Music and Love? von Renpika (It may be magic) ================================================================================ Kapitel 1: Internat Salieri --------------------------- „Papa hätte uns niemals einfach so abgeschoben. Diese alte Schnepfe!“ „Nun beruhig dich erstmal wieder. Vielleicht wird es ja ganz lustig.“ „Sie schickt uns auf eine Stre-ber-Schule. Und das nur, damit sie uns nicht mehr sehen muss. Was soll da denn bitte lustig werden?“ Das Klappern der Koffer, die die beiden fast identisch aussehenden Mädchen gerade die Stufen zum Musikinternat Salièri durchbrach die Stille des fast schon herbstlichen Nachmittags. Die beiden waren offensichtlich Zwillinge. Der Wind brachte ihre unnatürlich grünen Haare durcheinander und er Regen durchnässte ihre Kleidung. Das einzige, was die beiden voneinander unterschied, waren ihre verschieden langen Haare und ihr unterschiedlicher Kleidungsstil. Die mit den kürzeren Haaren schimpfte in einer Tour über ihre Umstände, während die andere versuchte alles positiv zu sehen. Bald schon hatten sie die Stufen erklommen und betraten die gemütlich warme Eingangshalle des Schulgebäudes. Sie war prachtvoll eingerichtet, in Weiß und Gold gehalten, mit hölzernen Schränken und altmodischen Sofas ausgestattet und Gemälde von bekannten Musikern der früheren Zeit zierten die Wände. Eines sprang einem direkt ins Auge. Es war größer als die anderen und besetzte als einziges die Wand über der Rezeption. Auf ihm war der Namensgeber dieses Internats abgebildet: Mozarts Gegenspieler, Violinist und Komponist, Antonio Salieri. Die Zwillinge blieben einen Moment ehrfürchtig im Raum stehen und betrachteten das Bild. Nagut, ehrfürchtig traf vielleicht nicht ganz auf beide zu. Die eine warf ihm einen so bösen Blick zu, dass er wahrscheinlich tot umgefallen wäre, würde er noch leben. Während sie so da standen, bildete sich unter ihnen langsam eine kleine Pfütze und die Dame am Empfang begann ungeduldig mit den Fingernägeln auf die Fläche vor sich zu klacken. Überhaupt sah sie nicht gerade gutmütig aus. Die braunen Haare hatte sie zu einem strengen Dutt hochgebunden und eine strenge Brille saß auf ihrer Nase. Der langhaarige Zwilling stupste seine Schwester an und ging auf den Empfang zu. „Willkommen im Internat Salieri. Was kann ich für euch tun?“ Man hörte deutlich einen abfälligen Unterton heraus, was die eh schon aufgebrachte Zwillingsschwester dazu anregte, eine flapsige Antwort zu geben. Doch ihr Vorhaben wurde von ihrer Schwester zunichte gemacht. „Miran und Taride Cavalieri. Wir sind neu hier.“ Taride, die ältere der beiden, schob ihre Anmeldebestätigung über den Tresen. Ihre Schwester hatte missbilligend die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete die Empfangsdame argwöhnisch. Das ganze hier ging ihr gehörig gegen den Strich. Vor einigen Monaten waren ihre Eltern bei einem schweren Autounfall gestorben und seitdem wohnten die Schwestern bei ihrer Tante Marie. Doch diese hatte anderes im Kopf, als sich um die Mädchen zu kümmern und schickte sie deshalb auf ein Internat, um sie nichtmehr sehen zu müssen. Beide waren jetzt 17 Jahre alt und sollten nun hier ihren akademischen Abschluss in Musik machen. Ihre Mutter hatte dafür gesorgt, dass sie seit ihrer frühen Kindheit ein Instrument lernten. Taride hatte sich für die Violine und Miran für das Klavier entschieden. Es hatte sich schon früh herausgestellt, dass sie begabt darin waren, doch zum Beruf wollten sie es beide nicht machen. „Zimmer 2.28. Dafür gehen sie hier links den Gang entlang, die Treppen hoch in den zweiten Stock und dann wieder links.“ Die Frau am Empfang, auf deren Namensschild Mrs. Wood stand, hatte mit dem Geklacker auf der Computertastatur aufgehört und reichte den Ankömmlingen jetzt jeder einen Schlüssel mit der eben genannten Zimmernummer. „Hier ist euer Stundenplan. Der Unterricht beginnt morgen früh um 8 Uhr. Frühstück gibt es ab 6 Uhr 30 im Essenssaal.“ Neben den Stundenplänen schob sie noch einen Gebäudeplan über den Tresen. „Ich wünsche ihnen eine gute Nacht.“ Miran schnaufte und raffte ihr Gepäck zusammen, ehe sie und ihre Schwester ebenfalls ein „Gute Nacht und vielen Dank.“ murmelten. Es war gar nicht so einfach, die schweren Koffer die Treppen hinauf zu schleppen, denn das Gebäude besaß keinen Fahrstuhl. Beziehungsweise war dieser gerade wegen Wartungsarbeiten gesperrt. Am sperrlichsten war es neben den Koffern auch noch die Instrumente in ihren Koffern unbeschadet mit hoch zu schleppen. Taride hielt ihre wertvolle Geige, eine Stradivari, ein wenig höher und hatte, als sie endlich das zweite Stockwerk erreichten, einen Krampf im Arm. Miran, die ja nun natürlich kein Klavier mit sich herumtrug, schleppte einen Gitarrenkoffer mit sich herum. Sie benutzte die Gitarre zum Spielen, wenn sie unterwegs waren und kein Klavier in greifbarer Nähe. Auch Taride konnte gut Gitarre spielen und musste so nicht immer ihre wertvolle Geige mitnehmen. Wäre wahrscheinlich auch viel zu riskant gewesen. Miran stellte den Gitarrenkoffer ab und schloss, ihre Zimmertür auf und ließ ihrer Schwester den Vortritt. Ihr Zimmer hatte eine beachtliche Größe. Es war ähnlich edel wie die Eingangshalle gehalten. Zwei Einzelbetten waren für sie gemacht. Außerdem standen dort zwei Schreibtische aus altem Holz und ein Fernseher auf einer kleinen Kommode, den Betten gegenüber. An der Wand daneben stand ein großer Kleiderschrank, in den wohl beide ihre Kleidung unterbringen mussten. Neben dem Schrank befand sich eine Tür, durch die hindurch man in das Badezimmer gucken konnte. Eine Dusche, eine Toilette, ein Waschbecken und ein großer Spiegel. Alles in Weiß. „Na Kohle scheinen die hier ja zu haben.“ Die jüngere der Zwillinge sicherte sich das Bett am Fenster. Sie wusste, dass ihre Schwester nichts dagegen haben würde, denn das andere Bett war dichter am Fernseher und sie war bereits dabei, ihre Spielekonsole aus dem Koffer zu kramen, um sie an diesen anzuschließen. Das war typisch Terry. Sie war verrückt nach Computerspielen und ähnlichem. Eigentlich würde sie lieber in die Entwicklung solcher Spiele gehen und damit später ihr Geld verdienen, doch das Schicksal wollte es wohl nicht so. Miran sah während der Werkarbeiten ihrer Schwester aus dem Fenster, von dem aus man einen perfekten Blick auf ein riesiges Fußballstadion hatte. Neben der Musikhochschule, befand sich ein Sportinternat. Naja, es war kein richtiges Internat. In dem Gebäude nebenan, wurden die Fußballspieler der repräsentativen Mannschaft dieses Planeten ausgebildet. Wenn ihr gerade über das Wort ‚Planeten‘ gestolpert seid, habt ihr durchaus richtig gelesen. Zu der Zeit, in der wir uns befinden, sind die einzelnen Planeten miteinander verknüpft und es gibt nichtmehr nur eine Weltmeisterschaft, sondern bereits eine Galaxiemeisterschaft. Seit ein paar Jahren ist es alltäglich mit einem Spaceshuttle auf andere Planeten zu fliegen. Dennoch ist es noch nicht so ausgereift, dass sich die einzelnen Spezien vermischen. Jeder lebt noch für sich auf seinem Planeten und nur selten sieht man einen Wamba auf Akillian oder einen Menschen auf dem Planeten der Wambas. Akillian kennt ihr alle. Es bezeichnet den Planeten, den ihr unter dem Begriff ‚Erde‘ kennt. Aber die Erde ist tot. Nur noch ein kleiner Teil von ihr ist bewohnbar und die Menschheit zusammengeschrumpft. Ein Teil von ihr ist in das Cillo Archipel umgezogen und streift als Piraten durch die Galaxie. Zurück zu den beiden Mädchen. Taride hatte es inzwischen geschafft, die Spielekonsole an den Fernseher anzuschließen und installierte jetzt ihren Laptop auf ihrem Schreibtisch, während Miran ihre Klamotten in ihre Hälfte des Schrankes räumte. Nicht wenige davon waren Sportklamotten unterschiedlicher Art. Ein paar Trainingsanzüge, ein paar Turnanzüge und Ballettkleider. Sie hatte sich für fast jede Art von Sport eingetragen, den diese Schule anbot. Leider schloss dies lediglich rhythmische Gymnastik, Ballett und Standarttanz ein. Aber immerhin etwas. Der jüngere Zwilling mochte eigentlich ein wenig mehr Action lieber und konnte sich schon vorstellen, dass die Stunden hier mit Argusausgen bewacht würden, doch sie brauchte diesen Ausgleich. Neben den Sportklamotten fanden einige alternative Anziehsachen ihren Platz in ihrem Schrank. Das Mädchen liebte Oshare und Visual Key, auch wenn sie diese Kleidungsrichtung während des Unterrichts hier wohl eher nicht tragen durfte. Dafür hatte sie noch einige wenige elegante Kleider, Röcke und Blusen eingepackt. Als sie mit ihrer Kleidung fertig war, sortierte sie die ihrer Schwester. Sie war eher gemütlich und mädchenhafter, wenn auch nicht tussigleich. Taride war währenddessen beschäftigt, ihre Badezimmersachen in diesem einzusortieren. Als sie aus dem Bad herauskam, ließ sie sich auf ihr Bett fallen und schnappte sich einen Controler. Den zweiten warf sie ihrer Schwester zu, welche ihn mit einem Seufzen auffing und es sich dann neben ihrer Schwester bequem machte. Miran war absolut unbegabt, was solche Spiele anging und hätte gegen ihre Schwester wohl mehr als haushoch verloren, würden sie nicht zusammen spielen. So musste die Ältere sie nur des Öfteren vor dem Tod bewahren. Dem Sportfreak war ja nichtmal der Name des Spieles bekannt, welches sie spielten. Sie lief dort als ziemlich freizügig gekleidete Priesterin einfach ihrer Kriegerschwester hinterher und versuchte ihr bestes, dieser nicht im Weg zu stehen und ihren Schaden zu heilen, so gut sie konnte. Meistens spielten sie, oder hauptsächlich Taride, mit Headset, um sich mit ihren Gildenmitgliedern unterhalten zu können. Mit denen verstand sich auch Miran ganz gut und war immer wieder erleichtert, dass sie nicht die einzige mit zwei linken Daumen für dieses Spiel war. „Miri, pass auf! Der Oger!“ Erschrocken sprang die genannte im Spiel zur Seite und versuchte mit ihrem Hammer nach dem grünen Vieh, was sie von hinten überrascht hatte, zu schlagen, verfehlte es jedoch immer wieder. „Verdammt! Ich kann hier gerade nicht weg, es sind zu viele. Den musst du einmal alleine fertig machen, Miri!“ „Ich versuchs ja, Terry, aber du weißt doch, wie schlecht ich bin.“ Im nächsten Moment zerschnitt eine Klinge das grüne Vieh und es löste sich kurz darauf in seine Pixel auf. Taride griff sofort aufgeregt nach ihrem Headset. „Blacky! Wo kommst du denn her? Du hast uns grad echt aus der Patsche geholfen.“ Blacky war ihr Gildenmeister und verkörperte ebenfalls einen Krieger im Spiel. „Hey, Angel. Freu mich auch, euch zu sehen. War grad auf dem Weg ins Verließ und hab gesehen, das Sam mal wieder in der Patsche steckt.“ Im Spiel nannten sie sich immer bei ihren Spielernamen. Tarides Name war DarkAngel, während Miran sich nach dem Gott der Unterwelt Samael genannt hatte. „Du kamst wie immer genau zum rechten Zeitpunkt.“ Die Ältere lachte vergnügt und gesellte sich zu ihrer Schwester und dem Gildenanführer. „Ich freue mich schon riesig auf die Gamescom nächstes Wochenende. Sam und ich müssen unsere Kostüme noch fertig kriegen.“ Miran verdrehte genervt die Augen. Diese Gamescom war ein Treffen von allen Spielern dieses Spiels, die Zeit hatten. Sozusagen ein reallife mmrpg ohne das ‚o‘ für ‚online‘ halt. Und ihre Schwester hatte sie natürlich dazu überredet, dort hinzugehen. Eigentlich war das soetwas wie eine Zwillingsabmachung. Miran ging zu den Spieltreffen von Taride mit und diese begleitete sie zu ihren Wettkämpfen und Auftritten. Die Jüngere schrieb ein Abschiedswort an Blacky und loggte ihren Charakter aus. „Ich geh schlafen, Terry. Mach nicht mehr zu lange, ja? Morgen müssen wir schließlich in den Unterricht.“ „Okay, gute Nacht, Schwesterherz.“ Die Langhaarige warf ihrer kleinen Schwester einen Kussmund zu und wandte sich wieder an Blacky. Die beiden zogen noch eine Zeit lang durch den Düsterwald und töteten ein paar Oger. Als die Müdigkeit endlich zu übermächtig wurde und Taride endlich vom Spiel abließ, war es bereits halb drei Uhr nachts. „Gute Nacht, Blacky. Wir sehen und hoffentlich nachher. Sam hat heute Training, aber ich grüße sie natürlich von dir. Oh ich freu mich so aufs Wochenende! C u!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)