Family Bonds von cu123 (~ Sequel zu Close Distance ~) ================================================================================ Kapitel 23: Kontrolle zu gewinnen, indem er sie an Schneider abgab… war auch keine Lösung" ------------------------------------------------------------------------------------------ Er verschluckte ein Auflachen. "Als ob Sie jemals eine Entschuldigung benötigen würden…", gab er dann zurück. Doch die Belustigung hielt nicht lange vor, als sein Verstand sich endlich an etwas festhalten konnte, was viel leichter zu verstehen war als die mysteriösen Worte zuvor. "Aber eine Entschuldigung, ob nun erforderlich oder nicht, war niemals das Problem, nicht wahr?" Er merkte erst jetzt, dass seine Finger einen nervösen Wirbel auf seinen Oberschenkel trommelten und er unterband die Geste rasch. "Wenn Sie einen Besuch ernsthaft in Erwägung ziehen", und Schneider würde diese Möglichkeit nicht im Scherz erwähnen, "dann haben Sie endlich die Aufräumarbeiten beendet?" Der Deutsche stieß ein amüsiertes Schnauben aus. "Soll das 'endlich' eine Form von Kritik darstellen?" Mit hochgezogener Augenbraue, dessen war er sich sicher. Er schaffte es, sein Lächeln aus dem gleichmütigen Tonfall herauszuhalten, als er antwortete. "Wie könnte ich das wagen? Ich muss zugeben, die Wortwahl ist ein rein subjektiver Ausrutscher gewesen." Was der vollen Wahrheit entsprach. Wo er ein Lachen erwartet hatte, schwieg der Ältere für einige Sekunden, die sich viel zu sehr in die Länge zu ziehen schienen. "Ja, ich konnte auch die etwas vorsichtiger agierenden Elemente identifizieren", wurde dann unvermutet auf seine ursprüngliche Frage geantwortet. "Sie mussten schließlich anfangen zu handeln, bevor sich das Fenster schließt und ich meine Machtposition völlig festigen kann." Er nickte unwillkürlich. "Was Sie natürlich nicht davon abgehalten hat, dies trotzdem zu tun." Himmel, Schneider hatte Jahre und Jahre für diesen Moment geplant, wie sollte da jemand mithalten können, der vom Tod der Ältesten völlig überrascht worden war? Nun lachte Schneider doch. "Nun, natürlich nicht." "In dem Fall sind Sie jederzeit hier willkommen." Allein der Gedanke ließ Hitze durch ihn fließen. Er würde seinen Körper wohl niemals davon überzeugen können, den Deutschen nicht zu vermissen. Finger fuhren durch schwarze Haare, bevor er ein erschöpftes Lächeln hinter seiner Hand verbarg, als er flüchtig an Ran denken musste. Anscheinend half auch diese Strategie nicht. "Hm, ich werde sehen, was sich einrichten lässt. Aber auch wenn wir bei diesem Punkt angelangt sind, nehme ich nicht an, dass du deswegen angerufen hast." Und auch nicht, um sich zu beschweren. So verrückt war er nicht. Das hatte nur dafür gesorgt, dass er nicht länger hatte warten wollen… Fügte er dann der Ehrlichkeit halber diesem Gedankengang hinzu. Die Ironie hielt sich nicht lange, als das Bild eines Kindes vor seinem inneren Auge auftauchte. Und er konnte sich nicht entscheiden, wen genau er da vor sich hatte. "Bradley, ist er…" Aus irgendeinem Grund konnte er nicht weitersprechen. Was Schneider nicht davon abhielt, ihn trotzdem zu verstehen. "Ein Talent? Ich habe ihn diskret testen lassen. Und soweit man das in seinem Alter bereits abschätzen kann, scheint er vollkommen normal zu sein." "Ich kann nicht behaupten, dass ich von dieser Nachricht enttäuscht wäre." Denn auch wenn Schneider jetzt das Sagen auf Rosenkreuz hatte, war er sich nicht sicher, ob jemandem die Ausbildung dort antun wollte, der… Familie… war. Was ihn allerdings daran hinderte, wirklich erleichtert zu sein, war ein Anflug von Misstrauen, der sich hartnäckig hielt. "Du musst dir keine Sorgen machen." Als hätte Schneider über die halbe Welt hinweg seine Gedanken gelesen. "Ich habe keinen Grund, dich anzulügen." Das… war wahr. Schneider hatte es nie nötig gehabt, zu lügen, der Ältere konnte ihn auch so ohne Schwierigkeiten manipulieren, an seinen Strippen ziehen, als wäre er eine Marionette. Aber wenn das hier der Fall wäre, hätte er keine so klare Aussage erhalten. Der Gedanke half ihm, sich wieder zu entspannen. Und wieder entging das Schneider nicht, der sich nicht mit weiteren Versicherungen aufhielt. "Wie sehen deine weiteren Pläne aus?" Ohne größere Schwierigkeiten konzentrierte er sich auf das neue Thema. "Nun, Stan hat mich zu ihrem Silvesterball eingeladen. Ich werde also mit Schuldigs Hilfe hinter mir aufräumen und dann verschwinden." Schneiders Schweigen daraufhin trug eine klare Frage in sich. Die, die ihm Schuldig schon gestellt hatte. Die er sich selbst schon gestellt hatte. Er fühlte sich plötzlich sehr müde, daran erinnert, warum er keine wirkliche Antwort darauf kannte. "Ich kann Ihnen schlecht sagen, ob das meine endgültige Entscheidung ist, wenn ich derzeit gar nicht frei entscheiden kann." Ohne auch nur zu versuchen, den Vorwurf aus seiner Stimme herauszuhalten. Denn auch wenn er verstehen konnte, warum Schneider so gehandelt hatte, hatte er gedacht, diese Zeiten wären vorbei. Und im Moment hatte er keine Lust auf den Teil von sich zu hören, der nicht nur verstand, sondern auch zustimmte. Eingedenk dessen, wie er früher einmal reagiert hatte, als es um seine Familie ging, wollte er nicht noch einmal so durch seine eigenen Emotionen kompromittiert werden. Doch Kontrolle zu gewinnen, indem er sie an Schneider abgab… war auch keine Lösung. Bloß dass Schneider das anders sehen würde, natürlich. Kurz schweiften seine Gedanken in gerade unerwünschte Bahnen ab, an solche Momente, da es ihm nicht besonders viel ausmachte, dem Deutschen die Kontrolle zu überlassen, da wurde er durch Schneiders Stimme gerettet, die ihn wieder in die Gegenwart zurückholte. "Gut, du wirst schließlich die Gelegenheit erhalten… unbeeinflusst… darüber nachzudenken. Und falls du ihn nicht aufgeben willst, werde ich ihnen persönlich einen entsprechenden Block verpassen, damit du ungehindert kommen und gehen kannst." So einfach konnte das sein. Egal, dass es allen Regeln widersprach. Und da sich die Möglichkeit nun vor ihm ausbreitete, hatte er plötzlich das unbestimmte Gefühl, dass er nicht nach ihr greifen werden würde. Schneider ließ ihm genug Zeit, diese Erkenntnis einsinken zu lassen, schien dann wieder zu lächeln. "Gehe so vor, wie du es geplant hast. Für den Moment ist es die beste Lösung. Und jetzt geh schlafen. Ich melde mich, wenn Herr Hoffmann die Reisepläne fertig hat. Auch wenn es etwas dauern könnte, du weißt ja, meine Zeit gehört nicht nur mir." Damit war nur noch Stille am anderen Ende und er trennte die Verbindung ebenfalls. Es war Schneider anscheinend Ernst mit dem Besuch. Er hoffte auf einmal, dass Hoffmann sich nicht zu viel Zeit lassen würde. Erst als er das Handy weglegte, fiel ihm der Schatten auf, der im Türrahmen stand und dort nichts zu suchen hatte. Wenn es nicht ausgerechnet Schneider gewesen wäre, der ihn so abgelenkt hatte, dass er seine Umgebung völlig vergaß, wäre er etwas verärgerter mit sich selbst gewesen. So aber… Er nickte Nagi zu, eine stumme Einladung, näher zu kommen. Und da es sich um den Jungen handelte, lohnte sich die Frage nicht, wie dieser eigentlich hereingekommen war. Nagi bewegte sich nur langsam, dafür aber zielsicher, trotz der unzureichenden Lichtverältnisse. Zum Schluss nahm der Jüngere ebenfalls auf der Couch Platz, die Beine angezogen und die Arme um die Knie geschlungen. "Solltest du nicht längst im Bett sein?", erkundigte er sich leise, als Nagi keine Anstalten zeigte, von sich aus zu sprechen. "Ich konnte nicht schlafen. Und da du auch noch wach warst…" Ein knappes Schulterzucken, bevor sich die dunkelblauen Augen verengten. "Du hast mit _ihm_ telefoniert." Keine Frage. "Du willst, dass Herr Schneider herkommt, oder?" Nagi schien davon nicht allzu viel zu halten, dabei hatte dieser niemals unter der Rigide des ehemaligen Direktors leben müssen. Wahrscheinlich hatte Schuldig abgefärbt… Amüsement zog unwillkürlich seine Mundwinkel nach oben, bevor er mehr auf Nagis Einstellung als auf dessen Frage antwortete. "Ich würde ja sagen, dass du zu jung bist, um das zu verstehen. Aber das bist du gar nicht, nicht wahr?" "Sehr witzig", vermeinte er ein Murmeln zu hören, aber er konnte sich nicht ganz sicher sein. Und mehr schien Nagi dazu auch nicht sagen zu wollen. Vielmehr kam der Jüngere endlich auf den Punkt zu sprechen, der diesen wohl erst herübergetrieben hatte. "Bleibt es dabei? Nur noch dieser Silvesterball und dann können wir das hier abhaken?" Es war nicht schwer herauszuhören, welche Antwort Nagi haben wollte. Wie Schneider es gesagt hatte. Nagi war interessiert gewesen. Hatte es gesehen und letztendlich geurteilt, dass keine Gefahr drohte. Der Telekinet hatte sich damals schnell und willig für Schwarz entschieden und ganz sicher keinen Grund gehabt, jemals dem was gewesen war nachzutrauern. Nachdenklich musterte er Nagi. In derselben Situation, mit der Möglichkeit, seine Vergangenheit wieder zu treffen, hätte der Jüngere wohl nicht danach gegriffen. "Höchstwahrscheinlich", erwiderte er schließlich langsam. Sein Blick wurde für einen Moment gehalten, dann nickte Nagi zufrieden. "Du bist nicht ernsthaft von einem anderen Ergebnis ausgegangen, hm?" Wieder ein knappes Schulterzucken. "Ich konnte es nicht ausschließen. Aber es hätte nicht zu dir gepasst. Das hier ist dein Leben, nicht… so etwas…" Mit einer Mischung aus Abfälligkeit und Unbewegtheit, mit der sich der Jüngere ausgesprochen wohl zu fühlen schien. Ja, Nagi schien diesen winzigen Anfall von Unsicherheit überwunden zu haben. Innerlich schüttelte er den Kopf. Da hatte er die ganze Zeit mit sich selbst um eine Entscheidung gekämpft und war nie auf die Idee gekommen, dass der Rest von Schwarz genauso beeinflusst werden würde. Was letztendlich ausgesprochen nachlässig von ihm gewesen war, wie er ganz sicher nicht laut zugeben würde. Nach außen hin zeigte er nur ein schmales Lächeln. "Dem kann ich nicht widersprechen. Und jetzt geh schlafen", wiederholte er dann den Ratschlag, den er gerade erst von Schneider zu hören bekommen hatte. Der Telekinet gab seine Haltung in einer geschmeidigen Bewegung auf und kam genauso mühelos auf die Beine, zweifellos unterstützt von dessen Talent, auch wenn ein unbeteiligter Dritter nicht den geringsten Verdacht geschöpft hätte. "Es sind noch ein paar Tage bis Silvester", wurde dann demonstrativ festgestellt. "Das habe ich nicht vergessen", gab er mit einer hochgezogenen Augenbraue zurück. "Aber vielleicht hast du vergessen, dass wir hier sind, um Urlaub zu machen." Ein schmales Lächeln löste seine Geste zuvor ab. "Nachdem Schuldig bereits Wünsche geäußert hat, wie wäre es, wenn wir mal etwas tun, das dir gefällt?" Nagi neigte den Kopf, als würde dieser nicht ganz verstehen. Was wirklich nicht so verwunderlich war, schließlich hatte der junge Japaner selten die Gelegenheit gehabt, seinen eigenen Wünschen nachzukommen. Dann aber wurde sein Lächeln erwidert und er erhielt ein abgehacktes Nicken. "Ich werde morgen früh sehen, was sich so finden lässt." Er blieb noch eine Weile sitzen, nachdem Nagi wieder in sein eigenes Zimmer verschwunden war, blickte in das ungewisse Dämmerlicht, in das der Raum gehüllt war, nur von ein paar Lampen draußen erhellt. Schließlich hielt er die Stille nicht mehr aus und kam ebenfalls auf die Beine, bedeutend langsamer als Nagi zuvor. Er fühlte sich… erschöpft. Emotional mehr als körperlich und war das nicht seltsam, wenn man bedachte, dass Schneider seine Emotionen so gut unter Kontrolle hielt? Langsam begab er sich zum Schlafzimmer, blieb im Türrahmen stehen, um von dort Rans Bett zu mustern. Was er nicht erwartet hatte war das Augenpaar, das seine Musterung erwiderte. "Ran, sag bloß, du kannst auch nicht schlafen." Seine trockene Stimme sorgte dafür, dass der Jüngere sich aufsetzte und durch die roten Haare strich. "Ich habe geschlafen, denke ich. Jedenfalls für eine Weile. Und dann… warst du nicht da…" Seine Mundwinkel kurvten leicht nach oben, bevor er die wenigen Meter hinter sich brachte, die ihn vom Bett getrennt hatten. Gleich darauf saß er neben Ran, der die Gelegenheit nutzte und Finger um sein Handgelenk schloss. Ein leichter Zug wurde ausgeübt, dem er nicht widerstand und über Rans Gesicht flog ein Lächeln, als er schließlich neben ihm zu liegen kam. Die Hand hielt ihn weiterhin fest, doch wenn er gehofft hatte, dass das Ran reichen würde, hatte er sich geirrt. Denn statt die Augen zu schließen und brav weiterzuschlafen, reichte die freie Hand nach seinem Schlafanzugoberteil, begann Knopf um Knopf zu lösen. Er erlaubte seinen Lidern, sich halb zu senken, was Ran tief einatmen ließ. "Wirklich?", fragte er dann gedehnt. Ein halb hitziger, halb unsicherer Blick traf ihn daraufhin und damit war es nicht schwer zu verstehen, was das Ganze sollte. Natürlich hatte Ran mitbekommen, dass er mit Schneider telefoniert hatte und nun wollte der Jüngere sich… seiner vergewissern. In braune Augen trat erwidernde Hitze, als er mühelos Rans Griff brach und sich auf ihn rollte. Praktischerweise war der Jüngere noch nackt, was Ran in diesem Moment auch einzufallen schien und prompt färbten sich dessen Wangen. Er presste sich etwas mehr gegen Ran und das schien dessen Anflug von Schüchternheit zu vertreiben, denn als nächstes wurden beide Arme um seinen Hals geschlungen. Rans Lippen waren warm, als sie nach seinen suchten, doch noch wärmer waren dessen Schenkel, die jetzt gegen seine Seite gepresst wurden. Er lächelte in ihren Kuss hinein, ließ seine Finger gleichzeitig über die Rippen des Jüngeren spielen. Der daraufhin gleichzeitig zurückzuweichen und sich näher an ihn zu pressen versuchte. Sein Lächeln wurde ausgeprägter. Rans Reaktionen machten es so einfach, sich in dem Jüngeren zu verlieren. Und genau das tat er dann auch. ~TBC~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)