mahlzeit hatte sie vor nun mehr als 24 Stunden bei ihrer Mutter in L.A. gehabt. Leider war das, was sie im Flugzeug Essen nannten den Namen nicht wert den es trug. Wie um dies zu unterstreichen knurrte ihr Magen. „Wie können sie die komplette Küche vergessen, wenn der Rest hier ist?“ resigniert stand sie auf und entschied sich dafür sich zum Ausgehen fertig zu machen. Es würde ihr schließlich nicht das Geringste bringen weiter über das, Was wäre wenn? , zu philosophieren. „Das weiß ich nicht. Ich werde mal bei der Firma anrufen, warum sie nur den Kaffee in die Küche gestellt haben. Bezahlt habe ich sie für die komplette Einrichtung.“ lachte ihre Vater.   Sie hörte nur wie er unterdrückt irgendwelche Flüche aussprach und kurz darauf mit der Umzugsfirma telefonierte.  Fertig gestylt und angezogen, betrat sie wieder den Wohnbereich und fand ihren Vater mit iPhone in der Hand vor. Er sah wütend aus.  „Was ist jetzt los, Dad?“ sie trat auf ihn zu, wollte einen Blick auf das Telefon erhaschen, welches er in eben jenen Moment wo sie den Namen Ryuichi‘s las, ausschaltete.  „Es ist nichts. Wo ist eigentlich Abbey?“  Luna sah ihren Vater ratlos an. Sie hatte ihre Hundedame den ganzen Morgen noch nicht gesehen, wollte sie aber auch nicht als den Übeltäter outen der die Aufzeichnungen ihres Vaters beschädigt hatte.  „Ich dachte sie versteckt sich irgendwo. Sie war heute früh nicht bei mir im Zimmer.“ Die Suche in der Wohnung nach dem kleinen Hund blieb jedoch erfolglos.  „Wo kann sie denn hin sein? Sie war doch gestern Abend mit hier oder?“  Yuune nickte und kontrollierte noch einmal die Wohnungstür, welche jedoch fest verschlossen war. „Zur Tür kann Abbey nicht raus sein. Sie würde nie ausreißen.“ Meinte Yuune als er zurück ins Wohnzimmer trat. „Vielleicht ist sie auf die Terrasse gelaufen? Soweit ich weiß geht sie einmal um das komplette Gebäude herum. Lass uns da mal nachschauen.“ Luna nickte und folgte ihrem Vater, in den kalten Dezember morgen hinaus.  „Lass uns in entgegengesetzte Richtungen laufen. Dann können wir sie nicht verfehlen, Dad.“  Yuune nickte und lief los. Sie hörte wie er nach Abbey rief und tat es ihm gleich.  „Abbey! Abbey, komm her!“ rief sie und lief los. Als sie auf der Hälfte der Strecke wieder auf ihren Vater traf, war sie den Tränen nahe. Wo konnte Abbey nur hin sein.  „Keine Angst. Über die Brüstung hier kommt sie nicht drüber. Also wird sie irgendwo in der Wohnung liegen und schlafen. Nach eurem Flug gestern ist das doch kein Wunder. Lass uns drinnen noch mal nach ihr Suchen, meine Kleine.“ Ihr Vater lächelte ihr zu und verschwand in der Wohnung. „Dad, ich lauf noch eine Runde. Vielleicht haben wir sie übersehen.“ Sie hörte sein zustimmendes murmeln.  „Abbey, komm her meine Kleine!“ sie lauschte einen Moment und lächelte glücklich als sie ein ihr bekanntes Bellen vernahm. Sie betrachtete einen Moment die angelehnte Terrassentür, entschied sich dann dafür einen vorsichtigen Blick hineinzuwerfen, hatte sie Abbey doch eindeutig von da Bellen gehört.  “Abbey?” rief Luna erneut vor der angelehnten Terrassentür ihres Nachbarn, zögerte ungefragt dessen Wohnung zu betreten. Wer konnte schon sagen was sie im Inneren des anderen Apartments erwartete, außer ihrer Hundedame. Seufzend entschloss sie sich das weiteres zögern nichts bringen würde, da Abbey scheinbar nicht von allein herauskommen würde. “I'm sorry to approach without being asked.” Murmelte Luna, sich selbst darüber nicht bewusst in die englische Sprache gewechselt zu haben und schob den Vorhang beiseite der ihr die Sicht auf das fremde Zimmer versperrte. Sie hatte ihren Kopf in einer entschuldigenden Haltung geneigt, hob ihn erst als sie das freudige Bellen ihres Lieblings vernahm. Überrascht blickte sie in fünf ebenso erstaunt drein schauende Gesichter.  Sie verneigte sich erneut und blickte dann auf den Kleinsten der fünf Männer in dessen Armen  Abbey lag und sich ihre Streicheleinheit abholte. „Sorry to approach without being asked. I’m searching for my little dachshund lady. Abbey!” Die Augen der fünf Männer wurden von Wort zu Wort größer, nur der Hund in Rukis Armen wurde beim Klang des Namens, den ausnahmslos alle verstanden hatten, unruhig und bellte einmal kurz. „Kai, ich verstehe kein Wort!“ quengelte Ruki und steigerte seine Stimme um ein paar Oktaven. Der Drummer fragte sich, warum er sich heute Morgen überhaupt die Mühe gemacht hatte, sein wohlig, warmes Bett zu verlassen. Seine vier Chaoten übertrafen sich von Minute zu Minute mehr. Und nun stand auch noch ein junges Mädchen in Kouyous Wohnung und redete in einer Sprache die keiner von ihnen wirklich beherrschte. Yuu konnte ein wenig Englisch, jedoch glaubte Kai nicht das dieser auch nur ein Wort verstanden hatte bei den verwirrten Blick den er zwischen ihm und dem Mädchen hin und herwarf. Seufzend wandte er sich an das Mädchen und hoffte dass dieses ihn verstehen würde. „Entschuldige bitte verstehst du was ich sage? Unsere Englischkenntnisse reichen leider nicht aus um dich zu verstehen.“ Das Mädchen blickte einen Moment verwirrt und lächelte dann breit. „Natürlich verstehe ich dich. Bitte entschuldigt das ich ohne zu Fragen eingetreten bin. Abbey war nicht bei uns in der Wohnung. Deswegen habe ich auf der Terrasse nach ihr gesucht.“ Der Drummer nickte verstehend und war froh dass das Mädchen japanisch sprach.   „Du heißt also Abbey meine Schöne? Ja du siehst auch genau wie eine Abbey aus. Deine Mama hat dir einen wundervollen Namen gegeben.“ Die Hundedame bellte kurz und sprang dann von seinen Beinen, um zu ihren Frauchen zurückzukehren. Ein wenig enttäuscht darüber stand Ruki auf und schnappte sich seinen eigenen Hund, nicht ohne Proteste seitens Korons und Aois.  Das Uruha eingeschnappt die Arme verschränkte beachtete niemand. „Du wohnst hier? Außer Uruha wohnte doch keiner auf dieser Etage, oder?“ fragte Reita und blickte das Mädchen neugierig an. Es war Luna unangenehm dermaßen gemustert zu werden. Sie verneigte sich erneut kurz, überschlug sich halb bei ihren nächsten Worten. „Ano, ich bin zusammen mit meiner Familie gestern hier eingezogen. Allerdings waren wir erst mitten in der Nacht hier.“ Aoi hatte es aufgegeben Korons Aufmerksamkeit zurück zu erlangen, begab sich stattdessen zu seiner schmollenden Diva zurück, strich ihm unbemerkt von den anderen über den bekleideten Oberschenkel. „Mitten in der Nacht? Das ist ja schon ein wenig ungewöhnlich.“ Befand Kai und Reita nickte. „Hai. Aber der Flug aus L.A. hatte Verzögerung. Vielen Dank das sie sich um Abbey gekümmert haben.“ Erneut verneigte sich Luna und lächelte die fünf Männer an.  „Luna! Wo bist du?“ sie drehte den Kopf zur offenen Terrassentür. „Hier bin ich. Dad ich habe Abbey gefunden!“ sie verabschiedete sich schnell von den fünf verdutzt schauenden Männern und verschwand wie sie gekommen war. Nach wenigen Augenblicken durchbrach Kai das Schweigen. „Okay, los geht es Jungs. Aoi du kannst Uruha später befummeln. Für die nächsten Stunden lässt du ihn in Ruhe. Akira höre auf so gestört auf die Terrassentür zu starren. Anscheinenden hat Kouyou ab heute Nachbarn. Aus und vorbei eure wilden Orgien auf der Terrasse Aoi. Ruki zieh Koron wieder an! Wir müssen jetzt endlich los!“ Proteste wurden  nun von Kai im Keim erstickt, sodass alle mehr oder weniger gut gelaunt taten was der Drummer verlangte. Sie verließen wenige Minuten später die Wohnung wo Yuu Blick auf dem Namensschild der gegenüberliegenden Tür hängen blieb. Auch Kouyou bemerkte es, sodass sie beide stehen blieben. Yuu da er eine böse Vorahnung hatte und Kouyou weil ihm das Atmen auf einmal schwer fiel. „Warum steht da Sugihara?“ aufgeregt griff der Honigblonde nach der Hand seines Geliebten. „Es gibt mehr Sugiharas wie diesen einen der dir in den Sinn kommt. Das muss nichts bedeuten, Kou.“ „Yuu! Kouyou! Verdammt kommt zum Fahrstuhl bevor er ohne euch losfährt!“ die aufgeregte Stimme des Drummers ließ sie zusammenzucken. Grübelnd betraten beide den Fahrstuhl um zu ihrem Meeting zu gelangen. Kapitel 17: Meeting ------------------- „Und noch ein letztes Mal für euch alle zum Mitschreiben! Yuu, Kouyou ihr habt Fummel-Verbot! Akira… tu mir nur den einen Gefallen und höre beim Meeting zu. Ich habe keine Lust es hinterher noch einmal erklären zu müssen. Und Takanori… halte Koron fest. Ansonsten findet er bestimmt ganz schnell einen neuen Papa.“ Mit diesen Worten traten sie aus dem Fahrstuhl, der sie in die fünfundzwanzigste Etage des Hotels gebracht hatte, in der das Meeting stattfinden sollte. Sie folgten Kai der festen Schrittes voran ging. Er steuerte auf eine große Flügeltür zu, öffnete diese ohne anzuklopfen. Uruha sog überrascht die Luft ein, als er den Konferenzsaal betrat und einen Blick auf bereits anwesenden Personen werfen konnte. Auf seinem Gesicht spiegelte sich der pure Unglaube ab. Aoi erging es nicht anders, wobei er eine Person vermisste. Kai verneigte sich leicht, „Gazetto desu.“, sprach und sich dann einen freien Platz suchte. Ihnen erklang vereinzelt ein „Kon'nichiwa“ entgegen. Die Mehrheit der anwesenden Personen stand in zwei oder dreier Grüppchen zusammen und war in Gespräche vertieft.   „Kai, was ist das für ein Meeting?“ fragte Reita an ihren Leader gewandt, der nur milde lächelte. Aus der hinteren Ecke des Raumes erfüllte ein tiefes, brummiges Lachen den Raum. Aoi erblickte mehrere bekannte Gesichter. Sie selbst beteiligten sich nicht an den Gesprächen, viel zu sehr rätselten sie warum sie jetzt hier waren. Ihr Management und auch Kai hatte nichts erzählt, was diesen Musikerauflauf hier erklärte. Ein lautes Quietschen erklang, was kurzzeitig die Gespräche um sie herum verstummen ließ. Aufgrund des hohen Tons waren alle zusammengezuckt, nur um dann belustigt festzustellen, dass Miyavi den Drummer von GazettE entdeckt hatte und diesem nun am Hals hing. Ruki seufzte genervt und ließ sich auf den Stuhl neben Reita fallen, während Kai versuchte den Solokünstler loszuwerden.   „Aoi, ich will nach Hause.“ Waren Kouyous erste Worte in diesem Konferenzsaal. Das war eine andere Reaktion als der schwarzhaarige Gitarrist erwartet hatte. Schließlich war ihm selbst gleich aufgefallen das die Mehrheit der Member von Luna Sea in diesem Raum anwesend waren. Ryuichi stand zusammen mit Haido und Gackt am Fenster und lachten über etwas was der kürzeste der drei soeben gesagt hatte. J stand zusammen mit Heath, Ju-Ken und Tetsu an einem der Tische. Sie blickten gebannt auf den Bildschirm eines vor Tetsu aufgebauten Laptops.  Shinya indes schien ein Buffet zu plündern, gefolgt von Arly und Inoran. Wobei Inoran seinen Blick immer wieder wütend zu J wandern ließ wie es schien.   „Kou, benimm dich. Du wirst hier weder ausrasten, kreischen, verschüchtert in einer Ecke stehen oder in Ohnmacht fallen wenn er den Raum betritt. Wir sind ebensolche Profis wie sie es sind.“ Kais Stimme war leise. Es wäre zwecklos ihm zu wiedersprechen. Hinter ihnen betrat Yukihiro, Drummer von L‘Arc˜en˜Ciel, den Raum zusammen mit einigen Männern im Anzug. Darunter auch die Manager der anwesenden Bands und Solokünstler. Sie setzten sich nun alle nach und nach an den Konferenztisch, stellten nach und nach ihre Gespräche ein. „Ryuichi, Shinya, wo ist Sugizo?“ wurde die Stille von einem der Anzugträger unterbrochen, der anscheinend der Manager von Luna Sea war. Die beiden angesprochenen blickten sich einen Moment schweigend an, bevor Ryuichi das Wort ergriff. „Er ist vorhin nicht ans Telefon gegangen. Nach dem gestrigen Konzert… war er zu schnell weg. Wir konnten ihm die Terminänderung nicht mehr mitteilen.“   „Okay, würde einer von euch noch einmal probieren ihn zu erreichen? Es sollten alle anwesend sein.“ Ryuichi wollte aufstehen um das Telefonat zu tätigen, wurde aber von Shinya aufgehalten. „Ich rufe ihn an. Bleib du mal hier und höre zu worum es hier eigentlich geht.“ Wiederwillig nickte Ryuichi und blieb sitzen während Shinya den Raum verließ. Yuu strich, vom Tisch verdeckt, gemächlich über Kouyous Bein. Er ignorierte die Fingernägel die sich von seinem anderen Tischnachbarn in seinen Oberschenkel gruben. „Giftzwerg lass deine Klauen bei dir.“ Zischte er stattdessen mit einem Lächeln in die Richtung von Ruki, welcher Koron vor wenigen Momenten in die Hände ihres Bassisten übergeben hatte. Shinya betrat zehn Minuten später den Konferenzraum und entschuldigte Sugizo für die erste Hälfte des Meetings. Er war an einen anderen Termin gebunden, würde aber zu uns stoßen sobald dieser beendet war. „Er kommt nicht?“ flüsterte Kouyou enttäuscht und schob die Hand des schwarzhaarigen Gitarristen von seinem Schenkel. „Doch wird er. Nur nicht in der nächsten Stunde.“   Sie verdunkelten den Raum, um die geplante Präsentation besser sehen zu können. Innerhalb der nächsten anderthalb Stunden wurde das geplante Projekt in einem Video vorgestellt. Irgendwann zwischendrin öffnete sich die Tür und Sugizo betrat den Raum. Er setzte sich schweigend neben Ryuichi, der einen Platz für seinen Gitarristen freigehalten hatte. Ab diesem Zeitpunkt beachtete Uruha das Video nicht länger, saß der andere Gitarrist ihm doch genau gegenüber. Darüber wenig begeistert knurrte Aoi vor sich hin. Als der Abspann des Videos lief, erklang verhaltener Applaus seitens der anwesenden Musiker. „Vielen Dank das sie sich die Zeit genommen haben, sich unser Projekt näher anzusehen. Wir planen bereits seit vielen Jahren ein Ort wie diesen. Umfragen in den verschiedensten Schulen unseres Landes haben ergeben das die Schüler sich einen Ort wie diesen hier wünschen. Leibhaftige Musiker zum Anfassen, die ihnen ihre Welt näher bringen. Die sie die Besonderheit eines Gefühls, welches man so vielleicht nicht ausdrücken kann, in einem Song spüren lassen.“   „Wenn ich das also richtig verstehe, sollen wir die Kinder unterrichten?“ Haido und einige andere wirkten etwas perplex. Ein beständiges nicken der Anzugträger war die Antwort auf die Frage und sorgte damit für leises Gemurmel unter den anwesenden Musikern. „Wie stellen sie sich das vor? Ich meine wir sind oft unterwegs und unsere Termine liegen auch nicht gerade so, als das wir eine Horde wildgewordener 14-jährige unterrichten könnten.“ Meinte Gackt und erntete dafür einige Zustimmung. Die für das Projekt Hauptverantwortlichen zerlegten die vorangegangene Videopräsentation noch einmal in all ihre Einzelteile, erklärten in aller Ausführlichkeit wie sie sich das Projekt vorstellten. Es sollte ein komplettes Gebäude innerhalb Tokyos zur Schule umgewandelt werden. Damit die Musiker auch nebenher Arbeiten konnten sollten extra Aufnahmeräume integriert werden, die sie auch mit den Schülern nutzen konnten. Innerhalb des Gebäudes sollten neben den Aufnahmeräumen, auch die Schule und eine Wohneinheit für die Schüler und Lehrer eingerichtet werden. Meetingräume und eine Cafeteria wären ebenfalls vorhanden.   „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das mit unseren Terminplänen vereinbaren lässt. Neben unserer Band hat jeder einzelne von uns ein oder mehrere Soloprojekte am Laufen. Haido-san zum Beispiel sitzt hier mit beiden Bands in denen er aktiv ist. Und soweit ich weiß, ist sein Zeitplan eng gestrickt. Und Sugizo… neben unserer Aktivitäten ist er in mindestens drei weiteren aktiv.“ Der benannte Vocal nickte eifrig auf die Worte des Rhythmus-Gitarristen von Luna Sea. Sie diskutierten über eine Stunde für das für und wider des Projektes. Die Member von theGazettE hörten meistens schweigend zu. Kai warf ab und an ein paar neutrale Worte ein um die angespannte Atmosphäre zumindest ein wenig zu entspannen. Aoi hielt sich komplett aus dem Gespräch hinaus, beschäftigte sich lieber mit dem Oberschenkel seines Lieblingsgitarristen. In der Entscheidung ob sie an diesem Projekt teilnehmen würden oder nicht hatten sie im Grunde sowieso kaum ein Mitspracherecht. So wie er seine Agentur kannte war es bereits beschlossene Sache und dieses Meeting nur die Bekanntgabe dessen.  Miyavi war auf jeden Fall bereits in Gedanken dabei seinen Unterricht zu planen oder den von Kai zu sabotieren.   „Yuu, warum wirkt er so fahl im Gesicht?“ flüsterte Kouyou seinem Freund zu, der den anderen Gitarristen nicht weiter beachtet hatte. Nun warf er einen Blick in dessen Richtung und legte die Stirn in Falten. Kouyou hatte Recht. Als Sugizo den Raum betreten hatte, wirkte er vollkommen anders. Nicht das er seine Gesichtsfarbe während des laufenden Videos gut erkannt hätte, aber die kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn und die zitternden Hände sprachen eindeutig dafür das etwas nicht stimmte. „Ich weiß es nicht. Aber du kannst ihn jetzt schlecht drauf ansprechen.“ Shinya und Ryuichi die neben Sugizo saßen hatten es ebenfalls bemerkt. Auf Ruyichis leises einreden reagierte der Gitarrist jedoch gar nicht. „Entschuldigen Sie aber wollen wir die Diskussion, für das für und wider, nicht einen Augenblick unterbrechen und eine kleine Pause einlegen? Ein wenig frische Luft sollte allen Anwesenden helfen ihr Augenmerk auf ein zufriedenstellendes Ergebnis zu lenken.“ Meinte der Drummer Luna Sea’s.   Die Projektleiter nickten. So konnten sie die Zeit nutzen, um sich neue Argumente zu überlegen. „Okay, machen wir eine halbe Stunde Pause. Sind damit alle einverstanden?“ zustimmendes Nicken erfolgte von allen Seiten. Sofort bildeten sich wieder einige der  kleinen Grüppchen von vorhin. Ryuichi redete indes weiter auf seinen Gitarristen ein, welcher ihn jedoch zu ignorieren schien. Nach einem kurzen Blick auf sein iPhone verließ er wortlos den Raum. Der Sänger wirkte vor den Kopf gestoßen. „Shinya was ist mit ihm los?“ Der Drummer brummte genervt und bedeutete Ryuichi ihm zu folgen. Kouyou war hin und hergerissen zwischen dem Verlangen Sugizo zu folgen und auf Kai zu hören. Yuu stoppte mit der Liebkosung seines Oberschenkels und bedeute ihm eine Rauchen zu wollen. Seufzend nickte er. Vielleicht war der Gitarrist ja ebenfalls dort.   Sie hörten bereits im Treppenaufgang zur Dachterrasse des Gebäudes die hitzige Diskussion. Yuu blieb stehen und hielt ihn ebenfalls davon ab weiter zu gehen. Sie lauschten einen Moment und waren sich sicher dass es sich um Sugizo und seinen Sänger handelte. Auch die Stimme des Drummers konnten sie deutlich erkennen. Worum sich ihr Streit drehte konnten sie jedoch nicht sagen, drangen nur Wortfetzen an ihre Ohren. „Da sollten wir jetzt lieber nicht reinplatzen.“ Meinte der schwarzhaarige und zog Kouyou in die entgegengesetzte Richtung davon. Der Honigblonde blickte einen Moment besorgt zur angelehnten Tür der Dachterrasse, bevor er sich darauf konzentrierte Yuu zu folgen. „Worüber sie sich wohl streiten?“ wandte er sich an den Schwarzhaarigen der nur mit seinen Schultern zuckte. Er konnte nicht abstreiten ebenfalls eine gewisse Neugier zu besitzen, aber schlussendlich besaß jeder seine eigenen Probleme und eine Band die bereits solange zusammen war wie Luna Sea, hatte bestimmt mehr als einen Grund sich zu streiten. War es nicht oft so, dass eine Band die über einen so langen Zeitraum zusammen war, sich eigentlich nur noch auf der Bühne traf und sich ansonsten nicht mehr viel zu sagen hatte?   Außerhalb dieser Sicherheitszone die die Bühne darstellte waren Streitigkeiten dann doch vorprogrammiert. Er hatte Angst das es eines Tages bei GazettE genauso wäre. Würden sie vorher einen Schlussstrich ziehen können oder genauso enden? Eine Frage auf die Yuu keine wirkliche Antwort haben wollte. Da die Dachterrasse für eine Zigarettenpause nicht zur Verfügung stand, mussten sie wohl oder übel das Gebäude verlassen. Sie standen dicht gedrängt aneinander im Fahrstuhl. Waren umgeben von Männern in trister, schwarzer Einheitskleidung, die ihren Status als das Wiederspiegelten was sie waren. Angesehene Geschäftsmänner. „Sollten wir unsere Eltern mal mit diesen Anzügen schocken?“ flüsterte Yuu dem honigblonden Gitarristen ins Ohr, während er genüsslich dessen Kehrseite knetete. Er lachte über das leise Fiepen des Gitarristen und ließ doch nicht seine Finger von ihm. In dem vollgedrängten Fahrstuhl viel es allerdings auch nicht auf was er hier tat. Jeder der Anzugträger war mit seinem Smartphone beschäftigt. Einige telefonierten, andere tippten unablässig auf ihren Geräten herum.   „Ich glaube sie würden vor Freude weinen, wenn du so einen Anzug tragen würdest. Wäre aus ihrem Sohn schlussendlich doch noch was Anständiges geworden.“ Fauchte Kouyou und nahm die freche Hand von seinem Hintern, nur um sie wenige Sekunden später wieder da zu spüren. Die Türen glitten in jedem Stockwerk auf und zu, ließen ein paar der Anzugträger hinaus, andere hinein. Im Erdgeschoss angekommen strömte die Masse hinaus, gefolgt von den zwei Gitarristen. Kouyou ignorierte den Schwarzhaarigen so gut es ging, versuchte jener sich an fadenscheinigen Entschuldigungen. Abrupt blieb er stehen und betrachtete die Szene vor sich. Yuu, der zuvor auf sein iPhone geblickt hatte, lief in ihn hinein. „Kou, man bleibt nicht einfach stehen. Ich hätte mich böse verletzen können.“ Der Honigblonde verdrehte seine Augen und zeigte dann auf die Rezeption.   „Deinem Dickschädel passiert so schnell nichts. Selbst wenn du aus Versehen Bekanntschaft mit einem Baseballschläger machen würdest, glaube ich kaum das ernsthafte Schäden zurück bleiben würden. Schau lieber mal da! Ist das dort nicht das Mädchen was heute Morgen in meiner Wohnung stand? Da ist auch das Leder zerstörende Monster!“  Yuu wusste nicht ob er empört oder belustigt sein sollte. In Anbetracht der Baseballschlägeraussage wohl eher empört, doch das sogenannte Monster tänzelte vergnügt um sein junges Frauchen herum was ihn dann doch zum Lächeln brachte. „Ja, das ist die Kleine. Was macht sie denn hier? Wollen wir mal fragen?“ Kouyou blickte auf seine Uhr und schüttelte den Kopf. Wenn Yuu unbedingt noch eine Zigarette würde rauchen wollen, müssten sie jetzt raus. Das ganze Tür auf, Tür zu Spiel mit den Anzugträgern hatte mehr Zeit in Anspruch genommen wie sie eigentlich gedacht hatten. Leicht bedauernd folgte Yuu dem honigblonden Gitarristen. Er hatte das Gefühl das dies nicht das letzte Mal gewesen sein würde das Mädchen zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)