Eine gewonnene Schlacht von Mello13 ================================================================================ Kapitel 1: Oneshot ------------------ Als der Kampf zu Ende war, legte sich eine bittere Stille über das Schlachtfeld. Den Überlebenden legte sie sich wie Felsen auf die Brust, erschwerte das Atmen, schnürte ihnen die Kehlen zu. Verletzte wanden sich mit verkniffenen Gesichtern am Boden, wirbelten Staub auf, der unmittelbar über der hellbraunen, rissig-trockenen Erde seinen Totentanz zu tanzen begann. Die Schmerzensschreie, die Klagen um die Toten wurden erstickt in der bleischweren Luft, die sich weigerte, den Geruch von Blut, Schweiß und Tod über die nächsten Hügel zu tragen. Alles war taub. Alles war reglos. Und doch schwankte der von Wolken verhangene Horizont vor den blauen Augen eines blonden Ninja unablässig hin und her. Der nunmehr kühle Schweiß hatte vereinzelte Strähnen auf seine Stirn und seine Wangen geklebt, sein Gesicht starrte vor Dreck. Nur zwei schmale Linien, die von jeweils einem Auge zu seinem Kinn hinunterführten, ließen etwas von seinem natürlichen hellen Hautton erahnen. Seine Miene war wie erstarrt, die Zähne fest aufeinandergepresst, die Augenbrauen zu einem V zusammengezogen. Er merkte es nicht, doch seine Atmung ging flach. Ein Überkeit erregender Knoten bildete sich in Narutos Magen. Wie viele hatten sie in diesem Krieg verloren? Wie viele? Wie viele hatte er nicht retten können? Was war mit seinen Freunden? Einen Moment lang glaubte Naruto, vergessen zu haben, wie man denkt. Doch als der noch junge Ninja den Blick schließlich auf das vor ihm zertrampelte Feld senkte und versuchte, in sich zu gehen, den brennenden Fragen in seiner Seele versuchte, nachzuspüren, bohrte sich ein tiefes Loch in seine Brust. Einhergehend mit dem Gefühl, innerlich zu Eis zu erstarren. Einhergehend mit einem tiefen Schmerz. Als würde einem jemand einen Faden aus dem Herzen ziehen. Während der Schlacht gegen Obito, das Juubi und letztlich Madara hatte Naruto Kyuubis wie auch sein eigenes Chakra mit den Chakren seiner Mitstreiter verschmelzen lassen. Unterbewusst hatte er ihre Anwesenheit wahrgenommen, gespürt, dass sie an seiner Seite kämpften. Gespürt, dass sie auch für ihn kämpften. Irgendwie war er – nun ja, nicht unbedingt zum ersten Mal – an die forderste Front eines Kampfes geraten, in dem es darum ging, seine Gefährten zu beschützen. Niemand würde sich darüber wundern. Seine Freunde, Gefährten, Mitstreiter zu beschützen, war ihm das wichtigste gewesen seit er sich das erste Mal stolz zu ihnen zählen durfte. Sie waren alles, was er hatte. Seine Freunde waren seine Familie. Wichtiger noch, als sein Traum Hokage zu werden. Nun fühlte er an dem Fleck, von dem er während des ganzen Kampfes, nein, schon viel länger, seine Kraft und seinen Mut bezogen hatte, klaffende Leere. Sein Innerstes fühlte sich an wie eine große Halle, in der einem, wenn man rief, nur das eigene Echo von den Wänden widerhallte. Er war alleine. Naruto war alleine. Schon wieder. Der sonst vor Optimismus strotzende Ninja starrte mit trüben Augen auf den immer noch auf und ab wippenden Horizont in weiter Ferne. Seine Augen brannten, hinter seiner Stirn schien sich etwas zusammenzuziehen. Was nutze einem ein Sieg, wenn er so viel Trauer zurückließ? Wieso kämpfte man um sein Leben, wenn man dabei andere tötete? Waren die anderen Menschen, die Gegner und deren Ziele, Träume und Ideale – waren sie wirklich weniger schützenswert als die eigenen? Naruto wusste nicht genau, wen er verloren hatte. Das würde er erst später erfahren. Doch wenn er aus dem Augenwinkel seine Umgebung betrachtete, füllten sich seine Lungen mit Angst statt mit Luft. Er wagte kaum zu atmen. Hier, an der Front des Krieges, schien die Zahl der Gefallenen die der Lebenden zu übersteigen. Wie hatte er nur so versagen können? Er, Naruto Uzumaki! Er, Naruto Uzumaki... niemals würde er dem Titel eines Hokage gerecht werden. „Naruto!“ Der Blick des Nudelsuppenninja wandte sich ruckartig zu seiner linken, von der er wage seinen Namen zu hören geglaubt hatte, wie ein Geräusch, das man vom Ufer aus zu hören glaubt, während man im See ertrinkt. Aus seiner Starre hochgeschreckt, prasselten plötzlich wieder sämtliche Geräusche auf den Sohn des vierten Hokage ein, er spürte den sacht aufkommenden Luftzug an seiner Wange, der sich auch einen Weg durch die Risse seiner Kleidung bahnte. Der Schweiß, der Narutos Kleidung teilweise an seinen mit schrammen übersäten Körper klebte, tat sein übriges, und der blonde Ninja fröstelte unwillkürlich. Blut lief über seine rechte Hand, die schlaff neben seinem Körper nach unten hing, bis zu den Fingerspitzen hinab, und tropfte Tropfen für Tropfen genüsslich auf den Boden. Die genaue Quelle der dunkelroten Körperflüssigkeit konnte Naruto durch den kurzen Seitenblick, den er auf seinen rechten Arm warf, nicht ausmachen. Überhaupt schien seine Haut an der rechten Hand bis hinauf zum Ellbogen ziemlich zerfetzt zu sein. Die Stelle fühlte sich taub an. „Naruto!“, sprach die noch ungewohnte Stimme ein zweites Mal, diesmal deutlicher, näher, und mit eindringlichem Unterton. Doch die Taubheit fraß sich langsam von seinem rechten Arm aus durch seinen ganzen Körper, während sich um das Gesichtsfeld des Konohaninjas viel zu schnell ein wabernder schwarzer Rahmen bildete. Narutos Sicht verschwamm, doch streckte er den linken Arm zaghaft in die Richtung aus, in der er das Chakra einer ganz bestimmten Person spüren konnte. Etwa ein oder zwei Meter, weiter konnte der andere in diesem Augenblick nicht weg sein, wenn für Naruto die Präsenz seines Chakra so deutlich war. „Sasuke...?“, flüsterte der ehemalige Überraschungsninja fast tonlos. Als Naruto die rauen Hände, die sich zögerlich auf seinen Schultern ablegten, die Finger, die sich in seinem Nacken schlossen, spürte, schlug sein Herz für einen Moment lang schneller. Er wusste, dass er nicht mehr weit davon entfernt war, ohnmächtig zu werden. Aber er wollte noch nicht, wollte die Bewusstlosigkeit gerade jetzt so lange wie möglich hinauszögern. Er schloss die Augen, doch die Welt hörte nicht auf, sich wie ein Kreisel um ihn zu drehen. „Du bist...noch da...“, brachte der kleinere von beiden mit gebrochener Stimme heraus. Der Klang – oder eher Missklang – seiner Stimme war ihm peinlich. Und so etwas vor Sasuke! Jetzt würde er die Augen vor Scham nie wieder öffnen können! Vor allem nicht, wenn einem, wie just in diesem Moment, die Obsidianaugen des letzten lebenden Uchihasprosses entgegenstarrten. Doch der lange gesuchte Uchiha erwiderte weder ein spöttisches Lachen noch ließ er irgendjemanden an dem manchmal hochnäsig wirkenden Spiel seiner Augenbraunpartie teilhaben. Stattdessen löste er seine linke Hand von Narutos Schulter und legte sie ganz vorsichtig um den Oberkörper des Kleineren, berührte ihn jedoch kaum. „Schon gut“, murmelte der Uchiha leicht nach vorn gebeugt mit stoischer Miene und einer bunten Mischung aus Gefühlen – von denen er sich nicht ein einziges anmerken ließ - in das Ohr seines Gegenübers. Nachdem er einen Moment lang in dieser seltsamen Position verharrt war, griff Naruto in einem stockenden Bewegungsablauf zögerlich nach Sasukes Jacke, krallte die Finger seiner noch brauchbaren Hand in den ursprünglich hellen Stoff und legte seine Stirn auf der Schulter seines ehemaligen Teamkollegen ab. Ja, es war seltsam was er tat. Es war eben eine seltsame Welt. Der stachelhaarige Ninja nahm sich vor, später über die Konsequenzen seines Verhaltens nachzudenken. Sasuke versteinerte in der ungewohnten Berührung, doch wich er nicht zurück, bis Naruto schließlich vor ihm zusammensackte und von einer Sekunde auf die andere das Bewusstsein verlor. Anschließend hievte er sich den Kleineren so vorsichtig er konnte, um seine Verletzungen nicht noch zu verschlimmern, auf den Rücken und machte sich ohne Eile auf den Weg hinter die ersten Frontlinien der Schlacht, wo er vermutete, wenigstens noch ein paar mehr oder minder unverletzte Medinins zu finden. Kapitel 2: Epilog? ------------------ Wäre seine Teamkameradin aus der Familie der Uzumaki nicht gewesen, hätte der dunkelhaarige Ninja kaum von sich behaupten können, in besserem Zustand zu sein als der Blonde auf seinem Rücken. Doch Karin hatte Sasukes gefährlichsten Wunden bereits bis zu einem gewissen Grad heilen können. Dank ihr und seines starken Willens schaffte der nunmehr wirklich letzte lebende Uchiha es, seinen ehemaligen Verbündeten zwei Kilometer hinter die Frontlinie zu einer gewissen pinkhaarigen Medininja zu tragen. Er traf auf seinem Weg noch ein Dutzend andere Verwundete, vielleicht sogar den ein oder anderen, der heilende Jutsu beherrschte, doch Sasuke wollte nicht zu irgendjemanden. Er wollte zu Sakura. „S-Sasuke!!! Sasuke! Hier! Hier bin ich! Oh mein Gott, ist das Naruto?!“ Sasuke schien es, als wäre kaum Zeit vergangen, seit er Naruto auf seinen Rücken gehievt und losmarschiert war. Er hatte die Augen geschlossen und war seinem Gefühl, seinem Gehör und seiner Nase gefolgt. Die Augen der Uchiha zeigten ihm im Moment nur verschwommene Bilder von der Welt um ihn herum, und sie brannten wie ein dörrer Strauch in der prallen Wüstensonne. Hinter seiner Stirn stach es immer wieder, als bohrte jemand mit Eifer Nadeln in sein Hirn. Seine Kehle war trocken, seine Beine steif, die Arme schwer. Einen Augenblick lang hatte er dem Schlurfen seiner schwerfälligen Schritte auf der bröckeligen Erde gelauscht. Dann hatten seine Gedanken den Fokus verloren, und er driftete ab, spürte dem schweren Gewicht auf seinem Rücken, dem fremden und doch so bekannten Chakra des anderen nach. Und marschierte weiter und weiter. Er fühlte einen schwachen doch regelmäßigen Luftstrom an seinem rechten Ohr vorbeigleiten. Spürte, wie die Arme des anderen, lose über seine Schultern gelegt, im Takt seiner Schritte wippten. Wie seine aufgeschürften Handflächen sich an die muskulösen Oberschenkel des Blonden schmiegten, wie Narutos Bauch und Brust mit vollem Gewicht auf seiner Rückseite lagen. Sasuke konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so lange dem Körperkontakt zu einem anderen Menschen ausgesetzt gewesen war. Sie waren beide verschwitzt, mit Blut und Dreck beschmiert, ihre Klamotten durchzogen mit Rissen. Kibas Nase wäre taub geworden bei dem Gestank, den die beiden absonderten. Sasuke hätte es hassen müssen, den anderen zu berühren. Stattdessen genoss er jeden Moment. Den Herzschlag, den Atem des Nudelsuppenninjas so nah bei sich zu spüren, selbst in den düsteren Momenten nach dem Ende der Schlacht, wirkte beruhigend auf den dunkelhaarigen Uchiha. Es fühlte sich an wie Sicherheit, Erleichterung. Wie Familie. Sasuke wusste, dass Naruto bei Sakura in besten Händen war, und überließ ihn ihr wortlos. Dann ließ er sich an Ort und Stelle zum Sitzen auf den Boden fallen, stütze sich mit den Händen nach hinten ab und lauschte teilnahmslos dem Getuschel um ihn herum. Die pinkhaarige Kunoichi führte derweil in unmittelbarer Nähe die ersten wichtigen medizinischen Jutsu aus, um Narutos schnelle Genesung sicherzustellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)