the bravest among us von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 3: Verletzlich ---------------------- Wenn Pepper sich verletzt hatte, konnte das alles bedeuten. Innerhalb eines Augenblicks setzte sein Herzschlag zum Galopp an und seine Gedanken begannen zu rasen, als er zum Fahrstuhl stürmte. Wie wahnsinnig hämmerte er auf den Knopf ein und war schon am überlegen wieder rauszuspringen und die Feuertreppe zu nehmen, um schneller oben zu sein, als sich die Türen doch endlich schlossen und er einige Sekunden später auf dem entsprechenden Flur wieder auftauchte. Es war ungewöhnlich kalt auf dieser Etage. Tony hetzte den Gang hinunter und stürmte in die offene Küche. „Pep?“ Sie kauerte über der Anrichte, mit dem Rücken zu ihm. Er konnte ihren rasselnden Atem hören. Auf den ersten Blick schien sie nicht großartig verletzt, jedoch deutlich geschockt. So antwortete sie auch nicht, als sie seine Stimme vernahm. Tony sondierte die Situation und schritt bedächtig auf seine Freundin zu. Ihre Schultern zitterten. Aber ansonsten? Die Glaskaraffe für den Kaffee war umgefallen und zersprungen. Vielleicht hatte sie sich geschnitten? „Pepper?“, er legte ihr die Hände auf die Schultern und augenblicklich versteifte sie sich. Ihr Kopf schnellte herum und er konnte die Panik in ihren Augen sehen. Doch sie sagte nichts. „Fass mich nicht an“, die Frau wandte sich aus seinem Griff. Sie hielt ihre rechte Hand fest umklammert und wollte nicht, dass Tony es sah. Doch was gab es da zu sehen? Gar nichts. Sie dachte die Maschine sei kaputt, wollte sehen, woran es lag und hatte einen kleinen Schlag gekriegt. Der Auffangbehälter zerbrach ihr vor lauter Aufregung. Sie wollte die Scherben aufsammeln und schnitt sich. Der Schnitt war verheilt. Auf so wundersame Weise. Und da brauchte Tony sie nicht beruhigen. Sie war noch immer hochgradig infiziert. „Schon okay. Setz dich, ich mach dir einen Kaffee“ Er sah, wie sie versuchte tief durchzuatmen und die Beherrschung zu behalten, doch ihre Schultern bebten immer stärker. Der Arzt hatte von den Nebenwirkungen gesprochen, als wäre er Killian selbst. Als würde er sich so wahnsinnig gut damit auskennen. „Hey, ich-“, er hatte vor sie am Arm zu greifen, damit er sie umdrehen konnte, doch kaum berührte er ihre warme Haut, da wirbelte sie herum und keifte ihn bereits an, von wegen er solle sie nicht anpacken. Und für einen Moment konnte er die rot lodernde Wut in ihren Augen sehen. Ihre Züge waren so hart, wie er es bis dato nur ein mal gesehen hatte. Damals, als sie sich gegen Killian gestellt hatte. Alleine. Plötzlich zog sich ein so scharfer Schmerz durch seinen Arm, dass dieser ihn in die Knie zwang. Er war so schnell da gewesen, dass es ihm den Atem raubte, so scharf und so vernichtend, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb. Es brannte wie Feuer! „Oh Gott“, das unglaubwürdiges Hauchen drang leise an seine Ohren und die Quelle war mit einem Mal verschwunden, was zurückblieb war ein langsam abklingendes Stechen und ein dumpfes Pochen, das sich durch seinen Arm zog. Tony versuchte Fassung zu bewahren, cool zu bleiben. Er hatte schon Schlimmeres durchgestanden. Oder? Natürlich hatte er schon schlimmeres durchgestanden. Allerdings kamen diese Verletzungen nie von einer geliebten Person. „Schon- schon okay“, er kämpfte sich wieder auf die Beine und stützte sich an der Kante der Theke. Glas schlitterte über die Unterlage. Atmen. Er musste tief durch atmen. Ein paar Mal blinzeln, damit die plötzlichen Tränen versiegten. Den Schmerz ignorieren. Pepper starrte auf ihre bloßen Hände. Noch immer konnte man das leichte Glimmen in ihren Pupillen sehen. Sie schnappte nach Luft, als ginge es um ihr Leben. Und vor allem schien sie Tony gar nicht zu beachten. Noch nicht ein mal, als er es mit einem billigen Kommentar versuchte. Der Virus rief ein aggressives Verhalten vor. Das es zu nicht kontrollierbaren Situationen kommen konnte, hatte ihm keiner gesagt. Zumindest versuchte er es mit Fassung zu tragen. Es hätte schlimmer kommen können und im schlimmsten Fall in einem Feuerwerk enden können. „Es tut mir so leid, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist“, Pepper kniete auf der Couch und verarztete gerade den Dunkelhaarigen, der es geschafft hatte, sich so viel Schmerztabletten einzuwerfen, dass er augenscheinlich gar keine Reaktion mehr zeigte. Ein hummerroter Handabdruck zierte nun seinen Unterarm. „Ich wusste ja, dass du heiß bist, aber gleich sowas“, Tony konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Pepper die Augen rollte und den Kopf schüttelte, doch er hielt sich lieber daran, den ausgeschalteten Fernseher vor sich anzustarren und weiterhin an seiner Limo zu schlürfen. Kühlung von innen und die feuchten Verbände verschafften sie von außen. „Fertig“, sie strich zärtlich über den Verband. Ein vollkommener Kontrast zur vorigen Aktion. Doch er nahm es ihr nicht übel. Wie konnte er auch? „Danke“, er war so tief auf die Couch gerutscht, dass er locker die Hand in ihren Nacken legen konnte, um sie zu sich herunter zu ziehen. Ihre Lippen waren warm und weich. Der Kuss zögerlich. Und sie wollte ihn wohl schneller beenden, als ihm lieb war. So saßen sie eine Weile schweigend nebeneinander. „Im Übrigen war das gerade ernst gemeint“ „Ich weiß“, die Worte klangen so unheimlich trocken, dass er sich mit einem sorgenvollen Blick doch an sie wenden musste. Allerdings erwiderte sie den Blickkontakt gar nicht, sondern schien abwesend auf ihre Infusion zu starren, die sie vor wenigen Minuten noch selbst zu sich genommen hatte. Pepper war wirklich vollkommen in Gedanken versunken. Doch dann schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen und sie neigte den Kopf, als könne sie mal wieder nicht glauben, was für einen Schwachsinn das Genie Tony Stark doch manches Mal von sich gab. Sie sah so jung aus, so froh und unbeschwert, dass die Gedanken an das soeben Geschehene wie von alleine verpufften und Tony ebenfalls anfangen musste zu grinsen. Wie konnte er auch nicht? Wieso sollte er sich nur so wahnsinnige Sorgen machen? Es war alles okay. „Es tut mir leid, Sie unterbrechen zu müssen, Sir, aber Colonel Rhodes ist soeben eingetroffen. Dürfte ich Ihn bereits hochschicken?“ Tony starrte an die Decke, den Mund leicht geöffnet, doch antworten wollte er nicht wirklich. Wenn er könnte, würde er vermutlich nicht ein mal mehr aufstehen. Das klang gut. Sehr gut sogar. Immerhin war er auch nicht alleine und so musste er sich in dieser Position auf dem Sofa auch keine Gedanken darüber machen. Pepper, dessen Kopf bis eben noch auf seiner Brust ruhte, erhob sich und begann damit nach ihren Klamotten zu fischen und sich wieder anzuziehen. Tonys Hände ließen jedoch nicht von ihrem Körper ab und glitten immer wieder über ihren Rücken, ihre Arme und zupften leicht an ihren langen Haaren. Wenn sie ewig so liegen könnten, wäre die Welt in Ordnung. Dann könnte sie niemand stören. „Schon okay, schick ihn hoch“, sie hatte sich von seinen Berührungen befreit und auf die Kante des Sofas gesetzt. So wie sie es vermutet hatte, sah Tony sie ungläubig an und wollte demonstrieren, warum sie überhaupt aufgestanden war, doch abermals war die Rothaarige schneller und beugte sich vor, um ihn erneut zu küssen. „Du hast ihn eingeladen und ich kann zurück an die Arbeit. Irgendjemand muss hier schließlich die Übersicht über deine Termine haben“ Tony kam ihr nach, als sie sich aufrichtete und angelte nun ebenfalls nach seinen Klamotten. Er zog sich die Jeans und das Shirt wieder über und sah sich nun ein wenig verloren in dem großen Raum um, während Pepper bereits den Pager und ein paar Unterlagen von einem Beistelltisch nahm und sich in ihr Büro aufmachen wollte. „Okay, ich werde dann... dann nebenbei die Kaffeemaschine reparieren und wenn irgendwas anliegt, J.A.R.V.I.S. weiß, wo er mich findet“ „Keine Sorge, wenn es zu einem Notfall kommen sollte, weiß ich auch, wo ich dich finde, aber Danke“ „Ich könnte dir auch Dummy zur Verfügung stellen“ Für einen kurzen Augenblick blieb Pepper stehen und war nun selbst dran, ihn ungläubig anzusehen, ehe Tony mit den Schultern zuckte. „Daran kannst du mich erinnern, wenn ich in Flammen stehen sollte“, natürlich wusste sie um die kleine Liebelei mit dem Roboter und dem Feuerlöscher. Und eigentlich sollte es ein Scherz sein, doch Tony blieb stocksteif stehen und sah sie schweigend an. Pepper lachte nervös und strich sich die Haare hinter die Ohren: „Tut mir leid“ Just in diesem Moment öffnete sich hinter ihnen die Tür und gedämpfte Schritte waren zu hören, ehe sie Rhodeys ruhige Stimme vernahmen und wie er sie begrüßte. „Okay, ich lasse euch dann mal alleine“, sie drehte sich auf dem Absatz um und schenkte Rhodey ein freundliches Lächeln, „Pass auf, dass er keinen Unsinn macht“ Der hochgewachsene Mann lachte kurz auf und schüttelte belustigt den Kopf: „Natürlich“, kurz sah er ihr nach, als Pepper den Raum verließ und wandte sich dann an seinen guten, alten Freund Tony, auf dessen Lippen sich nun ein Grinsen geschlichen hatte. „Wie war es in Washington? Ich würde dir echt einen Kaffee anbieten, aber die Maschine“, er zuckte die Schultern und ging zu eben genannten Elektrogerät, um es von der Theke auf die Kücheninsel zu wuchten. „Ein Bier tut's auch“, nachdem Tony eine ausladende Geste Richtung Kühlschrank machte, nahm er sich aus eben jenem eines, während Tony selbst einen kleinen Werkzeugkasten unter der Spüle hervorholte und sich auf die Kücheninsel setzte, um damit zu beginnen, die Kaffeemaschine zu reparieren. Er öffnete die Abdeckung und sah auch sofort das Problem, dass er beheben konnte. „Was ist denn hier passiert?“, natürlich hatte Rhodey eine gute Auffassungsgabe und er beäugte nicht nur die zerbrochenen Überreste der Karaffe, die noch immer auf der Kücheninsel lag, skeptisch, sondern auch Tonys bandagierten Arm. „Kurzschluss, Schreck gekriegt“, murmelte das Genie nur vor sich hin und kramte aus seiner kleinen Werkzeugkiste etwas, um die Kabel zu isolieren. „Und dann hast du dich am Arm verletzt?“ Hinter sich konnte er das Kratzen des Glases hören und das dumpfe Geräusch, als sie in einen Mülleimer fielen. Tony antwortete nicht, sah sich jedoch nach seinem Freund um, der damit begann, die Schubladen nach einem Flaschenöffner zu durchsuchen. „Kann passieren“, die Antwort hatte auf sich warten lassen und nicht nur er hatte das bemerkt, sondern wurde von Rhodey auch sogleich mit einem fragenden Blick bedacht. Der Mann war intelligent. Er konnte sofort erahnen, was passiert war und er war schlau genug, um nicht nachzufragen. Ein Seufzen war zu vernehmen, als sich Rhodey zur Couch begab, doch als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, schnitt er bereits das nächste Thema an. Das Thema, weswegen Tony ihn eigentlich her gebeten hatte. „Also, worum ging es in dieser Spam-Mail?“ Tony war nun schon wieder dabei, die Maschine in seinen Händen abzudecken und wieder an ihren alten Platz zurück zu stellen. „Einen Inhalt hatte es nicht. War wahrscheinlich nur ein dummer Scherz“ „Und warum machst du dir dann solche Sorgen?“ Der Dunkelhaarige holte sich aus dem Kühlschrank ebenfalls ein Bier und gestellte sich dann zu seinem Freund auf die Couch. „Ich weiß nicht, sag du es mir“, er sah ihn mit einem gespielt geschockten Ausdruck an, was Rhodey nur die Augen rollen ließ. Doch auch er beugte sich herausfordernd weiter in Richtung Stark: „Okay, also hat sich jemand mit dir einen Scherz erlaubt, dein System gehackt und dir eine Nachricht geschickt, in Form eines Mandala- „Mandarin“ „-Bildes und es wieder gelöscht, bevor du ausrasten konntest. Oder was auch immer du dann gemacht hättest“ Eigentlich eine recht plausible Zusammenfassung des Ganzen. Nachdenklich starrte Tony Löcher in die Luft. Wenn er ehrlich sein sollte, dann war ihm der Gedanke noch gar nicht gekommen, dass es sich womöglich um einen Scherz handelte. Aber wer sollte so einen Scherz schon machen? Der Black Widow würde er es am ehesten zutrauen. Sie konnte sich in sein System hacken. Aber sie würde nicht so auf seiner Vergangenheit herum trampeln. „Also, wo ist dein Problem? Es war doch bis jetzt eine einmalige Sache? Du solltest dir nicht so einen Kopf darüber machen und dich verletzlicher zeigen, als du es eh schon bist“ Tonys Blick schnellte hoch. Verletzlich? In welcher Hinsicht? Vielleicht hatte Rhodey damit ja recht. Er war verletzlicher geworden. Iron Man gab es nicht mehr. Es gab keine Anzüge mehr, in die er sich verschanzen konnte. Es gab nur noch Pepper. Und im Gegensatz zu ihr, war er somit angreifbar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)