Love has a bitter taste von VampirePsych ================================================================================ Kapitel 8: Gentle Touch ----------------------- Es vergingen noch weitere endlose Minuten bis Shinya zusammen mit dem Arzt den Raum betrat. Dieser blickte sich im Raum um, verneigte sich dabei leicht. „Was ist geschehen?“ Jun fasste die Situation in kurzen Worten zusammen, während der Arzt etwas aus seiner Tasche holte. „Und er ist jetzt bereits seit…“ er blickte auf seine Armbanduhr, „…einer viertel Stunde ohne Bewusstsein?“ Ryuichi nickte, strich Yuune nicht vorhandene Haarsträhnen aus dem Gesicht. Shinya und Inoran standen angespannt in einer Ecke des Raumes, beobachteten jede Bewegung des Arztes. Mit schnellen, geübten Handgriffen legte er Yuune das EKG an und nickte. „Das sieht gut aus. Sugihara-san können sie mich hören? Mein Name ist Tokugawa.“ Der Arzt schlug ihm zweimal kräftig ins Gesicht. Ryuichi schrie empört auf, wollte den Arzt bereits zurückzerren als er ein leises, kaum wahrnehmbares Stöhnen von Yuune hörte. Das EKG gab ein stetiges Piepen von sich. „Was machen sie da!“ rief Ryuichi aus, als er ein drittes Mal zu einer Ohrfeige ansetzen tat. Er beugte sich über Yuune, sprach auf ihn ein. „Yu-chan? Yuune bist du wieder bei mir?“ Jun glaubte nicht, dass der Arzt Ryuichis Worte richtig würde einordnen können, beobachtete noch immer angespannt seinen am Boden liegenden Freund.  „R...Ryu“ seine Worte waren kaum mehr als ein Wispern.  „Gomen…“ Ryuichi schlang die Arme um Yuunes Gestalt, beachtete dabei nicht das er verkabelt war. „Passen Sie doch auf!“ schimpfte der Arzt, doch Ryuichi war es egal. Inoran sackte auf einen Stuhl zusammen und wirkte dabei ungemein erleichtert.  „Dir muss nichts Leid tun! Mach das nie wieder. Hörst du!“ sprach der Sänger mit brüchiger Stimme, richtete sich danach ein wenig auf. Yuune betrachtete seine Umgebung durch halb geöffnete Augen.  „Was ist mit mir passiert? Warum liege ich hier?“ fragte er leicht verwirrt, wurde vom Ryuichi und dem Arzt am Aufstehen gehindert. Jun tauschte einen Blick mit Shinya und Inoran. Sie verstanden sich ohne Worte. Sie fanden es rätselhaft, dass er nicht das Geringste zu wissen schien von den vergangenen Momenten. „Du bist ohne Grund ohnmächtig geworden. Erinnerst du dich an die Momente davor?“ fragte Ryuichi ihn. Yuune schüttelte leicht den Kopf, beobachtete mittlerweile skeptisch den Arzt. Dieser bereitete akribisch eine Infusion vor.  „Ich benötige keine Infusion. Es geht mir wieder gut.“ Der Arzt schüttelte den Kopf und setzte im nächsten Moment auch schon die Nadel. Zischend saugte Yuune die Luft ein, als der Arzt zustach. „Sie sind ohnmächtig geworden. Und das ohne erkennbaren Grund. Zur Sicherheit werden wir Ihnen jetzt ein wenig Flüssigkeit zuführen, im Rahmen dieser Infusion. Danach sollte es Ihnen wieder besser gehen, Sugihara-san.“ Der Arzt arbeitete konzentriert, während er Yuune die Infusion anlegte. Ryuichi beobachtete die ganze Zeit das Gesicht seines Liebsten, überlegte.  „Jun, Shinya, Kiyo… wir sagen das Konzert heute ab. Yuune kann so nicht spielen!“ die Anderen wirkten überrascht, nickten jedoch zustimmend. Sie wussten alle das Yuune in diesem Zustand nicht spielen konnte. „Das werden wir nicht, Ryu!“ es war Yuune der dies sagte. Er hatte sich aufgesetzt, trotz der Proteste des Arztes und sank nun stöhnend an Ryus Brust. Vor seinen Augen verschwammen die Umrisse, in seinen Ohren dröhnte es.  Verängstigt von der vorangegangen Situation schloss Ryuichi seine Arme um den schmalen Körper. „Yuune!“ schrie er, doch dieser legte seine zitternde Hand auf Ryuichis Herz.  „Alles gut. Das war nur ein wenig zu schnell.“ Der Gitarrist lächelte leicht.  „Du kannst noch nicht mal allein sitzen! Wie willst du dann auf der Bühne stehen und spielen?“ fragte Inoran aufgebracht.  „Bis zu unserem Auftritt ist noch Zeit. Das wird schon gehen. Ich werde auf dieser Bühne stehen, das sind wir unseren Fans schuldig.“ Meinte Yuune und betrachtete skeptisch den Infusionsschlauch, durch den die Flüssigkeit langsam ihren Weg in seinen Blutkreislauf fand. Er rückte ein wenig von Ryuichi ab, war ihm dessen Nähe auf einmal unangenehm. Diesmal blieb seine Sicht klar. Der Sänger spürte wie Yuune erneut eine Mauer um sich zu bauen versuchte, blickte niedergeschlagen zu Boden. „Ein Konzert ist nicht die beste Idee, Sugihara-san. Hatten sie schon einmal Kreislaufbeschwerden?“ fragte ihn der Arzt. Yuune verneinte die Frage, blickte dabei aber zu Boden.  „Ich hatte noch nie Probleme mit meinem Kreislauf. Sie können gerne Shinya fragen. Er kennt mich am längsten.“ Er kannte den Drummer seit seiner Schulzeit und wusste, dass dieser nie in seinen Rücken fallen würde. Es ging keinen von seinen Freunden etwas an, dass er dieses Problem nun schon seit einem guten Jahr hatte.  Ryuichi blickte zwischen Yuune und Shinya hin und her und sah den stummen Streit der beiden. Wie er erwartet hatte, gewann Yuune das Duell. „Er hatte noch nie etwas dergleichen. Vielleicht hat er sich eine Grippe eingefangen?“ ging Shinya auf die Aussage seines Freundes ein. Er hörte sich vollkommen unwillig an. Der Arzt wartete noch bis die Infusion durchgelaufen war und versorgte Yuunes blutige Arme so gut es für den Moment ging, bevor er sie verließ. Der Gitarrist lag mittlerweile auf der Couch, die Augen geschlossen und seufzte resigniert. Er spürte die besorgten Blicke seiner Freunde. „Mir geht es gut. Seit ihr schon mit dem Soundcheck durch?“ er öffnete seine Augen einen Spaltbreit und war wenig überrascht sämtliche Blicke nun wirklich auf sich gerichtet zu sehen.  „Nein. Wenn du wirklich spielen willst müssen wir jetzt noch mal auf die Bühne. In einer halben Stunde ist Einlass. Das wird alles so oder so schon knapp.“ Meinte Shinya und überhörte Ryuichis und Inorans Proteste.  „Yuune, so kommst du nicht davon. Hast du eine Ahnung was du erst abgezogen hast?“ Ryu stand direkt vor ihm, blickte auf seine fahle Gestalt hinunter. Von Yuune war jedoch nur ein Seufzen zu vernehmen. Er setzte sich langsam auf, blickte Ryu in seine dunklen, vor Schrecken noch immer angstgeweiteten Augen.  „Jun geht schon mal zur Bühne. Ryu kommt gleich hinterher.“ Yuune hatte den Bassisten nicht angesehen bei den Worten, doch er zog seine zwei Freunde hinter sich her. Das leise Klicken des Schlosses  ließ Ryuichi zusammenzucken. Er fragte sich wie er nun reagieren sollte. Noch immer war er tief verletzt und stellte sich auch die Frage in wie weit er Yuune vertrauen konnte. Andererseits wusste er wie sehr der Gitarrist ihn liebte und das in letzter Zeit irgendetwas, nicht näher definierbares, drohte ihre Beziehung zu zerstören. Diese innere Angst die ihn zerfraß, jetzt wo er sie sich selbst zugab, war zum Greifen nahe und doch unberührbar weit weg.  Jedoch war er nicht bereit zuzulassen, dass die Angst sie zerstören würde.  Viel zu hart hatte er darum gekämpft ihn zu bekommen.  Yuune hatte seine Arme nach ihm ausgestreckt, zog ihn vorsichtig zu sich. Ihrer beider Körper erstarrten in dem Moment wo Ryuichi sich in seine Arme sinken lies. Yuune vergrub sein Gesicht in den Haaren des Sängers, atmete dessen Duft tief ein. Sie würden nur ein paar wenige Minuten haben bevor das Stylistenteam, völlig verängstigt durch seinen Zusammenbruch, ihre Zweisamkeit stören würden.  „Ryu, es tut mir leid. Ich…“ Der Sänger ergriff sanft den Kopf des Gitarristen, hob diesen an und betrachtete seine Gesichtszüge. Er schüttelte den Kopf, eine kaum wahrnehmbare Bewegung. Ryuichi legte seine Lippen vorsichtig auf Yuunes und flüsterte, während er hauchzarte Küsse auf den Lippen seines Liebsten verteilte,  „Bitte nicht, Yu. Fühlst du wie sehr mein Herz noch immer schlägt? Du hast mich nicht erkannt, deine Schreie sind durch die Flure der Memorial Hall gehallt und deine Arme… Yuune was ist mir dir los? Ich habe Angst. Angst dich zu verlieren.“ Ryuichi spürte wie sich eine Träne aus seinen Augenwinkel löste. Yuune legte seine Stirn an die des schwarzhaarigen Sängers und bat ihn erneut um Verzeihung. Seine Finger strichen sanft die Tränen hinfort.  „Gomen, Ryu. Bitte weine nicht. Ich bin es nicht wert, dass du diese Tränen vergießt. Die Sache mit Jun… er war betrunken, ich hätte ihn aufhalten sollen.“ Er senkte seinen Blick, die zitternden Hände hielten Ryus Gesicht gefangen. „Ryu, ich konnte es nicht. Ich wollte ihn.“ Das Messer versenkte sich tief in Ryuichis Brust, drehte sich abermals um die eigene Achse und wurde mit jeder Drehung noch tiefer hineingestoßen. Er erstarrte in Yuunes Händen, seine Augen verloren jeglichen Glanz. Warum sagte der Gitarrist gerade jetzt einen Satz wie diesen. Der Sänger verstand es einfach nicht, wollte sich von Yuune lösen. „Warte.“ Flüsterte der Gitarrist, vergrub seinen Kopf an der Brust des Anderen. „Ich brauche dich. Ohne dich, Ryu, verliert alles seinen Sinn. Dann habe ich nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“ Er hob seinen Blick, berührte für einen kurzen Augenblick die erstarrten Lippen des Sängers, bevor er fortfuhr. „Es klingt wie ein verdammtes Klischee. Ich will dich an mich Ketten und dich gleichzeitig soweit wie möglich von mir Stoßen. Und dabei will ich dich nicht gehen lassen.“ Yuune flüsterte die letzten Worte, während er Ryuichi losließ. Wie betäubt saß Ryu auf dem Boden, starrte auf den Gitarristen der sich an der Wand abstützen musste, um sein Gleichgewicht zu halten. „Verdammt…“ Ryu sah wie Yuune erneut schwankte. Er löste sich aus seiner Starre und zog ihn an sich. „Du verdammter Idiot.“ Er glaubte nicht das Yuune seine Worte gehört hatte, da dieser noch immer mit dem Schwindel kämpfte. Yuune wollte also spielen? Dafür mussten sie ihn erst einmal Bühnentauglich machen. Und momentan zweifelte Ryu daran, dass er es überhaupt bis zur Tür der Garderobe schaffen würde. Er lenkte den Gitarristen auf einen der Stühle und rief eine der Make up Verantwortlichen herein. Ängstlich betrat diese den Raum und ihr Blick klebte förmlich an Yuune. Ryuichi seufzte. Sie würden das Gespräch oder was auch immer sie hier begonnen hatten später fortsetzen. „Ich muss zum Soundcheck. Wir…wir reden später.“ Mit diesen Worten verließ Ryuichi den Raum, bemerkte nicht den traurigen Blick des Gitarristen, der ihn durch den Spiegel hindurch beobachtete.  „Sugizo-sama? Geht es ihnen gut?“ die junge Frau riss ihn aus seiner Betrachtung. Er lächelte sie an. „Entschuldige. Ich wollte Euch keine Sorgen bereiten. Wahrscheinlich habe ich ein wenig zu viel gearbeitet.“ Yuune hatte beschlossen keinen die Wahrheit zu sagen. Die Wahrheit würde für keinen zu verstehen sein. Wenn er selbst sie schon kaum verstand, wie sollte es da erst Ryuichi und seinen Freunden gehen? Nein, er würde es ihnen nicht sagen. Wenn die Zeit kam würden sie es früh genug erahren. Er lehnte sich zurück und ließ Yamata-san mit ihrem Werk beginnen. Sie richtete ihn innerhalb kürzester Zeit her, sodass er bereits fertig gestylt auf die anderen wartete, als diese vom Soundcheck zurückkamen. Man sah Yuune die letzten Stunden nicht mehr an. Shinya betrachtete seinen Freund einen langen Moment, bevor er sich von Yamata-san schminken ließ. Yuune hielt seinen durchdringenden Blick stand, wand sich erst ab, als sein iPhone klingelte. Er zog eine seiner perfekt geschwungenen Augenbrauen nach oben, als er die angezeigte Nummer im Display betrachtete. „Moshi, moshi.“ Er lauschte einen kurzen Moment und nickte. Ihm waren die heimlichen Blicke seiner Freunde bewusst. „Ja, das hat sie mir bereits mitgeteilt…“ Yuune erhob sich langsam von seinem Platz. Er fühlte sich nach wie vor nicht wohl, aber dieses Gespräch mussten nicht alle mithören. „Warte einen Moment. Ich ruf dich gleich zurück.“ Damit legte er auf, drehte sich zur Ryuichi und versuchte sich an einem Lächeln. „Ich geh nur mal kurz nach draußen.“ Ryu nickte. Inoran und Shinya sahen ihren Sänger ungeduldig an. „Geh ihm schon nach. Wenn er noch einen Aussetzer hat, haben wir ein Problem.“ Meinte Jun. Shinya brummte zustimmend. Der Sänger nickte und folgte Yuune. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)