Kill this Killing Man II von Kalea (Höhen und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 250: Big Sioux River Falls ---------------------------------- 250) Big Sioux River Falls „Wo warst du so lange?“, fragte Sam, als er ihm das Bier reichte. „Ich hab überlegt, was ich trinken will“, erklärte Dean leise. „Und wozu hast du dich entschieden?“ „Kakao.“ Bobby sprang auf. „Ich hab da noch eine Idee“, erklärte er kryptisch, warf noch ein paar Scheite ins Feuer und verschwand in der Küche. Minuten später kam er mit einem Tablett mit vier Tassen, einer Schüssel und ein paar Spießen wieder. „Marshmellows?“, fragte Sam mit einem Blick in die Schüssel. „Hmhm“, Bobby spießte einen auf und drückte ihn Dean in die Hand. „Halte den mal übers Feuer und wenn es anfängt zu laufen vorsichtig essen. Es ist heiß!“, erklärte er dem Winchester und stellte ihm noch eine Tasse Kakao hin. „Ich hab noch, danke“, erklärte Dean. „Wirf ein paar Marshmellows hinein, lass sie schmelzen und dann kannst du die löffeln, oder mit dem Kakao verrühren und trinken. Versuchs mal.“ „Das haben wir schon ewig nicht mehr gemacht!“, freute sich Sam. Er hatte es als Kind geliebt. Jetzt war es ihm eigentlich zu süß. Doch was sollte es. So gesund wie er sonst aß, konnte er sich das locker leisten! Er warf ein paar davon in den Kakao und spießte drei Stück auf. Dann stellte er sich neben Dean und hielt seinen Spieß auch über das Feuer. Der beobachtete genau, wie Sam mit seinem Spieß umging und machte es ihm nach. „Du kannst sie essen, aber vorsichtig, es ist heiß“, warnte Sam ihn leise, als die klebrige Masse kurz davor war zu tropfen. Dean probierte. „Hmmm, süß“, nickte er und knabberte weiter an dem Spieß. Auch den Marshmellow-Kakao ließ er sich schmecken. Sam beobachtete seinen Bruder. Der war schon immer ein Leckermaul gewesen, auch wenn es früher kaum mal Süßes gab. Seine Gedanken wanderten zurück. Dad hatte ihnen höchstens zum Geburtstag oder zu Weihnachten, wenn er denn da war, Süßigkeiten spendiert und Dean speiste ihn fast immer mit der Bemerkung, dass das Geld dafür nicht reichte, ab. So blieben ihm nur seine Cornflakes, die er wie eine Bärenmutter verteidigte. Damals war er sauer auf Dean. Er wollte nicht glauben, dass sie nicht genug Geld hatten. Heute wusste er es besser und würde sich gerne entschuldigen, doch wie, wenn sein Bruder nichts mehr davon wusste. Er seufzte leise. Sie saßen noch eine ganze Weile am Feuer, bis sie irgendwann doch nur noch in ihre Betten wollten. „Du willst wirklich im Impala schlafen?“, fragte Sam seinen Bruder noch einmal. „Ja“, erklärte der fest. „Aber wenn du mir meine Decke rausbringen könntest?“ Das Unbehagen, bei Dunkelheit in dem Haus zu sein, das mit den Albträumen entstanden und immer schlimmer geworden war, war in den letzten Tagen, in denen sie in Motels geschlafen hatten, nicht verschwunden. Schon in Deans Stimme konnte Sam die Panik hören, die sich seiner bemächtigte. Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch. „Wir können auch in ein Motel fahren.“ „Nein, der Impala ist groß genug und auch bequem.“ Sam nickte nur. Er wandte sich ab, um nach oben zu gehen und lief Bobby über den Weg. Schon an dessen Gesicht konnte er erkennen, dass der alles mitgehört hatte. „Es tut mir leid“, sagte er leise. „Du kannst doch nicht dafür“, erwiderte der. „Trotzdem. Ich mache mir Vorwürfe. Vielleicht hätten wir ihm doch einfach Johns Tagebuch geben sollen und abwarten was passiert.“ „Dafür ist es jetzt etwas spät, denkst du nicht?“ „Manchmal denke ich besser spät als nie, und dann bin ich wieder der Meinung, dass es so besser ist. Ich weiß es nicht, Bobby. Was soll ich tun?“ „Jetzt zieht ihr erstmal aus und dann sehen wir weiter.“ Sam nickte und lief nach oben. Mit zwei Decken kam er zurück. Eine reichte er seinem Bruder. „Was wird das?“, fragte der irritiert. „Ich schlafe auch im Impala.“ „Wegen mir musst du dir deinen Rücken nicht verbiegen!“ Nur zu gut hatte er noch Sams schmerzverzerrte Gesicht in Erinnerung, als der mit ihm im Wagen geschlafen hatte. „Ich möchte aber.“ Dean zuckte mit den Schultern und wandte dem Haus den Rücken zu. Am nächsten Morgen waren sie schon zeitig wieder munter. Die Nacht war frisch gewesen und für Sam auch reichlich unbequem, doch das versuchte er zu überspielen. Er wollte Deans Einwurf von gestern Abend nicht noch bestätigen, also gab er sich betont fröhlich. „Wenn ihr wollte, könnt ihr noch duschen“, begrüßte Jody sie aus der Küche. „Machen wir“, gab Sam zurück und ging mit Dean nach oben. „Auf der Treppe kam ihnen Bobby entgegen. „Ihr seid ja früh wach“, stellte der mit einem wissenden Grinsen fest. „Wie wollen Jody gleich bei den Vorbereitungen für das Picknick helfen“, erklärte Dean. Sam nickte nur und Bobbys Lachen wurde noch breiter. „Dann beeilt euch, damit wir gleich frühstücken können.“ Eine viertel Stunde später kamen die Brüder die Treppen heruntergepoltert. „Was möchtest du, Dean?“, fragte Jody. „Waffeln, Pfannkuchen oder Rührei?“ „Pfannkuchen, bitte.“ Die bekam er immer noch nicht richtig hin und so hatte er die Chance sich deren Zubereitung noch einmal anzuschauen. Für Sam stand schon eine Packung Cornflakes und Milch auf dem Tisch. „Ihr verwöhnt uns“, erklärte der Winchester mit einem Lächeln. „Das war der Plan“, antwortete Bobby. Nachdem der Frühstückstisch aufgeräumt war, begann Jody mit den Brüdern das Picknick vorzubereiten. Sie brieten Hühnerkeulen und Hähnchenflügel, frittierten Nuggets und machten Sandwiches. Sam schnippelte Salat und machte Limonade, während Dean Teig für Muffins rührte und den dann in die Förmchen füllte. Kurz vor Mittag waren sie fertig und verpackten alles in Kühltaschen. Mit zwei Autos machten sie sich auf den Weg zum Falls Park und hatten das Glück nebeneinander am Aussichtsturm parken zu können. Noch schien der Park nicht überlaufen zu sein. „Lasst uns zuerst auf den Turm steigen. Von dort haben wir eine tolle Sicht auf den ganzen Park. Da können wir uns auch einen Platz für unser Picknick suchen“, schlug Bobby vor. Er wollte ihnen, wie schon damals als er mit den Jungs zum ersten Mal hierher gefahren war, zuerst die Kaskaden zeigen und ihnen ein bisschen was über die Geschichte dieses Ortes erzählen. Wie schon vor Jahren wurde Sam wieder von dem grandiosen Ausblick gefangen genommen. Sogar Dean zeigte sich dieses Mal offen beeindruckt. Damals hatte er nur abgewinkt und so getan, als wäre das nichts Außergewöhnliches. Okay, sie waren kurz davor mit ihrem Dad am Grand Canyon gewesen und dagegen konnten die Big Sioux River Fälle wirklich nicht ankommen. Doch das war egal. Sie hatten ihren ganz eigenen Zauber. „Ich denke, wir machen unser Picknick da“, sagte der Jäger und deutete auf den Platz, an dem sie damals auch gesessen hatten. „Du hast keinen Ball mit“, meinte Sam leise. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sich daran erinnerte wie Bobby mit Dean damals Baseball gespielt hatte. Naja nicht wirklich gespielt, sie hatten sich einige Bälle zugeworfen, aber Dean hatte gestrahlt wie ein Kind zu Weihnachten. Bobby grinste. „Schau mal in den Korb, wenn wir ihn zu dem Platz tragen.“ Natürlich hatte auch er an diese Zeit denken müssen und, vielleicht nur aus Sentimentalität, den Ball und die Handschuhe eingepackt. Aber vielleicht ließ sich Dean ja zu einem Spiel überreden. Doch erst einmal wollte er mit seiner Familie einfach nur die grandiose Aussicht genießen. „Darf ich da hin?“, fragte Dean kaum dass sie die Decke ausgebreitet hatten und deutete auf die Kaskaden. „Klar, aber sei vorsichtig, die sind teils ziemlich rutschig.“ „Ich komme mit“, erklärte Sam bevor Bobby etwas sagen konnte. „Okay“, freute sich Dean und lief zum Fluss. Sein Bruder folgte ihm langsamer und dachte daran, wie sie als Kinder über die Steine geklettert und mehr als einmal kurz davor gewesen waren in den Fluss zu fallen. Gut er, aber irgendwie konnte er sich immer retten oder, um ganz ehrlich zu sein, meistens hatte Dean ihn festgehalten. „Na los. Lass uns die Wasserfälle erkunden!“, erklärte er, als sie am Ufer standen und begann die erste Kaskade hinauf zu klettern. Immer wieder warf er dabei einen Blick auf seinen Bruder, der ihm langsamer folgte und gab ihm, wenn er unsicher wurde, einen Hinweis, wo er seine Hand oder den Fuß platzieren sollte. Auch bei der zweiten Kaskade führte er noch. Die Dritte und alle folgenden Hindernisse ließ er Dean, der sich inzwischen sicher genug war das allein hinzubekommen, vorangehen. Natürlich blieben sie bei dieser Aktion nicht trocken, aber das Wetter war schön und warm genug, dass es sie nicht störte. Bobby ließ sich, kaum dass die Zwei auf dem Weg zu den Wasserfällen waren, auf der Decke nieder, ließ sie aber nicht aus den Augen. Ein wehmütiger Ausdruck schlich sich in seinen Blick, als er an ihren ersten Ausflug, vor mehr als 20 Jahren, hierher dachte. Damals hatte Dean die Führung übernommen, doch schon bald ermutigte er seinen kleinen Bruder als erster über die Felsen zu klettern. Er zeigte ihm Tritte oder half, wenn Sams Arme das kleine Stückchen zu kurz waren. Es war ein friedlicher Tag, den er seinen Jungs gerne öfter geboten hätte. „Was siehst du?“, fragte Jody leise. Bobby blinzelte. Sein Blick klärte sich und er drehte sich zu seiner Freundin. „Zwei kleine, glückliche Kinder, die viel zu selten wirklich Kinder sein durften.“ „War es wirklich so schlimm?“ Jody zweifelte. Sie hatte zwar das eine oder andere aufgeschnappt und auch Deans Bemerkung über normale Menschen spukte noch immer durch ihr Hirn, aber glauben konnte sie es einfach nicht. So ging doch niemand mit seinen Kindern um! Oder doch? Das wäre Vernachlässigung im höchsten Maß und das sollte niemandem aufgefallen sein? „John hat die Jungs immer wieder allein gelassen. Je älter Dean wurde, umso länger blieb er weg. Er hat Dean eingeschärft auf seinen Bruder aufzupassen, auch wenn es sein Leben gelte und Dean hätte es soweit kommen lassen.“ Er schluckte. Dean hatte es soweit kommen lassen, doch das musste Jody nicht erfahren, noch nicht. „Dean hat sich über Sams Wohlergehen definiert. Erst in den letzten zwei Jahren hat er begonnen sich von Johns Dogmen zu lösen und gerade, als sie wirklich leben wollten, muss dieser verdammte Unfall passieren! Wenn ich doch nur hingefahren wäre! Wenn ich mehr, hartnäckiger, nach einem Jäger gesucht hätte, ich wusste doch, dass es Dean nicht gut geht!“ Am liebsten würde er sich die Haare raufen, so wütend war er in dieser Beziehung noch immer auf sich. „Es konnte doch keiner ahnen, dass es zu so einem Unfall kommen würde“, versuchte sie ihn zu beruhigen. Doch das ließ er nicht zu. „Dean ist schon seit 20 Jahren dabei. Kaum ein Jäger schafft es überhaupt, so lange zu überleben. Früher oder später erwischt dieses Leben jeden. Es ist ein Wunder, dass sie es so lange, soweit geschafft haben!“ Er rieb sich den Nacken. „Hör auf dich deswegen zu zerfleischen! Du kannst es nicht ändern und du tust alles damit es ihnen gut geht. Sie lieben dich. Du bist für sie da.“ „Ich weiß! Es ist nur, ich hätte gerne mehr für sie getan, aber ich weiß auch, dass John sie dann wohl nicht mehr zu mir gebracht hätte und … Ich wünsche mir einfach dass sie glücklich werden und dass Dean endlich dieses Sir weglässt. Das nervt unendlich. Es tut weh!“, gestand er leise. „Und ich bin nicht John, der diese Respektbezeugung erwartete, wann immer er einen Befehl ausgesprochen hatte. Einen Befehl, nicht etwa eine Bitte!“ „Auch das wird aufhören“, versprach sie lächelnd. Sie legte ihre Hände an seine Wangen und küsste ihn zärtlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)