Lebendige Vergangenheit von KankuroPuppet (Aktuelles Kapitel: Respekt) ================================================================================ Kapitel 4: Kämpferinstinkt -------------------------- Kämpferinstinkt Das Blut pulsierte in seinen Adern. Er konnte seinen Herzschlag in den Händen, am Hals, an der Schläfe spüren. Adrenalin pumpte durch seinen Körper. Schweiß stand auf seiner Stirn. Die Augen fixierten ein unbekanntes Ziel. Die Aufregung färbte seine Wangen rot, während die zu Fäusten geballten Hände vor Spannung weiß wurden. Seine Atmung war schnell aber regelmäßig. Er presste die Luft durch seine Nase, zog sie danach wieder ein, bis seine Lungen vollends gefüllt waren. Als er eine Stimme seinen Namen sagen hörte, vollendete er die letzten Schritte, die ihm vom Hell’s Pitch trennten. Schrilles Scheinwerferlicht blendete ihn, doch er erlaubte sich nicht zu blinzeln. Sein Herz wurde immer schneller. Seine Ohren nahmen dumpfe, rhythmische Rufe war. Er schluckte trocken. Noch ein Schritt durch den heißen Staub unter ihm. Neben seinem nackten Fuß verklebte dunkelrotes Blut die einzelnen Sandkörner. An dieser Stelle hatte sein Vorgänger den Kampf verloren. Er wollte es ihm nicht gleichtun. Die Arena war rund und um drei Meter in den Boden eingelassen. Ihr Durchmesser von 150 Metern machte sie zu einer riesigen Spielwiese der Gewalt, weshalb sie vor einiger Zeit unter den Kämpfern den Namen Hell’s Pitch erhielt. Ihr Boden war zu großen Teilen mit rotem Sand bedeckt, dessen Oberfläche im künstlichen Licht glitzerte. In der Mitte befand sich eine Art Wasserbecken, an dessen Rändern der Bodenbelag schlammig und rutschig war. Durchbrochen wurde die bizarre Wüstenlandschaft von mehreren großen Steinen, die sich breit und spitz über die gesamte Arena verteilten. Die Wände waren mit schweren metallischen Gittern gesichert, so dass es für die niedrig gestellten Zuschauer möglich war, von dort aus die Kämpfe zu verfolgen. Die Offiziersränge und ausgewählte Anhänger der Kämpfer waren über dem Rand der Arena angesiedelt, die meisten schwebend, wenige auf Stühlen. Als Bulma ihre Schicht begann, schickte die Chefin sie direkt in den Vorraum der Bar, wo sie den Gästen Getränke bringen sollte. In mehreren Ecken des Ladens waren Fernseher angebracht und das heutige Showprogramm hatte genug Zuschauer angelockt, um beinahe jeden Platz zu besetzen. An einem Tisch wurde sogar ein kleines Wettbüro eingerichtet, an welchem auch Lennja ihre Tipps abgabt. Bulma hatte allerhand zu tun, lief pausenlos hin und her, wobei der beißende Geruch von Rauch in ihrer Nase die Angelegenheit nicht vereinfachte. Doch auch wenn ihre Augen tränten, versuchte sie bei jedem Gang einen Blick auf einen der Monitore zu werfen, dabei immer in der Hoffnung, Vegeta zu sehen. Die ersten drei Kämpfe wurden allesamt von einem jungen Kämpfer gewonnen. Seine Haut war leuchtend rot, seine Haare, die lang seinen Rücken herabhingen, waren weiß wie Schnee. Von einem der Gäste hörte Bulma, er wäre ein Anwärter für Freezers Spezialeinheit und das glaubte sie gerne, schließlich hatte er seine Gegner alle ohne Probleme innerhalb von wenigen Minuten besiegt, wobei einer von ihnen sogar durch einen ihn durchbohrenden Energiestrahl getötet wurde. Die Gäste der Bar bejubelten die Attacke, niemand schien das traurige Schicksal des Kontrahenten sonderlich zu stören. Nachdem dessen Überreste eingesammelt waren, wurde es mit einem Mal still. Alle Augen starrten gebannt auf die Bildschirme, alle Gespräche verstummten. Bulma hielt überrascht in ihrer Bewegung inne, besah sich erst die Gäste und folgte dann selbst ihren Blicken. Ihr Atem stockte. Es war also soweit. Sein Gegner trug eine von Freezers Uniformen. Vegeta hätte von sich gerne das gleiche behauptet, doch war es einem Kämpfer seines Levels außerhalb von Missionen noch nicht gestattet. Stattdessen trug er eine knielange, weite Trainingshose und ein enges, elastisches T-Shirt, alles in schwarz. Seine Hände waren mit ehemals weißen Bändern umwickelt, um seine Knöchel zu schonen. Seine schwarze Mütze war wie immer tief ins Gesicht gezogen. Er musste heute schnell sein. Schnell, überraschend und dennoch kräftig. Sein Gegner war gut, er hatte es gerade zum dritten Mal bewiesen. Er war nicht ohne Grund Anwärter auf die Ginyu Force. Eine, nach Vegetas Meinung, fragwürdige Ehre. Doch so oder so hatte sein Gegner Talent und genauso wenig Skrupel zu töten, wie Vegeta selbst. Wenn er nicht aufpasste, könnte dies sein letzter Kampf werden. In seltenen, schwachen Momenten, hatte er tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, sein Leben auf diese Weise zu beenden. Er hatte weder einen Planeten, noch ein Volk, nicht einmal eine Familie. Alles, was ihm geblieben war, waren ein nutzloser Titel und… Ja, und Nappa und Radditz. Doch seine Artgenossen waren nicht der Grund, für den er immer wieder um sein Leben kämpfte; der Grund, warum er immer noch hier war. Er hatte noch eine Mission, ein Ziel, einen Auftrag und er hatte nicht vor den Löffel abzugeben, bis er diesen erfüllt hatte. Die Rufe der Zuschauer gerieten immer weiter in den Hintergrund, bis sie nur noch ein Pochen waren. Er war sich sicher, dass es nicht sein Name war, den sie riefen, aber das war ihm egal. Er hatte es nie als seinen Wunsch betrachtet, zum Publikumsliebling zu werden. Er schloss seine Augen, konzentrierte sich auf seine Atmung, auf seinen Herzschlag, nahm bewusst die Spannung in seinen Fäusten wahr, löste sie, öffnete seine Handflächen, atmete langsam alle Luft aus seinen Lungen aus, hob sein Kinn und sah auf seinen grinsenden Gegner. Er erwiderte diesen gehässigen Blick, legte seinen Kopf in den Nacken und zeigte mit einem breiten, frechen Lächeln seine Zähne. „Nette Show. Schade, dass sie jetzt vorbei ist“, rief er mit mehr oder weniger aufgetragenem Selbstbewusstsein. Der Rote stemmte seine in weiße Handschuhe gekleideten Hände in die Hüften. „Ich habe schon von deinem losen Mundwerk gehört, Saiyajin. Lass es mich dir stopfen“, konterte er, hob eine Hand und lockte Vegeta mit einem erhobenen Zeigefinger, doch der zeigte sich wenig beeindruckt. Seine Haut prickelte, wie jedes Mal kurz vor einem Kampf. Sein Körper zitterte in Vorfreude, die er bis in seine Schwanzspitze fühlen konnte. Auch wenn seine Chancen eher gering waren, so konnte sein saiyanisches Blut nicht gebremst werden. Seine Atmung wurde immer schwerfälliger. Er wollte nicht länger warten. Dennoch musste er versuchen ruhig zu bleiben, konzentriert zu bleiben. Dieses Mal würde er gewinnen. Sein Gegner fuhr sich durch seine langen Haare, lächelte selbstbewusst und begab sich in Kampfposition. Vegeta stellte seinen linken Fuß nach vorne, drehte sich seitlich, um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, während er seine vordere Hand hob, bereit, den ersten Angriff abzuwehren. Er hatte aus den Fehlern seiner Vorgänger lernen können. Er schluckte. Sein Herzschlag hallte durch seinen Körper. 1… 2… 3… 4… Ein Donnern ertönte. Der Kampf begann. Bulma hatte ihr Tablett abgestellt und sich an einen der Tische im Vorraum gesetzt. Alle guten Vorsätze des letzten Abends Chloe zu helfen, waren vergessen. Nun zählte nur noch Vegeta. Er wirkte selbstbewusst, doch die Erdenfrau wusste, dass es genauso gut echt wie gespielt sein konnte. Sein schauspielerisches Geschick war nicht ohne Grund Teil von Vegetas Kampfstil. Gespannt legte sie ein Bein über das andere und verschränkte die Arme vor der Brust. Während sie den Kopf schief legte, kam sie nicht drum herum, festzustellen, dass der junge Saiyajin wirklich gut aussah, in seinem schwarzen Kämpferoutfit. Innerlich seufzte sie, hoffte, er würde den Kampf gut überstehen. Dann ertönte ein Signal und schneller als sie es verfolgen konnte, hatte sich der Rote auf ihren Vegeta gestürzt. Die beiden Körper waren nur noch ein großes Gewirr. Sie konnte keine Bewegungen erkennen, doch die Gesichter um sie herum wurden immer kritischer. Er war schneller als erwartet. Vegeta versuchte alles, um seine Schläge abzuwehren, blieb jedoch nicht lange erfolgreich. Der erste Schlag traf ihn an der Hüfte, der zweite an der Schulter, doch beide beeinflussten ihn nicht merklich. Als er eine Lücke sah, drehte er sich und versuchte mit einem schwungvollen Tritt seinen Gegner zu erwischen. Dieser war vorbereitet, holte zum Schlag aus und traf den Saiyajin in den Magen. Der Schwarzhaarige taumelte zurück, hielt sich den Bauch und schüttelte den Kopf, um nicht benommen zu werden. Magensäure stieg seine Speiseröhre hoch, bis er die bittere Flüssigkeit schmecken konnte. Er schluckte, verzog den Mund und richtete sich wieder auf. Der Rote lachte. „War’s das schon?“, spottete er. Vegeta wartete nicht lange, schoss nach vorne und schaffte es, seinen Gegner am Kinn zu treffen. Dieser konterte mit einem Tritt, den der Saiyajin abwehrten konnte, war dadurch jedoch zu abgelenkt, um den Energieball kommen zu sehen. Er traf ihn unerwartet. Die Kraft der Energiekugel durchzuckte seinen Körper wie ein Blitzschlag. Seine Muskeln spannten sich zunächst an, nur um in ein unkontrolliertes Zucken überzugehen. Vegeta blieb gezwungen in seiner Position verharren. Er konnte sich nicht bewegen, nicht atmen, geschweige denn schreien. Seine Haut brannte. Der Aufprall von Energie und Körper hatte einen lauten Knall verursacht, der seine Ohren nur noch ein lautes Piepen wahrnehmen ließ. Für einige Sekunden war er gefangen in einer Welt ohne Bewegungen und ohne Ton. Seine Glieder konnte er nur langsam wieder bewegen, seine Ohren brauchten noch etwas länger. So schnell es ihm möglich war, richtete er sich wieder auf, schwebte etwa einen halben Meter über dem Boden. Sein Gegner lachte erneut, verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte ihn. „Bist du bereit zu sterben, Saiyajin?“, fragte er voller Hohn. Doch der Angesprochene wirkte nicht weniger selbstsicher als noch zuvor: „Und wie sieht’s mit dir aus?“ Erneut gerieten die beiden in einen Schlagaustausch. Vegeta konnte einige gute Treffer landen, doch sein Gegner setzte wie beim letzten Mal den entscheidenden, der den Saiyajin gegen die Bande schleuderte. Nach seinem Aufprall konnte er die Hände der Zuschauer auf seinem Rücken spüren. Es schüttelte ihn. Plötzlich hörte er über sich eine bekannte Stimme. Als er hochsah, erkannte er Nappa und Radditz, beide mit einem zuversichtlichen Gesichtsausdruck. „Mach ihn fertig, Vegeta!“, rief der Glatzkopf. Radditz grinste und nickte: „Mach jetzt ja nicht schlapp.“ Eigentlich gehörten sie in die untere Tribüne. Nur weil Vegeta kämpfte, standen sie da oben und genossen sichtlich die Ehre. Ihr Prinz hatte durchaus weniger Freude an diesem Spektakel und war auch nicht annähernd so selbstsicher wie seine Artgenossen, selbst wenn sie dies nur seinetwegen spielten. Der rote Kämpfer war nicht nur stark, er war auch um einiges schneller als er selbst. Ein Tropfen Blut verirrte sich von seiner Stirn in sein Auge. Er zwinkerte, wischte mit dem Handrücken, bis er wieder klare Sicht hatte. Als er mit einer Hand an seine Mütze griff, musste er feststellen, dass diese inzwischen mit Blut getränkt war. Er musste härter gegen die Wand geflogen sein, als er es vermutet hatte. Mit Schrecken musste Bulma mit ansehen, wie ihr zukünftiger Mann gegen eine der Außenwände geschleudert wurde. Als eine Kamera sein Gesicht zeigte, war der breite Streifen aus zähflüssigem, dunkelrotem Blut, der seine Stirn hinunterlief, nicht zu übersehen. Ängstlich legte sie eine Hand auf ihren Mund und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken. Eigentlich sollte sie sich keine Angst machen müssen, schließlich war sie die einzige im Raum, die wusste, dass Vegeta diesen Kampf überleben würde. Dennoch… Was wäre, wenn allein ihr Treffen in der Bar am Vortag den Lauf der Geschichte geändert hatte? Der Gedanke bereitete ihr Bauchschmerzen. Und selbst, wenn er überlebte, wollte sie nicht beobachten wollen, wie er von diesem roten, arroganten Idioten fertig gemacht wurde. Sie konnte noch gerade erkennen, dass sich Vegeta wieder in Kampfposition gebracht hatte, als sich ein Körper vor ihr ins Bild schob. Verwunderte sah sie hoch und blickte in Lennjas grüne Augen. „Es tut mir Leid, ich werde gleich weiterarbeiten…“, wollte sie sagen, doch war sie nicht schnell genug. Ihre Chefin deutete auf einen Mann in Uniform, der am Eingang der Bar stand, neben ihm Chloe. „Steh auf und folge dem Soldaten dort. Ihr sollt Lord Freezer vorgestellt werden“, erklärte Lennja ihr die Situation. Ihre Worte klangen schwer. Es dauerte einige Sekunden, bis die Erdenfrau verstand, was von ihr erwartet wurde. Ihr Herz begann zu rasen. „Lord Freezer?“, entgegnete sie mit leiser, zitternder Stimme… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)