Akasuna no Sasori von Kageyasu ================================================================================ Kapitel 5: 7J.: Sorera ---------------------- Mutter. Vater. Seit Stunden starrte Sasori auf seine beschädigten Marionetten. Es war nicht sonderlich schwierig diese wieder zu reparieren, doch das kostete ihm wertvolle Zeit, die er lieber in seine neue Marionette stecken wollte. Der Junge schloss die Augen. Ohne Marionetten war er nichts weiter als ein gewöhnlicher Dorfbewohner aus Sunagakure. Nur dank des Puppenspiels war er in der Lage zu kämpfen und durfte sich Shinobi nennen. Er verspürte nicht den Drang unbedingt dem Dorf dienen zu wollen, aber das gehörte zu seinen Aufgaben. Solange ihm niemand in die Quere kam, war alles in Ordnung. Das war nichts anderes als das Team. Teamwork…Sorera, Teki…Er kannte sie kaum und hatte sie in der Vergangenheit vielleicht ab und zu im Dorf gesehen. Es waren drei Tage nach der letzten Mission in den Ruinen vergangen. Hangyaku, sein Sensei, hatte ihm erzählt, dass die feindlichen Shinobi fliehen konnten. Ein Teil von ihm war sogar froh darüber, denn der grauhaarige Ninja schien Interesse für seine Puppen zu hegen. Aber warum? Es war nicht so, dass es ihn wirklich interessierte, aber sie erinnerten ihn wohl an Personen, die er kannte. War das so? Die Marionetten waren Abbildungen seiner toten Eltern und der Shinobi konnte sie nur kennen, da sie wohl in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft haben. Ja, so musste das gewesen sein. Er begann damit an seinen Marionetten zu arbeiten. Sie mussten bis zur nächsten Mission wieder einsatzbereit sein und er durfte keine Zeit mehr verlieren. Vielleicht sollte er Oma Chiyo danken, da sie ihm das Marionettenspiel beibrachte. „Nein. Sie versuchte mich damit aufzumuntern. Das brauche ich aber nicht. Ich baue Marionetten, weil das eine Kunst ist. Ich mache sie stärker und bekämpfe so meine Gegner. Sie helfen mir meine Vergangenheit zu vergessen.“ Jemand hämmerte an die Wohnungstür. Sasori schrak auf, drehte den Kopf ein wenig zurück. Wer war das? Großmutter Chiyo war nicht zuhause, so wie in den letzten Monaten auch. Sie war kaum noch zuhause. Wahrscheinlich nur ein Besucher für seine Großmutter. Er schenkte dem Klopfen keine Beachtung mehr und schnappte sich nun einen neuen Puppenarm für Vater. Vater war so gut wie hinüber und nicht mehr für einen Kampf zu gebrauchen. Mutter hätte wohl auch nicht mehr lange durchgehalten. Und wieder klopfte jemand. Das war störend, aber er ignorierte es weiterhin. Niemand würde ihn besuchen kommen. Er hatte keine Freunde. Diese Woche gab es keine Missionen, also war das auch wohl niemand aus dem Team. Außerdem wollte er seine Teammitglieder auch nicht außerhalb der Gruppe sehen. Teki war ein frecher und arroganter Junge, der nur reden konnte. Sasori bezweifelte, dass er jemals ein guter Shinobi werden würde. Sorera war manchmal still und voller Energie. In ihr erkannte sie Potential, auch wenn er nicht genau wusste, was sie so alles draufhatte. Und Hangyaku war ein arroganter Shinobi, der sich niemals die Hände schmutzig machen wollte. Lächerlich. Das war kein Team, sondern ein lächerlicher Haufen und das war auch der Grund, warum er das Team nicht brauchte. Sasori sah dann auf, als er an den Kampf gegen den grauhaarigen Shinobi und dem anderen Ninja dachte. Sorera war es, die ihn vor dem Feuerball rettete. War das nicht so? Nein, das war seine Chance gewesen den Shinobi mit Mutter anzugreifen. Sie war nur im richtigen Moment bei ihm. Mehr nicht. Als wieder jemand anklopfte, brach Sasori die Schraube im Handgelenk der Puppe ab und ließ das Werkzeug auf seinen Arbeitstisch fallen. Leicht wütend und enttäuscht über sich, weil er sich so leicht ablenken ließ, verließ er sein Zimmer und öffnete dann die Wohnungstüre. Sorera stand lächelnd vor Sasori und winkte ihm zu, als sie diesen erblickte. Sie hatte etwas Warmes. Ihr Blick durchbohrte sie, erfüllte sein Herz für einige Sekunden mit liebender Wärme. Das hatte er schon lange nicht mehr gespürt… „Sorera.“ „Hallo, Sasori-kun. Ich wollte dich besuchen. Darf ich rein kommen?“, fragte sie liebevoll. Sasori zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging auf sein Zimmer zu. Sorera, die das als „Ja“ verstand, betrat die Wohnung, machte die Tür hinter sich zu und ließ erst einmal ihren Blick durch das Wohnzimmer schweifen. Sie hatte ihn noch nie besucht. Sasori setzte sich wieder zu seinem Arbeitsplatz und reparierte weiter den Puppenarm. Und wieder verlor er wertvolle Zeit. Ärgerlich. Sorera tauchte hinter ihm auf und beobachtete den rothaarigen Junge eine Weile bei seiner Arbeit. Ihr war klar, was er da machte. Sie wusste, dass Sasori ein talentierter Marionettenspieler war und das hatte er wohl seiner Großmutter zu verdanken, die ebenfalls eine Meisterin des Puppenspiels war. Sorera fand das aufregend. Sie hätte niemals gedacht mit Sasori in einem Team zu landen. Nun zu Beginn der Ausbildung war es ihr auch egal, da sie andere Sorgen hatte. Nun war sie hier. Ob das eine gute Idee war? Sorera seufzte, als Sasori dreißig Minuten lang an seinen Puppen arbeitete und kein Wort von sich gab. Schämte er sich? Oder ignorierte er sie einfach nur und zeigte ihr die kalte Schulter? Ihr war Option zwei lieber… „Hey, Sasori-kun…Ist denn deine Großmutter nicht zuhause?“ Nichts. Keine Reaktion. Seit sie ihn kannte, war er ein ruhiger Junge gewesen. Immer versuchte er nie bei den anderen zu stehen und wollte alleine sein. Er wechselte nie mit den anderen ein Wort und gab nur etwas von sich, wenn jemand zu spät kam oder dergleichen. Ein merkwürdiger Junge. Aber sie war nicht besser. Sorera fasste sich an die Brust. Auch sie konnte sich zurückziehen. Doch Sasori tat das ständig. Sie wusste natürlich, dass er einen schock erlitten hatte, als seine Eltern vor mehr als einem halben Jahr getötet wurden. Und das würde auch noch dauern, bis die Wunden wieder verheilten. „Ich habe gehört, dass einige Shinobi dich gelobt haben, weil du es mit den Shinobi aufgenommen hast, die in den Ruinen waren“, sagte sie. Sasori hörte für eine Sekunde auf zu arbeiten, ließ sich das durch den Kopf gehen und zuckte nur mit den Schultern. Das war nichts, was ihn interessierte. Es überraschte ihn eher, dass niemand etwas wegen der Unfähigkeit über Teki und Hangyaku gesagt hatte. Sasori hielt inne, als er gar nicht an Sorera dachte. War sie denn nicht auch unfähig? Sorera legte eine Hand auf seine Schulter. „Eines Tages wirst du bestimmt ein großartiger Marionettenspieler werden, Sasori-kun. Ich kann es jetzt schon sehen! Deine Großmutter ist bestimmt stolz auf dich!“ Sasori drehte den Kopf ein wenig zurück und betrachtete ihre Hand auf seiner Schulter. Chiyo tat das immer, wenn sie unbedingt mit ihm sprechen wollte. Das hasste er. Schließlich hörte er immer zu, doch er musste nicht immer antworten. Warum erwarteten das immer die Menschen? „Weil Eltern ihre Kinder dazu erziehen“, dachte er und kniff die Augen zusammen. Seine Mutter hatte ihm immer gesagt, dass er jeden Menschen respektieren musste. Und es war immer wichtig mit anderen zu reden. Auch, wenn man gerade keine Lust hatte. Sasori hatte aber seit einem halben Jahr keine Lust mehr mit Menschen zu reden. Menschen waren schwach. Sie starben und ihre Körper verrotteten. Sorera nahm ihre Hand wieder von seiner Schulter. Sasori öffnete wieder die Augen. „Deine Mutter ist tot. Warum lächelst du?“, fragte er. Sorera schluckte hart. Das war ein Stich ins Herz. „Warum fragst du mich so etwas?“ „Du lächelst. Ich lächle nicht mehr seit meine Eltern getötet wurden. Findest du es nicht eigenartig, dass der Mensch immer noch lächeln kann, obwohl er geliebte Menschen verloren hat?“ Sorera schüttelte heftig den Kopf. „Man kann nicht immer in der Vergangenheit leben. Auch du wirst das irgendwann einsehen und nach vorne blicken müssen. Du bist ein Shinobi und man muss sich auf dich verlassen können, sobald du mit deinem Team auf einer Mission bist!“ Sorera wollte eigentlich etwas ganz anderes sagen, aber wie immer redete sie immer, bevor sie nachdachte. Sasori gab nur ein „Hmpf“ von sich. „Ich blicke nach vorne. Siehst du das denn nicht?“ Sie runzelte die Stirn und fragte sich, was er damit meinte. Meinte er das Puppenspiel? Das sorgte für Ablenkung, aber war das denn die Lösung für das Problem? Versuchte er etwa damit seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und setzte sich so ein neues Ziel vor Augen? „Wir sind nicht verschieden. Teku ist ein Dummkopf, aber ich nicht. Ich verstehe deinen Schmerz, Sasori-kun.“ Sasori horchte bei dem Wort Schmerz auf. „Schmerz? Meine Eltern sind tot. Sie wurden getötet und haben mich hier zurückgelassen. Großmutter hat keine Zeit für mich und das einzige, was sie mir gab, war die Fähigkeiten Marionetten zu bauen und diese einzusetzen. Mehr nicht. Der Schmerz ist tief im Herzen vergraben und ich werde ihn nicht mehr ausgraben. Nie wieder.“ Sorera gab auf. Fürs Erste. Sie wusste, dass Sasori kein schwarzes Herz hatte. Tief im Inneren war da noch der liebliche Junge, auch wenn sie diesen niemals kennen gelernt hat. Doch das würde sie gerne. Sogar sehr. Sorera umarmte ihn, seine Augen wurden größer vor Überraschung. Was sollte das werden? Was versuchte sie damit zu bezwecken? Sasori würde ihr nur zu gerne eine scheuern…Aber diese Wärme…Sie strömte durch seinen Körper, doch bevor die Wärme sein Herz erreichte, sprang er auf. Sorera wich vor Schreck zurück. „Du solltest jetzt gehen. Ich muss meine Marionetten reparieren und das erfordert viel Zeit und…Ruhe.“ Sie nickte und verließ die Wohnung. Sasori versuchte das Geschehene zu ignorieren. Diese Marionetten mussten endlich wieder einsatzbereit sein und dann wartete da noch die dritte Marionette auf ihn. Mit drei Marionetten war er stärker im Kampf. Er schnitt sich an einem Holzsplitter, das Blut trat aus der Wunde und tropfte auf den Arbeitstisch. Sasori betrachtete die Wunde eine Weile. „Mein Körper ist schwach…Ich bin die größte Schwachstelle im Kampf mit Marionetten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)