Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 5: Deans "Eroberung" ---------------------------- 5) Deans „Eroberung“ Dean hatte seinen Bruder nicht bemerkt. Er ging nach unten. „Morgen“, grüßte er und Bobby starrte ihn ungläubig an. Wieso war der Junge schon so munter? Obwohl schon wohl eher falsch war. So wie er aussah, hatte er noch nicht geschlafen. „Hast du Hunger?“, fragte er und nahm sich vor, ihm während des Frühstücks etwas genauer auf den Zahn zu fühlen. „Denke schon!“, sagte Dean und fügte noch hinzu: „Ich muss gleich mit euch reden.“ „Okay?“ Fragend hob der Hausherr eine Augenbraue, ließ es aber ansonsten erst einmal auf sich beruhen. Dean würde reden, wenn er soweit war. Der ältere Winchester stellte eine Tasse unter die Kaffeemaschine und drückte den Knopf. An die Theke gelehnt wartete er darauf, dass das heiße Gebräu durchgelaufen war. Von oben waren Schritte zu hören und Dean schob eine weitere Tasse unter die Maschine. „Alter, bringst du deine Errungenschaften jetzt schon mit hierher?“, begann Sam, kaum dass er die Küche betrat. „Ich dachte du …“ Jetzt hielt auch Bobby inne und schaute zu Dean. Der atmete tief durch. So hatte er das Ganze nicht beginnen wollen, aber wenn Sam es schon rausposaunte. „Hab ich je eine Frau mitgebracht?“, wollte er wissen, ohne sich umzudrehen. Sam überlegte und schüttelte dann den Kopf. Aber wie sollte er sich die Frau dann erklären? „Nein, aber warum ist sie dann hier?“ Wieder hörten sie oben Schritte. Dean drehte sich um, gab seinem Bruder einen Milchkaffee mit Vanillearoma und holte eine vierte Tasse aus dem Schrank, bevor er die Tür nun endgültig schloss. „Das würde mich jetzt auch interessieren“, schaltete sich nun auch Bobby ein. „Ich dachte, ich bring ein wenig Glanz in diese Mauern“, grinste Dean und reichte ihm die Tasse. „Als ob es hier nicht schon genug glänzt“, grummelte der gutmütig. Sein Haus war ja kaum noch wiederzuerkennen. „Also, warum ist sie hier?“ „Als ich an ihrem Haus vorbeifuhr streikte mein Baby. Kurz und gut: Ein verdammt wütender Geist hat ihren Mann getötet und war gerade dabei, das Gleiche mit ihr zu tun, als ich sie fand. Ein Glenn Bellows. Aber frag mich nicht woher sie ihn kennt. Soweit hab ich sie noch nicht ausgefragt. Ich wollte sie erstmal in Sicherheit bringen. Außerdem ist sie verletzt. Wir waren die Nacht noch bei Jamesson.“ „Du sagst er war ein Geist?“, fragte Bobby nach. „Einer der ganz wütenden Sorte. Ich hab zum Schluss drei Salzladungen gebraucht, damit er für eine Weile verschwand.“ „Wer war ein Geist?“, fragte eine weibliche Stimme. Die Köpfe der Männer drehten sich zu ihr. „Das ist Jody M…“, begann der Blonde seine Vorstellung. „Sheriff Mills?“, platzte ihm Bobby dazwischen. Das konnte ja nur in die Hose gehen! „Sheriff?“ „Du hast den Sheriff mit hierher gebracht?“, fragte Sam geschockt. Was würde jetzt passieren? Ein Vertreter der Staatsmacht in Bobbys Haus! Er wollte sich das Ausmaß dessen gar nicht ausmalen. Der Sheriff wusste jetzt um Bobbys Nebenberuf! Würde sie dichthalten? „Tut mir ja leid, Sammy, aber sie hatte keinen Stern am Nachthemd! Außerdem war es mir in dem Moment sowas von egal. Sie brauchte Hilfe!“ Er hielt ihr eine Tasse Kaffee hin, die sie dankend annahm. Mit einem erleichterten Seufzen ließ sie sich auf einen Stuhl fallen. Sie inhalierte das Aroma, nahm einen Schluck und dann ließ sie ihren Blick durch die Küche wandern. Auch hier war alles neu. Im ganzen Haus roch es nach Farbe, Holz und Tapetenleim. Was war hier los und wer waren die beiden, die jetzt wohl bei Singer wohnten? Wer waren Sammy und Dean? „Wie geht es Ihnen?“, wollte Dean wissen und setzte sich mit seiner Tasse Kaffee in der Hand an den Tisch. Sam begann sich sein Müsli zuzubereiten. „Nicht besonders, denke ich.“ „Oben liegen Tabletten. Sie sollten sich noch ausruhen.“ „Ich würde gerne nach Hause und mich um meinen Mann kümmern.“ „Nein! Solange der Kerl da noch rumspukt, werden Sie nirgendwohin gehen, schon gar nicht in ihr Haus. So leid es mir auch tut!“, bestimmte Dean energisch. „Bellows. Was wissen Sie über ihn? Was will der von Ihnen?“, hakte er auch gleich noch nach. „Ich bin Jody!“, wechselte sie abrupt das Thema. „Dean und das ist mein kleiner Bruder Sam. Bobby werden … kennst du ja.“ „Kleiner Bruder?“, fragte sie und ein kurzes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Es gab Zeiten, da war er klein und niedlich!“ „Ist aber sicher schon lange her, das „klein““, stellte sie fest und Dean schnaubte amüsiert. „Ich überlege die ganze Zeit, woher ich diesen Namen kenne: Bellows“, schaltete sich Bobby in die Plänkelei ein. „Mein erster großer Fall als Sheriff. Er war ein Vergewaltiger, hat die Frauen misshandelt, bevor er sie letztendlich tötete. Ich hab ihn gestellt, kurz bevor das FBI hier aufgetaucht ist, durfte den Ruhm aber an die abtreten, obwohl sie damit nichts zu tun hatten!“ Der Hass der zwischen den einzelnen Behörden herrschte, war nur zu deutlich in ihrem Tonfall zu spüren, und dieses Mal wohl kein Mythos. „Jetzt erinnere ich mich daran. Der Typ hatte einige, wirklich unappetitliche Angewohnheiten“, ließ er verlauten. „Ja, er wurde verurteilt und saß im Landesgefängnis in Springfield“, fuhr sie fort. „Warum da?“, wollte Sam wissen. „Es konnte nie ausgeschlossen werden, dass er nicht vielleicht doch einen Komplizen hier aus der Gegend hatte.“ Noch konnte sie sich auf Fakten konzentrieren, die sie hatte und auf ihren Kaffee, doch die Fragen wurden immer brennender. Wer waren Dean und dieser Sam? War Singer wirklich nur ein einfacher, verschrobener, versoffener Schrottplatzbesitzer? Zumindest den Alkohol konnte sie im Moment klar ausschließen. Die Männer wirkten mehr als nüchtern. Wie standen die drei zueinander? Und vor allem: Was lief hier? Ihr geschultes Auge nahm eine große Vertrautheit zwischen den Männern wahr und sie schienen sich fast blind zu verstehen. „Okay, damit ist auch klar, warum er sich an dich ran macht. Du hast ihn verhaftet. Das ist schon mal ein Motiv, das ihn hierher gebracht haben könnte“, meinte Sam und sein Bruder nickte. „Aber ich habe ihn tot in einem Sarg liegen sehen!“, platzte ihr jetzt der Kragen. „Wieso redet ihr von ihm, als ob er noch leben würde?“ Dean holte tief Luft. Er wusste, dass Bellows ein Geist war und für Sam und Bobby war das ebenfalls klar, nicht allerdings für den Sheriff. Sie hatte es bisher nur mit Menschen zu tun. Mit bösartigen Menschen, aber mit lebenden. „Bellows ist ein Geist. Ein wirklich bösartiger, wütender Geist. Geister können nur entstehen, wenn ein Mensch stirbt und er weder ins Licht geht oder dahin, wohin sie sonst verschwinden und wenn er den Eindruck hat, noch etwas erledigen zu müssen.“ „Erledigen? Was denn. Micht töten? Und dieses Licht? Das ist doch nur eine Einbildung!“ „Wir haben es gesehen“, erklärte Sam mit einer Ernsthaftigkeit, die sie schlucken ließ. Er erinnerte sich an Molly. Sie war ins Licht gegangen und ein Blick zu Dean zeigte ihm, dass er wohl ebenfalls an sie dachte. „Aber es gibt keine Geister!“ „Leider doch. Es gibt auf dieser Welt vieles, was es nicht geben dürfte. So wie du dich um die Lebenden kümmerst, die das Gesetz brechen, so kümmern wir uns um die Toten, die nicht ins Licht gegangen sich und um die anderen übernatürlichen Kreaturen“, versuchte Sam zu erklären. „Ihr wollt mir jetzt nicht weismachen, dass es Hexen und Vampire gibt.“ Hilfesuchend blickte sie zu dem älteren Bruder. Er hatte ihr geholfen und er schien ihr im Moment am vertrauenswürdigsten zu sein. „Die und noch viele Andere!“, sagte Dean. „Außer Bigfoot. Es sei denn, du zählst ihn hier dazu.“ Er zeigte auf Sam. So ganz konnte er sich diesen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen, wurde aber sofort wieder ernst. Traurig schaute er sie an. Er wünschte, dass sie Recht hätte, dann hätten Sam und er ein anderes Leben leben können, genau wie Bobby und die ganzen anderen Jäger. Keiner von ihnen hätte die Verluste erleiden müssen, die sie in dieses Leben getrieben hatten. „Aber woher wusstest du, dass er da war?“, stellte sie die Frage, die ihr schon die ganze Zeit unter den Nägeln brannte und riss ihn aus seinen trüben Gedanken. „Geister lösen ein paar physikalische Phänomene aus, die sie verraten. Plötzliche Kälte, statisches Rauschen im Radio oder Fernseher und eben auch, dass Autos einfach stehen bleiben. Und genau das ist gestern Nacht passiert. Deshalb wusste ich, dass irgendwo ein Geist sein musste. Es ist nicht der erste, der mein Baby so ausschaltet“, fügte er noch hinzu. Sie wollte es noch immer nicht glauben. Ja, sie hatte den Geist gesehen und die Kälte gefühlt und ja, Dean hatte ihn vertreiben können. Sie hatte gesehen, wie er nach einem Treffer mit dem Steinsalz flackernd verschwand und er hatte sie verletzt. Trotzdem! Sie war Sheriff! Ein realistisch denkender Mensch. Geister gab es nicht, konnte es einfach nicht geben! Und doch schienen diese drei Männer das als gegeben hinzunehmen. Warum? Waren sie verrückt? Sie benahmen sich eigentlich ganz normal! Unmerklich schüttelte sie den Kopf. Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte! Aber sie musste auch zugeben, dass diese drei Männer, dass Dean wohl der einzige Grund war, warum sie noch lebte. Außerdem war sie auch neugierig. Hier tat sich eine Welt auf, die ihr vielleicht auch erklären konnte, warum manche Verbrechen nicht aufzuklären waren, zumindest nicht von ihr. „Und wieso wisst ihr davor?“, fragte sie und schaute zu Dean. Der tauschte einen kurzen Blick mit seinem Bruder, dann sagte er: „Wir sind damit aufgewachsen.“ Trauer flackerte für einen Augenblick über sein Gesicht, doch bevor sie diese Gefühlsregung wirklich erfassen konnte, hatte er sich schon wieder im Griff und seine Innerstes hinter der Maske des in sich ruhenden Jägers versteckt. Vorsichtig presste sie sich ihren Arm vor den Bauch. „Du solltest dich hinlegen“, sagte Bobby, der sie genau beobachtet hatte. „Am Besten nimmst du mein Bett. Da ist es ruhiger“, schlug Sam vor. „Hast du Hunger?“, wollte der Hausherr wissen und half ihr beim Aufstehen. „Nicht wirklich, aber ich weiß, dass ich etwas essen muss, um wieder auf die Beine zu kommen.“ „Besondere Wünsche?“ „Wenn du hast? Tomatensuppe mit Reis? Die hat meine Großmutter schon meiner Mutter gemacht, wenn sie krank war. Die hilft immer“, antwortete sie voller Überzeugung. Dean japste erstickt, stellte seine Tasse hart auf den Tisch und stand so hektisch von seinem Stuhl auf, dass der fast nach hinten kippte. „Ich schau nach unseren Waffen“, warf er in den Raum und schon schlug die Tür hinter ihm zu. „Was war das denn?“, fragte Bobby irritiert. „Haben wir was Falsches gesagt?“ Sam holte tief Luft. „Tomatensuppe mit Reis. Die hat Mom immer gemacht, wenn es ihm nicht gut ging, oder wenn er krank war.“ „Und woher weißt du das? Ich meine, Mary … “ „Das muss kurz nach der Shtriga gewesen sein. Ich war acht oder neun. Ich hatte mich total erkältet und durfte nicht aufstehen. Dean jonglierte ein Tablett an mein Bett, auf dem ein Teller mit Tomatensuppe mit Reis stand und erklärte voller Stolz, dass er die extra für mich gekocht hätte und sie mir bestimmt helfen würde, weil Mom die immer für ihn gemacht hätte, wenn er so krank war und ihm wäre es danach immer besser gegangen. Die Suppe hat mir nicht sonderlich geschmeckt und ich hab ihm das auch gesagt. Er hat nie wieder Suppe für mich gemacht. Zumindest keine Tomatensuppe mit Reis.“ Jetzt klang auch Sam traurig. Wieder etwas wofür er bei seinem Bruder eigentlich Abbitte leisten müsste. „Ich bring ihm seinen Kaffee. Er hat ja noch nicht mal gefrühstückt“, sagte er und nahm die Tasse. Bobby nickte verstehend und half ihrem Gast nach oben. „Wieso hat ihre Mutter die Suppe nicht selbst für Sam gemacht?“, fragte sie als sie die Treppe geschafft hatten. Bobby musterte sie. Aus ihren Augen sprach wirkliches Interesse, so dass er ihr die Antwort nicht verweigern wollte. „Mary“, er deutete auf eines der gerahmten Fotos an der Wand, „ist gestorben, als Sam ein halbes Jahr alt war. Dean war fast fünf. Ich glaube er hat jede Erinnerung an sie ganz tief in sich gespeichert. Er redet nie über sie. Schon als Kind hat er versucht für Sam und ihren Vater stark zu sein und dieses Thema vermieden, obwohl es ihn schier zerrissen haben muss. Ich denke, er hat ihren Tod nie richtig verwunden.“ „Ein Unfall?“ „Ein Dämon.“ Bobby schüttelte den Kopf. Warum erzählte er ihr das? Das ging doch nun wirklich nur die Brüder etwas an. Aber irgendwie hatte er bei ihr den Eindruck, dass er es ihr erzählen könnte, dass sie es nicht ausplaudern würde. Er half ihr, sich hinzulegen. „Ich schau mal, was sich in Bezug auf ein Essen machen lässt“, versprach er noch und verschwand wieder nach unten. Er wollte nicht weiter reden. Auch ihm ging das Thema, selbst nach so vielen Jahren, noch viel zu nahe. Dämonen. Sie hatten Mary getötet und sie hatten Karen in in Monster verwandelt, das er sich gezwungen sah zu töten. Nur das er immerhin schon erwachsen war und wenn auch keine wirklich schöne, aber doch wenigstens eine Kindheit gehabt hatte. Im Gegensatz zu den Brüdern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)