Nahe bei dir ist mein Untergang von LynethNightmare (Murtagh x OC) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Als sie verschwunden war und ich mein Frühstück beendet hatte stand ich unschlüssig auf. Vielleicht sollte ich ein Bad in dem See nehmen, den ich beim Herflug gesehen hatte. Denn nur weil ich wie ein Mann aussah und so kämpfen sollte, musste ich noch lange nicht wie einer riechen. Ich grub tief in meiner Tasche nach etwas, was ich damals von meinem Vater zum Abschied geschenkt bekam. Wie ich ihn vermisste, aber sollte das alles hier vorbei sein, so würde ich wieder kehren und mit ihm meinen Lebensabend fristen, denn mein Abenteuer hatte ich dann erlebt. Vielleicht ergab sich noch eine Möglichkeit ihm ein Geschenk zukommen zu lassen, damit er wusste, dass ich noch lebte. Einige Jahre lang war ich so beschäftigt gewesen, dass ich mich nicht bei ihm gemeldet hatte. Endlich hatte ich die Flasche feinster Seife gefunden und öffnete den Deckel um daran zu riechen. Rosen, ein zauberhafter Duft. Ich hing meine Tasche in einen Baum und machte mich auf den Weg, der See sollte schließlich nicht so weit entfernt sein. Wie ich mich getäuscht hatte. Ich war einige Stunden gelaufen, doch Eya war ebenfalls noch nicht über mich hinweg geflogen, somit hatte ich noch Zeit. Ich schälte mich aus meiner Kleidung und endlich konnte ich die unselig schwere Rüstung ablegen. Ich öffnete das Fläschchen und verteilte eine Nuss große Portion auf meiner Hand, dann stieg ich in das kalte Wasser des Sees und fröstelte. Trotzdem wusch ich mir meinen Körper, denn das hatte er verdient nach all dem Leidwesen. Seine Sicht: Sie hatte sich wirklich aus ihrer Kleidung geschält und eigentlich sollte ich nicht hier sein und dabei zusehen, doch ich konnte meine Augen nicht abwenden. Wie sie durch das Wasser glitt, wie anmutig ihre Bewegungen waren und ihre blasse Haut war so rein und weich, dass ich kaum atmen konnte. Alles an ihr wirkte königlich, rein und geschmeidig. Was war das nur für ein Gefühl in ihrer Gegenwart. Es war jedenfalls nicht hilfreich sie als meine Todfeindin zu sehen. Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Vielleicht war es an der Zeit einen der Gegner auszuschalten. Schließlich hatte ich sie nicht umsonst den ganzen Weg lang verfolgt. Ich packte den Griff meines Dolches fest mit meiner rechten Hand und verließ das schützende Gebüsch, was mich verdeckt hielt. Sie stand mit dem Rücken zu mir, doch sie hielt inne in ihrem tun. Vielleicht spürte sie meinen Blick auf ihrem nackten Rücken. Nun war ich wieder unfähig mich zu bewegen, obwohl eine Stimme in meinem Kopf rief, dass ich sie töten solle. Einen weiteren Schritt tat ich in ihre Richtung, dann wandte sie sich um. Ihre grünen Augen fesselten mich und zwangen mich dazu wieder inne zu halten. Einige Minuten starrten wir uns nur gegenseitig in die Augen, bis ihr Blick auf meine todbringende Waffe fiel und ihr Gesicht Entsetzen widerspiegelte. Kurzzeitig schien sie zu überlegen, ob sie es noch schaffte an ihr Schwert zu kommen, doch sie sah ein, dass es unerreichbar war. Sie wich zurück und nahm ihren Blick nicht von meinem Dolch. Ich wünschte sie könnte mir noch einmal in meine Augen sehen und den Jungen hinter dieser gnadenlosen Fassade erkennen, doch das war Wunschdenken. Doch dann ihr Blick. Ich versuchte ihn aufzufangen. Was war nur mit mir los? Ihr Blick wurde mitleidig, fast wehmütig, als unsere Augen wieder aufeinander trafen, dann machte sie etwas, was ich nicht verstand, wahrscheinlich nie verstehen würde. Sie kam auf mich zu. Meine Überraschung über diesen Schritt war eindeutig zu sehen und mein Blick glitt über ihren Körper. Sie trug eine enge Hose, aus der das Wasser rann. Ein weißes Hemd, welches sie immer unter ihrem Lederwams trug, packte sie und zog es sich über ehe sie aus dem See stieg und mich wieder musterte. „Dann bring es hinter dich.“, hauchte sie und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Sie war ein Feind, dennoch war sie es, die mich mit ihrer Aura gefangen hielt. Trotz all dem versuchte ich meine Bedenken zu vergraben erhob meinen Dolch und machte einen weiteren schweren Schritt auf sie zu. Normale Sicht: Er wirkte wie zerrissen, so verletzlich und trotzdem tödlich gefährlich. Es war fast so, als ob er mit sich rang. Was hatte das Alles nur zu bedeuten? Er hob den Dolch an. Was war es nur für ein dummer Gedanke gewesen, dass er mich verschonen würde, wenn er nur sah, dass ich ihm nichts tun wollte. Er war schließlich der Feind. Er kam weiter auf mich zu, dann entkam mir ein Satz, den ich vielleicht noch bereuen würde. „Töte mich und kurzzeitig wird deine Seele ins Dunkle stürzen, das weißt du!“, meine Stimme war so sicher, obwohl ich alles andere als das war. Ich hatte Todesangst, doch diese wollte ich ihm nicht zeigen. „Er ist kein böser Mensch. Er ist nur Gefangener von Gallobatorix. Schließlich hat er damals alles getan, dass mir nichts geschieht. Wir waren Freunde. Ich mag ihn trotz allem immer noch.“, das hatte Eragon von ihm erzählt. Dass es mir genau jetzt einfiel war ein komisches Zeichen, dennoch schien ich den alten treuen Freund Eragons hinter der Fassade des bösen Murtaghs zu erkennen. Nun stand er fast vor mir, der Dolch drohend in Höhe meines Halses und doch fühlte ich mich stark. Ich ging nun auch einen Schritt auf ihn zu und hob die Arme vom Körper ab, um ihm zu zeigen, dass ich unbewaffnet war, was ihm sicherlich bei dem Anblick meines blanken Oberkörpers im Wasser schon klar gewesen war. Nun könnte in der nächsten Sekunde alles vorbei sein. Es lag alles in seinen Händen. Er wirkte entschlossen, aber auch als wollte er das nicht machen. „Murtagh!“, redete ich noch einmal auf ihn ein. „Ich weiß, dass du das nicht bist.“ Sein Blick wurde starr. „Du kennst mich nicht. Du weißt nicht wer ich bin.“, knurrte er. „Aber Eragon kennt dich.“, gab ich zurück und bei dem Namen seines alten Freundes wirkte er leicht verunsichert. „Du kennst Eragon?“, hauchte er. „Er glaubt noch immer an dich. Warum sollte ich es nicht auch tun.“, sagte ich etwas zittrig, da der Dolch nun auf meinem Schlüsselbein auflag. So schnell konnte ich nicht reagieren, wie der Junge hinter mir stand, meinen Körper an seinen presste und mir den Dolch schmerzlich an die Kehle legte. Trotz der unbändigen Angst, die ich verspürte genoss ich seine Nähe. Die Wärme die sein Körper ausstrahlte und sich in mir ausbreitete. Ich spürte wie sein Herz aufgeregt in seiner Brust pochte und sein heißer Atem traf auf meine nasse Haut im Nacken. „Wie stehst du zu Eragon? Wie ist dein Name?“, zischte er, wieder ganz der alte Kotzbrocken. „Das werde ich dir nicht verraten. Beides nicht.“, keuchte ich unter dem Druck seiner Klinge. „Sag ihn mir!“, drohte er und schon schnitt das scharfe Metall in meinen Hals und ein kleiner Rinnsal von Blut löste sich aus der Wunde und lief mein Dekolletee hinab. Vermutlich interessierte er sich sehr für meinen Namen. Schließlich konnte er ihn bei Gallobatorix wunderbar gegen mich verwenden, das war mir klar. „Aideen.“, gab ich nach und spürte, wie er locker ließ. Hatte es etwa geholfen? „Aideen.“, meinen Namen aus seinem Mund zu hören löste einen Schauer in mir aus. Was hatte er nur vor? Schließlich könnte er mich sofort töten. Doch er schubste mich hart von sich und ich landete unsanft auf dem Boden. „Entweder du kommst mit mir zu Gallobatorix oder ich töte dich, Aideen.“, raunte er und sah mich nicht an. „Dann sterbe ich lieber.“, fauchte ich und rappelte mich hoch. „Du kommst mit mir!“, befahl er und brüllte fast. Ich fasste an meinen Hals, der immer noch blutete. „Töte mich Murtagh, zeig mir was für ein Monster du bist. Zeig mir die dunkle Seite.“, spie ich ihm entgegen, denn mein Verdacht hatte sich verhärtet. Er konnte nicht, da es nicht sein Befehl war Aideen zu töten, sondern lediglich den anderen Drachenritter. Er erhob wieder den Dolch und kam gefährlich nahe. „Ich kann dich jederzeit töten. Du hast schon verloren, als du ohne Waffe in den See gestiegen bist.“, fauchte er gekränkt und kniete sich herrisch vor mich auf den Boden, damit wir auf gleicher Höhe waren. Ich verengte wütend die Augen. Viel heiße Luft, war alles, was er mir entgegen brachte. „Dann töte mich.“, flüsterte ich nun und griff in meinen Hosenbund, wo ich meinen Dolch erfühlte. Schnell umfasste ich den Griff und spürte alte Melancholie eines jungen Mädchens, das immer ein Abenteuer haben wollte. Doch das war nicht gerade das, was ich mir immer vorgestellt hatte. Nun senkte er wieder den Dolch und ebenfalls seinen Blick auf den Boden. Noch immer ließ ich meine Waffe nicht los. „Komm mit mir.“, dieses Mal klang es ein wenig flehend. „Warum sollte ich?“, hakte ich nach und schenkte ihm einen misstrauischen Blick. „Weil ich dich nicht töten kann. Noch nicht, doch wenn ich erst Gallobatorix von dir erzählt habe werde ich dich töten müssen.“, gab er nun zu und mir wurde klar, dass dies ein Versuch war mich zu schützen, dennoch wollte ich mich dem schwarzen König nicht anschließen. Zu sehr würde ich Alagäsia und Eragon verraten. Das war alles andere was ich wollte. Seine Sicht: Wenn ich sie mit mir nahm, dann war sie sicher. Den Tod hatte sie nicht verdient. Kein Mensch mit solchen Charakter hatte den Tod verdient. Sie war etwas besonderes, was nicht alleine an ihren roten Haaren und den grünen Augen lag, die mich so bezauberten. Es war ihr Blick, der durch die Maskerade direkt in meine Seele sah. Ihr unschuldiger Blick, der sie Vorurteile vergessen ließ. Sie sollte nicht sterben. Doch wenn ich sie mit mir nahm, dann war sie auf ewig unglücklich. Ich sollte mich endlich entscheiden. Normale Sicht: Ich sah den Kampf in ihm toben und wusste nun gewiss, dass er kein böser Mensch war. Ich rappelte mich vom Boden hoch und stellte mich aufrecht vor ihm auf, auch er fuhr hoch. Dann legte ich ihm sanft meine Hand auf den Oberarm, der sich unter meiner Berührung sofort verkrampfte. „Das ist unser Schicksal. Wir sind nun mal Todfeinde, ob wir das wollen oder nicht.“, sagte ich reumütig, da mir Dorns Worte wieder in den Kopf drangen. Wohl oder übel musste ich feststellen, dass er damit Recht behielt. „Ich werde wiederkehren und mein Befehl wird sein, dass ich dich töte!“, versuchte der Junge mir verständlich zu machen, sah mich jedoch nicht an. Seine Stimme war so sanft, wie ich sie noch nie aus dem Mund eines Mannes gehört hatte. In diesem Moment fühlten wir beide uns verbunden. Es war ein Gefühl der unbeschreiblichen Grenzenlosigkeit und Leichtigkeit, die uns beiden nie vergönnt sein würde. „Ist das deine Entscheidung?“, fragte er etwas resigniert. „Ich kämpfe für Alagäsia, so wie es mir bestimmt ist. Entscheide dich, wenn du frei bist.“, gab ich ihm zur Antwort und legte ihm meine Hand nun auf seine Wange. Unser Schicksal wäre sicherlich ein anderes gewesen, wenn wir zu einer anderen Zeit gelebt hätten. Das fühlte er mindestens so stark wie ich. Mit einem Mal schlug er meine Hand aus seinem Gesicht und packte wieder fest den Dolch mit seiner Kampfhand. Ich schloss erschrocken die Augen, als mich ein heftiger Schmerz an der rechten Gesichtshälfte aus der Bahn warf und mich zu Boden gehen ließ. Viel zu spät zog ich meinen eigenen Dolch, doch noch immer hatte ich die Augen geschlossen und wartete darauf, dass der Schmerz nachließ. „Es tut mir leid.“, hörte ich seine Stimme an meinem Ohr, als bereits eine weitere in meinem Kopf schrie: AIDEEN! Als ich einen heftigen Aufprall auf dem Boden spürte machte ich meine Augen wieder auf und betastete mein Gesicht. Murtagh war nicht mehr da. Eya blickte mich besorgt an. Was machst du nur für dumme Sachen? Du hättest sterben können. Der Schmerz in deiner Wange. Dein Gesicht. Kannst du aufstehen? Ich sagte nichts zu sehr stach meine Brust. Wir waren eben Feinde, so wenig ich den Gedanken ertrug, so mehr sollte ich mich an ihn gewöhnen. Ich errichtete mich zu voller Größe und blickte auf mich hinab, wo bereits das Blut meine Kleidung einfärbte. Ein langer Riss, der an meinem rechten Ohr begann und erst am Ende des Augenlids endete, thronte nun als Erinnerung, dass wir niemals mehr als Feinde sein würden. Eine einzelne Träne rann meine Wange hinab, eine weitere folgte ihr. Eya spürte meine Gefühle und senkte nur traurig den Kopf. „Wir werden ihn niemals aus der Dunkelheit holen können?“, fragte ich mit gebrochener Stimme. Wenn das Herz mehr begehrt als der Körper zu leisten in der Lage ist, dann sollte der Kopf die Entscheidung treffen es endgültig aufzugeben. Ich wusste worauf sie hinaus wollte, doch ich konnte nicht anders, als meinen Kopf in meinen Armen zu verbergen und unheilvoll an zu fangen zu weinen. Nach einigen Monaten, wo nichts Ereignisreiches geschehen war und ich zurück in die Stadt gekehrt war hatte ich sein Gesicht schon fast in den tiefen meines Gedächtnisses vergraben. Es war eher, als wäre er nur ein böser Traum gewesen, doch selbst deshalb stach meine Brust, wie von einem Messer durchbohrt. Wir fühlten damals gleich. Kurze Zeit waren wir sogar in unserer Seele vereint, doch das war eine Untat gewesen. Feinde verbünden sich nicht. Ich war bereit, wenn ich ihm gegenüber stand, dass ich ihn vernichten müsste. Jedoch verdrängte ich auch diesen Gedanken schnell wieder aus meinem Kopf und folgte meinem Training, das ich bei einem Ritter begonnen hatte. Mit einem Mal werden einige Häuser beiseite gerissen und Feuer bricht in der idyllischen Stadt aus. Die Menschen schreien und laufen um ihr Leben. Einige versuchen noch Habseligkeiten von sich zu retten. Ich rannte durch das Stadttor, wo bereits Eya auf mich wartete und ihre Augen waren so weit verengt, dass man sie nur noch als feine Schlitze wahrnahm. Murtagh und Dorn! Sie bleckte die Zähne und gleichzeitig streckte sie ihre Flügel aus. Ich reagierte sofort und schwang mich auf ihren Rücken, wo ich mich sofort mit aller Macht am Sattelknauf festhielt, da sie auch sogleich in die Lüfte stieg. Wir greifen sie erst einmal direkt an. Sie sollen sehen, was sie in der Luft zu befürchten haben. Eya schien wütend zu sein, seit meiner Verletzung im Gesicht, die mittlerweile zu einer Narbe verheilt war. Ich zog mein Schwert und suchte den Himmel nach den Angreifern ab. „Da sind sie!“, schrie ich, als sie von der Seite aus einem Wäldchen hervor brachen. Eya wendete sofort und öffnete ihren Schlund zu einem Erguss ihres Feueratems. Auch uns schlugen die Flammen entgegen und ich duckte mich hinter dem schützenden Hals meiner Gefährtin. Dann spürte ich wie etwas meinen Ärmel entlang meines Unterarmes aufschlitze und sah, wie Dorn an uns vorbei preschte und Murtagh sein Schwert hoch erhoben hatte. „Lass mich auf den Boden. Ich will mit ihm Auge um Auge kämpfen.“, rief ich und sprang nahe über dem Boden von ihrem Rücken ab, rollte mich ab und blieb stehen. Direkt vor mir stand er und wieder versetzte es mir einen Stich. Er hatte sich verändert. Vielleicht kannte er mich nicht mehr. Es entkam ihm ein Kampfgebrüll, als er auf mich los spurtete und sein Schwert auf meines schlug. Ich spürte, wie der Schlag mich fast aus dem Gleichgewicht brachte und sein zweiter Schlag traf deswegen auch sofort meine Schwachstelle. Eya war zu beschäftigt mit Dorn, die nun fest umklammert dem Boden entgegen fielen. Ich sackte auf die Knie und sah Murtagh nicht an. Lediglich seine Schuhe kamen in mein Sichtfeld. Er stand nun drohend vor mir und einzig allein einen harten Schlag auf meinem Kopf verdankte ich, dass ich nicht mitansehen musste, wie Eya mit voller Wucht des Sturzes auf dem Boden aufkam und Dorn sich neben ihr leicht auf den Boden gleiten ließ. Als ich aufwachte konnte ich nicht sehen. Es war, als wenn ein Nebel über allem lag. Mein Kopf brummte und mein Herz klopfte wie wild. Der Boden auf dem ich lag war kalt und feucht und die einzelnen Steine, die dort herumlagen stachen in meinen Rücken. Ich versuchte nach Eya zu greifen, doch sie war nicht neben mir. Ich fühlte sie nicht einmal mehr. Was war nur geschehen? War ich jetzt tot, oder schlimmer, war Eya tot? War das meine Strafe, dass ich Eragon so enttäuscht hatte. Ein Raunen kam mir über die Lippen, als ich mich zu bewegen versuchte, doch es gelang mir nicht. Meine Glieder waren wie steif und mit Blei behangen. Ein knurrendes und zischendes Geräusch drang von weiter Ferne an meine Ohren und der Geruch von Schwefel und Feuer umspielte meine Nase. Was war nur geschehen? Vielleicht war dies auch die Hölle, alles sprach dafür. Seine Sicht: Nie hätte ich es für möglich gehalten, doch hier war sie nun. Im Kerker Gallobatorix. Sie sah schlecht aus. Ihre blasse Haut war fahl und glanzlos, ihre Lippen ebenfalls und die rote hässliche Narbe, die auf der rechten Seite ihres Gesichtes thronte störte ihr sonst so perfektes Ebenbild. Der Kratzer am Hals war restlos vergangen, doch nun klebten ihre Haare durch das Blut der Kopfwunde zusammen. Alles schien als wäre sie tot. Da war es umso seltsamer, dass ihr Brustkorb sich mit jedem flachen Atemzug hob und senkte. Sie würde solange am Leben bleiben bis sie uns die wichtigsten Informationen verraten hatte, oder sich in Gallobatorix Reihen stellte, was sie sicherlich niemals tun würde. Innerlich hasse ich mich dafür, dass ich ihr all das antun musste. Sie verdiente so ein Leben nicht. Sie war nicht wie die Anderen. Sie war etwas Besonderes, doch selbst diese Erkenntnis würde sie wohl nicht mehr aus der Lage retten können. Der Befehl war eindeutig und unwiderruflich. Mein Herz zersprang in tausend Teile, wenn ich nur daran dachte. Hinter mir vernahm ich das Knurren des gefürchtetsten Drachen der Geschichte und sogar mir stellte es die Nackenhaare dabei auf. Doch sie bewegte sich, wenn auch nur leicht. Sie war wieder bei Bewusstsein. Ein hauchfeines Raunen kam ihr über die Lippen und veranlasste mich trotz all des Protestes in meinem Kopf die Zelle zu betreten. Das würde nicht gut ausgehen. Die Strafe würde schlimmer sein, als der Tod. Dennoch trat ich auf das Mädchen zu. Wieso hatte ich ihr diese Narbe verpasst? Damit sie für niemanden mehr diese Schönheit ausstrahlte, wie für mich. Es war egoistisch gewesen, denn mit mir würde sie niemals ein Leben haben können, doch der Gedanke sie in den Armen eines Anderen zu wissen, fraß mich innerlich auf. Mit meinem Finger fuhr ich ihr über das Gebilde, das sie durch mich erhalten hatte. Fast war es so, als wenn ich ihre Schmerzen in mich auf sog. Behände und so als könnte sie zerbrechen hob ich ihren Oberkörper mit einem Arm und legte ihr meinen Wasserschlauch an ihre vollen Lippen, die sehr ausgetrocknet und spröde aussahen. Ein paar Tropfen nur nahm sie in sich auf, dann begann sie unheilvoll zu husten und krümmte sich vor Schmerzen. Mein Blick war wehmütig, das was noch folgen sollte, war tausend Mal schlimmer, als das, was sie bereits jetzt erleidet. Sanft presste ich ihren Körper an den meinen. Mein Versuch ihr tröstliche Wärme zu spenden zahlte sich aus, denn sie atmete bereits ruhiger. Vorsichtig strich ich ihr die einzelnen Strähnen aus ihrem Gesicht und betrachtete sie noch einmal ehe ich sie wieder auf den Boden zurück sinken ließ und ihr erneut durch das Haar strich, was immer noch wundervoll nach Frühling duftete. Was würde ich dafür geben, all das Leid von ihrem Rücken zu nehmen und selbst zu tragen, doch dafür war ich zu schwach. Normale Sicht: Ich erkannte denjenigen nicht, der sich mir hilfreich zur Seite stellte, doch fühlte ich diese vertraute Wärme und Nähe, die ich nur von Murtagh kannte. Wenn ich könnte würde ich ihn packen und zwingen, dass er mir zur Seite stand, doch ich konnte nicht. Ich wollte ihn nicht gefährden. Eher würde ich sterben. Ich spürte wie er sich abwandte und wie er sich wieder Richtung Ausgang bewegte. So ließ ich ihn ziehen, denn es sollte doch immer nur ein Wunsch bleiben. Wach auf. Donnerte eine Stimme an meine Ohren und ich schreckte hoch. Endlich waren meine Augen wieder vollends einsatzbereit. Der Nebel hatte sich gelichtet und ich blickte klar in meiner Kerkerzelle umher. Am Eingang fixierten mich zwei Augenpaare, die so furchteinflößend waren, dass ich zurück wich. Erst jetzt fühlte ich wieder die Schmerzen, die meinen Körper schanden. „Wir brauchen Antworten, dann wird dir auch nichts geschehen.“, meinte Murtagh monoton und kam auf mich zu. Er meinte es absolut ernst. „Ich werde euch nichts verraten, was mit Alagäsia oder Eragon zu tun hat.“, verkündete ich so mutig es mir möglich war. „Das ist aber dein Unglück.“, betete er mir vor und entzog sich meinem Blick. „Lass mich selbst über mein Glück und Unglück entscheiden.“, fauchte ich gereizt und in Todesangst. Ein kräftiger Schlag in den Magen befördert mich wieder zu Boden. Ich keuche und versuche klar zu denken, doch es gelang mir nicht. Er packte mich unsanft an den Haaren und riss mich wieder auf die Beine. „Sag es mir. Was ist Eragons Schwachstelle!“, brüllte er fast. Ich zuckte zusammen und schloss die Augen. „Ich sage nichts.“, zischte ich hervor. Mein Rücken prallte gegen die Wand und mein Kopf hämmerte erneut. Noch immer machte ich meine Augen nicht wieder auf. „Hilf dir selbst und sag es uns. Wie stehst du zu ihm, was sind seine Eigenschaften? Was ist sein verwundbarster Punkt?“, fauchte der Junge hart und ließ mich wissen, dass er zu jedem Mittel greifen würde. „Nein.“ Wieder prallte ich gegen die Wand und spürte wie er mir Ketten an Arme und Beine anlegte. Erst jetzt öffne ich meine Augen und einzelne Tränen blitzen in ihnen auf. Das waren nicht die Schmerzen alleine, die durch seine Gewalttaten kamen. Es war als würde ich innerlich zerfallen. Er mied immer noch den Blick direkt in mein geschundenes Gesicht. War ich ihm so egal? „Eine letzte Chance.“, behaarte er. Ich schüttelte tonlos den Kopf, unfähig zu begreifen, was hier geschah. Dann zog eine Wucht an meinem Körper und meine Haut spannte sich. Der Schmerz war so überwältigend, dass ich einen kurzen Schrei losließ. Dann spürte ich das Aufprallen einer Peitsche, doch noch immer überwogen die Schmerzen meiner Seele und meines Herzen. Ich wollte nicht glauben, dass er das tat. Ich wollte nicht glauben, dass er bösartig war. Ich wollte sein Gesicht nicht sehen. Wieder entkam mir ein heiserer Schrei und die Tränen flossen nun in Rinnsälen meine Wangen hinab. „Dorn ich kann das nicht mehr.“, drang seine ebenfalls heisere Stimme an meine Ohren und dennoch zog die Kraft weiterhin an meinen Armen und Beinen. Du musst es tun, wir werden sonst Anstelle ihrer dort stehen. Ich fühle mit dir, ich kann das Leid sehen. Wir können nicht aus unserer Haut. Das muss auch sie einsehen. Dorn klang nicht sehr überzeugend, dennoch rappelte sich Murtagh wieder von seinem Bodenplatz hoch und erhob erneut die Peitsche. Dieses Mal geißelte er meinen Bauch und gleichzeitig seinen eigenen Rücken. „Ich will dich nicht verletzten. Verzeih mir. Verzeih alles was ich dir angetan habe, was ich dir antun werde.“, schrie er und sank wieder vor mir auf die Knie. Die Stille, die nun entstanden war, war zerreißend. Er begann zu schluchzen und wand sich vor eigener seelischer Pein am Boden umher. Ich senkte den Kopf und ließ mit dem Brennen meines Körpers meinen Verstand wieder erhellen. Es war unser Schicksal, dass wir leiden. Es war unser Schicksal, dass wir nie zueinander finden würden, auch wenn wir uns gegenüberstanden. „Murtagh ich verzeihe dir, wenn du es schnell hinter dich bringst.“, versuchte ich ihn wieder zurück zu holen. Nun sah er mich direkt an. Seine Augen waren voller Leid und Selbsthass. „Ich kann nicht.“, berichtete er. „Wenn du mich töten musst, dann tu es ehe Gallobatorix meinen wahren Namen kennt. Sag meinem Vater, dass ich nicht aufgegeben habe.“, hauchte ich und merkte wie das Blut aus meinem Mundwinkel rann. Anscheinend hatte sein Schlag in den Magen ordentlich gesessen. Mir wurde ganz schummrig vor den Augen, doch ich hielt mich bei Bewusstsein. Er stand auf und errichtete sich zu voller Größe, dann legte er den Hebel um und die Macht, die an mir zog wurde leichter. Als ich den Boden unter den Beinen spürte knickte ich ein und stürzte zu Boden. Murtagh ließ dies geschehen. Ich keuchte und wimmerte, denn der Schmerz meines Körpers war kaum auszuhalten. Meine Seele war zerfetzt und mein Herz zerbrochen. Im Grunde war ich nur noch ein Schatten meiner selbst. Entsetzt sah mich Murtagh an, als er den Kampf in mir sah, dann fasste er einen folgenschweren Entschluss und löste mich von meinen Ketten. Er fand keine Worte und stand wie versteinert vor mir. Finde dein Glück fernab Alagäsias. Kehre nicht zurück. Du hast ein solches Leben nicht verdient. Erklärte mir Dorn anstatt seiner und ich hielt mich wackelig auf meinen Beinen, als ich mich wieder vorsichtig aufrichtete. Dann schüttelte ich den Kopf. „Das bedeutet den Tod für euch.“, gab ich zurück. „Das ist dein Fehler, du denkst zu sehr an Andere. Solange Eragon lebt sind wir nicht in Gefahr zu sterben.“, herrschte Murtagh und packte mich unsanft, dann rannte er mit mir durch den Kerker in eine riesige Zelle, wo Eya sich befand. Aideen. Was hat er mit dir gemacht? Murtagh trat vorsichtig an sie heran, denn man merkte, dass sie ihm nicht vertraute. „Leg deine Hand auf ihre Schulter. Eya, lass es geschehen.“, hauchte ich kraftlos. „Flieht von hier. Kehrt niemals wieder nach Alagäsia zurück.“, sagte Murtagh zu Eya und sie nickte nach seiner Berührung. Ich hoffe ihr wisst, was ihr da tut junger Mann. Legt sie mir auf meinen Rücken und zeigt mir den Weg hier raus. Murtagh tat zögernd wie ihm befohlen und hievte mich auf Eyas Rücken, dann deutete er auf den riesigen Steinbruch und Eya breitete ihre Flügel aus und steuerte darauf zu. Ich spürte wie mir der Wind ins Gesicht schlug und ich sah, wie der verlorene Junge am Steinbruch stand und uns hinterher sah. Ich konnte nicht loslassen. Ich konnte ihn nicht aufgeben solange ich wusste, dass er nicht der Bösewicht war, für den ihn jeder hielt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)