Light at Night...ღ von Phoenix_Michie ================================================================================ Kapitel 1: Dunkle Stunden ------------------------- „Hey…“ Karyus verschlafenes Gesicht tauchte in der Tür auf. „Kommst du irgendwann noch mal ins Bett?“ Seine Stimme klang vom Schlafen schon recht heiser. Da fragte ich mich, wie lange ich hier schon saß und grübelte. „Ja…ja ich komme gleich. In 5 Minuten, ok?“ Ich sah zu Karyu auf, der mich noch kurz musterte, dann nickte er und zog sich wieder ins Schlafzimmer zurück. Ich starrte erneut auf die Fotos meiner Familie. Fotos, die meine Eltern zeigten, oder meine Geschwister. Oder alle zusammen. Aber das Foto, auf das ich gerade sah, war das mit mir und meinen Eltern. Ich war 6 Jahre alt gewesen, als das Foto gemacht worden war. Wir waren glücklich gewesen. Und meine Mutter hochschwanger. Ich lächelte wehmütig und versuchte, die aufkommenden Tränen zurück zu drängen. Ich hatte mich mit meiner Mutter gestritten. Das passierte sehr selten und wenn es geschah, nahm es nicht nur sie, sondern auch mich selbst furchtbar mit. Wir machten das ja nicht aus Spaß. Manchmal stimmten wir eben einfach nicht überein in unserer Meinung. Und seit mein Vater, ihr Ehemann, gestorben war, war es für sie und für mich nur noch schlimmer geworden, zu streiten oder Meinungsverschiedenheiten zu haben. Ich strich mir über die Augen und legte die Fotos wieder sorgfältig in die Box zurück, bevor ich mich erhob und kurz streckte. Ich hatte schon wieder eine Viertelstunde vor mich hin gebrütet. Leise ging ich ins Schlafzimmer, wo Karyu zwar noch Licht für mich angelassen hatte, aber es brannte nur auf meiner Seite und war stark herunter geregelt. Aber es reichte, damit ich mir nicht wieder die Schienbeine am Bett anstieß. Behutsam stieg ich ins Bett, krabbelte zu ihm unter die wärmenden Decken, woraufhin er sich leicht regte und ein Auge öffnete. „Da bist du ja endlich..“, murmelte er und drehte sich zu mir. Kurz betrachtete er mich, schien schließlich etwas wacher zu werden und stemmte sich auf die Ellenbogen. „Deine Mutter? Bist du zu keinem Ergebnis gekommen?“, fragte er leise nach, woraufhin ich den Kopf schüttelte. „Mir fällt nichts ein. Ich zerbreche mir den Kopf, aber-…“ „Ja, dass du dir den Kopf zerbrichst, sehe ich“, unterbrach Karyu mich und strich mir durchs Haar, dann setzte er sich auf und rückte dicht an mich. „Schatz, es bringt doch nichts. Warte ab, bis deine Mutter dich anruft. Das wird morgen oder übermorgen sein, und alles wird wieder gut. So war es doch immer. Sie liebt dich. Und du liebst sie, das weiß sie.“ Ein trauriges Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Natürlich, aber…diesmal ist es anders…es geht um unsere Familie.“ Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht. „Und ich bin irgendwie zwischen den Fronten. Die Zwillinge wollen das so, meine Mutter anders, und ich…ich weiß nicht, wo ich stehe.“ Karyu streichelte mir tröstend über den Rücken und seufzte leise. „Michiya, du bist ihr Kind. Jeder kann verstehen, wenn du deine Geschwister unterstützt in dieser Sache.“ „Nein“, unterbrach ich ihn ernst und machte mich etwas von ihm los um ihn richtig ansehen zu können. „Das ist was anderes. Es ist…viel komplizierter…“ Ich seufzte schwer. „Ich muss doch auch an meine Mutter denken. Sie hat viel wegen uns zurück gesteckt. Sie soll wieder glücklich sein, so gut es eben geht. Was sind wir denn für Kinder, dass wir ihr ständig in den Rücken fallen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, so will ich nicht sein. Die Zwillinge lassen sich wahrscheinlich nicht von ihrer Meinung abbringen. Sie sind eben immer noch meine störrischen Kleinen…aber ich…ich hab Verantwortung. Ich bin der Älteste. Ich muss klug und weise sein, immer einen Rat haben – und auch mal an meine Mutter denken, nicht nur an meine Geschwister.“ Karyu sah mich schweigend an, dann strich er mir über die Wange und durch mein Haar. „Es ist eine ernste Sache.“ Ich lächelte müde. Ja, das war es. „Du weißt, dass ich immer für dich da bin. Und ich würde dir so gerne helfen, aber-…“ Ich legte ihm einen Finger auf die weichen Lippen und lächelte beruhigend. „Ist in Ordnung. Ich weiß ja Bescheid. Allein, dass du hier bei mir bist, hilft mir schon, ok?“ Karyu nickte und sah mich erleichtert, wenn auch etwas entschuldigend an. Sein Familienverhältnis war schon lange zerrüttet. Er hatte nicht das Glück gehabt, in einer intakten Familie aufzuwachsen. Mein Verhältnis zu meinen Eltern und Geschwistern war da das genaue Gegenteil. Und was dann familiäre Dinge anging, so konnten wir einander selten Ratschläge geben. Karyu strich mir sanft über durchs Haar. "Sie ruft bald an, und ihr werdet einen Schritt weiter kommen, ja?" Ich lächelte schwach und senkte den Kopf, versuchte zu nicken, auch wenn ich nicht so sehr daran glaubte wie er. "Ach Schatz...", murmelte er und nahm mich wieder in den Arm, drückte mich sanft an sich. "Soll ich versuchen, dir bei den Studioarbeiten etwas Luft zu verschaffen?", begann er schließlich, aber ich schüttelte sofort den Kopf. "Nein...nein. Das geht schon. Eigentlich bin ich froh um die Ablenkung", murmelte ich, woraufhin er seufzte. "Das dachte ich mir, aber...sei ehrlich zu mir, ja? Wenn du das Gefühl hast, du kannst oder willst nicht mehr, oder dass die Arbeit darunter leidet.." Er räusperte sich und ich nickte. "Na klar, du kennst mich doch. Ich sage dir sofort, wenn es wirklich nicht mehr geht. Das tue ich unserer Band nicht an, was Schlechtes abzuliefern", erwiderte ich leise. Im Moment wusste ich aber tatsächlich nicht, ob ich wirklich den Kopf für die Musik und das Design hatte - die Aufgaben, die ich in diesen Tagen hatte. Kurz schwieg Karyu, während er mir über den Kopf streichelte. "...tut mir leid", sagte er dann, "ich wollte nicht...ich wollte dir nicht so-..." Ich winkte ab. "Nun vergiss es schon. Ist in Ordnung, ich verstehe deine Sorgen. Es sind ja auch meine..." Das war eben manchmal das Problem mit Beziehungen, die Arbeit und Privatleben überspannten. Karyu küsste sanft meine Wange, dann meine Lippen. "Vielleicht solltest du versuchen, einmal ganz abzuschalten", schlug er vor, während er mich im Nacken kraulte. Er wollte mich locken. Ich senkte den Blick und schüttelte leicht den Kopf. Dazu lag mir das Ganze zu schwer im Magen. "Nicht?" Hauchzart kraulten seine Fingerspitzen weiterhin über meinen Nacken, seine andere Hand hatte sich unter mein T-Shirt geschoben und strich über meine Seite. "Einen Versuch ist es wert. Vielleicht geht's dir danach besser. Einmal nicht nachdenken, hm?", sagte er leise und beugte sich kurz näher, um sanft mit den Lippen an meinem Ohrläppchen zu ziehen. Das überzeugte mich häufig, das wusste er. Ich seufzte wohlig und verzog dann dennoch widerwillig das Gesicht. "Dir geht's danach garantiert besser..", erwiderte ich schließlich schief lächelnd, woraufhin er mich tadelnd ansah. "Dir aber auch!" Immer noch lächelte ich leicht. "Vielleicht, aber.." Ich schüttelte den Kopf. Der Gedanke an Sex kam mir jetzt völlig absurd vor. Mir war klar, dass er mir nur helfen wollte. Aber gerade war es wohl nicht das Richtige. Ich gab ihm einen Kuss auf die Lippen und legte mich wieder hin. Er seufzte leise, sah mich aber verständnisvoll an und folgte mir. Er kuschelte sich an mich und schlang einen Arm um meine Mitter. "Ist ok, Schatz.." Ich hörte heraus, dass er etwas überfordert war. Ich war selten so schwierig. Unsicher und schuldbewusst knabberte ich kurz auf meiner Unterlippe herum, dann drehte ich mich zu ihm auf die Seite und sah ihn aus Kulleraugen an. "Tut mir wirklich leid.. Ich bin nur etwas durcheinander..", murmelte ich, bevor ich ihm einen Kuss auf den Mundwinkel, dann auf die weichen Lippen gab. So ganz war ich nicht mehr bei ihm. Mit den Gedanken war ich nicht mehr bei ihm, auch nicht bei der Arbeit. Ich war immer woanders. das ging nun schon eine Weile so. Meine Mutter hatte schon vor knapp 4 Wochen die Bombe platzen lassen, und seitdem war meine Familie in Aufruhr. Seit fast vier Wochen hatte ich ein ganz anderes Problem, als über das Design irgendwelcher T-Shirts nachzudenken. Ich hatte wenig mit Karyu geredet und Sex hatten wir schon mal gar nicht mehr gehabt. Das wurde mir jetzt erst alles bewusst. Ich hing an Karyus vollen Lippen und lecke leicht mit der Zungenspitze über sie, während er mit den Fingerspitzen über meinen Hals strich. Ich löste mich und spürte, wie mir plötzlich Tränen in die Augen stiegen. Ich hatte gelogen. es war mir nicht klar gewesen, aber ich hatte gelogen. "Es tut mir wirklich leid", hauchte ich erneut und mit bereits tränenerstickter Stimme, klammerte mich an ihn. "Zero, was..?" Ich drehte mich zurück auf den Rücken und strich mir mit der Hand über die Augen. "Vermisst du mich?" Verwirrt sah Karyu mich an und stemmte sich auf die Unterarme. Ich wandte ihm den Kopf zu. "Vermisst du mich?", wiederholte ich die Frage und sah ihm genau in die Augen. Zuerst schien er nicht zu verstehen, oder nachfragen zu wollen, aber schließlich sackte er leicht zusammen und nickte, erwiderte meinen Blick. "Ja, das tue ich. Ich vermisse dich, Zero..." Er wusste, worauf ich anspielte. Langsam schob er mir eine Haarsträhne hinters Ohr und ich senkte den Blick. "Tut mir leid, ich... Ich hab das nicht sofort bemerkt", sagte ich leise. Ich schämte mich dafür, nicht auch mal an seine Gefühle gedacht zu haben. "Hör auf, dich zu entschuldigen", erwiderte Karyu sanft und hob mein Kinn an. "Du hast Familienprobleme, die dich belasten. Ich komm schon klar. Ich denke, ihr könnt euch alle wieder vertragen. Ihr liebt euch, also werdet ihr einen Weg finden. Und dann wirst du auch wieder ganz bei mir sein, nicht nur körperlich, sondern auch mit den Gedanken", sagte er und setzte einen zarten Kuss auf meine Nasenspitze. Ich schluckte und nickte, während ich versuchte, mir ein Lächeln abzuringen. So ganz wollte es nicht funktionieren. Immer noch saß mir die Angst in den Knochen, dass ich und meine Geschwister uns von meiner Mutter entfernen würden. Ich richtete mich auf um wieder die Arme um Karyus Mitte zu schlingen. Liebevoll küsste ich seine weichen Lippen und schmiegte mich an seinen wärmenden Körper. Er erwiderte den Kuss und leckte sanft und um Einlass bittend über meine Lippen. Eher zögernd öffnete ich sie und kam seiner Zungenspitze mit meiner eigenen entgegen. Karyu drückte mich langsam zurück in die Kissen, löste sich dabei aber nicht von mir. Vertieft in den Kuss ließ ich das zu und streichelte mit den Händen leicht über Karyus Seiten. Aber ich war immer noch abgelenkt. Normalerweise hätte ich mich entzückt den Berührungen meines Liebsten hingegeben, aber diesmal gelang mir das nicht. Mich bedrückte der Streit in meiner Familie, und mich bedrückte die Folge davon: dass ich Karyu vernachlässigte, unsere Beziehung. Und die Arbeit, die Musik. wahrscheinlich hatten Hizumi und Tsukasa auch schon bemerkt, dass ich gar nicht mehr richtig bei der Sache war. Etwas, was nicht gut ankam. Es war unverzeihlich. Sicher waren sie schon sauer auf mich, und ich hatte das nicht einmal bemerkt. Dass Karyu verständnisvoll war, überraschte mich kaum. Er kannte mich besser als jeder Andere. Er wusste genau, wie es in mir aussah. Allerdings verblüffte es mich, dass er bezüglich der Arbeit noch nichts zu mir gesagt hatte. Neben Tsukasa war nämlich er der zweite Perfektionist in unserer Band. "Zero?" Karyus Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Er hatte sich neben mir abgestützt und sah mich besorgt an. "Weinst du?" Verwirrt blinzelte ich. Ja, Tränen hatten sich in meinen Augen gesammelt... Das machte mich nur noch trauriger und verschämt sah ich beiseite, wollte mich erneut entschuldigen, aber stattdessen schluchzte ich leise. Kaum, dass Karyu mich sanft in den Arm nahm, begann ich leise zu weinen. Ich redete eine Weile nicht, weinte mich an Karyus Schulter aus, während ich mich an ihn klammerte und er mich beruhigend hin und her wiegte. "Es geht gleich wieder..", murmelte ich schließlich mit erstickter Stimme gegen seine nackte Brust. Karyu streichelte mir übers Haar. "Ist schon in Ordnung, lass dir Zeit. Vielleicht hilft das ja. Ich fühl mich immer besser, nachdem ich geweint habe..", sagte er leise, weswegen ich den Kopf hob und ihn traurig ansah. "Weinst du denn oft?" Bisher hatte ich es selten mitbekommen, wenn Karyu von seinen Gefühlen überrannt worden war. Er schüttelte seicht den Kopf. "Nein, aber früher." Die Antwort war kurz und daher wohl nur die halbe Wahrheit, aber ich fragte nicht weiter nach. Ich zog die Nase hoch, während Karyu sich beiseite lehnte um mir schließlich ein Taschentuch reichen zu können. "Danke..", murmelte ich und trocknete mir die Augen, bevor ich es schließlich auf den Nachttisch legte. Dabei fiel mein Blick auf die Uhr - es war unglaublich spät, mitten in der Nacht. Entschuldigend sah ich Karyu wieder an. Morgen mussten wir erneut ins Studio. Zwar nicht gleich morgens um 9, aber dennoch gefiel es uns besser, in solchen Zeiten früh genug schlafen zu gehen. Mich nach Karyus Nähe und tröstender Umarmung sehnend, schmuste ich mich wieder an ihn und drückte ihn sanft an mich. Er legte die Arme um mich. "Besser?", fragte er so leise nach, dass ich mir zuerst unsicher war, ob er die Frage wirklich gestellt hatte. Ich seufzte leise und nickte dann vage. "Denke schon..." Ich räusperte mich, da mir die Stimme zu versagen drohte. Vielleicht kam das noch vom Weinen? Ich strich mit den Fingern über Karyus Brust. "Danke...danke, dass du immer für mich da bist." Karyu drückte mir einen Kuss auf die Stirn und schob mich dann ein Stück von sich, um mich anschauen zu können. Er lächelte milde. "Ich liebe dich, Michiya. Nicht mehr oder weniger ist der Grund dafür, dass ich dir beistehe und bei dir bin - um immer bei dir bleiben möchte." Ein hauchzartes Lächeln legte sich nun auch auf meine Lippen. Ich nickte und beugte mich näher zu ihm. Sanft legte ich die Lippen auf seine und küsste ihn liebevoll. Karyu schnurrte leise und vergrub eine Hand in meinen Haaren, während er den Kuss erwiderte. "Ich liebe dich auch..", hauchte ich zwischen zwei Küssen und schlang die Arme um seinen Hals. Ich war immer noch traurig wegen meiner Familie, aber jetzt wollte ich einmal nur für ihn da sein - das hatte ich in den letzten 4 Wochen nicht geschafft. Und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann vermisste auch ich ihn sehr. Unsere unbekümmerten Abende.. Gierig leckte Karyus Zunge über die meine, während seine Hände mich enger umschlangen. Ich wurde so eng an seinen warmen Körper gepresst wie schon lange nicht mehr. Kein Blatt passte mehr zwischen uns, brauchten wir Luft und unsere Münder trennten sich, berührten sich unsere Lippen immer noch. Leise flüsterte ich Karyus Namen, klammerte mich an ihn. Ich war froh, so fest von ihm im Arm gehalten zu werden, ihm so nah zu sein. Er lächelte mich leicht an, liebkoste dann meine Lippen, während eine Hand von ihm unter mein Shirt glitt und es ein Stück hoch schob. Keuchend lehnte ich mich etwas zurück und half ihm dabei, mir das Schlafoberteil auszuziehen. Sofort umfingen mich seine Hände wieder, drückten mich an ihn, und seine weichen Lippen küssten meinen Hals. Ich stöhnte leise auf und schloss die Augen. Karyu ließ sich ausgiebig Zeit und saugte sanft, aber spürbar an der Haut. Es löste einen angenehmen Schauer in mir aus. Ich seufzte leise und krallte meine Finger immer stärker in Karyus Schultern. Das Gefühl, ich könnte allein durch seine geschickten, weichen Lippen kommen, breitete sich in mir aus. Das schien er zu merken, denn unvermittelt verzogen seine Lippen sich an meinem Hals zu einem Grinsen. "Du hängst ganz angespannt in meinen Armen und gibst so süße Laute von dir..", raunte er gegen meine Haut und ich spürte seine Hand an meiner Seite hinabgleiten, dann streichelte sie mit sachtem Druck über meinen Schritt. Wohlig seufzte ich erneut auf, hielt immer noch die Augen geschlossen. "Karyu..", säuselte ich, hatte den Kopf gegen seine Brust gelegt und versuchte, etwas auf seine Worte zu erwidern. Vorsichtig drückte er mich in die weichen Kissen, woraufhin ich die Augen leicht öffnete. Gerade rechtzeitig, um beobachten zu können, wie er mir die Shorts auszog und einen Kuss auf meinen Bauchnabel setzte. Ich lächelte verhangen. "Du auch..", sagte ich leise und streckte einen Arm um an seiner Boxershorts zu zupfen. Auch seine Unterwäsche fand den Weg auf den Boden, während ich mich wieder aufsetzte. "Ich will dich ganz nah..", hauchte ich leise keuchend, woraufhin Karyu nickte. "Im Sitzen?", fragte er mich, was ich bejahte. Doch erstmal kniete ich mich lediglich über seine Beine. Es würde uns Kraft kosten, aber ich wollte ihn jetzt für eine Weile langsam und intensiv. So nah es eben ging. Ich schlang die Arme um seinen schlanken Nacken, richtete mich etwas auf und haschte kurz nach seinen Lippen, bevor er eher blind nach der Tube Gleitgel griff. Ich keuchte leise gegen Karyus Hals, knabberte sachte daran und ließ erst von der weichen Haut ab, als ein geschickter Finger meines Lieblings sich zwischen meine Pobacken stahl. Karyu fing meine Lippen ein, nagte genüsslich an meiner Unterlippe, während sein mit Gel benetzter Finger über meinen Eingang rieb, meinen Muskelring umkreiste. Ich knurrte leise und drückte meinen Hintern dem Finger entgegen. Karyus Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln, doch er erbarmte sich sofort und tauchte seinen Finger in mich. Seufzend löste ich mich von seinen Lippen und vergrub das Gesicht an seiner Schulter, bewegte mich leicht dem Finger entgegen, dem bald ein weiterer folgte. Ich raunte mit dunkler Stimme Karyus Namen, hielt mich mit lockerem Griff um seinen Hals an ihm fest. Heute war uns nicht nach Spielen. Mir überhaupt nicht, und Karyu hielt sich bis jetzt auch zurück. Heute ging es um die Nähe, die Tiefe und Ernsthaftigkeit unserer Liebe. Es ging um uns. Nicht darum, zu experimentieren und einfach nur Spaß zu haben. Wir wollten einander im Arm halten, uns etwas Gutes tun. Die Finger glitten immer wieder in mich, lösten ein immer süßer werdendes Gefühl in meinem Unterleib aus. Während Karyu mich sanft vorbereitete, kuschelte ich mich leise keuchend an ihn und wurde langsam ungeduldig, auch wenn ich wusste, dass es nötig war. "Nh..Karyu~.." Flehend löste sich sein Name von meinen Lippen, als seine Finger über den süßen Punkt in meinem Innern rieben. Er summte leise und zog die Finger langsam, beinahe neckend, zurück. Ich seufzte auf und hob den Kopf, haschte nach Karyus weichen Lippen. Flüchtig leckte er über meine Unterlippe, strich mit der Hand leicht über meinen Rücken. Ich ließ seine Zunge hinein und nahm mir etwas Zeit, den Kuss zu vertiefen. Karyu zu küssen gab mir immer ein Gefühl von Geborgenheit, selbst wenn wir einmal ganz wild dabei waren. Immer war diese angenehme Vertrautheit da. Wäre sie nicht da, würde ich mich unwohl fühlen. Viele Menschen fanden wohl gerade diese Vertrautheit nach einigen Jahren langweilig und redeten etwas von Beziehungsroutine daher. Das Problem hatten wir nicht. Wir schätzten einander. Und auch wenn ich gewissen Veränderungen und Abwechslung gegenüber nicht abgeneigt war, befürwortete ich in diesem Fall die Vertrautheit. Erregt keuchend machte ich mich von Karyu los und setzte mich auf seinen Schoß, schlang die Beine locker um ihn, während auch die seinen mich leicht umfingen. Karyus volle Lippen liebkosten die meinen, lenkten mich etwas von den sanften Händen ab, die sich an meinen Po legten und mich etwas anhoben. Seufzend löste ich mich von den sündigen Lippen, krallte die Hände hinter mich in Karyus Oberschenkel, während er mich auf seinen Penis dirigierte. Als die feuchte Spitze gegen meinen Eingang drückte, ließ ich mich langsam auf ihn sinken, legte leise stöhnend den Kopf in den Nacken. Ich genoss den angenehmen Druck, den er in meinem Unterleib auslöste. "Nh.." Karyus Hände wanderten kosend zu meinem Rücken, hielten mich fest, während ich sein Glied ganz in mir versinken ließ. Keuchend hielt ich inne, gab mir einen Moment um mich an das Gefühl zu gewöhnen, bevor ich eine Hand löste und den Arm um Karyus Hals legte. Er verstand und drückte mich mehr an sich, sodass ich auch sein anderes Bein loslassen konnte. Ich legte die Arme um seinen Hals, schmiegte mich keuchend an ihn. Es gab kein Körperteil, dass Karyus Haut nicht berührte. Zufrieden schnurrend genoss ich die Nähe, die weichen Lippen, die sich an meinen Hals legten und sachte daran saugten. Ich stöhnte auf und rollte automatisch mein Becken leicht gegen seines. Diese Bewegung ließ uns beide genussvoll aufstöhnen. "Zero..", keuchte er verlangend auf, weswegen ich begann, mich langsam auf ihm zu bewegen. Karyus Hände krallten sich in meinen Rücken und auch ich klammerte mich an ihn, während er sich mir leicht entgegen hob. Leise stöhnte ich auf. Mein Körper spannte sich schon jetzt immer mehr in süßer Versuchung an. So eng, wie wir beieinander saßen, wurde meine pochende Erregung gegen Karyus Bauch gedrückt, rieb über die warme, glatte Haut. Ich schnaufte erregt und versuchte, mich zusammenzunehmen, aber es war schwierig. Wir hatten eine Weile keinen Sex mehr gehabt und so langsam wollte ich nur noch Erlösung. Ungehalten stöhnte ich Karyus Namen und bohrte meine Fingerspitzen in seine Haut, da er zusätzlich immer wieder meinen süßen Punkt berührte. Ich konnte schon jetzt nicht mehr! Das spürte offenbar auch Karyu. Keuchend senkte er den Kopf und nagte sanft an meinem Ohrläppchen, während seine Stöße sachter und weniger tief wurden. "Du bist schon kurz davor...möchtest du noch etwas länger?" Normalerweise war ich kein Freund von Quickies. Deswegen nickte ich hastig. Karyus Finger hoben mein Kinn und er küsste mich lange, bewegte sich mir nicht mehr entgegen und auch ich hörte auf, um wieder etwas runterzukommen. "Gut, leg dich hin...", raunte er gegen meine Lippen, während seine Hände sich wieder unter meinen Po schoben. Er half mir dabei, mich aufsetzen, und drückte mich dann sanft in die Kissen. Ohne ihn in mir fühlte es sich seltsam leer an. Ich konnte es nicht erwarten, Karyu wieder in mir zu spüren. Er war so frei und schob mir mit einem verhangenen Lächeln ein weiches Kissen unter meinen Po, bevor er sich tiefer über mich beugte und meine Lippen einfing. Ich seufzte leise, aber wohlig in den Kuss, während ich mich langsam entspannte, etwas ruhiger wurde. Sanft streichelte ich über Karyus Seiten, wollte den Kuss vertiefen, aber er wanderte mit dem Kopf tiefer, liebkoste meinen Hals und knabberte dann kurz an meinem linken Schlüsselbein. Ich sank genießend etwas tiefer ins Kissen, krallte meine Hände dort hinein, während ich mich lächelnd unter Karyu rekelte. Seine Lippen, Zähne und seine Zunge auf meiner sensiblen Haut fühlten sich wunderbar an. Kurz schloss ich die Augen und seufzte genießerisch auf, als er meine Brustwarzen so lange mit der Zunge umkreiste, bis ich frustriert aufstöhnte und er endlich sanft hineinbiss, dann entschuldigend darüber leckte. In meinen Lenden zog es wieder heftiger. Keuchend und unruhig wand ich mich unter Karyu, welcher weiter wanderte und schließlich mit der Zunge über meine Erregung leckte, weswegen ich stöhnend den Kopf in den Nacken warf. Er setzte einen Kuss auf die Spitze und hob den Kopf. "Ich würde hier gerne weitermachen, aber ich denke..." "...dann werde ich gleich viel zu früh kommen und alles ist vorbei", beendete ich den Satz. So wollte ich es nicht enden lassen. Ich streckte die Arme verlangend nach Karyu aus. "Ich will dich wieder in mir.." Sofort schob er sich über mich, sodass ich die Arme um seinen Hals schlingen konnte. Frech drängelte Karyu sich zwischen meine Beine, die ich leicht anhob und gegen seine Hüfte drückte. Kaum, dass er nach meinen Lippen haschte, schmiegte er sich dichter an mich und rieb seine Erregung gegen meinen Hintern. Angetan knurrte er in den Kuss, während ich mich mit einem leisen Keuchen von seinen vollen Lippen löste. Ich brauchte ihn noch viel näher! Hitze strömte durch meine Adern, ballte sich unter meiner Bauchdecke. "Karyu..", stöhnte ich leise gegen seine Lippen und drückte mich ihm entgegen, vergrub eine Hand in seinen blonden Strähnen. Wollte er, dass ich ihn anflehte? Er hob den Kopf und lächelte mich nachsichtig an, küsste nochmals meine Lippen, bevor er sich etwas aufrichtete und sich dann zielsicher endlich wieder in mir versenkte. Mit einem Ruck glitt er komplett in mich, weswegen ich erregt wimmerte und die Beine fester um seine Hüfte schlang, um ihn so noch tiefer zu drücken. Ein erregtes Zischen kam über Karyus Lippen, während er sich sogleich wieder ein Stück zurück zog und erneut zustieß. "Ngh~.." Stöhnend drückte ich den Rücken durch und bewegte mich gierig gegen ihn. Der angenehme Druck, die kräftigen Stöße brachten mich um den Verstand. Ich schloss die Augen und krallte mich genießend an ihm fest. Mein Kopf war völlig leer, meine Welt bestand nur noch aus Karyu, seinen erfüllenden Stößen, Hitze und dem bitter-süßen Gefühl in meinem Unterleib. Heiß atmete Karyu gegen meinen Hals, immer wieder seufzte er erregt auf, mit jedem Stoß, den er tat. Ich wollte nur noch Erlösung, drückte stöhnend den Kopf in den Nacken. Mein Körper war schweißgebadet, das Laken klamm, in welches ich meine Hand krallte, während die andere in Karyus feuchtes Haar vergraben war. Keuchend zuckte ich zusammen, als sich unvermittelt spitze Zähne in meinen Hals bohrten. Karyus Stöße wurden ruckartiger, während er entschuldigend mit der Zunge über die malträtierte Stelle leckte. Er würde jeden Moment in mir kommen und auch ich spürte meinen erlösenden Höhepunkt näher auf mich zu kommen. Immer wieder krampften sich meine Muskeln zusammen und im Wechsel stöhnte und keuchte ich Karyus Namen. Fest versenkte er sich weiterhin in mir, trieb uns beide dem Höhepunkt entgegen. Ich war der Erste, der der süßen Versuchung nachgab. Heftig verengte ich mich um den Blonden, als ich laut stöhnend kam und mich zwischen uns ergoss. Mein Körper zitterte vor Anspannung, unbewusst hatte ich mich in Karyus Rücken festgekrallt, während ich meine Erlösung fand, mich von dem alles überschwemmenden Gefühl mitreißen ließ in den weißen Himmel, nach dem ich mich gesehnt hatte. Karyu währenddessen trieb sich noch ein paar letzte Male in mich, bevor auch er ungehemmt stöhnend seinen Höhepunkt erreichte. Heiß keuchend verströmte er sich in mir und verweilte tief in mir versenkt. Ich spürte, wie sein Körper erschauerte, weswegen ich ihn fest in den Armen hielt, ihn an mich drückte und in seiner Nähe ertrank. Ich gab ein zufriedenes Purren von mir, während er das Gesicht an meinem Hals vergrub und heiß dagegen atmete. Langsam löste ich meine Beine von seiner Hüfte, strich ihm kurz durch die feuchten Haare, bevor ich auch die Arme von mir streckte und genießend die Augen schloss. Vorsichtig entzog Karyu sich mir, blieb aber auf mir liegen und schmiegte sich sanft an mich. Einzig unser schweres Atmen hallte von den Wänden wieder. Lange blieben wir so liegen, genossen die Nähe und Wärme, das zufriedene Gefühl, das uns durchströmte. Karyu hob den Kopf und legte seine Lippen sanft auf meine, lockte mich zu einem liebevollen Kuss, der etwas träge war, mir aber in dem Moment vollkommen perfekt erschien. "Ich liebe dich", hauchte er gegen meine Lippen und schenkte mir ein Lächeln, das mein Herz leichter machte, bevor er sich aufrichtete und etwas zurück rutschte, dann jedoch noch mal den Kopf senkte und mit der Zunge durch meine Erlösung leckte, die sich auf meinem Bauch verteilt hatte. "Nh, Karyu..komm schon, dafür haben wir Taschentücher..", murmelte ich etwas verlegen und wollte mich aufsetzen, um danach zu suchen, aber Karyu hielt mich grinsend davon ab. "Schon gut, schon gut", erwiderte er nur und griff beiseite zum Nachttisch, wo eine Packung Taschentücher lag. Nachdem er uns beide gereinigt hatte, ließ er sich neben mich sinken und streichelte über meine Wange. "Besser?" Ich nickte. "Viel besser.." Ich küsste ihn und schaltete das Licht aus. Es war bereits weit nach Mitternacht. "Gute Nacht." "Schlaf schön, mein Schatz", erwiderte Karyu leise und kuschelte sich unter der Bettdecke an mich. Fast hatte ich schon vergessen, weshalb ich den ganzen Tag über schon so missgelaunt und niedergeschlagen gewesen war. Jetzt fühlte ich mich besser, zuversichtlicher. Aber dennoch schlief ich mit dem Gedanken an den Familienstreit ein. Das einzig tröstende war Karyus Wärme, die mich einlullte und schnell einschlafen ließ. ~~~ Next chapter to come soon... Kapitel 2: Licht am Ende des Tunnels ------------------------------------ Keuchend rannte ich die dunkle Straße entlang. Die Laternen zu meiner Rechten schalteten sich eine nach der anderen aus. Ich wusste nicht warum, aber es jagte mir Angst ein. Ich lief so schnell ich konnte, versuchte, im Hellen zu bleiben. Doch die Laternen schalteten sich immer schneller ab und ich konnte nur noch zusehen, wie die Straße vor mir immer weiter im Dunkel versank. Ich warf einen Blick über die Schulter, da war niemand. Mir wurde klar, dass auch keiner hinter mir her war. Es gab jemanden, den ich einholen musste. Auch wenn meine Lungen brannten, ich rannte weiter, während es um mich herum immer dunkler wurde. Die Angst kroch immer weiter in meine Glieder, lähmte mich, und schließlich stolperte ich, fiel zu Boden. Mitten in der Dunkelheit. In der Ferne war etwas zu hören. Ein unheilvolles Geräusch, das sich mir rasch näherte. Ich wimmerte leise und versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Aber ich schaffte es nicht, die Panik hatte meine Beine in Wackelpudding verwandelt. Ich fiel zurück auf die Knie und hielt mir die Augen zu. Etwas war auf dem Weg zu mir... Ich war verloren. Ängstlich wimmernd riss ich die Augen auf. Mein Herz pochte wie wild. Ich war schweißgebadet. Verwirrt blinzelte ich und stellte fest, dass das Telefon klingelte. Hinter mir murrte Karyu. "Zero, geh ran...ist bestimmt deine Mutter.." Da hatte er wohl Recht. Sofort schoss ich in die Höhe und schwang die Beine aus dem Bett, um das Zimmer zu durchqueren und nach dem Mobilteil des Telefons zu greifen. Tatsächlich rief meine Mutter an. "Ja, Mama?", meldete ich mich und setzte mich zurück aufs Bett. "Guten Morgen, mein Schatz. Störe ich dich gerade?", erklang ihre vertraute Stimme. Mein Herz pochte immer noch wie wild, allerdings hatte ich nun eher Angst vor dem Gespräch, als vor etwas Unsichtbarem. "Aber nein. Ich habe Zeit.", erwiderte ich nur und wuschelte mir durchs Haar, während Karyu aus dem Bett stieg.. "Gut... Wie geht es dir denn?", wollte meine Mutter wissen. Ihr Tonfall war vorsichtig. Ob sie ähnlich wie ich die Sorge hatte, etwas Falsches zu sagen? "Mir geht es gut", antwortete ich und wurde mir im selben Moment darüber klar, dass ich log. Mir ging es nicht gut, der Streit in unserer Familie belastete mich ja. "Na ja, um ehrlich zu sein, habe ich etwas Stress. Du weißt ja...", murmelte ich nur und überließ es ihr, zu entscheiden, ob ich wie sonst so oft die Arbeit meinte, oder diesmal auch auf die Meinungsverschiedenheiten anspielte. "Das tut mir sehr leid", erwiderte sie leise und seufzte. Da war mir klar, dass sie ahnte, dass ich auch den Streit meinte. Karyu strich mir sanft übers Haar. "Ich geh duschen und mache uns Kaffee", flüsterte er und küsste meine Stirn, bevor er das Schlafzimmer verließ. Ich sah ihm hinterher und fühlte mich irgendwie allein - verlassen eben. Leise seufzte ich und überlegte, was ich meiner Mutter nun sagen sollte, als sie aber schon fortfuhr. "Das nimmt dich alles sehr mit, nicht wahr? Das habe ich nicht bedacht. Die Zwillinge sind auch..ganz aufgelöst." Ich schüttelte den Kopf. In ihrer Stimme schwang eine große Entschuldigung mit. "Warte, warte. Du hast Recht, es nimmt mich mit. Der Streit...ich meine, ich hab die Zwillinge noch nie so gesehen. Es macht mir zu schaffen, dass sie sich so verhalten." Ich machte eine kurze Pause. "Ich denke, dass es gut ist, dass du jemanden gefunden hast...", fügte ich leise hinzu. Sie seufzte. "Schatz, vielleicht ist es besser, wenn wir darüber nicht am Telefon sprechen.." Ich hielt inne. "Willst du, dass ich vorbei komme?" "Wenn du die Zeit hast, ja. Ich würde mich sehr freuen, dich wiederzusehen. Es muss ja nicht für lange sein. Du kannst auch gerne Yoshitaka mitbringen. Ich habe ihn schon sehr lange nicht mehr gesehen.", bot sie an. "Oh...mh..ich denke, wir könnten am Wochenende zu dir kommen. Ich werde Yoshi noch fragen müssen, aber ich glaube, er würde gern mitkommen." "In Ordnung. Es wäre schön, wenn ihr beide vorbei kommen könntet. Ruf mich einfach an, wenn du mehr weißt." "Ja, mache ich, Mama", versprach ich und fühlte mich besser. Sie war nicht böse auf mich. Sie schien ähnlich traurig wie ich zu sein, dass die Zwillinge so einen Aufstand machten. Ich kam nicht umhin, zuzugeben, dass ich den Standpunkt meiner Geschwister verstehen konnte, aber wirklich teilen konnte ich ihn nicht. Und nun würde ich meine Mutter aufmuntern müssen. "Bis später. Ich wünsch dir noch einen schönen Tag", verabschiedete ich mich. "Danke, ich dir auch. Ich hab dich lieb, mein Schatz. Bis bald." Nachdenklich legte ich auf und starrte ins Leere. Nach dem kurzen Gespräch fühlte ich mich etwas besser. Seufzend stand ich auf und verließ das Schlafzimmer. Karyu war noch im Bad. Ich legte das Telefon beiseite und stahl mich zu meinem Liebsten unter die Dusche. "Hey...wie war's?", erkundigte er sich sanft, als ich die Arme von hinten um seine Mitte schlang. "Gut, denke ich. Sie möchte, dass ich sie besuchen komme. Sie sagte, sie würde dich auch gern wiedersehen. Wenn du also willst, kannst du mitkommen", antwortete ich leise, während er eine Hand auf die meinen legte. "Natürlich begleite ich dich." Er drehte sich in meinen Armen zu mir um und gab mir einen Kuss. "Das ist doch ein gutes Zeichen, dass sie dich sehen möchte und mit dir reden will." Ich nickte und lächelte leicht. "Ja, ist es. Sie scheint mir nicht wirklich böse zu sein." Als wir miteinander gesprochen hatten, nachdem sie uns allen von dem neuen Mann in ihrem Leben erzählt hatte, hatten wir uns angeschrien. Und die Zwillinge waren mittendrin und auch nicht begeistert gewesen. Mittlerweile schämte ich mich furchtbar für mein Verhalten. Ich hatte einen schlechten Tag gehabt und dann ließ sie diese Bombe platzen. Ich war ebenso empört wie meine Geschwister gewesen, aber im Gegensatz zu ihnen hatte ich mich bei unserer Mutter entschuldigt und dazugelernt. "Zero, Schatz..", säuselte Karyu und riss mich mit seiner sanften Stimme aus meinen Gedanken. "Wo bist du schon wieder?" Ich schreckte auf und sah ihn verlegen an. "Entschuldigung. Ich bin nur so froh, dass...sie noch mit mir redet." Er lächelte nachsichtig und schlang die Arme um mich, bevor er mich mehr unter die Wasserstrahlen zog. Ich seufzte, als Karyu den Wagen in der Einfahrt abstellte. Nachdenklich betrachtete ich das Grundstück meiner Mutter, raffte mich dann zusammen und öffnete die Autotür, doch bevor ich aussteigen konnte, hielt Karyu mich fest und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Ich erwiderte das und beugte mich vor, um ihn zu küssen. "Danke, dass du mitkommst", sagte ich leise, doch er winkte ab. "Ist doch selbstverständlich. Ich will dich unterstützen - und deine Mutter wiedersehen!" Fröhlich stieg er aus und schloss das Auto ab, nachdem auch ich raus war. Ich lächelte leicht, während wir zum Haus rübergingen. Manchmal erschreckte es mich, wie gut Karyu und meine Mutter miteinander auskamen. Für ihn war sie wie die liebende Mutter, die er sich immer gewünscht hatte. Und sie hatte ihn mit offenen Armen empfangen, behandelte ihn, als wäre er ihr eigener Sohn. Das war natürlich nicht immer so gewesen, aber ich war unglaublich froh, dass es sich nun so gut entwickelt hatte. Meine Mutter liebte nicht nur mich und die Zwillinge, sondern auch Karyu in gleicher Weise. Ich klingelte und sofort wurde die Tür aufgerissen, als hätte meine Mutter schon direkt dahinter auf uns gewartet - allerdings war es mein Bruder, der mir gegenüber stand. Überrascht starrte Kaname mich an. "Michi..", stieß er lediglich hervor, woraufhin ich ihn schief anlächelte. Unvermittelt kam meine Mutter in den Flur und sah uns mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck an. "Michiya, Yoshitaka, ihr seid ja schon da.!", begrüßte sie uns wenig liebevoll, weswegen ich kurz auf meine Uhr schaute. "Ja...wir sind 10 Minuten zu spät", wies ich sie darauf hin, dass unser Besuch um die Zeit keine Überraschung mehr hervor rufen dürfte. "Oh..ich habe völlig die Zeit vergessen", erwiderte sie, während mein Bruder sich räusperte. "Ich gehe dann", meinte Kaname, woraufhin ich die Augenbrauen hob, aber bevor ich etwas dazu sagen konnte, umarmte er mich. "War schön dich zu sehen, großer Bruder." Er ließ mich los und nickte Karyu zu. "Yoshitaka." Er drängelte sich zwischen uns durch und verließ das Grundstück. Verwirrt sah ich ihm hinterher. Er war höflich wie eh und je. Manchmal fragte ich mich, warum er sich noch in die Familie einmischte. Er interessierte sich nicht wirklich für uns... Ich sah zu meiner Mutter, als diese seufzte. "Entschuldigt das kleine Chaos. Kaname und Tomoko sind kurzfristig vorbei gekommen, als sie hörten, dass ihr heute kommt und..wir haben uns etwas verquatscht, wie es aussieht", versuchte sie zu erklären, was mich etwas misstrauisch machte. Wahrscheinlich hatten sie sich eher gestritten, und Kaname hatte gerade wutentbrannt gehen wollen. Er hatte sich nicht mal von unserer Mutter verabschiedet. "Kommt erstmal rein, ihr beiden", sagte sie und winkte uns hinein. Ich streifte mir die Schuhe von den Füßen und betrat das Wohnzimmer, wo ich plötzlich jemanden im Arm hatte. "Tomoko! Du bist noch hier.", rief ich lächelnd aus und drückte meine kleine Schwester an mich. "Natürlich! Ich lass es mir doch nicht nehmen, dich zu begrüßen! Schön dich zu sehen", sagte sie vergnügt und knuddelte mich durch. "Hey, können wir...können wir mal reden?", fragte ich leise und sie nickte. "Natürlich, Nii-chan, aber nicht heute. Wie lange bist du denn noch hier?", erkundigte sie sich, woraufhin ich leise seufzte. "Nur bis übermorgen." "Oh.." Sie löste sich von mir und sah mich an. "Das ist aber kurz. Na, du bist eben beschäftigt, was? In Ordnung, dann komme ich morgen noch mal vorbei, denke ich. Oder komm zu mir, wie du willst." Sie sah auf die Uhr. "Jetzt muss ich aber auch los! Bis ganz bald!" Strahlend drückte sie mir einen Kuss auf die Wange, fiel Karyu kurz um den Hals und sagte eher schüchtern meiner Mutter Auf Wiedersehen, bevor sie ging. Dass etwas zwischen ihr und unserer Mutter stand, war zu sehen. "Nun gut", meine Mutter klatschte in die Hände. "Jetzt will ich euch aber auch endlich mal begrüßen!" Lächelnd drückte sie uns beide gleichzeitig an sich und drückte jedem von uns einen Kuss auf die Wange. "Es ist wunderbar, euch wieder mal hier zu haben! Das letzte Mal war wann?" Sie löste sich von uns. "Vor drei Jahren?" "Du übertreibst, Mama", erwiderte ich und hielt ihrem vorwurfsvollen Blick stand. "Es sind vielleicht 8 Monate." Sie schnaubte. "Vielleicht 8 Monate? Es sind 9 Monate, mein Schatz, 9 Monate und 2 1/2 Wochen!" Ich musste grinsen. Sie hatte also mitgezählt. Amüsiert stieß Karyu mir leicht mit dem Ellenbogen in die Rippen. "Das ist aber wirklich lang", stimmte er ihr zu. "Michiya sollte sich schämen, so lange nicht mehr hierher gekommen zu sein." Empört sah ich ihn an. Nun war es meine Mutter, die grinste. "Ja, sollte er. Aber du dich auch, Yoshi-chan. Du hättest ja auch mal kommen können. Oder Michiya dran erinnern können!" Sie nickte uns streng an. Nun war ich es, der Karyu in die Seite stieß. Dann wandte ich mich meiner Mutter zu. "Wir werden uns bessern, Ma", versprach ich ihr. "Na gut", lenkte sie ein und schenkte mir ein Lächeln. "Ihr wollt euch sicher ausruhen und eure Sachen verstauen. Ich mache in der Zeit Essen, was haltet ihr davon?" "Ja, das...das ist gut, aber..." Ich hielt inne und suchte nach Worten. So ganz passte es mir ja eigentlich doch nicht. Ich hätte lieber sofort mit meiner Mutter gesprochen, um die Dinge zu klären. Karyu, ganz mein Liebster, schien das zu merken. Er gab mir einen Kuss auf den Kopf. "Ich werde kurz rausgehen und eine rauchen. Bin gleich wieder da." Er zwinkerte uns zu und ging tatsächlich einfach hinaus, weswegen meine Mutter mich verwirrt ansah. "Habe ich etwas Falsches gesagt?" "Ach was, nein", winkte ich ab und ergriff ihre Hand, um sie sanft mit zum Esstisch zu ziehen. "Er hat mir nur einen Gefallen getan." Verlegen sah ich sie an, während wir uns setzten. "Ich..ich will lieber gleich mit dir reden." "Ich verstehe...das hättest du mir doch einfach gleich sagen können, mein Schatz.", erwiderte sie leicht lächelnd, seufzte dann aber und senkte den Blick. Aufmerksam betrachtete ich sie, wie sie mit dem Stoff ihres Rockes spielte. Sie war wunderschön. Auch wenn der Tod meines Vaters ihr Gesicht gezeichnet hatte und auch die Spuren des Alters Einzug hielten, so war sie immer noch wunderschön. Ihr schwarzes Haar war nur leicht von silbernen Strähnchen durchzogen. Sie trug sie zu einem lockeren Dutt zusammen gebunden. Ihre Kleidung war nach wie vor praktisch, aber elegant, ihr Erscheinungsbild gepflegt: das war meine Mutter. Sie sah aus wie früher. Nur jetzt stand wieder der Kummer in ihren Augen. Das war etwas, was ich nie wieder hatte sehen wollen. Sie verdiente mehr als das. Mehr als das, was ihre Kinder nun taten. Ich schämte mich plötzlich wieder sehr für mich und meine Geschwister. Ich räusperte mich. "Mama", sagte ich leise und streckte den Arm aus, um ihre Hand zu ergreifen. "Es tut mir wirklich furchtbar leid, wie alles gelaufen ist. Als du es uns gesagt hast, haben wir schrecklich reagiert. Es war respektlos. Ich hab dich nicht anschreien wollen.", begann ich, während sie fest meine Hand drückte und mich ansah. "Das weiß ich doch. Du hattest einen schlechten Tag, das hast du mir ja gesagt und du hast dich bereits bei mir entschuldigt. Das ist vergeben und vergessen." Ich schüttelte den Kopf. "Aber Kaname und Tomoko haben es nicht getan, oder?", wollte ich leise wissen. Sie seufzte. "Ich weiß, dass es ihnen leid tut." "Das reicht aber nicht. Ich werde mit ihnen reden.", erwiderte ich resigniert, woraufhin sie mich milde ansah. "Aber Michiya, was ist das wert? Sie müssen von sich aus darauf kommen und sich entschuldigen, anstatt es nur zu machen, weil du es willst." Sie lächelte mich warm an. "Sie lieben und verehren dich, mein Schatz. Was du sagst, machen sie auch." Etwas befremdet lehnte ich mich zurück. "Nein...es ist nicht mehr wie früher, Mama. Sie sind nun erwachsen, auch wenn man es manchmal nicht glauben mag. Sie sind Ende 20 und stehen auf eigenen Beinen." "Aber dennoch leben sie immer noch in dieser verschlafenen Kleinstadt. Sie mögen Kumagaya nicht, genau wie du damals. Aber sie haben nicht die Chance gehabt oder sie zumindest nicht ergriffen, von hier fortzugehen. Ihr Blick ist immer nach Tokyo gerichtet, wo ihr großer Bruder die Erfolgsleiter hoch klettert - und dabei noch Spaß hat. Michiya, wir bewundern und lieben dich alle. Du bist auf dem Teppich geblieben, wie man so schön sagt. Sie wären gern so wie du." Ich schnaubte leise. "Wären sie? Wenn sie sich ein Beispiel an mir nehmen würden, dann hätten sie sich schon längst bei dir entschuldigt." Meine Mutter seufzte. "Sie haben in diesem Punkt eben ihre eigene Meinung. Sie wollen..ihn einfach nicht hier. Ich ersetze ihren Vater, das denken sie", sagte sie leise und stand auf, um nach nebenan in die Küche zu gehen. Bekümmert sah ich ihr nach und wartete, bis sie mit zwei Gläsern Apfelsaft zurück kam. "Du ersetzt Papa nicht, das wissen sie genauso wie ich!" Die Einsicht hatte ich schon früh gehabt. Meine Mutter liebte ihren Mann, auch wenn er tot war. Aber das Leben musste weiter gehen, für sie und für uns. "Da wäre ich mir nicht so sicher", erwiderte sie und setzte sich. "Sie sehen, dass ich ihn gerne bei mir hätte und er hier einziehen soll...das gefällt ihnen nicht." Sie sah mich an. "Und dir auch nicht", fügte sie sachlich hinzu. Ich zögerte und schüttelte dann den Kopf. "So kannst du das nicht sagen. Ich kenne ihn ja nicht mal, wie soll es mir da gefallen? Ich bin ja völlig damit einverstanden, dass du jemanden gefunden hast, den du wieder lieben kannst. Dagegen sage ich gar nichts. Aber wie lange kennst du ihn denn schon, dass du ihn plötzlich hier einziehen lassen willst..?", fragte ich nach, woraufhin sie leicht die Augenbrauen hob. "Mein lieber Sohn, ich weiß genau, was ich tue. Du warst schon lange nicht mehr hier und ordentlich unterhalten haben wir uns auch schon lange nicht mehr. Ich kenne Kazuhiko bereits über ein Jahr. Und ich möchte einfach nicht mehr so allein in diesem großen Haus sein. Meine Kinder haben ihr eigenes Heim und mein Mann ist nun auch nicht mehr da. Für mich allein ist dieses Haus viel zu groß. Und mit meiner Rente kann ich das nicht mehr lange durchhalten. Kazuhiko geht es ähnlich. Warum also nicht zusammen ziehen. Vielleicht wäre das Gezeter nicht so furchtbar geworden, wenn wir uns entschlossen hätten, dass ich umziehe anstatt er. Aber sein Haus ist leider etwas baufällig. Es ist die beste Entscheidung so.", erklärte sie ruhig, woraufhin ich erstmal schwieg. Meine Mutter trank aus dem Glas Apfelsaft, während ich den Blick senkte und tief durchatmete. Was ich auf jeden Fall vermeiden wollte, war ein Streit. "Gut, in Ordnung. Ich verstehe. Das hatten wir beim letzten Mal nicht geklärt", lenkte ich ein. Sie nickte. "Jetzt weißt du Bescheid." Sie zögerte und sah mich vorsichtig an. "Vielleicht möchtest du ihn ja einmal kennen lernen?" Ich schluckte und hob unsicher den Blick. Wollte ich das? "Deine Geschwister brauche ich nicht fragen. Die machen sofort dicht, wenn es um ihn geht. Aber es wäre vielleicht ganz sinnvoll, ihn zu treffen. Es muss ja nicht für lange sein, Schatz", sagte sie und nahm sanft meine Hand. "Ich kann ihn morgen zum Kaffee einladen, wie wäre das? Yoshitaka bleibt natürlich bei uns. Wir essen einen leckeren Kuchen und trinken etwas heißen Kaffee, du bekommst dein extra Sahnehäubchen", versprach sie lächelnd. "Wir unterhalten uns ein bisschen, damit du einen Eindruck bekommst, und schon ist alles wieder vorbei. Hm?" Ich musste lächeln. "Du hast ihn schon gefragt, oder? Ob er kommen würde?" Sie nickte ertappt. "Ja, habe ich. Ich hatte gehofft, dich überreden zu können." Ich seufzte und sah sie sanft an. "Kannst du auch, Mama. Ist in Ordnung, ich würde ihn gern einmal kennen lernen." Sofort begann sie zu strahlen. "Das ist mein Sohn! Danke, Schatz." Sie stand auf und umarmte mich. Ich lächelte und stand auch auf, nachdem sie mich losgelassen hatte. "Nein, dank mir nicht dafür." "Doch, danke für die Chance. Es wird schon gut werden. Ihr werdet euch bestimmt verstehen." Ich grinste. "Karyu mit Sicherheit. Er kitzelt aus jedem Menschen noch das Gute raus", sagte ich zwinkernd, weswegen sie mir sanft gegen die Schulter stupste. "Da wird er jede Menge rauszukitzeln haben", erwiderte sie. "Schau doch mal nach deinem Sonnenschein. Ich werde jetzt mit Essen kochen anfangen. Und nein, du kannst mir dabei nicht helfen", sagte sie lächelnd und schob mich aus dem Wohnzimmer. Schmunzelnd schlüpfte ich in meine Schuhe und ging hinaus in den Garten, suchte nach Karyu. Lange suchen brauchte ich nicht. Er saß vor dem Grundstück auf einer Bank und starrte nachdenklich, an seiner Zigarette ziehend, in den bewölkten Himmel. "Hallo, Fremder", sagte ich schmunzelnd und setzte mich zu ihm. Er wandte mir den Blick zu und lächelte. "Hey Schatz. Wie geht's dir?" Ich erwiderte sein Lächeln und nahm ihm die Kippe aus dem Mund. "Es ist gut gelaufen." Ich zog genüsslich an der Zigarette, bevor ich sie ihm wiedergab. "Meine Mutter möchte, dass ich ihren Freund kennen lerne." Ich verzog das Gesicht und legte den Kopf schief. "Freund...irgendwie klingt das so modern im Zusammenhang mit diesem alten Mann.." Karyu lachte. "Wenn du meinst, er sei alt, dann ist sie das eigentlich auch, und somit ist es eine indirekte Beleidigung.", philosophierte er. Das wiederum brachte mich zum Lachen. "Ach so. Ich weiß nicht, ich wollte nur ausdrücken, dass 'Freund' nicht die richtige Bezeichnung ist..finde ich. Aber...Partner klingt so...geschäftsmäßig", versuchte ich zu erklären. Karyu schüttelte nur den Kopf und nahm noch einen Zug von seiner Zigarette. "Du machst dir zu viele Gedanken. Der Mann ist ihr fester Freund, ihr Partner, Lebensabschnittsgefährte, nenn es doch wie du willst. Ändern wird sich nichts daran, dass er an ihrer Seite ist." Kritisch sah ich Karyu von der Seite an. "Darauf wollte ich auch nicht hinaus. Er kann gern ihr Freund bleiben. Denke ich." Er lächelte leicht. "Das werden wir morgen ja sehen, oder?" Ich nickte und zögerte. "Du..du wirst doch bleiben?" Verwirrt blickte er mich an. "Du meinst morgen zu dem Treffen? Ja, sicher, wenn das für euch in Ordnung ist, meine ich." Eifrig nickte ich und kuschelte mich an ihn. "Aber ja, Mama hat es extra betont. Sie freut sich sehr, dass du hier bist, also wollen wir doch möglichst viel Zeit miteinander verbringen. Das eben..das war nur.." Ich suchte nach Worten, während er schon abwinkte. "Mach dir keine Gedanken, ich fand es besser, euch alleine und in Ruhe miteinander sprechen zu lassen." Er schenkte mir ein warmes Lächeln, woraufhin ich die Arme um ihn schlang und ihm einen Kuss gab. Seine weichen Lippen bewegten sich sanft gegen meine, zart leckte er mit der Zungenspitze über meine Unterlippe. Dann jedoch löste er sich schon wieder und sah mich ernst an. "Ich sollte dir noch etwas sagen", fing er unheilvoll an, weswegen ich die Stirn runzelte und ihn losließ. Er seufzte. "Nun schau nicht so ängstlich drein, als würde ich dir vom Tod eines Freundes erzählen. Ich hab deine Schwester hier draußen getroffen und mit ihr geredet." Verwirrt hob ich die Augenbrauen. Er legte einen Arm um mich. "Als ich rausging, sah ich sie hier sitzen und hab ein bisschen mit ihr geredet. Sie war sehr traurig." Er machte eine kurze Pause und schien zu überlegen, sah mir dann in die Augen. "Zero, sie hat Angst. Angst um eure Mutter, um das Haus, um deinen Bruder." Ich wurde immer verwirrter. Karyu holte aus. "Sie sprach von der Firma, die eurem Vater gehörte und in der dein Bruder jetzt arbeitet." Ich riss die Augen auf. Wie bitte? Meine Schwester hatte damit nie zu tun gehabt, ebenso wenig wie ich, nur dass ich eigentlich diese Firma mal hatte übernehmen sollen. Blöd nur, dass ich mich dazu entschieden hatte, nach Tokyo zu gehen.. "Ich verstehe es nicht genau und stecke auch nicht in der Materie", fuhr Karyu fort, "aber sie befürchtet offenbar, dass der Einzug dieses Mannes Auswirkungen auf die Firma haben wird. Eure Mutter hat doch noch Anteile an der Firma, richtig?" Ich zuckte mit den Schultern. "Ja, ich glaube schon, aber sie macht nichts damit. Es interessiert sie nicht wirklich. Sie behält sie nur, da die Firma von unserem Vater gegründet wurde..." "Ich verstehe. Genau das scheint Bestandteil von Tomokos Sorgen zu sein. Sie denkt wohl, deine Mutter würde nicht mehr auf die Firma achten, sondern nur Augen für den neuen Mann haben. Und dieser zieht ihrer Meinung nach nur hier ein, um an die Firma ranzukommen. Das ist ihre Befürchtung." "Bitte was." Ich hielt inne und starrte ins Leere. Das konnte jetzt nicht wahr sein. Wütend wandte ich den Blick ab und nahm Abstand von Karyu. "Ich sehe schon, ich muss mit ihr reden." Es gab nicht wirklich Anlass, diese herbei geholte These zu unterstützen, allerdings hatte ich doch etwas Angst, dass sich diese Vermutung ihrerseits bestätigen würde. Einfach nur die Möglichkeit löste Panik in mir aus. Ich räusperte mich und sah Karyu an. "Danke, dass du mir Bescheid gesagt hast. Ich werde morgen diesen Kazuhiko kennen lernen, und dann werde ich mit Tomoko reden. Ich hoffe, das wird sich alles klären." Frustriert seufzend strich ich mir durch die Haare. "Ich dachte, endlich wäre das Wichtigste besprochen, da kommt das nächste Problem." Karyu küsste meine Stirn. "Auch das wird sich klären. Warten wir auf morgen. Ich gehe davon aus, du wirst deiner Mutter nichts davon erzählen?" Ich schnaubte. "Nein, werde ich nicht. Das muss sie nicht wissen. ...außer, es stimmt. Aber da will ich sichergehen." Karyu nickte. "Das verstehe ich. Wollen wir wieder rein? Langsam wird es kalt hier..." Eilig nickte ich. Karyu saß ja schon eine Weile hier draußen... Ich ergriff seine Hand und stand mit ihm auf, dann gingen wir zurück in das warme Haus, wo meine Mutter fröhlich am Kochen war. Nachdem wir zusammen zu Abend gegessen hatten, scheuchte meine Mutter uns endgültig hinauf. Unsere Koffer standen nach wie vor im Flur. "Lasst euch Zeit. Bringt die Koffer in dein altes Zimmer, richtet euch ein bisschen gemütlich ein. Oh, und nehmt doch ein heißes Bad. Ich habe extra deinen Lieblingsbadezusatz gekauft, Michiya. Ruht euch aus und verbringt mal etwas gemeinsame Zeit miteinander - in Ruhe." Sie lächelte uns verschwörerisch zu. Sie wusste wohl, dass wir beide selten in trauter Zweisamkeit zusammen waren. Die meiste Zeit verbrachten wir eben zusammen auf Arbeit, nicht gerade romantisch. Etwas verlegen erwiderte ich ihr Lächeln und räusperte mich. "Ja, Mama. Danke." Ich zog Karyu mit mir, der nur dämlich vor sich hin grinste. Wir erklommen die Stufen hoch in den ersten Stock, wo es ein zweites Bad und zwei große Schlafzimmer gab - darunter jenes, in dem ich als Kind und Jugendlicher gelebt hatte. Karyu kannte sich hier schon aus. Mindestens zwei Mal im Jahr hatten wir versucht, meine Eltern zu besuchen. Nachdem mein Vater gestorben war, war ich natürlich öfter in Kumagaya gewesen, aber seit es meiner Mutter wieder besser ging, war ich immer seltener hochgefahren. Das hing auch damit zusammen, dass wir mit der Band immer mehr zu tun hatten. Wir stellten die Koffer in einer Ecke im Zimmer ab. "Komm mal her, mein Hase", gurrte Karyu, der es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte und die Hand nach mir ausstreckte. Lächelnd setzte ich mich zu ihm und schmiegte mich in seine Arme. Sofort liebkosten Karyus Lippen meinen Hals. "Du weißt, ich ehre deine Mutter und finde dieses Haus ganz wunderbar, und noch besser finde ich es, mit dir zusammen hier zu sein. Und ich liebe heiße Bäder. Daher würde ich dich gern in der Badewanne vernaschen, mein Süßer." Sanft biss er in die sensible Haut. "Nh.." "Ich werte das als ja." Seine Hand strich über meine Seite. "Na komm, wir werden auch leise sein. Und sollte sie doch was hören, dann weißt du: sie freut sich über den Nachwuchs, den wir versuchen zu machen. Aber nie haben werden." Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und stand auf. "Ich geh dann schon mal ins Bad und lasse Wasser ein." Genießend legte ich den Kopf in den Nacken und sog den angenehmen Duft ein. Es war eine Mischung aus Vanille, ätherischen Ölen wie Rosen- und Mandelöl, Kirsche und einem Hauch von Gewürzen wie Rosmarin - welches eine erotisierende Wirkung haben sollte. Ich liebte diesen speziellen Badezusatz seit unzähligen Jahren. Ich zog mich langsam aus und hielt eine Hand ins Wasser. Es war perfekt. Zwei lange Arme schlangen sich von hinten um meine Mitte. Ein seichter Kuss landete in meinem Nacken. Ich seufzte angetan und wanderte mit den Händen hinter mich zu seiner Hose. "Zieh dich aus.." Noch ein Kuss in den Nacken, dann ließ er mich wieder los und zog sich tatsächlich brav aus. Ich lächelte und stieg zufrieden in die Badewanne, setzte mich und beobachtete Karyu dabei, wie dieser sich elegant die Jeans von den Hüften schob. Natürlich entging ihm mein Blick nicht und er grinste mich wissend an, dann kam er an den Rand der Badewanne. "Na, gefällts dir?", wollte er amüsiert wissen. "Mh...die Unterwäsche stört", erwiderte ich und sah zu ihm hoch. "Dann zieh sie mir doch aus." Ich grinste und streckte die Hand nach seiner Shorts aus, um sie mit einem Ruck hinab zu ziehen. Aber damit war mein Spiel noch nicht vorbei. Ich umfasste Karyus schmale Hüfte, damit er ja am Wannenrand stehen blieb, und beugte mich vor, um sein leicht erigiertes Glied in den Mund zu nehmen. Über mir hörte ich Karyu leise aufkeuchen, dann beugte er sich etwas vor und stützte sich mit den Händen neben mir auf dem Rand der Badewanne ab. Zart leckte ich mit der Zunge über die Spitze, bevor ich Karyus Erregung weiter in den Mund aufnahm und sachte daran zu saugen begann. "Zero.." Karyus Stöhnen hallte in meinen Ohren wieder. Innerlich gab ich ein Schnurren von mir. Meistens war es Karyu, der mich beglückte und nicht anders herum. Da verschaffte mir das jetzt Genugtuung. Langsam, neckend, entließ ich ihn langsam wieder, und da er brav die Hüfte still hielt, leckte ich nochmals verspielt über die Spitze seiner Erregung, setzte einen sanften Kuss darauf, bevor ich Karyu los ließ. "Na komm rein, Hübscher.." Ich rutschte zurück und beobachtete Karyu, wie dieser sich kurz fangen musste, die geschlossenen Augen langsam wieder öffnete und schließlich verhangen lächelnd zu mir ins heiße Wasser stieg. Er nahm hinter mir Platz und ich lehnte mich mit dem Rücken an seine Brust. Erstmal war kuscheln angesagt, auch wenn ich bereits seine Erektion spürte, die sich gegen mich presste. Grinsend schloss ich die Augen und entspannte etwas, während Karyu die Arme um mich schlang und sanft mit den Händen über meinen Bauch strich. Ich schnurrte zufrieden, während er mit den Lippen an meinem Hals saugte. Ein wohliges Seufzen löste sich von meinen Lippen. "Du weißt immer, wie du mich rumkriegst..." Karyu lachte leise hinter mir und löste sich von meinem Hals. "Nein nein, du hast doch damit angefangen und mich hinterrücks an den Rand der Badewanne gelotst, nur um mich zu verführen." Ich kicherte. "Falsch, du hast angefangen. Darf ich dich daran erinnern, dass du mir bereits in meinem Zimmer angedroht hast, mich hier vernaschen zu wollen?", erwiderte ich amüsiert. "Touché. Du hast aufgepasst." Er lachte und senkte wieder den Kopf, küsste meine Schulter. "Und das will ich immer noch, mein Schatz.." Er presste mir 'unauffällig' seinen Unterleib entgegen. "Das merke ich, Süßer", erwiderte ich belustigt und drehte mich in seinen Armen etwas, um ihm meine Lippen aufzudrücken. Leise keuchte ich auf, da er den Kuss unerwartet hungrig erwiderte. Ich schmiegte mich enger an ihn und war dankbar für die Badewannenkissen, die schon seit Jahren angebracht waren und es gemütlicher machten, sich hinein zu legen. Tomoko war als Teenager furchtbar dünn gewesen, und ein Bad zu nehmen hatte ihr weh getan, da die Knochen hervorgestanden hatten. Es war kein Fett an ihrem Körper gewesen, das sie hätte schützen können. So war meine Mutter auf die Idee gekommen, mittels Saugnäpfen mehrere dünne Badewannenkissen an der Innenwand und am Rand anzubringen. Wir hatten sie nie entfernt, auch wenn es Tomoko mittlerweile zum Glück wieder besser ging und sie zudem ausgezogen war. Ich war nun dankbar für diese Kissen, so würde keiner von uns blaue Flecken davon tragen. Frech biss Karyu mir in die Unterlippe, weswegen ich den Blick hob und ihm in die dunklen Augen sah. "Mh?" "Deine Gedanken, Schatz. Du denkst gerade zu viel nach." Er schmollte. "Du hast aufgehört mich zu küssen." Ich musste grinsen. "Hab ich das? Ich bin vielleicht unerzogen..." Karyu seufzte und nagte wieder an meiner Unterlippe, strich mit den Händen unter Wasser über meine Seiten. "Das treibst du mir doch, aus...?", hauchte ich leise gegen seine Lippen, woraufhin er leicht lächelte und mich verlangend küsste. Seine Zunge schob sich in meinen Mund, die ich noch versuchte, zurück zu drängen, aber diesmal kannte Karyu kein Erbarmen. Er küsste mich halb um den Verstand. Ich stöhnte leise auf, während ich die Sensation einfach über mich hinweg rollen ließ. Karyu leckte genüsslich über meine Zunge, zog die seine dann langsam zurück, bevor er mich sanft an der Hüfte packte und mich mit der Brust voran gegen den Rand gegenüber drückte. "Uh.." Ich prallte dagegen, stützte mich grade so mit den Händen ab. Schon spürte ich spitze Zähne in meinem Nacken, die sich mehr oder weniger sanft in meine Haut bohrten. Erneut verließ ein leises Stöhnen meine Lippen, während ich die Augen schloss. "Natürlich treib ich dir das aus, Liebster..", schnurrte Karyu in mein Ohr, zog sanft mit den Lippen an meinem Ohrläppchen. Seine Hand schob sich meinen Rücken entlang, hinunter zu meinem Po. Atemlos keuchte ich Karyus Namen, reckte ihm automatisch meinen Hintern entgegen. Seine Finger glitten in mich, bewegten sich vorsichtig in mir. Ich verschränkte die Arme auf dem Wannenrand und bettete meine Stirn auf ihnen, ächzte leise, während es immer heftiger in meinen Lenden zog. Süße Hitze staute sich in meinem Unterleib, immer wieder stöhnte ich leise auf. "Karyu..", hauchte ich erneut seinen Namen, hob etwas den Kopf, während meine Finger das kühle Keramik umklammerten. Karyu küsste sanft meine Schultern, dann zog er seine Finger zurück und schon im nächsten Moment drang er mit einem Ruck in mich ein. Ungewollt entkam mir ein ungehaltenes Stöhnen. Ich spürte Karyus sanfte Hände um meine Mitte, die mich stützten, während er einen Augenblick inne hielt. Ich atmete tief durch, versuchte die Augen zu öffnen, aber in diesem Moment zog Karyu sich etwas zurück und stieß wieder in mich, weswegen mir die Augen vor Erregung wieder zuflatterten. Ich biss mir auf die Unterlippe, damit ich nicht wieder zu laut wurde. Dass meine Mutter uns hörte, fehlte mir noch. Lediglich ein unterdrücktes Keuchen erlaubte ich mir, während Karyu sich immer wieder fest in mir versenkte. Auch wenn ich mich ihm kaum entgegen bewegen konnte, ihm eher nur den Hintern entgegen streckte, war es dennoch befriedigend. Jedes Mal, wenn er sich in mich trieb, traf er meinen süßen Punkt, weswegen ich mich immer stärker um ihn verengte. Atemlos stieß ich seinen Namen hervor und kniff die Augen zusammen, während Karyus heißer Atem über meine Schultern streifte. "Komm für mich", raunte er mit erregter Stimme in mein Ohr. Ich konnte heraus hören, dass auch er kurz vor seinem Höhepunkt stand. Seine eine Hand löste sich von meiner Hüfte und glitt nach vorn in meinen Schritt. Genießerisch stöhnte ich auf, versuchte leise zu bleiben, als er begann meine Erregung zu massieren. Im Takt seiner Stöße bewegte ich mich leicht seiner Hand entgegen, und endlich spürte ich den Höhepunkt auf mich zurasen. Ich ergab mich dem bitter-süßen Gefühl und kam in Karyus Hand. Schwer keuchend sackte ich etwas zusammen, während ich ihn in mir einkerkerte. Auch Karyu stöhnte auf und erreichte nach wenigen weiteren Stößen seinen Höhepunkt. Seine Hand krallte sich fester in meine Hüfte, während er in mir verweilte und keuchend den Kopf gegen meine Schulter lehnte. Für einige Minuten war einzig unser schweres Atmen zu hören. Schließlich begannen Karyus Lippen über meine Schulter zu geistern und er entzog sich mir vorsichtig. Ich seufzte leise und löste den Griff um den Rand der Badewanne. Karyu gab mir etwas Platz und so konnte ich mich umdrehen, hing mehr in der Badewanne, als dass ich saß. Erschöpft hängte ich meinen Arm über den Rand und lächelte Karyu leicht an. Er drückte mir einen Kuss auf die Lippen und grinste. "Kuscheln wir noch ein bisschen?" Ich nickte. "Das Wasser ist ja noch warm. Ich kann von dir sowieso nicht genug bekommen." Karyu lächelte mich an und rückte ans andere Ende, streckte die Arme nach mir aus. Ich seufzte und raffte mich zusammen, um mich zu ihm zu begeben. "Hätte ich dir helfen sollen?", gluckste Karyu, während ich mich mit dem Rücken an seine Brust schmiegte, zwickte ihm dann aber in die Seite. "Werd nicht frech, mein Lieber, sonst streck ich dir meinen Hintern bald nicht mehr so willig entgegen.", erwiderte ich und hörte ihn lachen, bevor er die Arme um mich schlang und einen Kuss auf meine Schulter setzte. "Wir einigen uns schon.", meinte er lächelnd, und ich schloss die Augen. Wahrscheinlich würde es ihn nicht stören, wenn ich das wirklich machen würde. Stattdessen würde er mir seinen Hintern präsentieren, damit wir zu unserer Befriedigung kamen. Das konnte ich mir wirklich so vorstellen. Wir blieben noch eine Weile in der Badewanne und entspannten uns, bis das Wasser zu kühl wurde. Im Bademantel stieg ich die Treppen hinab und ging meine Mutter suchen, die im Schlafzimmer zu sein schien. Während Karyu oben schon mal das Bett vorwärmte, klopfte ich an der Schlafzimmertür an, auch wenn diese eh offen war. "Oh, Michiya. Komm doch rein, Schatz." Sie las gerade in einem Buch, klappte dies aber zu und setzte sich in ihrem Bett auf. "Alles in Ordnung?" Ich nickte und setzte mich zu ihr an den Bettrand. "Aber ja." Ich lächelte milde. "Es geht mir schon etwas besser. es tut gut mit dir zu reden." Sie nickte zustimmend. Ihr ging es wohl auch so. Ich senkte den Kopf. "Aber ich bin etwas..nervös wegen morgen.", gab ich zu, woraufhin sie die Hand nach der meinen ausstreckte. "Ach was. Es dauert sicher keine 2 Stunden und er geht wieder. Ihr sollt euch nur kurz kennen lernen, hm? So viel Zeit werdet ihr wohl eh nie miteinander verbringen, du bist ja immer so beschäftigt und lebst eben nicht in der Nachbarschaft, aber..." Ich holte Luft, um etwas zu erwidern, da das doch ein bisschen nach Vorwurf klang, aber sie sah mich gütig an und fuhr fort. "Aber es ist folgendermaßen: Ich gebe zu, dass ich die Hoffnung habe, dass die Zwillinge sich besser mit ihm verstehen, wenn du von ihm überzeugt bist, weißt du?" Sie machte eine kurze Pause, während ich etwas verwirrt die Stirn runzelte und versuchte, das nachzuvollziehen. "Deine Geschwister haben die Möglichkeit, viel Zeit mit ihm zu verbringen und ihn wirklich gut kennen zu lernen. Aber sie werden es wohl nicht einmal versuchen, wenn alles so bleibt wie es jetzt ist... Wenn du nach dem morgigen Treffen das Gefühl hast, dass er ein anständiger Mann ist und ihnen davon berichtest, bin ich mir sicher, dass sie ihm auch eine Chance geben werden. Du erinnerst dich doch, was ich dir vorhin sagte? Du bist ihr Vorbild, sie geben viel auf deine Meinung. Sie vertrauen dir." Ich seufzte leise. "Dir vertrauen sie auch.." "Das sollten sie. Das tun sie sicher auch, nur nicht in diesem Punkt. Würdest du mir helfen?" Ich nickte ergeben. "Natürlich, Mama. Ich hab mein Einverstanden ja eigentlich schon gegeben." Sie nickte und lächelte. "Danke, Michiya. Das bedeutet mir sehr viel." Sie drückte meine Hand. "Und nun geh ins warme Bett, dein Häschen wartet sicher schon." Ich lächelte milde. "Häschen..?" Sie grinste nur und beugte sich vor, um mir einen Kuss auf die Wange zu geben. "Gute Nacht mein Schatz." "Schlaf schön.", erwiderte ich und stand auf, schloss die Tür hinter mir, bevor ich zurück in mein Zimmer ging. Es bedrückte mich schon, dass ich ihr nichts von Tomokos Sorge erzählt hatte, aber das würde ich am nächsten Tag machen, sofern ich es nach dem Treffen mit Kazuhiko auch so sehen würde. Als ich mein Zimmer betrat, musste ich lächeln. Leise schloss ich die Tür und setzte mich zu Karyu an den Bettrand. Er war, in seinen Bademantel gekuschelt, auf dem Bett eingeschlafen, hatte sich nicht einmal zugedeckt. Es war wohl spontan geschehen, während er auf mich gewartet hatte. Sein Gesicht war seitlich ein wenig ins Kissen gedrückt, die verführerischen Lippen leicht geöffnet. Lächelnd öffnete ich das Band, das den Bademantel geschlossen hielt, und strich den Stoff ein wenig beiseite, streichelte Karyu dann über die Brust. Er sah so unglaublich süß aus, wenn er schlief. Und so zufrieden. Unvermittelt öffnete mein Liebster die Augen und blinzelte mich verschlafen an. "Oh...bin eingeschlafen..", murmelte er und setzte sich auf, strich sich durch die Haare. "Schon in Ordnung. Ich hab etwas länger mit meiner Mutter geredet." "Alles ok?", wollte er wissen, woraufhin ich nur beruhigend nickte. "Gut.." er sah an sich hinab und grinste mich dann an. "Was soll das denn?" "Nach was sieht es denn aus?" Schmunzelnd stand ich auf und öffnete nun meinen Bademantel, ließ den weichen Stoff zu Boden gleiten, sodass ich nackt vor Karyu stand. Elegant lächelnd schlug ich die Bettdecke ein stück beiseite und schlüpfte darunter, dann zog auch Karyu sich seinen Bademantel aus und legte sich zu mir, nackt wie er war. Manchmal brauchte ich das. Schnurrend kuschelte ich mich an ihn. "Machst du noch das Licht aus?", bat ich ihn leise, woraufhin er sich zur Nachttischlampe beugte. "Danke." Zufrieden schmiegte ich mich an Karyus Seite. "Ich liebe dich", hauchte er und drückte mir einen Kuss aufs Haar. "Ich dich auch, mein Schatz", erwiderte ich ganz romantisch, lächelte leicht und sog den vertrauten Duft meines Zimmers ein, bevor ich wenig später an Karyu gekuschelt etwas Schlaf fand. Kapitel 3: Finsternis --------------------- Als ich am nächsten Morgen mit meiner Schwester schrieb, stellte sich heraus, dass sie nur am Mittag Zeit hatte - ich konnte mir diesen Kazuhiko also nicht zuerst vorknöpfen. »Es wäre nett, wenn du bei mir vorbeischauen könntest. Wir sollten nicht gerade bei Mama reden... Bring Karyu mit, ja! Ich liebe es, mich in die Arme des Großen zu werfen ;D « Ich seufzte und hielt meinem Liebsten die Nachricht vor die Nase. "Ich komm gerne mit", erwiderte er schulterzuckend und lächelte mich an. "Aber wehe, du lässt zu, dass sie sich in deine Arme wirft!", grummelte ich, woraufhin er nur nachsichtig grinste. Er wusste, dass ich ein kleines Eifersüchtelchen war. Natürlich hielt ich Frauen für weniger gefährlich, schließlich waren wir schwul, aber bei meiner verrückten Schwester wusste man nie... "Mama, wir gehen dann zu Tomoko!", rief ich ihr im Flur stehend zu. "In Ordnung! Aber denkt dran, vor um 3 wieder hier zu sein. Am besten um halb 3.." Sie kam in den Flur und ich nickte ihr beruhigend zu. "Aber natürlich, Mama. Ich werde schon aufpassen, keinen schlechten Eindruck zu hinterlassen. ...für Karyu kann ich aber nicht garantieren." Ich grinste breit, während Karyu mich empört ansah. Meine Mutter lachte nur und schob uns sanft hinaus. "Grüß deine Schwester von mir, Michiya." Ein paar Straßen weiter, keine Viertelstunde vom Haus unserer Eltern entfernt, hatte Tomoko ihre Wohnung. Als wir klingelten, dauerte es fast 3 Minuten, bis sie uns hereinließ. "Tut mir leid, ich war grad unter der Dusche", sagte sie strahlend, während Karyu große Augen machte und ich für einen Moment sprachlos war. "...Tomoko, würdest du dir bitte was überziehen?" Das Handtuch, in das sie sich gehüllt hatte, fand ich nicht gerade ausreichend. Tomoko winkte ab und bat uns rein. "Ich hole mir schon keinen Schnupfen, mach dir nichts ins Höschen." Sie grinste und führte uns in Wohnzimmer, wo ein Esstisch in der Ecke stand, welcher etwas kleiner als der unserer Mutter war. "Möchtet ihr etwas trinken?" "Ja gern", erwiderte ich, woraufhin sie nickte. "Dann geh euch was holen." Frech streckte sie die Zunge raus und ich warf ihr einen bösen Blick zu, ging dann aber in die Küche. Dieses Biest. In der Küche stach mir das furchtbare Bronze in die Augen. Ihr Kühlschrank war bronzefarben, die Schränke mit bronzefarbenen Postkarten beklebt und der kleine Küchentisch hatte eine bronzefarbene Decke. Oh mein Gott, was war nun wieder in sie gefahren? Ich fürchtete um meine armen Augen, goss mir und Karyu Wasser in zwei Gläser und verschwand schnell. Bevor mir auffallen konnte, dass es im Wohnzimmer nun ähnlich furchtbar aussah, wurde meine Aufmerksamkeit auf meine halbnackte Schwester gelenkt, die sich an meinen Freund schmiegte und selig lächelte. Karyu wagte es auch noch, ihr über den Rücken zu streicheln! Sein verlegenes Lächeln milderte meine Wut nicht. "Weg von meinem Mann, Weib!", rief ich ihr zu und stellte die Gläser mit einem Klirren ab, bevor ich die Hände in die Hüfte stemmte. Karyu ließ sie sofort los, während Tomoko schnaubte und sich nur widerwillig von ihm löste. "Sei nicht so ein Spießer, Nii-chan. ich hab so wenig von ihm." Mein rechtes Auge begann zu zucken. "Du hast auch von mir wenig! Und das sollte dir wichtiger sein. Karyu ist MEIN Freund, Schätzchen", stellte ich klar. "Nenn mich nicht Schätzchen!", giftete sie zurück und warf ihr feuchtes, langes Haar zurück. "Hey hey", schaltete Karyu sich ein und schob sich zwischen uns. "Nun mal ganz ruhig, ihr beiden. Wir sind doch wegen etwas ganz anderem hier. Wenn ihr meinetwegen streitet und darüber nicht redet, dann gehe ich jetzt besser." Ich seufzte und rieb mir über die Stirn. "Geh dir was anziehen, Tomoko. Dann reden wir mal über Mamas Freund. Okay?" Sie reckte die Nase in die Höhe und ging wortlos in ihr Schlafzimmer. Karyu und ich setzten uns an den Tisch. Ich ignorierte seinen vorwurfsvollen Blick. Als Tomoko zurück kam, diesmal immerhin im Kleid, allerdings mit mörderischem Ausschnitt, hielt ich mit Mühe den Kommentar zurück, dass Karyu nicht auf Möpse stand, egal wie groß sie waren. Ich verkniff mir das und wollte von Tomoko noch mal ihre Sorgen genau erklärt haben. Doch sie erzählte mir nur das Gleiche wie schon zuvor Karyu. "Ich weiß ja selbst nichts Genaues", gestand sie. "Ich hab mit Kaname gesprochen. Er war zwar betrunken, aber..er hat es ernst gemeint." Ich seufzte schwer. Kaname war ziemlich oft betrunken. Aber das war schon vor dem Tod unseres Vaters so gewesen. Er kam nicht davon los.. "Er sagte, Kazuhiko sei Geschäftsmann. Und Vaters Firma sei für jeden ein großer Fang. Momentan gibt es wohl Probleme in der Führung und..die Firma ist anfällig, was weiß ich." Sie senkte den Blick und schüttelte den Kopf. "Kaname...er hat gelacht und sagte: Warum glaubst du, will er bei Mutter einziehen? Warum glaubst du, sagt er, dass er sie lieben würde?" Ich bekam große Augen. Tomoko schnaubte und strich sich durchs Haar. "Kaname glaubt, dass das alles nur passiert, weil Kazuhiko über sie an die Firma kommt. Sie hat ja viele Anteile und an diese will er rankommen." Sprachlos starrte ich Tomoko an. Das konnte ich mir irgendwie nicht vorstellen. Man hörte in Filmen über so einen Quatsch, aber hier in Saitama sollte sowas passieren? Das wollte mir beim besten Willen nicht ins Hirn. Tomoko sah auf. "Ich habe keine Ahnung, ob Kaname damit Recht hat. Ich weiß nicht, ob das wirklich Kazuhikos Plan ist. Aber allein die Vorstellung macht mir Angst. Mutter kann nicht noch so einen Scheiß ertragen. Sie hat Glück verdient." Ich ballte die Fäuste. "Das kriege ich aus diesem Typen auch raus!", fauchte ich. Karyus warme Hand legte sich auf die meine. "Ganz ruhig. Du weißt nicht, ob das stimmt." "Ich werde ihn sicher nicht mit Samthandschuhen anfassen. Und Kaname schicke ich zu einer Entziehungskur, wenn er sich das wieder nur ausgedacht hat", fügte ich sauer hinzu und stand auf. "Danke, dass du mir das gesagt hast, Kleines. Ich melde mich bei dir.." Vorsichtig sah sie zu mir auf. "Michi..sei vorsichtig, ja? Wenn Mutter das mitbekommt und sich alles als bloße Vermutung und unwahr herausstellt..sie wird uns alle hassen.." Ich sah Tomoko lange an und wandte mich dann ab. "Ich schaukel das schon. Das hab ich doch immer." Ich ignorierte Karyu, der mir etwas sagen wollte und verließ das Wohnzimmer, um mir meine Schuhe anzuziehen. Es war noch eine Stunde hin bis zu dem Treffen. "Zero! Jetzt warte doch mal." Karyu holte mich auf der Straße ein. Ich lief weiter. "Zero!" Er stellte sich vor mich und packte meine Schultern, zwang mich zum Stehen bleiben. "Jetzt atme mal tief durch und hör mir zu. Für mich klingt das alles etwas haarsträubend. Und dein Bruder in allen Ehren, aber er ist ein Alkoholiker! Er sucht immer und überall nach Streit, Ärger und Problemen. Darf ich dich daran erinnern, aus was für einer Scheiße ich dich damals holen musste?" "Sei ruhig!" Er ließ mich langsam los und hielt kurz inne. "Zero.." "Das hat damit gar nichts zu tun", fügte ich hinzu, aber er schüttelte den Kopf. "Natürlich hat das was damit zu tun." "Karyu!" Ich starrte ihn an und ging dann einfach weiter. Vielleicht war es doch nicht so gut gewesen, ihn mitzunehmen. "Bitte, lass mich das regeln." "Du verrennst dich da in was", erwiderte er und lief mir hinterher. "Denk in Ruhe darüber nach, schau dir Kazuhiko erstmal an. Überstürz nichts, ok? Für deine Mutter." Ich seufzte und hob die Hände. "Keine Sorge, ich überstürze nichts.", knurrte ich nur und ging voran. Das Haus meiner Eltern hatten wir fast erreicht. Und ich war in heller Aufruhr und in Panik. Ich hatte keine Ahnung, was ich glauben sollte. Mir gefiel die Situation einfach nicht. Ich blieb vor der Haustür stehen, schloss kurz die Augen, raffte mich dann zusammen und zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Schließlich klopfte ich an und wartete, dass meine Mutter mir öffnete. Sie strahlte. "Ihr seid ja überpünktlich, sehr schön. Kommt rein." Schweigend traten wir ein und zogen unsere Schuhe aus. "Ich bin gerade dabei, einen Kuchen zu backen. Magst du mir helfen, Michiya? Es ist dein Lieblingskuchen." Sie zwinkerte mir zu. "Ich hab die Creme noch nicht fertig, auf die gibst du doch so Acht." Ich lächelte leicht und nickte. Immerhin etwas Ablenkung... Eine Stunde später klingelte es an der Haustür. Seufzend deckte ich weiterhin den Tisch. Ich würde jetzt nicht die Tür öffnen... Ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht und ignorierte Karyus Blick. Er hatte nicht mehr mit mir geredet, sondern mich nur beobachtet. Was aber genauso nervig war. Meine Mutter tänzelte in den Flur um die Haustür zu öffnen, dann hörte ich nur noch freudige Laute und Schmatzer. Ich seufzte und stellte die Gläser auf dem Tisch ab, während Karyu ebenfalls in den Flur ging und schon mal vorgestellt wurde. Ich legte ein Lächeln auf und straffte mich, da traten meine Mutter und ihr Freund schon ein. "Darf ich vorstellen, mein Sohn. Michiya - Kazuhiko, Kazuhiko - Michiya." Ich verbeugte mich leicht und er tat es mir nach. "Schön dich kennen zu lernen", richtete Kazuhiko das Wort an mich und lächelte. "Ich habe schon so viel von dir gehört. Es ist schön, dass es endlich klappt, dich einmal treffen zu können." Ich nickte nur und war irgendwie enttäuscht. Er sah ganz normal aus, ein durchschnittlicher Japaner um die 55, 60, wer wusste schon wie alt er war. Er war kaum größer als meine Mutter, vielleicht 2 Zentimeter. Graue, kurzgeschnittene Haare, ein sympathisches Lächeln, elegante, aber nichtssagende Kleidung. Ich hatte ihn mir anders vorgestellt. An ihm wirkte nichts hinterhältig oder besonders zuckersüß. Oh man. "Schatz, was möchtest du denn trinken? Kaffee oder Tee?", schaltete meine Mutter sich ein, während sie die Hand ihres Freundes nahm und ihn zum Esstisch dirigierte. Ich schluckte und schloss kurz die Augen. Einzig ihre Kinder nannte sie sonst Schatz. Hm. Unvermittelt strich eine warme Hand über meinen Rücken und als ich aufsah, blickte ich direkt in Karyus aufmunternd lächelndes Gesicht. Ich versuchte, das zu erwidern und nickte ihm zu. Ich war ja nicht alleine, und keiner wollte einem was böses - na ja, bei Kazuhiko würde sich das noch herausstellen. In der folgenden Stunde fragte er mich erstaunlich viel aus, über mein Leben. "Deine Mutter sagte, du würdest in Tokyo in einer Band spielen. Wie darf ich mir das vorstellen? Wie läuft so ein Tag bei euch ab?" Ziemlich schnell verklickerte ich ihm auch, dass Karyu nicht nur der Gitarrist und Gründer der Band war, sondern dass ich auch mit ihm zusammen war. Da machte ich keinen Hehl draus. Ich wusste nicht, ob meine Mutter ihn darüber ins Bild gesetzt hatte, aber er ging locker mit der Information um, also wusste er es wohl. "Ich finde das mutig von euch. Es ist sicher nicht leicht, das zuzugeben und die ganze Welt darüber ins Bild zu setzen." Ich schüttelte den Kopf. "Es ist nicht so, dass wir die Öffentlichkeit darüber informiert haben. Mit wem wir zusammen sind, geht niemanden etwas anders. Das ist unsere Privatsache." "Aber Familie und Freunde wissen darüber Bescheid?" Ich nickte. "Allein das ist schon ein großer und wichtiger Schritt, kann ich mir vorstellen", fuhr er fort und lächelte, sah uns anerkennend an. "Und für euch läuft es gut? Auf der Arbeit und privat?" Ich nickte wieder nur. "Entschuldigt meine Neugier, ich finde das einfach nur interessant. Ich wünschte, ich hätte Kinder... Auf die ich dann auch so stolz sein könnte." Er winkte lächelnd ab und sah uns neugierig an. "Und ihr beide wohnt zusammen?" Karyu antwortete diesmal an meiner Stelle. "Ja, Michi ist vor einem Jahr zu mir gezogen. Ich hab die größere Wohnung." "Und den Kater", fügte ich schmunzelnd hinzu, woraufhin meine Mutter und Kazuhiko lachten. "Das ist natürlich ganz wichtig! Wie heißt der Gute denn? Wie sieht er aus? Ich liebe Katzen, ich habe selbst zwei", sagte Kazuhiko. So unterhielten wir uns also über Katzen, Wohnungen und Häuser. "Warum hast du eigentlich keine Kinder, wenn ich fragen darf..?", erkundigte ich mich, woraufhin er traurig lächelnd eine Schulter hob. "Es hat sich leider nie ergeben. Zuerst einmal wollte ich warten, bis ich die richtige Frau gefunden habe, wisst ihr. Ich wollte mir ganz sicher sein. Und als ich sie fand...nun ja, wir hätten beide sehr gern Kinder gehabt, aber sie war körperlich leider nicht in der Lage, welche zu bekommen. Eine Adoption kam für uns nicht infrage, wir wollten eigene..." Er seufzte und meine Mutter ergriff mitfühlend seine Hand. Ich nickte nur schweigend und senkte den Blick. "Ich will nicht..indiskret oder unhöflich sein", erhob er dann leise das Wort und sah uns vorsichtig an. "Ihr seid ja noch jung, aber vielleicht habt ihr euch darüber auch schon mal Gedanken gemacht? Über Kinder, meine ich. Ich habe mit dem Thema abgeschlossen, und wer weiß, vielleicht kann ich Michiyas Mutter behilflich sein mit den drei Kindern", sagte er zwinkernd und schaute uns interessiert an. "Wollt ihr mal Kinder?" Ich bekam große Augen und machte den Mund auf - schloss ihn dann aber wieder, als mir klar wurde, dass wir über sowas noch nie geredet hatten. Ich wechselte mit Karyu einen Blick, dann lächelte er ruhig in die Runde. "Wir schließen es nicht aus. Wir lassen uns damit noch Zeit, da im Moment das Musikgeschäft im Vordergrund steht.", antwortete er recht diplomatisch. Meine Mutter und Kazuhiko nickten verständnisvoll und lächelten leicht. Ich senkte nachdenklich den Kopf. Nein, über Kinder hatte ich mir nie Gedanken gemacht. Irgendwie fand ich das Thema auch deprimierend beim ersten Nachdenken - denn wie sollten ich und Karyu schon an Kinder kommen, gesetzt den Fall, dass wir welche wollten? Kazuhiko fragte uns weiterhin neugierig über unser Leben aus und ich überließ es Karyu, zu antworten. Nach einer Weile, während wir den restlichen Kaffee leerten, lehnte sich Karyu zu mir. "Alles in Ordnung? Du bist so schweigsam. Hat er was Falsches gesagt? Oder..ich?" Ich schüttelte den Kopf und rang mir ein Lächeln ab. "Mach dir keine Gedanken.." Ich sah auf. "Kazuhiko, ich weiß so gut wie gar nichts über dich." Schließlich fragte ER die ganze Zeit UNS aus. Erfolgreiche Ablenkung. Bisher. Jetzt war er dran. "Oh, entschuldige. Ich frage von Natur aus eher die Anderen, als dass ich etwas über mich erzähle.." Er lächelte verlegen. "Ich finde mich nicht so spannend und interessant." Meine Mutter lächelte nur, während ich leicht die Augenbrauen hob. "Nun, also...was könnte dich interessieren? Ich bin nicht in Kumagaya aufgewachsen, aber in Saitama City. Als ich meine Frau mit 22 kennen lernte, sind wir ein Jahr später nach unserer Hochzeit hierher gezogen.. Ich habe ein Gartengeschäft gegründet." Garten..geschäft? "Das lief so gut, dass ich ausbauen und expandieren konnte. Ich selbst bin nicht mehr direkt im Laden als Verkäufer tätig, sondern manage das alles nur noch. Ich hab schon so einigen vielversprechenden Nachwuchs unter mir, und bald werde ich das Geschäft ganz abgeben und mich zurück ziehen." "Aber", schaltete meine Mutter sich lächelnd ein, "da er seine Arbeit liebt, glaube ich nicht, dass er sich in den nächsten 5 Jahren zur Ruhe setzen wird." Kazuhiko lachte und nickte. "Ich gebe zu, ich habe mich noch nicht ganz entschieden, wann ich das machen werde. Tja..ich habe ein Händchen für Blumen und Pflanzen, wenn ihr also mal Hilfe braucht", sagte er zwinkernd und zuckte mit den Schultern. "Viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Ich habe einige Preise im Puzzle-Wettbewerben erlangt." "Bitte was?" "Ich bin schon immer leidenschaftlicher Puzzler gewesen", antwortete er lachend. Und früher habe ich an vielen Wettbewerben teilgenommen. Ja, das gibts wirklich. Wer machts am schnellsten und so weiter. Einfach hervorragend. Ich war ab und an der beste.", erzählte er stolz und winkte dann ab. "Aber das interessiert euch wahrscheinlich nicht so." Karyu schüttelte den Kopf und sah ihn begeistert ein. "Aber nein, das ist beeindruckend! Ich habe nur ein Puzzle zu Hause, bestimmt 5000 Teile, und das hab ich nach 3 Monaten zur Hälfte fertig gepuzzlt gehabt." Ich schnaubte. "Süßer, das sind 1000 Teile....Und du hast es nie beendet.." Wir lachten. Ich allerdings dachte schon wieder nach. Kazuhiko schien unscheinbar zu sein und sympathisch. Machte ihn das nicht eigentlich besonders verdächtig? Ich kam zu keinem Schluss, grübelte weiter, während die Anderen sich weiter unterhielten. So langsam bekam ich Kopfschmerzen. Lautlos seufzend rieb ich mir über die Schläfe. Karyu entging das natürlich nicht. Seine Hand legte sich in meinen Nacken und kraulte mich dort sanft. "Na gut", meine Mutter klatschte leicht in die Hände und strahlte. "Machen wir Schluss für heute. Kazuhiko, du brauchst mir beim Abräumen nicht helfen, ich mache das schon." Sie standen auf, was ich auch tat. Ich nickte Kazuhiko vielsagend zu und er verstand. "Vielen Dank für diesen Nachmittag. Ich melde mich bei dir.", sagte er zu meiner Mutter und umarmte sie nur, bevor er sich von Karyu verabschiedete und mir in den Flur folgte. Weder Karyu noch meine Mutter folgten uns. "Ich begleite dich noch ein Stück, wenn das ok ist", sagte ich nur und zog mir schon die Schuhe an. "Natürlich, gern." Er schlüpfte in seine Slipper und wir gingen hinaus. Er seufzte leise, während wir durch den Garten in Richtung Straße gingen. "Dass es nicht leicht für euch Kinder ist, hat mir deine Mutter erzählt. Ich hatte fast schon die Hoffnung aufgegeben, einen von euch je kennen zu lernen. Ich bin ja nun schon seit einem Jahr mit deiner Mutter zusammen, aber nie hat sie mir auch nur einen von euch vorstellen können." Erneut verließ ein Seufzen seine Lippen, welches nun traurig klang. "Mit dir habe ich am allerwenigsten gerechnet. Deine Geschwister hingegen wohnen ja hier, aber nie habe ich sie zu Gesicht bekommen. Das hat mich schon zum Nachdenken gebracht." Er lächelte mich milde an. "Aber es ist schön, dich kennen gelernt zu haben. Deine Mutter schwärmt sehr viel von dir. Es bedeutet uns viel, dass du dich auf das heutige Treffen eingelassen hast." Ich nickte nur. Und war kurz davor, mich wieder für die Zwillinge zu schämen. Aber ich versuchte, mich nicht von Kazuhiko einlullen zu lassen. Ich begleitete ihn auf die Straße. "Ich will eigentlich gar nicht so viel von Ihnen wissen", sagte ich plötzlich und blieb stehen, sah ihn aufmerksam an. "Was wissen Sie über die Firma meiner Eltern?" Verwirrt starrte Kazuhiko mich an, war auch stehen geblieben. Er runzelte die Stirn. "Die Firma..deiner Eltern? Was hat das mit mir zu tun?" Ich sah ihn nur ausdruckslos an, er zögerte und öffnete den Mund wieder. "Ich weiß nicht viel darüber. Dein Vater hat sie vor Jahrzehnten gegründet, soweit ich mitbekommen habe. Und dein Bruder arbeitet dort noch, oder? Es hat etwas mit Solartechnik zu tun...aber viel hat mir deine Mutter nicht drüber erzählt, und ich habe nicht weiter nachgefragt. Nicht, dass ich nicht interessiert gewesen bin, aber sie scheint nicht so gern darüber zu reden. Das ist alles, was ich weiß." Er sah mir in die Augen und wartete ab. Ich verzog den Mund zu einer schmalen Linie. "Gut, mehr sollten Sie auch nie darüber wissen müssen. Halten Sie sich von der Firma meiner Eltern fern. Sollten Sie mit ihr in Verbindung kommen und ihre Finger da mit reinstecken, ich schwöre Ihnen, dann gibt es Ärger! Dann fliegen Sie schneller wieder aus unserem Haus, als Ihnen lieb sein wird." Aus großen Augen starrte er mich stumm an. "Einen schönen Tag noch." Ich drehte mich um und ging zurück in den Garten. Ich sah nicht zurück. Mir war auch zuerst gar nicht aufgefallen, wie ich Kazuhiko plötzlich wieder distanzierter angesprochen hatte. Ich seufzte. Sollte er was im Schilde führen, überlegte er sich das jetzt vielleicht noch mal! Als ich zurück kehrte, schenkte ich Karyu und meiner Mutter ein Lächeln, ignorierte das konstante Pochen hinter meinen Schläfen. Die beiden waren mit Abwaschen beschäftigt, wobei ich ihnen half. Danach verabschiedete meine Mutter sich in den Garten. "Ich muss mich noch um meine Beete kümmern. Ihr kommt hoffentlich für eine Weile ohne mich aus", sagte sie zwinkernd und zog sich schon ihre Gartenhandschuhe über. Karyu zog mich sanft zum Esstisch und setzte sich mir gegenüber. "Ich musste darüber nachdenken", fing er an, "was Kazuhiko uns gefragt hat. Wegen Kindern..." Vorsichtig sah er mich an, während ich schlucken musste. "Wie denkst du darüber?" "Ich denke gar nichts", erwiderte ich leise. "Er hat mich mit dem Thema total überrumpelt und..ich habe ehrlich gesagt noch nie darüber nachgedacht." Karyu seufzte. "Das ging mir ähnlich, aber ich will deine spontane Meinung wissen. Manchen kommt ja allein bei der Erwähnung von Kindern die Galle hoch, andere verfallen sofort ins Schwärmen. Wie ist das bei dir? Irgendwas wirst du dir doch sicher denken." Ich verzog das Gesicht. Wieso musste ich jetzt den Anfang machen? "Ich weiß nicht", murmelte ich trotzig. "Mir wird bei dem Gedanken weder schlecht, noch finde ich, dass Kinder haben ein absolutes Muss ist..." Karyu summte nur und lehnte sich zurück. Ich hob den Blick und zog eine Augenbraue hoch. "Und, wie ist das bei dir?" "Ich denke, ich hätte gern mal ein Kind. Nicht jetzt sofort, aber wenn es ruhiger bei uns zugeht." Ein verräterisches, verträumtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Oh mein Gott, er meinte es ernst. "Ich liebe und vermisse meine Nichte furchtbar. Ich hatte immer eine Menge Spaß mit der Kleinen." Bevor Karyu und sein Bruder sich völlig voneinander entfernt hatten. Jetzt hatte er sie seit 2 Jahren nicht mehr wiedergesehen. "Ich weiß, ich kann gut mit Kindern. Ein eigenes mit dir zu haben, wäre wundervoll und die Krönung unserer Beziehung." Ich rieb mir über die Stirn. "Ein 'eigenes' werden wir sowieso nie haben, Karyu. Falls du es wieder vergessen hast, ich bin genau wie du ein Mann. Keiner von uns wird je ein Baby aus sich rauspressen können." Mein Ton musste etwas bissig geklungen haben, denn er runzelte die Stirn und sah mich ein wenig überrascht an. "Alles in Ordnung? Hätte ich das nicht fragen sollen?" Ich winkte ab. "Natürlich kannst du sowas fragen. Aber ich bin nicht so enthusiastisch wie du." Unvermittelt begann das Telefon zu klingen. Ich seufzte und stand auf, aber da kam meine Mutter schon reingeflitzt. "Ich mach schon", rief sie, während sie in den Flur ging und das Gespräch annahm. Karyu sah mich unverwandt an. "Also schließt du es eher aus?" Ich dachte kurz darüber nach, massierte meine Schläfen mit den Fingern. "Keine Ahnung. Karyu, ich hab darüber nie nachgedacht. Aber im ersten Moment bin ich nicht so begeistert davon. Was sollen wir mit einem Kind? Wir werden nie ein eigenes haben können, das ist logisch. Wir müssten schon eins adoptieren und das ist verdammt schwer. Wir könnten auch eins klauen, aber das ist mir zu gefährlich. Außerdem würde es kein einfaches Leben haben, denn nicht jeder findet es toll, zwei Dads zu haben. Vielleicht hasst uns das Kind irgendwann dafür. Und dann...sehe ich mir meine Familie und deine an...Dein Bruder hält dich für völlig unwichtig, und was meiner über seine Familie denkt, will ich gar nicht erst wissen. Wer weiß, was unser Kind dann für ein verkorkstes werden würde..." Ich schüttelte den Kopf. Keine schönen Aussichten. Karyu starrte mich aus großen Augen schweigend an. Er war mit meiner Ansicht wohl nicht so zufrieden. Schön. Stille legte sich über uns, einzig die leise Stimme meiner Mutter war aus ihrem Schlafzimmer zu hören. Schließlich stand ich auf. "Ich glaube, ich muss mich kurz hinlegen...vielleicht kannst du ja meiner Mutter im Garten helfen..oder so..", murmelte ich und drehte mich um. Da stand meine Mutter und sah mich mit einem einschüchternden Blick an. Sie war wütend. "Mama?" Sie kam auf mich zu und legte das Mobilteil des Telefons geräuschvoll auf der Kommode ab. "Ich hab mit Kazuhiko gesprochen. Er war reichlich verwirrt. Und das bin ich auch." Oh nein. "Er sagte, du hättest ihn unvermittelt nach der Firma deines Vaters ausgefragt. Und dann..hast du ihm gedroht. Nicht, dass er es so formuliert hat, aber deinen Worten 'Ich schwöre Ihnen, dann gibt es Ärger! Dann fliegen Sie schneller wieder aus unserem Haus, als Ihnen lieb sein wird' entnehme ich das mal." Sie machte eine Pause. "Michiya, wie konntest du nur? Was sollte das!?" Ich merkte im Augenwinkel, wie Karyu am Tisch immer kleiner wurde. Und meine Kopfschmerzen wuchsen. Nervös knabberte ich an meiner Unterlippe. "Bekomme ich eine Antwort? Ich verstehe dich nicht. Wir haben uns doch so nett unterhalten. Was hat er dir getan?" "Nichts, Mama, er hat mir nichts getan. Ich will nur sichergehen, dass das so bleibt. Er soll dir gegenüber ehrlich sein.", meinte ich. "Aha. Glaubst du denn, dass er das nicht ist? Hat er irgendein..furchtbares Geheimnis? Eine Leiche in seinem Keller?" Ich schüttelte den Kopf. "Nicht, dass ich wüsste. Und ich hoffe, dass er in Ordnung ist, das wünsche ich mir wirklich." "Er ist in Ordnung. Ich kenne ihn besser als du. Hast du denn Verdächtigungen gegen Yoshitaka angestellt, nachdem du mit ihm zusammen gekommen bist, hm?" Langsam schüttelte ich wieder den Kopf. "Hast du nicht. Du vertraust ihm. Das tue ich in Kazuhikos Fall auch. Warum denkst du, er will mir was Böses?" Ich seufzte angestrengt und rieb mir zum gefühlten hundertsten Mal über die Schläfe. "Die Zwillinge haben was anklingen lassen. Ich wollte nur sichergehen, dass sich ihre Vermutungen nicht bestätigen." Meine Mutter hielt inne und sah mich mit gerunzelter Stirn an. "Wie meinst du das?" Ich zuckte mit den Schultern. "Aus irgendeinem Grund, vielleicht weil Kazuhiko Geschäftsmann ist, befürchten sie, dass er an eure Firma ran will. Du hast ja noch Anteile, mit denen du nichts machst und von denen du nie redest. Und.." Ich machte eine vage Handbewegung. Musste ich das noch weiter erklären? Sie schnappte nach Luft. "Willst du mir erzählen, dass ihr Kinder denkt, er ist mit mir zusammen, weil er meine Anteile und und die Firma will? Er nutzt es aus, dass ich alleine bin? Ist es das?" Ich biss mir fest auf die Unterlippe und zuckte mit den Schultern. "Wenn ich Tomoko richtig verstanden habe.." "Tomoko? Sie ist doch nicht allein auf sowas gekommen, oder? Die Firma interessiert sie so wenig wie dich." "Kaname hat ihr das erzählt..", gab ich kleinlaut zu. Die Hand meiner Mutter knallte geräuschvoll auf die Kommode. "KANAME?" Sie starrte mich nun wieder richtig wütend an. "Das ist nicht euer Ernst! Ihr wisst, wie Kaname ist. Er ist im Herzen immer noch der störrische 16-Jährige, der Streit und Probleme sucht. Er ist nie zufrieden. Weißt du, er hat wochenlang nicht mit mir gesprochen. Weil es ihn nicht interessiert hat, was mit mir ist. Dann verkünde ich das mit Kazuhiko, obwohl ich es auch hätte sein lassen können, da ich für ihn offenbar nicht mehr interessant bin, und er...er rennt mir das Haus ein, spuckt Gift und Galle, obwohl er ihn nicht einmal kennt." Sie gab einen hysterischen Laut von sich. "Und jetzt hat er erfolgreich euch beiden auch noch einen Floh ins Ohr gesetzt." Ich hob die Hand und wollte etwas sagen, aber sie schnitt mir das Wort ab. "Damit du es weißt: niemand kommt an unser Unternehmen ran! Das letzte, was ich tun werde, ist meine Anteile anzurühren! Damit überhaupt irgendwas passieren kann, was sich dein Bruder ausgedacht hat, müsste Kazuhiko mich erstmal heiraten! Und das werde ich sicher nicht tun. Ich heirate nicht nochmals. Ich liebe deinen Vater und werde bis in den Tod mit ihm verheiratet bleiben. So. Ich darf das jetzt mit Kazuhiko wieder hinbiegen. Er hat sich nicht nur gewundert, es war beängstigend, sagt er. Herzlichen Glückwunsch, wahrscheinlich betritt er mein Haus nie wieder dank euch." Sie wandte sich ab und verschwand in ihrem Schlafzimmer. Ein kalter Luftzug streifte mich, während ich stocksteif dastand. Sie war kurz davor gewesen, mir eine zu scheuern. Ich schluckte und starrte betreten zu Boden, fuhr mir durch die Haare. Tief durchatmen. Beruhige dich. "Zero?", drang Karyus leise Stimme zu mir. Ich spürte seine Hand auf meinem Rücken, aber ich drehte mich schwach lächelnd zu ihm um. "Ich..gehe mal kurz raus..frische Luft schnappen..", murmelte ich und ging mir im Flur Schuhe und Jacke anziehen. Karyu folgte mir. "Was hast du wirklich vor?" "Ich geh Kaname einen Besuch abstatten", fauchte ich ungehalten, hatte keine Kraft mehr, um gute Laune vorzuspielen, dann knallte ich auch schon die Haustür hinter mir zu. Ich hörte Karyu noch mal nach mir rufen, aber ich reagierte nicht, sondern stampfte wütend durch den Garten. Kaname konnte was erleben. Karyu war zu Hause besser aufgehoben. Obwohl meine Mutter momentan wohl auch keine gute Gesellschaft war...meinetwegen. Jetzt tat es mir fast leid, gegangen zu sein. Ohne mich bei meiner Mutter zu entschuldigen und Karyu auch mal zu Wort kommen zu lassen... Ich rief mir das Gespräch mit meiner Mutter in den Kopf und kochte vor Wut, als ich bei Kaname ankam. Ich klingelte. Ich klingelte noch mal. "Hn?" "Hier ist Michi. Kommst du runter, eine rauchen?" "Wir können doch auch hier oben.." "Komm runter.", bat ich ihn und versuchte ruhig zu bleiben. Ich fragte mich, ob sich Kazuhiko am Ende von meiner Mutter trennen würde. Nur weil ich den falschen Ton getroffen hatte... Als Kaname geschlagene 5 Minuten später erst runterkam, sah ich ihn finster an. Er hatte schon seine Kippe im Mund. "Hey, was geht?", begrüßte er mich und zündete sich die Zigarette an. "Hast du eigentlich nachgedacht, bevor du Tomoko diesen Mist über Kazuhiko erzählt hast?", fiel ich gleich mit der Tür ins Haus. Er hob die Augenbrauen. "Mist?" Er zog an der Kippe. "Alter, das war kein Mist." "Natürlich war es das! Du hast doch überhaupt keinen Hinweis auf das, was du da vermutet hast." Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht. "Wie bist du auf den Scheiß gekommen? Und warum hast du ausgerechnet To-chan davon erzählt?" "Junge, mit wem hätte ich sonst reden sollen? Du bist nie da, du lebst in einer ganz anderen Welt. Und Mama macht immer gleich dicht bei der kleinsten Kritik." Ich schnaubte. "Ja, warum wohl? Darüber schon mal nachgedacht? Du fantasierst dir immer irgendwas zusammen!" Er sah mich empört an, aber das überging ich. "Ich hab ihn kennen gelernt. Kaazuhiko scheint mir ein anständiger Mann zu sein. Ich kann mich auf meine Intuition verlassen. Man, er hat ein beschissenes Gartengeschäft und ist Puzzle-Weltmeister oder so was. Der ist nicht daran interessiert, in Papas Unternehmen einzugreifen! Du hast To-chan und mir pure Scheiße erzählt!", fuhr ich ihn an, woraufhin er beschwichtigend die Arme hob. "Dir hab ich ja schon mal gar nichts erzählt, mein Lieber. Ich hab To-chan zufällig getroffen, wie so oft, und man erzählt sich so dies und das.. Ich konnte ja nicht wissen, dass sie offenbar gleich zu dir damit rennt, frei nach dem Motto 'Onii-chan richtet's schon'." Kaname schnaubte. Ich steckte die Hände in meine Jackentaschen und ballte die Fäuste. Mein Schädel pochte, als hätte ich am Vortag zu viel gesoffen. "Die Kacke ist am Dampfen, man", murrte ich schließlich. "Du hast To-chan und mich völlig verwirrt. Tomoko hat das, was du gesagt hast, sehr ernst genommen und sogar meinen Freund vollgeheult. Der hats an mich weitergetragen. Und vorhin hab ich Kazuhiko, schon völlig paranoid, gedroht." Ich schüttelte den Kopf, während Kaname anerkennend pfiff. "Du drohst doch nie jemandem." Ich zuckte mit den Schultern. "Dank dir schon. Mama hat mich angeschrien. Und ich hab keinen Bock, dass der Typ so geschockt ist, dass er sich von ihr trennt oder seinen Einzug vertagt." Kaname schnaubte. "Hast du dem Weichei eine runtergehauen oder was? Und selbst wenn der nicht einzieht, na und? Ist besser so. Der hat in unserem Haus nichts zu suchen." Ich runzelte die Stirn. "Ich hab ihm nichts getan, ok? Und 'unser' Haus ist das sicher nicht mehr! Wir sind da aufgewachsen, mehr nicht. Jetzt hat jeder sein eigenes Leben." Ich sah ihn abschätzig an. "Weißt du, es ist lächerlich, dass du dich so aufregst." "Ah ja?" Drohend sah er mich an. "Ja. Ich bin vielleicht nicht oft hier in der Stadt, aber ich telefoniere ab und an mit unserer Mutter. Und wenn ich sie nach dir fragte, hatte sie selten eine Antwort. Du scheißt doch auf uns, Kaname. Auf mich, auf To-chan, auf unsere Mutter. Und auf die Firma." Gereizt sah er mich an. "Du arbeitest doch nur da, weil Papa das wollte und du nicht den Arsch in der Hose hattest, gegen ihn zu sprechen. Jetzt hängst du in der IT-Abteilung rum und sehnst dich eigentlich in die Großstadt." "Alter, willst du mich verarschen?", zischte mein Bruder mich an. "Was machst du mich jetzt so von der Seite an? Hier gehts um den Macker unserer Mutter und ich versichere dir, der hat nichts Gutes im Sinn." Der Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase. Je näher Kaname mir kam, umso mehr konnte ich seine Fahne riechen. Ich schüttelte den Kopf. "Komm endlich zur Ruhe, man. Du säufst wie ein Loch. Gibts auch einen Tag, wo du nicht trinkst? Wo du dich nicht hasst, dass du in dieser Stadt fest hängst und deine Familie vernachlässigst?" Er knurrte bedrohlich. Ich zog die Hände aus den Taschen. "Lass deinen Frust über dein Leben nicht an unserer Mutter aus, kapiert? Sollte ich das mit den beiden noch retten können, kommst du ihnen bitte nicht noch mal in die Quere. Sie hat einen Mann an ihrer Seite verdient. Warum willst du ihr das kaputt machen? Du glaubst doch nicht wirklich an das, was du Tomoko erzählt hast." Er schnaubte und schnippte die Kippe auf die saubere Straße. "Alter, du hast doch keine Ahnung. Lass mich, lass uns, in Ruhe und verpiss dich wieder nach Tokyo mit deinem Regenbogen-Hasi. Ich schaukel das Baby hier schon." "Das hab ich gesehen!", schrie ich ihn plötzlich an. Meine Kopfschmerzen machten mich rasend. Ich hatte keine Lust mehr, mich mit diesem Idioten rumzuschlagen. "Lass deine Finger von Kazuhiko und versuch einmal im Leben dein alkohol-aufgeweichtes Hirn zu benutzen! Setz dich für deine Familie ein, anstatt jedem einzelnen immer nur ans Bein zu pissen!" Im nächsten Moment hatte ich Kanames Faust im Gesicht. Ich hatte das Gefühl, mein Schädel würde explodieren, denn meinem Kopfweh war das nicht zuträglich. Ich landete auf dem Hintern und wischte mir über die blutende Lippe, sah langsam zu ihm auf. Er war völlig verrückt geworden. Wütend sah er mich an. "Halt du dich da besser raus! Du hast doch von nichts eine Ahnung, man! Du bist nie hier, du weißt doch gar nicht, was überhaupt abgeht! Mutter verrennt sich da in was, dich können wir dabei nicht gebrauchen. Ich will sie nur beschützen!" Ich rappelte mich auf. "Ach auf einmal?! Spinnst du?" Ich packte ihn am Kragen und drückte ihn gegen die Wand des Reihenhauses. "DU verrennst dich da in was! Hast du mir überhaupt zugehört? Du kennst Kazuhiko nicht, du hast ihn nicht mal gesehen. Er ist nicht so, wie du denkst!" Aber Kaname hörte mir schon nicht mehr zu. Sein Blick war leer. Er stieß mich von sich und holte wieder aus. Diesmal sah ich es ja aber kommen. Ich fing seine Faust ab und rammte ihm dafür meine in den Magen. Wenig später wälzten wir uns schnaufend auf dem Boden. Ich schlug nur noch blind zu, versuchte Kaname irgendwie abzuwehren. Die Kopfschmerzen ließen mich völlig wild werden. Ich wusste nicht, was mir weh tat: der Kopf oder Kanames Schläge. "Scheiße, was treibt ihr da! Hört auf, verdammt!" War das Karyus Stimme..? Kaname hielt mich auf den Boden gedrückt und schlug mir heftig ins Gesicht. Oh Gott, mein Kopf...mir wurde kurz schwarz vor Augen. "Lass ihn los, verflucht, hoch mit dir!" Ich blinzelte und sah, wie Karyu meinen Bruder von mir weg zog. "Verschwinde in deine scheiß Wohnung!", fuhr er Kaname an und kniete sich zu mir. "Zero..? Mein Gott, du siehst furchtbar aus." Ich grunzte nur leise und schloss die Augen. Ich wollte schlafen. Ich wollte, dass diese ungeheuerlichen Kopfschmerzen sofort verschwanden. "Hey, bleib gefälligst wach, ich trage dich jetzt nicht nach Hause. Los, steh auf." Er war sauer auf mich. Sonst wäre er etwas einfühlsamer gewesen. Ich stöhnte leise und ließ mir von ihm aufhelfen. Mir tat alles weh. Ich hatte aufgehört zu zählen, wie oft ich Kanames Faust in der Magengrube gehabt hatte. Mir war schlecht. Karyu legte sich meinen Arm um die Schulter und schleifte mich zurück nach Hause. "Hast du ein Glück, dass ich dich gesucht habe. Ihr hättet euch beide sonst noch bewusstlos geschlagen. Sehr würdevoll", knurrte er. Ich stöhnte nur leise als Antwort und ließ mich in den Flur schieben. Irgendwie wurde ich meine Schuhe los und schluckte. Man, wo war ich... Ich hatte schon Orientierungsprobleme. "Komm." Karyu nahm meine Hand und begleitete mich ins Bad. "Setz dich." Ich nahm auf dem Rand der Badewanne Platz. Wir waren im unteren Bad. Nach oben schaffte ich es erstmal nicht. Mit einem feuchten Lappen säuberte Karyu mein Gesicht und meine Hände. "MICHIYA!" Die schrille Stimme meiner Mutter verursachte ein fürchterliches Ziepen in meinem eh schön dröhnenden Schädel. "Mama, bitte, nicht..", brachte ich hervor. Ich wollte jetzt keinen weiteren Streit. "Was ist denn passiert, um Gottes Willen?" Sie stand in der Tür und Karyu sah auf. "Kaname", meinte er nur und stand auf, um den Lappen auszuwringen. "Oh Schatz...", meine Mutter sah mich betroffen an, während ich mir über den Magen rieb. Plötzlich überkam mich eine Welle der Übelkeit. Ich stürzte zur Toilette, ließ mich unter Schmerzen auf die Knie sinken und übergab mich. Ich hörte meine Mutter erschrocken aufkeuchen, und sofort war Karyu wieder bei mir und hielt mir die Haare aus dem Gesicht. "OH MEIN GOTT, spuckt er da BLUT?!" Wieder dieser unangenehm hysterische Ton meiner Mutter. Ich stöhnte und würgte gleichzeitig. "Ich mach das schon.", hörte ich Karyu sagen. Im nächsten Moment meldete sich mein eh schon schmerzender Kopf mit noch heftigeren Schmerzen zurück. War das Migräne oder was? Mein Herz klopfte unangenehm schnell und mir war furchtbar heiß. Ich wollte sterben. Jetzt war es soweit. Ich starb jedoch nicht. Nachdem ich mit kotzen fertig war, war mein Kopf so nett und knipste vorläufig die Lichter aus. Ich verlor gnädigerweise das Bewusstsein. ~~~ To be continued. Kapitel 4: Heller als alles Licht --------------------------------- Als ich wieder zu mir kam, saß Karyu bei mir. Ich lag im Bett meines Zimmers. Er musste mich hochgetragen haben. "Hey mein Engel...soll ich überhaupt fragen, wie es dir geht?", erkundigte er sich leise. Ich ächzte nur leise und sah zu den Fenstern. die Jalousien waren unten, aber ein paar zarte Sonnenstrahlen drangen hindurch, sodass es nicht dunkel in meinem Zimmer war. "Wie spät ist es?" "Früher Abend. Du hast etwa eine Stunde geschlafen. Kopfschmerzen?", wollte er dann wissen, woraufhin ich nickte. Er reichte mir eine Tablette und nahm ein Glas Wasser vom Nachttisch. Ich versuchte mich vorsichtig aufzurichten, wobei er mir half. "Danke", sagte ich leise, nachdem ich die Tablette geschluckt hatte. Ich blieb sitzen und horchte kurz in mich hinein. Seufzend sah ich Karyu an. "Mir tut zwar alles weh, aber immerhin ist mir nicht mehr schlecht.." Karyu lächelte schwach. "Du hast den ganzen Kuchen ja auch wieder rausgewürgt..." "Schade um die leckere Creme..", murmelte ich. "Weniger Kalorien." Wir lachten. Dabei tat mir allerdings mein Gesicht weh. "Au.." Ich hörte lieber auf zu lachen. Ich hörte, wie meine Mutter die Stufen hochkam, dann klopfte sie an. "Komm rein." Vorsichtig streckte sie den Kopf ins Zimmer, dann lächelte sie mitfühlend und kam zu uns ans Bett. "Oh Michiya...was machst du nur für Sachen." Sie streichelte mir über den Kopf. "Ich hab euch lachen hören, gehts dir also schon besser?" Ich hob vage eine Schulter und versuchte, leicht zu lächeln. Was auch weh tat. "Etwas, ja. Tut mir leid, dass ich..." Ich seufzte. "Ich habe versucht, mit Kaname zu reden. Aber du glaubst gar nicht, wie schwer es ist, sich vernünftig mit ihm zu unterhalten." Sie lachte bitter. "Oh, das weiß ich. Als ihr gestern hier ankamt, war er ja da. Ich weiß immer noch nicht ganz, was er nun wollte. Außer den Beleidigten spielen." Sie winkte ab. "Ihr konntet nicht miteinander reden und habt euch stattdessen geprügelt?" Ich seufzte und senkte den Blick. "Ja, so sieht es wohl aus. Und nein, es hat uns nicht weiter gebracht." Meine Mutter schüttelte den Kopf. "Meine Babys...verrückt wie eh und je." Ich murrte nur. "Kann ich was für dich tun, mein Schatz?" Ich verneinte. "Es tut mir nur leid.." "Ruh dich erstmal ordentlich aus." Sie schenkte mir ein Lächeln und ging hinaus. Ich sank zurück ins Bett, während Karyu mir über den Arm streichelte. "Hast du Hunger?" Ich grinste schief. "Nein. Nein, wirklich nicht." Er lachte auf. "Oh man, entschuldige die Frage." "Was ist mit dir? Iss doch mit meiner Mama was zusammen, hm?" Nachdenklich sah er mich an. "Wäre das ok? Ich bin auch gleich zurück." Ich lächelte. "Schatz, ich bin erwachsen. Ich komme sicher auch eine Stunde ohne dich aus." "Ich aber nicht ohne dich", erwiderte er und gab mir einen besonders behutsamen Kuss auf meine malträtierten Lippen. "Bin gleich wieder da." "Iss für mich mit, meine süße Bohnenstange." Er lachte erneut und verließ das Zimmer, ließ die Tür für mich offen - dann fühlte ich mich nicht ganz so allein, wenn ich sie da unten mal hören sollte. Ich schloss die Augen und versuchte noch etwas zu schlafen, in der Hoffnung, dass die Schmerzmittel endlich wirkten. Sanfte Küsse auf meinem Gesicht weckten mich. Ich blinzelte. "Na mein Engel. Du hast über 2 Stunden geschlafen. Wie geht es dir?", fragte Karyu mich leise und kraulte sanft meinen Hals. "Mh...die Kopfschmerzen sind nicht mehr so fürchterlich wie vorhin.." "Die hattest schon vorher, beim Gespräch mit Kazuhiko, oder?" Ich nickte und ein zarter Kuss landete auf meinen Lippen. "Spätestens morgen ist bestimmt alles wieder besser." Ich versuchte zu lächeln und sah ihn vorsichtig an. Er saß wieder bei mir am Bett. "Hat Mama was gesagt?" Er schmunzelte. "Du klingst wie ein reumütiger, kleiner Junge." Er legte den Kopf schief. "Mal nachdenken..sie sagte, jetzt sei Kaname wieder der Hübschere von euch beiden. So malträtiert wie du aussiehst.." Ich riss die Augen ungläubig auf. Das hatte sie nicht! Karyu musterte mich und grinste verräterisch. "Und dann sagte sie, dass bei ihren Kindern immer was los ist. Und dass ich mich um dich kümmern sollte." Sein Blick wurde milde. "Sie macht sich Sorgen um euch beide. Sie ist eben eure Mutter. Sie befürwortet es nicht gerade, dass ihr euch geprügelt habt." Ich summte traurig, woraufhin er mir übers Haar streichelte. "Es ist alles in Ordnung. Mach dir keine Gedanken." Ich versuchte, mich zu entspannen und nickte nur. "Legst du dich zu mir?" "Aber klar." Er kletterte über mich hinweg und ich drehte mich auf die Seite, damit er sich von hinten an mich schmiegen konnte. So hatte ich das nämlich am liebsten. Wenn er mich so umschlungen hielt und ich seine Wärme an meinem Rücken spüren konnte. Und es bedeutete auch, dass er mich etwas befummeln durfte. Das machte er ja eh gern, aber dann hatte er immer die eindeutige Erlaubnis. Ich traute ihm mal so viel Einfühlungsvermögen zu, dass er jetzt sanfter mit mir umging. "Mama liest jetzt wieder in ihrem Buch", teilte Karyu mir mit. "Sie hat mich gebeten, dir weiter beizustehen." Ich lachte leise. "Beistehen..?" Karyus Hand schlüpfte unter mein Shirt und ich zog den Bauch aufgrund der kühlen Finger leicht ein. "Ja, bei deinem Leiden.", erwiderte er. "Ich nehm das wie ein Mann", warf ich ein, aber Karyu schwieg nur vielsagend. Ich konnte sein Grinsen förmlich hören. Unvermittelt richtete er sich nochmal auf. "Ich glaube, du solltest dein Oberteil ausziehen. Wir haben vorhin gar nicht darauf geachtet, aber das Shirt und übrigens auch deine Jacke haben ein paar Blutspritzer abbekommen." Ich stöhnte leise. Oh nein...gerade die Jacke war so teuer gewesen! Das würde ich so leicht nicht ausgewaschen bekommen... Karyu half mir, das tatsächlich schmutzige T-Shirt auszuziehen. "Vielleicht weiß Mama Rat. Wegen des Bluts.", meinte mein Liebster, weswegen ich seufzte. "Ja, wegwerfen. Seit ich ein Teenager bin, hat sie mit grässlichen Flecken auf meiner Kleidung zu tun.", erzählte ich leicht schmunzelnd, nachdem wir uns wieder hingelegt hatten. Karyus mittlerweile leicht aufgewärmte Hand legte sich auf meine Brust und ich seufzte wohlig. Er rückte dichter an mich und küsste meinen Nacken. "Du sagst mir, wenn ich dir wehtun sollte?" Ich lächelte leicht. "Du wirst schon vorsichtig sein. Und ich bin ja nicht aus Zucker." Ich hörte ihn matt glucksen, bevor er mit der Hand sanft über meine Brust streichelte. Ein zarter Kuss landete auf meiner Schulter, dann noch weitere zwei. "Mh...ich glaube, du bist ganz verspannt", stellte er fest. "Ach wirklich? Und du bist nach sämtlichen Kneipenschlägereien weich und entspannt wie ein Engel?" Er lachte und richtete sich auf, gab mir einen Kuss auf die Wange. "Habt ihr Massageöl?" "Ich weiß nicht..da müsstest du meine Mutter fragen. ..ah nein, lieber nicht. Guck einfach unauffällig in den Bädern nach." Lachend stand er auf. "Gut, danke für die Erlaubnis. Bin sofort wieder da." Ich nickte und wartete. Es wurde ohne ihn langsam kalt. Ich versuchte mich vergeblich, tiefer ins Bett zu kuscheln. Schwachsinn. Gerade wollte ich mich aufrichten und mich zudecken, weil ich fror, da kam Karyu endlich zurück. "Weg mit der Teufelsdecke, mein Schatz, ich werde dich nun beflügeln", verkündete er, woraufhin ich nur grinste und mich vorsichtig auf den Bauch drehte. Karyu setzte sich auf meinen Hintern und werkelte herum, dann legten sich seine Hände auf meine Haut. Ein angenehmer Duft stieg mir in die Nase. Ich schnurrte. "Oh...das ist Aprikose mit Mandel.." "Ganz genau. Gefällt's dir?" Ich seufzte ein wohliges 'Ja' und ließ mich von Karyu massieren. Er verteilte eine großzügige Menge des Öls auf meinem Rücken und arbeitete sich von meinen Schultern langsam tiefer, strich auch über meine Seiten, dann wieder meine Wirbelsäule entlang. Ich entspannte mich völlig unter seinen warmen, glitschigen Händen. Nach einer Weile hielt er inne und wischte sich die Finger an einem Taschentuch ab. "Heb mal kurz dein Becken an", bat er mich, weswegen ich leise murrte. Aber ich kam seiner Bitte nach und er dass er mir nicht nur die Hose, sondern auch gleich die Unterwäsche auszog, merkte ich erst, als ein kühler Luftzug über meinen - nun nackten - Hintern strich. Ich murrte erneut. Karyu gab mir kichernd einen Kuss auf eines meiner Bäckchen, dann richtete er sich wieder auf und verteilte noch mehr Öl auf meiner Haut. Natürlich meinte er, auch meinen Hintern massieren zu müssen. Er verteilte das Öl zwischen meinen Pobacken und reizte mich so. Unruhig drückte ich mein Becken tiefer in die Laken, während ich leise aufkeuchte. Karyus Finger waren so schlüpfrig... Und prompt glitt einer ohne Probleme in mich. "Mmh..." "Weißt du, was gegen Kopfschmerzen hilft?", raunte Karyu verführerisch über mir. "Gaaanz viel Liebe.." Ich lächelte verhangen. "Du meinst Sex? Ich weiß nicht.." "Ich bin ganz behutsam", versprach er mir und küsste meine Haut oberhalb des Steißes. "Dreh dich auf die Seite.." Ich kam dem nach und er nahm noch mehr Öl, strich mit den benetzten Fingern zur Innenseite meines Oberschenkels und knetete diese leicht. Ich stöhnte leise auf. Er wusste, dass mich das wuschig machte. Sofort winkelte ich das Bein ein und wenig später wanderte seine glitschige Hand weiter in meinen Schritt, rieb über meine Hoden. "Hnn~.." Seine Erektion drückte sich gegen meinen Hintern, den ich ihm nun fordernd entgegen presste. Karyu küsste meine Schulter. "Ist es für dich so in Ordnung?", erkundigte er sich, woraufhin ich nickte. "Ja", hauchte ich mit erregter Stimme und er rückte etwas ab, strich mit der Hand wieder zu meinem Po und versenkte mit Leichtigkeit zwei Finger in mir. Ich hörte ihn an meinem Ohr schnurren. "Hab ich dich zu Wachs in meinen Händen gemacht?", wollte er wissen, weswegen ich grinste. "Nein, ich bin nur zu erschöpft um mich zu wehren", erwiderte ich amüsiert. Karyu biss mir leicht in die Schulter. "Aua..ich hatte für heute schon genug Schmerzen." Er brummte und krümmte die Finger in mir. Meine Hand krallte sich in das Kissen und ich stöhnte leise. Mein Glied zuckte erwartungsvoll. "Karyu..", gab ich drängend von mir, denn das angenehm süße Ziehen in meinem Unterleib nahm langsam Überhand. Seine Lippen an meiner Haut verzogen sich zu einem Grinsen. "Ich will dich nur sorgfältig vorbereiten, hetz mich nicht." Ich schnaufte leise. "Du brauchst dir doch nicht so viel Mühe dabei machen. Ich bin schon mehr als bereit!" Aber Karyu gluckste nur und nahm einen dritten Finger hinzu, der beinahe so problemlos wie die vorigen versank. Ungeduldig schob ich mich den Fingern entgegen und wimmerte leise. "Heute bist du wohl lieber für einen Quickie, hm?", erkundigte sich Karyu amüsiert und ich nickte. "Ein liebevollen Quickie", ergänzte ich keuchend, woraufhin er leise lachte. Er verpasste mir ein weiteres Mal bunte Sternchen vor den Augen, einen heißen Blitz, der durch meinen Unterleib schoss. Keuchend wartete ich ab, während Karyu die Finger endlich aus mir zurück zog, um mir was Besseres zu geben. Erwartungsvoll krallte ich die Hände ins Kissen und leckte mir über die trockenen, leicht ziependen Lippen, während Karyu mein Becken etwas herunter drückte und sich dichter an mich drängte. Seine warme Hand legte sich auf meinen Bauch bevor die Spitze seines Gliedes sich endlich gegen meine Öffnung drückte. Immer noch ungeduldig, aber mich auch einfach nach Karyus Nähe sowie Erlösung sehnend, ruckelte ich leicht mit meinem Becken hin und her. Karyu knurrte angetan und schob sich langsam in mich. Ich seufzte leise, keuchte und schloss die Augen, versuchte, nicht zu stöhnen. Meine Mutter war ja unten... Ich spürte Karyus heißen Atem an meinem Hals, dann küsste er diesen sanft, nachdem er ganz in mir versunken war. Sein Bein schob sich über meine. "Gut so?" "Mhmm..", schnurrte ich wohlig, während seine Hand zu der meinen wanderte, die sich ja ins Kissen klammerte. Sanft umschloss er sie und begann zeitgleich, sich endlich in mir zu bewegen. Langsam, aber zärtlich trieb er uns beide dem Höhepunkt entgegen. Seufzend und leise schnaufend bewegte ich mich ihm leicht entgegen, überließ aber ihm die meiste Arbeit. Wir löffelten ja sehr selten, aber jetzt war das gut so. Ich musste mich nicht groß anstrengen, was ich in meinem momentanen körperlichen Zustand eh nicht geschafft hätte. Karyu hielt mich mit seinem gesamten Körper umschlungen und stieß wiederholt in mich, eher sanft als wie sonst hart und schnell. Ich war generell für beides offen, aber so wie es jetzt war, passte es am besten. Zumindest mir. Langsam steigerte sich der Druck in meinem Unterleib und ich verengte mich immer wieder um Karyu herum. Keuchend ballte ich die Hände zu Fäusten, knautschte so den Stoff, und stöhnte leise. Mein Japsen schien Karyu dazu zu veranlassen, uns ein Stück zu drehen. So ganz wollte er mir die Ruhe dann wohl doch nicht gönnen. Ich stützte mich auf die Unterarme und zog etwas die Beine an. "Karyu..", jammerte ich leise, da zum einen meine Muskeln doch etwas schmerzten, und er sich zum anderen aufgehört hatte zu bewegen. Er hauchte einen Kuss zwischen meine Schulterblätter und glitt mit der einen Hand zu meinem Oberschenkel, wanderte zu der Innenseite, die er beruhigend knetete. Ich stöhnte leise auf und ließ zu, dass er meine Beine etwas mehr spreizte. Seine Hand wanderte höher, umfasste meine Mitte um mich etwas zu stützen, und endlich, endlich stieß er wieder zu. Ich stöhnte auf, diesmal weniger leise und sehnte meinen Höhepunkt herbei. Lange hielt ich es in der Position nicht aus. Mein Körper schmerzte, aber es war nichts gegen das wunderbare Gefühl, das Karyu in mir auslöste. Ich rang um Luft, stöhnte gequält auf und verengte mich heftig um Karyu. Mein Puls raste, während mein Liebster sich im günstigsten Winkel in mich trieb, dabei immer wieder die empfindliche Unebenheit in mir berührte, die mich Sterne sehen ließ. Ich biss mir auf die Unterlippe, erlaubte mir nur ein erregtes Keuchen. Gierig bewegte ich mich Karyus Stößen entgegen und stöhnte unterdrückt auf, als seine Hand tiefer wanderte und sich um mein pochendes Glied legte. Oh, ich konnte nicht mehr... Meine Arme gaben nach und ich sank mit dem Oberkörper auf die Matratze. "Halt durch, mein Kleiner..", keuchte Karyu, während er sich fester in mir versenkte und meine Erregung im Takt mit seinen Stößen massierte. Ich ächzte, seufzte und keuchte in einem Fort, spürte den Höhepunkt endlich auf mich zukommen. 'Oh Gott oh Gott' wurde zu meinem Mantra. Laut stöhnte ich Karyus Namen ins Kissen, als ich mich endlich zitternd in seine Hand ergoss. Ich verkrampfte und entspannte mich wieder, kerkerte Karyu für einen Moment in mir ein. Er stöhnte unterdrückt meinen Namen und folgte mir auch schon, ließ sich mitreißen und kam tief in mir versenkt. Ich spürte, wie er sich in mir verströmte. Schwer atmend rang er um Luft und auch ich keuchte vor mich hin, genoss die Nachbeben meines Höhepunkts. Als Karyu sich vorsichtig zurückzog, seufzte ich leise und drehte mich schwerfällig auf die Seite. Er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen und lehnte sich beiseite, woraufhin es raschelte. Ich schloss erschöpft die Augen. Jetzt war ich endgültig am Ende. Aber ein wohliges Gefühl durchströmte mich. Ich spürte, wie Karyu meinen Bauch säuberte und schließlich die Decke über uns zog. "Ich liebe dich..", nuschelte ich müde und war schon eingeschlafen, bevor er das Licht gelöscht und sich unter der Decke wieder an mich geschmiegt hatte. Am nächsten Tag schlug meine Mutter jammernd die Hände über dem Kopf zusammen, als sie mich zum Frühstück herunter kommen sah. "Mein Gott, Michiya, wie siehst du nur aus!" Ich brummte. Was für ein Kompliment. Dass ich momentan dank Kaname nicht wie der sonst bildhübsche und makellose Prinz aussah, war mir auch so bewusst. "Zum Glück kann man das überschminken, wenn's drauf ankommt", war nur Karyus Kommentar, während er in die Runde grinste. Ich seufzte und goss uns allen etwas Kaffee ein, bevor ich mich setzte. Ich fühlte mich wie einmal quer durch die Mangel genommen...auch dank Karyu, der gemeint hatte, dass Sex gegen Kopfschmerzen helfen würde. Im Nachhinein konnte ich seine These leider weder bestätigen noch widerlegen - ich war danach so schnell eingeschlafen, dass ich meinen Kopf nicht dazu hatte befragen können, ob er sich nun besser fühlte... Karyu hatte mir daher schon mit einer entsprechenden Wiederholung gedroht - sobald ich das nächste Mal Kopfschmerzen hatte, wollte er wieder über mich herfallen und dann wissen, ob irgendwas besser war. Ich hatte nur geschnaubt und erwidert, dass ER das nächste Mal das Versuchskaninchen sein durfte. Zögernd wandte ich mich an meine Mutter. "Sprichst du heute noch mal mit Kazuhiko? ...ich will mich für meinen Fehltritt gestern entschuldigen.", fügte ich hinzu, als sie mich verwirrt ansah. "Oh...ja, ich wollte mich bei ihm melden“, antwortete sie schließlich. "Ich kann ihn dir dann gerne geben." Ich nickte. "Ja, das wäre nett." Zeit, um irgendjemanden, der am Rande der Stadt lebte, zu besuchen, blieb mir nicht mehr - heute würden wir schon wieder abreisen. Es lag ja noch Arbeit vor uns - auf die ich mich nun hoffentlich besser konzentrieren würde können. Besorgt sah meine Mutter mich an. "Wie geht es dir denn heute?" Ich hob eine Schulter. "Besser. ..Mama, es war eine Prügelei, ich hab keine schwerwiegende Krankheit." Sie seufzte und lächelte schief. "Besser also? Das ist schön. Ich war mir nicht sicher, so wild, wie ihr es gestern getrieben habt.." Ich verschluckte mich an meinem Kaffee und hustete, während Karyu rot wurde und weiterhin auf den Tisch starrte. "Mama...wir haben gar nichts gemacht." Sie lachte nur leise und winkte ab. "Schon gut, in eurem Alter haben und ich dein Vater es auch wie die Karnickel-" "MAMA!!" Aus großen Augen blickte ich sie an, und sie lachte nur noch mehr. Aber wenigstens redete sie nicht weiter. Nach dem Frühstück und dem Abwasch setzten wir uns in den Garten. Meine Mutter rief Kazuhiko an, während ich mich an Karyu kuschelte und leise mit ihm sprach. "Bist du noch sauer auf mich?", wollte ich reumütig wissen, woraufhin er mich fragend ansah. "Du warst doch böse auf mich..ich war gestern nicht sehr freundlich." Karyu seufzte schwer und legte einen Arm um mich. "Ich war nicht immer gerade angetan von dem, was du gesagt oder getan hast. Aber es war gestern kein einfacher Tag. Das weiß ich und ich verstehe in etwa, was in dir vorgeht. Es war eine Ausnahmesituation, und da kann im Eifer des Gefechts schon mal was gesagt werden, was du so nicht meinst." Er streichelte mir übers Haar. "Ich verzeihe dir und bin dir nicht mehr böse." Ich seufzte erleichtert und lächelte leicht. "Danke." Ich reckte mich hoch und gab ihm einen Kuss auf die Lippen. "Deswegen liebst du mich", erwiderte er schmunzelnd, aber ich schüttelte den Kopf. "Nicht nur dafür. Wegen einigen anderen Dingen auch", versicherte ich ihm und drehte mich zur anderen Seite, als meine Mutter sich an mich wandte. Auffordernd hielt sie mir das Telefon hin. Innerlich seufzend griff ich danach und stand auf. "Kazuhiko? Hier ist Michiya." Ich schlenderte ins Haus zurück. "Guten Morgen." Er schwieg kurz. "Du bist wahrscheinlich nicht so begeistert darüber, dass ich deiner Mutter gesagt habe, was gestern passiert ist." Ich seufzte leise. "Nein, es...darum geht es nicht. Es war aber wahrscheinlich schon sehr gut so." "Ah ja?", hakte er verwundert nach. "Ja. Dadurch habe ich erst richtig gemerkt, dass ich mich da in etwas verrannt hatte." Er schwieg. "Ich wollte mich für mein Verhalten gestern entschuldigen. Das war nicht richtig." Ich zögerte. "Ich hoffe, dass das keine Auswirkungen auf das Verhältnis zu meiner Mutter hat." "Nein, natürlich nicht", antwortete er nach ein paar Sekunden. "Ich liebe sie, daran werden ihre Kinder so schnell nichts ändern." Er seufzte. "Entschuldigung angenommen. Allerdings verstehe ich nicht, was eigentlich los war." Ich lächelte gequält. "Das ist etwas kompliziert und eine längere Geschichte. Meine Mutter wird dir das bestimmt erklären. Es hat was mit den Ängsten meines Bruders zu tun. Ich habe mich leider davon anstecken lassen." Ich winkte ab. "Was ich sagen will: es tut mir sehr leid, wie es gelaufen ist. Und ich wünsche dir und meiner Mutter alles Gute..meinen Segen habt ihr." Er schwieg eine Weile. "Gut, in Ordnung, Entschuldigung angenommen. Eigentlich haben wir ja auch einen schönen Nachmittag verbracht." Ich bejahte nur. "Mir und deiner Mutter ist es sehr wichtig, dass wir uns alle miteinander vertragen. Eben eine Familie sein können. Das zumindest wäre unser höchstes Ziel." "Ja, das kann ich verstehen. Und das wäre schön, wenn wir es schaffen. Ich werde mit meinen Geschwistern reden, damit du sie auch kennen lernen kannst." Vorher musste ich ihnen noch beibringen, wie man sich benahm. "Vielen Dank...." "Das wäre alles." "Gut. Danke, dass du mit mir gesprochen hast. Ich wünsche dir und Karyu eine gute Heimfahrt. Das war doch heute, oder?" Ich nickte. "Ja, genau, so langsam fahren wir wieder heim. Wenn du Hilfe beim Umzug brauchen solltest, sag Bescheid." Ich seufzte innerlich. Als wenn ich so viel Zeit hätte. "Das ist aber nett. Wenn wir was genaues wissen und noch Hilfe brauchen, melden wir uns. Aber du bist ja immer sehr beschäftigt und wohnst nicht grade nebenan. Du musst nicht helfen, wenn du nicht kannst. Aber wirklich danke fürs Angebot." Ich lächelte leicht. "Ok. Dann bis zum nächsten Mal." "Ja. Bis bald." Ich legte auf und stellte das Telefon in die Aufladestation im Flur, dann kehrte ich zu meiner Mutter und Karyu in den Garten zurück. Diese saßen aber nicht mehr da, wo sie zuvor gesessen hatten: stattdessen wühlten sie in den Beeten rum. "Ah, Michiya, da bist du ja wieder! An deinem Schatz hier scheint ein kleiner Hobby-Gärtner verloren gegangen zu sein", informierte sie mich lächelnd. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und betrachtete ihn. "Ja..das sehe ich." Er hatte jetzt schon Flecken im Gesicht - von der Erde. Wie hatte er das geschafft? Ich sah zu meiner Mutter. "Mit Kazuhiko ist soweit alles geklärt, denke ich." Sie nickte nur und schien erleichtert. "Ich gehe packen.." "Soll ich dir helfen?", erkundigte sich Karyu, aber ich winkte ab. "Zerstör mal weiter den Garten meiner Mutter, Schatz.", erwiderte ich und grinste nur, als die beiden empört die Münder aufmachten und protestieren wollten. Aber ich ging schon wieder ins Haus. Während ich unsere Taschen packte, rief ich über das Handy meine Schwester an. Ich wollte ihr ihre Sorgen nehmen - und darauf hinweisen, dass Kaname mal wieder übergeschnappt war. Aber da ließ sie sich nichts erzählen. Kein Blatt passte zwischen sie und ihren Zwillingsbruder. Sie glaubte immer an das Gute in ihm. Dennoch beruhigte ich sie, was Kazuhiko anging, und bat sie, ihn einmal zu treffen. Ich erzählte ihr, wie die Verabredung am Tag zuvor gelaufen war - und wie der Tag geendet hatte. Sie seufzte nur und willigte ein, meine Mutter und ihn mal zu besuchen. Das war ja ein Anfang. Kaname rief ich nicht an. Da hatte ich überhaupt keine Lust drauf. Als wir nach einem tränenreichen Abschied von meiner Mutter im Auto saßen und zurück nach Tokyo fuhren, kuschelte ich mich tiefer in den Sitz. Ich war fix und fertig. "Da sage einer, Familie wäre der Ruhepol.." Karyu lächelte nachsichtig. "Ihr habt doch schon einiges klären können. Kann es noch schlimmer als gestern werden?" Seufzend zuckte ich mit den Schultern. "Kaname könnte weiterhin Stress machen. Darauf habe ich überhaupt keine Lust", erwiderte ich leise, weswegen mir Karyu einen kurzen, besorgten Blick zuwarf. "Wir wollen auch endlich mit den Aufnahmen für die Single und mit der Planung für die Tour anfangen. Viel Zeit werden wir in den nächsten 2,3 Wochen eh nicht haben.", sagte er. Ich nickte. Das wusste ich ja. "Ich hoffe einfach, dass meine Mutter das alleine schafft, den Streithahn zu besänftigen. Ich finde ihn unmöglich.. Er hat überhaupt nicht in Erwägung gezogen, dass das, was ich sagte, stimmen könnte. Er wollte nicht darüber nachdenken. Er hat sich seine Meinung zusammen fantasiert und das wars.." Furchtbar. "Und du bist gestern darüber so wütend geworden, dass du angefangen hast, dich mit ihm zu prügeln?", erkundigte sich Karyu, woraufhin ich eine Schnute zog, aber nur kurz, da das wehtat. "Nein, er hat angefangen", erwiderte ich trotzig. "Wir haben uns angeschrien und plötzlich hatte ich seine Faust in meinem Gesicht. Ich dachte, ich spinne..." Karyu seufzte. "Ich will ja nicht unhöflich sein, mein Schatz, aber es ist ja gestern nicht das erste Mal gewesen, dass er dir gegenüber handgreiflich wird." Ich schwieg kurz und hob eine Augenbraue. "Handgreiflich? Er hat mich ständig in irgendwelche Prügeleien verwickelt, nur dass sich oft auch noch Dritte mit eingemischt haben." Das war wohl mehr als handgreiflich... "Man, bin ich froh, dass diese Zeit vorbei ist", murmelte Karyu. Ich erwiderte nichts darauf. Ich war genau so froh. Karyu hatte mich in der schlimmsten Zeit kennen gelernt - und mir geholfen, dem schlechten Einfluss meines Bruders zu entfliehen. In den folgenden Tagen hatte ich genug mit der Musik und dem Design für unsere neuen Tour-Shirts zu tun - und diesmal konnte ich mich auch endlich wieder voll und ganz drauf konzentrieren. Da meine Mutter mich nicht erreichen konnte und immer zu ungünstigen Zeiten anrief, schrieb sie mir eine Nachricht, in der sie mir mitteilte, dass Kazuhiko bereits bei ihr eingezogen war. Freunde und sogar Tomoko hatten geholfen - von Kaname war immer noch keine Hilfsbereitschaft zu erwarten. Aber er schien sich auch nicht mehr so fürchterlich in den Weg gestellt zu haben. Eine weitere Sorge weniger. Entspannt konnte ich auf die Tour gehen. Dass ich wieder ganz bei der Sache war, erfreute nicht nur Karyu, auch Hizumi und Tsukasa zeigten sich erleichtert. Im Vertrauen erzählten sie mir, dass sie sich schon ernste Sorgen gemacht hatten. Ich war glücklich, dass endlich wieder alles gut lief und ich mich mit den Anderen gemeinsam den kleinen Problemen des Lebens widmen konnte. "Wollen wir was essen gehen?", fragte Hizumi und drehte sich fragend zu uns um. Die Tour ging dem Ende entgegen, nur noch zwei Auftritte lagen vor uns. Wir kamen gerade vom Soundcheck, der fast den ganzen Tag gedauert hatte. Jetzt wurde es langsam dunkel. Es war früher Abend. Ich zuckte mit den Schultern, während Karyu sofort Feuer und Flamme für die Idee war. Tsukasa zuckte auch mit den Schultern und lächelte leicht. "Ok, meinetwegen gern." "Dann gehen wir was Schönes essen! Habt ihr ein Izakaya in der Nähe gesehen?", wollte Hizumi begeistert wissen. Wir schüttelten alle den Kopf und liefen die Straße entlang, suchten auf gut Glück ein Restaurant. Aber irgendwas passte immer nicht. Entweder es gab da nur Pizza und Pasta, worauf Tsukasa keine Lust hatte, oder es waren zu viele Leute drin oder es war zu teuer. Die Anderen fanden immer einen Grund, während ich nur gelangweilt und vor allem hungrig daneben stand und die Augen verdrehte. Also ging es weiter. Wir entfernten uns immer weiter vom Hotel. "Wie sieht es mit dem da aus?", wollte Hizumi wissen und wir blieben vor dem Restaurant stehen. Ich warf einen kurzen Blick hinein und seufzte. Um Gottes Willen. "Nein, da will ich nicht rein", sagte ich erstmals wieder etwas, seitdem unsere Suche begonnen hatte. Die Anderen sahen mich fragend an. "Schaut doch mal hin, da sind überproportional viele Kinder drin...Müssten die nicht schon schlafen um die Zeit.." Hizumi summte nur und Tsukasa zuckte leicht mit den Schultern. "Was soll schon passieren?" "Auf die Lautstärke hab ich jetzt keine Lust", erwiderte ich bockig. Plötzlich seufzte Karyu hinter mir. "Ist das dein Ernst, Zero? Das sind bloß Kinder, und ich sehe da nur 6. Die machen doch nichts." Ich drehte mich stirnrunzelnd zu ihm um. "2 davon sind Babys und offenbar nur am rumbrüllen. Setz dich doch gleich an den Tisch daneben und geh den Müttern beim Trösten zur Hand. Und falls es dir entgangen ist, der 3-jährige Junge vorne in der Ecke wirft mit Essen um sich. Ich trage nicht gerade meine billigsten Klamotten, also vergiss es. Ich setz da keinen Fuß rein." Nicht nur Karyu, sondern auch Hizumi und Tsukasa starrten mich aus großen Augen an. Ich schnaubte und steckte die Hände in die Jackentaschen. Vocal und Drummer wechselten einen verstohlenen Blick. "Ehm..suchen wir eben weiter.", murmelte Tsukasa schließlich, doch Karyu schüttelte den Kopf. "Nein, ich such doch nicht weiter, das Restaurant ist gut. Auch nicht zu teuer." "Aber wenn Zero hier nicht rein will..", warf Hizumi ein, woraufhin Karyu ihn streng ansah. "Wollt ihr nun endlich was essen oder nicht? Wir suchen sonst noch stundenlang weiter. Mich stören die paar Kinder nicht. Euch etwa?" Zögernd warfen die beiden mir einen Blick zu und schüttelten dann flüchtig den Kopf. "Na also. Los rein da." Er öffnete die Tür und würdigte mich keines Blickes mehr. Ich schnappte leise nach Luft. Was tat er da? Das tat weh, dass er mich jetzt hier stehen ließ. Tsukasa blieb stehen und sah mich an. "Bitte, komm mit rein. Wir müssen ja nicht lange bleiben. Und vielleicht gehen die Familien ja auch gleich wieder, hm? Wir setzen uns in eine ruhige Ecke. ..du hast doch sonst nichts gegen Kinder.." Ich seufzte und rieb mir kurz über die Stirn. Ich wollte aus irgendeinem Grund da nicht rein. Aber mein Magen knurrte fürchterlich. Ich nickte und folgte Tsukasa mit hinein, der erleichtert schien. Ich setzte mich neben ihn und sah Karyu missbilligend an, der mir gegenüber saß. "Dass du so eine Szene machen musst", sagte ich leise, woraufhin er sich schnaubend zurück lehnte. "Nicht ich mache hier die Szene, Zero", gab er nur zurück, woraufhin Hizumi seufzte und Tsukasa zu uns sah. "Kommt schon, Jungs, streitet nicht. Bis eben war doch alles in Ordnung. Und Zero ist ja jetzt mit reingekommen. Wir essen schön was und vergessen das am besten.", sagte unser Drummer ruhig. Aber Karyu sah mich mit diesem Blick an, der klar machte, dass wir noch etwas zu bereden hatten. Das Abendessen und auch auf dem Rückweg ins Hotel über herrschte kühles Schweigen zwischen mir und Karyu. Es war natürlich nicht unsere erste Auseinandersetzung, aber unangenehm war es jedes Mal. Ich hasste es, wenn er auf mich sauer war. Ich wollte ihn einfach nur lieben und bedingungslos zurück geliebt werden. Aber das war nicht immer so einfach, wenn man zusammen lebte. Kaum, dass wir in unserem gemeinsamen Hotelzimmer waren und die Tür hinter uns zufiel, sah er mich wieder so vorwurfsvoll an. "Du willst keine Kinder, oder?" Ich runzelte die Stirn und stellte meine Tasche ab, stemmte eine Hand in die Hüfte. "Ich..nein, das hab ich nie gesagt." Er schnaubte. "Du hast es für dich doch schon entschieden! Oder was war das da vorhin? Besser hättest du mir gar nicht klar machen können, dass du meine Idee für bescheuert hältst." "Ich halte die Idee nicht für bescheuert!", widersprach ich und verfolgte ihn mit dem Blick, wie er sich die Jacke auszog und zum Fenster ging. "Ich hab sowas nie gesagt. Was hast du denn auf einmal? Nur weil ich da nicht reinwollte? Ich war genervt. Ich bin gestresst, schließlich sind wir mitten in einer Tour. Entschuldige, dass ich nicht locker-flockig wie sonst bin." Karyu schüttelte langsam den Kopf und wandte sich zu mir um. "Nein..nein nein, das ist es nicht. Du warst damals schon so abweisend, nachdem der Freund deiner Mutter das angesprochen hatte. Du siehst nur das negative in dem Ganzen. Aber Kinder zu haben hat auch seine guten Seiten." Ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht. "Gute Seiten, ja..vielleicht wenn ich ne Frau wäre." Ich seufzte. "Ich will darüber jetzt nicht streiten, Karyu. Ich finde das Thema deprimierend." Verwirrt zog er die Augenbrauen zusammen und sah mich an. "Deprimierend? Ich hätte viele Bezeichnungen dafür, aber deprimierend ist sicher nicht darunter. Was hast du denn bitte für schreckliche Vorstellungen?", wollte er wissen. Nun wurde ich sauer. "Das hab ich dir doch schon letztens in Kumagaya erklärt, wie ich darüber denke.." "Ha!", machte er und zeigte mit dem Finger auf mich. "Du hattest es also doch schon von Anfang entschieden! Du willst mit mir keine Kinder haben. Willst du nicht wenigstens in Erwägung ziehen, es doch zu tun? Du wärst bestimmt ein wunderbarer Vater, das weiß ich." Ich stöhnte leise und schüttelte abwehrend den Kopf. Mir war das so unangenehm. "Das ist egal. Ist völlig egal, wie wunderbar ich wäre oder du. Sieh dich um in dieser Welt, denkst du wirklich, dass das Kind auf Dauer glücklich wäre mit zwei Vätern? Das gibt bloß Ärger in der Schule. Und dann hasst es uns, weil wir es adoptieren mussten. Diese Gesellschaft akzeptiert sowas nicht. Ich werde kein Kind dieser intoleranten Welt aussetzen", stellte ich klar. Karyu schwieg einen Moment und strich sich durch die Haare. "Die Zeiten ändern sich doch, Michiya. Es wird nicht immer so bleiben. Außerdem..müssen die Menschen das Kind und uns erstmal richtig kennen lernen. Wir sind normal, wie alle anderen auch und haben ein Recht auf Kinder. Das werden die schon verstehen." Ich schnaubte. "Bist du wirklich so naiv? Ich glaube nicht daran und es mal auszuprobieren, das ist mir ein zu hohes Risiko." Das war nur der Auftakt zu einem langen Streit. Wie Hizumi mir später mitteilte, hatten er und Tsukasa mitbekommen, das dicke Luft herrschte. Sie hatten nicht verstanden worum es gegangen war, aber dass wir uns angeschrien hatten, das hatten sie gemerkt. Erst gegen Mitternacht waren uns die Argumente ausgegangen. Während Karyu duschen ging, zog ich mich schon um und legte mich wütend ins Bett. Und enttäuscht. Dass er mich überhaupt nicht verstehen konnte und auf Teufel komm raus auf seinem Kinderwunsch bestand. Aber ich hatte auch Angst. Wenn wir uns stritten, hatte ich die immer: dass es der letzte Streit sein würde, dass er mich verlassen würde, dass seine Liebe für mich sich verflüchtigen würde. Ich drehte mich zum Fenster und kuschelte mich in die Decke. In meinen Augen sammelten sich Tränen. Als Karyu zurück kam und sich neben mich ins Bett legte, sagte er nichts. Ohne ein weiteres Wort löschte er das Licht. Ich fand so schnell keinen Schlaf. Ich fühlte mich furchtbar unwohl. Und grübelte nach. Aber zu einem neuen Schluss kam ich nicht - Karyu und ich hatten uns alles zu dem Thema gesagt. Das nervtötende Klingeln von Karyus Handy weckte uns am nächsten Morgen. Es war halb 8. Ich hatte gegen halb 4 endlich einschlafen können - und war für den Auftritt heute definitiv noch zu müde. Während Karyu schweigend aufstand und ins Bad ging, blieb ich liegen und schloss wieder die Augen. Eine Stunde konnte ich noch dösen..das würde vielleicht schon helfen. "Zero? Ich geh runter, frühstücken." Ich hob den Kopf und nickte nur, dann legte ich mich wieder hin, nachdem Karyu das Zimmer verlassen hatte. Immerhin redete er doch noch mit mir... Nach einer Viertelstunde schlief ich wieder ein. Erst Karyus aufgeregte Stimme riss mich aus meinen wirren Träumen. "Zero! Steh endlich auf, wir müssen los! Warum bist du nicht runter gekommen was essen?" Verschlafen richtete ich mich auf und brummte leise, rieb mir über die Augen. "Ich war zu müde..", antwortete ich schließlich und stand auf, um mit dem Packen meiner Tasche zu beginnen. Essen konnte ich auch in der Halle noch. Seufzend wollte Karyu mir beim Packen helfen, aber ich schüttelte den Kopf. "Lass mich das machen, das geht doch schnell." Er verdrehte die Augen und ging schon mal runter. Er war eingeschnappt. Oder schlimmer: genervt. Rasch zog ich mich an, putzte mir noch schnell die Zähne und warf meine Waschutensilien auch in den Koffer, mit dem ich wenig später runter ging. Die anderen standen schon am Tourbus und zappelten. Ich entschuldigte mich knapp bei ihnen und betrat den Bus, nachdem auch endlich mein Koffer Platz im Frachtraum gefunden hatte. Auf der Fahrt zur Halle war keine Zeit zum Schlafen. Es dauerte nur 20 Minuten, und in der Zeit setzte sich Hizumi zu mir und wollte wissen, wie es mir ging. Ich erzählte ihm ohne zu zögern von dem Kinderthema, und dass es sich so schnell nicht klären ließ - wir waren unterschiedlicher Meinung. Kopfschüttelnd lehnte sich Hizumi zurück. "Ich hab nicht wirklich was gegen Kinder, aber... ihr beide seid glücklich so, wie es ist. Und jetzt will Karyu plötzlich Kinder? Ihr habt nie darüber gesprochen vorher, oder? Ich hab nie gehört, dass er das mal erwähnt hat." Ich nickte. "Mich überrascht das auch. Plötzlich wollte er meine Meinung dazu wissen. Und die passt ihm jetzt nicht." Ich seufzte und Hizumi klopfte mir auf die Schulter. "Ihr einigt euch schon noch. Ihr liebt euch, das ist das wichtigste. Eine Lösung lässt sich da bestimmt finden." Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich hoffte es einfach mal. Momentan waren wir beide verbissen. Erst beim erneuten Soundcheck wechselten Karyu und ich ein paar Worte miteinander. Die Show stand an, wir konnten sie nicht verschieben, also mussten wir jetzt unsere 'Professionalität' beweisen und alles managen. Meine Stimmung lockerte sich kaum, aber ich freute mich durchaus auf das Konzert. Die Musik, der harte Sound, die Hitze, das Rufen und die Freude der Fans ließen mich das Meiste vergessen. Mein Herz wurde leichter und ich genoss den Auftritt. Doch eines war diesmal anders: der Fanservice, den wir in Maßen boten, fiel heute größtenteils aus. Nur zweimal stellte ich mich zu Hizumi und spielte an seiner Seite, aber zu Karyu wagte ich mich nicht. Ein einziges Mal zogen wir einen Seitenwechsel durch. Mehr passierte nicht. Ich hoffte, dass es nicht allzu sehr auffallen würde. Schon nach dem ersten Encore war ich so geschafft, dass ich eigentlich nicht noch mal für das zweite rauswollte. Ich versuchte mir gut zuzureden, da es ja keine dritte Zugabe geben würde - und es stand nur noch ein einziges Konzert aus, dann hatten die Strapazen erstmal ein Ende und ich konnte mich etwas entspannen! Karyu redete während der Pausen kein Wort mit mir. Ich selbst traute mich nicht so ganz. Für Scherze war es noch zu früh, aber etwas anderes zum Reden fiel mir nicht ein. Ich vermisste unser Herumalbern furchtbar. Zwar versuchten Hizumi und Tsukasa die Stimmung etwas aufzulockern, aber der Streit mit Karyu bedrückte mich zu sehr. Und auch Karyu selbst schien nicht ganz so glücklich wie sonst. Auf der Bühne schaute er noch verbissener drein als sonst schon. Zumindest immer dann, wenn ich ihm mal einen dezenten Blick zuwarf, was ich nicht oft machte. Ich versuchte mich auf die Musik zu konzentrieren, und das klappte auch ganz gut. Ich konnte mich immer auf unsere Melodien verlassen, sie beruhigten und trösteten mich. Nach der zweiten Zugabe konnte ich mich gerade so auf den Beinen halten, um mich von den Fans zu verabschieden. Der Schweiß lief mir in Strömen den Körper hinab, meine Arme fühlten sich schrecklich schwer an. Ich rang mir ein hinreißendes Lächeln für das Publikum ab und winkte schwerfällig. Zeit für das Bett! Wenn die anderen noch feiern wollten, bitte! Ich würde schlafen. Und zwar laaaaange. Zero blieb lange auf der Bühne um sich zu verabschieden und die Fans in den ersten Reihen mit etwas Wasser zu erfrischen. Tsukasa blieb am Rande der Bühne, vor dem Publikum versteckt, stehen und wartete lächelnd auf den Bassisten. Als dieser Anstalten machte, die Bühne zu verlassen, winkte er ihn hinter sich her. Karyu und Hizumi standen sogar noch im Gang und unterhielten sich mit zwei Staffs, doch als sie Tsukasa und Zero sahen, gingen sie voran in den Garderobenraum. "Das war super, Jungs!", meinte einer der Techniker und klopfte Karyu auf die Schulter. "In die Stadt sollten wir mal wiederkommen." Tsukasa nickte zustimmend und lächelte, als hinter ihnen plötzlich ein dumpfes Geräusch erklang. Verwirrt drehte der Drummer sich um. "Zero!" Seine Augen weiteten sich vor Schreck und er lief zu ihm. Der Bassist war vornüber gestürzt und lag nun bewusstlos auf dem Boden. Karyu drehte sich verwundert um und kniete in der nächsten Sekunde schon an Zeros Seite. "Kleiner, wach auf! Hey, Zero, komm wieder zu dir!", verzweifelt rüttelte er ihn sanft an der Schulter, tätschelte ihm besorgt die Wange. Keine Reaktion. "Scheiße, was machen wir denn jetzt?", murmelte Hizumi, der fragend in die Runde sah. Tsukasa seufzte. "Wir können warten. Oder einen Arzt rufen.." Hizumi kratzte sich ratlos am Kopf. "Was soll er denn haben? Krank ist er doch nicht." Der Drummer zuckte mit den Schultern. "Er schien ok zu sein. Warum klappt man einfach so zusammen?" "Vielleicht war das Konzert ein Zacken zu anstrengend", meinte Karyu ratlos und strich dem bleichen Zero über die Wange. "Fuck, holen wir lieber einen Arzt, ok? Nicht, dass wir was übersehen und alles nur schlimmer wird." Tsukasa nickte und stand auf. "Kann nicht schaden, du hast Recht. Ich such mein Handy." Als der Drummer in den Garderobenraum ging, hob Karyu seinen reglosen Bassisten auf die Arme und folgte Tsukasa, legte ihn dort auf die Couch. "Jetzt heißt es warten.." Verwirrt schlug ich die Augen auf. Mir war schlecht. Wo war ich denn hier gelandet? Ich blinzelte. das sah verdächtig nach einem Zimmer im Krankenhaus aus. Ich stöhnte leise. Nicht wirklich, oder? Ich setzte mich auf. Immerhin kein peinliches Krankenhausleibchen. Das hätte mir nun gefehlt. Aber ich hing am Tropf. Ich kam hier nicht so einfach weg. Ich verzog das Gesicht. Wo war Karyu? Wo waren Hizumi und Tsukasa? Oder wenigstens eine Schwester oder ein Arzt? Hallo? Hilfe? Ich bin hier ganz allein und weiß nicht mal, was los ist. Eben geh ich noch die Bühne runter, jetzt lieg ich hier. Tolle Wolle. Sauer, weil ich das Gefühl der Hilflosigkeit hasste, begann ich, an dem Tropf rumzufummeln. Ich wollte die Nadel da raus haben und gehen. Wir mussten schließlich zurück nach Tokyo. Ich zischte leise. Das tat ganz schön weh. Seufzend ließ ich davon ab, gerade als eine Krankenschwester herein kam und die Tür hinter sich schloss. "Oh, Sie sind schon wach." Ich nickte nur und hielt ihr meinen Arm hin. "Kann das ab?" "Da muss ich mit dem Arzt sprechen", erwiderte sie, während sie irgendwas auf ihrem Klemmbrett las. "Wie geht es Ihnen denn?" "Gut", antwortete ich prompt, auch wenn es schon Tage gegeben hatte, an denen ich mich besser gefühlt hatte. "Das freut mich. Ich werde gleich Ihren Arzt holen." 10 Minuten später bequemte sich der Herr zu mir. Und ich erfuhr, was eigentlich passiert war, als er mich fragte, was ich heute schon alles gegessen hatte. Die Frage war einfach zu beantworten: etwas Salat am Mittag. Er lächelte mich mitleidig an. "Das ist der Grund für Ihren Zusammenbruch. Und wie ich erfahren habe, haben Sie am Abend ein Konzert gegeben? Das war denkbar schlecht geplant von Ihnen." Ich brummte. "Ich habe da gar nichts geplant. Kann ich jetzt gehen? Es geht mir schon wieder viel besser. Und ich werde dran denken, was zu essen." Er nickte. "Besser ist es. Unterschreiben Sie hier." seufzend machte ich mein Zeichen und wartete ab, dass die Schwester mich vom Tropf nahm. Aua, tat das weh. Ich verzog schmerzerfüllt das Gesicht und stand schließlich auf, während ich mich von den beiden verabschiedete. Aber die Schwester brachte mich noch in den Warteraum, wo meine Freunde saßen. Sofort als Karyu mich sah, sprang er auf. "Zero, du bist ja immer noch so leichenblass! Wie geht es dir?", wollte er wissen und schloss mich stürmisch in die Arme. Er drückte mich so fest an sich, dass ich kurz davor war, meine Beine nachgeben zu lassen und mich einzig von Karyu aufrecht halten zu lassen. Es war verlockend. Aber dann hätten sich alle nur wieder erschreckt. Ich blieb also stehen. "Alles ok", meinte ich nur und ruderte schließlich mit den Armen, weil Karyu mich auch eine Minute später immer noch nicht los gelassen hatte. "Ich brauche Luft, Karyu", ächzte ich und atmete tief durch, nachdem er mich freigegeben hatte. "Es tut mir furchtbar leid, dass ich euch so viele Sorgen bereitet habe! Ich wollte das wirklich nicht. Wir müssen uns beeilen, oder?" Tsukasa machte den Mund auf, aber ich winkte ab. "Mir geht es schon viel besser, alles in Ordnung." Hizumi seufzte und drückte mir ein belegtes Brot in die Hand. "Iss!" "Gehen wir..." Karyu grinste mich an. "Der Tourbus steht sogar schon um die Ecke." Da war sicher viel Überredungskunst für nötig gewesen. Ich bedankte mich, während Karyu meine Hand ergriff. "Du ruhst dich jetzt schön im Bus aus.", ordnete Tsukasa an. "Wie spät ist es eigentlich?", wollte ich wissen. "Wie lange hab ich hier gelegen..?" Hizumi warf einen Blick auf die Uhr. "Mh..Seit 2 Stunden vielleicht." Er lächelte mich an. "Wir schaffen das schon noch rechtzeitig nach Tokyo, mach dir deswegen mal keine Gedanken." "Wichtiger ist, dass du wieder auf die Beine kommst", meinte Karyu. Ich schnaubte. "Ich bin schon wieder auf den Beinen. Mir gehts gut, ich hatte nur vergessen, etwas zu essen..na ja, obwohl. Ich hab einen Salat gegessen!", erzählte ich stolz. Die anderen sahen mich nur missbilligend an, weswegen ich seufzte. Ich war lieber still und begann an meinem Brot zu knabbern. Dass ich umgekippt war, nur weil ich nichts gegessen hatte, machte mir doch etwas Angst. Ich versuchte mich zu erinnern, ob mir das schon mal passiert war. Ich wusste es nicht. Im Bus schob Karyu mich gleich in die Schlafkoje. "Bleibst du bei mir?", fragte ich ihn leise. Vielleicht war es noch zu früh, da wir eigentlich noch mitten im Streit lagen. Er sah mich kurz schweigend an, dann nickte er leicht lächelnd. "Ja, gern. Ich hol uns noch was zu trinken und ziehe mich um." Ich seufzte erleichtert und sah ihm hinterher, dann wechselte ich meine Kleidung - ich musste ganz furchtbar riechen, da ich ja immer noch meine durchgeschwitzten Sachen vom Konzert trug. Ich verzog das Gesicht und entschied mich, duschen zu gehen. Es war zwar nur eine kleine Kabine und die Dusche war nicht gerade für ausgedehnte 20 Minuten-Abenteuer ausgelegt, aber es würde mir reichen. Auf den Weg durch den Bus lief ich Hizumi über den Weg, der aus der Richtung der Dusche kam. "Ist grad frei. Aber sei vorsichtig. Wenn du da umfällst, merken wir es erst wenn es zu spät ist", meinte er schief lächelnd. Ich seufzte nur und schlüpfte in den schmalen Bereich. Rasch zog ich mich aus und wollte gerade das Wasser anmachen, als die Tür aufgerissen wurde - verdammt, hatte da einer das Schild übersehen? Aufgeschreckt wandte ich mich um - ich seufzte und legte die Hand auf meine Brust. "Oh Gott, Karyu..." Er schloss die Tür hinter sich. "Ich hab dich nicht erschrecken wollen, entschuldige. Ich hab mir nur Sorgen gemacht, weil du nicht im Bett lagst. Hizumi hat mir gesagt, du wärst duschen." Ich nickte nur. "Was dagegen, wenn ich gleich mitdusche?" Ich schüttelte den Kopf und sah ihm dabei zu, wie er sich schnell entkleidete. Lächelnd machte ich schließlich das Wasser an, während er sich von hinten an mich schmiegte und die Arme um meine Mitte legte. Es fühlte sich so gut an... Ich hatte nicht gedacht, so schnell wieder in einer seiner wärmenden Umarmungen zu landen. Ich hob die Hände und klammerte mich an seine Arme, lehnte mich leicht gegen ihn, während das warme Wasser auf uns herab regnete. Das tat richtig gut. Sanft drückte Karyu mich an sich. "Wie geht es dir wirklich?", wollte er leise wissen, weswegen ich seufzte. "Es ist alles in Ordnung, ehrlich. Ich fühle mich zwar nicht, als könnte ich Bäume ausreißen, aber...es geht." Ich machte eine kurze Pause. "Und in deinen Armen gehts mir sowieso besser." Karyus Kopf schmiegte sich an meinen. "Es ist auch wegen unseres Streits, oder?" Ich senkte den Blick. "Mh, ja", antwortete ich. "Natürlich." Er vergrub das Gesicht an meinem Hals. "Es tut mir leid, ich will nicht mit dir streiten." "Ich hasse es, wenn das passiert", sagte ich leise. "Und diesmal ist es was anderes. Es geht hier um Kinder...wie viele Paare haben sich schon getrennt, weil der eine Teil Kinder will und der Andere nicht", offenbarte ich Karyu meine größte Angst. Er seufzte leise und ließ mich los, drehte mich sanft zu sich um. "Ich würde dich deswegen nie verlassen. Ist es das was du denkst?" Ich nickte nur. "Oh Michi...das würde ich nie tun, hörst du? Nicht deswegen. Du bist mir das Wichtigste. Du stehst an erster Stelle. Was ist es mir noch wert, ein Kind zu haben und für es zu sorgen, wenn ich all die Momente, die Jahre, nicht mit dir teilen kann?" Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände und küsste mich sanft. "Glaubst du mir das?" Ich nickte stumm und lächelte ihn erleichtert an. Er strich durch mein feuchtes Haar. "Pass auf, ich will ja auch gar nicht jetzt sofort ein Kind. Lass uns das Thema erstmal zurück schieben, ja? Wir warten noch etwas ab. Es ist eh noch keine Zeit dafür. Wir sollten später wieder darüber reden." "Ja, in Ordnung. Bis wir das wirklich in Betracht ziehen können, vergeht noch etwas Zeit, und einiges kann sich ändern..." Er nickte zustimmend. "Nehmen wir mal an, in 4 Jahren hätten wir die Zeit. Dann gibt es vielleicht Gründe, aus denen wir sagen, wir wollen absolut keine Kinder. Oder wir wollen dann beide warum auch immer unbedingt eines." Er lächelte mich an, was ich erwiderte. "Also Frieden?" "Frieden", nickte ich und küsste ihn erneut sanft. Ich kuschelte mich in seine Arme. "Ich hab deine Nähe vermisst.." Er hauchte einen Kuss auf meine Wange. "Und ich hab dich vermisst..", raunte er. "Komm, lass uns lieber fertig duschen, und dann kuscheln wir im Bett, ok?", schlug er vor, woraufhin ich natürlich zustimmte. Wenig später gingen wir zurück in den Schlafbereich. Die meisten schienen schon zu schlafen, einzig Hizumi und zwei Staffs hatte ich noch rumlaufen sehen. Karyu ließ mich an die Wand rutschen, bevor er in die Schlafkoje nachkam. Ich schmuste mich sofort an ihn und schlang einen Arm um seine Hüfte. Ich hatte seine Nähe, seine Wärme so sehr vermisst - obwohl wir uns erst vor 24 Stunden gestritten hatten und seitdem dicke Luft geherrscht hatte. Jetzt war es wieder ruhig, entspannt und vertraut. Ich seufzte wohlig und Karyu gab mir einen Kuss aufs Haar. "Ich liebe dich, Zero", sagte er leise, was mein Herz höher schlagen ließ. Nach wie vor machte mich der Satz nervös - und erfüllte mich mit Freude. Ich quietschte glücklich und hob den Kopf, um ihm einen langen Kuss auf die weichen Lippen zu drücken. Karyu gluckste und streichelte mir durchs Haar, während ich eine Hand unter sein Schlafshirt schob. Ich liebte es, seine warme, glatte Haut zu berühren. Er schnurrte leise und drückte mich sanft gegen die Wand, beugte sich über mich, um mir einen sanften Kuss zu rauben. Da die Anderen in der Nähe waren, mussten wir leise sein, aber jetzt noch ein bisschen mit meinem Liebsten zu fummeln, das ließ ich mir nicht nehmen. "Ich liebe dich auch", hauchte ich in sein Ohr. "Mehr als alles andere." Ich schob die Hand in seine Shorts. Ich war mir sicher, dass das Konzert-Finale am nächsten Tag unglaublich toll werden würde. Vorerst war ich befreit von jeglicher Sorge. --- THE END Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)