Das Haus Telcontar von DreamerInHeaven ================================================================================ Kapitel 8: ----------- „Lúthiel, bist du fer....? Bei den Valar was trägst du da?“ Angesichts des offenkundigen Entsetzens ihrer Schwester kicherte die Jüngere übermütig, „Das ist ein Kleid aus Umbar. Vor einem Mondlauf waren doch die reisenden Händler hier und...“ „Ich erinnere mich an die Händler.“ Melién starrte ihre Schwester noch immer an, sichtlich um Fassung ringend, was Lúthiel dazu brachte, noch einmal an sich herunter zu sehen. Das Kleid war dunkelrot und reichte bis zum Boden, doch es war vermutlich der tiefe Ausschnitt und die stoffreien Stellen an Lúthiels Taille, die ihre Schwester derart schockierten. „Die Delegation aus Ithilien wird heute eintreffen. Du wirst dich umziehen. Und zwar sofort.“, wies Melién sie schließlich an, die Stimme noch immer etwas schwächer als sonst, während sie das Kleid anstarrte als befürchtete sie, es würde sich jeden Moment vom Körper ihrer Schwester lösen und sie anfallen. Lúthiel verdrehte nur die Augen. „Wenn Eldarion sich mit den Haradrim verbündet werden hier bald sicher viele Frauen solche Kleider tragen.“ Für ihren Geschmack klammerte ihre Schwester sich viel zu sehr an alte Traditionen, während es doch so viele interessante Dinge über andere Völker zu lernen gab, so viele andere interessante Traditionen oder eben Kleider. „Es ist mir gleich, was andere Frauen tragen.“, erwiderte Melién und ihre Stimme fand einen Teil ihrer üblichen schärfe wieder, wie immer wenn sie sich über etwas ärgerte, „Du bist eine Prinzessin,  in dir fließt elbisches Blut und ich werde nicht dabei zusehen wie du unsere Familie beschämst indem du dich wie eine Wilde kleidest.“ Lúthiel wusste, dass es keinen Sinn haben würde mit ihrer Schwester zu diskutieren, also küsste sie sie auf die Wange und nickte, ehe sie ihrer Zofe bedeutete, ihr aus dem Kleid zu helfen. „Und das wolltest du tragen, um Fürst Faramir zu begrüßen. Von Prinz Legolas ganz zu schweigen. Was hast du dir nur gedacht?“ „Gar nichts, liebste Schwester. Wie immer.“ Das brachte Melién tatsächlich kurz zum lächeln und Lúthiel drehte sich zu ihr um, um sie zu umarmen, während ihre Zofen ihr Kleid aufschnürten. „Du bist viel zu besorgt. Es wird schon alles gut gehen.“ Sie spürte, wie ihre Schwester ihr flüchtig über den Rücken strich, ehe sie sich von ihr löste. „Wie wäre es mit dem dunkelblauen Kleid, das Mutter für dich hat anfertigen lassen? Es steht dir hervorragend und dürfte dem Anlass entsprechend angemessen sein.“ Lúthiel nickte, woraufhin Melién kurz zufrieden lächelte und dann die Hand hob, um eine Haarsträhne der jüngeren wieder in ihrer Frisur festzustecken. „Dein Haar ist so störrisch wie du.“, murmelte sie mehr zu sich selbst, während Lúthiels Zofe das gewünschte Kleid holte. Es stimmte – Lúthiels Haar war mehr wie das ihres Vaters. Es kostete ihre Zofe Ewigkeiten, es zu bändigen und wenn sie sich zu viel bewegte lösten sich immer einzelne Strähnen aus ihrer Frisur. Als wollten die Valar das ausgleichen hatte Lúthiel dafür die weichen, elbenhaften Gesichtszüge ihrer Mutter geerbt, während Melién mit ihren scharf geschnittenen Gesichtszügen ihrer Mutter nur von weitem ähnelte. Melién ließ die Hände sinken und musterte Lúthiel einen Moment, ehe sie deren Zofe bedeutete, ihr beim ankleiden zu helfen. „Beeil dich.“, wies sie die Zofe an, „Der Prinzregent wird es nicht zu schätzen wissen, wenn seine Schwester nicht fertig angezogen ist wenn er nach ihr schicken lässt.“ Eldarion saß im Arbeitszimmer seines Vaters und beugte sich über eine Landkarte, während sein Zeigefinger über die Dor-en-Ernil und das Weiße Gebirge strich. Er hoffte, dass Lord Arvacars Späher bald Ergebnisse würden vorweisen können – am besten solche, die belegten, dass die Orksichtungen lediglich dumme Gerüchte waren. Nicht zum ersten mal seit seine Eltern die Stadt in Richtung Imladris verlassen hatten wünschte Eldarion sich, dass das alles niemals passiert wäre. Abgesehen von der Sorge um seinen Vater plagten ihn auch seine eigenen Zweifel. Er war erst zwanzig Jahre alt. Er war zu jung für den Thron, er wollte den Thron noch nicht. Er wird nicht sterben. Vater wird nicht sterben, er und Mutter kommen zurück und er wird die Regierungsgeschäfte wieder übernehmen bis ich alt und reif genug dafür bin. Ein leises Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. „Ja?“ Ein Dienstmädchen öffnete die Tür, während sie ein  Tablett mit einer Karaffe Wein, einem Becher, Brot, Oliven, Tomaten und Käse darauf balancierte. Tatsächlich hatte er heute noch nichts gegessen wie ihm auffiel. „Danke. Stell' es einfach hier auf den Tisch. Hat Prinzessin Melién dich geschickt?“ Das Mädchen nickte hastig und stellte das Tablett vor ihm ab. Sie sah ihn einen Moment an, als würde sie auf etwas warten, ehe sie hastig knickte und den Blick senkte. Eldarion lächelte flüchtig. „Danke. Das wäre alles.“ Das Mädchen knickte erneut, wobei ihr das dünne, hellbraune Haar ins Gesicht fiel, ehe sie den Raum schnell wieder verließ und die Tür leise hinter sich schloss. Eldarion griff nach einer Tomate und steckte sie sich in den Mund, ehe er sich wieder der Karte zuwandte, als könnte diese wie durch ein Wunder seine Sorge über die Orks und seinen Vater in Luft auflösen. Sein Blick wanderte zu den gebieten der Haradrim und ihm wurde kalt. Nachdem er seine Gäste angemessen begrüßt hatte würde er sich überlegen müssen, wie er den Haradrim seinen Vorschlag am Besten unterbreiten könnte. Niâll lehnte sich auf dem Flur einen Moment gegen die kalte Wand und atmete ein paar mal durch, während sie gegen das Gefühl der Enttäuschung ankämpfte. Er hat mich tatsächlich nicht erkannt. Natürlich hatte er sie nicht erkannt. Sie war dumm gewesen, etwas anderes zu erwarten doch wenn sie ehrlich war hatte sie tatsächlich gehofft, dass der Prinz sich an sie erinnern würde. Als ob der Prinz sich das Gesicht jedes Dienstmädchens merken würde. Sei nicht dumm, seine Gnaden hat sicher andere Sorgen. Ehe sie jemand hier erwischen und der Faulheit bezichtigen würde stieß sie sich von der Mauer ab und machte sich auf den Weg zurück in die Küche. Wenigstens hatte sie dem Prinzen nicht gesagt, dass ihr aufgefallen war, dass er nicht mit seinen Geschwistern gefrühstückt hatte, weshalb sie (ebenfalls mit der Ausrede, Prinzessin Melién habe sie beauftragt) zu Kordir gegangen war und ihm gesagt hatte, sie müsste seiner Gnaden etwas zu essen in sein Arbeitszimmer bringen. Aber nein, damit hätte sie sich sicherlich nur lächerlich gemacht und das letzte was sie wollte war, dass der Prinz über sie lachte. Als sie die Küche betrat kam Síra schon mit einem breiten Lächeln auf die zu. „Kordir hat ja gesagt!“ Niâll starrte ihre Freundin einen Moment sprachlos an, ehe sich auch auf ihren Lippen ein breites Lächeln ausbreitete. Sie durften bei der Ankunft der Gesandten zuschauen. Sie würden einen Elben sehen! Niâll versuchte, nicht daran zu denken, dass sie dort auch den Prinzen sehen würde. Er wird dich sowieso niemals wahrnehmen du dummes Mädchen. Also verdrängte sie die Gedanken zu schnell wie möglich und begann, mit Síra darüber zu fachsimpeln wie der Elb wohl aussehen würde. „Angeblich ist es sogar ein Elbenprinz.“, wisperte Síra und erneut fragte Niâll sich, woher die Schwarzhaarige an all die Gerüchte kam – aber vielleicht wollte sie das auch gar nicht so genau wissen. „Angeblich ist er ein Freund des Königs. Und selbstverständlich ist er wunderschön, so wie alle Elben.“ Niâll kicherte und ließ sich von Síras Begeisterung anstecken. Wie viele Menschen konnten schon von sich behaupten, einen echten Elben mit eigenen Augen gesehen zu haben? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)