Der Weg aus dem Kampf von Shirokko (Wenn Träume Berge versetzen) ================================================================================ Kapitel 56: Wunsch ------------------ Kapitel 56 Wunsch Mimoun ergriff die Kanten direkt über ihr und versuchte sie in eine waagerechte Position zurückzumanövrieren, doch Keithlyns eigene Anstrengungen machten seine eigenen zunichte. „Lass los! Ich fang dich auf!“, wies er an, aber sie krallte sich nur noch heftiger an ihrem Fluggerät fest. „Nein.“, keuchte das Mädchen vor Anstrengung. Der Erdboden kam immer näher und sie musste ihre Arbeit doch retten. Mit einem wütenden Fauchen fuhren die Krallen des Geflügelten durch die Häute, rissen sie in Fetzen von dem Holzgestell. Ihren Verzweiflungsschrei ignorierte er gekonnt. Auch dass der Drache über ihm schwebte und das Mädchen und ihr Hilfsmittel hätte fangen können. Der Geflügelte ergriff das weinende Mädchen durch das Gestell hindurch und zog sie an sich. Diesmal löste sie ihren Griff und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Der zerstörte Flugdrache krachte ohne Kontrolle auf die mit jungem Gras überwucherte Steppe. Nicht weit entfernt davon setzte Mimoun Keithlyn ab. Lulanivilay landete dicht bei ihnen und besah sich das gesplitterte Holz. „Warum?“, kreischte das weißhaarige Kind und wirbelte zu dem jungen Drachenreiter herum. Ihre auf seine Brust trommelnden Fäuste fing er schnell ein. Die schmalen, weißen Handgelenke hielt er mit nur einer Hand fixiert. Mit der anderen verpasste er ihr eine schallende Ohrfeige, damit sie aufhörte dieses Wort immer und immer wieder zu wiederholen. Tief durchatmend löste Mimoun seine Finger von ihr und trat einen Schritt zurück. Das Kind tobte nicht mehr. Sie starrte ihn mit einer Mischung aus Wut und Verständnislosigkeit an. Ihre Finger hoben sich langsam zu ihrer Wange. „Ich habe dir gesagt, dass du auf mich hören sollst! Ich habe laut und deutlich ‚Lass los’ gesagt!“ „Aber ich konnte doch meinen Gleiter…“, begann sie aufgebracht, aber eine wütende Handbewegung Mimouns schnitt ihr das Wort ab. „Warum wohl, glaubst du, war Vilay dabei? Als Zuschauer?“ Er schüttelte den Kopf. „Das hätte repariert oder verbessert werden können. Ein gebrochenes Genick nicht! Hör auf, dein Leben deswegen wegschmeißen zu wollen. Ich habe auch nicht aufgegeben, als ich nie mehr würde fliegen können, als keine Hoffnung mehr bestand!“ „Aber du kannst wieder fliegen!“ „Ja. Weil Dhaôma meinen völlig zerstörten Flügel geheilt hat. Dennoch hatte ich nicht aufgegeben, denn zu dieser Zeit besaß er noch keine Heilkräfte!“ Das Mädchen starrte ihn wortlos und mit undeutbarem Blick an. „Lulanivilay, bring sie bitte zu den anderen zurück.“ Und als sie Anstalten machte auf seinen Rücken zu klettern, fügte er mit einem eisigen Blick und frostiger Stimme hinzu: „Nicht so.“ Der große Grüne spürte den Zorn des kleinen Wesens, eine Frage seinerseits wurde jedoch von Tyiasur unterbunden, der erklärte, dass Mimoun kurz allein sein wollte, um sich zu beruhigen. Der Wasserdrache hatte die ganze Zeit die Gedanken und Gefühle der Fliegenden im Blick behalten. Sanft umschlangen kräftige, messerscharfe Klauen das Mädchen und mächtige Schwingen brachten die beiden Körper in die Luft. Seelisch und emotional erschöpft ließ sich Mimoun ins frische Gras sinken und starrte in den Himmel. „Mist.“, murmelte er. Wahrscheinlich – nein, definitiv musste er sich nachher bei ihr entschuldigen. Dieser Fehlschlag war für Keithlyn garantiert nicht einfach zu verkraften. Der Geflügelte setzte sich auf und besah sich die Überreste des Flugdrachens. Da war nichts mehr zu machen. Es gab keine Rettung dafür. Erneut entrang sich ihm ein „Mist.“ Frustriert schwang er sich ebenfalls in die Luft und folgte, wenn auch langsamer. Wie alle anderen hatte Dhaôma zugesehen und er war erschrocken gewesen, als Keithlyn fiel. Um ihn herum war Panik ausgebrochen, während er mit geballten Fäusten dagestanden und Daumen gedrückt hatte. Es kam für ihn nicht überraschend, dass Mimoun alle Register zog, um die Kleine zu retten. Auch ihre Reaktion auf den zerstörten Gleiter kam erwartungsgemäß. „Er hat sie gefangen, aber der Gleiter ist kaputt.“, erklärte Xaira der Ältesten, die zittrig zu erfahren hoffte, was die Aufregung bedeutete. „Und er hat sie geschlagen, wenn ich das richtig gesehen habe.“ Das knittrige Gesicht verzog sich zu einem erleichterten Lächeln und Thenra drückte die weiche Hand ihrer Blindenfrau. „Es ist gut, dass sie ihm so wichtig ist.“ Einige Menschen in ihrer Nähe sahen ungläubig aus ob der Interpretation, aber als der Drache mit ihrer Jüngsten landete und diese tränenüberströmt einfach liegen blieb, war sie wichtiger und alle umringten sie. Lulanivilay trabte zu Dhaôma, um sich Lob abzuholen. Neugierig fragte dieser nach, was denn passiert sei, während er die grüne Nase kraulte. Zufrieden schloss der Große die Augen und antwortete lapidar und gleichgültig, dass Übermut und Starrsinn Mimoun nicht geschmeckt hatten und er sich deswegen schlecht fühle. Beinahe musste Dhaôma lachen. Schon früher war ihm vergönnt gewesen zu beobachten, dass Mimoun zwar streng sein konnte, aber dass er dann jedes Mal ein schlechtes Gewissen niederringen musste. „Und der Gleiter?“ „Holzstäbchen und Lederfetzen.“ Die Antwort wurde von einem tiefen, zufriedenen Seufzen begleitet, als Dhaôma die Stelle hinter den Ohrlöchern mit den Fingernägeln traktierte. Es war seine Lieblingsstelle. Als Mimoun landete, winkte Dhaôma ihn heran. Irgendwie beschlich ihn die Vermutung, dass er Trost brauchte. Diese Geste kam dem Geflügelten wie eine Vorstufe zu einer Belohnung vor. Dhaôma sah nicht wütend aus, aber eigentlich sollte er es sein. Mimoun hatte seine Hand erhoben. Und dann noch gegen ein Kind. Das war nichts, was man belohnen sollte. Er wandte sich von Dhaôma ab und schlich zu der Gruppe um das Mädchen. Xaira löste sich daraus, als sie ihn bemerkte und trat ihm in den Weg. „Wie kannst du es wagen, sie zu schlagen?“ Ihr Finger bohrte sich mit Wucht in seine Brust. „Wer glaubst du eigentlich, wer du bist, dass du das Recht dazu hast?“ Keithlyns Vater Korkkan trat dazwischen und fixierte Mimoun mit eisigem, strengem Blick. Eine einzige Geste und seine Adoptivtochter stand neben ihm. „Erzählt mir, was passiert ist. Der Reihe nach.“ Er wirkte wirklich wütend, so dass Keithlyn nur noch mehr weinte, ohne etwas sagen zu können. Ohne sie wirklich zu beachten, richtete der Mann die Aufmerksamkeit auf Mimoun. Musste eben dieser berichten und er würde anhand der Reaktionen des Albinomädchens erkennen, was Wahrheit war. „Ohne auf den Wind zu hören, ohne ihre Fähigkeiten richtig zu erkennen und einschätzen zu können, hat sie versucht, die Luft zu beherrschen.“, begann Mimoun leise. Seine ganze Haltung zeugte von seinem schlechten Gewissen. „Ihr Übermut hat zum Absturz geführt. Es tut mir Leid. Es war zu früh. Ich hätte wissen müssen, dass sie noch nicht bereit dazu war.“ Er sah auf die Hand, die die Wange des Mädchens verletzt hatte. „Sie versuchte, ihren Drachen wieder in den Griff zu bekommen, verweigerte mir den Gehorsam, als ich sie aufforderte, es zu unterlassen. Ich habe noch in der Luft die Lederhaut zerfetzt. Und kaum gelandet, habe ich ihr eine Ohrfeige verpasst.“ Seine Finger schlossen sich zur Faust, drückten sich gegen seine Brust. „Ich hätte sie zurechtweisen dürfen, sie auf ihre Fehler aufmerksam machen können, aber niemals hatte ich das Recht, sie zu schlagen. Es tut mir Leid.“ Vielfaches, grimmiges Nicken folgte der Aussage, aber Korkkan wandte sich einfach der Jüngsten zu. „Jetzt du.“ Sie starrte ihn an, dann versuchte sie, sich zusammenzureißen, um eine vernünftige Geschichte hervorbringen zu können. Dennoch wurde sie häufig von Schluchzern unterbrochen, als sie berichtete, dass sie das Gefühl gehabt hatte, endlich frei zu sein und die Welt unter sich zu wissen. Dass sie den Gleiter gewiss hätte retten können und dass Mimouns Aktion, ihn zu zerstören, überflüssig gewesen wäre. Jetzt wäre er nicht mehr zu retten und das alles nur, weil man ihr nicht zutraute… Sie bekam eine zweite Ohrfeige. Sie war bei weitem nicht so stark wie Mimouns, aber ihr Vater bebte vor Zorn. Wie alle anderen hatte er die Szene von weitem beobachtet und sich gefragt, warum der Geflügelte erst so spät eingegriffen hatte, aber jetzt war es ihm klar. Sie hatte ihm verweigert, die Hilfe anzunehmen. Rote Augen blinzelten, dann flossen die Tränen wieder, diesmal still. Keithlyn kauerte sich zu Boden und schlang die Arme um die Knie, um ihr Gesicht zu verstecken. So schrecklich hatte sie sich nicht mehr gefühlt, seit ihre Adoptivmutter gestorben war. Ein warmer Arm legte sich um sie. „Bist du denn wirklich in Ordnung?“, fragte Korkkan sanft und als sie nickte, seufzte er erleichtert und hob sie hoch. Bevor er sie davon trug, neigte er vor Mimoun ehrerbietig den Kopf. „Vielen Dank, dass du sie mir zurückgebracht hast. Und du…“, wandte er sich an seine Tochter, „… versprich mir, dass du dich nie wieder in solche Gefahr gibst. Wenn ich dich verloren hätte, wüsste ich doch gar nicht, was ich tun sollte. Du bist noch ein Kind, also verhalte dich ruhig noch eine Weile so, aber von den Erfahrungen anderer zu profitieren, ist keine Schande.“ Die anderen Halblinge blieben zurück. Sie fanden sich mit dem Urteil des Vaters ab. Selbst Xaira wandte sich abrupt ab, während sie schnaubte, als wäre ihr der Hanebito definitiv zu glimpflich davon gekommen. Als der zweite Schlag erfolgte, als sie sich klein machte, tat Mimoun einen Schritt nach vorn und stoppte wieder. So leid ihm das Kind gerade tat, hier durfte er sich nicht einmischen. Und es erleichterte ihn ein wenig zu hören, dass es Keithlyn gut ging und man ihm nicht mehr böse war. Nun beruhigt ging er zu Dhaôma hinüber. „Tut mir Leid, dass ich mich nicht beherrschen konnte.“, murmelte der junge Geflügelte geknickt und sah zu Boden. Das brachte Dhaôma dazu, durch die schwarzen Zotteln zu wuscheln. „Mach dich nicht so fertig. Sie lebt noch. Wegen dir. Sie wird es dir nachsehen und dann seid ihr wieder Freunde.“ Er nahm ihn in den Arm. Doch Keithlyn war nicht so einsichtig, wie es Hanebito-Kinder waren. Sie schmollte. Es dauerte fast drei Tage, ehe sie sich für ihren Ungehorsam entschuldigen kam. Es wurden drei unerträgliche Tage. Mimoun saß wie auf glühenden Kohlen. Er hatte die Kleine wirklich gern und es tat ihm gar nicht gut, dass sie nicht mit ihm sprechen wollte. Als sie schließlich kam, fand sie sich beinahe sofort in seiner Umarmung wieder. Er beteuerte ihr mehrfach, dass er sie wirklich mochte und ihr nicht hatte wehtun wollen. Anschließend schleifte der Geflügelte Keithlyn am Handgelenk hinter sich her und zog sie abseits. Ein wenig versteckt hatte er mit der Erschaffung eines neuen Gleiters angefangen. Er hatte bereits einige Änderung in der Planung. Das Gewicht durch Holz wurde bereits auf ein Minimum reduziert. Mehr ließ sich da nicht machen. Fehlten nur noch Häute. Aber er war ja so intelligent gewesen, die letzten unbrauchbar zu zerstören. Und nun fehlte Nachschub. Aber das war nicht das einzige Problem, wie er ihr kleinlaut gestand. Er musste für längere Zeit weg. Mimoun erklärte ihr die Umstände, in denen sich seine Schwester befand. Erzählte ihr davon, dass er nach ihr sehen musste, dass er es ihr versprochen hatte. Aber er gab ihr auch im gleichen Atemzug zwei Anweisungen. Erstens sollte sie die Finger von dem Gleiter lassen. Solange er nicht da war, durfte sie nicht daran herumwerkeln. Nur äußerst widerwillig und nach mehrfachem Nachhaken seinerseits willigte sie schließlich ein. Die zweite Aufgabe sagte ihr da sofort mehr zu. Keithlyn sollte ein Gefühl für den Wind kriegen. Wenn Lulanivilay es zuließ, sollte sie auf seinem Rücken den Wind spüren. Der kleine Halbling sollte Vorschläge zu Flugrichtung und möglichen Manövern geben und der Drache sollte sie korrigieren. Am Abend druckste Mimoun eine Weile bei Dhaôma herum, bevor er zur Sprache brachte, dass er seine Schwester besuchen gehen wollte. Sein Widerwillen so lange von seinem Magier getrennt zu sein, sprach deutlich aus seinem Blick. Aber Dhaôma hatte damit bereits gerechnet. Zusätzlich wurde es immer wärmer und bald schon würde Mimoun auch außerhalb der Mittagszeit Probleme bekommen, sich zu bewegen. Es war besser für ihn, zu gehen. Er würde ihm nicht im Weg stehen. Außerdem hatte der Hanebito einige Versprechen zu erfüllen. „Pass auf dich auf, ja? Damit du zurückkehren kannst.“ „Ich werde immer zu dir zurückkehren.“, versprach der Geflügelte beinahe feierlich. „Es geht nicht anders. Mein Platz ist an deiner Seite.“ Obwohl ihm warm war, zog er seinen Magier in eine Umarmung. „Aber du musst auf Tyiasur aufpassen. Ich kann ihn nicht mitnehmen.“ Lachend nickte der Braunhaarige und drückte seinen Freund. „Wahrscheinlich passt er auf mich auf, wie ich ihn kenne, nicht wahr, Tyiasur?“ „Da Vilay nur schläft, bleibt mir ja nichts anderes übrig.“ Der kleine Drache verstand nicht ganz, wie diese erneute Zuneigungsbekundung seines Reiters so fast völlig unbeachtet bleiben konnte. Und dass dieser so gar nichts tat und es einfach so hinnahm. Stattdessen strichen die warmen Finger über seinen Kopf und kraulten sein Kinn. „Dann werde ich mich jetzt schlafen legen, damit ich zeitig aufbrechen kann.“, bestimmte Mimoun für sich und löste sich von dem Magier, zog sich bereits jetzt zur Nachtruhe zurück. Zusammenpacken verschob er auch auf den nächsten Morgen. Es dauerte nicht lange, da zog auch Dhaôma sich zurück. Leise landeten er und sein Drache auf der kleinen Insel und still setzte sich der Braunhaarige neben seinen Freund. Sie berührten sich nur an einer winzigen Stelle. Sein Finger lag direkt neben Mimouns. Aber es reichte, um Dhaôma das Gefühl zu geben, verbunden zu sein. Es fiel ihm nicht einmal schwer, wach zu bleiben, denn er wollte seinen Freund möglichst lange betrachten, um es im Voraus für die lange Trennung zu kompensieren. Als der Morgen graute, strich er Mimoun sanft über die Wange, bis dieser wach wurde. Die letzten Momente, danach wären sie lange Zeit nicht in der Lage, auch nur einen Blick zu wechseln. Er würde fleißig sein müssen, um das zu verkraften. Es war angenehm, auf diese Weise geweckt zu werden. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf die Lippen des Geflügelten, bevor er irritiert die Stirn runzelte. Hatte es ihn eigentlich nicht immer genervt, wenn seine Mutter das gemacht hatte? Lag es daran, dass es Dhaôma war, dem er sich nun gegenüber sah? Noch etwas ging ihm auf. Er hatte schon lange nicht mehr an sie gedacht. Mit aufgerissenen Augen, in denen sich stummes Entsetzen spiegelte, entzog sich Mimoun seinem Freund und setzte sich auf. Warum war das so? Er fühlte sich schäbig, als würde er sie verraten. Und das hatte sie nicht verdient. Seufzend ließ er sich nur Augenblicke später zur Seite kippen, so dass sein Kopf auf der Brust des Magiers zur Ruhe kam. Mit geschlossenen Augen spürte er dem gleichmäßigen Pulsieren unter sich nach. Zuerst hatte ihn das Entsetzen über seine Berührung erschreckt, wusste er doch nicht, was er falsch gemacht haben könnte, aber die darauf folgende Intimität verwirrte ihn endgültig. Außerdem war Mimoun schwer. Und es war noch schwerer, ihn in der sitzenden Position zu halten. Es dauerte nicht lange, bis Dhaômas Kraft nachließ und er ihn herab gleiten lassen musste. „Was ist los mit dir? Fühlst du dich nicht gut?“, fragte er besorgt. „Ich habe sie vergessen.“, murmelte Mimoun. Die Positionsänderung hatte er willenlos und ohne eigene Muskelbewegung über sich ergehen lassen. Wie ein unsicheres Kind hielt er sich mit zwei Fingern am Stoff von Dhaômas Hose fest. „Warum habe ich sie vergessen?“ Bevor Dhaôma etwas erwidern konnte, löste er sich wieder von seinem Freund und strich ihm durch die Haare. Es brachte nichts, wenn er sich jetzt selbst quälte. Es wurde nämlich Zeit, dass er von hier verschwand. Noch war es kühl. Noch konnte er eine gute Strecke schaffen. Schnell, aber nicht überhastet, packte sich der Geflügelte Proviant und Wasserschlauch ein. Er würde mit leichtem Gepäck reisen. So kam er schneller vorwärts. So könnte er vielleicht Zeit sparen und schneller wieder zurück sein. Alles in dem Drachenreiter sträubte sich zu gehen. „Er ist hier gut aufgehoben.“, versprach Tyiasur. „Er ist nicht mehr alleine.“ Ja, dachte Mimoun und verspürte einen schmerzhaften Stich, aber er selbst würde es für lange Zeit sein. Als hätte sich der Blaue wieder in den Gedanken des Geflügelten herumgetrieben, rieb er seinen Kopf an dem seines Reiters. Sein Magier überreichte ihm vor seiner Abreise einen Brief für Addars Familie und einige vitaminreiche Samen, die Silia helfen sollten. „Du bist der Beste.“, beteuerte Mimoun wie so häufig und verabschiedete sich mit einer Umarmung von seinem Freund. Auch den Halblingen sagte er für einige Wochen Lebewohl. Die erste Zeit flog er weit oben in kühleren Luftschichten, doch je länger seine Reise dauerte, je weiter er gen Norden flog, umso geringer wurde seine Flughöhe, denn die immer deutlicher zu spürende Winterkälte schnitt ihm bei seinen hohen Geschwindigkeiten in die nackte Haut auf Gesicht und Armen. Sein Weg führte ihn rückwärts. Zwar umging Mimoun die Städte der Magier, die sie besucht hatten, aber er besuchte die Trainingsinsel, auf der sie einige Wochen geblieben waren. Natürlich war an diesem Tag mal wieder kaum an die Ausbildung der Jungen zu denken. Ein wirklich undisziplinierter Haufen, der ungeduldig den Abend erwartete, um Neuigkeiten zu erfahren. Mit Verwunderung und Unglauben nahm man die Existenz der Halblinge zur Kenntnis. Da der junge Drachenreiter wusste, wie wichtig es ihnen war, unentdeckt zu bleiben, ließ er nicht ein Wort über ihren Aufenthaltsort fallen. Aber auch Mimoun wurde mit interessanten Änderungen konfrontiert. Kaley schien besondere Aufmerksamkeit auf Aylens Ausbildung zu legen - oder er hatte Gefallen daran gefunden, sie zu triezen. So genau ließ sich das nicht bestimmen. Das Ratsmitglied drängte den jungen Geflügelten noch ein oder zwei Tage zu bleiben und wieder ein wenig zu trainieren. Einen Widerspruch ließ er gar nicht erst zu. Zwar ließ sich Mimoun zu einem kleinen Wettstreit am Abend breitschlagen, doch noch bevor der erste Sonnenstrahl die Insel erhellte, hatte er sich schon davongeschlichen. Kaley würde nicht mit sich reden lassen. Dass eben jener in der Tür stand und Mimoun mit verschränkten Armen hinterher sah, bemerkte dieser nicht. Eine schmale Hand klopfte auf die breite Schulter. „Er wird nie rasten oder sich ausruhen. Das kann er gar nicht.“, merkte Aylen an und gähnte herzhaft. „Erst Recht nicht, wenn Ihr es so unverständlich ausdrückt.“ Erneut klopfte sie dem deutlich Größeren auf die Schulter, gähnte noch einmal herzhaft und machte sich auf den Weg zu den Gruben. „Dhaôma!“ „Ja?“ Der Braunhaarige drehte sich um und sah sie an. Zwei Wochen waren vergangen, seit Mimoun gegangen war. „Dhaôma, bitte. Bitte, bitte!“ Ihre flehenden Kinderaugen bohrten sich in seine und lösten in ihm pure Verzweiflung aus. Der Wunsch, ihre Sehnsucht und ihre Hoffnung, endlich aus eigener Kraft fliegen zu können, endlich frei zu sein, überschwemmten seinen Körper und sein Herz. Er wollte ihr ja helfen, aber ob er konnte? Ob es ging? Konnte seine Heilmagie etwas so Großes schaffen? Vor ein paar Tagen war sie auf die Idee gekommen. Stundenlang hatte sie vor dem Gleiter ausgeharrt, den sie nicht anfassen durfte, solange Mimoun nicht da war. Sie langweilte sich und Lulanivilay mied sie inzwischen, weil sie vom Fliegen nicht genug bekam. Zwar hatte er Spaß daran, aber ihr Betteln, wenn er keine Lust hatte, störte ihn beim Schlafen. So war sie auf den Gedanken gekommen, Dhaôma könnte den Gleiter fertig machen, da er ja Bäume wachsen lassen und sogar in beliebige Form zwingen konnte. Als er antwortete, dass er gar nicht wusste, wie so etwas auszusehen hatte, weil das Fliegen Mimouns Fachgebiet war und er sich besser auf die Heilkunst und Verpflegung verstand, hatten ihre Augen zu leuchten begonnen. Seitdem war sie von dem Gedanken, er könne ihr funktionstüchtige Flügel verschaffen, nicht mehr abzubringen. „Was sagt Korkkan dazu?“ „Er hat sicher nichts dagegen! Er kennt doch das Gefühl auch, an den Boden gefesselt zu sein.“ Dhaôma blickte zu dem Mann, der unsicher aussah. Offenbar hatte er eine Menge Einwände, wollte ihr aber nicht im Weg stehen. „Versuche es.“, sagte er ruhig. „Sie ist alt genug, um selbst zu entscheiden.“ „Siehst du? Bitte!“ Sie hatte einen unglaublich intensiven Welpenblick. „Dhaôma. Bitte!“ Und jetzt auch noch mit Tränen in den Augen. „Was, wenn es schief geht?“ „Warum sollte es?“, fragte sie zuversichtlich. „Du kannst gebrochene Knochen heilen, Fieber besiegen und Zähne anwachsen lassen. Mimoun hat sogar erzählt, dass du seinen zerrissenen Flügel geheilt hast.“ Ja, aber daran erinnerte er sich nicht. „Komm her. Ich will sehen, was dir überhaupt fehlt.“ „Ja!“, jauchzte sie glücklich und setzte sich vor ihn. Vorsichtig tastend ließ Dhaôma seine Magie durch sie hindurchfließen. Sie hatte alle Anlagen eines Hanebito, aber auch sie konnte niemals Kinder kriegen. Ihr fehlten viele Muskeln und ihre Knochen waren teilweise verkrüppelt. Die Flügel waren zu klein, die Haut viel zu dünn. Außerdem fehlten ihr am rechten Flügel zwei Speichen, am linken eine. „Da gibt es nichts zu heilen.“, teilte er ihr schließlich leise mit. „Ich müsste das Gewebe umstrukturieren und wachsen lassen, damit du diese Flügel jemals benutzen kannst.“ „Dann mach das doch!“ Begeistert strahlte sie ihn an. „Ist doch nichts dabei.“ Wie sollte er das machen? Er hatte so etwas noch nie gemacht. Er wusste doch nicht mal, ob das funktionieren konnte. Das war doch nur so dahingesagt, um sie von dem Gedanken abzubringen. „Willst du wirklich dein Leben riskieren, um fliegen zu können?“ Sie überlegte ernsthaft, bevor sie nickte, was den braunhaarigen Magier von ihrer Entschlossenheit überzeugte. Hätte sie nicht gezögert, hätte er gleich nein gesagt. Was sollte er tun? Letztlich stand er auf und ging. Er rieb sich über die Augen, um Tränen zu verstecken. Er wünschte, Mimoun wäre da, der könnte ihm sicherlich sagen, was er tun sollte. Keithlyn wurde von den anderen aufgehalten, als sie ihm nachlaufen wollte. Sie verstanden ihn, wie sie sie verstanden. Dhaôma bat Lulanivilay um einen Flug, aber auch das half nicht. Es lenkte ihn nicht einmal von dem Problem ab. Stattdessen hielt er nach seinem geflügelten Freund Ausschau, den er frühestens in zwei Wochen zurückerwartete. Am Abend kam Thenra auf ihn zu. Zusammen setzten sie sich in den Schatten einer großen Akazie. „Weißt du, es tut meiner Seele gut, dass du Skrupel hast, sie zu verändern. Auch wenn wir unsere Gestalt verfluchen, so hat sie doch auch ihren Sinn auf der Welt.“ „Das sagst du.“ Der Braunhaarige ließ sich zurückfallen und sah zum geröteten Abendhimmel hinauf. „Aber eine Existenz, in der man sich seinen größten Traum nicht erfüllen kann, ist traurig.“ „Viele leben so.“ „Ich weiß.“, seufzte er. Er kannte so viele. „Aber bei ihr müsste es nicht so sein. Vielleicht könnte ich ihr helfen. Aber ich weiß es nicht genau. Bisher habe ich Zerstörtes einfach repariert, aber bei ihr wäre es neu entstehen lassen. Bei Pflanzen ist es so einfach, aber bei einem menschlichen Wesen… Ich weiß nicht, ob es geht.“ „Du möchtest ihr helfen, nicht wahr? Du möchtest dich erproben, ob es geht.“ „Das versteht sich von selbst. Wozu habe ich diese Macht, wenn ich sie nicht nutze?“ Die Alte kicherte. „Das klingt sehr nach einem Magier. Aber ich weiß, dass du sie nicht für dich nutzt.“ „Doch. Ich lasse Essbares wachsen und schwimme schneller damit.“ Weich schüttelte sie den Kopf. Das war kaum Egoismus, wie sie ihn von den Magiern sonst kannte. „Was wäre das Schlimmste, das passieren könnte?“ „Ich weiß es nicht. Es klappt nicht? Sie sieht schlimmer aus als vorher? Meine Kraft reicht nur für die Hälfte?“ Dann ließ er den Kopf hängen. „Ihr hättet Angst vor mir.“ Wieder kicherte sie und es klang, als würde Papier rascheln. Seine Sorgen waren wie immer falsch gepolt. „Sie wird dir böse sein, wenn du es nicht probierst.“ „Ich weiß. Sie wird erst aufhören zu bitten, wenn sie Erfolg hat.“ „Oder wenn sie gehörig auf die Nase fällt.“ Sie schwiegen und irgendwann schlief Dhaôma ein. Thenra blieb bei ihm und lauschte seinem Atmen. Er schlief unruhig, seit er und die beiden Drachen aus Einsamkeit zu ihnen gezogen waren, aber heute war es besonders schlimm. Er sagte zwar nichts, aber er hatte gewiss schlechte Träume. Als Lulanivilay mit Tyiasur auf dem Kopf angetrottet kam, bat sie die Drachen, über ihn zu wachen, und ging. Sie beriet sich mit dem Dorf. Im Grunde hatte keiner etwas dagegen einzuwenden, dass er versuchte, ihre Jüngste flugtauglich zu gestalten. Im Gegenteil, sie sahen eine Chance darin und auch wenn es keiner aussprach, so wusste Thenra, dass viele die Kleine vorschickten, um zu testen, ob es gefahrlos funktionierte. Unbemerkt von allen schlich sich Xaira davon. Sie setzte sich neben die Drachen und ihren Behüteten und dachte nach. Sie hatte alles versucht, ihn zu hassen, angefangen bei ihren Vorurteilen, bis hin zu bösartigen Unterstellungen. Sie hatte Fehler gesucht, eine Lücke in perfekter Schauspielkunst, einen Hinweis auf einen bösen Gedanken. Sie hatte sogar ernsthaft versucht, ihn dazu zu bringen, sie zu hassen, aber sie hatte es nicht geschafft. Die letzten Wochen waren für ihr Dorf gut gewesen, seine Magie für viele ein Segen. Und jetzt machte er sich wegen Keithlyn solche Gedanken. Er war wirklich nicht so, wie sie gedacht hatte. Er war so seltsam. Eher wie einer von ihnen. Hilfsbereit, nicht auf den eigenen Vorteil bedacht, nicht von Macht besessen. Und wie alle anderen konnte sie sich dieser Berieselung von Freundlichkeit nicht entziehen. Sein Sanftmut hatte sich in ihr Herz geschlichen. Sie hatte das unerwünschte Bedürfnis, ihm zu helfen, ihn zu unterstützen. Ihn und seine seltsamen Freunde. „Verdammt seiest du!“, flüsterte sie und starrte mit brennenden Augen in die Dunkelheit. „Wenn du wenigstens frei wärst, dann würde sich dieser elende Kampf wenigstens lohnen.“ Auch wenn er wahrscheinlich zehn Jahre jünger war als sie. Goldene Augen blinzelten. „Du kannst es versuchen. Diese beiden sind viel zu blind, um irgendetwas zu verstehen, also hast du eine Chance.“ Tyiasur hatte Lulanivilay von ihren Gedanken berichtet, denn seine Beunruhigung und Wut wegen ihrer Worte hätten ein unschönes Zwischenspiel verursacht. „Toller Hinweis.“, murrte sie. „Ist aber gelogen. Mimoun wird das nie zulassen. Ich wette, er wird ihn für immer an sich binden und für immer auf Abstand halten.“ „Kann sein.“ Sie schickte ihm einen scheelen Blick, aber er hatte die Augen schon wieder geschlossen. „Von wegen ‚kann sein’.“, sprach der kleine Blaue in Lulanivilays Gedanken. „Er würde sie sehr wohl hindern. Aber vielleicht bringt es die beiden dazu, es einzusehen.“ Am nächsten Tag kam Thenra, um Dhaôma die Entscheidung des Dorfes mitzuteilen. Und noch etwas hatten sie entschieden: nämlich die Offenbarung ihres bestgehütetsten Geheimnisses. Sie ließ Dhaôma bei sich Platz nehmen und lauschte dem angenehmen Geräusch des Zittergrases, das er der wohlschmeckenden Samen wegen wachsen ließ. Schließlich begann sie zu berichten. „Wir waren einmal bei den Magiern. Vor längerer Zeit als du von ihnen fort bist.“ Ihre blinden Augen waren starr in die Ferne gerichtet, als sähe sie eine lange vergangene Zeit. „Wir wurden dort geboren. Als Kinder von Kriegsgefangenen und in Schande gefallenen Magiern.“ Ungläubig unterbrach sich der Braunhaarige in seiner Tätigkeit. „Es gibt wirklich so viele gefallene Magier? Und sie haben sich in Hanebito verliebt?“ „Mit Liebe hatte das nichts zu tun. Es waren Vergewaltigungen. Meistens waren es Magierfrauen, denn nur selten bekamen sie weibliche Geflügelte in die Finger. Manchmal, wenn eine Jagd in den Steppen erfolgreich war.“ „Vergewal…“ Entsetzt verstummte Dhaôma, seine Hände zitterten. Sie nickte. „Glaub es ruhig.“ „Wie konnten sie sich darauf einlassen?!“, fuhr er auf, doch sie schüttelte traurig den Kopf. „Drogen oder Drohungen. Viele Gefangene haben einen gebrochenen Geist und tun alles, was sie ihnen befehlen.“ Sie sah wieder in die Ferne. „Jeder von uns ist das Ergebnis einer solchen Verbindung. Schon allein aus diesem Grund wurden wir von unseren Müttern gehasst. Manche Babys wurden noch in der ersten Nacht getötet, weil die Jagmarr die Schande, eine Missgeburt zur Welt gebracht zu haben, nicht ertrugen. Bekamen sie es rechtzeitig mit, nahmen sie die Babys fort und brachten sie nur noch zum Stillen zu den Müttern, natürlich mit strenger Bewachung, damit sie nicht doch noch die Gelegenheit bekamen, ihr Kind aus der Welt zu schaffen. Trotzdem haben viele Mütter sich selbst getötet. Aber es blieb ihnen nichts anderes übrig, denn sie selbst können keine Kinder bekommen.“ Sie machte eine Pause und lächelte wehmütig, bevor sie zu ihm sah. „Dhaôma, weinst du?“ Der junge Mann konnte nichts sagen. Ihr Gesichtsausdruck, die schwere, kratzige Stimme, die tiefe Schwermut, die sie empfand, drückten ihm die Luft ab. „Wir hatten kein schlechtes Leben dort. Es gab genug zu essen, eine ordentliche Bildung und keine Einschränkungen. Wir waren frei, uns im Schloss oder in den Gärten zu bewegen, denn wir gehörten zu ihnen. Zu jenen, die über jene Zucht wachen, die das Schloss beherrschen. Doch uns wurde klar, dass wir die Grausamkeit nicht ertrugen. Wir wollten nicht in die Fußstapfen treten, die für uns vorgesehen waren. Wir wollten keinen Krieg. Wir wollten keine weiteren Mischlingskinder, die unter der Abneigung litten, die man ihnen entgegen brachte. Wir wollten nicht weitermachen. Es gab einen Aufstand und viele sind dabei gestorben. Am Ende siegten sie. Wir verloren. Dank eines Halblings, der die Gabe des Gedankenlesens rudimentär beherrscht, fanden sich diejenigen zusammen, die gegen den Krieg und die grausame Führung waren, die ihn lieber beendet sehen wollten, und wir flohen zusammen an diesen Ort hier. Seitdem fürchten wir, dass sie uns aufspüren und zurückholen, denn wir sind es, die ihr größtes Geheimnis kennen.“ Noch immer wusste Dhaôma nicht, was er sagen sollte, aber er bekam das Gefühl, dass er jetzt Fragen stellen musste. Irgendwo tief in ihm schwelte die Antwort, aber er musste Fragen stellen! Jetzt! Unbedingt! „Ich…“ Wie war das doch gleich gewesen? Es gab Menschen, die Hanebito und Jagmarr zwangen, miteinander Kinder zu kriegen? Die Halblinge züchteten? Wer war zu so etwas Schrecklichem in der Lage? Liebe und Kinder kriegen musste etwas Schönes sein! Beides waren Werte der Harmonie! Er rieb sich mit den Händen über die Wangen, um die Tränen zu beseitigen. Er musste klarer denken! Was hatte sie ihm mitgeteilt? Menschen, die Halblinge züchteten. Die Halblinge, die im Schloss frei waren, die zu denen gehörten, die sie aufzogen, die sie ihren Eltern wegnahmen. Waren diese Menschen auch Halblinge? Konnte das sein? Er musste Fragen stellen, um Gewissheit zu bekommen! Aber von was für Grausamkeiten hatte sie gesprochen? Nur diese unmenschliche Zucht oder war da noch etwas anderes? Krieg? Er spürte, dass er richtig lag. Sie waren geflohen, weil sie gegen den Krieg waren. Meinte sie etwa den Krieg zwischen Hanebito und Jagmarr? Und was war mit grausamer Führung gemeint? Im Zusammenhang mit dem Krieg? Kamen die Befehle für die Kriegsmagier nicht aus dem Schloss? Führten sie etwa den Krieg an? Wer waren diese Menschen? Und hatte er nicht schon einmal von ihnen gehört? Von jenen, die den Waffenstillstand bedrohen, weil sie ungeduldig wurden? „Thenra, seid ihr etwa auf der Flucht vor dem Zirkel der Geteilten Geister? Sind die Geteilten Geister Halblinge wie ihr?“ Es wäre so logisch. Ein gespaltener Geist, geteilt zwischen Jagmarr und Hanebito, die unterschiedlicher nicht sein konnten! „Du hast von ihnen gehört? Das erstaunt mich. Ich hätte nicht gedacht, dass sie bei den Magiern bekannt wären.“ Sie war angespannt. Ihr sechster Sinn hatte sein Gefühlschaos beobachtet, hatte seine Unsicherheit verfolgt. Dass er diesen Namen kannte, weckte in ihr Ängste. Verzweiflung drohte Dhaôma zu überwältigen und er spürte kaum die kühle Berührung, als sich Tyiasur gegen ihn drückte, um ihn zu trösten. „Lesley Han hat sie erwähnt. Er sagte, sie wären ungeduldig.“ Seine Stimme zitterte, beinahe versagte sie ihm und er fasste sich an den Hals, als dieser eng wurde, während er begriff. Während sein Verstand sich weigerte, das zu akzeptieren, was sich langsam in seinem Kopf zusammenfügte. Wenn dieser Zirkel wirklich aus Halblingen bestand, wenn sie, unbemerkt von den Magiern, Halblinge zeugen ließen, sie aufzogen, obwohl sie ihre Existenz hassten, wenn sie diejenigen waren, die die Magier in den Krieg schickten, dann… „Sie möchten wissen, welche ihrer Seiten stärker ist. Hanebito oder Jagmarr.“, half ihm Thenra auf die Sprünge und ließ damit den Knoten in ihm platzen. Sein Kopf schoss hoch, er starrte sie an. „Soll das heißen, dieser ganze Krieg ist nichts weiter als ein… ein… Spiel? Ein Wettkampf, um herauszufinden, nach welcher Seite sie leben wollen?“ Zorn wallte in ihm auf, trieb ihm Farbe ins Gesicht und schließlich Tränen einer verzweifelten Wut. „Wie können sie das Leben Tausender wegen einer solchen Kinderei vergeuden? Was haben sie davon?“ „Gar nichts.“ Thenras raue Stimme klang traurig. „Deshalb sind wir gegangen. Keiner hier denkt, dass diese Frage wirklich eine Antwort benötigt. Die meisten hier haben für sich entschieden. So wie ich mich wie eine Magierin gebe und Keithlyn das Fliegen liebt. Aber für jene, die noch dort sind, ist diese Frage ein Hoffnungsschimmer, den sie sich bewahren, um ihre verfluchte Existenz besser ertragen zu können.“ „Aber wenn sie doch alle auf einem Haufen leben, dann könnten sie doch einfach für sich eine Rasse bilden. Sie müssten sich doch nicht entscheiden. Sie könnten doch einfach sein, wie sie sein wollen!“ „Keiner kann Kinder kriegen.“, erinnerte sie ihn. „Wir sind keine Rasse. Wir sind eine Sackgasse der Evolution. Die Frage, warum wir dennoch existieren, bohrt sich schon allein aus diesem Grund in unsere Köpfe. Aber der Grund, warum dieses Hirngespinst, eine Antwort zu ersehnen, nicht ausstirbt, ist der, dass sie uns von klein auf darauf vorbereiten. Die Alten lehren die Jungen die Fragen, die für sie wichtig sind. Sie zeigen ihnen auf, wie sehr uns beide Völker verachten, dass wir nur mit Abscheu zu rechnen haben. Sie bringen den Kindern bei, wie sie jemandem Gehorsam beibringen, wie man welche Substanzen zur Kontrolle einsetzt, wie man ein Land führt und wie jemanden manipuliert. Es wird gelehrt, welche Verbindungen sich durchsetzen, welche Merkmale stärker bei Halblingen hervortreten, wenn die Mutter eine Magierin ist. Sie philosophieren über den Ausgang des Krieges und werten Kämpfe aus, als ob es nichts weiter wäre, als das letzte Schachspiel zu erläutern. Es ist ihnen egal, wie viele dabei sterben, solange sie ihr Ziel erreichen.“ „Was ist das Ziel?“, fragte Dhaôma tonlos, obwohl er es schon ahnte. „Die Vernichtung eines der beiden Völker.“ Stunden waren vergangen. Dhaôma hatte nichts mehr gesagt. Sein Kopf lag auf seinen Händen, er war zusammengekrümmt und hatte den Trost der beiden Drachen, die dennoch nichts sagten. Thenra wagte nicht, sich zu rühren. Sie hatte ihn nicht in Verzweiflung stürzen wollen. Aber er musste es wissen, wenn er Keithlyn helfen wollte. Es beruhigte sie, dass er wirklich nicht vom Zirkel gesandt war. Es beruhigte sie, dass er die Tragweite zu begreifen schien. Sie hatte ihm einen wertvollen Hinweis gegeben, nun lag es an ihm, etwas daraus zu machen. Als er sich zu rühren begann, spürte sie die Anwesenheit Xairas bei sich. Vielleicht war sie auch der Grund für seine Reaktion. Die junge Frau trat an ihr vorbei und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „War es so schlimm für dich?“, fragte sie leise und zuckte zurück, als er sich aufrichtete. Nie zuvor hatte sie einen solchen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen. Finsternis. Das war es, was sie dort sah. Als würde diese Finsternis alle Emotionen unterdrücken. „Ich habe verstanden, dass ich mir zuviel Zeit gelassen habe.“, antwortete er. „Sobald Mimoun zurück ist, werden wir gehen. Diese… Frechheit muss ein Ende haben.“ Er wandte sich an Thenra. „Könntest du sie alle zusammenrufen? Ich möchte, dass sie mir alles sagen, woran sie sich erinnern. Vielleicht hilft mir das, wenn ich letztlich dort bin und etwas gegen sie unternehme.“ Und wieder an Xaira gewandt verbeugte er sich vor ihr. „Ich habe es nicht verstanden. Die ganze Zeit über habe ich nicht verstanden, wie tief eure Furcht vor unseresgleichen ist. Für meine Ignoranz entschuldige ich mich.“ Es ging nicht anders. Sie musste lächeln. Wie konnte man nur so rücksichtsvoll sein, angesichts solcher Nachrichten über anderer Leute Gefühle nachzudenken? „Ist schon gut.“ Sie zuckte mit den Schultern und nahm seine Hand. „Na los, wir essen jetzt. Für lange Gespräche braucht man Energie, nicht wahr?“ Ein paar Minuten später saßen sie in einem großen Kreis und aßen die Beute, die die Jäger heute gemacht hatten. Dhaôma starrte ins Feuer, sein Gesicht noch immer finster verzogen. Keithlyn hatte sich von ihm entfernt und wusste nichts damit anzufangen, andere waren irritiert. Bis er das Wort erhob. „Wie viele Halblinge leben in diesem Schloss?“, wollte er wissen und ließ die Hand sinken, in der das unangerührte Fleisch lag. „Über zweihundert.“, kam die Antwort von Jii. Seine Stimmung spiegelte die Dhaômas. „Sie haben jedes Alter und die meisten von ihnen sind hoch gebildet.“ Ohne jegliches Anzeichen von Erstaunen nahm Dhaôma das zur Kenntnis. „Wie viele Kriegsgefangene?“ „Das variiert. Üblicherweise sind es etwa hundert Hanebito und ungefähr doppelt so viele Jagmarr.“ Nie hätte er gedacht, dass es so viele magisch unbegabte Magier gab, aber es machte Sinn, dass er sie nie gesehen hatte. Wahrscheinlich wurden jene, die auffielen, verraten und an diese Perversen verkauft. Er hatte wirklich Glück gehabt, nicht auch dort gelandet zu sein. Aber wahrscheinlich lag es mehr daran, dass er männlich war, denn Frauen konnten sie offenbar besser gebrauchen, da sie Nachwuchs austragen konnten. „Dhaôma, iss.“, erinnerte ihn Xaira sanft. Sie saß genau neben ihm und spürte das Beben seiner Schultern. „Erzählt mir, wie das Schloss aufgebaut ist. Ich muss wirklich alles wissen.“ „Planst du, dort einzufallen?“ „Natürlich. Wenn sie wirklich diejenigen sind, die die Magier zum Kämpfen anstacheln, dann müssen sie aufgehalten werden.“ Er stockte, dann senkte er den Kopf. Seine Schultern bebten noch stärker und Xaira fragte sich, ob es daran lag, dass er Wut unterdrückte oder sich hilflos fühlte. „Wenn es euch widerstrebt, euresgleichen zu verraten, verstehe ich das gut. In diesem Fall werde ich euch nicht weiter behelligen.“ Mihara begann zu lachen und einige andere stimmten mit ein. „Machst du Witze? Wir sind absolut auf deiner Seite, solange du die Kinder verschonst. Sie können schließlich nichts dafür.“ „Als würde Dhaôma Kindern etwas zuleide tun.“, merkte Thenra weich an. „Wir haben in einer der Höhlen noch Papier. Du könntest es benutzen, um einen Plan zu zeichnen. Dann wird das alles ein wenig anschaulicher, oder nicht?“, schlug die junge Frau vor, die die Jäger anführte, wenn es gegen Krokodile ging. Verwirrt über diese Hilfsbereitschaft, schüttelte der Magier den Kopf. „Das Papier dürfte längst kaputt sein. Es ist doch im Wasser.“ „Es ist wasserdicht verpackt.“, wandte die Frau ein und kicherte. „Eigentlich wollte ich daraus Karten machen, damit wir wieder zurückfinden, aber dazu bin ich nie gekommen.“ „Also kannst du zeichnen?“, fragte Dhaôma nach und Hoffnung war nur allzu deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. „Du solltest wissen, dass ich handwerklich wenig Begabung zeige.“ Viele kicherten. Es war ihnen schon aufgefallen. Er mochte ein mächtiger Magier sein, aber im alltäglichen Leben war er reichlich ungeschickt. „Ich helfe dir.“, versprach sie und ihre Lebensgefährtin stimmte gleich zu, ebenfalls Hand anzulegen. Plötzlich waren alle Feuer und Flamme. Sie redeten durcheinander, als wäre ein Knoten geplatzt. Pläne, die lange Zeit verschwiegen worden waren, wurden erläutert, Träume gebeichtet und Orte beschrieben. Dhaôma hatte kaum genug Kapazität, um alles zu verarbeiten, das er hörte. Mimouns nächste Anlaufstelle war Addars Dorf. Er rastete kaum, spielte aber nicht immer seine volle Geschwindigkeit aus. Es ging auch nicht. Nur in den Mittagsstunden und tiefer am Erdboden war es warm genug dafür. Aber die niedrige Flughöhe barg auch die Gefahr, dass Magier ihn entdeckten. Und ein einzelner Geflügelter konnte da schnell zu ihrer Jagdbeute werden und das wollte Mimoun nicht riskieren. Zwar freute man sich über seinen Besuch, trotzdem verwunderte sehr die Richtung, aus der der junge Geflügelte kam. Lachend erklärte er, dass sie ein Missverständnis ausgeräumt hatten und den Winter nun, so gut es ging, zusammen verbrachten. Völlig begeistert wurde er daraufhin von Amar umarmt, der felsenfest der Überzeugung war, dass diese Aussprache nur durch sein Schimpfen am Tag der Abreise zustande gekommen war. Und dann war es an Mimoun, wieder zu berichten. Dass sie einige Magierstädte besucht hatten und die Reaktionen der Menschen dort. Er erzählte von dem Land mit den seltsamen Tieren, den ewigen Regengüssen und den immer weiter ansteigenden Temperaturen. Unglaube und Mitleidsbekundungen folgten auf die Aussage, dass es dort momentan wärmer war als hier im Hochsommer. Ebenso weckte die Erwähnung der Halblinge Erstaunen bei den Umstehenden. Mimoun hatte sich nicht erst die Mühe gemacht, mit Addars Familie separat zu sprechen. Er hatte sofort den Vorschlag einer großen Runde gemacht und gleich war der Platz mit Planen umstellt worden, um vor Wind und Kälte zu schützen. Fiamma trug dabei zusätzlich zur Wärme bei. Die kleine Magierin saß bei Addar auf dem Schoß und der junge Reisende durfte direkt daneben sitzen, um seinem Winzling zumindest die Hand halten zu können. Und obwohl Addar zusätzlich zum Schutz in viele Felle gehüllt war, wirkte er alt und erschöpft. Auch um ihn zu schonen, wurde es kein langes Beisammensein. Nun in gemütlicher kleiner Runde überreichte Mimoun auch Dhaômas Brief, der mit Begeisterung laut vorgelesen wurde. Aber davon bekam der Bote nichts mit, da Leoni ihn am Arm ergriff und beiseite zog. „Ihr habt euch ausgesprochen?“, wollte sie hoffnungsvoll wissen. „Ich… habe es ihm gesagt.“, begann er zögerlich und seine Ohren begannen zu glühen. Warum auch immer, es war ihm peinlich. Sofort begann die junge Frau begeistert zu strahlen, doch schon sein nächster Satz ließ ihre Hoffnung platzen. „Er war bewusstlos, weil er schwerstverletzt und beinahe gestorben war.“ Er drehte sich weg und lugte durch einen Spalt in der Lederplane auf den Platz vor der Hütte hinaus. „Wir waren auf der Trainingsinsel, auf der sich derzeit auch Kaley befindet. Selbst die unreifen Jungspunde dort haben gesehen, wie viel er mir bedeutet und haben ihre Späße damit getrieben.“ Mimoun schnaubte. „Dhaô hat es nicht begriffen. Wie sollte er auch? Solche Gefühle sind ihm unbekannt. Und wie soll man jemandem den Begriff Liebe erklären, für den selbst Freundschaft nicht verständlich, nicht begreiflich war?“ Er spürte ihre Hände auf seinem Rücken liegen, wandte sich aber nicht um, lehnte sich eher noch an die Wand neben dem Eingang. „Aber er hat Freundschaft nun verstanden, oder nicht? Warum versuchst du es nicht einfach? Ich bin mir sicher, wenn du es ihm erklärst, wird er auch das verstehen.“ Darauf erhielt Leoni keine Erwiderung und schließlich zog sie ihn wieder in den Kreis ihrer großen Familie. Auch hier blieb Mimoun nicht länger als einen Tag. Und nur mit heftigem Widerspruch ließ man ihn schließlich ziehen. Aber er versprach auf seinem Rückweg wieder vorbeizukommen, um die Antwort an Dhaôma abzuholen. Zahlreich wurde er verabschiedet. Gerne hätten ihn einige noch ein Stück seines Weges begleitet, doch nun, so kurz vor seinem Ziel, holte Mimoun alles raus, was in ihm steckte, gönnte sich keine Ruhe mehr. Dennoch brauchte er mehr als die drei Tage, die bei seinem letzten Besuch dorthin nötig gewesen waren. Gerade deswegen wurde seine Landung zu Hause beinahe wieder mit einem Bauchklatscher beendet. Nur weil Nobu ihn stützte, als er stolperte, blieb er auf den Beinen. „Müde.“, war die einsilbige Erklärung, als sich Mimoun auf den Boden hockte und erst einmal tief durchatmete. Hier ging es sogar noch schneller als auf Addars Insel, dass er von geliebten Personen umringt war. Und selbst die obligatorische Frage kam schneller als erwartet. „Wo ist Dhaôma?“, kam es hell aus mehreren Kinderkehlen. „Auf die Drachen aufpassen. Für sie ist es noch zu kalt hier. Aber er wird noch diesen Frühling kommen.“, erklärte er lachend. Es war wirklich erfrischend, wie sehr der Geflügelte vermisst wurde. An erster Stelle stand immer die Frage nach dem Magier. „Versprochen?“, fragte Haru nach und als Mimoun leichtfertig nickte, hatte er die ganze Bagage am Hals, die ihn alle umarmten. Lange dauerte es nicht, bis ihr Gesamtgewicht den erschöpften Heimkehrer endgültig zu Boden zwang. Als die Erwachsenen endlich Erbarmen zeigten, pflückten sie die Kinder lachend von ihm herunter. Dann war es an ihnen, Mimoun zu begrüßen. Wenigstens nahmen sie dabei mehr Rücksicht auf seinen Zustand. „Du solltest dich nicht immer so übernehmen.“, tadelte Jadya ihn sanft. „Sonst kommst du irgendwann nicht mehr zurück.“ Noch bevor sie eine Antwort seinerseits erhalten konnte, schob sie ihn weiter Richtung Silia. Diese zu begrüßen, erforderte geschicktes Manövrieren, denn ihr Bauch war ansehnlich gewachsen und dezent im Weg. Ihr Lachen antwortete seiner diesbezüglichen Äußerung. Sie wieder lachen zu hören, wischte seine Erschöpfung beinahe völlig beiseite. Da man ihm seine Müdigkeit dennoch ansah, ließ man ihn für diesen Tag in Ruhe. Am nächsten kam er dann nicht mehr darum herum; er durfte alles von vorne berichten. Und auch hier waren die Reaktionen die gleichen wie zuvor in Addars Dorf oder auf der Trainingsinsel. Anschließend bekam er einen Einblick über den momentanen Zustand des Dorfes. Es waren nicht unbedingt erfreuliche Nachrichten, aber sie würden den Winter überstehen. Bei den Gesprächen saß Silia nicht neben ihn, sondern vor ihm, so dass er seine Hände auf ihrem Bauch platzieren konnte. „Huch.“, unterbrach Mimoun die Planung einer möglichen Jagd und hob die Hände an. „Es hat mich getreten.“ Silia lachte und streichelte ihre Wölbung. „Ja. Sie wird langsam ungeduldig.“ „Sie? Ein Mädchen?“, fragte ihr Bruder verständnislos nach. Ließ sich das denn bestimmen? „Ich wünsche mir eines. Ein Mädchen kann dir besser auf der Nase herumtanzen.“ Ihr Lächeln wurde wehmütig, was er nicht sehen konnte, da sie ihr Gesicht abgewandt hatte. „Und ich kann sie nicht verlieren, so wie Vater und…“ Sie stockte, aber sie musste auch nicht weiter reden. Jeder wusste, von wem sie sprach. „Wann ist es soweit?“, fragte der Drachenreiter in die aufkommende Stille hinein und um das Thema wieder in angenehmere Bahnen zulenken. „Ich sagte doch, dass sie ungeduldig wird.“ „Dann muss ich sofort los und…“ Halb war er schon im Aufstehen begriffen, als sie den Kopf schüttelte. „Wie lange hast du hierher gebraucht? Zwei Wochen? Drei?“ „Etwas mehr als drei.“, gestand er kleinlaut. „Das heißt zurück und wieder hierher fliegen würde sechs bis sieben Wochen dauern. Ich fürchte, die Zeit reicht dafür nicht. Solange wird sie nicht mehr warten wollen.“ Nachdenklich kaute Mimoun auf seiner Lippe herum. „Dann bleibe ich hier. Ich habe es dir schließlich versprochen.“ Es passte ihm irgendwie gar nicht, denn er konnte seinen Freunden keine Nachricht zukommen lassen. Dhaôma würde sich Sorgen machen. Aber damit war es beschlossene Sache und er verschob unangenehme Gedanken nach hinten. Wise men say only fools rush in But I cant help falling in love with you Shall I stay Would it be a sin If I cant help falling in love with you [Elvis Presley – Like a river flows] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)