Children of the Sea von Votani (OS-Sammlung | Marco/Ace) ================================================================================ Kapitel 7: healing [2] ---------------------- Das Rollen von Sakefässern ist zu vernehmen. Es vermischt sich mit dem Geräusch von dem zurückgehaltenen Kichern einiger Jungs und macht die Geheimnistuerei nicht sonderlich geheim. Aber in solchen Dingen ist Marcos Meinung ohnehin noch nie besonders erwünscht gewesen. Laut den meisten seiner Brüder hat er keine Ahnung von solchen Sachen. Das hält Marco jedoch nicht davon ab, zu ihnen herüber zu schlendern und ihnen bei ihrem Tun zuzusehen. »Ich wusste nicht, dass es hierzu ausarten wird«, gibt er zu, als sein Blick über das Schiff wandert. Ein paar der länglichen Tische sind aus ihrem Speisesaal nach draußen getragen worden und stehen nun unter den eingeholten Segeln auf dem Deck der Moby Dick. Auf ihnen werden Krüge, Sakeschalen und allerlei beladene Teller mit Fleisch und anderen Gerichten abgestellt, so dass er sich durchbiegt. Einer ihrer Musiker hat seine Violine hervorgezogen und stimmt ein Ständchen ein, welches die abendliche Luft erfüllt. Der Himmel stellt mit seinen Wolkenbergen ein flammendes Meer dar, während die Sonne langsam hinter den Horizont versinkt. Wenigstens sieht es nicht nach Regen aus. Davon hat Marco erst einmal genug, denn den Schnupfen von ihrer letzten Bootsfahrt hat er gerade erst auskuriert. Seine Teufelskraft mag Schüsse und Messerstiche regenerieren, doch bei einer Erkältung scheitert sie aus unerfindlichem Grund. Marcos Worte werden zunächst mit dem Heben einer braunen Augenbraue und einem skeptischen Blick kommentiert. Thatchs Haartolle wippt, als er sich aufrichtet und seinen weißen Anzug glättet. Er lehnt mit der Hüfte gegen eines der Sakefässer, welches er mit einigen aus seiner Division aus dem Vorratsraum hochgeschleppt hat. »Von was redest du da, Marco? Ich hab mich noch zurückgehalten. Das ist gerade mal das Minimum einer anständigen Geburtstagsfeier.« »Minimum, eh?« »Ansonsten hätte ich Ace noch eine Frau spendiert. Ich hab ein bisschen Geld in den letzten Monaten zurückgelegt«, fährt Thatch fort. Anhand der Röte, die sich zusammen mit einem Grinsen auf seine Wangen stiehlt, kann Marco mit Gewissheit sagen, dass Thatch sich einfach entschieden hat, das Geld für sich selbst auszugeben. Stören tut er sich daran nicht. Soll Thatch nur machen. Ace ist ohnehin nicht der Typ Mann, der versucht eine Frau nach der anderen aufzureißen. Wenn er ganz ehrlich sein soll, hat er Ace zwar schon öfter flirten sehen, doch das war meistens aus der Ferne geschehen. Meistens scheint es Ace nicht einmal aufzufallen, dass er eine nach der anderen mit seinem lockeren Lächeln in den Bann zieht. Es passiert vollkommen unbemerkt. »Wow. Hab ich irgendwas verpasst?« Aces Stimme dringt über das Deck und lässt Thatch zusammenschrecken. Wenn man vom Teufel spricht... Marcos Blick bleibt an der Feuerfaust hängen, die gerade den Laufsteg erklommen hat. Ace hat die Arme in die Hüften gestemmt und sieht sich interessiert auf dem Deck um. Bei der sich ausbreitenden Stille und der abrupt verstummenden Violine scheint er sich nichts zu denken. Das scheint auch Thatch zu bemerken, denn das Grinsen kehrt auf sein Gesicht zurück, als er zu Ace herüber marschiert und ihm einen Arm um die Schultern legt.  »Wir räumen um«, erklärt er und Marco verdreht die Augen bei dieser schwachen Ausrede, die ihm nur jemand wie Ace abkaufen kann. »Was machst du überhaupt schon hier?«, fährt Thatch vor. »Solltest du nicht etwas für mich besorgen, huh?« Ace hebt die Tüte, die er mit sich herumträgt. »Das Haarwachs war teurer als erwartet. Die Bewohner nehmen es hier von den Lebenden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die ganze Insel wimmelt von Taschendieben. Drei Leute wollten mir mein Messer klauen.« Ace tätschelt das Messer, welches in seiner prunkvollen Scheide an seinem Gürtel hängt. »Keine Sorge, die nehmen es hier auch von den Toten«, plaudert Thatch, ohne auf das ausgegebene Geld einzugehen, das er Ace nun vermutlich schuldet. »Thief’s Hole ist auch für seine Grabschänderei bekannt. Die Wirtschaft ist hier einfach grausig.« Thatch schüttelt sich und nimmt Ace die Tüte ab, bevor er die Feuerfaust unzeremoniell zu den Tischen bugsiert. Als Ace auf einem der Stühle Platz genommen hat, wirft Thatch Freddie einen Blick zu und die lockeren Klänge der Violine beginnen erneut ihre Ohren zu erfüllen. Marco beobachtet alles aus der Ferne. Vor allem beobachtet er die Emotionen, die über Aces Gesicht huschen, als Thatch ihm das Buffet präsentiert und ein »Alles Gute zum Geburtstag« verlauten lässt. Andere stimmen mit ein. Die anfängliche Verwunderung Aces wird von Überraschung ersetzt, ehe sie sich in Panik verwandelt. Seine Augen huschen von links nach rechts, doch die Jungs klopften ihm nur auf die Schultern und schieben ihm den Teller mit den Fleischspießen herüber. Vista setzt ihm einen Sakekrug vor die Nase und lacht kehlig auf – und Aces Muskeln entspannen sich zögerlich. Er schluckt, der Blick auf das Essen gerichtet, dessen Geruch ihm in die Nase steigt. Marco wendet sich ab und verschwindet unter Deck. Er muss nicht bleiben, um zu wissen, dass Ace die Feier trotz seiner Zweifel über sich ergehen lassen und dabei mehr Spaß haben wird, als er sich jemals erträumt hat. Wenn er ehrlich ist, sind Marco Geburtstage relativ egal, aber es ist eine gute Gelegenheit, um einer Person etwas Anerkennung zu zeigen. Das betrunkene Johlen und Singen der Jungs, sowie die inzwischen schräg klingenden Töne mehrerer Musikinstrumente schallen noch bis tief in die Nacht über die Moby Dick. Auch Whitebeards tiefes Lachen ist hörbar, seitdem ihr Kapitän sich zu seinen Söhnen gesellt hat. All die Geräusche sind bis in Marcos Kajüte zu vernehmen und machen die Routenplanung angenehmer als gewöhnlich. Ein einsamer Sakekrug steht neben ihm und der flackernden Kerze auf seinem Schreibtisch, den er sich vor einigen Stunden stibitzt hat und der schon seit einer Ewigkeit leer ist. Allerdings ist Marco zu müde, um ihn nachfüllen zu gehen. Zeitgleich bezweifelt er fast, dass der Sakevorrat nicht ohnehin längst aufgebraucht ist. Das Quietschen der Türscharnieren lässt Marco von der Karte aufsehen und er wirft einen Blick über seine Schulter. »Kann ich reinkommen?«, fragt Ace, als er den Kopf durch den Türspalt schiebt. »Ich wollte erst klopfen, aber dich auch nicht wecken, solltest du wieder mit Licht eingeschlafen sein.« Marcos Augenbraue hebt sich ein Stück. »Wieder?« Ein schelmisches Grinsen breitet sich auf Aces Gesicht aus. Er schiebt sich ins Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Ferne Stimmen über ihnen sagen Marco, dass die Feier am Abklingen, aber noch nicht vorbei ist. »Du hast es Thatch gesagt.« Was Marco erwartet hat, weiß er selbst nicht. Ace klingt weder vorwurfsvoll noch wütend. Sein Gesicht ist offen und abwartend, das genaue Gegenteil von den letzten Wochen. Langsame Schritte führen ihn um das Bett herum und Marco dreht sich auf seinem Stuhl. Die erröteten Wangen seitens Aces sprechen von einer Menge Sake, doch seine Schritte sind sicher. Hinter jedem von ihnen steckt ein Motiv. »Thatch hat so eine Angewohnheit, solche Dinge aus einem herauszukitzeln«, antwortet Marco, obwohl er sich nicht sonderlich angestrengt hat, dieses bestimmte Geheimnis zu wahren. Nach all seinen Jahren erkennt er einen Hilfeschrei, wenn er ihn hört. »Danke.« Aces Lächeln wird breiter und zieht Marcos Aufmerksamkeit zu seinen Lippen herunter. Erst in diesem Moment fällt es ihm auf, wie oft das eigentlich der Fall ist. Wie oft seine Gedanken sich um Ace drehen und wie oft sein Blick an der Feuerfaust hängen bleibt. Wieso hat er das nicht früher bemerkt? Ist Marco nicht sonst so weitsichtig? Seine Ohrenspitzen werden warm und das Zimmer ist stickig, während Ace ihn weiterhin anschaut. Sein Blick ist Feuer auf Marcos Haut. »Denkst du auch, dass meine Geburt kein Fehler gewesen ist?«, fragt Ace so leise, so dass Marco Mühe hat, ihn zu verstehen. Er steht direkt vor ihm. Es fühlt sich an, als hätte er es schon hundert Mal getan, als er die Hand nach Ace ausstreckt. Seine Knöchel fahren dem Arm der Feuerfaust entlang, ehe er ihre Finger miteinander verschränkt. Mit einer stummen Geste zieht er Ace näher zu sich heran, bis er zwischen Marcos Beinen steht. »Es war kein Fehler. Und ich hab auch kein Problem damit, dich gelegentlich daran zu erinnern.« Mit ausdruckslosem Gesicht schaut er zu Ace hinauf, der schluckt, als säße ein Kloß in seinem Hals. Seine freie Hand stützt sich auf der Stuhllehne ab, als er sich zu Marco herunterbeugt. Seinen Hut hat er irgendwo an Deck verloren und schwarze Haarsträhnen hängen ihm ins Gesicht. Sie kitzeln Marcos Wangen, als Ace ihn küsst und gegen seine Lippen grinst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)