Ein Tag der Liebe? von Traumschreiberin (Herrder Ringe-Cast-FF) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Tag der Liebe? ----------------------------- Ein Tag der Liebe? Voll freudiger Erwartung durchwanderte Liv Tyler das zweistöckige Haus in Neuseeland, das sie gemeinsam mit Viggo Mortensen, ihrer großen Liebe, bewohnte. Es war der Abend des 13. Februar und ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Morgen würde ein ganz besonderer Tag werden, denn es war nicht nur Valentinstag, sondern auch ihr erster Jahrestag. Als wäre es gestern gewesen sah Liv in Gedanken die Ereignisse vor sich, die sich am 14. Februar vor genau einem Jahr abgespielt hatten. Damals hatte der Tag bereits mit einer Überraschung begonnen. Liv war gerade im Begriff gewesen, ihren Trailer zu verlassen, als sie einen riesigen Strauß roter Rosen entdeckte, den irgendjemand vor ihrer Tür abgelegt hatte. Aber wer? Hatte sie plötzlich einen Verehrer am Set? Wenn sie ehrlich war, hatte Liv der Gedanke an den Valentinstag traurig gestimmt. Der Tag der Liebenden - nur sie hatte keinen Liebsten, der sie mit romantischen Liebesbeweisen überhäufte. Woher kam also dieser Rosenstrauß? Mit einem Mal kam Liv ein Gedanke und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Es gab nur einen einzigen Mann am Set, von dem sie sich ein Zeichen der Zuneigung erhoffte. Konnte es sein...? Nein, konnte es nicht! Liv drängte die Hoffnung, die in ihr aufstieg, energisch zurück. Wahrscheinlich wollte sich nur jemand über sie lustig machen, das war alles. Doch die Überraschungen nahmen kein Ende. An ihrem Spiegel in der Garderobe fand sie ein Gedicht vor, das ihr geheimnisvoller Verehrer dort hinterlassen hatte. Liv wurde innerlich abwechselnd heiß und kalt, als sie die zärtlichen Worte las, die dort geschrieben standen und gegen ihren Willen gewann die Hoffnung die Oberhand. Als wäre das noch nicht genug teilte Peter Jackson ihr mit, dass sie an diesem Morgen eine Szene mit Viggo drehen sollte, mit dem Mann, in den sie sich auf den ersten Blick Hals über Kopf verliebt hatte. Falls Liv nun überzeugt gewesen war, dass es ein vollkommener Tag war, so stand ihr die größte Überraschung noch bevor. Sobald sie die Szene zu einem glücklichen Ende gebracht hatten, kniete Viggo vor ihr nieder und gestand ihr vor den Augen des Teams seine Liebe. Liv hatte kein Wort hervorgebracht, sondern war ihm einfach nur glücklich um den Hals gefallen und sie hatten sich, unter dem Jubel der Umstehenden, lange und innig geküsst. Liv lächelte bei der Erinnerung daran. Seit diesem Tag waren sie und Viggo unzertrennlich und nur selten sah man den einen ohne den anderen. Morgen würde das alles genau ein Jahr her sein. Noch immer glücklich lächelnd ging Liv ins Schlafzimmer und kuschelte sich an Viggo, der nach einem langen, anstrengenden Drehtag bereits schlief. Morgen würde ein wunderbarer Tag werden, davon war sie überzeugt. Ein Tag nur für sie beide. Am nächsten Morgen wurde Liv von einer strahlenden Wintersonne geweckt, die zum Fenster hereinschien. “Passendes Wetter für einen solchen Tag”, dachte sie und lächelte glücklich. Eine Weile blieb sie noch mit geschlossenen Augen liegen und träumte davon, wie dieser Tag wohl verlaufen würde. Endlich würde sie mal wieder einen ganzen Tag mit Viggo verbringen können, ohne lästige Dreharbeiten! Das war leider viel zu selten der Fall, denn er war durch den engen Drehplan sehr eingespannt und hatte nur wenig Freizeit. Aber heute würde alles anders sein! Viggo hatte zwar gestern Abend nichts gesagt, aber Liv war fest davon überzeugt, dass er sich für heute freigenommen hatte. Dieser Tag war einfach zu wichtig, um ihn an irgendein Filmprojekt zu verschwenden. Immerhin war es ihr erster Jahrestag! Und dieser Tag sollte nur ihnen gehören! Liv war so in ihre Träumereien vertieft, dass sie erst nach einer Weile merkte, dass ihr etwas fehlte. Noch im Halbschlaf wollte sie sich enger an ihren Liebsten kuscheln, denn sie vermisste seine Wärme. Doch der Platz neben ihr war leer! Kein Viggo lag mehr an ihrer Seite! Erschrocken richtete Liv sich im Bett auf und lauschte. Unten waren Schritte und das Rascheln von Kleidung zu hören. Beunruhigt stand Liv auf, schlüpfte in ihren Bademantel und ging nach unten. Als sie am Fuß der Treppe ankam, sah sie gerade noch, wie Viggo sich seine Jacke anzog und offensichtlich gerade Anstalten machte, das Haus zu verlassen. Bei diesem Anblick sank ihr das Herz. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. “Hey”, flüsterte sie und sah verwundert, dass Viggo wie ertappt zusammenfuhr, als hatte er vermeiden wollen, dass sie ihn gehen sah. “Entschuldige”, meinte er verlegen. “Ich wollte dich nicht wecken.” “Du fährst zum Dreh”, stellte Liv fest und gab sich keine Mühe, ihre Enttäuschung zu verbergen. “Natürlich”, antwortete Viggo erstaunt. “Das tue ich doch jeden Tag. Peter wartet auf mich.” “Ich dachte, wir könnten mal wieder einen Tag für uns allein haben”, meinte sie leise und ihre Stimme klang noch bedrückter als zuvor. Viggo seufzte und machte auf einmal einen leicht genervten Eindruck. “Du weißt, dass das nicht geht”, erklärte er betont ruhig. “Ich werde jeden Tag am Set gebraucht. Peter würde durchdrehen, wenn ich plötzlich einen freien Tag verlangen würde.” Einen Augenblick war Liv kurz davor, ihn anzuschreien, dass heute nicht nur irgendein normaler Tag war, sondern ein sehr wichtiger, doch sie hielt sich mühsam zurück. “Ich muss los”, meinte Viggo bedauernd. “Wir sehen uns heute Mittag.” Damit schloss er die Tür auf und verließ das Haus. Liv blieb noch einige Minuten am Fuß der Treppe stehen und sah ihm ungläubig nach. Viggo war zum Dreh gefahren. Einfach so. Ohne Umarmung, ein Kosewort oder einen Kuss. An ihrem Jahrestag. Den schien er ganz vergessen zu haben. Für ihn war es offenbar ein Tag wie jeder andere. Alle ihre romantischen Fantasien zerplatzten vor ihren Augen wie eine Seifenblase. Immerzu hatte Liv davon geträumt, wie Viggo sie an diesem Morgen zärtlich wachküsste, wie sie erst noch eine Weile im Bett miteinander kuscheln und dann gemeinsam frühstücken würden. In ihren Träumen verbrachten sie den Tag mit ausgiebigen Spaziergängen in der klaren Winterluft und aßen in einem vornehmen Restaurant bei Kerzenlicht zu Abend. Erst spät kamen sie nach Hause und schliefen, nachdem sie sich geliebt hatten, eng umschlungen ein. Aber Träume waren eben nur Träume. Die Wirklichkeit sah ganz anders aus. Viggo kümmerte es gar nicht, wie wichtig ihr dieser Tag war und ließ sie vollkommen links liegen! Alles, woran er dachte, waren die Dreharbeiten! Vor Enttäuschung war sie den Tränen nah und spürte bereits, wie ein Kloß in ihrem Hals aufstieg. Wie gerne hätte sie jetzt jemanden zum Reden gehabt! Aber wen? Ihren Kollegen konnte sie nicht sagen, was sie bedrückte. Sie wollte nicht den Weg für Gerüchte ebnen. Sonst hieß es am Ende noch, es stünde schlecht um ihre Beziehung! Dabei war bis heute Morgen noch alles in Ordnung gewesen! Außerdem hatte Liv eine Vorahnung, dass ihre Kollegen sie nicht verstehen und sich sämtlich auf Viggos Seite stellen würden. Ganz Unrecht hatte er ja auch nicht, die Dreharbeiten waren wichtig. Aber zählten ihre Gefühle denn gar nichts? Nachdem sie eine Weile hin- und herüberlegt hatte, beschloss Liv, ihren Vater anzurufen. Ihm vertraute sie, nach Viggo, am meisten und sie hatte nie Geheimnisse vor ihm gehabt. Er würde ihr sicher einen Rat geben können, wie sie sich verhalten sollte. Gleich darauf saß sie im Wohnzimmer und wählte seine Handynummer. Steven Tyler nahm schon nach dem zweiten Klingeln ab und freute sich hörbar, als er die Stimme seiner Tochter erkannte. Allerdings merkte er sofort, dass Liv etwas bedrückte und es bedurfte keines langen Drängens, bis sie ihm von Viggos gefühllosem Verhalten erzählte. “Ich kann verstehen, dass du verletzt bist”, sagte er schließlich liebevoll, nachdem Liv geendet hatte. “Immerhin ist es ein wichtiger Tag für euch beide. Aber ich denke, du solltest dir das Herz nicht unnötig schwer machen. Viggo liebt dich, da bin ich mir sicher. Er kann nur die Dreharbeiten nicht einfach so vernachlässigen und da Peter praktisch nicht auf ihn verzichten kann, ist es für ihn gar nicht so leicht, sich einen Tag frei zu nehmen. Außerdem hat er nie gesagt, dass er es tun würde, also hat er dir auch keine falschen Versprechungen gemacht. Und wer weiß? Du siehst ihn immerhin heute Mittag. Vielleicht hat er ja den Rest des Tages Zeit für dich.” Liv dachte noch einige Zeit über die Worte ihres Vaters nach. Ganz Unrecht hatte er nicht. Vielleicht würde Viggo heute nur den halben Tag drehen und hatte ihr vorher nichts gesagt, um sie zu überraschen. Von diesem Gedanken ermutigt ging Liv duschen, zog sich an und begann anschließend, alles für das gemeinsame Mittagessen vorzubereiten. Sie deckte den Tisch im Wohnzimmer mit ihrer schönsten Tischdecke und dem besten Geschirr. Auch die Kerzen fehlten nicht, doch Rosen hatte sie zu ihrem Bedauern keine und es blieb ihr auch keine Zeit mehr, loszufahren und welche zu kaufen. Sie hätte der Tafel gerne noch einen romantischen Anstrich verliehen, aber nun musste es eben so gehen. Als alles bereitstand, ging Liv ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Kurz darauf saß sie in ihrer besten Jeans und einem dunkelblauen Top, das die Farbe ihrer Augen betonte, im Wohnzimmer und wartete voller Vorfreude auf Viggo. Sicher würde er bald kommen und dann konnten sie den Tag doch noch zu einem guten Ende bringen. Anderthalb Stunden später war von Livs Optimismus nicht mehr viel übrig. Mittlerweile war es halb zwei und Viggo war immer noch nicht da. Wahrscheinlich würde er auch nicht mehr kommen und sie hatte sich die ganze Mühe umsonst gemacht. Zum ersten Mal in ihrem Leben war Liv ernstlich wütend auf Viggo. Was bildete er sich überhaupt ein, sie einfach sitzen zu lassen? War sie ihm denn völlig egal? Aber er sollte sehen, dass sie sich so etwas nicht gefallen ließ! Wütend schnappte Liv sich ihre Jacke, lief zum Auto und fuhr auf dem schnellsten Weg zum Drehort. Dieser Kerl würde eine Standpauke zu hören bekommen, die er nie mehr vergaß! Am Set angekommen brauchte Liv nicht lange, um Viggo ausfindig zu machen. Da saß er, von den Dreharbeiten offensichtlich noch etwas außer Atem, auf einem Stuhl und sah aus, als könnte er kein Wässerchen trüben! Als er sie auf sich zukommen sah, stand er auf. “Was machst du hier?” fragte er verwundert und scheinbar nichtsahnend. Liv hielt vor Empörung den Atem an. Das war zuviel! Viggo hatte also nicht nur ihren Jahrestag vergessen, sondern auch noch sie! “Was ich hier mache?!” brauste sie auf. “Ich warte seit fast zwei Stunden darauf, dass du zum Mittagessen nach Hause kommst, was du aber nicht getan hast, obwohl du es versprochen hast!” Viggo schlug die Augen nieder und schien für einen Moment verunsichert. “Tut mir leid”, murmelte er zerknirscht. “Ich musste bis eben gerade drehen und werde auch in den nächsten Stunden nicht an eine Pause denken können.” “Und du hast es natürlich nicht für nötig gehalten, mich anzurufen, damit ich mir nicht die ganze Arbeit umsonst mache?” gab Liv sarkastisch zurück. Darauf erwiderte Viggo nichts, doch sie war sich fast sicher, einen Anflug von Schuldbewusstsein in seinem Blick zu erkennen. “Ich nehme an, du wirst noch bis in die Nacht drehen müssen und erst spät nach Hause kommen”, fuhr sie kühl fort. “Leider ja”, gab Viggo bedauernd zurück und nickte. “Gut”, erwiderte sie tonlos. “Rechne nicht damit, dass ich noch wach bin, wenn du kommst.” Ohne eine Antwort abzuwarten machte sie auf dem Absatz kehrt und ging zurück zum Auto. Innerlich aufgewühlt wie das Meer bei Sturm verließ Liv den Drehort. Sie war wütend und traurig zugleich. Was war plötzlich mit Viggo los? Man konnte fast glauben, dass er nicht mehr in ihrer Nähe sein wollte! Und er schien noch nicht einmal Gewissensbisse zu haben, weil er an ihrem Jahrestag keine freie Minute für sie übrig hatte! Niedergeschlagen beschloss Liv, in die Stadt zu fahren. Sie wollte nicht nach Hause und dort weiter ihren traurigen Gedanken nachhängen. Vielleicht würde ein Schaufensterbummel sie wieder etwas aufmuntern. Kaum eine halbe Stunde später schlenderte Liv durch die Einkaufsstraßen von Wellington, doch sie starrte nur gleichgültig in die Auslagen der verschiedenen Geschäfte. Nichts vermochte ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Auch die Aussicht auf einen kleinen Imbiss in einem der zahlreichen Cafés erschien ihr wenig verlockend, denn obwohl sie seit dem gestrigen Abend nichts mehr gegessen hatte, verspürte sie keinen Hunger. Nach diesem furchtbaren Tag war ihr der Appetit gründlich vergangen. Um die Sache noch schlimmer zu machen, sah Liv weit und breit nur glückliche Paare, die händchenhaltend spazieren gingen und Zärtlichkeiten austauschten. Oft konnte sie nur mit Mühe ein Schluchzen unterdrücken. Zum ersten Mal, seit sie mit Viggo zusammen war, hatte sie richtigen Liebeskummer und ihr graute bereits vor dem langen, einsamen Abend, der ihr zu Hause bevorstand. Mit einem Mal regte spürte Liv jedoch, wie sich heftiger Trotz in ihr regte. Sie würde heute Abend nicht weinend vor dem Fernseher sitzen! Wenn Viggo sich nichts aus diesem Tag machte, war das seine Sache. Dann würde sie ihren Jahrestag eben allein feiern! Von diesem Gedanken beflügelt fuhr Liv zu einem Restaurant etwas außerhalb der Stadt, in dem sie früher oft mit Viggo gewesen war und ließ sich dort einen Tisch reservieren. Dann fuhr sie auf direktem Weg nach Hause. Die folgenden Stunden vergingen wie im Flug. Zuerst nahm Liv ein ausgiebiges Bad, um sich zu entspannen und den Stress des Tages für eine Weile zu vergessen. Nachdem sie die Wanne verlassen und sich abgetrocknet hatte, zog sie ein neues, sommernachtsblaues und fast bodenlanges Kleid an, das sie sich kurzentschlossen in der Stadt gekauft hatte. Anschließend bürstete sie ihr Haar, bis es glänzte und steckte es hoch. Einen kurzen Moment fragte sie sich, für wen sie eigentlich schön sein sollte, doch sie schob die störenden Gedanken beiseite. Auch wenn er nicht bei ihr war, wollte sie für Viggo schön sein, denn sie liebte ihn trotz allem. Obwohl Liv sich beim Anziehen und Frischmachen nicht gerade beeilte, war sie viel zu früh fertig. Es war erst fünf Uhr und für sieben war ihr Tisch reserviert. Gerade überlegte sie, womit sie sich die Zeit vertreiben konnte, als es an der Tür klingelte. Für einen Moment durchzuckte sie die vage Hoffnung, dass es vielleicht doch Viggo sein könnte, aber gleich darauf schalt sie sich eine Närrin. Viggo hatte einen Schlüssel und würde sicher nicht klingeln! Dennoch neugierig geworden öffnete Liv die Tür und vor Verwunderung blieb ihr der Mund offen stehen, als sie sich völlig unerwartet ihrem Vater gegenübersah. Steven Tyler grinste über das ganze Gesicht und freute sich sichtlich über die gelungene Überraschung. “Dad”, stammelte Liv, als sie die Sprache wiedergefunden hatte. “Was machst du hier? Ich habe doch heute Morgen noch mit dir telefoniert.” “Ich weiß”, antwortete ihr Vater lächelnd. “Aber heute Morgen war ich schon in Neuseeland und wie du dich vielleicht erinnern kannst, hast du mich auf meinem Handy angerufen. Eigentlich hatte ich vor, euch beide erst morgen zu besuchen und euch zu eurem großen Tag zu gratulieren.” Bei diesen Worten stieg erneut eine große Traurigkeit in Liv auf. “Es gibt keinen großen Tag”, erwiderte sie bedrückt. ”Viggo hat völlig vergessen, was heute für ein Tag ist und muss bis spätabends drehen.” Steven nahm seine Tochter sanft in die Arme und strich ihr tröstend über das Haar. “Mein armer Schatz”, flüsterte er mitfühlend. “Sei nicht traurig. Jetzt bin ich ja da und ich habe auch schon eine Idde, wie wir dich wieder ein bisschen aufheitern können.” Liv sah ihren Vater fragend an, doch er lächelte nur geheimnisvoll und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Sie überlegte nicht lange, denn im Moment war ihr alles lieber, als allein zu sein. Steven fuhr mit seiner Tochter direkt nach Wellington und hielt vor einem der großen Parks, wo er das Auto abstellte. Zusammen gingen sie die verschlungenen, von der Abendsonne in goldenes Licht getauchten Wege entlang, bis sie zu einer großen Bühne kamen, auf der im Sommer Konzerte abgehalten wurden. Auch jetzt drang zu Livs Verwunderung Musik an ihr Ohr und als die Bühne in sanftes Licht getaucht wurde, sah sie dort die Band ihres Vaters stehen. Erneut sah sie Steven fragend an und wieder war ein geheimnisvolles Lächeln die einzige Antwort, die sie bekam. Doch sie hatte keine Gelegenheit, sich über das alles, was hier geschah, zu wundern, denn im nächsten Moment setzte der Gesang ein und die Stimme, die sie hörte, ließ bis ins Innerste erbeben. “When the moon would rise I’d close my eyes and dream of you and me and tomorrow’s when I’d dream again and in my dreams I’d see We’d fly away to a wonderous brand-new day and we’d sail up there so high we could touch the sky We’d fly, we’d soar just you forevermore and the stars shine in your eyes We could touch the sky you and me And we’ll dance upon the clouds and I’ll love you till I die we could touch the sky you and me” Liv wurde abwechselnd heiß und kalt, während sie der Musik lauschte. Schon als er zu singen begonnen hatte, hatte sie Viggos Stimme erkannt. Und wirklich: dort stand er auf der Bühne und sang für sie! Die ganze Zeit hielt er ihren Blick gefangen, schien ins Innerste ihrer Seele zu blicken und die Liebe zu ihr, die er besang, konnte Liv deutlich aus seinen Augen strahlen sehen. Nun war ihr klar, warum Viggo den ganzen Tag so beschäftigt gewesen war und auch, warum ihr Vater sie hierher gebracht hatte. Alle Traurigkeit, Wut und Enttäuschung, die sich in den letzten Stunden in ihr angestaut hatten, lösten sich in Nichts auf und sie fühlte sich geborgen in dem Wissen, dass Viggo sie liebte und nie aufgehört hatte sie zu lieben, auch wenn es für kurze Zeit so ausgesehen hatte. Als die Musik langsam verklang, verließ Viggo die Bühne und kam mit langsamen Schritten auf sie zu. Liv liefen die Tränen in hellen Strömen über die Wangen, doch dieses Mal waren es Freudentränen. Vor Bewegtheit war sie zu keiner Reaktion fähig. Erst als sie ihren Vater hörte, wie er ihr sanft zuflüsterte “Folge deinem Herzen”, erwachte Liv aus ihrer Erstarrung und ging Viggo entgegen. Als sie einander gegenüberstanden, ergriff er zart ihre Hand und fiel vor ihr auf die Knie. “Liv, mein Liebling”, begann er zärtlich. “Das vergangene Jahr war für mich das schönste meines Lebens. Ich weiß nicht, wie ich all die Jahre ohne dich auskommen konnte oder wie ich jemals wieder ohne dich sein könnte. Dich zu verlieren könnte ich nicht ertragen, es würde mir das Herz brechen. Durch dich ist mein Leben erst lebenswert und ich würde lieber sterben als dir wehzutun. Es gibt keine Worte, die ausdrücken könnten, wie stolz und glücklich ich bin, der Mann an deiner Seite sein zu dürfen. Du bist die Frau, die ich über alles liebe, mit der ich den Rest meines Lebens verbringen und von der ich nie wieder getrennt sein will.” Mit diesen Worten zog Viggo ein kleines, viereckiges Päckchen aus der Tasche seines Anzugs und als er es öffnete und Liv den Ring darin sah, stockte ihr der Atem. “Liv Tyler”, fuhr Viggo liebevoll fort. “Willst du meine Frau werden?” Liv hatte ihrem Liebsten mit klopfendem Herzen zugehört und war im ersten Moment unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Das kam so unerwartet für sie! Aber gleichzeitig ergab nun alles einen Sinn: Viggos Verhalten an diesem Tag, seine scheinbare Unzuverlässigkeit, seine betonte Gleichgültigkeit, einfach alles. Wie nie zuvor spürte Liv nun, dass sie Viggo von ganzem Herzen liebte und sie brauchte weniger als eine Sekunde, um sich zu entscheiden. “Ja, ich will”, antwortete sie überglücklich, zugleich lachend und weinend. Behutsam streifte Viggo ihr den Ring über den Finger, bevor er sie fest in seine Arme schloss und sie sich unter dem Jubel der gesamten Band, Steven eingeschlossen, lange und leidenschaftlich küssten. Kurze Zeit später saßen sich die beiden bei Kerzenschein im Restaurant gegenüber, genauso wie Liv es sich gewünscht hatte. Immer wieder ließ sie ihren Blick zu dem Ring an ihrem Finger wandern, als könnte sie kaum glauben, was vor weniger als einer Stunde geschehen war. Viggo hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht! Sie würde den Mann, den sie mehr als ihr Leben liebte, heiraten! Nun konnte Liv ihm auch nicht länger böse sein, dass er sie den ganzen Tag hatte sitzen lassen. Immerhin hatte er ja einen wirklich guten Grund gehabt. “Du hattest das alles von Anfang an geplant oder?” fragte sie lächelnd. “Das mit dem Heiratsantrag, meine ich.” “Ja”, gab Viggo verlegen zu. “Aber die Idee, deinen Vater um Hilfe zu bitten, kam mir erst vor einigen Tagen. Als ich ihm die ganze Sache erklärt habe, hat er sofort zugesagt und ist gestern Abend hier angekommen. Heute haben wir den ganzen Tag mit den Vorbereitungen und Proben verbracht. Ich bin nur heute Mittag ans Set gefahren, damit du mir glaubst, dass ich drehen muss und keinen Verdacht schöpfst. Natürlich tat es mir leid, dich deswegen versetzen zu müssen, aber es ging nicht anders.” “Schon gut”, erwiderte sie sanft. “Ich bin dir nicht mehr böse. Ich hatte nur Angst, du hättest unseren Jahrestag vergessen oder er wäre dir egal.” “Ein so wichtiger Tag könnte mir niemals egal sein”, erwiderte Viggo fest. “Ich könnte niemals vergessen wie glücklich du mich jeden einzelnen Augenblick machst. Ich liebe dich.” “Ich liebe dich auch”, erwiderte sie glücklich. “Mehr als alles auf der Welt.” In dieser Nacht feierten die beiden ausgiebig ihre Versöhnung, ihren Jahrestag und ihre Verlobung. Mit dem Einschlafen hatten sie es nicht eilig, denn Viggo hatte sich für den nächsten Tag freigenommen. Immerhin hatten sie nun einen Grund mehr zum feiern. Als Liv schließlich erschöpft aber glücklich in Viggos Armen lag, den Kopf auf seine warme Brust gebettet, dachte sie bei sich, dass der Tag doch ganz anders verlaufen war, als sie es sich vorgestellt hatte. Trotzdem war es für sie beide ein Tag der Liebe geworden und ein noch viel schönerer, als sie sich jemals hätte träumen lassen. ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)