Akasuna no Sasori von Kageyasu ================================================================================ Kapitel 7: 8J.: Die Entscheidung des Kazekage (Teil 1) ------------------------------------------------------ Sasori ging wie jeden Abend die Straße entlang, die zu seiner Wohnung führte und beobachtete ab und zu andere Menschen. Meistens beobachtete er nur die Familien, die mit ihren kleinen Kindern unterwegs war. Das war etwas, dass er vielleicht tief im Inneren vermisste, doch das brauchte er nicht mehr. Nun hatte er seine Marionetten und das war ihm sehr viel wichtiger als alles andere. Ein Ball rollte zu ihm hinüber, er blieb stehen und sah mit gerunzelter Stirn den Ball eine Weile lang an. Ein Kind winkte ihm zu und signalisierte ihm den Ball zurückzuwerfen. Sasori zögerte. Wieder schlich sich eine alte Erinnerung in seine Gedanken und er konnte sich und seinen Vater auf der Straße sehen, wie sie mit dem Ball spielten. Das taten sie immer und bevor er zu seiner letzten Mission aufbrach, taten sie es wieder… Eine Gestalt tauchte neben ihm auf und warf den Ball zurück zum Kind, der sich dann bei der Person lachend bedankte. Sasori drehte den Kopf nach rechts. Es war Sorera, die ihn liebevoll anlächelte. „Hallo, Sasori-kun. Wie war dein Tag?“, fragte sie; Sasori ging weiter, sie folge ihm. So lief das jeden Abend. Sie verfolgte ihn ständig und allmählich fragte er sich, ob sie keine Freunde hatte. „Auch ich habe keine Freunde…“ Sie erreichten die Wohnung von Großmutter Chiyo. Während sich Sasori in sein Zimmer verkroch, setzte sich Sorera in das Wohnzimmer. Ja, sie wusste, dass man ihm Zeit lassen musste. Es war ihr bereits gelungen ihn dazu zu bringen mit ihr zu reden, aber nur, wenn sie zu viel redete. Irgendwann war er bereit, um eine richtige Unterhaltung mit ihr zu führen. Aber wann? Wann würde es endlich so weit sein? Sie streckte sich und ging in sein Zimmer. Noch vor einem Jahr sah es unordentlich aus im Zimmer. Heute hatte sich nichts geändert, doch überall an den Wänden und an der Decke hingen Marionetten. Bei so gut wie jeder Puppe war sie dabei gewesen, als er sie zusammengebaut hatte. Und sie war immer wieder beeindruckt, da er sich niemals ablenken ließ. „Sasori, der Kazekage war heute Früh bei euch? Mein Onkel hat von deiner Oma erfahren, dass er stolz auf euch ist. Das freut mich.“ Sasori saß bei seinem Arbeitsplatz, hielt mit der Arbeit kurz inne, um zu antworten. „Der Sandaime Kazekage…Er ist ein mächtiger Shinobi, aber er hat keine Ahnung von Marionettenspielern. Er versucht nur seine Truppen aufzustocken und begreift nicht, dass wir, die Marionettenspieler, eine wichtige Rolle spielen werden.“ Sorera verschränkte nachdenklich die Arme und versuchte zu begreifen, wovon er sprach. Dass Sasori jetzt so viel auf einmal von sich gab, war ein großer Fortschritt. Vielleicht musste sie immer nur die richtigen Themen ansprechen… „Seit über 15 Jahren führt er schon unser Dorf an. Viele sind der Meinung, dass er der stärkste Kazekage ist“, meinte sie dann. „Findest du?“, fragte Sasori ruhig und arbeitete weiter an einer Marionette. Sorera zuckte mit den Schultern und setzte sich auf einen zweiten Stuhl, den sie vor einem Jahr hierhin gestellt hatte. Er würde ihr niemals einen Stuhl geben, um sich zu setzen. „Ich weiß es nicht. Wenn es die anderen behaupten, wird es wohl stimmen.“ „Kein Mensch ist unbesiegbar. Und gerade das denken die Dorfbewohner. Sie glauben, dass er unbesiegbar ist, aber…das ist er nicht. Denn er ist nur ein Mensch“, erklärte Sasori. Menschen konnten sterben und das war die größte Schwachstelle. Sasori hasste es menschlich zu sein. Die Puppen waren perfekt…Doch der Mensch nicht. „Weil Menschen irgendwann sterben?“, fragte sie vorsichtig. Sasori nickte. Sorera wollte ihn jetzt umarmen und ihm sagen, dass sie froh darüber ist endlich mit ihm reden zu können. Seine Großmutter würde es nicht glauben, wenn sie davon erfährt. Es vergingen zwei Stunden und die Sonne ging langsam unter. Draußen auf der Straße wurde es immer ruhiger. In dem letzten Jahr hatte sich einiges verändert. Sasori war in der Puppen-Division und gehörte zu den talentiertesten Shinobi in seinem Alter. Das überraschte sie keineswegs. Teki war zwar der Meinung, dass Sasori ein Schwächling war, doch dasselbe dachte auch Sasori von ihm. Und sie glaubte das ebenfalls. Sie hatten bereits mehrere Missionen hinter sich und meistens gab es keinen Feindkontakt. In Missionen, wo Dorfbewohner etwas Wertvolles verloren haben, blieb Sasori meistens zurück und weigerte sich daran teilzunehmen. Hangyaku war nicht einverstanden damit, doch so kam er dann in die Puppen-Division. „Sasori, bis morgen. Ich bin schon müde und Hangyaku-Sensei möchte morgen Früh mit uns zum großen Felsen gehen. Du bist doch dann auch da, oder?“ Sasori erhob sich, drehte sich zu Sorera um und sah ihr eine Weile in die Augen. Als er das tat, konnte sie sich nicht mehr rühren. Sein Lächeln war zuckersüß, und es war kein falsches Lächeln. Das Lächeln war ehrlich. Nein, diesen Moment wollte sie jetzt nicht zerstören. Er brauchte noch Zeit und die würde sie ihm geben. Als Sorera die Wohnung verließ, stand Sasori immer noch, doch jetzt starrte er den Boden an. Ihm war klar, dass ihr dieses Lächeln gefiel. War es echt? War das nur gespielt? Sasori wusste es selbst nicht. Als sich Sasori in der Nacht ins Bett legte, hockten Mutter und Vater auf den Stühlen und sollten ihm beim Schlafen zusehen. Er brauchte sie nicht mehr im Bett, aber irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er sie dennoch irgendwie brauchte…Irgendwie… Sasori schlief ein.   Es war mitten in der Nacht und selbst für den Kazekage war der Tag noch längst nicht vorbei. Es gab immer etwas zutun. Der Kazekage saß in seinem Büro; ein Shinobi erstattete gerade Bericht, als Chiyo das Büro betrat. Sie stellte sich auf die Seite und wartete. Es war nichts ungewöhnliches Chiyo, wenn sie einfach so das Büro betrat. In den letzten Jahren war sie ein wichtiger Bestandteil im Team des Kazekages. Sie hatte viel Erfahrung und spielte im zweiten Shinobi-Krieg eine wichtige Schlüsselrolle. Und im nächsten Krieg würde sie wohl ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Obwohl der Kazekage allmählich glaubte, dass eher ihr Erbe, Sasori, sehr viel wichtiger sein würde. Doch das war nur so ein Gedanke von ihm. „Die Grenzen werden nun stärker überwacht. Bisher gab es keine Zwischenfälle. Konohagakure hat nach ihrer letzten Mission ihren Shinobi aufgegeben“, beendete der Suna-Ninja seinen Bericht und wartete ab, was der Sandaime zu sagen hatte. Er nickte langsam auf und ab, sah den Bericht auch vor sich am Tisch liegen. Er ging ihn bereits durch, aber er wollte es lieber von seinen Shinobi hören. „Der Gefangene Konoha-Shinobi, ja? Er wusste nicht sonderlich viel und konnte uns nur verraten, dass ein Team aus Konohagakure sich bei der Grenze aufhielt, mehr nicht. Du kannst jetzt gehen.“ Der Shinobi nickte beim verlassen des Büros Chiyo kurz zu und war verschwunden. Chiyo kicherte und ging langsam auf dessen Schreibtisch zu. „Warum erwähnt ihr gegenüber den Shinobi nie einen dritten Shinobi-Krieg, Sandaime?“, fragte sie. Der Kazekage lachte kurz auf, stand auf und holte sich ein Glas Wasser. Er schenkte auch Chiyo etwas ein. Der Mann nahm nur Wasser zu sich und kein anderes Getränk. „Wir werden es wohl bald erfahren, nicht wahr?“ Chiyo kicherte abermals. „Ihr habt mich aber nicht herbestellt, um darüber zu reden…oder doch?“ Der Kazekage drehte sich wieder zu ihr um. „Es geht um Sasori. Ich finde ihn…besonders“, begann er; Chiyo legte die Stirn in Falten. Sobald es um Sasori ging, spritzte sie immer die Ohren. Schließlich ging es hier um ihren süßen, liebenswerten Enkel…Auch wenn er in den letzten 18 Monaten nicht mehr der liebenswerte Sasori war, der sich immer auf den Schoß seiner Großmutter gesetzt hatte und mit ihren Marionetten spielen wollte. Sie vermisste diese Zeiten. „Er scheint ein Talent zu haben. Andere haben mir bereits berichtet, dass er auf seinen Missionen immer eine wichtige Schlüsselrolle gespielt hat. Allerdings berichtet man mir auch, dass er sich weigert normale Missionen anzunehmen…“ Chiyo senkte ein wenig beschämend den Kopf. Ja, das war ihr bewusst. Für ihn ergaben diese Missionen keinen Sinn, da er sich so nicht weiterentwickeln konnte. Chiyo hatte mehrmals versucht ihm zu erklären, was einen Shinobi ausmacht, doch er selbst wollte sich immer als Marionettenspieler sehen, mehr nicht. „So gut wie kein Genin kann ihm das Wasser reichen. Morgen Früh findet ein Training seines Teams statt. Ich werde mir diesen Kampf ansehen und ich möchte Euch dabei haben, Chiyo.“ Chiyo sah ihn wieder an, setzte eine fragende Miene auf. Was Sasoris Team alles machte, wusste sie nicht. Das brauchte sie auch nicht zu erfahren. Aber was wollte der Kazekage sehen? Ob Sasori wirklich so talentiert war? Sie ging alles Mögliche im Kopf durch und kam zum Entschluss, dass er nun selber Zeuge werden wollte und sehen musste, ob Sasori wirklich so gut war, wie seine Shinobi es ihm erzählt hatten. „Bei dem Training wird entschieden, ob Sasori oder sein Teamkamerad Chunin wird“, fügte der Kazekage noch lächelnd hinzu. Chiyo wusste, dass da noch mehr dahinter steckte. Seit er das Amt des Kages innehatte, entschied allein er, wer Chunin oder Jonin wurde. Niemand anderes, nur er alleine. „Ich werde nicht verpassen, wie mein Enkel zum Chunin ernannt wird“, sagte sie dann lachend. Dann verließ sie das Büro; der Kazekage nahm noch einen Schluck Wasser. Es war bereits nach Mitternacht, aber müde war er noch lange nicht. „Sasori…Du könntest eine glorreiche Zukunft vor dir haben. Oder täusche ich mich da vielleicht? Das werde ich morgen wohl herausfinden.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)