Das Rauschen des Nils von Nightshade ================================================================================ Kapitel 3: Ein Geschenk der Götter ---------------------------------- Kapitel 3: Ein Geschenk der Götter Überrascht hielt Atemu in seiner Erzählung inne und starrte das Bett an. //Ich könnte schwören, ich habe was gehört...// Mittlerweile war es stockfinster in dem Zimmer, mitten in der Nacht. So lange wollte er eigentlich gar nicht bleiben... Gerade stand er auf und stellte den Stuhl zurück, als er es erneut hörte. „Boot...“ Blitzschnell lief er ans Bett zurück und beugte sich über das Mädchen. Er musste sich konzentrieren, um ihre Umrisse deutlicher zu sehen. //Da... ihre Augenlider bewegen sich! Sie... sie scheint wach zu sein...//, dachte er sich und lief zur Tür, um nach Kamosh schicken zu lassen. Dann trat er zurück ans Bett und sprach leise:“Ein Boot... Das sagte ich gerade... ich saß darin und fuhr über den Nil.“ „...was...“, kam es schwach zurück und er überlegte fiebernd, was er nun tun sollte. „Es... es ist aus Holz... es schwimmt auf dem Wasser und... und man kann darin sitzen. Es bringt einen trocken über das Wasser...“, begann er zögerlich zu erklären und kam sich irgendwie seltsam vor. Kamosh trat ein, mit Sharah an seiner Seite. „Atemu.. was ist geschehen?“, sofort setzte er sich ans Bett und überprüfte seinen Schützling. Etwas vom Bett abrückend, damit die beiden Heiler mehr Platz hatten, fuhr Atemu sich durch die wuschelige Haarmähne:“Sie... Ich... Ich hab ihr was erzählt... einfach so und... dann hat sie geantwortet... Sie hat reagiert!“ Sharah strich behutsam mit einem feuchten Tuch über die Stirn des Mädchens, als diese die Augen zusammenkniff und sie dann einen Spalt breit öffnete. Der Raum war noch dunkel, aber Sharah bemerkte die Bewegung und hielt inne. Vorsichtig nahm sie den Lappen weg und setzte sich an den Rand des Bettes:“Du bist wach, mein Schatz...“ Sie sprach leise und mit so viel Zuneigung in der Stimme, dass sofort alle still wurden. Ihr Mann und Atemu standen am Bett und beobachteten die Frau, die zärtlich eine Haarsträhne von der Wange des Mädchens strich. Sie waren gezwungen gewesen, die verfilzten Haare abzuschneiden, sodass nur ein kurzer, schulterlanger Rest übrig geblieben war. Es blieb eine Weile still, nur Sharahs geflüsterte Worte durchbrachen diese Stille:“Du warst lange Zeit bewusstlos... Wir hatten Angst um dich...“ Man sah, wie sie langsam den Kopf schüttelte und sagte:“Nein... du bist hier bei uns in Sicherheit... Es ist alles in Ordnung, wir passen auf dich auf, mein Schatz... Niemand wird dir wehtun...“ Langsam stand sie auf und scheuchte die Männer hinaus:“Geht! Es ist spät! Sie braucht Ruhe!“ Als sie Atemu und Kamosh regelrecht vor die Tür geschoben hatte, schloss sie diese hinter den beiden und blieb alleine mit dem Mädchen. Atemu konnte es immer noch nicht fassen, sie war wach... Sie lebte... sie würde gesund werden! Er konnte sein Versprechen halten! Überwältigt von der Erkenntnis, dass das alles doch nicht umsonst war, ging er beschwingten Schrittes in seine Gemächer zurück. Er würde die Nacht kein Auge zu kriegen, aber das war egal – sie würde leben! Sharah setzte sich, nachdem sie die Männer rausgeschmissen hatte, wieder ans Bett des Mädchens und besah sich ihr Gesicht. Freudentränen standen in ihren Augen, das entging auch nicht dem Blick des Mädchens:“Du...“, sie hustete und schnell hielt Sharah ihr ein Glas Wasser an die Lippen, wessen Inhalt das Mädchen gierig schluckte. Als sie den Becher abgesetzt hatte, begann das Mädchen erneut zu sprechen:“Du... weinst... Ist etwas Schlimmes passiert...?“ Ihr Glück nicht fassen könnend, schlug Sharah die Hand vor den Mund und schüttelte heftig den Kopf. Sie war so erleichtert, sie war so glücklich! Dann nahm sie die Hand vom Mund und sprach mit zitternder Stimme:“Nein... Nein mein Schatz. Aber ich sehe gerade ein Wunder vor mir und ich bin so glücklich... dass ich es miterleben darf... Ich hatte solche Angst und jetzt...“ Schluchzer entkamen der älteren Frau und noch überwältigter war sie, als das Mädchen mit einer enormen Anstrengung ihre kleine, dürre, zerbrechliche Hand auf das Bein von Sharah legte:“Das scheint... was Schönes zu sein...“ Sharah nickte und streichelte sanft die Hand:“Das ist es... Ja, das ist es!“ „Wie heißt du...?“, fragte das Mädchen dann und ihr fielen immer mal wieder die Augen zu. „Sharah...“, flüsterte Die Frau leise und fügte dann hinzu:“Und du... Wie heißt du mein Schatz...?“ Sie dachte schon, das Mädchen wäre bereits eingeschlafen, aber dann hörte sie leise:“... Shayenne...“ Dann schlief das Mädchen erschöpft ein, begleitet vom leisen Gesang einer Mutter, die soeben ein wunderbares Geschenk erhalten hatte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)