Der Weg aus dem Kampf von Shirokko (Wenn Träume Berge versetzen) ================================================================================ Kapitel 79: Neue Generation --------------------------- Kapitel 79 Neue Generation Sie blieben einige Tage, aber die Drachen drängten sie vorwärts. Genahn wurde erwartet. Und dieser überraschte die Drachenreiter mit einer unumstößlichen Tatsache: Er würde Haru und Elin mitnehmen. Mit der Mutter hatte er schon gesprochen, Oldon wusste auch Bescheid und Lesley hatte ja schon gesagt, er würde auf die Rasselbande warten. Außerdem stellte er es sich langweilig vor, nur einen Gesprächspartner zu haben. Hilfe suchend sah Dhaôma zu seinem Freund. Wenn das so anfing, dann würde das doch kein Ende nehmen. Spätestens Amar, Yaji und Juri würden auf ihrem Recht pochen, auch mitzugehen. „Ist doch klasse. Je mehr, desto lustiger wird es.“ „Wie willst du auf die Kleinen aufpassen? Es werden dann zu viele sein, um sie alle im Auge zu behalten.“ Nachdenklich legte der Magier den Kopf schief. „Das ist tatsächlich ein Problem.“, sinnierte er. „Ich werde einfach noch ein paar Erwachsene fragen, ob sie Lust haben, mich zu begleiten.“ Dhaôma seufzte. „Die Wahl der Drachenreiter schien nicht so einfach zu sein. Sie sollten den Weg zu den Drachen selbst finden.“ „Aber sie haben den Weg doch selbst gefunden. Sie haben verstanden, dass ihr es seid, die sie zu den Drachen bringen können. Ihr Weg führt über euch.“ „Genahn, das...“ Er grinste. „Und außerdem wird Aulee auch mitkommen. Sie kann auf sie aufpassen und sich selbst einen Drachen suchen.“ In diesem Moment verstand Dhaôma, dass Genahn der wohl gruseligste Magier überhaupt war. Wie hatte er es nur geschafft, die gebrannte Aulee, die zu Anfang so viel gegen die Magier einzuwenden hatte, davon zu überzeugen, ihn zu begleiten? Sich dieser Gefahr auszusetzen? „Gib es auf, Drachenreiter. Ihr werdet viel Gesellschaft haben, wenn ihr das nächste Mal dort hinaufgeht.“ „Ja. Und viele Opfer.“, murrte Mimoun und verschränkte missgelaunt die Arme. „Dich hoch zu bringen, wird ja noch gehen. Aber bestimme nicht solche Sachen, wenn du die Rahmenbedingungen nicht kennst. Weder kann ich sagen, wo sich die Insel derzeit befindet, wie weit also der Weg dorthin ist, noch bin ich davon überzeugt, dass die Kleinen es unbeschadet überstehen, wenn sie in die Winde geraten.“ „Angeblich wissen die Drachen immer, wo die Insel ist. Wie Brieftauben. Und in Vilays Körben wird ihnen schon nichts passieren. Wenn alle Stricke reißen, bitten wir einfach die Drachen auf der Insel um Hilfe. Da gibt es doch welche, die sprechen können.“ Er strahlte Mimoun an. „Sag bloß, du willst weiter der einzige geflügelte Drachenreiter sein und sperrst dich deswegen.“ Dhaôma starrte den Mann an, dann musste er sich ernsthaft ein Lachen verbeißen. Im Grunde hatte er nichts dagegen. Ja, man hatte ihnen gesagt, dass jeder Drachenreiter seinen Weg selbst finden musste. Aber im Grunde war es ohne Drachen oder geflügelten Freund und selbst als Geflügelter unmöglich. Für Mimoun und ihn war es Glück gewesen. Und die Drachen hatten auch ihnen geholfen. Die Auslegung der Regeln passte ihm ziemlich in den Kram, bedeutete es doch, dass Lesley nicht mehr alleine war. „Außerdem beherrsche ich den Wind viel besser als Dhaôma hier. Mit Vilays Hilfe kann ich ihn vermutlich für einige Zeit ausschalten.“ „Sicher.“, kam der wenig hilfreiche Kommentar von dem Drachen und beinahe platzte Dhaômas Selbstbeherrschung. „Und letztendlich: Ihr seid Drachenreiter. Ihr habt die Befugnis andere Drachenreiter zu benennen. Gebt einfach euer Okay und die Sache ist geritzt. Oder habt ihr eure Meinung bezüglich Haru und Elin geändert?“ „Nein, verflucht!“, brauste Mimoun auf und warf die Hände in die Luft. „Aus deiner Sicht kann es natürlich keine Probleme geben. Bedenke aber auch, dass für mich das Leben und die Gesundheit meiner Freunde Vorrang hat und ich es mir nicht so einfach mache wie du. Denn in den Körben mag zwar genug Platz sein, um alle Quälgeister sicher unterzubringen, aber du willst ja nicht nur die Kleinen sondern gleich ein ganzes Dorf dort hochschleppen. Himmel, ehrlich. Ich wär froh, wenn dort oben endlich wieder Leben herrscht und jemand dem alten Zausel auf dem Bart rumtanzt.“ „Dann lass es uns versuchen. Und um auch mal ehrlich zu sein: nach deiner Definition wird dort oben nie wieder jemand ankommen, denn egal wer es versuchen wird, es ist immer zu gefährlich. Sei doch froh, wenn du dabei bist, um ihnen nötigenfalls zu helfen.“ „Natürlich ist es gefährlich.“, seufzte Mimoun und atmete einmal tief durch, um wieder runterzukommen. „Drachenreiter ist trotz allem eine anstrengende Lebensaufgabe. Und ich glaube nicht, dass Lesley die Kleinen schonen wird, nur weil sie noch Kinder sind.“ Sein Blick glitt über den neuen Drachenreiter und die anderen Anwesenden. Schließlich zuckte er resignierend die Schultern und fuchtelte mit der Hand in der Luft herum, als würde er Fliegen vertreiben wollen. „Aber ich steh hier sowieso auf verlorenem Posten. Dhaôma sagt zu allem ja und die Kinder brauch ich gar nicht erst fragen.“ Es führte zu einem Lachen, das durch die Anwesenden rauschte. Die angespannte Situation entlud sich in einem Aufquietschen der benannten Kinder, die Mimoun beinahe umwarfen vor Freude, und einem Aufheulen der zurückgelassenen. Aulee lächelte, als wäre sie froh, was man bei ihr schon länger nicht mehr gesehen hatte. „Wer hätte gedacht, dass sie ihr Herz ausgerechnet an einen Magier hängen würde.“, flüsterte Jadya Dhaôma ins Ohr, der sie verwirrt ansah. „Du wirst schon sehen.“ Geheimnistuerisch legte sie einen Finger an die Lippen. „Du, Mimoun?“ Die zaghafte Stimme ließ Haru und Elin innehalten. Es war Troll. „Darf ich auch mit dorthin?“ Seine Augen flehten um Erlaubnis. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass er zurückgelassen wurde. Der Angesprochene ließ sich in die Hocke sinken, um mit dem Jungen auf einer Höhe zu sein. „Hör mir gut zu.“, begann Mimoun ernst und eindringlich. „Solange du keine Menschen findest, bei denen du lieber bist als bei mir, die du als Familie akzeptieren und lieben kannst, bist du mein Sohn. Ich lasse dich nirgendwo zurück.“ Tränen schossen in die Augen und die Kinderarme schlossen sich um Mimouns Hals. Troll war sehr erleichtert. Und Mito schloss sich mit der Frage an, was Dhaôma zum Lachen brachte. „Okay, mehr können dann aber nicht mit. Vilay kann zwar viel tragen, aber wer weiß, wie lange wir übers Wasser fliegen müssen. Wir sollten ihn nicht überlasten.“ Und mit Schrecken dachte er an ein paar andere Kinder, die sie dementsprechend zurücklassen würden. „Amar wird wütend sein.“ „In Ordnung. Jetzt, wo das besprochen ist, werde ich Aulee beim Packen helfen. Die Koordination der anderen überlasse ich dir.“ Genahn klopfte dem Braunhaarigen auf die Schulter und Dhaôma lächelte ihn an. Es war längst klar, dass man unter den Geflügelten herumfragen würde, wer bereit war, die Halblinge zurück nach Hause zu bringen, denn die Drachenreiter konnten nicht beides tun. Und während die Halblinge den Weg nach Hause kannten, kannten nur die Drachen den Weg zu ihrer Insel. Wobei ihm einfiel, dass ja auch Keithlyn zu den Drachen hatte fliegen wollen. Er suchte sie in der Menge und sie grinste ihn an und zuckte die Achseln. Offenbar hatte sie ihre Pläne geändert. „Ich werde Juuro und Flore nach Hause bringen. Immerhin schulde ich ihnen eine Entschuldigung.“, sagte sie selbstbewusst, als er sie später fragte. „Und dann komme ich zurück, um hier zu leben. Wairen hat mir angeboten, dass ich auf seine Insel ziehen könnte. Er will mir das Jagen beibringen.“ „Wer ist Wairen?“ Sie lachte ihn aus für die Frage. „Einer der Rekruten. Was glaubst du, wer mir so oft geholfen hat?“ „Ist er dein Freund?“ „Aber nicht, wie du es denkst.“ Ihre Nase kräuselte sich, dann wurde sie zartrosa. „Sein Sohn gefällt mir.“, gab sie zu. „Ich will mein Glück bei ihm versuchen.“ Schlagartig wurde ihr Blick scharf. „Wehe, du verrätst das irgendjemandem!“ „Viel Glück.“, war Dhaômas einzige Antwort und sie seufzte. Natürlich würde er es niemandem verraten. Das war nicht sein Ding. „Ich werde dich vermissen.“ „Ich euch auch.“ Sie umarmte ihn. Das Dorf würde lange Zeit sehr leer sein, wenn sich nur Geflügelte von dieser Insel für die Begleitung der Halblinge bereit erklärten. Er wusste, wie weit die Strecke war und dass, auch wenn es noch ein wenig dauerte, der Winter bald wieder vor der Tür stehen würde. Kurz erklärte Mimoun seine Gedanken und machte sich auf den Weg in die Nachbardörfer, während der Rest des Dorfes erste Vorbereitungen für die Reise traf, Proviant einpackte und Sachen einschnürte. Seine Geschwindigkeit nutzte er zur Zeitersparnis, denn sie wollten schnellstmöglich los. Und erklären musste er nicht viel. Die umliegenden Dörfer waren in den letzten Tagen untereinander häufig zu Besuch gewesen, da in jedem neue Heimkehrer waren und man sich auch dorfübergreifend kannte und dementsprechend freute. So ließen sich aus mehreren Dörfern Reisegefährten zusammentrommeln und ein stärkerer Zusammenhalt für die weitere Zeit gewinnen. Als Mimoun schließlich zurückkehrte, war für ihn innerhalb seines Geburtsdorfes nichts mehr zu tun. Und die Begleiter der Nachbardörfer würden noch einige Zeit zum Packen brauchen, also wurde entschieden, den Aufbruch auf den nächsten Morgen zu legen. Zur Verabschiedung kamen sie zahlreich. Da beide Reisegruppen den Weg über Addars Insel nehmen würden, um sich erst danach zu trennen, gab es ein großes und dennoch geordnetes Durcheinander, als alle gleichzeitig verabschiedet werden sollten. Silia schob sich durch den Pulk, der sich um ihren Bruder gebildet hatte. Zögerlich blieb sie vor ihm stehen und knetete unruhig ihre Hände. Ihr Blick glitt unsicher zu Boden und zur Seite. „Dummes Kind.“, schmunzelte er liebevoll und überbrückte seinerseits den Abstand, zog sie in eine sanfte Umarmung. Einige Augenblicke ließ sie diese über sich ergehen, bevor sie ihre Hände gegen seine Brust stemmte und ihn ein klein wenig von sich schob. Nicht soweit, dass die Umarmung gelöst werden musste, aber weit genug, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Was sie nicht tat. Silia wirkte unsicher, wie sie weiter auf ihre Hände starrte, die noch immer an seiner Brust lagen. Mimoun erhielt einen freundschaftlichen Schlag gegen die Schulter, was kurzzeitig seine Aufmerksamkeit auf denjenigen lenkte, der ihm eine gute Reise wünschte. Als sich der Drachenreiter wieder seiner Schwester zuwandte, war sie gerade dabei, ihre Hände höher zuschieben und in seinen Nacken gleiten zu lassen. Vorsichtig schoben sich ihre Finger unter die glatten Schuppe Tyiasurs und begannen an dem Knoten herumzunesteln, der das Band für den Stein zusammenhielt. Der Drache ließ sich davon nicht stören. Verständnislos und, wie er sich eingestand, auch ein wenig geschockt, löste er seine Hände von ihr und ließ sie auf halber Strecke in die Höhe schweben. Mimoun beobachtete wortlos und nicht mehr ganz so fröhlich wie noch kurz zuvor ihr Tun. Warum nahm sie ihm den Stein weg, der ihn doch immer wieder zurückbringen sollte? Wollte sie ihm damit zeigen, dass er endgültig gehen sollte? Mimoun traute sich nicht, eine entsprechende Frage zu stellen. Sie gab ihm die Antwort dennoch, als sie ihn noch immer unsicher endlich in die Augen sah. „Ich brauch doch jetzt keine Angst mehr haben, nicht wahr?“ Mimoun öffnete den Mund, um etwas zu sagen, und zog sie doch nur wortlos in seine Arme. Diesmal ignorierte er den nächsten Störenfried und konzentrierte sich voll und ganz auf seine kleine Schwester. Sanft strich er ihren Rücken entlang. „Nein. Nicht ‚dummes Kind’. Du bist erwachsen geworden.“, murmelte er und spürte mehr, als dass er sah, wie sie den Kopf schüttelte. „Noch nicht. Aber gleich.“ Erneut stemmte Silia sich gegen ihn, um ihn auf Abstand zu bringen. Diesmal löste sie sich völlig von Mimoun und schob ihn gleichzeitig in Jayans Richtung, der mit seinem Sohn auf dem Arm geduldig neben ihnen gewartet hatte. Einmal atmete die junge Frau tief durch und wandte sich mit einem Ruck um. Schnell hatten ihre Augen denjenigen gefunden, dem sie noch etwas zu sagen hatte. „Hey, Magier.“ Bisher hatte diese Stimme nie etwas Gutes bedeutet, deshalb spannten sich die Schultern Dhaômas unmerklich an. Ein bisschen fürchtete er sich, als er sich, die weinende Kitty auf dem Arm, der jungen Geflügelten zuwandte. Was sollte er sagen? Wie musste er sich jetzt verhalten? Wenn es um sie ging, fühlte er sich wieder wie ein Anfänger. Auch Silia straffte sich, als sie nun seine Aufmerksamkeit hatte. Und nicht nur seine. Das ganze Dorf kannte das Verhältnis der beiden. Jadya schob sich schon durch die Menge, weil sie ein Unglück befürchtete und Schlimmeres abwenden wollte. Silia streifte ihre Freundin kurz mit einem flüchtigen Blick und wandte sich wieder ihrem derzeitigen Gesprächspartner zu. Einmal holte sie tief Luft und stieß sie zittrig wieder aus, bevor ein Ruck durch ihre Gestalt ging. „Es stimmt wohl, was man sagt, Dhaôma. Familie kann man sich nicht aussuchen.“ Es wischte alles aus Dhaômas Gesicht und hinterließ ein einziges Fragezeichen. Was meinte sie denn damit? Wollte sie damit Mimoun beleidigen? Ihn? Sie wirkte so angespannt, dass es doch eigentlich nichts anderes sein konnte. Oder? Sie hatte ihn das allererste Mal mit seinem Namen angesprochen. War es also vielleicht mehr positiv gemeint? Aber wie interpretierte man da etwas Positives hinein? Immerhin hatte er sich ausgesucht, in welche Familie er gehören wollte. „Ai. Ja?“, antwortete er schließlich unsicher. Jadya war stehen geblieben und betrachtete Silia. Auch sie schien die Bedeutung dieser Worte zu überdenken. Die Kinder waren da schon deutlicher. „Hää?“ Silias Gesicht überzog ein leichter Farbschimmer. Sie schlang ihre Arme um ihren Körper, als wollte sie sich selbst Halt und Schutz geben. „Ich konnte mir ja schließlich nicht aussuchen, dass er nun zur Familie gehört, oder?“, fauchte sie und wandte sich ab, barg ihr Gesicht an Jayans Schulter, der ihr lachend über die Haare strich. Also war es doch wieder eine Beleidigung. Es würde sich nie ändern; ihr Verhältnis zueinander war und blieb wüst. Immerhin schien sie inzwischen akzeptiert zu haben, dass er zu Mimoun gehörte wie Jayan zu ihr. Und nur weil das so war, würde er sie nicht lieber mögen. Sie war gewalttätig und böse und hasserfüllt. Nur, was erwartete man jetzt von ihm? Irgendwas musste sie doch von ihm erwarten, wenn sie ihn hier so öffentlich ansprach, oder? Oder war es nur ein Statement, das man so stehen lassen konnte? Hilfe suchend fing er Mimouns Augen ein und hoffte, Tyiasur würde diesem sein Problem mitteilen, damit er Kommunikationshilfe bekam. Diese Übersetzungshilfe war nicht nötig. Mimoun sah auch so, dass sein Liebster überfordert war. Da sie wieder in seinen Wirkungskreis getreten war, als sie sich bei ihrem Gefährten verborgen hat, war es keine große Mühe, sie anzustupsen. „Hast du ihn gerade offiziell in die Familie aufgenommen?“, fragte er sicherheitshalber nach. Ihr Grummeln an der Schulter Jayans war nicht zu verstehen. „Das werte ich als Ja. Gut. Müsstest du ihn dann nicht zur Versöhnung noch umarmen oder die Hand reichen?“ Schlagartig wandte sie ihrem Bruder das Gesicht zu und setzte zu einer scharfen Erwiderung an. Im letzten Moment konnte sie sich beherrschen. „Beim nächsten Mal.“, nuschelte sie leise. „Für diesmal muss das reichen.“ So war das also. Es war ein Friedensangebot. Oder wohl eher auf dem besten Weg, ein solches zu werden. Falls sie es irgendwann schaffte, es nicht so erscheinen zu lassen, als ob sie dafür gnädigerweise ein großes Opfer bringen würde. Wie schon früher erinnerte sie ihn mit diesem Verhalten viel zu sehr an seine Mutter. 'Ja, ich akzeptiere dich; bleibt mir ja nichts anderes übrig.' Er hatte für sich beschlossen, dass ihm so etwas nichts bedeutete. Am liebsten würde er für Mimoun lächeln und ihr eine weitere Chance geben, aber er war nicht gut im Lügen. Sie würde es sofort durchschauen. Weich strich er der verschüchterten Kitty durch die Haare. „Pass darauf auf, dass diese beiden Naruby den Hass auf die Magier nicht einimpfen.“, flüsterte er ihr ins Ohr und setzte sie ab, als sie nickte. Lächelnd erwiderte er und sie strahlte. Andere nutzten die Gelegenheit, dass der Braunhaarige frei war, um ihn zu verabschieden, gaben damit Silia Zeit, alles zu verdauen, und retteten die unangenehm drohende Stille. „Sie hasst euch nicht. Es ist noch leise Wut, aber kein Hass mehr.“, erklang Tyiasurs Stimme erklärend im Kopf des Magiers. „Sie ist nur genauso unsicher im Umgang mit dir, wie du mit ihr. Sie hat Angst vor den Kopf gestoßen zu werden, wenn sie sich bei dir entschuldigen sollte. Dass ihr Freunde werdet, davon geht sie gar nicht erst aus. Sie weiß, dass sie dafür zu viel Mist gebaut hat.“ Tyiasur, da trocken seiner Flugfähigkeit beraubt, nutzte die dicht gedrängte Menge als Brücke, um zu Dhaôma zu gelangen. „Einfach akzeptieren. Das reicht ihr völlig.“ Er ringelte sich um den Hals des Freundes. „Und jetzt werdet endlich fertig. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.“ Diese Sätze waren nun für alle hörbar. Der kleine Drache wurde ungeduldig. „Seh ich genauso.“ Lulanivilay erhob sich und Genahn wurde plötzlich sehr hastig. „Los, Kinder, in die Körbe! Alle, die nicht fliegen können, bitte steigt auch ein, sonst wird er euch einfach greifen!“ Oh ja, er kannte das von der Reise hierher und von vielen Erzählungen Juuros. Dhaôma sah zu der noch immer an Jayans Brust versteckten Silia hin. War das so? Sie hatte Angst, vor den Kopf gestoßen zu werden, und dachte, er würde ihr nicht verzeihen? Große Lust hatte er dazu auch nicht. Aber würde er sie vor den Kopf stoßen? Wohl nicht. Lulanivilay drückte seinen Kopf unter seinen Arm und forderte ihn zum Aufsteigen auf. Wie lange würde er nicht mehr hierher kommen? Lange genug, dass sein jetziges Verhalten große Wellen schlagen konnte, nicht wahr? „Warte noch, Vilay.“ „Dein Herz ist laut. Wirst du mutig sein?“ „Oh ja, sehr.“ Tief atmete er ein, dann ging er zu Silia hinüber. „Auch ich habe Angst davor, dass ich erneut abgewiesen werde. Ein neuer Anfang ist nicht einfach. Das ist er nie. Aber gerade jetzt haben wir den allerbesten Moment, den man haben kann. Lass uns den Streit begraben und uns in Zukunft zumindest als Menschen gegenübertreten.“ Silia starrte den Magier an, der so plötzlich neben ihr stand und sie ansprach. Nur langsam realisierte sie, was er ihr da sagte. Unruhig fuhr ihre Hand an Jayans Hemd auf und ab. Bis sie sich schließlich löste und einen halben Schritt zurücktrat. Nun hatte sie den Platz, den sie benötigte. Silia verneigte sich vor dem Magier und meinte, was sie sagte. „Danke.“ Dhaôma war erleichtert. Er konnte gar nicht beschreiben, wie sehr, aber es zeigte sich deutlich auf seinem Gesicht, als er lächelte. „Gern geschehen.“ Tyiasur löste den Bann über Dhaôma ein wenig, so dass dessen Freude sich auch in einem Blumenteppich äußerte. „Gut. Und jetzt gehen wir. Es wird langweilig.“ Lulanivilay machte einen weiteren Schritt. „Das Feuerkind wartet.“ Jubel, Gelächter, erneute Abschiedsworte. Dhaôma kletterte auf den breiten Rücken, zog Mito zu sich herauf und winkte, während der Drache zum Rand der Insel trabte, dass die Körbe kräftig durchgeschüttelt wurden, und sich dann einfach in die Tiefe stürzte. Die Kinder jubelten vor Glück, die Geflügelten starteten mit ihnen. „Der Wind zieht weiter.“, sinnierte Oldon und Jadya lachte leise. „Solange er wieder mal hier vorbeikommt, ist es okay.“ Mimoun blieb einen kleinen Augenblick länger. Er zupfte ein kleines, lilafarbenes Blümchen aus dem Blütenmeer und steckte es Silia in die Haare. Noch immer wortlos zog er sie erneut in die Arme und drückte sie. Der Drachenreiter war glücklich. Endlich schien der Streit beigelegt zu sein. Wie lange hatte das gedauert? Drei Jahre? Eine viel zu lange Zeit, die ihn innerlich zerrissen hatte. „Hör auf zu heulen und folge ihm endlich.“ Mimoun löste sich mit einem Kichern. Charmant wie immer, sein Schwesterlein. „Ich heule nicht, Blindfisch.“ Er platzierte einen sanften Kuss auf ihre Stirn und ließ sich dann in die Hocke sinken, damit Troll, der geduldig neben ihm ausgeharrt hatte, aufsteigen konnte. Silias Hand glitt nach vorn, als Mimoun wieder stand, und zupfte bezeichnend an Trolls schwarzem Haar. Lächelnd legte sie den Kopf schief. „Ja. Die Familienähnlichkeit ist kaum zu übersehen.“ Lachend schüttelte der Drachenreiter den Kopf und spannte seine Flügel. Das Zeichen für die wenigen Umstehenden, aus dem Weg zu gehen. „‚Gebt auf euch Acht’, muss ich ja nicht mehr sagen. Ich glaube, ‚bis bald’ ist jetzt angebrachter.“, rief er, als er sich abstieß und sich in die Lüfte schwang. Mimoun winkte zum Abschied. Wie nebenbei fiel ihm auf, dass es ihm bisher so gut wie nie möglich gewesen war, hatte er doch die Hände mit Dhaôma voll gehabt. Es hatte sich einiges geändert, sinnierte er, als er der Gruppe folgte. Nach und nach blieben weitere Freunde zurück, bis nur noch der Kern derjenigen übrig blieb, die zu Addars Insel unterwegs waren. Zwei Tage später erschien am Horizont die Insel des Anführers. Niemals würde Dhaôma verstehen, geschweige denn voraussehen können, wie die einzelnen Inseln sich gegeneinander bewegten, aber er war sehr froh, dass sie da waren. Wie eigentlich jedes Mal wurden sie gesehen, bevor sie landen konnten und ein völlig übermüdeter Asam begrüßte die Ankommenden inmitten seines Dorfes. Der Grund für die dunklen Ringe unter den Augen waren zweifellos die beiden blonden Mädchen, die angstlos direkt unter den landenden Drachen rannten und versuchten, springend an ihn heranzureichen. „Waaaaaahhhh!“, brüllte der Mann hektisch, als sich der gigantische Körper Lulanivilays über ihnen senkte. Nicht wenige wurden ebenfalls blass. „Hallo, Feuerkind, mach, dass es noch wärmer wird.“ Dhaôma begann zu lachen. Als er abstieg, hingen die beiden Blondschöpfe an den langen, scharfen Krallen des Drachen und quietschten vor Freude, dass der große Kletterberg zurückgekehrt war. Asam seufzte nur erleichtert, dass ihnen offenbar nichts passiert war. „Lerne es langsam.“, lächelte Mimoun und half dabei, den Drachen von seiner Last zu befreien. „Vilay würde den beiden nichts tun.“ Dann klaubte er sich unter lautem Protestgeschrei seinen Winzling hervor. Da musste sie jetzt durch. Auch wenn sie nichts von ihrer Wendigkeit eingebüßt hatte und es schwer war, sie zu händeln. Derzeit hatte wohl Lulanivilay Vorrang. Schnell ließ er sie wieder los, um sich nicht auch noch Lulanivilays Unmut zuzuziehen. Sein Blick glitt über die Versammelten, aber den, den er sehen wollte, konnte er nicht entdecken. „Wo ist Addar?“, wandte sich der Drachenreiter an das junge Ratsmitglied und Sorge machte sich langsam in seinen Eingeweiden breit. Die Frage löste betretene Gesichter aus. So viele sahen zu Boden, andere waren den Tränen nah. Im Grunde war klar, was kommen würde, aber es erschreckte Dhaôma trotzdem, es zu hören. „Er war glücklich, dass der Krieg endlich vorbei ist.“, antwortete der Anführer der Geflügelten lahm. „Er lässt euch ausrichten, dass er stolz und froh ist, dass ihr euer Versprechen halten konntet, wie er seines gehalten hat. Der Frieden wäre ein wundervolles, befreiendes Gefühl.“ Ja, er hatte mal gesagt, dass er hoffe, wenigstens noch so lange zu leben, damit er den Frieden erleben kann. Aber was war der Sinn, auf dieses Ereignis hin zu sterben? „War es wenigstens schmerzlos?“, fragte Dhaôma mit enger Kehle und Asam nickte. „Er ist über Nacht einfach eingeschlafen.“ Schwach taumelte Mimoun ein paar Schritte nach hinten und ließ sich an Lulanivilays Flanke nach unten gleiten. Addar war nicht mehr. Er war gegangen, bevor sie noch ein nettes Wort miteinander reden oder seinen verworrenen, aber sinnvollen Ratschlägen lauschen konnten. Sollte das etwa sein Schicksal sein? Immer nur um wenige Tage zu spät zu kommen, um sich von geliebten Menschen und Freunden zu verabschieden. Er ließ seinen Kopf in den Nacken gleiten und starrte auf die wenigen faserigen Wölkchen, die sich an den Himmel getraut hatten. Es war ein zu schönes Wetter für solch eine Nachricht. Es dauerte, bis er sich der Tränen gewahr wurde, die auf seinen Wangen kitzelten. Unwirsch wischte Mimoun sie beiseite. Addar hatte ein langes Leben gehabt. Er hatte ein erfülltes Leben gehabt. Er hatte sich seinen Wunsch erfüllen und den Frieden noch erleben können. Mimouns Lippen verzogen sich zu einem schmerzlichen Lächeln. Es tat trotzdem weh. Sanfte Arme schlangen sich um seinen Hals. Als sich Mimouns verschwommener Blick senkte, sah er Trolls Haarschopf. Er legte nun seinerseits seine Arme um das Kind und drückte es dankbar an sich. Es hatte keine Ahnung, um wen es ging, aber es wollte ihn trotzdem trösten. Den gleichen Trost bekam Dhaôma von Leoni und Amar. Eigentlich hatten sie ihn begrüßen wollen, aber als sie sahen, dass er weinte, umarmten sie ihn wortlos. Dankbarkeit erfüllte ihn, bevor er sich zusammenriss. „Es ist schön, euch zu sehen.“, nuschelte er in den blonden Haarschopf Leonis, als eine unglaubliche Hitzewelle über sie hinwegfegte. „Was zum...?“ Alle zugleich wandten sie sich dem Drachen zu, der sich zufrieden zusammengerollt hatte. Fiamma saß auf seiner Nase und drückte unkoordiniert auf den Schuppen herum. Seren popelte unterdessen mit ihren Fingern zwischen den Zähnen herum. Asam wurde schon wieder blass. „Das sind eure Kinder?“, fragte Haru da und sah die beiden skeptisch an. Sein Interesse an ihnen schwand. „Aber viel wichtiger, wer von euch ist Amar?“ „Ich.“ Der Blick wurde abschätzig. Das war also der, der Elin schöne Augen gemacht hatte? Wollte er doch mal sehen, ob er das überhaupt durfte. „Okay, Wettlauf von hier bis zum See?“ Amars Blick war genauso überheblich. Natürlich kannte er Haru von Erzählungen. Ein Rivale um Dhaômas Gunst. „Was kriegt der Sieger?“ „Das Privileg, auf der Seite Dhaôs kämpfen zu dürfen.“ „Gebongt. Dhaôma, gib ein Zeichen!“ „Ai?“, fragte dieser ein wenig überfahren von der Situation, aber letztendlich tat er ihnen den Gefallen und mit vielen anderen Kindern und unter lauten Anfeuerungsrufen rannten die Jungen los. „Tragisch, dass es nur noch eine freie Seite gibt.“, murmelte Mimoun ein wenig verschnupft und stellte sich neben Dhaôma, legte ihm demonstrativ einen Arm um die Schulter. Die Hitzewelle hatte ihn schlagartig von seinem Platz neben dem Drachen vertrieben und seine Haut prickelte noch immer unangenehm. Leise schob er sich hinter seinen Liebsten und schlang ihm beide Arme um den Hals, bettete sein Kinn auf dessen Schulter und beobachtete die Kinder. Es war ein Wettrennen. Es war klar, wer siegte. Amar hatte sich in seinem Training immer nur aufs Rennen konzentriert, während Haru seine Zeit aufteilen musste, zwischen schnell rennen und schnell fliegen üben. Damit stand auch gleich fest, welche Disziplin als nächstes folgte, denn diese Schmach ließ der Knirps nicht auf sich sitzen. Der Ehrgeiz, den Rivalen zu übertrumpfen, war geweckt. Es war diesen beiden zuzuschreiben, dass die Stimmung nicht endgültig ins Negative abkippte. Am Ende ihres Wettkampfes waren sie Freunde. Schließlich wurden die Gäste vorgestellt und ein spontanes Fest auf dem Dorfplatz abgehalten, bei dem die Geschichten erneut erzählt werden mussten. Wie erwartet gab es Geschrei, als die Kinder der Insel erfuhren, dass Haru und Elin schon jetzt zu den Drachen hinauf durften, um ihre Drachenfreunde kennen zu lernen, aber Asam beendete diese Diskussion schließlich ein wenig ungehalten. Jeder sollte seinen Weg gehen und wenn Harus und Elins über die Dracheninsel führte, dann war das so. Punkt und Schluss. Das obligatorische Einkriegespiel fand erst am nächsten Tag statt und Dhaôma blieb wenig zu tun, denn Amar und Haru schirmten ihn so gut ab, dass er kaum Angreifer abwehren musste. Die beiden hatten beschlossen, dass es nicht falsch war, wenn sie beide Dhaômas Ritter waren. Und währenddessen beobachtete Dhaôma seinen Freund, wie er mit Fiamma spielte. Die kleine Magierin hatte inzwischen genug Verständnis für sich und die Welt, dass sie ihn mit Fragen löcherte, die er geduldig beantwortete. Sie nannte ihn Papa Mimoun. In ihm erwachten wieder die Gewissensbisse. Konnte er seinem Freund wirklich dieses unbezahlbare Erlebnis abstreitig machen, seinen Winzling aufwachsen zu sehen? Wollte er selbst das verpassen? Eigentlich wollte er das nicht. „Vielleicht sollten wir im Frühling wieder herkommen und den Sommer hier verbringen.“, sprach er das Thema an, als sie nachts zum Babysitten abkommandiert worden waren. „Dann haben wir sie wenigstens die Hälfte des Jahres. Und wir können ein wenig darüber wachen, was die Friedenskonferenzen so erzählen.“ Gedankenverloren popelte der Angesprochene an Fiammas Füßen herum, was sie sich lachend winden ließ. Mimoun gab nicht sofort eine Antwort, sondern ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Er rief sich wieder die Wärme ins Gedächtnis, die ihn durchströmt hatte, als sein kleiner Winzling ihn das erste Mal Papa genannt hatte. Ihre ganze Feuermagie war im Vergleich dazu zu einem Nichts verpufft, so intensiv war diese Wärme gewesen. Ja. Für sich selbst kam er zu dem Schluss, dass er den Sommer hier verbringen wollte. Sie den Sommer über zu sehen, all seine Freunde den Sommer über zu sehen, war sehr verlockend. Im Gegensatz dazu stand Dhaômas Wunsch zu reisen. Nur im Winter würden sie nicht weit kommen. Ihnen blieb auch nur eine Richtung. Süden. Im Winter konnten sie nicht Richtung Norden reisen. Dhaôma würde nicht soviel sehen, wie er es sich vielleicht wünschte. „Es… wäre schön.“ Keine Zusage, keine Absage. Ein feines Lächeln legte sich auf Dhaômas Lippen. Das Zögern war ihm nicht entgangen. Offenbar würde Mimoun es auch nicht tun, wenn er das verlangen würde. Aber das sollte er gar nicht. „Dann machen wir das so.“, beschloss er, was Troll nervös werden ließ. Natürlich schlief er weiterhin in Mimouns Nähe. „Hast du gehört, Süße?“ Mimoun wandte sich voll Fiamma zu und prustete ihr auf den nackten Bauch. „Wir sehen uns jetzt häufiger.“ Damit Seren sich nicht so vernachlässigt fühlte, bedachte er sie mit der gleichen Aufmerksamkeit. Und da sie nicht die einzigen Kinder hier waren, bekam auch der Rest seinen Kuschelanteil ab, bevor sich Mimoun endlich Dhaôma zuwandte. Bei ihm war er nicht überschwänglich erfreut und überdreht. Nein. Ruhig sah der Geflügelte seinen Magier an, bevor er ihn sanft küsste. Der Braunhaarige ließ es geschehen, genoss den Moment und strich durch störrisches, schwarzes Haar. Es war beruhigend zu wissen, dass er jetzt erstmal das Richtige tun würde. Es gab einen großen Aufschrei und Jubel, als sie am nächsten Tag ihre Pläne verkündeten. Einige wollten direkt den Drachenbau ausbauen, damit die beiden Drachenreiter dort auch Platz hatten, um dort zu wohnen, aber das wurde von Leoni und Amar so vehement boykottiert, dass klar war, wo sie leben würden. Endlich kam Dhaôma auch dazu, Yaji und Juri das Buch zu geben, das er bei seiner Mutter mitgenommen hatte. Es ging um Bienen und ließ die Kinderaugen aufleuchten. Ganz stolz erzählten sie ihm ihren Plan, dass sie Bienenkästen bauen wollten, die sie von Ort zu Ort tragen würden, damit alle mehr Früchte haben konnten. Begeistert sagte Dhaôma zu, ihnen einen solchen Kasten wachsen zu lassen, sobald sie wüssten, wie er auszusehen hatte. Kaum stand die Schlafplatzverteilung fest, wurde auch schon um den Rhythmus des Kinderhütens gefeilscht. Einen Tag alle Kinder bei den Drachenreitern, einen Tag alle zu Asam und Leoni und einen Tag jeder seine Kinder bei sich. So hätte man alle drei Nächte Ruhe und Zweisamkeit. Oder doch je zwei Tage, da treusorgende, liebende Papas ihre Kleinen so ungern in andere Hände gaben? Für die nächsten paar Tage den Ein-Tages-Rhythmus, denn die Drachen würden ihnen auch hier nicht viel Zeit lassen. Alles Weitere konnten sie beim nächsten Stopp auf dieser Insel klären. Mimoun machte sich einen Spaß daraus, Genahn schon erste Trainingseinheiten in körperlicher Fitness zu geben. Kleine Rache für seine eigenmächtigen Entscheidungen bezüglich der Kinder, Vorbereitung für das Training bei Lesley. Die Kinder schlossen sich schnell an. Und nicht nur die, die bereits auf dem Weg zu den Drachen waren. Fiamma und Seren versuchten, den Übungen zu folgen, und sorgten für den Spaßfaktor in dieser Zeit. Als das Laub am Rande der Ebenen sich umzufärben begann, machten sie sich wieder auf den Weg. In den letzten Tagen hatten sowohl die Kinder als auch die Drachen gedrängelt, dass sie weiter wollten, aber als es dann soweit war, gab es trotzdem Tränen. „Vilay, du musst Fiamma hier lassen. Sie braucht ihre Familie.“ Nur widerwillig ließ der große Grüne das Kind los, das genauso heulte wie Seren. Seine Zunge fuhr über ihre Wangen, was sie schließlich verstummen ließ vor Überraschung. Letztlich trennten sich doch alle Wege. Die Halbling-Eskorte machte sich auf den Weg nach Süden, die Drachenreiter flogen nach Norden. Die letzten hartnäckigen Begleiter bogen zu ihren eigenen Inseln ab. Die Reisegruppe wurde damit sehr überschaubar. Haru und Elin bestanden darauf, dass sie auch laufen wollten, so wie ihre beiden Vorbilder, aber nach einem Tag anstrengendem Marsch am Fluss entlang, verzichteten sie. Lachend wurde ihnen prophezeit, dass sie wohl bald dazu in der Lage sein würden, wenn sie erst mit Lesley das Training aufnahmen. Zwei Wochen später erreichten sie die Insel der Drachen. Schon seit Tagen war es stürmisch und grau gewesen und die Reisenden kauerten sich so gut es ging in die Körbe. Deshalb bekam eigentlich keiner mit, als sie landeten, denn es schaukelte einfach ein bisschen heftiger. Sie alle waren erstaunt, dass sie wirklich und wahrhaftig angekommen waren und ganz plötzlich in strahlendem Sonnenschein standen. „Den Rest lauft ihr.“, beschloss Lulanivilay und ließ sich aus seinem Geschirr helfen. Er hatte schon seit einiger Zeit schlechte Laune, denn obwohl er über dem Meer war, hatte er keine Fische fangen dürfen, weil dann seine Passagiere ertrunken wären. „Ich habe Hunger.“ Liebevoll kratzte ihm Dhaôma die Nase, bevor er ihn auf den Weg schickte. Die Kinder rannten ohnehin schon lachend herum. Sie fürchteten sich vor den Drachen kein Bisschen, bis sie von Mimoun gerügt wurden, dass auch Drachen Menschen angriffen oder aßen, wenn ihnen danach der Sinn stand. Der verdrehte Wald mit seinen Riesenerdbeeren. Der Tempel der Mutter und die Brutstätten der Drachen. Der See mit seinen schwebenden Inseln. Die Teichlandschaft mit ihren abendlichen Glühwürmchenschwärmen. Die Stadt der Drachenreiter. So viele Orte, die Mimoun wieder sehen wollte. So viele Dinge, die ihn genauso kribbelig werden ließen, wie die Kinder es auslebten. Und nur wenige der Orte standen sofort zur unmittelbaren Erreichbarkeit. Anderes war wichtiger. Am Einfachsten war es wirklich, die Gruppe nach Drangar, beziehungsweise zu Lesley zu führen. Dort konnte Aulee sich häuslich einrichten. Und Lesleys Pflicht als Lehrmeister junger Drachenreiter war es dann, sich um Aufsicht, Ausbildung und Vorstellung bei der Drachenmutter zu kümmern. So hätten Mimoun und Dhaôma Freizeit, um all das zu tun, was zumindest Mimoun schon jetzt in den Fingerspitzen kribbelte. Entschlossen schlug er die Hände zusammen, schulterte sein Gepäck und machte zumindest für Dhaôma mit einem „Auf zu Lesley!“ die Marschrichtung klar. Mimoun führte die Gruppe schnurgerade auf ihr Ziel zu. Vorbei an den kleinen Kannibalen und den Feuerseen. Zur Pause ließ er die Wanderer auf dem Rücken der trägen Erdstampfer reiten. Und nebenbei spulte Mimoun all sein Wissen über jede Art, der sie begegneten, herunter, unterstützt und ergänzt von Dhaômas größerem Wissensschatz. Die Kinder sogen Gehörtes und Gesehenes gierig in sich auf. Während sie sich in der Nähe der Kannibalen gehorsam in der Nähe der Erwachsenen aufhielten, war es kein Problem, sie bei den Stampfern frei flitzen zu lassen. Unter Gelächter wurde Mito aus einem Loch gefischt. Wo Mimoun und Dhaôma damals nur die Gänge der Wühler getroffen hatten, war der Junge in eine zu dicht an der Oberfläche angelegte Höhle gerutscht. Das Gezeter der kleinen Drachen war riesig. Und die Scheinangriffe auf die deutlich größeren Gegner wirkten einfach nur putzig, bewirkten aber ein kleines Nebelfeld, von Mito aus Schreck erzeugt. Dann endlich tauchte es auf, das Tal mit den bewaldeten Hängen und dem nahezu komplett ausfüllenden See mit seinen schwebenden Inseln unweit der Stadt, die sie angestrebt hatten. Grinsend ließ Mimoun seinen Blick über die Gruppe schweifen. „Hondaran! Wir sind wieder da.“, rief er über das Wasser. Die Oberfläche des Sees blieb ruhig und Dhaôma kicherte schon jetzt in sich hinein. Vermutlich wollte der Große die Neuankömmlinge nicht erschrecken. Oder er hatte sie unter Wasser nicht gehört. „Ist das schön hier.“, murmelte Aulee und tastete ergriffen nach Elins Hand. Das Mädchen war müde. So viel Neues und Spannendes und so viel Bewegung hatte sie schon lange nicht mehr bekommen. Aber jeder stimmte der Frau zu. Der See war im Abendrot einfach bezaubernd. Dhaôma schickte ein wenig seiner Wasserkraft auf Reisen und das hatte schließlich den gewünschten Erfolg. Der monströse Kopf hob sich unter lautem Rauschen aus den Fluten. Schreiend ergriff Troll die Flucht. Dagegen würden sie doch keine Chance haben! Für Dhaôma war das Wiedersehen seines Lehrers jedenfalls ein freudiger Anlass. Wie lange hatten sie ihn nun schon nicht mehr gesehen? „Hallo, Hondaran. Wie geht es dir? Und wie geht es Lesley Han?“ „Er wartet schon sehnsüchtig. Hat sogar gekocht. Wenn ihr ankommt, ist alles fertig.“ „Wieder mal einmal unerlaubter Weise in der Zukunft rumgeschnüffelt, huh?“ „Es ist nicht leicht, ihn davon abzuhalten. Aber seit einiger Zeit macht er es seltener.“ „Bringst du uns hin?“ „Wir sollen auf dem da reiten?“ „Ja.“, kam die doppelte Antwort und mit einigen Schwierigkeiten nahmen alle auf dem großen, glitschigen Kopf Platz. Am gegenüberliegenden See konnte man den schwachen Schein eines Feuers erkennen. Es war nicht einfach gewesen, Troll zwischen den Bäumen wieder einzufangen. Und noch schwerer war es, seinen Schreck und seine Angst ernst zu nehmen und nicht einfach lauthals loszulachen. „Er ist ein sehr guter Freund und hat uns viel beigebracht, als wir hier waren.“, erklärte Mimoun dem Jungen und führte ihn zu der Gruppe zurück. Auf dem Kopf hielt er sich in der Nähe der Magier auf, um notfalls schnell zugreifen zu können, aber alle waren vorsichtig, zu erschöpft für Dummheiten und Hondaran selbstverständlich umsichtig. So konnte er sich voll und ganz auf das näher rückende Feuer konzentrieren. Ob der alte Zausel versucht hatte, sich ein wenig zu pflegen? Nicht, dass die Kinder durch den Waldschrat verschreckt wurden. Ah. Nein. Hatte er nicht. Die verfilzte Mähne, die am Strand hockte, war eindeutig zu erkennen. „Ihr habt lange gebraucht.“, schallte es zu ihnen empor und zwang Mimoun zu einem Lachen. „Ich freu mich auch, dich wieder zu sehen.“ Die Kinder rutschten auf der glitschigen Haut des riesigen Drachens nach unten und wurden von den Erwachsenen aufgefangen, die zuerst hinunter geklettert waren. Das Kennen lernen war von unterschiedlicher Natur. Genahn begrüßte den Alten respektvoll und schloss sich Dhaômas Beispiel an, einen ehrenvollen Anhang zu verwenden, die Kinder waren da weniger gehemmt und lachten über sein Erscheinungsbild. Lesley störte sich daran nicht. Er lachte mit und hörte sich im Folgenden an, was ihm die Wirbelwinde erzählten. Besonders über die wilde Wassermagie schien er sich zu freuen. Das würde sicherlich eine Herausforderung werden, wie er sie schätzte. Am nächsten Tag wurde der alte Mann von Dhaôma neu eingekleidet und von Aulee zurechtgemacht. Mit einem ordentlichen Haarschnitt und komplett gewaschen trat er aus der provisorischen Tür seines Hauses. Plötzlich strahlte er eine innere Würde und Weisheit aus, die ihn in einem völlig anderen Licht erscheinen ließ. Bis er den Mund aufmachte, dann war er wieder Lesley, so wie sie ihn kannten, ein bisschen verrückt und ein bisschen verschroben. Die Kinder drängten darauf, zur Mutter zu gehen, um endlich auch ihre Drachen zu sehen, aber Lesley schüttelte den Kopf. „Die Mutter sagt, es ist noch nicht soweit.“ Das hieß, er würde ihnen die ganze Theorie einbläuen, die er kannte. Nur Mito musste noch nicht. Hondaran sollte ihm beibringen, wie er seine Kraft gebrauchte, da er eh noch zu klein war, um das alles zu verstehen, was man ihm erklären würde. Damit blieb für Dhaôma und Mimoun nicht mehr viel zu tun. Zwar war Lesley der Meinung, sie könnten noch ein wenig Wissen gebrauchen, aber lange hielt es die beiden nicht in Drangar. Sie wollten endlich mal wieder ein bisschen Zeit für sich haben, die sie sich am Teich der Glühwürmchen schließlich gönnten. Ja. Diesen Ort hier hatte er am meisten vermisst. Sie blieben nur wenige Tage dort. Die beiden Drachenreiter klapperten all die erinnerungsträchtigen Orte ab, die diese Insel zu bieten hatte, und versäumten es auch nicht die Mutter zu begrüßen und sich für ihre Unterstützung zu bedanken. Mit Begeisterung beobachteten sie die zuletzt geschlüpfte Generation Jungdrachen und streunten schließlich wieder zu ihren Freunden. Sie wurden von knatschigen Kindern begrüßt, die ein wenig enttäuscht waren, dass sie noch immer auf ihre Drachen warten mussten. Ihnen war Praxis lieber als Theorie. Da mussten sie aber durch. Aulee hatte sich in der Stadt ein größeres Gebäude gesucht, unweit von Lesleys Heim. Dieses Haus bot genug Platz für die neuen Bewohner der Stadt und ermöglichte doch etwas Privatsphäre. Die Geflügelte war noch immer dabei, Schäden auszubessern. Genahn unterstützte sie zwischen seinen Lektionen nach besten Kräften und kaum waren Mimoun und Dhaôma zurück, wurden auch sie zur Mithilfe gezwungen. Schäden am Stein musste Troll beheben. Nebenbei bekochte sie die gesamte Belegschaft und kümmerte sich auch sonst um alle häuslichen Pflichten. Mimoun bewunderte die Frau für ihr Engagement. Sie tat alles, um ihre Kinder in ihrem Wunsch zu unterstützen Drei Monate nach ihrer Ankunft erwartete die Mutter die Neuankömmlinge in ihrer Residenz und unter den liebevollen Augen ihrer Eltern unterzogen sie sich dem Ritual, dem auch Dhaôma und Mimoun nicht entgangen waren. Derjenige, der am furchtlosesten war, war Mito. Der Junge strahlte die Mutter an und rief ungeniert, dass ihm die Farbe von ihr gefiele. „Was jetzt? Woher kriegen wir jetzt Drachen, die uns mögen?“, wollte Haru ungeduldig wissen. Ihm ging das alles nicht schnell genug. „Es ist eure Aufgabe, sie zu finden.“ „Das heißt, wir dürfen jetzt suchen?“ Kaum war die Erlaubnis erteilt, rannten die Kinder los, jedes in eine andere Richtung, so dass Aulee fast die Krise bekam, weil sie nicht auf sie aufpassen konnte. Selbst Troll war munter dabei, sich umzusehen. Dhaôma bekam nicht alles mit, das dort passierte. Seine Augen ruhten auf Mito, der ganz selbstbewusst auf einen gelbgoldenen Drachen zuging, wahrscheinlich, weil ihm die Farbe gefiel, auf ein Ei zeigte und die Drachenmama höflich fragte, ob er es haben dürfte. Ihre Augen waren grün und glühten ungut, dass sich der Braunhaarige schon spannte, um notfalls eingreifen zu können, da schlossen sich die Augen nachgebend und ihm wurde das Ei zugeschoben. Überglücklich streichelte der Junge über ihre Nase und nahm danach das Ei auf. Es war so groß wie sein Kopf und braunrot. Hochrot vor Aufregung kam der Junge als erster zu Dhaôma zurück und präsentierte seinen zukünftigen Drachen. „Gut gemacht.“, lobte Dhaôma und wuschelte ihm durch die Haare. Es würde ein Drache werden, der den Jungen gerade so tragen konnte, knapp zwei Meter groß und mit Flügeln statt Armen und einem Dornenbewehrten Schwanz. Allein von der Art konnte man schon sagen, dass es wahrscheinlich ein Winddrache werden würde. In dem Moment quietschte Haru. Er saß ganz oben in einem Nest und herzte ein braunes Baby, das ihm begeistert über das Gesicht schleckte. Die Mutter des Drachen thronte wachsam über ihm, ein türkis schillerndes Reptil mit einem elendig langen Hals und hagerem Körper. Wie Mimoun hatte Haru einen Wasserdrachen gefunden, der wahrscheinlich nur kurze Strecken fliegen konnte, allerdings um ein gutes Stück größer war als Tyiasur. Als nächstes fand Elin ein orange-rot marmoriertes Ei, von dem sie sich magisch angezogen fühlte. Gerade, als sie es stolz den Wartenden präsentierte, erwärmte sich die Schale zu nur knapp erträglichen Temperaturen. Aulee versuchte ihre Tochter dazu zu bewegen, das Ei abzulegen, bevor es noch wärmer wurde, doch verbissen drückte das Mädchen es an sich. Sie war gewillt, diese Prüfung zu bestehen, wie sie sagte. Es dauerte nicht lange und die Schale wurde weich und fiel in sich zusammen. Es bildete grob die Umrisse des kleinen Drachens mit vier Beinen und langem Schwanz nach, bevor die Schale in einem zähen Schleim gen Boden tropfte. Schlussendlich hielt das Mädchen einen graubraunen Drachen in den Armen, der erst seine neue Freundin aus roten Augen musterte und sich dann in der Gegend umschaute. Als es die anderen entdeckte, plusterte er sich etwas auf und fauchte. Die an Schlacke erinnernden Schuppen hoben und schoben sich ein wenig auseinander und offenbarten eine rötlich glühende Unterschicht. „Ein Feuerdrache.“, murmelte Mimoun und beugte sich ein wenig näher. Die Wärme, die unter den Schuppen hervorströmte, war deutlich spürbar. Elin strich ihrem Drachen über den Rücken und die Schuppen schoben sich wieder in ihre Ausgangsposition. Die Wärme verschwand sofort. „Es kommt nur sehr selten vor, dass sie sich binden. Aber er passt zu dir.“ Alle drei Kinder beschäftigten sich mit ihrem Ei, beziehungsweise ihren kleinen Gefährten, als schließlich Troll zurückkam. Seine Hände waren leer und traurig sah er zu den Erwachsenen hoch. Mimoun ließ sich wieder auf seine Augenhöhe hinab. „Hey, Kopf hoch. Vielleicht schlüpft beim nächsten Mal ein Drache für dich.“, versuchte er dem Kind Mut zu machen, doch das schüttelte den Kopf. „Vielleicht sind wir dann nicht mehr da. Wir wollten doch im Sommer bei Fiamma und Seren sein. Ich kann doch nicht so lange warten.“ „Du würdest nicht hier bleiben wollen, um auf einen Drachen zu warten?“, wollte Aulee wissen und bekam ein bekräftigendes Nicken zu Antwort. „Sie sind doch meine kleinen Schwestern. Und wenn ich keinen Drachen finde, der mich unterstützt, muss ich es eben mit meinen eigenen Kräften schaffen.“ Troll sah auf seine Hände, über die sich Ausläufer von Brandnarben zogen. Und ließ den Blick weiter wandern zu seinen Beinen, die unter der feinen Hose verborgen waren. Dort verbarg sich seine Magie. Eine Form von Erdmagie, die sich eher auf Gestein bezog, denn diese hatte er gebraucht, um seiner Schwester zu helfen, auch wenn es nicht viel genützt hatte. Zwei Hände, die sich auf seine Schultern legten, rissen ihn aus seinen Gedanken. Er sah Mimoun an, der ihn anlächelte. „Sie können stolz sein, solch einen Bruder zu haben. Ich jedenfalls bin stolz auf dich.“ Dhaôma lachte leise und nickte bekräftigend. „Du bist toll.“, sagte er und Troll versteckte sich errötend an Mimouns Schulter. An Dhaôma hatte er sich gewöhnt. Er war nicht böse und immer nett zu ihm, wie man sich eine Mama wünschen würde, also war es auch okay, wenn er ihm wie jetzt durch die Haare ging. Lesley räusperte sich. „Aulee, ich denke, die Mutter möchte nun dich sehen.“ Bedeutend zeigte er auf die goldene Matronin, die erwartungsvoll zu ihnen herübersah. Genahn kam gerade völlig erschöpft zu ihnen zurück, hatte seine eigene Diskussion mit ihr hinter sich. „Ist die anstrengend.“, murrte er und Aulee grinste frech. „Ach nee, hat der Herr Magier verloren?“ „Lach du nur.“, knurrte er. „Mal sehen, wie du dich schlägst.“ Offenbar war es ihm gar nicht recht, dass sie gleich erkannt hatte, dass er bei dieser Drachin auf eine schier unüberwindliche Mauer gestoßen war. Als Aulee wiederkam, schien sie wenig begeistert. „Ich verstehe, was du meintest. Sie weiß alles über mich. Da fühlt man sich nackt.“ Sie schüttelte sich und rief ihre Kinder. Sie sollten sich langsam auf den Weg nach Hause machen. Vier Wochen später wurde sie allein zur Mutter gerufen und als sie wiederkam, klebte an ihrer Hand ein kleiner blauer Wurm, der sich nicht abschütteln lassen wollte. Ein Wasserdrache von Tyiasurs Art, der sie aus großen, blauen Augen anhimmelte. Er war ein wenig heller als Mimouns Drache. Mimoun und Dhaôma mussten sehr lachen, als sie die Situation als ähnlich zu Tyiasurs Schlupf erkannten. „Klasse. Zu den vier Wirbelwinden und ihren Babys jetzt noch ein Baby, um das ich mich kümmern muss.“, meckerte sie, aber man konnte an ihren Augen sehen, dass es sie im Grunde genommen freute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)