the bravest among us von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 7: Malibu ----------------- Es war dieses Gefühl, das er so vermisste. Das Gefühl, wie sich sein Magen umdrehte, der kurze Moment der imaginären Schwerelosigkeit, als sich die Maschine vom Boden löste und langsam gen Himmel aufwärts stieg. Es erinnerte ihn viel zu sehr an alte Zeiten. An Gute, sowie Schlechte. Aufstieg und Fall. Sein Blick haftete an dem dunklen Himmel, an den Sternen, die sie sehen konnten, kaum das sie die Wolkendecke passiert hatten und das Einzige, was er versuchte, war den Kopf vollkommen frei zu kriegen. Seid sie gestartet waren, sprach keiner von ihnen ein Wort. Nicht ein mal der Pilot, oder die Stewardess war sonderlich gesprächig. Wahrscheinlich spürten sie, dass hier nichts im Reinen war. Pepper, die in dem Sessel ihm gegenüber saß, tat es Tony gleich und sah aus dem Fenster. Keine Regung war auf ihrer feinen Miene zu erkennen. Sie hatte die Beine überschlagen und die Hände in ihrem Schoß gefaltet. Auch wenn sie auf einem recht seltsamen Trip waren, hatte sie doch nicht auf ihr Kostüm verzichtet. Es würde ihn nicht ein mal wundern, wenn sie sich ein wenig Arbeit mitgenommen hätte. Doch entgegen seinen Erwartungen, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit die Stille zwischen ihnen durchbrach, kamen Worte über ihre Lippen, die er nicht erwartet hätte. „Es ist so schade“, sofort sah Tony zu ihr und runzelte die Stirn, doch sie hatte den Blick nicht von dem Fenster abgewandt, „New York bei Nacht ist wirklich schön, doch immer so hell, dass man nie die Sterne darüber sehen kann“ Ein sehnsüchtiger Blick hatte sich auf ihr Gesicht gelegt und ein wehleidiges Lächeln umspielte ihre Lippen. Tony hätte eher gedacht, dass sie sich darüber auslassen würde, warum sie nun beide auf einem Flug nach Malibu saßen. Dass das hier doch kompletter Schwachsinn sei und er sich nicht wieder in die Scheiße reiten solle. Damit hatte er ganz und gar nicht gerechnet. Ein amüsiertes Schnauben seinerseits platzte hervor. „So schön ist es von hier unten gar nicht“ „Schöneres kann ich nicht erreichen“ Tony hatte schon Luft geholt, um etwas zu erwidern, irgendwas intelligentes, womit er sie beeindrucken konnte. Wollte meinen, dass sie auch gar nichts Schöneres erreichen brauchte. Sie war das Schönste, was es auf diesem Planeten gab. Doch wenn er selbst an die Galaxis dachte, in der er fast gefangen gewesen wäre, dann schnürte es ihm die Luft ab. Pepper räusperte sich leicht und drehte ihren Stuhl vom Fenster weg. Ihre Hand griff nach der Tasche, die sie mit sich führte und zog ein flaches, schwarzes Tablet hervor. „Ich habe mir die Freiheit genommen, ein Hotel zu buchen“ „Hat es ein Casino?“ Ihr dezent genervtes Seufzen war in der Stille des Flugzeuges deutlich zu hören: „Wir fliegen nach Malibu, nicht nach Vegas“ „Ja, warum eigentlich nicht?“ Pepper verdrehte die Augen und reichte das Tablet an Tony weiter. „Von dem Hotel ist es zu Fuß vielleicht ein Weg von vierzig oder fünfundvierzig Minuten bis zu... du weißt schon“ „Dem, was von der Villa übrig ist. Ja ja, ich weiß“, er seufzte und scrollte sich durch die Seite des Hotels, nicht gerade begeistert, aber irgendwo würden sie noch ein wenig Schlaf erwischen müssen und vielleicht hatte Pepper recht, dass sie es nicht überstürzen brauchten. Immerhin war noch niemand zu Schaden gekommen. Es war recht schwül. Man merkte sofort den Unterschied von der Ost- zur Westküste. Die Sonne strahlte so hell in das Zimmer, ihre Strahlen kitzelten an seiner Nase und eigentlich hatte er sich auf die andere Seite drehen, Pepper dabei aber nicht wecken wollen. Tony blinzelte. Ein großer Fehler, da die Bettwäsche so weiß erstrahlte, dass es in den Augen weh tat. Mit einem Brummen drehte er sich nun doch auf die andere Seite, dem Fenster abgewandt und gähnte erneut. Sein verschwommener Blick glitt über die Wand, machte schließlich die Lampe auf dem Nachttisch aus und den hässlichen Radiowecker darunter. Es war Nachmittag. Nach ihrer Landung hatten sie direkt eingecheckt und waren schlafen gegangen. Das für gut sieben Stunden. „Guten Morgen“ Die Stimme hallte leise von den Wänden wieder, er konnte die dumpfen Schritte auf dem dicken Teppich hören, wie sie langsam zu ihm ging und sich auf das Bett setzte. Tony drehte sich abermals um und sah zu der Frau an seiner Seite auf. Sie sah frisch aus, jung. Anders, als er sie heute Morgen noch in Erinnerung hatte. Zwar zierten mehrere kleine Stippen ihren Oberarm, von den stetigen Injektionen ihrer Medikamente, aber bei ihrem Anblick konnte er daran glauben, dass sie doch wirkten. Seine Hand glitt über ihren nackten Arm. Pepper trug eine normale Jeans und ein luftiges Oberteil. Eigentlich perfekt für den Tag, wenn sie an den Strand gehen würden. Tony unterdrückte ein weiteres Gähnen und kämpfte sich schließlich aus den Laken, damit er sich endlich fertig machen konnte. „Ich habe dir einen Kaffee aufs Zimmer bestellt. Möchtest du mit dem Auto fahren?“ Er hatte es gar nicht bemerkt, aber sie hatte bereits ihr StarkPhone in der Hand und wartete geduldig auf seine Antwort. Es klang alles so surreal. Als würden sie wirklich nur hier sein, um Urlaub zu machen. Und für einen Moment fühlte es sich wirklich so an. Tony war nicht mehr belästigt worden und Pepper ging es besser. Wesentlich besser, wie er wohl meinen mochte. Manches mal noch immer hoffte. „Warum nicht zu Fuß, wo es nicht so weit weg ist?“ Er hatte sich nicht ein mal mehr umgedreht, als er ins Badezimmer verschwand. Doch in seinem Magen breitete sich ein mulmiges Gefühl aus und dies bedeutete nie etwas Gutes. Vielleicht war es so eine Reaktion, dass er noch ein wenig Zeit mit seiner Partnerin verbringen wollte. Und Malibu bot noch immer herrlichstes Wetter für den angebrochenen Herbst. So schnell es ging, machte er sich fertig und zog sich normale Klamotten an, was für ihn meist eine Jeans und ein Bandshirt bedeutete. Bei so einem Wetter würde er garantiert nicht in Anzug auflaufen und einen möglichen Hitzschlag erleiden wollen. Als Tony aus dem Bad kam, betrachtete er Pepper für einen Moment, die mehr oder minder interessiert in einer Illustrierten blätterte. Das Weiß ihres Oberteils, ihre hellen Haare, strahlten genauso wie die Bettwäsche, als sie es sich in einem der Sessel vor der Glasfront bequem gemacht hatte. Ihr gegenüber stand bereits der georderte Kaffee, den Tony auch direkt aufnahm und leicht an ihm nippte. Brühend heiß und bitter. Allerdings genauso, wie er seinen Kaffee mochte. Während er trank und langsam wach wurde, sprachen sie kein Wort miteinander. Was gab es da auch schon zu bereden? Immerhin konnten sie das Wetter gut betrachten und anderweitige Themen wollten sie nicht aufgreifen, ehe sie ausarten würden. Immerhin machten sie sich in wenigen Minuten auf den Weg zu der Stelle, an der man ihr Leben so plötzlich aus der Bahn geworfen hatte. Mit einem leisen Klappern stellte er die Tasse wieder auf das kleine Tellerchen und erhob sich. Pepper schlug die Zeitschrift zu und tat es ihm gleich. Entgegen seiner Erwartungen holte sie sich eine Handtasche, als wenn sie einfach auf einen kurzen Shoppingtrip in die Stadt gingen. Aber wer von ihnen wusste schon, was sie erwarten würde? Mit einem leisen Klicken fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss und Pepper ließ die Magnetkarte in ihrem Portemonnaie verschwinden, als sie mit dem Fahrstuhl nach unten in die Lobby fuhren. An der Rezeption begrüßte man sie freundlich, der Page nickte ihnen zu, als sie durch die Drehtür marschierten und hinaus in die lauwarme Mittagsluft traten. Es war erstaunlich, wie man mit viel Geld noch immer ein freies Zimmer in einem guten Hotel finden konnte. Sie gingen den Weg an der Küste entlang. Menschen kamen ihnen entgegen, joggten an ihnen vorbei oder fuhren mit Inlinern die Promenade hinunter. „Seltsam, oder? Als wenn nie etwas passiert wäre“, Pepper hatte die Hände in den Taschen ihrer Jeans versteckt und ihr Blick lag auf dem Meer. „Hmm“, Tonys Blick lag auf der anderen Seite der Straße, an den Imbissbuden und Fast Food Lokalen. Erst jetzt merkte er, dass er eigentlich doch ein wenig Hunger hatte. Oder er war einfach nur wahnsinnig nervös und dann bekam er eben Hunger. Stellenweise gingen sie schweigend den Weg entlang. Manches Mal gab es etwas, worauf sie ihre Aufmerksamkeit lenkten, dem Anderen sagten, sie wollen in den oder den Laden gucken, wenn sie wieder auf dem Rückweg waren. Das mulmige Gefühl blieb und wirkte sich langsam auf Pepper aus. Doch keiner von ihnen sagte ein Wort deswegen. Je weiter sie gingen, umso weniger Menschen kamen ihnen entgegen. Die Promenade wich einer Ansammlung von kleineren Villen mit gepflegten Vorgärten. Es war nicht mehr weit. Würde das Haus noch stehen, würde man es vielleicht schon erkennen. Man konnte nicht unbedingt sagen, dass sich ihm der Magen umdrehte, aber wer wusste schon, was sie erwarten würde? Zweifel keimten in ihm auf. Sie würden sich nicht verteidigen können. Zumindest wenn dieser Kerl, der ihn stalkte, in dieser seltsamen Aufmachung auftrat, die er auch in der Fernsehaufzeichnung getragen hatte. Dagegen hätte er mit seinen Selbstverteidigungsskills keine Chance. Und ob Pepper ihm abermals den Hintern retten konnte, nach dieser Therapie, die sie vor einigen Wochen angefangen hatte, war auch eine andere Frage. Ohne das er es bemerkt hatte, waren sie bereits angekommen. So versunken war er in seinen Gedanken gewesen. Pepper hatte ihn schon am Arm gegriffen und hakte sich nun bei ihm unter. Tony schnappte nach Luft, als wolle er etwas sagen, doch er bekam kein Wort über die Lippen, als sie vor dem ehemaligen schmiedeeisernen Tor standen. Es hatte damals kaum etwas abbekommen, nur die Spitzen waren ein wenig verbogen. Die Auffahrt wurde noch von ein paar Bäumen gesäumt, manche noch immer so saftig grün, wie im Hochsommer. Die Straße sah aus wie frisch geteert und beinahe hätte er gedacht, dahinter würde sich seine alte Heimat auftun, doch alles, was er erblicken konnte, war eine kahle Klippe, die in den Himmel mündete. „Na dann“, eigentlich hätte er nun doch gerne einen lässigen Spruch auf den Lippen gehabt, wie sonst auch immer, doch etwas machte ihm das Herz schwer. Vielleicht war es das Ungewisse, das er hier mit Pepper teilen musste. Er löste sich von ihrem Arm und mit einem grässlichen Quietschen schob er das Eisentor auf, damit sie gemeinsam die Auffahrt erklimmen konnten. In der Ferne konnte er einen Hubschrauber hören. Er konnte die Überreste seines Hauses sehen, die Stümmel, die einst die Wände seiner Heimat darstellten, bevor der Mandarin ihn angegriffen hatte. Je näher sie kamen, umso mehr Schotter war auf der Straße verteilt. Eigentlich wunderte es ihn selbst, dass er bis heute noch keine Baufirma beauftragt hatte, die Reste abzureißen und mit einem Neubau zu beginnen. Was er nicht bemerkt hatte, war die Tatsache, dass er bereits bis an den Rand der Klippe gegangen war und einen Blick hinunter in das türkise Meer warf, als wenn er dort noch etwas entdecken konnte, was an sein ehemaliges Leben erinnerte. Pepper ihrerseits war am Rande der Ruinen stehen geblieben und sah sich das Ganze an. Sie konnte sich noch zu gut erinnern, wo damals alles gestanden hatte, wie es aussah und wie Willkommen sie sich hier gefühlt hatte. „Tony?“, für einen Moment hatte sie es gar nicht erkannt. Die Bäume und Büsche schienen hier oben kahler zu sein, als noch weiter unten und buntes Laub wehte zwischen den letzten Resten der Wände umher. Allerdings blieb es inmitten des Ganzen an einer bestimmten Stelle hängen und sammelte sich. Er eiste seine braunen Augen endlich von der See los und wandte sich zu seiner Freundin um, interessiert, was sie ihm sagen wollte. Sie hatte schon einige Schritte in Richtung Mitte gemacht, als auch sein Blick auf den Boden fiel und er innerhalb eines Augenblicks neben dem kleinen Bündel an Blättern hockte. Er zupfte das staubtrockene Laub beiseite und griff nach dem kalten Metall. Es fühlte sich schwerer an, als er es in Erinnerung hatte, leuchtete jedoch nicht mehr so stechend blau, war eisig kalt und trotz allem schien es noch immer ohne größere Macken zu sein. Der Arc Reaktor schien so perfekt, trotz all der Strapazen. Mit einem Mal keimte Übelkeit in ihm auf. Nicht nur die Erinnerungen kamen zurück, sondern auch die Tatsache, dass dieses Ding wirklich hier lag und man anscheinend keine Spielchen mit ihnen spielte, übermannte ihn. Natürlich. Warum sollte man auch nur ein dummes Spiel mit dem Millionär Tony Stark spielen? Pepper trat an seine Seite und ließ sich auf seine Höhe hinunter. Ihre schlanke Hand legte sich auf seine Schulter und nur liebend gern hätte sie ihm gut zugesprochen, doch selbst sie wusste dieses Mal nicht, was sie dazu nur hätte sagen sollen. „Verblüffend, nicht wahr? Diese Technologie, von diesem Mann und dazu diese Frau an seiner Seite“ Erschrocken schossen ihre Blicke in die Höhe, als könnten sie es nicht glauben, dass jemand es wagte sie auf diesem Territorium zu stören und dann auch noch in dieser intimen Szenerie. Wesentlich erschreckender für die beiden war es jedoch, dass die junge Frau sich ohne Probleme an sie hatte heranschleichen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)